Romantische Landschaft mit Menschenopfer

Romantische Landschaft mit Menschenopfer
Weißt Du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt...

Sonntag, 13. Dezember 2009

Klärung einiger Grundbegriffe 
25. 03. 2004

„In jedem Zeitalter rekrutieren sich die Obskuranten vor allem aus der Mehrheit derjenigen, die die dominierenden Methoden praktizieren. Heute herrscht die wissenschaftliche Methodik, und die Obskuranten sind Wissenschaftler“ (Alfred North Whitehead, Die Funktion der Vernunft, Stuttgt. 1974, S. 38)

‚Relation’ ist die zentrale Kategorie einer Sozialwissenschaft, die ihren Wirklichkeitsbegriff gegenstandsangemessen entwickeln können will. Individualität, Identität, alle Entitäten der Soziologie sind Schnittpunkte von Relationen, Verdichtungen, Kristallisationen, Vergegenständlichungen, die zu Strukturen geronnen, Ausgangspunkt für weitere Prozesse sind, in denen sie als Durchgangspunkte, Modulatoren und Filter oder Verstärker, als Schalter, Gatter (logisch) oder Widerstände, Verteiler usw. fungieren. Vergleich mit Neuronalen Netzwerken. Technologische Gesichtspunkte in der allgemeinen Form kybernetischer Vorgänge. Die Gesamtheit ist vernetzt. ‚Jeder ist mit jedem um fünf Ecken bekannt’. Die organischen Substrate werden in den Relationen, in die sie eintreten ausgeformt. Subsystemgrenzen = Membranen.

Ich kann auf diese Weise das durch eine bestimmte Rezeptionstechnik, die ich absorptiv nennen möchte, und von der Habermas ein Beispiel ist, entstandene unübersichtliche gewordene terminologische und Konzeptionsdickicht lichten. Rückführung auf eine einheitliche Terminologie, die die Bedeutungsgehalte der miteinander in diffuse Gemenge‑ und Mischlagen einander gleichgesetzter und teils überlappender oder kongruenter verschiedener Terminologien aus verschiedenen Theorien unterschiedlicher Reichweite vereinfachen, und damit eine bessere Übersicht über den nicht mehr überschaubar gewordenen Stand der Theoriebildung ermöglichen. Aus den USA kommende Gewohnheit, Konkurrenzprodukte durch Erfindung neuer Terminologien per design zu kreieren und auf den teils privatisierten Bildungs‑Markt zu bringen, bildungsmarktspezifische Konkurrenzen, bei denen es um viel Geld geht, machen die Rezeptionstechnik von Habermas unmöglich, die auf ein Minimum von einheitlichen Grundlagen in der Diskussion und auf ein allen Akteuren gemeinsames Streben nach Übereinstimmung angewiesen ist, und von dem marktrationalen Bestreben nach profitabler Divergenzerzeugung sabotiert wird.

Es bedarf dieser Klärung, weil erst aus dem - erneut geklärten - Verhältnis ihrer Bedeutungen zueinander überhaupt eine Konstruktion denkbar wird, die die Art der Betrachtung deutlich werden lassen kann, die dem durch sie hindurch gemeinten oder mittels ihrer neu erschaffen Objektbereich – einem intelligiblen Objekt, das man weder einerseits als Gedankending noch andererseits einfach als materielle Struktur oder gar Gegebenheit betrachten oder damit verwechseln darf.

Ereignis, Tatsache, Verhalten, Handeln, Interaktion, Kommunikation, Lernen, Anpassung, Assimilation, System: Grenzerhaltung, Stabilisierung, Umweltbeobachtung, Macht, Identität, Wahrnehmung, Beobachtung, Interpretation, Urteil, Verstehen, Erklären. Zeit, Raum, Kontinuum, Ort Einheit, Identität, ‚Materie’. Alles nicht im ‚naiven Sinn’ zu verwenden.

Der Spielbegriff, Sprachspiel bei Wittgenstein, Vorsprachlichkeit des Denkens gegen den Universalitätsanspruch der Hermeneutik, auch in der bei Habermas und der Psychoanalysevariante vorliegenden Form. Rollenbegriff kritisch ablehnen. Theater ist eine Täuschung, wenn und wo sie ins Leben gerät. Homo oeconomicus als unangemessene utilitaristische Konstruktion. Verwicklung in Spiele. Wittgenstein. Was, wenn – wie bei Kindern zu beobachten, sie am Zuge sind, und ziehen sollen, weil sie ‚dran’ sind, aber weder das Spiel überblicken, sein Regelwerk nicht in einen Kalkül einsetzen können und entsprechend keinen Plan haben. Was heißt dann Motiv in einem Zwangszusammenhang, und was ist der Unterschied von Verhalten und Handeln. Handelt der, der einen Plan hat, während der der nur zieht, weil er dran ist und am Zuge sich verhält? Das würde die Unterscheidung ‚nach Innen’ verlegen. Oder verhalten sich beide weil und sofern sie ein Beobachter so einstuft, als sich Verhaltende, also ohne Rücksicht auf ihr – inneres – ‚Motiv’ oder, das was sie ‚denken’ oder auf Befragen ‚erklären’, und als Handelnde, weil und wenn sie der Beobachter als so oder so bewusst oder unbewusst ‚Motivierte’ auffasst, ist also der Unterschied von Verhalten und Handeln abhängig von den Voraussetzungen, die der Beobachter macht in Bezug auf den Beobachteten? Ist hier eine Entscheidung über die Zurechnung überhaupt möglich derart, dass man unabhängig von dem Beobachter dem Beobachteten einen ‚Beweggrund’ dessen, was er ‚agiert’ zurechnet? Ist die Selbstbeobachtung entscheidend und gegenüber dem Beobachterstandpunkt privilegiert? Oder ist es umgekehrt? Welche Folgen hätte das eine oder das Andere langfristig, etwa politisch betrachtet? Ist eine von kompetenten Fachleuten, die dafür staatliche Lizenzen erworben haben, und damit in ihrer gesamten Sozialisation vom Staat abhängig waren, diese Abhängigkeit also in einem Sinne verinnerlicht haben dürften, dass sie ihnen eigentlich gar nicht mehr bewusst werden kann, oder wenn, dann nur im Sinne einer mit einem ‚Na und? zu quittierenden Bagatelle ohne Belang für das was sie denken, wie sie meinen dürften, eine in diesem Sinne ‚verstandene’, erklärte’ und ‚interpretierte’ Gesellschaft als Subjekt einer demokratischen Herrschaftsform eigentlich noch reales oder auch nur mögliches Subjekt einer wirklichen demokratischen Form der Herrschaft, wenn sich zeigen lässt, dass dies auf eine Enteignung des Bewusstseins hinausläuft und auf eine in der Erziehung angelegte Verhinderung der Ausbildung eines dem Stand des verfügbaren Wissens Urteilsvermögens hinausläuft?

Die sozialtechnologisch befriedete Gesellschaft kommuniziert nicht. Sie ist kein mögliches Subjekt einer verwirklichten Demokratie, sondern Wirtschaftsgut eines industriellen Feudalismus, der die demokratische Fassade stehen lässt, weil er sich auf Methoden der systematischen Entmündigung versteht, die deren Text ohne Weiteres unterlaufen, in der Tendenz auf einen Cäsarismus. Dieser wird von einer Prätorianergarde gewählt, die Majorität der Population ist in die Apathie getrieben und auf Nebensachen abgelenkt, Massenmedien, Ficken, Fressen, Saufen, Schlafen, Malochen, Sozialarbeiterprobleme, Kriminalität, Autofahren, Drogenkonsum, Selbstmord oder Selbstmordattentat, Abenteuerreisen, Urlaub, Konsum, Fernsehen, Wahnsinn und Anti‑ oder Asoziales Verhalten stehen als interessante Abwechslungen zur Wahl. Eine Verständigung gibt es unter den Bedingungen einer als ‚Individualismus’ firmierenden Vereinzelung der Individuen nicht, ein Produkt der Interessen der Großbürokratien und eine heimliche Form der totalitären Herrschaft, die darauf baut, die Individuen zu isolieren, während die Organisationen als geballte Macht jedem einzelnen gegenüber auftreten. Kommunikationstheorie und Hermeneutik, zumal unter den Bedingungen, unter denen Habermas zugleich verantwortungslos die Last der missglückten Sozialisation auf die Familie ablädt und die geglückte zur Regelkarriere in einer Großorganisation umdeutet, Theorie der kommunikativen ‚Kompetenz’, Wahrheitstheorie des Konsens ein Unsinn. Habermas Soziologie ist von Anfang an als Staatstheorie angelegt. Der Einzelne hat keine Bedeutung. Meisterdenker, von ganz oben. Der Souverän bin ich, sagt jeder Satz dieser Theorie, die alle duckt und subsummiert, am naivsten noch in ‚Student und Politik’, in der schon der Gegensatz zwischen dem vereinzelten Einzelnen, dem der Herr die ganze Verantwortung auflädt, um ihn wenig später als möglichen Linksfaschisten zu verdächtigen und hängen zu lassen, ganz wie die Politik, mit der der zum Gebrauch seines Urteilsvermögens Aufgeforderte ‚Student’ zusammen stößt ohne dass man ihm sagt, mit wem er zu tun bekommt. Das vermittelt ihm dann schon das Urteilsvermögen, von dem er auf eigene Verantwortung Gebrauch gemacht hat. Die soziologische Hermeneutik hängt anthropologisch und materiell in der Luft. Sie hat keinen Boden unter den Füßen. Die Denaturisierung des Menschen im Namen seiner Nicht-Festgestelltheit ist eine fallacy of mmisplaced concretness.

Die Wahrnehmung bereits ist ein auf denselben materiellen Grundlagen wie ihr Inhalt als das Wahrgenommene beruhender Vorgang, und zwar ganz ohne Rücksicht auf die Frage, ob das Wahrgenommene sich außerhalb des Wahrnehmenden oder innerhalb seiner befindet. Diese Frage ist falsch gestellt. Es gibt eine basale strukturelle Gleichheit der Grundlagen der Wahrnehmung und der Grundlagen, die sie ermöglichen, in der Form der Sinneswahrnehmung, und dem Wahrgenommenen als einem Objekt. Das, was sie zu einer auch analytisch nicht auflösbaren Einheit verschweißt, ist das Ereignis, in dem sich die Relation realisiert, und die Differenz aufhebt. Insofern ist das Ereignis die Grundlage der Sozial‑ und Erkenntnistheorie.


Der Zusammenhang der Begriffe ist zu klären. Ihr Zusammenhang ist sachlicher und sprachlicher Art. Ist der sprachliche Charakter dieser sachlichen Zusammenhänge sekundär, die Sprache Medium ihrer Darstellung, also letztlich in gewisser Weise lediglich ein Reflex, als Ausdruck, der sich z. B. von dem Was des Ausdrucks so unterscheidet wie das elektronische Dokument in einem Computer sich von seiner auf Papier gedruckten Form unterscheidet?

Was ist eigentlich das Typische am Dasein eines in einem Computer existierenden Textes? Wie unterscheidet sich diese Existenzform von der, die dieser Text hat, bevor er niedergeschrieben wurde? Ist der Text vor seiner Niederschrift irgendwie schon existent? Irgendwie zweifellos. Er geht einem im Kopf herum. Ist diese Form einer Art von Gedankenwolke dem dann niedergeschriebenen Text irgendwie ähnlich? Falls ja, worin besteht diese Ähnlichkeit?

Bei der Arbeit am Text kann man stets bemerken, dass man mit dem Ausdruck ‚ringt’, wie das im Volksmund heißt. Was ist die Eigenart dieses ‚Ringens’? Doch ein Vorgang, bei dem etwas Widerständiges, das sich dem, was man im Kopf hat, sich nicht ohne Weiteres dem fügt, was man damit tun will. Das Ungenügen, das einen eine ‚gefundene’ oder ‚gewählte’ Formulierung verwerfen lässt, oder derart ansehen, dass ‚der Gedanke’ weitertreibt, sie zu ergänzen sucht, oder umzuformen, die einen erneut ansetzen lässt, um ‚das Gemeinte’ in Übereinstimmung zu bringen mit dem Ausdruck, ist es nicht ein Hinweis darauf dass (1) die Sprache nicht die primäre Form des Gedankens ist, und (2) der Gedanke sich mithin von seiner sprachlichen Form unterscheidet und ihr gegenüber präexistent ist, das Primäre gegenüber dem sprachlichen Ausdruck?

Andererseits: Ist nicht auch die Rückwirkung, die der Anblick – weit mehr als das erneute Hören des Gesagten – des sprachlichen Ausdrucks in der Form des Bildes, der Abbildung des Gedankens auf diesen ausübt, selbst ein wesentliches formatives Element, so als müsste der Gedanke durch einen Trichterhals hindurch, bei dem er erst kondensiert aus einer ‚Wolke’, einem Nebel in die Form der materiellen, diskreten Entitäten, die die Schrift und die Laute, die Worte und Sätze umsetzen und auskristallisieren lassen, so dass erst daran überprüfbar wird, was die Wolke an Spannungen und Turbulenzen, Ladungen und Asymmetrien in sich aufgeladen hatte?

Ist so gesehen die Umsetzung in die sprachliche Form eine Art von kontrollierter Entladung in einem technischen Arrangement, in dem die Entladung dosiert, domestiziert und gesteuert werden kann, indem sie sich unaufhörlich in das sich entlang der Worte, Laute und Buchstaben in die Ordnung, das Prokustesbett der grammatisch-syntaktischen Form einfügt, die den Bedeutungen greifbare Gestalt und eine gewisse Stabilität sowie eine diskrete Gestalt, also auch eine Grenze und Kontur gibt, die sich dem in Stärke und Richtung ständig schwankenden Fluss entgegensetzt als Brechungsmedium und Gefäß, an und in dem sich dieses Schwanken zu einer wenn auch durch die Externalisierung dem Bewusstsein entfremdeten Produkt formt, in dem sich der Gedanke, seiner Unbestimmtheit, und damit seiner unerschöpflichen Potentialität beraubt zwar, aber dafür in der Form eines materiellen Produkts gegen den Hintergrund der Zeit, in dem das Ereignis des Gedankens sich unablässig selbst überrollt und überholt, umformt und auflöst sowie sofort neu formt, die Gestalt eines Produkts gewinnt, das sich diesem Fluss der Zeit, vielmehr diesem sich selbst unablässig umformenden Ereignis, das das Bewusstsein ist – das insofern im Übrigen nur die ‚uns’ oder vielmehr sich selbst in der unmittelbaren Reflexion greifbar werdenden Wahrnehmung seiner selbst ist, und an dem als ‚Wahrnehmung’ dem Bewusstsein, das diese Wahrnehmung ist, nur der Reflex seiner eigenen Materialität, die die Bewegung der Elektronen und die physiko-chemischen Prozesse des zentralnervösen Systems greifbar wird.

Bewusstsein wäre demnach diejenige emergente Eigenschaft des zentralnervösen Systems, die ihm die physiko-chemischen Vorgänge unmittelbar in einer Wahrnehmung vorstellt. Das ist indessen zu traditionalistisch. Die Benutzung der bekannten Termini aus dem Duden für Wissenschaftler steht hier dem Gemeinten im Wege. Die eingespielten Bedeutungen der Termini sind nicht geeignet, das Gemeinte zu bezeichnen, indem sie es mit unangemessenen Konnotationen überwuchern, die den Ausdruck ständig wieder in die Bahnen des kristallisierten Klischees eines ‚eingespielten Verständnisses’ zurückleiten. Daran ist ersichtlich, wie die Sprache – nicht als Syntax und nicht als Grammatik, sondern in ihren semantischen und pragmatischen Eigenschaften zunächst dem im Wege steht, jetzt in einem negativen Sinn, in dem sie aufgrund eines Automatismus, der sich aus ihrem ‚öffentlichen Charakter’ ergibt, den Sinn des Gesagten stets wieder zurückzulenken versucht auf die Vergangenheit des Bewusstseins, seine Hinterlassenschaften im kollektiven Gedächtnis, auf deren Hintergrund sich das Gemeinte dann nicht oder kaum anders als durch die mit unendlicher Mühe und im ständigen Kampf gegen die Tücke der eingespielten Bedeutungen erkämpfte Nuance, eine Winzigkeit abzuheben vermag. Dabei ist der ‚Hintergrund’ keineswegs ‚einfarbig’. Dann wäre es einfach. Man könnte die endlich hergestellte und gegen den Widerstand der Semantik – Die doch auch eines der Instrumente ist, die man gebrauchen muss, wenn man von den Möglichkeiten, dem Potential der Kunst einmal absieht, ebenso wie von dem Potential der Künstler, die mit diesem Potential so oder so, mehr oder weniger von einem Gedanken beseelt und einer Technik unterstützt, und mit mehr oder weniger Zielbewusstheit und dem Glauben an ein Etwas, das ihrer Beharrlichkeit jene Dauer verleiht, die sie immer wieder dazu anspornt, davon auszugehen, dass die Spannung, die die Elektronenwolke ihnen mitteilt, die sich in dem System bildet, das das Gehirn ist, einen nach der Vergegenständlichung in einer Materie strebenden konturierbaren Impuls darstellt, in der er eine gewisse Dauer über den Augenblick hinaus erlangt, so dass eine Reihe von aufeinanderfolgenden Umformungen zu einem aus einem sich ständig umformenden Kontinuum heraus sich zur Einheit einer Form gestaltenden Objekt bilden kann, umzugehen versuchen. – sich mit ihrer Hilfe durchgesetzte Nuance der Bedeutung auf einem wenig ‚rauschenden’ Hintergrund recht gut erkennen. Dann wäre es mit einer Geste getan, die diese Nuance setzt, wie ein Maler einen ersten Farbtupfer auf einer grundierten Leinwand setzt, um damit aus dem Dunkel eines noch lichtlosen, also keine Unterschiede sichtbar werden lassenden, aber schon vorbereiteten Schöpfung ein erstes erkennbares Objekt auftauchen zu lassen, um dessen sogleich zum Konzentrationspunkt werdendes Zentrum sich alles andere als auf diesen Punkt bezogene Potentialität ordnet. Inmitten einer ausdifferenzierten Schöpfung, wie es das Universum der Bedeutungen ist, das auf der tiefengrammatischen Struktur der Sprache aufsetzt nach Äonen der menschlichen Entwicklungs‑ bzw. Kulturgeschichte im weitesten Sinne, in dem Kultur und ihr angebliches Gegenteil, die Gewalt und die Barbarei die Einheit eines Vorgangs bilden, von dem nicht so ohne Weiteres schon feststeht, dass diese unaufbrechbare Einheit, die in Termini wie ‚Fortschritt’, ‚Modernisierung’, Globalisierung’ gern euphemistisch verleugnet wird, wie auch in den ‚arbeitsteilig’ gerechtfertigten und ‚analytisch’ begründeten Segmentierungen eines Betriebs, in dem sich einer auf die Technik, der andere auf die Wissenschaft, der Dritte auf die Politik, wieder andere auf Wirtschaft, Gesellschaft, Staat, Religion, Kultur, Macht, Kommunikation, Sprache, Geschichte, Innen‑, Außenpolitik usw. beschränkt, stets vorläufig, wie es heißt, und desto unwiderruflicher und endgültiger – auseinander gelegt ist nicht nur in den Gegensatz von ‚alltäglich-lebensweltlicher’ und der Betrachtung durch die dafür im Namen der von ihnen bevormundeten ‚Menschheit’ lizensierten Experten, sondern auch durch einen Perspektivismus beherrscht wird, in dem sich auf merkwürdige Weise eine Verabsolutierung der jeweiligen Perspektive und des Anspruchs mit einem ebensolchen auf kollektive Nivellierung hinwirkenden, dem ersteren entgegen gesetzten begegnen, während die daraus sich ergebenden unauflösbaren Spannungen im Medium der Sprache (hauptsächlich, aber u. a.) ausagiert werden, in einem solchen Universum von Bedeutungen, das ständig in einem diffusen Interim zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart – alles auf die jeweilige Gegenwart bezogen, eine Konstruktion, die sich bei genauem Hinsehen im Fluss der Ereignisse als Schein erweisen muss - hin‑ und herschwankt, nicht anders als die ‚Inhalte’ des Bewusstseins, das auf dem Fluss einer Elektronenwolke schwimmt, ist die Wahrnehmbarkeit der Nuance, die die signifikante Abweichung markiert, auf der alle Entwicklung beruht, in unablässigem Kampf mit den Kräften, die Bedeutung unter Bezug auf ihre festgestellten Merkmale, mithin normativ einzuholen versuchen, gegenüber den weitaus schwächeren Kräften, die aus der systematischen Abweichung von der normativ und in diesem Sinne konservativ zu verstehenden Eigenträgheit des Systems der Bedeutungen die Innovation, die Entwicklung hervorzutreiben versuchen. Das kann man sich kaum als ‚Willensakt’ der beteiligten Akteure vorstellen. Es ist vielmehr dasjenige an den bekannten Strukturen, das sich am Ergebnis als emergente Eigenschaft ablesen lässt und insofern Potential jeder materiellen Konstellation ist, die das Universum aufgrund seiner allgemeinen Eigenschaften ‚bereit hält’, ohne dass sie indessen schon je am Stand der Dinge ablesbar wären. Greifbar wird eine Entwicklung und ihre qualitativen Besonderheiten, die ihre Ergebnisse von dem abheben, von allen ihren Komponenten, aus deren Konstellation sie sich dennoch ergeben, stets erst im Nachhinein. Insofern wirkt Emergenz unvorhersagbar. Wer wollte das Leben aus der Physikochemie der Elemente vorhersagen, so wie sie sich heute dem wissenschaftlichen Beobachter darstellen? Wer aus dem Zustand des Universums ‚kurz nach’ dem Ereignis seiner Entstehung die Elemente, und wer aus dem Zustand vor dem Ereignis – oder als ‚Ereignis’ vorgestellten – seiner Entstehung diese Entstehung? Und wer würde den Menschen vorhergesagt haben wollen bevor es ihn oder eine seiner Vorstufen gab, oder auch aus einer seiner Vorstufen?

Es bedarf aber zunächst, bevor Folgerungen aus nur ungenügend dargestellten Voraussetzungen gezogen werden, zunächst einer Neuordnung bzw. Klärung der Bedeutung und der Ordnung der verwendeten Begriffe.

Das mag so überflüssig erscheinen wie ein Kropf. Kann man meinen. In der Tat bestand mein Hauptirrtum darin, dass ich unablässig versuchte, im unerschütterten Vertrauen auf die eingespielten Bedeutungen, die ich meinte, lediglich übernehmen zu müssen, schon aus Pietät und Respekt den kulturellen Vorgängern und ihren doch auch nicht einfach zu ignorierenden Leistungen gegenüber, die einfach beiseite zu setzen doch auch ungeheuer arrogant sein kann – den Verdacht hegte ich mir selbst gegenüber, meinte aber auch, etwas schuldig zu sein oder überheblich, was nur eine andere Art ist, sich zu verschulden – und dem Gekrähe des Zwergen auf den Schultern des Riesen entspräche, wenn es nicht Anlass, begründeten Anlass dazu gäbe, eine Neuordnung vorzunehmen, die die von den Vorgängern, deren Gesamtheit als Kultur und Überlieferung dem Bewusstsein entgegentritt und als Aufforderung, sich angesichts ihrer und in Kenntnis dessen, was andere, vielleicht klügere Köpfe schon gedacht haben, geleistete Arbeit nicht einfach als belanglos abtut. Die Verpflichtung, die sich aus den Annahme einer solchen Haltung ergibt, scheint allerdings kaum erträglich, wenn man den Wissensbestand gegen die Länge eines Menschenlebens und die Forderungen eines postaristokratischen Qualifikationsbetriebes abwägt, der mit der Muße auch die Freiheit zur Forschung hat verschwinden lassen bzw. das damit verbundene soziale Risiko rücksichtslos und blind und zu Recht oder Unrecht faktisch zu einer privaten Angelegenheit erhebt.

Es ist dann kaum zu begrüßen, wenn und dass einen mit mehr oder weniger gewöhnlichen, an die Umstände angepassten Studenten unerwartet aus der Mitte des von ihm betrachteten Materials eine nicht mehr abzuwehrende Aufforderung ergeht, deren Zumutung das Bewusstsein mit der Empörung eines zu Unrecht eines Verbrechens Beschuldigten beantwortet, weil es sich erstens keiner Schuld bewusst ist, was den dagegen administrativ festgelegten gewöhnlichen Umgang mit dem Material betrifft angesichts der allgemeinen Praxis von ‚Forschung und Lehre’ in einem bürokratischen Massenbetrieb, dessen innerstes Gesetz der Neid und die Konkurrenz um knappe Stellen ist, und sich außerdem zu Recht fragen muss, wieso eine zudem gar nicht ausgesprochene Zumutung aus dem doch lediglich betrachteten Material hervorgehen sollte, indem dieses gewissermaßen zu sprechen beginnt, im Widerspruch zu seinem Status als Material, dessen Stummheit und Passivität als ‚Bestand’ doch allgemein vorausgesetzt wird und verbürgt scheint, einmal abgesehen davon, dass dieser oder jener X oder Y, ein beliebiges Exemplar aus einer unübersehbaren Masse ebensolcher, unter denen es zudem viele gibt, deren Entschlossenheit keinen Zweifel an ihrer überlegenen Einsicht in die Materie gibt, sich sollte angesprochen fühlen von gar nicht greifbaren ‚Stimmen’, die aus betrachteten Materialien zu sprechen scheinen, einer Halluzination, die nichts sein kann – gemäß den dafür nicht zuletzt örtlich mit großer, wenn nicht größter Kompetenz und Zuständigkeit für das Gesunde am menschlichen Intellekt und der Psyche – als eine gegenstandlose Einbildung, an der sich die Größenphantasie eines beliebigen Gattungsexemplars ablesen lässt, das meint, es unter allen anderen würde persönlich berufen, gar aus dem Material, das es studiert. Der Kranke ist geheilt, so meint diese Fachkompetenz, wenn ihm klar geworden ist, dass die Stimmen, die er zu hören meinte, Symptome einer seelischen Dekompensation waren, die durch eine Bearbeitung der Zustände aufgehoben werden kann, die als Ursachenkomplexe diesen vorausgehen und für sie verantwortlich zu machen sind.

Es könnte aber auch ganz anders sein. Der damit indizierten Möglichkeit ist näher zu kommen, wenn man der Frage nachgeht, wie Fragen eigentlich entstehen. Wenigstens eine ihrer Voraussetzungen ist das Ungenügen an einer als Standard akzeptierten und entsprechend angebotenen Lösung, angesichts deren die Frage zu verstummen hat. Es gibt verschiedene Geschützkaliber, die dieses Verstummen zu bewirken haben und als bewährte Mittel immer wieder gern verschrieben werden, sozusagen als Indikationen ‚state of the art’. Die letzte dieser Antworten ist z. B., dass der betreffende Wissensbereich gar nicht die Aufgabe hat oder haben kann, die betreffende Frage zu beantworten. Gewöhnlich steht sie am Ende der Belehrung, während am Anfang die steht, die den wissenschaftlichen Geist beobachtbar macht indem sie ihn als einen charakterisiert, der Fragen hat, vor allem Fragen. Dabei verteilen sich die Gewichte stets günstig zugunsten des Lehrers: Am Anfang, wenn der Studierende deshalb noch keine Fragen hat, weil er noch nicht ausreichend in die Betrachtung der Bestände vertieft war, lässt sich ihm auf diese Weise klar machen, dass er den wissenschaftlichen Geist nicht hat, der die Voraussetzung des Studiums, eigentlich der Studierfähigkeit, mehr noch der Studierwürdigkeit ist. Denn wenn er nun ‚in sich’ nachsucht, wo denn die Fragen sich formen, die die wie immer auch rudimentäre Form dieses Geistes ausmachen und einen Anhaltspunkt dafür darstellen, dass er würdig sein könnte, in die erlauchten Hallen des Geistes einzutreten, vor dem das Zensursystem Hürden aufgebaut hat, die anzeigen wollen, wie hoch er gewachsen sein muss, um sie überqueren zu können, wobei vom wieder anders qualifizierten normativ-ethischen Gesichtspunkt, die das Dürfen qualifiziert ganz abgesehen wird – eine Irrationalität, die durch die Metaphysik der Personalpolitik der Großinstitutionen inzwischen in dem Maße überboten worden ist, wie die Berechenbarkeit eines strengen Hausvaters durch die Willkür eines gewalttätigen und jähzornigen absoluten Machthabers, der seine Affekte in der Form undurchsichtiger, indirekt mitgeteilter Entscheidungen und den heuchlerischen Segenswünschen dessen begleitet, der für seine Entscheidungen nirgendwo zur Rechenschaft gezogen oder einer Begründungspflicht unterworfen werden kann, die nicht auf dieselbe Weise mit ‚Rollenspielereien’ im Rahmen des als gewöhnlich akzeptierten behandelt werden könnte – wenn er/sie also in sich nachsucht, wo sich denn die Fragen formen, an denen sich mit Sicherheit die zur Zulassung schon vorausgesetzte Qualifikation – ein Potenzbegriff ‑ ablesen lässt, so findet er nichts. Das ist kaum verwunderlich, aus dem einfachen Grund, weil sich Fragen als Konsequenzen einer Begegnung mit einem Widerstand auffassen lassen, als Wahrnehmungen, die als Produkte eines Konflikts verstehbar sind, bei dem undeutlich und bisher nicht – mangels Konfrontation mit Materialien, an denen er sich entzünden könnte – wahrnehmbare Dispositionen, von denen zunächst einmal offen bleiben kann, wie sie entstehen, also Konstellationen, Ordnungen des nervösen Systems mit solchen zusammentreffen, die sich aufgrund der Konfrontation mit den studierten Materialien bilden, in ein Spannungsverhältnis geraten, das sich u. a. auch als klar formulierte und insofern bewusste ‚Frage’, also in einer bestimmten sprachlich‑grammatikalischen Form zur Darstellung bringen kann. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass dies schon einen Endpunkt einer Begegnung mit der Materie bezeichnet, die einer Schwangerschaft insofern ähnelt, als die ‚Konzeption’ sich im Dunkeln des unbewussten Lebens formt, und insofern einer Geburt als das Bewusstwerden der Fragestellung dieser entspricht. Was dabei geformt und endlich, in einer zunächst rudimentären Form, ‚geboren’ wird, ist das Urteilsvermögen. Es ist die Voraussetzung aller wissenschaftlichen Betätigung und zugleich die Voraussetzung einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation. Dieser letztere Befund ist von einiger Bedeutung, insofern über die wirkliche Verfassung einer solchen weder durch die Benennung noch durch die Einrichtung bestimmter Formen der formalen ‚Partizipation’ entschieden wird, sondern durch die Angemessenheit der statistisch verbreiteten unterschiedlichen Bewusstseinsverfassungen, die miteinander koexistieren können innerhalb einer Population – aufgrund von Voraussetzungen, die noch zu untersuchen sind, deren Zusammenwirken – und in ihrem Zusammenwirken erst die tatsächliche Verfassung, ihre materielle Wirklichkeit und Wahrheit ergeben, die die Wirklichkeit und Wahrheit der Form(en) der Herrschaft (als Formen der Verteilung der Verfügung über die verfügbaren oder mobilisierbaren Ressourcen) dann tatsächlich bestimmen. Es ist von Bedeutung, wenn dann, wenn die Fragen also entstehen und die Geburt des Urteilsvermögens anzeigen, das Neugeborene mit der anderen Seite der institutionellen Realität konfrontiert wird, die lautet, sie sei gar nicht dazu da, diese oder überhaupt die Fragen zu beantworten, die sich da stellen, und auf diese Weise die Abtreibung auf den Zeitpunkt nach der Geburt verlegt, einerseits, und andererseits nur leben, lässt, was sich erfolgreich tot stellt oder tot geboren ist, und auch nicht zum Leben zu erwecken.

Das ist jedenfalls der Gang einer Technologie gewordenen und Technologie ‚vermittelnden’ Bildungskonzeption. Sie hat stets gute Chancen in allem Recht zu behalten, und besonders in Bezug auf das von ihr über die Fähigkeiten der ihr Unterworfenen mit den von ihr ausgegebenen Bezugsscheinen auf das Leben ausgesprochenen Urteilen. Zugleich beweist sie sich als letztlich alleinige Urteilsinstanz aus einer Identität mit der Macht oder der hinter ihr stehenden Gewalt. Das widerspricht zwar dem Sinn dessen, was Wissenschaft letztlich meinen muss, wenn die Unterscheidung des Bedeutungsgehalts von dem der Macht und der Gewalt einen Sinn machen soll, der sich oberhalb des Eintrags im ‚Duden’ – einer Gott weiß wie ermächtigten Instanz jenseits der Sprache – in einer für das Leben von Menschen – und es ist sicher, dass das über diese Lebensform hinausweist – belangvollen Art und Weise unterscheiden lässt. Ein Wissenschaftsbegriff bzw. eine Wissenschaft, der implizit deckungsgleich wird mit der Gewaltform der organisierten Bürokratie und dem Prinzip ihrer Selbsterhaltung als Steuerungssystem des Lebens der Individuen mag an ‚wissenschaftlichen Revolutionen’ oder ‚Paradigmawechseln’ noch vollziehen was sie will und wann sie will, es wird sich alles im Rahmen des der Gewalt verpflichteten Systems und der Interessen vollziehen, um deretwillen es wenn nicht überhaupt, dann mindestens auch noch existiert. Anders gesagt, die aus den Zwecksetzungen der bürokratischen Supersysteme, die die Gesellschaft als prämoderne Form aufzehren, um ihres eigenen Existenzprinzips willen, das unvermeidlich darauf drängt, und damit auch auf die Wiederkehr des Irrationalsten an der Existenz von Menschen in ‚Hochkulturen’, und zwar inmitten der modernen oder postmodernen Sachlichkeit der Bezüge und Verfahren, die mit dem Vorrang der Legitimation durch Verfahren zugleich diese Irrationalität zur erneuten ‚Verzauberung’, zu einer säkularen Religion erheben und die Wissenschaft als Form, als Hülse in ihren Dienst stellen und ihren ‚Bedürfnissen’ anpassen können, ohne dass dieser Umstand vermag, das daran beteiligte Bewusstsein der Individuen, die ihre Karrierechance mehr und mehr ausschließlich mit Rücksicht auf die institutionellen Regeln des ‚sozialen Aufstiegs’ und kaum mehr als formal mit Rücksicht auf die aus den Beständen in der Konfrontation mit den zeitbezogenen Umständen, so wie sie sich vor dem Hintergrund der angemessen rezipierten Bestände darstellen müssen, sich ergebenen Fragestellungen, deren Bedeutung u. U. schon aus rein rezeptionstechnischen Gründen, die als ‚Bedingungen’ in dem jeweiligen Studiendesign unauffällig und wie natürlich untergebracht sind, nicht mehr angemessen zu Bewusstsein gebracht werden kann, und dort, wo dies dennoch geschieht, durch die Regelungen, die das weiter führende Studium determinieren, wirksam neutralisiert werden können. Von der Wissenschaftlichkeit bleibt am Ende vor allem noch die Wissenschaftsform, die flankiert von der Betreuung und Untermauerung durch eine staatliche Bürokratie mehr und mehr deren Imperative in sich aufnimmt, und damit zu einer Form wird, die sich sekundären objektiven Zweckmäßigkeiten der als Systeme verselbständigten Institutionen angleicht, während die weiter vor getriebene Spezialisierung, die sich keineswegs aus rein wissenschaftsimmanenten Zwecksetzungen ergibt, zusammen mit einer immer weiter getriebenen, als Rückzug aus dem Anspruch auf Wissen vorangetriebenen methodologischen Verkürzung Interpretationsverzichten oder Verstehensverzichten mehr oder weniger bewusst die Grundlagen liefert, die schließlich die wissenschaftliche Fruchtbarkeit austrocknen lassen, was dann die Handhabe dafür gibt, die entsprechenden ‚Wissenschaftszweige’ durch solche zu substituieren, die von vornherein die Gewähr dafür bieten, dass kritisches Material nicht in ihrem Rahmen auftaucht, das durch die ‚Brahmanisierung’ der Interpretation einer Sonderbehandlung zugeführt werden muss, die es – bezogen auf die unvermeidlich immer weiter ausgreifenden Selbsterhaltungsinteressen der bürokratischen Systeme und ihrer Personalgruppen - neutralisiert. Unter ‚Brahmanisierung’ ist dabei die Bereitstellung von formaler kultureller Intelligenz für die Zwecke der Selbstrechtfertigung der Herrschaft zu verstehen, also jenes erstickende Klima, das bei formaler extensiver und intensiver Ausformung einer instrumentell und interpretativ auf – innerhalb des von ihr gesetzten und kontrollierten kulturellen Rahmens - nicht überbietbarer Höhe stehenden kulturellen Elite, die den Sitz und die Passung der Schlusssteine des Gebäudes, das eine Kultur gegenüber dem umgebenden Universum einerseits und gegenüber den Impulsen der Beherrschten andererseits zum im Idealfall geschlossenen System konfiguriert und deren Auftrag darin besteht, das System jeweils an zeitbedingte Umstände anzupassen um es ‚dicht’ zu halten, eine Art von Gebäudeerhaltungsauftrag, im Grenzfall jenen Eindruck der statischen Gesellschaftsordnungen hervorruft, die sich inzwischen mehr und mehr als keineswegs ‚anpassungsbedürftig an die moderne wissenschaftlich-technologische Zivilisation, sondern mehr und mehr als mit ihr bestens verträgliche Zukunftsmodelle für diese anzubieten scheinen. Das scheint sich besonders aus einer u. U. absehbaren Konvergenz der ‚Kulturen’ der USA, Indiens und Chinas zu ergeben, von denen die letzteren beiden ein sei es unverändert erhaltenes, von Kultur‑ und Sozialtheoretikern zur ‚kulturellen Tradition’ gerechnetes irrationales Potential bzw. Grundmuster der Herrschaft in die moderne oder postmoderne Zukunft recht mühelos haben übertragen können, mit dem Ergebnis, dass die klassische Kultur wesentlich dazu beizutragen scheint, die Verwerfungen der ‚Modernisierung’ abzufedern und zugleich Entwicklungspotentiale bereitzustellen, die der rationalistische Anspruch einer postreligiösen Gestaltung und Begründung von Herrschaft und Gesellschaft offensichtlich auch nach Meinung seiner obersten Verteidiger und Hüter so schlecht besorgt, dass die ‚Rückkehr’ zur ‚faith‑based integration’, also ein vormodernes Muster stationärer Gesellschaften sich als Methode der Wahl anzubieten scheint. Angesichts des Umstandes, dass ‚faith‑based integration’ offensichtlich Ungleichheiten in Gesellschaften und die Irrationalität der Herrschaft, also auch ein erheblicheres Maß an Unfreiheit – im Verständnis der modernen demokratischen Verfassungstexte – ‚zu absorbieren’ imstande zu sein scheinen, ist das Bestreben der Eliten auch der demokratischen Staaten des Westens zu einer Rückkehr zu wissenschaftlich nicht gedeckten, staatlich auf dem Wege der Erziehung gesteuerten ‚systems of beliefs’ und deren Gleichrichtung in Formen von Religionssurrogaten (Das gilt auch für die Wiederbelebung von traditionellen Religionen, insofern ihre erstarkte Wiederkehr als staatlich eingesetztes Steuerungsmittel zur Erzeugung der ‚Ressource Sinn’ ja, wie schon die Formulierung zeigt, bestenfalls als organisierter Zynismus gegenüber dem Bewirtschaftungsobjekt der Biomasse ist, zu der die Population unvermeidlich durch auf diesem Wege durchgesetzte Führungsansprüche der ‚Eliten’ herabgesetzt wird: Sie sind historisch so wenig authentisch wie etwa ein Schloss, das, Stein für Stein von einem Küstenfelsen in Schottland abgetragen und in Disneyland in Japan wieder aufgebaut, und dann wieder ab‑ und auf demselben Felsen in Schottland wieder aufgebaut noch das Schloss ist, das dort einmal stand.) Die erkennbare Wiederkehr des Integrationsmodus ‚Religion’ in einer wissenschaftlich-technischen Kultur ist ein kaum zu übersehender regressiver Zug, das eigentlich Postmoderne an der Postmoderne, wenn man dem Ausdruck überhaupt einen mehr als modischen und schon verbrauchten Sinn zuschreiben will, als einer jener Schlagworterfindungen, die das Eindringen der Mode, ein selbst erklärungsbedürftiges Phänomen, das dem Objektbereich zugehört, in die Wissenschaften verständlich werden, deren Objektbereich das ist, so dass sie sich vielmehr unversehens aus dem Aggregatzustand des analytischen Instrumentariums in den des Objekts versetzt sehen, den zu analysieren sie beanspruchen. Es ist das auch als eine Nebenfolge – die Effekthascherei – der Entfunktionalisierung zur bloßen Wissenschaftsförmigkeit zu verstehen, die die Anpassung in eine Hilfsfunktion für den von ihren Bürokratien – die sie alimentieren – an sie heran getragenen sozialtechnologischen Steuerungsbedarf gegenüber der Bevölkerung, anders gesagt: An die Selbsterhaltungsinteressen des bürokratischen Systems der Systems, die als Verbund aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung und mittels ins Aberwitzige vorangetriebenen Iterationen, die Ausschüsse über Ausschüsse aus sich hervortreiben um sich jedem Einfluss der formal noch vorgesehenen Partizipationsansprüche der Population wirksam entziehen zu können, von der Grundlage auf der das Ganze unvermeidlich – und das ist da entscheidende Kriterium, das über Existenz oder Nichtexistenz entscheidet – aufsitzt, dem Urteilsvermögen des Individuums, und seiner wirksamen Geltendmachung ohne Rücksicht auf statistische Massenbildung, die dem Prinzip ohnehin widerspricht, nicht zu sprechen.


Aber es geht zunächst um den Sinn und den Zusammenhang eines sets von Grundbegriffen, auf die sich die weitere Analyse stützen kann. Dazu bedarf es zunächst der Klärung dessen, was unter einer Tatsache zu verstehen sein soll. Um das zu klären, bedarf es einer Methodologie. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich zu dem Problem der Tatsache einen Zugang zu verschaffen. In jedem Fall ergibt sich die Abhängigkeit dessen, was darunter verstanden werden soll, von einem Kontext. Dieser Kontext ist zunächst nicht Kontext im Sinne eines Umfeldes materieller Gegebenheiten, unter denen die Tatsache eine weitere wäre, sondern ganz buchstäblich ein Kontext im Sinne eines begrifflichen Rahmens, auf den etwas bezogen werden kann. So sind z. B. bestimmte Daten, die in einem Prozess als juristisch zulässig gelten auch mögliche Tatsachen, während andere Daten, etwa aus unzulässigen Ermittlungsmethoden ermittelte, als unzulässig gelten und daher keine Tatsachen sein können, obwohl sie als Daten existieren. Die Enge der Betrachtung schränkt hier aber Daten entlang von Zulässigkeit oder Unzulässigkeit im Rahmen der Verfahrensregeln, also entlang eines normativen Schemas ein. Für eine wissenschaftliche Betrachtung der Grundlagen, auf denen sie ihre Tatsachen gewinnen will, ist das nicht illustrativ genug. Der Sache näher kommt ein Vergleich der dem Kopernikus zur Verfügung stehenden Daten der Beobachtung der ‚Wandelsterne’, die zu seiner Zeit vorlagen. Daten waren diese Beobachtungsserien auch im System des Ptolemäus, in dem sie aber letztlich, auch wenn sich nach ihnen ein wenn auch ungenauer Kalender anfertigen ließ, unerklärt bleiben mussten, auch wenn der Erklärungsversuch, der den Bahnen der um die im Mittelpunkt des Systems sich auf Kreisbahnen bewegenden makroskopischen Körper Epizykel substruieren musste, der wirklichen, beobachteten Bewegung einigermaßen nahe kam. Der Stachel, den diese Erklärung mit all ihrer aristotelischen kosmologischen Überladung hinterließ, führte schließlich zu der heliozentrischen Hypothese einerseits und zu von den aristotelischen – reifizierten – Betrachtungen unabhängigen Untersuchungen empirischer Forschung sowie zu den ihnen unterlegten Abstraktionen bzw. der Entwicklung immer besserer Beobachtungsinstrumente, deren eines u.a. ja auch das experimentelle Arrangement ist, die an die Datenerhebung bestimmte geregelte, auf die situativ unabhängige Reproduzierbarkeit abstellende Anforderungen stellte, die u. a. auch Vergleichbarkeit von in verschiedenen Experimenten gewonnenen Daten abzielte. Die auf diesem Wege erschlossenen Tatsachen nutzten zu dieser Erschließung zwar Beobachtungsdaten, die unter Umständen gewonnen worden waren, die das heliozentrische System nicht voraussetzten, sondern darauf angelegt waren, das ptolemäische - geozentrische - zu stützen, enthielten aber Beobachtungsüberschüsse, Anomalien und Abweichungen von den durch dessen Annahmen vorgeschriebene Verhaltensweisen der Beobachtungsobjekte, und es waren ihre in diesem System nicht einzuordnenen Unregelmäßigkeiten, die eine Verbesserung des Kalenders, die Lösung eines praktischen Problems im Ungefähren beließen, bis das Bezugssystem, auf das sie bezogen wurden, in einem Versuch durch ein anderes ersetzt wurde. Dieses imponierte zunächst weniger durch die Leistung einer auf seiner Grundlage möglichen Verbesserung des Kalenders, die damit zunächst auch nicht erzielt werden konnte, sondern vielmehr durch die verblüffende Vereinfachung der Bewegungen, die es zu ermöglichen schien. Genauere Betrachtung zeigt allerdings, dass sich diese Vereinfachung dann wieder aufhob, wenn man die Anforderung an das mit ‚Erklärung’ Umschriebene anhob derart, dass die vorliegenden und ggf. durch verbesserte Beobachtungsinstrumente und exaktere Erhebungs‑ und Protokollierungsmethoden in Verbindung mit einer verbesserten Bestimmung des jeweiligen Beobachterstandortes verbesserten und verfeinerten Beobachtungsdaten mit entsprechenden Positionen auf den nunmehrigen Kreisbahnen der Planeten um die Sonne möglichst exakt zur Übereinstimmung gebracht werden sollten. Es zeigte sich dann nämlich, dass das heliozentrische System, das Kopernikus – der zudem eine Umdrehung der Sphären, nicht: der Bahnen (Sein Buch, das die Ergebnisse seiner Forschung vorlegte, trägt den Titel: De Revolutionibus Orbium Coelestium, was sich übersetzen lässt mit: Von den Umwälzungen der Himmelssphären) annahm, auf denen die Himmelskörper festgemacht gedacht waren, ein aristotelisches Erbe, das auch dem System des Ptolemäus integriert und unverändert übernommen worden war, wie die Figur der aus theologischen Gründen angenommenen und beibehaltenen Kreis‑ bzw. genauer der Kugelform der Sphären – seinem Modell zugrunde legte, eine Übereinstimmung der Beobachtungsdaten mit dem Modell nur dann denkbar werden ließ, wenn die Planeten sich nicht strikt auf dem Umgebungskreis um die Sonne bewegten, sondern zudem noch auf einem Epizykel auf dem als jeweiligem Mittelpunkt eines kleineren Kreises betrachteten Bahnpunkt bewegt gedacht wurden. Im Ergebnis lief das darauf hinaus – das geht der Fama der laudationes, die Kopernikus als Vorbild für die Jugend bei Abiturfeiern hervorheben, heute leicht verloren und besagt einiges über das diesem Verlust zugrunde liegende Verhältnis zur Jugend, die das Objekt solcher Belehrung ist – dass angesichts der Notwendigkeit, Abweichungen mit einer Komplizierung der Grundkonstruktion zu beantworten, die Gesamtkonstruktion des Kopernikus sich kaum weniger kompliziert ausnahm als die des Ptolemäus. Erst aus heutiger Sicht ist also die von Kant zum Mythos der ‚kopernikanischen Wende’ und in der Folge auch als ‚kopernikanische Revolution’ überhöhte verständlich als Reaktion darauf, dass Kopernikus sich zwar aus ganz anderen Gründen, eher theologischer Art und mit durchaus zweifelhaftem Verbesserungsergebnis für das heliozentrische System entschieden hatte, und zwar weil die verbesserten Beobachtungsmöglichkeiten diese Annahme als mit einer von Newton dann kanonisierten Realität in Übereinstimmung befindlich auswiesen, mit der Folge einer Reifizierung der nunmehr von Kepler durch die Annahme von elliptischen Bahnen der Planeten (anstatt ununmgänglich kreisförmigen der Kugelschalen, auf denen dann doch wieder auf eine eigentlich undenkbare Weise Epizykel aufsitzen können sollten, die um einen Punkt auf dieser ‚Sphäre’ konzentriert gedacht waren) auch praktisch verbesserten Kalenderfähigkeit der Daten, und dem von Newton mechanisch erklärten (und nicht nur durch eine Veränderung der Annahme über das Verhältnis der Himmelskörper zur Sonne und zur Erde und ihre Anordnung untereinander, die ja die Quellen der Dynamik dieses System nicht einbezieht in die Erklärung) zur Realität des Sonnensystems schlechthin. Man muss dabei die besondere Schwierigkeit des Kopernikus in Betracht ziehen, der Beobachtungsdaten mit relativ, für die heutigen Messegenauigkeiten ganz undenkbaren Fehlermargen verwenden musste, deren Ungenauigkeiten im Übrigen durch die Fehler in der Bestimmung des Beobachterstandortes (auf der Erde), also ihrer genauen Koordinaten verstärkt wurden. Es zwang ihn praktisch zu einer Überdehnung seiner Konstruktion, seines Bezugsrahmens, wenn er die Daten ‚for granted’ nahm, oder zu einer Hilfserklärung, die den Bezugsrahmen rettete ohne indessen die Daten zu verwerfen. Die beiden Fehlerquellen: die Annahme der Bezugsrahmen werde am besten durch die Voraussetzung von Kreisbewegungen (auf Kugelschalen) wiedergegeben und hilfsweise Ergänzungen seien ebenfalls als Kreisbewegungen vorauszusetzen) und die in den Daten seiner Überprüfung entzogenen Fehler – die wiederum zwei Quellen hatten, eine in den Beobachtungsinstrumenten bzw. den Protokollmethoden, die andere in den Ungenauigkeiten der Bestimmung des Beobachterstandortes – schufen in der Form einer gewissen Sperrigkeit der wechselseitigen Anpassung von Bezugsrahmen und Daten jene Spannung, die zusammen mit der prinzipiellen Verbesserung des Bezugsrahmens durch Kepler und die genaueren Beobachtungen sowie die Möglichkeiten der Deutung beobachteter Abweichungen der Planetenörter von den nunmehr berechenbar gewordenen zu einem bestimmten Zeitpunkt mittels der Annahme von Gravitationswirkungen, die die Körper aufeinander ausübten, nicht nur die Errechnung weiterer, dann aufgrund dieser tatsächlich auch gefundener Planeten ermöglichten, sondern darüber hinaus sowohl weitere Beobachtungen und Experimente sowie darauf aufbauende Voraussagen, oder auch Widerlegungen bestimmter Annahmen, wie z. B. den eines Weltäthers, die das Ungenügen an der verbesserten und dynamisierten bzw. mechanisierten Erklärung des Sonnensystems wach hielten bis die im Bereich der Erforschung der Mikrostrukturen der Materie nachgekommene Forschung das relativistische Weltbild ermöglichte, das die Hypothesen, auf denen das unter dem Namen Newtons kanonisierte und als Inbegriff des Realen reifizierte Weltbild beruhte (der absolute Raum und Gott sowie die ‚Gravitation’ als Fernwirkung der Körper – gegenüber der Krümmung des Raum‑Zeit‑Kontinuums in der Umgebung der Körper), Hypothesen, von denen Newton ausdrücklich behauptete, es seien keine, insofern er keine Hypothesen fingiere, als unannehmbare Reifikationen ablösbar machte, die die relativistische Theorie als provinzielle Beschränkung aufgeben musste und konnte aufgrund von Experimenten, die die Eigenschaften des Lichts integrieren konnten und zugleich die Korpuskulartheorien der Materie mit der Wellenmechanik konfrontierten, damit aber eine erneute Spannung in die Theoriebildung einführten, die gegenwärtig nach der GUT strebt, der Grand Unified Theory, die die verbleibenden ‚Ungereimtheiten’ entweder aufhebt, um dabei andere zutage zu fördern, die darauf verweisen, dass der Prozess nicht abgeschlossen ist, oder bei einem Weltbild anlangen, das der inneren Spannung entbehrt und derart zu keiner Forschung mehr Anlass sein kann, die aus dem inneren Gefüge des Verhältnisses der Teiltheoreme zueinander und aus dem der Theoreme zu den Daten herrühren. Bis dahin ist die Reifikation des Bezugsrahmens zur Realität schlechthin wenigstens vorerst verhindert. Es gibt aber Anlass, die Unlösbarkeit der Frage nach der Geschichte des Universums, die in der des Anfangs präsent ist, und in der seiner Zukunft, sowie in dem Umstand, dass wohin wir sehen, wir nur Vergangenes erblicken, als Antrieb dazu aufzufassen, es mit der Identifikation einer Gut und der Realität nicht ganz Ernst zu meinen, zumal angesichts des Umstandes, dass die Daten bisher auch innerhalb der gesicherten Theoreme verschiedene ‚Geschichten’ denkbar und mit den Daten in Übereinstimmung befindlich erzählbar bleiben lassen.

Der Exkurs belegt woran wieder zu erinnern ist: Dass Daten noch keine Tatsachen sind, wenn man als Tatsachen Daten betrachtet, die erst, wenn sie auf einen Bezugsrahmen bezogen werden können einen erklärten Zusammenhang ausmachen, der auf diesen Bezugsrahmen angewiesen ist wie diese auf ihn um Tatsachen sein zu können. Das was man die Überprüfbarkeit von Daten oder die Falsifizierbarkeit von Theorien bzw. Bezugsrahmen nennt, ist erst durch das Verhältnis möglich, in das Daten zu diesem Bezugsrahmen treten, indem sie in dessen ‚Kontext’ zu Tatsachen werden, d.h. zu voraussagbaren Ereignissen.


Datum, Wahrnehmung, Faktum und Ereignis.

Die Wahrnehmung bereits ist ein auf denselben materiellen Grundlagen wie ihr Inhalt als das Wahrgenommene beruhender Vorgang, und zwar ganz ohne Rücksicht auf die Frage, ob das Wahrgenommene sich außerhalb des Wahrnehmenden oder innerhalb seiner befindet. Diese Frage ist falsch gestellt. Es gibt eine basale strukturelle Gleichheit der Grundlagen der Wahrnehmung und der Grundlagen, die sie ermöglichen, in der Form der Sinneswahrnehmung, und dem Wahrgenommenen als einem Objekt. Das, was sie zu einer auch analytisch nicht auflösbaren Einheit verschweißt, ist das Ereignis, in dem sich die Relation realisiert, und die Differenz aufhebt. Insofern ist das Ereignis die Grundlage der Sozial‑ und Erkenntnistheorie.

Die unverzichtbare Grundlage jeder Sozialwissenschaft bleibt die prinzipielle Einbettung des Menschen in die materielle Welt durch seine organische Existenzform. Die eigentliche Leistung der Psychoanalyse besteht daher gar nicht in dem ihr attestierten ‚Selbstmissverständnis’ durch Freud, der sie auf die Physiologie gründen wollte, und dies tat, indem er Arzt wurde, sich an die physiologische Terminologie und Forschung seiner zeit anschloss und davon ausging, dass die Psychoanalyse die Wurzeln der Psyche eines Tages im zentralnervösen System wiederfinden würde. Vielmehr ist die hermeneutische Umdeutung das Selbstmissverständnis eines den Anschluss an die Tatsachen verlierenden Idealismus, der als sprachlich erneuerter wiederkehrt und sich selbst, seine Hilfsbedürftigkeit missversteht als die der Psychoanalyse. Wo Freud den Anschluss suchte an den Organismus, als dessen emergente Eigenschaften die animalischen Qualitäten der ‚Seele’ und der ‚Intelligenz’ der höheren Wirbeltiere (wenigstens) auftauchen in der materiellen Natur, sucht die sprachanalytisch ‚belehrte’ Hermeneutik die Verabschiedung der Psychoanalyse aus ihren Anspruch darauf, ein umfassendes kulturelles Forschungsparadigma zu sein und zugleich ihre verharmlosende Hermeneutisierung, ihre Überführung in eine ‚talking cure’, die in dem hermeneutisch reformulierten Konzept einer erneut ganz auf eigene Füße gestellten sprachtheoretisch vermittelten, und ansonsten ganz von dem Irdischen, bis auf die Interessen, die sie natürlich reflektiert neutralisieren kann, gelösten Vernunft bestenfalls die Rolle eines Türstehers und Platzanweisers spielen kann, der entweder die Eintrittsbillets verlangt oder einweist, sei es auch nur vorübergehend. Die hermeneutische Vernunft hat damit nichts weiter zu tun, so wenig wie die staatstheoretisch sich aufmachende Soziologie mit der der Familie, in die die einzig denkbare Quelle der Neurosen (oder aller anderen ‚Abweichungen’ mit nicht organischer Grundlage verwiesen werden. Die Grundlagen der Kritischen Theorie, die auf der Einsicht der Vermittlung des Unmittelbaren beruhen, und auf der Ohnmacht des ‚Subsystems’ der Familie, auf die der Großangriff des organization man sich richtet, der die Totalmobilisierung nicht der Gesellschaft anordnet, sondern in dieser die Gesellschaft und das Soziale als überholt auflöst, wird zugunsten einer ‚Sozialisationstheorie’ aufgelöst, in der die als Agenten der organisierten Gewalt unausweichlich fungierenden ohnmächtigen Eltern, durch die diese hindurchgreift als wären sie gar nicht mehr vorhanden, noch bevor sie sich aus der Geschichte der modernen Familie ganz verabschiedet haben, vorgestellt werden als verantwortliche handelnde Individuen, also aus der Perspektive der Uninformiertheit eines Kindes, das noch nicht weiß, welche Funktion in dem System aller Subsysteme Eltern unausweichlich haben, wenn sie ihrer ‚Verantwortung’ des Unverantwortbaren, der blinden Anpassung an die organisierten Gewalten nachkommen oder diese zu übernehmen verweigern. Indem der Mythos des Privatlebens auf der Ebene der Analyse der Familie als einem sozialen Subsystem erneuert wird, wird diese zugleich in einer unhaltbaren Fiktion aus dem Gewaltzusammenhang ausgegrenzt und die dann dennoch innerhalb ihrer nach Außen abgeschottet vorgestellten Grenzen auftretende Gewalt den Personen zugerechnet als deren abweichendes Verhalten. Das dient dann fortschrittlichen Gesetzgebern zur Identifikation des gesetzlich festgestellten Sündenbocks. Es entspricht dem an der Anpassungsnorm orientierten Satz: Wer brüllt hat verloren und hat Unrecht. Dem entspricht die Verhaltenstheorie. Diese ist strukturell dazu brauchbar und es ist ihr politischer Hauptzweck, der ihre Durchsetzung als ‚Paradigma’ erklärt, insofern es außer einem Machtkalkül keine einleuchtenden Gründe dafür gibt, die wissenschaftlich in einem genauen Sinne benennbar wären über die Brauchbarkeit hinaus, die das hat für die Behandlung von Ohnmächtigen und Unterlegenen, die Interpretation der Bedeutung dessen, was als Verhalten in die theoretischen und forensischen Betrachtungen eingeht, nach Belieben und vor allem, im Namen der Fachkompetenz, die dem Individuum als Klienten wissenschaftlich überlegen ist, während sie ihm aus Machtgründen jenseits und vor und neben aller wissenschaftlichen Attitüde überlegen ist, ohne Zustimmung des Klienten aus der ‚Theorie’ bzw. der Fachkompetenz zu schöpfen, anders gesagt, das Bewusstsein und die Motive des Klienten, der hier als Unterworfener vorab formiert und durch ‚Wissenschaft’ jeder Macht über die Interpretation seiner selbst beraubt ist, zu enteignen um über ihn mittels Interpretation strukturell und im Prinzip nach Belieben verfahren zu können. Die Verhaltenstheorie, auch in jeder ihrer abgemilderten und mit den Kollegen aus anderen, konkurrierenden Nachbarveranstaltungen abgesprochenen Modifikationen, ist Teil eines Systems geworden, das der Einrichtung eines inneren Lagers entspricht, das jede Form von Gewaltanwendung gegenüber Klienten und Ausgelieferten ermöglicht, die im Rahmen der ‚Interpretation’ möglich und denkbar sind. Faktisch ist die Verhaltenstheorie erfolgreich in der Branche weit über ihre Position als eines Paradigmas unter anderen hinaus. Indem es ihr gelungen ist, den ‚Begriff’ des ‚Verhaltens’ als gültigen Wechselbegriff für Handeln, Lernen, Motive haben, Ziele haben, etwas aufgrund einer Überlegung oder auch impulsiv zu tun oder zu lassen, also nicht zu tun anstelle von Tun, erfolgreich durchzusetzen als Grundbegriff, ist es ihr zugleich gelungen, alle darüber hinaus gehenden soziologischen oder psychologischen Paradigmen, die mehr oder weniger darauf verzichten wollen, den Menschen vollständig zugunsten des Vorrangs ihres Interpretations‑ und Verstehensanspruchs aufgrund einer wissenschaftlichen, durch eine organisierte Gruppe monopolisierten Zugriff und des darin ganz unzweifelhaft angemeldeten, fachgerecht eingekleideten Machtanspruchs des organisierten Menschen gegenüber einer Herde aus Exemplaren zu depotenzieren. Denn diesen Fachleuten tritt nur das ansonsten von jeder mitgeschleppten Eingehbedeutung aus Gründen des fachlich-wissenschaftlichen Interesses befreite Gattungsexemplar gegenüber. Das ist die Pointe der verbreiteten Beschwerde über die ‚Anonymität des Betriebes, der technischen Abfertigung der Exemplare. Sie ‚theoretisch’ schon gerechtfertigt als Normalität bevor noch irgend etwas geschieht. Sie ist strukturell und paradigmatisch vorbereitet, wissenschaftlich präformiert. Gerade die großmütig wirkende Erklärung, man sei von der Konkurrenz der Paradigmen (also etwa die verschiedenen, als Produkte und aufgrund eines Design zurecht geschnittenen ‚Therapieformen’, die der Psychomarkt der USA schon längst entwickelt und in ein Exportgeschäft verwandelt hat, wie die Gestalttherapie, das Psychodrama, die klientenzentrierte [was eigentlich sonst?] Gesprächspsychotherapie, usw. bis hin zu den psychologischen Praktiken der Scientologen, ein Gefüge in dem auch die Psychoanalyse letztlich ihr Gesicht verlieren musste, nicht zuletzt angesichts der nicht anders als hierzulande organisierten Machtinteressen der organisierten Medizin und Psychiatrie, deren Anähnelung und Assimilierung aller möglichen Folgen der Machtanwendung gegenüber Menschen an ihren Begriff der Krankheit einen eklektizistischen, also nicht ganz ernst genommenen Halo um das Feld ihrer Berufsinteressen und –monopole legt, in dessen Innern die organologische Auffassung der Krankheit den harten Kern bildet, der über die Zugehörigkeit entscheidet und auch über die oberste Verfügungsgewalt innerhalb des Betriebes. Dazu passt die eklektizistische Zulassung einer gewissen Konkurrenz unter den ‚Therapieformen’, zumal sie sich dabei aneinander abschleifen in einem Diskussionsvorgang, hinter dem organisierte Interessen stehen, die sich endlich die Beute teilen entsprechend der spieltheoretischen Logik, die den größtmöglichen Gewinn für alle darin erkennt, dass sich der Einflussbereich und Markt der derart in den Umkreis des Paradigmas der Krankheit geratenden Menschen mit einem Minimum an Polemik gegeneinander am besten nutzen lässt. In einem solchen Gefüge, das angesichts der privaten, aus den USA übernommenen Organisationsform der Therapieausbildungen als ‚Weiterbildung’ bzw. Zusatztitelerwerbsangebot die kommerziellen mit den wissenschaftlichen Interessen nur schwer unter einen Hut bringt, ohne praktisch auf eine Art von Ämterkauf hinauszulaufen, insofern die Kandidatenauswahl oft beschränkt ist durch die tatsächliche Eignung der sich als zahlende Kunden anbietenden Bewerber, die oft den Kriterien nicht genügt, die die besondere Eigenart des Wissenserwerbs und der Anwendungsbereich sachlich erfordern, in Zwänge gerät, unter denen angesichts der Zugangsbeschränkung (mit Aussicht auf eine darauf fußende Berufsausübungschance) und der dadurch bewirkten Enge des Marktes die miteinander im Konflikt liegenden Interessen in einer Weise balanciert werden müssen, dass sich die Waage schon öfter als bloß gelegentlich auf die Seite neigt, wo die Finanzierungsprobleme liegen, ist dann auch damit zu rechnen, dass die ‚terminologischen Feinheiten’ der einen oder anderen therapieorientierten Psychologie mit denen von Konkurrenzunternehmen vermischt werden, ohne dass den Beteiligten noch auffällt, dass sie damit eine wissenschaftliche Orientierung verlassen zugunsten eines ‚anything goes’, das der eine oder andere, der dabei aus einer langen wissenschaftlichen Erfahrung spricht und eine Ermutigung an die Adresse der Newcomer in der Wissenschaft aussprechen will, dabei aber das grundsätzlich wissenschaftlich ausgerichtete Interesse als selbstverständlich voraussetzt, und nicht die Ratlosigkeit einer lediglich an eine Karrierehoffnung sich klammernden verständnis‑ und neugierlosen Mittelmäßigkeit, die keine Risiken einzugehen bereit ist, weil sie nicht einmal weiß, das Wissenschaft treiben wollen und sich dabei strikt am Paradigma zu orientieren das Risiko in sich bergen kann, dass dabei nicht gelingt, was nur gelingt, wenn man auf die Sicherung durch die Seilschaften der Netzwerkbildungen verzichtet (was nicht heißt, dass man nicht wissenschaftliche Freunde haben kann in einem Zusammenhang, in dem gemeinsame Interessen zu haben nie schaden kann.


Salomons Traum und die Sozialisationstheorie.

Salomons Traum; I Kings III, 5 ff. Vergleichen mit den Aussagen über das Generationenverhältnis der ‚Thesen zur Sozialisation’ bei Habermas, um die Niveauunterschiede zwischen diesen Aussagen zur Familientheorie und der Bestimmung des Generationenverhältnisses durch die Aussage der Traditionsgeschichte eines Volkes besprechen zu können. Das Problem ist, dass diese familiensoziologischen Aussagen mitsamt ihrer Zukunftsdimension richtig sein können; aber indem sie als ‚wahre’ Aussagen abgekoppelt von jeder ‚das Richtige’ bezeichnenden Illustration auftreten, verleugnen sie nicht nur den Sinn, der in der Feststellung, die die Aussage trifft, dadurch schon implizit vorausgesetzt werden muss, dass sie überhaupt getroffen wird – was sonst sollte die Trivialität, dass die Menschen unter unwürdigen Verhältnissen leben mögen, und vom Regen in die Traufe geraten, die in der Beschreibung des Übergangs von der autoritär bürgerlichen Familienkonstellation zu der der durch die Außenlenkung ersetzten Depotenzierung der Menschen, die auch noch den pervertierten generativen Zusammenhalt verlieren? – sondern schieben ihn aus dem Bereich des ‚wissenschaftlich Belangvollen’ hinaus. Zugleich ermächtigt sich diese Wissenschaft dann zu Untersuchungen der Art von „‚Student’ und Politik“, in der zwei Abstraktionen miteinander in eine willkürliche Beziehung gebracht werden, vor der sich dann ‚der Student’ zu rechtfertigen hat als die Null, als die er als Gattungsexemplar in diese Kalkulationen einer Karriere eingesetzt ist. Denn was soll hier die Abstraktion ‚Student’ anderes bedeuten als eine menschenverachtende Ungeheuerlichkeit?


Der Mensch ist eine kosmologische Realität.


"Der entscheidende Punkt bleibt in jedem Falle, dass die Entwicklung abstrakter Theorien dem Verständnis der Tatsachen vorausgeht." (Wh., FdV, 61)

Der Mensch ist vor allem ein Element des materiellen Universums und allein deshalb schon an seiner Erkenntnis durch die strukturelle Affinität mit ihm beteiligt. Jede Erkenntnistheorie, die meint das ignorieren zu können und die Erkenntnis oder Vernunft bzw. den Verstand als eine von diesen ihren allgemeinen Existenzumständen losgelöst betrachten zu können, muss ich am Ende in Paradoxien verwickeln oder in Absurditäten. Die Emphase liegt auf dem Logischen und dem Umfassenden, der kosmologischen Bedeutung dieser Realität. Schellings System des Transzendentalen Idealismus. Whiteheads Kosmologie als Grundlage der Theorie Parsons’.

Dasselbe gilt für jede Sozialwissenschaft, die meint, diese grundsätzliche Voraussetzung ihrer selbst UND ihres Objekts bzw. ihrer Objekte (Mensch und Gesellschaft, Kultur und Individuum usw.), die Einbezogenheit oder Einbettung des Menschen – als einer Tierart und als eines Organismus – in das materielle Universum und dessen Strukturen, aus denen er hervorgeht, und unter denen er eine der Realisierung ihrer Potentiale darstellt, so dass er kurz gesagt, auch eine seiner möglichen Strukturen darstellt, die mithin auch mit diesen Verwandtschaften unterhält und Ähnlichkeiten teilt, die sich bis in die von diesen nicht gedeckten emergenten Eigenschaften erstreckt, in denen sich gleichwohl ein durchgehender Zug des Ganzen durchhält, insofern es emergente Eigenschaften überhaupt und auf verschiedenen Stufen der sich konfigurierenden Strukturen gibt, ignorieren, oder mittels eines ‚analytischen Schnitts’ hinter sich lassen zu können.

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