Romantische Landschaft mit Menschenopfer

Romantische Landschaft mit Menschenopfer
Weißt Du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt...

Sonntag, 13. Dezember 2009

Die Eliten und die 'Bildung'.




I. An die Adresse einer beliebigen ‚absatzstarken’ Tages‑ oder Wochenzeitung in deutscher Sprache.

The worst forms of tyranny, or certainly the most successful ones, are not those we rail against but those that so insinuate themselves into the imagery of our consciousness, and the fabric of our lives, as not to be perceived as tyranny (Michael Parenti)

Wenn man sich die masochistische Selbstquälerei antut, sich auf ein Probeabonnement einzulassen, mit dem Sie regelmäßig an ‚ihre Leser’ heran treten, dann kann man, wenn man ansonsten die Klugheitsregel befolgt, sich von dem im Auftrag von organisierten Großinteressen verfassten und bezahlten unablässigen ‚Ansichtenoutput’ und Informationspollutionen abgekoppelt zu halten, einiges erstaunliche erfahren.
Da ist zunächst der Eindruck einer unablässigen Raserei, ein Gehetze nach Meinungsführerschaft. Nun gehören die Führer zum deutschen Syndrom. ‚Menschenführung’ gelernt zu haben ist eine der herausragendsten allgemeinen und ganz unspezifischen ‚Qualifikationen’ des modernen Bewerbers um einen ‚Job’ als Faktotum.

Wohin das führt ist ganz egal, Hauptsache es wird geführt, heute dahin, morgen dorthin, je nach Laune. Ob in Schützengräben, oder die allgemeine Zerstörung der Reproduktionsfähigkeit, die man auch von Ratten unter ‚Stress’ kennt, oder in die vorsätzlich und mit enormem industriellem Aufwand eigens produzierte kollektive Verdummung, einen industriellen Feudalismus, der sich mittels einer ‚Demokratie’ tarnt, hinter deren Fassade ein ganz alter ‚Kameralismus’ das immer gleiche Stück aufführt, das alle Regimewechsel überlebt, und dessen Selbsterhaltung alle Regime‑ und Formenwechsel der Außenseiten des politischen Systems der Populationsvernutzung dienen, das ist dabei gleich. Die Demokratie, die der Bevölkerung mit mehr oder weniger Gewalt, oder ihren Äquivalenten, Erziehung und Bildung, sowie mediale Grund‑ und Zusatzversorgung, denen die Gewalt als ihre ulitma ratio dient, auch wenn sie sich aus taktischen und ökonomischen Gründen gern bedeckt hält, ist somit nichts anderes als die Lösung der Wahl, die der Population eintrichtert, dass das über sie verhängte Regime mit ihrer Zustimmung nicht nur, sondern eigentlich von ihr selbst ausgeübt würde.

Dann ist da die Beliebigkeit, die nur eine Grenze kennt, gewissermaßen nach rückwärts, die insofern also eine Rücksicht im eigentlichen Sinn darstellt: Das Geäußerte muss dem entsprechen, wofür man bezahlt wird. Was das ist, weiß jeder und weiß es auch nicht. Es zeigt sich stets dort, wo der Gedanke abbiegt ins Blödsinnige, weil er sonst auf etwas stößt, was anstößig ist. Es zeigt sich stets dort, wo der Zusammenhang zerrissen wird, die Logik der Sache verlassen werden muss, und die Erinnerung, das Gedächtnis versagen muss, um das Überleben zu sichern, Mechanismen, die das Überleben sichern im Widerspruch zu der überlebenssichernden Funktion von Gedächtnis, Logik und der Fähigkeit in Zusammenhängen zu denken, und nicht nur zu assoziieren.

Dann ist da die Verzweiflung. Gut getarnt zwar, aber heraus hörbar. Über die eigene Impotenz, die Unfähigkeit die Dinge noch zu ordnen. Das Tagesgeschäft zwingt geradezu zum Plappern, zum Um‑sich‑schlagen, auf der Suche nach dem die Sensation auslösenden ‚Argument’, das diese unschlagbare Evidenz erzeugt, die dem Bewusstsein einleuchtet: ‚Ja das ist es’, wenigstens bis man wieder ausgeschlafen ist. Sie stellt sich denn auch erst am Rande der Erschöpfung ein, als ein Produkt einer Gemengelage aus Kaffee, Alkohol und Amphetaminen. Und verschwindet mit ihrem Abbau. Das Gefuchtel, das nach allem greift in der Hoffnung, dass das Richtige mindestens per Zufall auch einmal dabei sein müsste, ergeht sich in Aufzählungen, Rekapitulationen und Vorschlägen, deren Wirkung gar nicht kalkuliert werden kann, angesichts vor allem des Umstands der Selbstnarkotisierung, die sie bewirken in der Absicht, den Eindruck des Informiertseins zu erwecken, warum eigentlich. Ist Informiertsein tatsächlich das worum es gehen könnte? Und wenn, für wen? Und worin bestünde es denn? Etwa darin, genau das zu ‚wissen’, was man da erfährt, und nichts darüber, dahinter oder daneben, womit man es mittels einer intakten Urteilskraft und ihren logischen Funktionen auf einen von den verfügbaren Realien der menschlichen Existenz abzubilden verstünde? Und worum? Bietet das Auslandspraktikum wirklich mehr als das bloße Usw., die Erfahrung, dass es anderswo (doch wohl in einer Organisation) genau so hergeht? Ist dieses Anderswo denn überhaupt eines, oder nicht das Immergleiche, einschließlich der angestrengten Bewährung, zu der alle so verurteilt werden wie Gefangene, ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung, denn dies ist ja das Ganze, das sich zum Inbegriff von Sinn aufbläht?

Dann ist da das ‚Wir’, von dem so gerne berichtet wird. Wer ist eigentlich wirklich betroffen, wenn irgendwo Wälder abgeholzt werden, für deren Erhaltung man nun spenden soll, weil der Staat und die Politik versagen. Und versagen die eigentlich indem sie Wälder abholzen, Pipelines durch Naturschutzgebiete verlegen, oder quer durch menschliche Lebensräume, für deren Erhaltung man nicht spenden muss, weil es dabei nicht um Tiere geht? Erfüllen Politik und Staat nicht vielmehr gerade ihre Aufgabe, indem sie Lebensräume zerstören, ob Tier ob Mensch, der jeweiligen Population die Folgen der Entwicklung des industriellen Prozesses klarmachen, während Sie sie ihnen ‚erläutern’ mit einer eigens zu diesem Zweck geschulten, lizensierten, und personalpolitisch ausgefilterten ‚Qualifikation’?

Welches ‚Wir’ ist eigentlich betroffen, wenn irgendwo Hochhäuser einstürzen aufgrund dieser oder jener Einwirkungen? Hat dieses Wir stets denselben Umfang? Oder sind das nicht bloß Sie und Ihresgleichen, die ‚Betroffenen’ eben? Andere sind vielleicht von ganz anderem betroffen. Wessen Kriege sind das eigentlich, die da überall geführt werden im Namen dieser oder jener Prinzipien? Wen geht das wirklich an? Genau genommen nur die Betroffenen. Also eine ganz kleine Zahl von Menschen in der Biomasse von sagen wir sechs Milliarden. Es ist ihre Privatsache. Ob Selbstmordattentäter oder Soldaten, es sind die, die sich entschlossen haben, sich diesem Abenteuerspiel zu widmen, anstelle der Langeweile des Lebens als Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Bürokraten oder den Populationen von Redaktionsstuben usw., und Sache derjenigen, die zwischen die Fronten geraten und nicht ausweichen können. So wenig wie die Selbstmörder und die Verkehrstoten oder die sonst einem Mord zum Opfer Fallenden verändert dies die Explosion der Biomasse des Homo sapiens. Das ist alles scheißegal.

Und welches ‚Wir’ braucht eigentlich das jeweils dringend Anempfohlene, zum Beispiel mehr oder weniger Bildung? Ist die Zwangsalphabetisierung tatsächlich das größte Glück, das Populationen von ‚ihrem’ Staat gebracht werden kann? Und ist das nur dann ganzes Glück, wenn potentielle Eltern sich Ratschläge von ansonsten ganz unbekannten Personen mit Namen wie Schmidt und Rürup anhören sollen, die ihnen nahe legen, Kinder zu erzeugen, die sie dann sogleich an Agenten einer Bürokratie abzugeben haben um deren organisierte Selbsterhaltungsinteressen zu bedienen, die auf der Kapitalisierung der Familie beruhen? Ficken für Rürup? Für einen Superbonus? Ist nicht schon die bloße Existenz einer Einrichtung wie die des ‚Kindergeldes’ eine bodenlose Schweinerei und eine krasse Verletzung der Integrität der Eltern und des Kindes, die zu Almosenempfängern einer Großbürokratie werden, die sie ständig kontrolliert und einen in keiner Hinsicht erwünschten Zwangskontakt zu Menschen unterhalten, die mit ihr doch gar keinen erwünschten Kontakt unterhalten wollen können? Oder für eine Frau Schmidt und ihre Ansichten einen Beischlafsgottesdienst abhalten? Für die Gehirnwäsche, die das Gesindel dann mit bestem Gewissen und unter dem Titel der Erziehung und Bildung den Kindern antut, die am Ende ihre eigenen Eltern nicht mehr anders kennen als die elenden Idioten, denen nichts Besseres einfällt als sie den organisierten Selbsterhaltungsinteressen der herrschenden Bürokratenklasse und den Bonzen der Industrie‑ und Handelskammer zu überlassen als zu bewirtschaftendes Gut? Wie wäre es wenn Frau Schmidt bei der immissio penis Hand anlegt wie der Bauer in seinem Schweinestall das bei seinem Eber und seiner Sau auch tut? Und gleich eine Prämie auf die Hand auszahlt, wenn eine Bescheinigung vorgelegt werden kann, die belegt, dass der Akt während der fruchtbaren Tage des Weibchens stattfindet und ohne Kondome, dass das Weibchen nicht minderjährig ist, und es sich nicht um Unzucht handelt usw. Was wäre da nicht alles zu beachten, wenn man ein Gedächtnis hätte für die Summe der erlassenen Regeln, Verbote und Erlasse, ganz abgesehen von der sozialarbeiterischen Begleitforschung im Gefüge der Betrachtung der Population unter dem Gesichtspunkt der Massentierhaltung. Was sich dieses Gesindel überhaupt in das Privatleben anderer Menschen einzumischen hat, ist die Frage. Und es verwandelt die in Rede stehenden Handlungen allemal schon in Pornographie. Es scheint dieser Art von Mut nicht aufzugehen, dass nicht alles mit jedem auf dem Marktplatz in dieser platten Verallgemeinerung ‚diskutiert’ werden kann – in der Tat sind das ja Monologe – ohne dass sich das gesamte soziale Klima verändert, das sie gewöhnlich vor dem Zugriff einer industrialisierten Phantasie schützt, die sich aus Lautsprechern und von Zeitungs‑ oder Illustriertenseiten wie eine eklige Melasse über die Menschen ergießt und ihre persönlichen Bezüge zu ihren Lebensvorgängen schleichend und chronisch vergiftet, oder im Bürokratensprech: ‚nachhaltig und flächendeckend’.

Was Sie tatsächlich erklären ist, dass die Politik unbeeinflussbar ist, weil das ihr zugrunde liegende Arrangement die Menschen ausschließt von der Möglichkeit der Mitwirkung. Also ist auch ganz gleich, wer herrscht und warum. Dasselbe gilt für die Regierungsform. Herrschaft, zumal der industrielle Feudalismus im Zeichen seiner Globalisierung ist die Totalisierung der vollständigen und unwiderruflichen Versklavung der Menschen. Die Katastrophe einer heraufziehenden, in ihren Umrissen schon recht gut erkennbaren globalen Innenpolitik für alle ist ein Signal für eine radikale Umstellung der Perspektive, die auch diese Innenpolitik selbst nicht untangiert lassen wird. Eine Fellachenpopulation verteidigt nicht mehr ‚ihr’ Territorium, so wenig wie sie ‚ihren’ Staat als den ihren erlebt. Dasselbe gilt für ‚ihre’ Kultur. Unter diesen Umständen einer vollständigen Ausschaltung jedes Widerspruchs gilt natürlich volle Meinungsfreiheit, solange das nichts bedeutet und keine Handlung impliziert. Abgesehen davon, dass dafür gesorgt ist, dass diese Meinung zwar geäußert werden kann, aber ungefähr so wie wenn man an den Niagarafällen flüstert.

Unter diesen Umständen wird Überleben zur Privatsache. Das entkoppelt die persönliche Selbsterhaltung von jeder Rücksicht und Loyalität. Weder ‚Staat’ noch ‚Gesellschaft’ können darauf Anspruch machen, hier vorrangige Interessen durchzusetzen. Dasselbe gilt für die von der Sozialtechnologie festgesetzte Ethik, die der bürokratischen Herrschaft ihre Objekte auf dem Tablett zu servieren die Aufgabe übernommen hat. Sie verletzen ja selbst ständig ihre Funktion als kollektive Selbsterhaltungsorgane. Freilich im Namen eines ‚Wir’, dessen Umfang bei näherem Hinsehen gegeben ist durch die Personalbstände der Funktionäre der Bürokratien, der Personalbestände derer, deren Interessen sie bedienen, und der Personalbestände derer, die ihnen die Eklogen schreiben, die Stammbäume und die immer sagen, wie sinnvoll alles ist, was diese Herrschafts‑ und Priesterkasten tun und sagen und planen und durchführen.

Das gilt um so mehr angesichts des ‚Abbaus der Bildung’. Die ist ohnehin gar nicht, was die Worte noch zu besagen scheinen wollen. Längst hat die plumpe Dressur auf ein paar Tricks und Tipps sich als Inbegriff mancher ‚wissenschaftlich’ aufgepolsterter ‚Bildungsgänge’ fest etabliert. Der Wissenschaftsbegriff selbst ist kaum mehr als eine der Varianten der Formen des Privatbesitzes von organisierten Personalgruppen, die sich gegenseitig die Rekrutierungsmodalitäten empfehlen, die ihnen angenehm sind als kontrollierte Voraussetzungen dafür, dass der so ausgestattete ‚Bewerber die Gewähr dafür bietet, dass er die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt’. Kaum mehr überhörbar ist die Kralle des Machtwahns, der in diesen auf Katzenpfötchen daher kommenden Kompromissformeln der Sprache der Machtapparate wohnt. Umso bemerkenswerter ist das Gekrähe, das immer wieder unter Rückgriff auf die ‚Differenz von Kultur und Zivilisation’ die Welt erklären will, indem es eine spezifisch deutsche Krankheit nachzuweisen bemüht ist, die in einem sturen Beharren auf der Kultur gegen die Zivilisation besteht. Ist es denn tatsächlich nachgewiesen oder wirklich nachweisbar, dass dies der Grund für den Untergang der Kultur Europas gewesen ist, dass die, die nicht von ihr lassen wollten, daran die Schuld tragen? Gleicht das nicht der Logik der Fabel des Apuleius vom Wolf und dem Lamm? Das ist um so witziger als die, die das Zeugs reden, das doch nur eine handvoll Menschen betrifft, selbst doch das Produkt solcher Bildung und ihrer Selbstaufklärung über sich selbst sein müssen, um derart daher zu reden. Das Klischee ist Standard unter den Erzogenen. Es hat eine Logik: Unter Achtelgebildeten ist der Viertelgebildete König. Derart stabilisiert das Gefälle institutionalisierte Meinungsführerschaften. Es hat aber eine Grenze: Unter gar nicht Gebildeten ist auch der Viertelgebildete ein Nichts. Derart schlagen diese Protagonisten der Zivilisation – denn das ist es dann ja, und im Hintergrund lauert die dazu passende Psychologie, der Behaviorismus, als Theorie gewordener Faschismus, der moderne Begleiter seines römischen Ursprungs, sich am Ende die Krücken weg, auf die sie sich stützen. Denn es bedarf der ‚Bildungsanfälligkeit’, einer bestimmten Dressur, um beeindruckbar zu sein von dem Gerede, nämlich gerade so viel, dass man noch versteht, was die bemühte Rhetorik einem bedeuten möchte, und nicht mehr genug, um seine Kompositionsgesetze, seine Absichten und seine Folgen erkennen und beurteilen zu können. Derart redet das Selbstbewusstsein dieses Typus des Gebildeten mit seinem nachgeordneten ‚Adressaten’. Das berechtigt dann zum Verzicht auf die Bildung zugunsten der Barbarei, der man sich dann ja getrost anschließen kann, weil sie gewissermaßen als die nackte Wahrheit gegenüber der in die Systematik der Tücke eingekleideten weniger Mühe macht und der ersparte Aufwand unmittelbar in die Handlung eingehen kann, die das gute Gewissen, auf jeden Fall auf der richtigen Seite zu sein, dann auch als die wirksamere erweist. Den ohnehin von alle diesen Illusionen Ausgeschlossenen, denen Ihrer Meinung nach die Zukunft gehört im Namen der kurzfristigen Bedarfsanmeldungen des gehobenen Managements in Bürokratie und Industrieverwaltung ist das Ganze nur die Summe der Arschlöcher – ...now I know how many holes it takes to fill the Albert Hall - die sich die Herrschaft über die Biomasse des Homo sapiens angeeignet haben. Jenseits von ‚Bildung’ regrediert alle soziale Form auf Konditionierung, also psychologische Gewalt oder Anordnung, das soziale Leben auf Befehl und Gehorsam. Das ist das gewöhnliche Endstadium imperialer territorialer Ausbreitung einer Herrschaft zur totalen Herrschaft in der Form imperialer Innenpolitik. Die Befriedung wird erkauft mit der Umwandlung der Population in eine bewirtschaftbare Herde von ‚Grasfressern’, die von ‚guten Hirten’, den Substituten der sie sonst begleitenden Carnivoren eskortiert wird, wie die ‚Demonstrationen’ von Protestlern in den Großstädten. Das erschließt sich freilich nur dem Gebildeten. Mit dessen Abschaffung von Staats wegen wird also auch Bildung zur Privatsache und als diese endlich allererst wieder eine echte Chance haben ihre Überlegenheit als Grundlage eines wirklichen Urteilsvermögens zu beweisen und dies auch in wirtschaftlicher Hinsicht zu bewähren inmitten der Ordnung, die sie zum Segen der Bildung abschaffen möchte, indem sie sie aus dem Gefüge der bürokratischen Herrschaft in der Absicht von deren Vervollkommnung zur totalen ausschließt. Das wäre einzulösen durch die entschlossene Schließung der entsprechenden staatlichen Darstellungen der entsprechenden Bildungsgänge und durch die Streichung der entsprechenden Fächer auch aus dem schulischen Unterricht. Erst durch die Liquidierung der Formen der opportunistischen Deformation dieser Strohpuppen von ‚Bildung’ aus dem staatlichen ‚Bildungssystem’ ist der Weg wirklich frei zu ihrer Selbständigkeit, die unter Beweis stellen kann, was sie zu leisten imstande ist. Insofern ist die alsbaldige Umsetzung dieser Pläne höchst wünschenswert und man muss möglichst unauffällig sicher stellen, dass sie verwirklicht werden, indem man die entsprechenden Einlassungen beim Wort nimmt und den Staat dazu animiert, den von maßgeblichen Modernisierern geäußerten Anregungen möglichst umgehend zu entsprechen. Es dürfte kaum Probleme machen, Leute wie Frau Schmidt und Herrn Rürup davon zu überzeugen, dass mit entschlossener Umsetzung dieser Pläne nur gewonnen werden kann. Nichts hat bestimmten Formen des Wissens mehr geschadet als seine Verstaatlichung und es ist nur recht, wenn man die unter den entsprechenden Namen firmierenden staatlichen Ersatzbildungen, die unter dem Würgeriff einer historisch belasteten Bürokratie und eines opportunistischen Karrierismus zu organisierten Perversionen degenerierten Einrichtungen an den Universitäten liquidiert.

Dann kann sich als Wissensform bewähren unter den Bedingungen der freien Inanspruchnahme durch Interessierte, die wissen, was sie daran haben, was sich unter dem Eindruck staatlicher Zulieferungs‑ und Legitimierungsansprüche ebenso wie unter dem Druck der organisierten Industrieinteressen zum Ausdruck der inneren Haltung und der Weltansicht von Sklavenseelen, notorischer Feigheit und sozialer Tücke im informellen Institutionenverbund hat objektivieren können. Die lauthals von den Agenten dieser Art von Produktionseinrichtung vorgetragenen Forderungen nach Liquidierung der Bildung ist zu begrüßen, vorab als ihre Selbstliquidierung.

Wir machen den Weg frei für die Bildung, indem wir sie liquidieren, ist dem gemäß das Motto, unter dem sie jenseits des verstaatlichten oder reprivatisierten Bildungsbegriffs der Unternehmensphilosophen eine Chance hat, die ihr gemäß ist, als die erfahrungsgemäß überlegene Art und Weise der Weltbetrachtung und –erfahrung, die in the long run auch das am Menschen zu bewahren imstande ist, was die Führungskader der Biomasse des Homo sapiens aus dem Programm der Massentierhaltung zu streichen entschlossen sind weil es ihren Wünschen im Wege steht.

Die Frage ist, wohin Sie und Ihresgleichen das treibt. Die Antwort liegt auf der Hand. Sie gehen stets den Weg des von Ihnen gerade eben noch kritisierten, in das Ende alles Sinnes und aller Bedeutung in der ‚Information’, die für jeden Alles und Nichts zugleich bedeuten kann, je nach Laune, oder nach den Über‑ Unterordnungsverhältnissen. Dann werden auch Sie dem Müll beigefügt, von dem Sie Ihrer Meinung nach noch Ihre ‚Kritikfähigkeit’ an den ‚Grundversorgern’ trennt, von denen sich der Gebildete schonverabschiedet hat, ohne sich deshalb nun gerade Ihnen zuzuwenden.

Es ist möglich, dass diese Weise der Organisierung des Gefüges auf lange Sicht die Bedienung eines bestimmten Bedürfnisses nicht mehr als Bedarf auffasst und entsprechend bedient, einfach, weil das seinen Prinzipien widerspricht, sondern ausschaltet. Das wird dann aber auch den Bedarf nach Erklärung der Welt, der Vorgänge usw. mit erledigen, also alle Sinnstiftung. Wo alles endlich scheißegal ist, ist auch die Kritik an den Auswüchsen des ‚Raubtierkapitalismus’ nur noch Blech. Sind wir denn nicht alle bloß Raubtiere?

Ethik? Wo doch die Politik des säkularen Staates, die Wirtschaft als die maßgebenden Größen aller Ausübung von Macht sich gerade davon ausdrücklich abgesetzt haben um die Hände dafür frei zu haben, sie sich nach Belieben dreckig zu machen mit jedem Scheiß, wenn das nur etwas bringt? Ach ja, das hat natürlich eine Grenze, und zwar am ‚Verhalten’ des Einzelnen. Der muss natürlich, durch Erziehung, dazu verpflichtet werden – durch ‚Verinnerlichung’, Regeln zu beachten, die es möglich machen, ihn nach Wunsch für diese Politik einzuspannen, gar auf das Risiko des Verlusts des Lebens, während das Ganze doch dem Gesetz losgelassener Selbsterhaltung ganz egal auf wessen Kosten folgt. Das ist schlau gedacht, und wer darauf hereinfällt, hat halt verloren. Auch das gehört zum Spiel. Und diesen Schund versuchen sie ständig wieder zu verkaufen.

Wer ist eine Person mit Namen ‚Dönhoff’? Was wollte sie noch mal? Wen geht das an? Wer war aufs Ganze gesehen Herr Schmidt? Wer hat etwas davon, dass Sie sich unablässig selbst ermahnen zu Maximen, die sie so wenig befolgen wie die an die Sie Ihren ‚Leser’ verkaufen, jenen Vollidioten, der seine ‚Meinung’ aus der Lektüre Ihrer Schriftlichkeiten bezieht? Welche Bedeutung haben alle diese Wichtigtuer wirklich, deren Ansichten und Meinungen, deren Positionen in dem Gefüge diese nicht enden wollenden Eklogen verdienen sollen, die bis zum Staatsbegräbnis reichen, jedem Inbegriff der Verzweiflung, die umschlägt in riesige Veranstaltungen der Erzeugung von Bedeutsamkeiten, aus deren Summe dann ‚Geschichtsbücher’ aufgemacht werden, mit denen einer nachwachsenden Generation nach der andren das Gehirn gewaschen wird?

In diesem Dschungel ist es Sache der ganz privaten Schlauheit, evtl. Sache der ‚kleinen Form’, die Saurier zu überleben, die sich oben die beeindruckenden Kämpfe liefern, mit denen der Regisseur der entsprechenden Erfolgsfilme seine ganz menschlichen Wünsche auf eine andere Tierart projiziert. Diese kennt keine Loyalität gegenüber den pseudo‑theologischen und pseudo‑religiösen ‚Scheinentitäten’, die das persönliche Überlebensinteresse für sich in Anspruch nehmen wollen. Am besten machen das vor aller Augen derzeit jene Wanderer vor, die sich von jeder solchen Überlegung absetzen und sich bewegen, dorthin, wo ihre Überlebenschancen größer sind. Und tatsächlich, werden sie nicht überall im Zeichen des objektiv Notwendigen willkommen geheißen von einer Politik und ihrer Propaganda, die diese Verhaltensweise als vorbildlich belohnt, indem sie die einheimischen Sitzenbleiber zur Unterordnung unter das Allgemeininteresse ermahnt? Und geschieht dies nicht ganz ohne eine Einforderung von Loyalität der Wanderer gegenüber demselben Ganzen, das sich zugleich der Population, die es im Namen des Allgemeinen für dessen ‚Idee’ und Form in Anspruch nimmt, als allgemeine kulturelle Form darbietet, für die man einen gewissen ‚Patriotismus’ zu empfinden hätte, der den Wanderern gar nicht abverlangt werden kann, weil sie die Geschichte nicht teilen, auf der dessen Dignität und Würde, ihre Bedeutung beruht? Was geht einen Afrikaner, einen Türken die deutsche Geschichte an, egal von wo ab man zählt? Waren da nicht notorische Gegensätze was die der Selbsterhaltung dieser ‚Entitäten’ betrifft, die das Leben der Individuen für sich in Anspruch nahmen im Namen der Selbsterhaltung? Und was geschieht eigentlich, wenn man der Logik dieser Grundlagen nachgeht und sie entschlossen außer Kraft setzt, statt sie einfach zu ignorieren bei all dem Gefasel, das über ihnen sich um Kopf und Kragen schreibt?

Dass die Politik, die da betrieben wird, die Grundlagen des Lebens längst in ihren Fundamenten tangiert und aufgelöst hat, will denen nicht einleuchten, die ein Interesse daran haben müssen, dass die Populationen, die das betrifft, und die das sehr wohl spürt und auf eine gewisse Weise auch weiß, nicht auch bewusst erkennt, damit kein wirksamer Einspruch möglich wird gegen ihre rücksichts‑ und verantwortungslose Nutzung als Ressource. Der Rückzug aus jeder Substanz, die von Bildung noch verteidigt worden wäre, ist längst von deren institutionalisierter staatlich-bürokratischer Schwundform selbst vollzogen worden, als ganz zwangloser Prozess der Selbstabwicklung im Zuge der Geländegewinne, die innenpolitisch im Gefolge der Geländegewinne der Bürgerkriegsfraktionen auf deutschen Boden konsolidiert worden sind, die mithin sich innerbürokratisch je nach Beteiligung an Sieg und Niederlage entsprechend ihren Anteilen die Verwaltung der Bestände teilen. Öffentlich ist die Verfügung der Sieger das einzige, was über Bildung noch etwa verlautet, in einer Dialektik von Bewertungen, deren Summe die gänzliche Entwertung ist, und zwar logisch deshalb, weil jeder substanzielle Rest die Chance für das dem bürokratischen Totalitarismus, der sich in der Maske einer demokratischen Form eingekleidet hat mit dem Segen der militärischen Sieger, unterworfene Individuum daran einen unwiderlegbaren Einspruch festzumachen, der zugleich einen Anspruch begründen könnte, eine Beschränkung eben dieses Totalitarismus wäre.

Das ist unterschiedslos international und in jeder Hinsicht systemübergreifend. Deshalb gilt alles, was von ‚Putins Russland’ zu sagen ist in Bezug auf die innenpolitischen Praktiken, in die sich alle Praktiken der Macht im Umgang mit dem Individuum, das dem Höchstmaß an verwaltungstechnischer Ohnmacht der Menschen entspricht, auf die alle Verwaltung abzielt, letztlich auflösen lassen, in derselben Weise auch von den hiesigen oder beliebigen anderen Verhältnissen irgendwo. In der Folge der Kriege des zwanzigsten Jahrhunderts ist die Traumatisierung der Populationen, die ihre Selbstbefreiung verhindern musste, universal und entspricht einer Wahrheit: Der der geheimen Verabredung aller Kriegsparteien bzw. ihrer herrschenden Klassen zu dem einen Ziel der Aufrechterhaltung der Herrschaft, verstanden als Verfügbarkeit der Population für die Interessen der entpersönlichten Apparaturen, deren Sinn eben diese Aufrechterhaltung ist, die vorab die ‚Internalisierung’ der diesem Sinn entsprechenden ‚Werte’ voraussetzt, deren ultima ratio die vollständige Wertlosigkeit des Exemplars ist, das vernutzt wird, nach dem Gesetz des Grenznutzens. Der geht bei genügend großer Masse gegen Null. Das erledigt allen Sinn. Fügen Sie sich in das Unvermeidliche. Geben Sie es auf, Sinn, Bedeutsamkeiten liefern zu wollen. Lassen Sie es einfach, indem Sie sich sagen und sich dazu bekennen, dass sie Scheiße machen, Scheiße liefern und Scheiße fressen lassen wollen. Dann ist alles gut.

Das werden Sie aber erst in zehn Jahren einsehen. Bisher dachte ich immer, dass sie den Verhältnissen etwa fünf Jahre hinterherhinken, in der Meinung Meinungsführer zu sein. Es sind zehn Jahre. Wenn man etwa bloß bedenkt, was sie alles noch immer über die Ausgeschlossenen denken und deren Einstellungen, und was sie vor zehn Jahren, oder vor fünf darüber so äußerten. Das ist der Preis des bezahlten Konformismus. Dass man stets erst dann, wenn die Spatzen es von den Dächern pfeifen, und man sich lächerlich macht, die Meinungsführerschaft für das übernehmen kann, was sich nicht mehr leugnen lässt. Das könnte man anders machen, indem man sich die Mechanismen des Industrieprozesses und ihren sozialen Niederschlag und den in der Politik einmal genauer ansieht und nicht dabei unablässig die Ursachen inmitten der Wirkungen aufzusuchen beansprucht, sondern die Ursachen auch als Ursachen auffasst. Dann könnte man sich davon unabhängig mache, eigentlich nur als Papagei aufzutreten, der dann plötzlich herausplatzt mit dem, was er auf dem Markt aufgeschnappt hat, und dann aufgeregt mit dem Flügeln aus Zeitungspapier wedelt.

Ebenso muss man sich eine Vorstellung davon machen, was es eigentlich bedeutet, wenn man, indem man eine nach Millionen wachsende Zahl von Menschen, die ja alle auch einen mehr oder weniger intensiven eigenen Zugang zu den prinzipiell verfügbaren Wissensressourcen haben, von der Partizipation an der Arbeitsgesellschaft ausschließt, und damit zugleich eine noch größere Anzahl mit diesem Ausschluss bedroht, ganz diffus und allgemein. Die Erwartung, dass die bürokratischen Gehirnwäschen, zu denen die staatliche Erziehung dann zusammenschrumpft, als Weltbild einer Bande von Institutioneninsassen, die sich etwas darauf zugute hält, die nachwachsenden Generationen im Sinne ihrer Überlebensinteressen zu konditionieren und zu dressieren, diese Prozeduren und die Erfahrungen, die sie vermitteln langfristig unbeschadet durch die wirklichen Erfahrungen, die die betreffenden Menschen, die ja eine Biographie haben, in der sich ihre Erfahrung versammelt, und nicht einfach nur in dem Sinne einer Erfahrung, die entlang der Wertvorstellungen geordnet bleibt, die den Individuen eingetrichtert wurden als Grundlagen für die Ordnung der biographischen Erfahrung, einfach übernommen werden, also Grundlagen, in denen sich die Vorstellungen der Sieger der Bewusstsein der Ausgeschlossenen unterschieben können trotz der Erfahrung mit dem Ausschluss, diese Vorstellung ist naiv. Sie eben traut der zur Konditionierung herunter gekommenen ‚Bildung’ oder ‚Erziehung’ zu, kontrafaktisch stabile Gesichtspunkte der Bildung von Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein im Unbewußten der Ausgeschlossenen erfolgreich verankern zu können derart, dass sie auch gegen den Terror des Ausschlusses stabil bleiben. Dieser Erfolg war noch keiner solchen Doppelstrategie gewachsen. Das ist kulturgeschichtlich gegen jeden noch so gelehrten Einspruch immun. Man muss sich eine angemessene Vorstellung dessen machen, was sozialer Wandel wirklich ist, und nicht entsprechend den Vorstellungen, die hinter einer Politik erkennbar ist, die mit der immer gleichen Dummheit auf den mit dem Vollzug dieses wirklichen Wandels sich einfach verstärkenden Terrors der Macht gegenüber der Population setzt und damit auf ihre eigene Lernpathologie, die sich zugleich eine eigene Angriffswaffe schmiedet in der Form der permanenten Revolution von Oben, die sich unterschiedslos unter Aufhebung aller traditionellen Entgegensetzungen des Konservativen und irgendwie anderen als der Kern der politischen Pläne aller bürokratischen Ausschüsse erweist, die sich aus dem Prinzip der totalitären Verwaltung ausbilden und sich unter der Maske der ‚politischen Partei’ der Population anzubieten scheinen zur Zustimmung zu dem, was mit ihr geschehen wird, so oder so. Der Beschleunigung des sozialen Wandels durch den von der Macht ausgehenden Veränderungsdruck, der insgesamt ihrer Stabilisierung unter gewandelten Umgebungsbedingungen für das politische System dient, also stets einem konservativen Ziel dient, entspricht angesichts der wachsenden Zahl der Ausgeschlossenen einerseits, die in der Folge des industriellen Prozesses ‚generiert’ werden, und dem auf sie – als parasitäre Anspruchsteller – ausgeübten wachsenden Druck, der seinerseits dem Prozess sekundärer Rationalisierung entspricht, die nicht einsieht, warum sie das nicht mehr benötigte Gelichter weiter mit durch füttern soll, ohne doch eine wirkliche Lösung herbei führen zu können, wenn diese gegen die Quellen der Logik dieser Rationalisierung verstoßen würde – mit der schließlich unvermeidlichen Konsequenz des auch ‚inneren’ Ausritts eines wachsenden Teils der Ausgeschlossenen – und man kann vermuten, dass es die besser ‚Gebildeten’ sein könnten, aber darum geht es nicht, wie gleich zu zeigen sein wird – auslaufen, und das ist eine wesentliche Quelle nicht der Folgen von Reformen, sondern des unter anderen auch durch sie beschleunigten wirklichen ‚sozialen Wandels’ jenseits des dümmlichen Konformismus des Verständnisses der staatlichen Wissenschaftsförmigkeiten oder Vasallen eines Systems, das verdiente Funktionäre mit einem wissenschaftlichen Institut belehnt entsprechend den neofeudalistischen Prinzipien des bürokratischen Totalitarismus, der problemlos mit der ‚demokratischen Form’ gemixt werden kann. Die langfristigen Folgen des sozialen Ausschlusses oder der unablässigen institutionalisierten Drohung damit ist der mehr oder weniger schleichende Austritt eines mehr oder weniger großen Teils der Population aus dem kulturellen Paradigma, um dem öffentlichen Diskurs verständlich zu bleiben. Denn nichts ist derzeit beliebter als das kaum verstandene Geplapper vom ‚Paradigma’ und seinem Wechsel, mehr oder weniger mit den Zusätzen ‚echt’ und ‚wirklich’ unterlegt, und ohne Kenntnis der Grundlagen und der Herkunft des Terminus und seiner Problematik. Dasselbe gilt für die ‚Lebenswelten’ zumal im (unmöglichen) Plural.

Es handelt sich einfach um einen Prozess der Selektion. Wer ‚innerlich’, psychologisch und kulturell, angepasst bleibt an das was ihn ausschließt, ist so oder so im Nachteil, in Bezug auf seine Selbsterhaltung betrachtet. Indem er/sie die Normen und Vorstellungen des ausschließenden Kollektivs beibehält und seinem Selbstverständnis zugrunde legt, obwohl er doch von der Gestaltung dieses Selbstverständnisses – durch Partizipation – ausgeschlossen ist, ist ein Idiot. Er teilt ein Verständnis, einen Sinn mit denen, die ihn von der Partizipation daran ausschließen. So bleibt ihm die davon ausgehende Gewalt verborgen, weil er/sie sich mit dem Angreifer auf seine Überlebensinteressen identifiziert. Das ist schon potentiell tödlich. Individuen, die diese ‚Einstellung’ beibehalten, werden denn auch leicht Opfer einer sekundären Verwertung – durch Sozialarbeiter, Therapeuten, Lehrer und Fort‑ und Weiterbildungsagenten, parasitären Personalgruppen, die davon leben, diese Klientel einer sekundären parasitären Verwertung zugunsten ihrer eigenen Selbsterhaltungsinteressen zu unterziehen und dabei natürlich die Werte des Kollektivs zu propagieren, an dem sie derart partizipieren – durch parasitäre Sozialtechniker. Der soziale Abstieg ist allein dadurch schon unvermeidlich vorprogrammiert und ist ja auch erklärtes Ziel aller durch die Bürokratien betriebenen sogenannten Requalifizierungsmaßnahmen. Dieser Umstand betrifft nun aber unvermeidlich das gesamte Erziehungssystem, insofern es von dem allgemeinen Funktionsprinzip auf dem das Ganze, das auch den systematischen Ausschluss, die Sortierung entlang von zugleich frei bleibend verteilten Zugangschancen zu bestimmten Formen der gerade aktuellen Selbsterhaltung als Systemziel mit verfolgt. Das System der Erziehung und/oder Bildung dient neben allem anderen zugleich der systematischen Konditionierung entlang von ‚Werten’, die der Legitimierung zugleich seiner Sortierungen dienen wie der Verankerung der ihnen entsprechenden Überzeugungen und Einstellungen als Grundlagen des Bewusstseins des Konditionierten, der zugleich über diese Voraussetzungen seiner eigenen Bewusstseinsverfassung nicht verfügen können soll. Das ist zugleich der Inbegriff dessen, was man gewöhnlich unter einer Kultur versteht, und was sich ebenso anders bezeichnen lässt. Zugleich ist diese analytische Betrachtung ganz unabhängig von diesem oder jenem Verständnis von Bildung, gekoppelt oder nicht an diesen oder jenen Begriff, etwa ‚Kultur’ oder ‚Zivilisation’. Man kann leicht zeigen, dass welcher auch bevorzugt wird, keiner analytisch sein wird in dem Sinne, in dem das hier skizziert ist, und daran lässt sich zugleich eben auch wieder ihr Sinn als Eigenpropaganda einer totalitären Ordnung frei legen, die gar nicht mehr wirklich weiß, was sie wirklich tut, wenn sie es nur unbemerkt tun kann, insofern ja die Abschneidung der Möglichkeit der Reflexion der Sinn dieser konformistischen Zuschneidung des Sinns der Begriffe ist. Mag sein, das sich im Rahmen der Partizipation damit gut leben lässt und auch von dem damit eigentlich schon klar gestellten ‚Kannibalismus’ dieser Sinnbildungen und der auf ihnen aufgebauten Selbsterhaltungsstrategien. Der Ausschluss, oder auch die bloße Drohung damit, unter dem die Masse der Population steht weil das zweckmäßig ist für die Verfügungsinteressen der Macht, ganz ohne irgend eine Spezifikation, macht das blinde Vertrauen in diese Grundlagen des ‚eigenen’ ‚Selbstbewußtseins’ aber zu einem kaum kalkulierbaren Überlebensrisiko. Es ist leicht zu zeigen, dass das auf einer anderen Ebene liegt als das Sozialarbeiter‑ und Therapeutengeschwätz, dem sich ausliefert, wer sich an die vermeintliche Universalität der kulturellen Werte hält und nicht bemerkt, welche Konsequenzen es hat, dass er nicht imstande ist, den kollektiv auf dem Umweg über die Politik und Erziehung organisierten Angriff auf seine Selbsterhaltungsinteressen zu erkennen, wenn ihm/ihr im Rahmen einer Anpassung an dieses Kollektiv keine Möglichkeit der erfolgreichen Selbsterhaltung geboten wird oder auch nur die Möglichkeit besteht dazu, dass dieser Erfolg ausbleibt, trotz einer im Rahmen des Üblichen bleibenden Erfüllung der gewöhnlichen Voraussetzungen dazu.

Die Einsicht in diesen Sachverhalt ist angesichts der offensichtlich verstärkt betriebenen systematischen Charakter gewinnenden Verstaatlichung der gesamten Erziehung – die sich in eine unlösbare Paradoxie verheddert, deren leicht abzufertigende sprachliche Form lautet: Für wen kriege ich als Erwachsener eigentlich meine Kinder, und wessen Kinder sind das dann eigentlich, wenn sie sich unter technischen Gesichtspunkten nur noch so verstehen lassen, dass sie Anlässe dafür bilden, dass sich Staatsagenten, oder die von Staatskirchen, was auf dasselbe hinaus läuft, eine Gelegenheit schaffen, in die Familie hinein zu regieren, immer unter Respektierung des Elternwillens, versteht sich, vorausgesetzt nur, man lässt sich dafür missbrauchen, dass diese im Rahmen der den Eltern gewährten ‚Mitbestimmungsrechte’ ihre ‚Menschenführungskompetenzen’ im Interesse ihrer eigenen innerinstitutionellen Karrierepläne bei dieser Gelegenheit einüben, immer im Blick auf ihre behördlichen und politischen Vorgesetzten – unter Umständen eine Frage des Überlebens. Denn so wie sich die ‚Systembedürfnisse’ unabsehbar ändern, ändern sich auch die der Politik nach Laune. Das heute ‚im Interesse der Eltern’ kompensatorisch gewährte fällt morgen der politischen Reform zum Opfer, die alles besser macht. Das Menschenalter, das vergeht bis zur Berufsfähigkeit eines den Anforderungen nach ja ausschließlich in Frage kommenden Ausgebildeten, also bis man wirklich erleben kann, dass dieses Risiko zu einem Erfolg gekommen ist, ist angesichts des als ‚Reformtempo’ gelobten Risikos, mit dem ‚der Gesetzgeber’ seine Meinung ändert, nicht mehr kalkulierbar. Kinder sind ein Sicherheitsrisiko für Selbsterhaltung, auch abgesehen von der prinzipiellen Unverpflichtbarkeit des Partners, dessen Zuverlässigkeit gewöhnlich mit seinen individuellen Karriereplanungen variiert, und zwar auch mit einer Frequenz, die weit unterhalb der Dauer des Heranwachsens eines Kindes liegt. Aber darüber hinaus ist die mehr oder weniger erzwungene Bindung der Kinder an das Weltbild einer Bürokratenkaste von Erziehern, die gut davon leben, ihren Konformismus zu verbreiten ohne eine entsprechende Verbindlichkeit gegenüber den Eltern, die vielmehr durch die ausschließliche Bindung der Loyalitäten der Berufsgruppe an die innerinstitutionellen Machtdynamiken und ihre oft psychologisch verkrüppelnden Folgen sowie an die bürokratischen und politischen Befehlsketten der anonymen Großorganisationen charakterisiert werden kann eine vom Prinzip her schon abzulehnende ideologische Indoktrination. Aber die Ablehnung ist zugleich gefährlich und gefährdet den Schul‑ und Bildungserfolg des Kindes, das sich eine im Ganzen ungreifbaren Masse von Arrangements ausgesetzt sieht, die es subtil depravieren können mit der Folge des ‚individuellen Versagens’, das ihm in der Notengebung angekreidet wird, obwohl es möglich und unter Umständen auch nachweisbar ist, dass hier die Folgen einer bestimmten Form der Nutzung ‚pädagogischer Kenntnisse’ ebenso gut wie unbewusste individuelle Idiosynkrasien bis hin zu vorsätzlicher Zurücksetzung aus nachweisbar ideologischen Gründen oder auch einer Gemengelage von alledem an einem Individuum erscheinen, eine Folge, die sich unter technischen Gesichtspunkten als Summe und Qualität einer systematischen Gegenübertragung des institutionellen Gefüges auf den Zwangsklienten betrachten lässt. Der Nachweis setzt allerdings voraus, dass das sorgfältig hinter verschlossenen Tüten unkontrollierbar vor sich gehende Geschehen einer Kontrolle ausgesetzt werden könnte, die nicht ihrerseits von den Systeminteressen gesteuert wird. Das sind aber schon Feinheiten. Insgesamt ist die Aufrechterhaltung einer reflektierten Distanz zum zur Totale gegenüber dem Leben des Einzelnen aufgeblähten Systems der verstaatlichten Erziehung, die auch die einmal für diese Distanz wenigstens potentiell sorgende Religionserziehung absorbiert hat, insofern sie dem selben Organisationsgesetz gehorcht, angesichts der politisch gewollten Kapitalisierung von Erziehung und Bildung sowie der Familie als sozialer Lebensform unmöglich. Es ist dieser Totalitarismus, der nachweisbar auf die Auslöschung aller alternativen Bezugnahmenmöglichkeiten für die Ausbildung des Bewusstseins hinauslaufen soll. Wie immer das ‚erklärt’ und ‚gerechtfertigt’ wird, es ist das sei es auch unbewusste Ziel der Politik, die diese Dinge in Angriff nimmt, diese Alternativen auszulöschen, systematisch auszuschalten. In jedem Fall wird sie potentiell unmöglich. Das ist das eigentliche Ende des paradigmatisch als Investiturstreit bekannten Vorgangs und der letzte Schritt zur ‚Säkularisierung’ des Staates, damit aber auch das Ende aller Kultur jenseits von Produktabsatzwerbung, deren Schatten – zumal als der der Versicherungswirtschaft – schon die Figur des Paulus hinreichend vorauswirft auf seine Ausläufer in Sachen blinder Anpassung und die Erfolge der Popkulturindustrie. Erst die vollständige Schließung des Kosmos der Bedeutungen um das Prinzip der totalen Verwaltung realisiert mit dem Prinzip des modernen Staates zugleich die Ausschaltung der Kultur als eine ihm gegenüber jenseitige, selbständige Substanz, an der das Selbstbewusstsein des Individuums Halt fände und vollendet damit die antike Sklaverei auf dem Niveau der Lohnarbeit des modernen Industriefeudalismus. Dem dient die Abschaltung der Bildung als ‚mystischer Idee’. An die Stelle tritt das ‚Casting’ als allgemeines Prinzip der Auslese von ‚Bedarf’ an persönlichen ‚Potentialen’ durch den Großkonzern oder die Bürokratie. Deren innerstes Prinzip ist die Gefügigkeit, in jedem Fall die Verwendbarkeit, auch zur gelegentlich als wünschenswert erscheinenden Darstellung von ‚Individualität’ und ‚idiosynkratischem Verhalten. Dass beim bloßen Verhalten, im Sinne der Simulation bleibt, versteht sich von selbst. Das gilt auch für die ‚Radikalität’ in der Politik. Zugleich aber erledigt sich damit, wofür die Vorgänger standen. Schon jetzt strahlt aus den narzisstischen Masken, die aus den Bildschirmen hervordrohen, oft genug sogar indem sie mit einer Waffe auf den Betrachter zeigen, die Monster entgegen, zu denen das Massenelend einzelne Individuen ermächtigt wie in der Politik nur die Führer sind, die sich mörderisch gegen die kehren, die ihnen zur Macht verhelfen.

Das alles ist indessen Veranstaltung zur Unterbindung jeder unerwünschten Variation. Die Selektion versucht vielmehr total in dem Sinne zu sein, dass kein Bewusstsein den Bedingungen seiner institutionalisierten Zurichtung entkommt, auch dann nicht, wenn es aus dem Umkreis der existenzdienlichen Umstände ausgeschlossen wird, die diese seine Anpassung an das Totale als sinnvoll erscheinen lassen können, wenn man die Alternativenlosigkeit außer Acht lässt, die das bedeuten muss. Indessen machen wachsende Minderheiten mit formal guten Kenntnissen abweichende Erfahrungen, die die Grundlagen der Normalzurichtung in Frage stellen müssen, und dort, wo sie es nicht tun, die Selbsterhaltungschancen der derart einer systematisch abweichenden Erfahrung Ausgesetzten erheblich beeinträchtigen. Was derart der Selektion zum Opfer fällt, die sich systematisch in diesen Menschenopfern einer kannibalistischen Großordnung ausagiert, die ganz entgegen der Mythos der Entzauberung nicht auf sachlicher Grundlage einer Rationalität ohne die Abgründe des triebhaft-animalischen beruht, sondern vielmehr nur diese rationalisiert, und damit gerade diese ihre primäre und grundlegende Rechtfertigung gegenüber dem, was sie als das angeblich irrationalere abgelöst hat, historisch verspielt hat. Diese Ideologie, die ihre Lobredner hatte, ist vielmehr erkennbar als Berechenbarkeitsvorteil ausschließlich für die Personalgruppen, die von der ihnen als irrational erscheinenden Person des Herrschers, der stets vor allem für ihr Sicherheitsbedürfnis eine irrationale Bedrohung darstellte, und deshalb seine Abschaffung proklamierte und durchsetzte, freilich nicht ohne an die Stelle die Herrschaft einer Oligarchie zu setzen, die irrational werden muss, weil sie das Interesse an Berechenbarkeit für diese zum heimlichen Primärzweck ihrer eigenen Herrschaft erheben muss. So gesehen ist für die Zukunft des seiner selbst und der Gefahr, die von den Verhältnissen für das Leben der aus ihm Ausgeschlossenen, bewussten Individuums vor allem die Entpflichtung von den grundlegenden Werten und dem Weltbild dieses Typus der Herrschaft vor dem Hintergrund der Einsicht in seine nachweisbare Irrationalität und seine Lebensgefährlichkeit für die Selbsterhaltungsinteressen der Ausgeschlossenen von Bedeutung. Die Genese dieses Selbstbewusstseins kann man dem Prinzip des Ausschlusses und der Selektion selbst überlassen. Es gibt Zusatzbedingungen dieser Genese, Bedingungen seiner Möglichkeit, die eine desto höhere Hürde für diese Genese bilden, je totaler die kontrollierenden Systembedingungen sind, derart, dass ihr Grenzfall so ist, dass diese Genese ausgeschlossen werden kann. Und es ist gerade dieser Limes, der die Grundsätzlichkeit des Anderen erst setzt, das sich just gegen diese Anstrengung seiner Verunmöglichung erfolgreich behauptet und durchsetzt, ja, diesen Bedingungen seiner Unmöglichkeit die Bedingungen seiner Möglichkeit abgewinnt und erfolgreich durchsetzt. Ein Blick auf die Geschichte und den Sinn des ‚Antisemitismus’ und seiner Funktion für die Genese des modernen Staates wäre hier hilfreich, wenn man nur davon absehen könnte, dass dieser Hinweis sogleich in genau dem Sinne missverstanden werden muss, in dem man ihn bestimmt nicht meint, insofern es nicht um die Fortsetzung der Bürgerkriegsdebatten unter den Bedingungen ihrer wenigstens vorläufigen Reduktion auf die ‚Diskussion’ geht, sondern um den Sinn, den dieses Paradigma des Antisemitismus für das Verständnis des modernen Staates hat, eine Funktion, die eben nicht erledigt ist damit, dass man sie auf Ermahnungen reduziert, eine Ermahnung, die zudem ausgerechnet von dem Gefüge ausgeht, das nicht nur seine Basis, sondern auch seine logistischen Voraussetzungen zur Verfügung gestellt hat. Der ‚Antisemitismus’ der Population, was immer das sei, ist nicht von Bedeutung, wenn man die Grundlage des Holocaust im Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Jahre 1933 erkennt: Das ist der Staat mit seinen gesamten bürokratischen, gesetzlichen und logistischen Möglichkeiten und im weitesten Sinne verstanden, unter Führung seiner akademischen ‚Eliten’ und bürokratischen Hierarchien. Und diese strukturbedingten Möglichkeiten sind nicht auf den ‚Antisemitismus’ beschränkt, zumal unter Bedingungen, die gerade dort die Aktion ausschließen, angesichts der Machtverhältnisse, denen die Unterbindung der Aktion mehr verdankt als aller beteuerten Gutwilligkeit der Bürokratie oder der Pateipolitik bzw. –propaganda, sondern vielmehr ohne Weiteres auch ohne dass auch nur der Verdacht auftauchen könnte, es handele sich um das Gleiche oder Ähnliches, in der Form systemfunktionaler Äquivalente, die sich einfach eine andere Phänomenologie überstülpen und in dieser Form auch die zwanglose Zustimmung der Jüdischen Gemeinden finden, die daran nichts Verdächtiges entdecken kann, weil es sie nicht betrifft. Genießt sie doch nicht nur die hervorragende Privilegierung als besonders bedachter Bundesgenosse, sondern auch die Dignität einer ‚geschützten Art’, die ausdrücklich ausgenommen ist von den unter veränderten Bedingungen auch anders strukturierten Mechanismen des sozialen Ausschlusses, ein Sachverhalt, der allerdings auch wieder zur ‚Entstehung’ von Antisemitismus beitragen kann, also zu demjenigen Syndrom sozialen Neids, der sich unter den Bedingungen allgemeiner Bedrohung der sozialen Existenz von systematisch Vereinzelten auf sei es auch nur vermeintlich Privilegierte im allgemeinen und auf organisierte Gruppen insbesondere richtet, die sich im Gegensatz zur allgemeinen ‚arisch-normalen’ Vereinzelung der Individuen einer ‚Kulturgemeinschaft’ gegen solche richtet, die sich aufgrund ihrer Besonderheit als Subkultur organisiert mit dem Phänomen der Macht ause9inander setzen können und dabei ganz offensichtlich bessere Chancen haben aufgrund des Zusammenhalts gegenüber der in ihre Atome aufgelösten Mehrheitskultur, die ihre Exemplare in eine Individualität entlässt, die sie jederzeit zu leichter Beute werden lässt für die in Großorganisationen zusammengeballten Interessen. Das hat mit Israel dann eigentlich weder auf den ersten noch den zweiten Blick etwas zu tun, auch wenn in der ‚Begründung’ dieses oder Amerika etwa immer wieder einmal auftaucht. Da hat man dann gut lachen, indem man die Urteilsschwäche der Menschen, die manchem, der noch mehr als dieses abschaffen will, wenn er die Bildung abzuschaffen gedenkt, gegen sie und den Unsinn, den sie sagen, ins Feld führt, ihnen eigentlich also nur vorwirft, dass sie nicht haben, was sie doch benötigen würden, wenn sie sich ein angemessenes Urteils über ihre Umgebungswelt bilden wollten, und damit auf den Sinn dessen zurück schließt, das sich in dieser verstümmelten Form einen Ausdruck verschafft, indem es meint, es müsse die Frage nach den Gründen auch mit einer Begründung beantwortet werden, wo der ‚Gesprächspartner’ doch nur darauf lauert, dem anderen, den er so fragt eine Falle zu stellen.

Das kann auch erklärlich machen, warum ‚Bildung’ in wie immer auch ‚emphatischem’ Sinn gar kein Ziel einer staatlich regulierten Erziehung und Lizensierung sein kann. Bei genauem Hinsehen muss das sofort klar werden. Lächerlich wäre es, wie es ja tatsächlich auch der Fall ist, Bildung als Ziel gar des gymnasialen Unterrichts zu proklamieren. Dessen ungeachtet steht es größenwahnsinnig in manchen Schulprogrammen, aufgepolstert mit dem Namen des Schulpatrons, auf dessen Biographie jenseits des Mythos, wie er unter Studienräten kursieren mag, niemand mit Verstand einen Blick geworfen haben kann, zumal im Kontext eines Institutionengefüges, in dem sich dergleichen eher als Widerlegung gerade dessen, was das Vorbild doch zugleich auch über die Institution sagen müsste, verstehen lässt. Bildung ist, unter dem Blickwinkel der Massenorganisation, die das kollektive Einpauken dessen betreibt, was sie aus Gründen für richtig hält, die oft genug keiner kennt, auch nicht die, die das betreiben, und gerade die nicht, weil es für sie ein Selbstweck ist, der sich mit der gelungenen Selbsterhaltung und der institutionellen Karriere schon erschöpfend verwirklicht hat, ein unwahrscheinliches Produkt aus dem, was eine derartige Institution wie das staatliche Bildungssystem wollen (können) mag und den subjektiven Bedingungen und Umstände auf die sie individuell trifft, und ist oft genug gerade dem abgerungen, was die Institution gar nicht will oder auch nur intendiert, während sie anderes will und intendiert, das sich von sich aus jeder gelungenen Bildung entgegen setzt, und wiederum anderen tut und agiert, von dem sie gar nicht weiß, das Bildung befördert oder behindert, indem es einzelnen eine Reflexion ermöglicht und ihr zugleich einen Gegenstand gibt, an dem sie sich als konstitutive Subjektivität bewähren und üben kann, bzw. an dem und durch das sie überhaupt erst ausgelöst wird, ohne dass das jemand will oder auch nur wünscht oder für wünschenswert halten müsste.

Insofern ist das ganze Gerede von Bürokraten und Karrieristen über Bildung und ihren Sinn ganz gegenstandslos. Es ist das, was sich als Massenproduktion gar nicht herstellen oder auch nur intendieren lässt, und schon gar nicht dort, wo sich Bürokraten und Karrieristen, die doch im Wesentlichen eigentlich nur blinde Konformisten sind, die gerade das nicht vermögen, worauf es hier ankäme, nämlich die Reflexion auf die Bildungsgeschichte oder die ‚Sozialisation’ in einer Weise zu betreiben, die nicht nur wiederum die Vorurteile befestigt, die sich der eigenen erfolgreichen Anpassung an ein Gefüge verdanken, das auf einmal in seiner Leistungsfähigkeit für das was es leisten sollte in Frage steht, mitsamt allen seinen ach so erfolgreichen Insassen, die hier doch mit Steinen in ihrem eigenen Glashaus schmeißen und sich dabei lauthals beklagen darüber, dass ihnen die Scheiben eingeschmissen werden, und ihnen auf diese Weise der Klimaschutz verloren geht. Daher dann auch das Interesse an der Unterzeichnung der entsprechenden Protokolle. Es ist projektiver Natur. Das interessiert aber keinen mehr, der nicht in der geschützten klimatisierten Zone leben darf. Und so nimmt auch das Interesse daran ab, dergleichen zu unterstützen.

Die eilig an blamable ‚Studien’ angeschlossenen Initiativen zur Reform sind ‚Haltet‑den‑Dieb’ Schreie. Betrachtet man den Papierausstoß, dann fällt nur auf, dass wieder einmal alle am Lehrerberuf herumnörgeln (wenn man die Lehrer fragt), dass man dabei ist, die ‚Leistungskontrolle zu verbessern’, dass die Vereinheitlichung neue Gewinne bringt, und wie gut die Zusammenarbeit mit der Elternvertretung ist, die unter der Federführung je eines Berufsbeamten abnickt, was man ihr vorsagt, und in alledem geht es nirgends etwa um die Frage, was das eigentlich ist, was da daneben ging, in Dekaden akkumuliert ist, während stillschweigend davon ausgegangen wird, dass es darum geht, die Zwangsklienten besser zu kontrollieren, die Aussortierung zu perfektionieren und dass unter alledem eine unerträgliche Bigotterie als Ziel der Bildung wiederkehrt, so dass man meinen kann, man sei hier zurück auf dem Weg ins Mittelalter, so oft fallen die Worte ‚Religion’ und ‚religiös’. Dabei wird der erklärte Verlust der Distanz einer wissenschaftlichen und technologischen Zivilisation – so wie sie sich in dieser Einstellung von Staatsbeamten darstellt - zur Religion im Gesetz verankert, der antimoderne Kulturputsch zum Bildungskonzept erhoben. Fleißiges Beten wird erneut zu einer unmissverständlichen Pflicht für die Adepten des Öffentlichen Dienstes und der regionalen Wirtschaft, sowie die stillschweigende Bedingung für jene Auszeichnungen, die die Weiterempfehlung dieser Leistungsfähigkeiten für die soziale Elitenbildung ermöglichen, besonders an konservative Stiftungen mit parteipolitischer Orientierung. Die Wahrheit der einfachen Botschaft heißt Anpassung, Gehorsam, immer schön brav sein, dann winkt eine Belohnung. Wahr sein kann das nur so wie es bei Olympiaden immer auch eine/n gibt, die/der die Goldmedaille erhält, aber eben nur eine/n. Der sportlichen Fiktion, die diese/n Eine/n auszeichnet und dazu ermutigt, diese/r sein zu wollen, entspricht die Masse der unsichtbaren Verlierer dieser Veranstaltungen. Nur hat das dort einen anderen als einen sportlichen Grund. Nach diesem Muster ist der ‚individuelle Aufstieg’ auf die Dauer nur dann zu denken, wenn man dabei die Auslösung des Sozialen als Voraussetzung akzeptiert, also eigentlich schon hinter sich hat. Das aber kollidiert mit jeder Ethik oder Moral, die ja die eigentliche Grundlage des Sozialen ist und auch nur dann Sinn macht, wenn es umgekehrt dieses wirklich gibt. Derart macht die Wertedebatte den Eindruck, dass man sich für die Masse derer, die an Privilegien nicht partizipieren (werden) einen Erziehungserfolg wünscht, der sie dazu veranlasst, dies als nicht diskutierbares Faktum hinzunehmen, während man für ‚Entscheider’ alle Üblichkeiten für gewöhnlich hält, die Niccolo Machiavelli in seiner Unternehmensberatung von Führungskräften schon des Längeren vorgeschlagen hat.

Das alles spielt sich inmitten einer angeblichen Modernisierungsanstrengung ab und hat den ausdrücklichen Segen des Kultusministeriums. Es ist der tatsächliche Hintergrund der sogenannten Bildungsdebatte, in der Bildung ist, was eine von parteipolitischen Interessen gesteuerte Berufsgruppe zum Zweck ihrer Selbstentlastung und mit den Mitteln der Vorwärtsverteidigung derart definiert, dass dabei stets das heraus kommt, was sie sich schon zuvor dabei gedacht hat. Man kann deshalb getrost davon ausgehen, dass jede solche ‚Bildungsreform’ nicht einen Kultusminister hat, nach dem sie sich richtet, sondern sich vielmehr einen schnitzt, der sich nach ihren Wünschen und nach denen der entsprechenden Wirtschaftsinteressen richtet, die sich regional in einer undurchsichtigen Melange mit diesen Personalinteressen verflechten. Gelegentlich kann man das am Augenschein beobachten, wenn man etwa danach sieht, wie etwa bei Abiturfeierlichkeiten, bei denen die Interessengemeinschaft – wie in den Prunksitzungen der Fastnachtsvereine – sich nicht enthalten kann in Erscheinung zu treten. Dann ist neben der entsprechenden Geistlichkeit die ‚örtliche Wirtschaft’ vertreten und das Ganze wird gelegentlich gewürzt durch den endlosen Auftritt eines in sich selbst verliebten pathologisch narzistischen exemplarischen Erfolgs der schulischen Bildungsbemühungen. Bei diesen Auftritten kann man dann auch einiges erfahren über die schulinternen Vorstellungen der Hierarchie im Lehrkörper und anhand der relativen Häufung der Worte Religion und religiös einen Schluss wagen – unter Zugrundelegung der ortsüblich vorherrschenden Religion, die sich in einem gewissen Pluralismus bloß absichert, dass Bildung in erster Linie religiöse Bildung ist im ortsüblichen Sinne, der den Erziehungsauftrag einer staatlichen Institution glatt unterläuft und Religion aus einer Privatangelegenheit nicht etwa zur Sache der ‚Eliten’ macht, sondern zur Sache der Erzogenen. Das lässt sich dann zwar oberflächlich scheinbar leicht rationalisieren, hat aber die typische Perfidie des Zynismus von Machtausübenden, die keine Gelegenheit auslassen, die Möglichkeit jeder Selbstreflexion zugunsten einer offensiv von anderen im Stil einer Aufführung verlangten Aufforderung zu ‚werteorientiertem Verhalten’ abzuwehren indem sie gegen jede Möglichkeit einer Aufforderung zur Berücksichtigung religiöser Rücksichten gar gegenüber den Staatskirchen, also gegenüber bestimmten institutionalisierten Formen diese von der Kanzel einer Maturitätsfeier herab in einem Stil einfordern, der eine Beleidigung nicht nur des Urteilsvermögens des Erwachsenen ist, der sich von Lehrern nicht darüber belehren lassen muss, worin Bildung besteht, sondern im genauen Sinne einer illegalen Handlung gleichkommt, die keine Rechtfertigung findet in Anlass oder dem allgemeinen Auftrag der Schule.

Was derart vor allem verbreitet wird ist brutale Verdummung ex kathetdra. Diese Technik schreckt auch vor dem Einsatz von Gewalt nicht zurück, so wie man das aus der politischen Rhetorik kennt. Sie gleicht ihr aufs Haar. Die Selbstverständlichkeit, dass die Führung stets dem institutionalisierten Bürokraten zufällt, während es doch um Bildung geht, die dann, wenn es sie als Ergebnis eines wahrgenommenen Bildungsauftrages der Schule gäbe, doch anders verteilt sein müsste als diese Automatik unterstellt, die ihre Identität mit der Macht naiv unterschiebt anstelle ihres eigenen Begriffs, erhebt die Gewalt unmittelbar an Stelle der Bildung zu deren Wahrheit, die diese ersetzt. Bildung ist einfach das jeweils Erwünschte. Man muss sich nur vor Augen führen, wie das Schicksal dieser Humanisten eigentlich verlaufen ist bevor es ihnen gelang sich im Gefüge des modernen Staates ihre Refugien und Pfründe zu sichern, um sich vor Augen zu führen, worum es da eigentlich geht: Die Zukunftssicherung der Herrschaft über die Köpfe. Das Gerede von Qualitätssicherung, dieser Unternehmensberaterjargon, setzt voraus, dass die Schule als ein Unternehmen betrachtet werden kann. Während es sich um eine Institution handelt, der wie der in ihr aktiven Berufsgruppe die von der Politik gesicherte gesetzliche Grundlage die Verfügung über eine Zwangsklientel sichert, der gegenüber nicht die Geringste wirkliche Verantwortlichkeit herrscht, insofern jede Zumutung dieser Art mit den zur Verfügung gestellten Mitteln abgewehrt und sogar umgekehrt werden kann, während diese Institution ihrerseits die Politik weitgehend kontrolliert, zumal insofern die Verfügung über den sogenannten Elternwillen den Hebel dazu darstellt, sogar einen Regierungswechsel herbeizuführen, dem allerdings die Dummheit der Regierungspartei schon ein wenig entgegen kommen muss, wird das Ganze nunmehr aufgrund geschaffener Fakten so behandelt, als sei es ein Unternehmen, das betriebswirtschaftlichen Grundsätzen entsprechend geführt und eingerichtet werden könnte entlang von entsprechenden Kriterien, wie sie etwa von den grandios in einem der gigantischsten Betrugsmanöver der über den Klee gelobten ‚Eliten’ verstanden wurden, das an der Weltpopulation gerade erst begangen wurde. Diese Technik der Führung beruft sich zur Durchsetzung von Entscheidungen, von denen faktisch die Eltern ausgeschlossen sind, zur Disziplinierung von Restbedenklichkeiten dann nach Belieben auf demokratische Prozesse, macht also nach Belieben von Machtstrategien sei es des Ausschlusses des ‚Elternwillens’ und seinem manipulativen Einsatz Gebrauch, beides unter zynischer und skrupellosem Einsatz von Machtrhetorik, die keine Bildungsvoraussetzungen hat, sondern gerade auf deren Abwesenheit beruht. Während die Unternehmensberatung keinen Deut dazu beitragen kann, die ‚Qualität’, was immer das sei, der Bildung zu verbessern, gemäß den ihr zugrunde gelegten Grundsätzen, die einen Effizienzbegriff zur Anwendung bringen, der sich etwa an der Bandendkontrolle von Industriebetrieben ablesen lässt, also weder die Fachdidaktik noch die allgemeine Auswahl des zu Lehrenden noch die Synchronisierung von Gesellschaft, Leben und dem Überleben des Ganzen auch nur ins Auge gefasst würde von diesem Verständnis der Kontrolle der Qualität von was eigentlich, wo doch der Mangel an Qualität stets als Mangel des Erziehungsobjekts erscheint, und nie als Resultat des Produktionsprozesses, also, anders als in einem Industriebetrieb, wo man den entsprechenden Monteur zu fassen kriegt, wenn sich zu viel Fehlschläge auf seinem Konto versammeln, während in der Schule genau umgekehrt verfahren wird, indem notfalls die genetische oder sonstige Verfassung des Objekts der Bearbeitung als die nachgewiesene Schwachstelle des ganzen Systems fungiert und naiv akzeptiert wird. Während sich die Erfolge natürlich die Bildungsinstitution als ihre Leistung zurechnet. Es liegt nahe hier eine zugleich ungemein eingespielte und zugleich u. U. lebensgefährliche Form der Gewalt als Projektion der jeweils unerwünschten Nebeneffekte auf die Objekte und die Aneignung der Erfolge durch die Institution zu erkennen, die nicht dadurch besser wird, dass sie in den Generationen der Rationalisierung der in den Schulen organisierten und fachprofessionell rationalisierten Gewalt die Form einer von niemandem auch nur angemessen benennbaren, geschweige denn in ihrer Struktur und Bedeutung erkennbaren Normalität gewonnen hat, die sich bisher jedem Veränderungsversuch hat erfolgreich entgegen stemmen können, weil sie zugleich auf dem Wege der staatlichen Erziehung in den Seelen aller Beteiligten derart verankert und zur Person geworden ist, dass sie sich der Reflexion nicht zuletzt auch deswegen entzieht, weil die Destabilisierung des Rechtfertigungsmusters für diese Gewalt, die einen enormen Bestätigungs‑ und Verdrängungsschub in der Zeit der Naziherrschaft erlangt haben muss, der sich nicht hat rückgängig machen lassen aufgrund der kollektiven Traumatisierungen, die die Population an den Gewaltgebrauch gewöhnt hat, und die dabei institutionalisierten, die Personalauswahl regulierenden Strukturen sich als kollektive Muster der Verteilung nicht nur von Intelligenz, sondern überhaupt als Persönlichkeitsmuster und als Sozialcharakter haben etablieren können, was eine beinahe aussichtslose Lage schafft, wenn man die damit geschaffenen Grundlagen der Verteilung von sozialen Privilegien betrachtet, von denen sich die daran im Übrigen blind beteiligte Frauenbewegung keine Vorstellungen jemals gemacht hat, insofern sie ja blind auf den gegebenen Bedingungen der Durchsetzung von in diesem Fall geschlechtsspezifischen Selbsterhaltungsinteressen aufgesetzt hat und die entsprechenden Grundlagen auch in der Anwendung rücksichtslos gebraucht hat. Zu erwarten ist eine zusätzliche Legitimierung der unbewussten Voraussetzungen des bewussten Handelns, oder ihre Überbietung insofern sich die Personalauswahl etwa von Versicherern, Banken und Behörden, der Politik oder auch der Jurisprudenz, kurz, die Selektion aller Erfolgsberufe, denen oft in der akademischen Ausbildung noch ein zusätzlich selektiver numerus clausus aufgesetzt ist, dessen Effekte nie wirklich untersucht wurde, weil immer davon ausgegangen wird, dass sie nur positiver Art sein könnten, insofern sich jedenfalls die Auswahl und die Karriere von Führungspersonal in der Wirtschaft so wenig wie in Politik und Verwaltung an ethisch-moralischen Grundsätzen orientiert hat, insofern die Exekution von sachbezogener, hierarchieabhängiger, intern zu verantwortender Entscheidung gerade diese Orientierung ausschließt, wie bei jeder Kolonisierung einer Population, zumal durch eine Ideologie der permanenten Revolution zum Zweck der Stabilisierung und der Abzockung der Population im Interesse der Selbsterhaltung des Krakens, der sich in Gestalt einer alles beherrschenden Bürokratie die Welt unterworfen hat.

In den Schulen wird im Zusammenhang mit der Bildungsdebatte nicht über die Bildung diskutiert und auch nicht über die Schule, sondern über einen veränderten bürokratischen Zugriff auf die Zwangsklientel, ihre politisch wünschenswert erscheinende Neuorganisation. Was das wo ändern soll über die bürokratischen Effekte hinaus ist nicht ersichtlich. Der aus einer Homogenisierung des Outputs hervorgehende Vorteil ist nicht nachgewiesen. Im Kern geht es um eine Verfügbarmachung des Bildungsapparats für Kapitalinteressen, vorwiegend im Bereich der Kapitalisierung der Bildung und der Restbestände der Familie. Zugleich geht es um eine Entwertung der formalen Vorbildungsvoraussetzungen für die Eingangstufen der weiterführenden ‚Bildung’ besonders im akademischen Bereich. Die Kosten der Verkürzung der gymnasialen Ausbildung werden auf die Familien abgewälzt. Der Zusammendrängung der zuvor dreizehn Jahre auf nunmehr zwölf bis zum Abitur entsprechen Schulbesuchszeiten, auf die die Fahrbetriebe im ländlichen Raum nicht eingestellt sind. Die Aufgabe der Besorgung der Transporte läuft darauf hinaus, dass oft neben den Kosten für die Buskarten noch einmal mindestens dieselben für die daneben aufgrund von angehängten und dann wieder abgehängten Stunden, so oder so angeklebten und umdisponierten Zusatzstunden aufgewendet werden müssen. Die dafür aufzuwendende Zeit ist von den Eltern zur Verfügung zu stellen. Das entspricht der Unzuverlässigkeit einer Politik, die heute so und morgen so überlegt und entscheidet, oft im Rhythmus der Regierungswechsel, und zunehmend mit dem Argument der knappen Kassenlage. Das mag ja sein, nur können die Privathauhalte eben nicht gleichsinnig mit reagieren indem sie z. B. ihrerseits ihr Auto abmelden, weil es nicht mehr finanzierbar ist. Bei der Verbreitung des Automobils, die ihrerseits erst die Grundlage der sogenannten ‚mobilen Gesellschaft’ abgibt, ist das aber nicht mit gesagt worden, dass sich daraus ein Zwang entwickeln würde, der dann nicht mehr rückgängig zu machende Unausweichlichkeiten schaffen würde, die Autoindustrie und entsprechend alles was daran hängt, auch dann noch finanzieren zu müssen, wenn dem rational nichts mehr entspricht, was das privat wirtschaftlich noch rechtfertigen könnte, bei Unterhaltungskosten, die bis zu einem Drittel des Einkommens einer Person ausmachen können.

Angesichts dieser Vollzüge verliert sich jeder konkrete Sinn von ‚Freiheit’. Worin sie bestünde ist kaum zu sagen.



II. Die Eliten und die Bildung.

Wenn man den bemerkenswerten Mix der ‚Bildungs‑‚ und ‚Elitendiskussion verfolgt, den sich die politische Rhetorik im Verein mít durchaus bestimmbaren organisierten Interessen und deren Repräsentation in der sogenannten Öffentlichkeit länger betrachtet, wird in dem Gewirr der ‚Argumente’ doch einiges klar, wenn man bloß die Geduld dazu hat, mit schwebender Aufmerksamkeit zuzuhören, und abzuwarten, worauf dies alles am Ende hinausläuft. Sicher ist, dass die beteiligten Interessen nicht intentione recta, sondern getarnt im Hintergrund des Geredes der Ideenhaber und Berater, der daytrader in Meinungen und und der Kostenfreaks bleiben, so dass es einer Art von Hermeneutik des rhetorischen Betruges bedarf, um den ‚Sinn’ der Diskussion erkennbar werden zu lassen. Das ist indessen nicht einfach eine im Leeren hängende Methodik der Entschlüsselung von Sinn, der sich entsprechend aus der Analyse des Geredes wie von selbst ergäbe, sondern bedarf der Kenntnisse des materialen Hintergrunds dessen, was systematisch erschwiegen wird, z. B. in dem Gesülze der Börsengurus, und der Wirtschaftsberichte, die sich tunlichst in der Oberflächlichkeit einer Bewusstseinsverfassung bewegen, die einer mir Blumenmustern geschmückten Tapete vergleichbar ist, die auf die Wände eines von Termiten zerfressenen Holzgebäudes aufgeklebt sind und einladen zum Kauf der Immobilie.

Zunächst ist erstaunlich, wie die Debatte einsetzt. Aus dem Nichts erscheint sie nach Art der strategischen Besetzung der Begriffe, die schon seit Dekaden nach der Manier Orwell’scher Verfahren verfährt, indem sie mit der Besetzung der Begriffe zugleich deren Sinn nach Belieben dreht und wendet, und es ist am ehesten dieses Verdrehen und Wenden, das eine Auskunft darüber gibt, welche politischen Absichten mit einer täglich mehr terrorisierten Population die organisierten Banden ‚Wirtschaft und Gesellschaft und öffentlichem Leben’ mit der der Population aus angeblich objektiven Gründen oktroyierten permanenten Revolution verfolgen.

Als selbstverständlich gilt, dass sich ihre Notwendigkeit von selbst versteht. Dabei ist das parteiübergreifende Unisono bemerkenswert: Keiner, der nicht ein permanenter Berufsrevolutionär wäre in diesem bürokratischen Apparat, keiner, der nicht die Veränderung als das sich von selbst Verstehende ausbietet. Diese Verwandlung der bürokratischen und wirtschaftlichen Führungen in permanente Revolutionäre hat sich vor dem Hintergrund der rücksichtlosen Verteufelung ganzer Generationen von Heranwachsenden vollzogen, die als ‚Systemveränderer’ und aus der Sicht der als Erbschaft in die Geschichte der bundesrepublikanischen Gesellschaft eingegangenen Mentalitäten als gemeingefährlich einzustufende diffamiert worden sind, bis ganz offensichtliche ein schleichender Umwertungsprozess das gerade noch verteufelte Konzept auf eine Weise anzueignen begann in just den sozialen Minderheitsgruppen, die unter dem Deckmantel einer formalen Demokratie – die sich bis auf Nuancen kaum von den kommunistischen Zwangssystemen mehr unterscheidet, denen sie noch vor wenigen Jahren ihre scheindemokratischen Scharaden vorwarf – die Population nicht nur von der Partizipation an der monopolisierten Macht ausschaltet mittels Legitimation durch Verfahren – eine Formel, auf die sich der gesamte schulische Unterricht in ‚Politik’ und ‚Sozialkunde’ reduzieren und zugleich verabschieden lässt, was bedeutet: Alles, was an ihrer Stelle auftritt ist Gehirnwäsche, gewissermaßen die Koranschule der noch dazu scheinsäkularen westlichen Moderne, die den Religionsuntersicht als antiaufklärerisches Mittel der Bevölkerungssteuerung systematisch einsetzt - sondern sie obendrein dazu zwingt, in den von ihr beherrschten und zweckmäßig zugerichteten staatlichen Schulen, einer ekelerregenden, paramilitärischen Kommandowirtschaft ohne den Hauch einer wissenschaftlich angeleiteten Selbstreflexion, von oben herab und bei Androhung von Bestrafungen in der Form der Notengebung, die das Leben der Kritik mit der mörderischen Neutralität von Metzgern in der Großschlachterei abwürgt, die Einübung des an ihr systematisch begangenen Betruges als eine Reihe von Glaubensartikeln hersagen lernen zu müssen. Das ist auch an der Dreistigkeit zu erkennen, mit der als selbstverständlich gilt, dass zur ‚Allgemeinbildung’ die Kenntnis des Namens der jeweiligen Staatoberhäupter gehört, oder die blinde Reproduktion der ‚Kenntnis’ des ‚Gesetzgebungsverfahrens’, sowie das Bekenntnis zu einem Grundgesetz, dessen vorangestellte Formulierung eine Lüge ist, nämlich die Behauptung, dieses habe sich das deutsche Volk selbst gegeben. Die sogenannte ‚politische Bildung’ ist ein mehr oder weniger offenes Monopol der bürokratischen Herrschaft, die zugleich auf diesem Wege nichts anderes treibt als Eigenpropaganda für die von ihr selbst zugerichteten Begriffe, in denen über Staat, Volk und Gesellschaft, Wirtschaft und Werte nachgedacht zu werden hat. Der auf diesem Wege ausgeübte systematische Terror gegenüber der Population hat nichts anderes zum Zeck als ihre Unterwerfung vor allem Gehorsam im Einzelnen. Es genügt der politischen Herrenklasse nicht eine Macht auszuüben in dem Sinne lediglich einer Chance, für einen gegebenen Befehl Gehorsam zu erlangen, sondern die, denen befohlen wird, sollen gar nicht mehr bemerken können, dass sie Befehle erhalten und befolgen, und im Falle selbst des instinktiven Zuwiderhandelns aus dem Restinstinkt der Selbsterhaltung über keine sprachlichen Mittel zu einer geeigneten Selbstverteidigung.

Alles in Allem sind die Verfahren der Willensbildung so strukturiert, dass faktisch eine Oligarchie die herrschende Klasse bildet, die Population aus jeder wirklichen Eingriffschance wirksam ausgeschaltet ist, und die Politik faktisch in derselben Art und Weise funktioniert wie die Wirtschaft der Politbüros des angeblichen Erzfeindes. Die Systemkonvergenz hat – als Mixtur aus Orwells und Huxleys Utopien – nach dem Untergang des politischen Gegners eher zugenommen, und am erstaunlichsten ist das von der herrschenden Klasse und ihren zynischen Propagandisten als das vermeintlich Selbstverständlichste zum Prinzip erhobene Konzept der permanenten Revolution – von Oben, versteht sich, aber das war ja auch im Original schon so. Die Grundlagen dieser ‚Motivationen’ sind analytisch gesehen tabu. Die ‚kritischen Geister’ von gestern, nachdem sie es zur Selbstlaudatio in der Paulskirche gebracht haben und überall ganz dicht bei Regierungsmitgliedern am Tisch sitzen und Beifall klatschen zu jeder Schweinerei, die an der Population begangen wird – sie mögen meinen, das hätte man aus ihren Werken unmöglich voraussehen können, während es in der gewundenen und verschanzten, alles einverleibenden und zur Kompatibilität eines Verdauungsbreis homogenisierenden synthetisierenden Privatsprache allgegenwärtig ist, bis hinein in die Rezeptions‑ und Verarbeitungsmethode und ihre nur psychopathologisch verständlichen Spaltungsmechanismen – belegen mit ihrer ‚kritischen Anpassung ans je Soseiende, was ihnen insgeheim von Anfang an vorschwebte. Der Spagat zwischen der Geilheit dazu zu gehören und der kritischen Unabhängigkeit zielte von Anfang an darauf, die Drohung mit der dem Scheine nach menschenfreundlichen Kritik der Verhältnisse als Waffe zur Durchsetzung der gewünschten Partizipation auf höchster Ebene einzusetzen und die Kritik in demselben Maße zurück zu nehmen, in dem das Entgegenkommen der herrschenden Klasse und der gemeinsame Aufstieg der Weggenossen mit derselben Strategie sie nicht nur überflüssig werden ließ, sondern sogar kontraproduktiv. Die Kritik nahm in demselben Maße ab, in dem der Weg zur Partizipation an der Herrschaft über die Gehirne kürzer wurde und sie löste sich in Nichts auf mit der Eroberung des Gipfels. Ironie der Theoriegeschichte ist, dass der einzige Nebenbuhler auf den Anspruch des Meisters aller Theorieklassen, längst tot, mit seiner zynisch-illusionslosen Feststellung dessen was ist, recht behielt in der Praxis gegen eine Theorie, die ihn kritisch aus dem Felde geschlagen zu haben meinte als sie an der Perversion der Macht zunehmend positive Seiten entdeckte, und der Samt über die Krallen der Kritik zu wuchern begann.

Ähnliches, um vieles trivialer kann man vom Aufstieg der kaufmännischen Rechner zur Elite sagen, und von den Realos, deren Name schon sagt, wie die herrschende Klasse, die sie schließlich willkommen hieß in ihrem Hause, sie einschätzt: Als notorische Opportunisten.

Geht man derart die Geschichte der Bundesrepublik noch einmal durch, dann stößt man überall auf diese und weit gravierendere Voraussetzungen des gegenwärtigen Zustandes des Landes. Denn die Rede war ja vor allem vom Aufstieg des kritischen Opportunismus und seiner Kader in die schon bevölkerten Hallen der Macht, die ja keineswegs leer waren, sondern nur leer wirken mochten, weil die Herren sich vorsichtshalber in die Hinterzimmer zurückzogen, um für eine Weile nicht aufzufallen. Dass aus dieser Notlösung endlich die Tugend der Regentschaft der Hinterzimmer wurde, ist hinreichend evident. Auch, dass sich diese Methode des Regierens bestens bewährt, so dass das Zugeständnis der Demokratie nichts als ein Lächeln kostet.

Die Eliten sind gar kein Desiderat. Sie sind existent und die Träger unter anderem der Diskussion über Bildung und Eliten. Diese setzt indessen auf eine merkwürdige Weise im scheinbar leeren Raum ein. Die Diskussion wird so geführt – wohlgemerkt von den Eliten – als müsste diese erst welche schaffen, etwa indem sie das ‚Bildungssystem’ reformiert. Das Erste, was in diesem Kontext selbstverständlich festzustellen wäre ist aber der Umstand, dass die Eliten nicht nur existieren, sondern auch das Land tatsächlich kontrollieren. Und das führt auf die erste zu machende Feststellung: Die Eliten sind verantwortlich für den Zustand des von ihnen kontrollierten Landes und seiner Population, den sie als Skandal anprangern. Es ist der von ihnen selbst und aus ihrer Herrschaft heraus erwachsene Zustand einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation, der ihnen nun als Problem entgegen tritt. Das derart als Problem richtig bezeichnete erschient aber in der Elitendiskussion, die von Eliten geführt wird, sogleich ganz anders, nämlich als das Problem der Bequemlichkeit, der Zurückgebliebenheit und der Trägheit, der Verantwortungslosigkeit der von ihnen kontrollierten und für ihre Zwecke zurechtgestellten Bevölkerung.

Das ist nicht erst ersichtlich an der notorischen Studie, die zwar der Bevölkerung ihre kollektive Dummheit vorrechnet, aber nicht der verantwortlichen Erwachsenengeneration in den Ämtern, nicht dem System einer verstaatlichten Erziehung, die doch die Verantwortung zu tragen hätte dafür, dass ihr Idioten reichten als zu beherrschende Masse, weil sie sich viel einfacher kontrollieren und bewirtschaften lassen als Menschen mit einem Urteilsvermögen, das sich einem Bildungsvorgang verdanken müsste, der nicht auf das Einpauken von ‚Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen’, die zu allem Möglichen qualifizieren mögen, was man auch ohne Urteilsvermögen einfach entlang Befehl, Gehorsam und den Belohungen, die Karriereversprechungen sind, ausführen lernen kann und was vor allem die Herrschaft und die Selbstrechtfertigung der Eliten und ihrer Herrschaftstechniken stets ungeschoren lässt. Allein dieser Umstand qualifiziert die Diskussion als eine Haltet‑den‑Dieb‑Strategie. Es ist der Herrschaftsapparat, der um der Aufrechterhaltung der Herrschaft von Eliten, die bei näherem Hinsehen vor allem solche der organisierten Macht sind, und nicht etwa Eliten aus Intelligenz und Urteilskraft, der das Land in den Zustand versetzt hat, in dem es ist. Das dies der Population schaden würde und ihrer Fähigkeit zur kollektiven Selbstbehauptung ist lange schon vollständig klar gewesen. Aber es diente vor allem der Selbsterhaltung einer Herrschaft, deren Stabilität davon abhängt, dass andere an ihrer Stelle die Folgen ihrer lernpathologischen Bewusstseins‑ und Geistesverfassung zu tragen haben. Und das sind die Objekte dieser Herrschaft. Jeder wirkliche kollektive Bildungsprozess, der als ein Erfolg bemerkbar würde, müsste diese Herrschaft und ihre Techniken in Frage stellen und ihre Wirksamkeit mindern.

Es war insofern das Einfachste, auch was die Eigenrekrutierung betraf, die Bildungsanstalten nicht zu sehr zu alimentieren, und den Wissenschaftsfortschritt ein wenig einzuschläfern, um den Status quo nicht unnötig in Frage zu stellen, zumal angesichts des Umstandes, dass sich ein Teil der Jugend mehrerer Jahrgänge dem Ansinnen entzog, zu den gebotenen Konditionen mitzumachen, so dass ein Ausweichen auf die Mittelmäßigen, denen nichts anderes übrig blieb, notwendig wurde und das wiederum verlangte nicht zu kluge Untertanen. Die politische Strategie der Vernichtung der oppositionellen bürgerlichen politischen Intelligenz durch die politische Linke und die politische Rechte in einer konzertierten Aktion, in der sich ‚Sozialdemokratie’ und ‚Christdemokratie’ zusammen mit den politischen Extremisten in einem Lager fanden, fand zudem unter den Augen der Heranwachsenden der nachfolgenden Generationen statt, die sich überlegen konnten, ob sie nicht lieber ihren Kopf abgeben gegen die ihnen gebotenen ‚sozialen’ Sicherheiten. In dieser Vernichtungsaktion, die hinter dem von den Massenmedien inszenierten selbst erfundenen Schauspiel der ‚Studentenbewegung’ stattfand, mit der faktisch ein Mob in die Universität eindrang um die Reste einer tragenden Struktur zu ruinieren, die die Universitätsreform nicht ihrerseits liquidierte, um einen mittelmäßigen politischen Karrierismus zu promovieren, ging das Urteilsvermögen des Gebildeten, das stets als qualitatives Vermögen eines Individuums und nicht anders real wird, wenn überhaupt, zu Bruch. Der konzentrische Angriff des Mobs, des Ressentiment und der kaum latente militaristische Lebensuntergrund, der kaum besser als in dem notorischen und zynischen Satz einer durch die Erfahrung der Gewalt ruinierten Bewusstseinsverfassung sich zusammenfasst, wonach jeder ersetzbar ist, haben hier aufgeräumt mit jeder noch auf einem materialen Verständnis von menschlicher Würde und Freiheit beruhenden Vorstellung einer gesellschaftlichen Verfassung, deren demokratische Wirklichkeit und Wahrheit auf der Urteilskraft des Einzelnen beruht oder überhaupt nicht ist. Die Unterwerfungswirklichkeit und die Selbstherrlichkeit politischer Würdenträger, wie sie an den höheren Bildungsanstalten des Landes zur Herrschaft gelangt sind, als durchschnittlicher Typus eines Selbstverständnisses, das sich vor allem durch den Begriff der Macht und der Kontrolle, der Herrschaft über den Gehorsam der Gehirne definiert, ist so obrigkeitsstaatlich wie das preußische oder wilhelminische Deutschland, aus dessen Trümmern ein Ungeheuer deutscher Psyche hervorwuchs.

Die sogenannte Computerrevolution hat diese Elite vollständig verschlafen, ob im Bildungssystem oder in der Politik oder der Wirtschaft. In jeder Hinsicht waren diese Eliten lediglich als User geeignet, und die Realität der Eliten ist, dass sie keinen Computer benötigen, dafür haben sie ihre Sklaven. Es ist deren Aufgabe intelligent zu sein und mit dem Computer um ihren oder dessen Arbeitsplatz zu konkurrieren. Wie in jeder Herr‑Knecht‑Situation ist es der Knecht, der, wenn ihm sein Leben lieb ist, ‚intelligent’ zu sein hat. Es ist bekanntlich eine der Definitionen der Macht, dass nicht sie es ist, die lernt, sondern dass sie andere lernen lässt um es sich selbst ersparen zu können. Die Lernpathologie ist nur eine andere Form der Definition dessen, was Macht der Sache nach ist, als Verhängnis über den Menschen.

Das alles ist vorab zu bedenken, wenn man sich die Debatte anhört, die davon redet, dass ‚wir’ jetzt endlich – man hat es schon immer oder schon lange gewusst – Eliten brauchen. Die davon reden, betreiben Propaganda. Indem sie anderen diffuse und vage, gewöhnlich nicht eingehaltene Versprechen zu machen scheinen, dass sie sich vor anderen Belohungen ergattern können, wenn sie nur schön brav lernen, was man ihnen vorschreibt, und unablässig ihren Gehorsam und ihre Gedankenlosigkeit, ihre Selbst‑ und Weltvergessenheit abprüft, ein Verfahren, dass dazu zwingt, dass man alles andere einfach vergisst, weil die Fixierung des Bewusstseins auf die jeweils nächste ‚Leistungsprüfung’ gar keinen Gedanken mehr daran aufkommen lässt, dass es auch noch darum gehen könnte zu beurteilen, was man sich da zumuten soll, ganz freiwillig natürlich, aber auf Leben und Tod, Gnade und Barmherzigkeit, um sich den kurzfristigen Zwecken eines nach Gusto ausgewechselten Geschäftsmodells des höheren Managements und deren Unternehmensberatern anzubequemen, und das einen Blödmann gebiert, der mit größtem Eifer auf höheren Befehl die Welt zerstören wird, und dafür sogar die Verantwortung übernehmen wird, in der Überzeugung, er sei es wirklich selbst gewesen, gerät aus dem Blick, dass es sich hier keineswegs um Elitenbildung handelt, sondern um eine Propaganda der Eliten zum Zweck der Anwerbung von Handlungsgehilfen, die brav und blind ihren Zwecksetzungen gehorchen wie Köter um dafür die Happen aufzuschnappen, die ihnen als der Inbegriff alles Lebenssinns erscheinen. Mit der Fixierung auf das völlig unspezifische Triebziel ‚Karriere’ und ‚Kohle’ zielt die Elite tatsächlich auf die Verzweiflung des Proletariats, das sich einreden ließ, es sei verschwunden in der Mittelsschicht. Was die Eliten hier bezwecken ist die Anwerbung von Kapos, die die Bewirtschaftung der Population für die besorgen.

Dazu ist es zunächst notwendig Voraussetzungen zu schaffen, die den gebotenen ‚Anreizen’ – ein Terminus aus der Tierverhaltensforschung – die entsprechenden Dispositionen zur Verfügung stellen.

Zunächst räumt man die Personalbestände von Menschen, deren Urteilskraft und Erfahrung einen unangenehmen Widerstand gegen ‚Innovation’ darstellt, weil sie sich besser gegen Zumutungen zu verteidigen wissen. Dazu ist es zweckmäßig, die Generationen gegeneinander auszuspielen, indem man den Heranwachsenden eine schicke Verachtung der Elterngenerationen beibringt und sie ausdrücklich dazu ermutigt. Das lässt sich auf dem Wege über die Produktwerbung besorgen. Des Weiteren trägt man den Krieg der Geschlechter auf dem Wege über die Depotenzierung des Mannes und die Nutzung der Frau als Billigangebot auf dem Arbeitsmarkt wie auf dem sexuellen Markt in die Lebensform der Familie, und sprengt sie mittels der auf dem Wege über den Arbeitsmarkt technisch realisierten Kombination von Mobilitätszwang und Berufszwang – der aus der Gewalt der blanken Not zur Tugend des eigenen Willens wird – auf. Das sichert die Etablierung der vollständigen Unzuverlässigkeit der Privatperson in ihren ‚sozialen’ Beziehungen und liquidiert das Soziale, das fortan nur noch im Kontext mit den Themen der Verelendung, der Vereinsamung, der Verwahrlosung und den entsprechenden ‚Professionen’ berufsmäßiger Verwertung der Kriegsopfer und im Kontext von Großorganisationen der routinemäßigen und lukrativen Verwaltung und Bewirtschaftung einer verelendeten Massenklientel von Untüchtigen vorkommt und zum eigentlichen Markenzueichen der am Elend verdienenden Großorganisationen und Verbände wird, vorwiegend in kirchlicher Trägerschaft, die sich hinter den Kulissen als eiskalter Rechner qualifiziert hat, die als größter Arbeitgeber des Landes zugleich die schlechtesten Gehälter zahlt und sich an der Klientel systematisch und am Rande des Betruges oder auch darüber hinaus bereichert. Das ist auch der Sinn der Präsenz der Staatskirchen in den Schulen eines säkularen Staates. Es ist derselbe, der die Kirche über zwei Jahrtausende zu der tückischsten Instanz der systematischen Retardation des Zustands der Populationen gemacht hat, die sich inmitten einer technisch-wissenschaftlichen Zivilisation triumphierend über dem Elend etablieren kann, das den Menschen das Vermögen raubt, sich dann, wenn sie es am meisten benötigten, ihres von Kindesbeinen im konfessionellen Kindergarten, in dem sie in Einsamkeit zum Leben erwachen, als Objekte des Kommandos weiblichen professionellen Personals, das sie sogleich daran gewöhnt, dass die nur als Gruppen‑ und Massenexistenzen überhaupt Wirklichkeit haben, Umstände, die ihnen ohne Anklage und Schuldspruch oder Untersuchung sogleich ihr Urteil sprechen, und die Gründe dafür im Anfang aller Dinge eines weisen Welturhebers verorten, eine Lehre, die gleich mit geliefert wird, und die jungen Gehirne befällt wie ein Virus, von dem sich das Nervöse System, das von ihm derart früh befallen wird, nie mehr erholt. Es ist unbegreiflich, wie das inmitten einer Welt möglich ist, deren Funktionsgesetze allem Möglichen genügen mögen, aber keinem, das auf einen derartigen Urheber verweisen würde. Der konstitutionelle Infantilismus, den das erzeugt, wird nicht dadurch besser, dass ‚führende Wissenschaftler’ und ‚namhafte Politiker’ sich zu diesem oder jenem Glauben ‚bekennen’. Es bestätigt nur ihre Dummheit, die Vereinbarkeit ihrer von den Eliten so geschätzten ‚Intelligenz’, mag sie nun zum Bombenbauen oder zur betrieblichen Rationalisierung auf Kosten von Millionen von Menschen dienen, die das Kapital, das diese Eliten dann in ein kommunistisches Land transferieren, in Generationen erarbeitet haben, mit der stupendesten Dummheit. Die rücksichtslose Benennung des zwangsneurotischen Syndroms der Intoleranz anzuklagen ist eine ebenso dreiste wie dumme Spekulation mit dem Ressentiment des Mobs, der sich seine Verblendungen nicht rauben lassen will. Der Hinweis auf das Symbol des Gekreuzigten ist die Drohung mit der Wahrheit des kannibalistischen Impulses des Großen tumben und intellektlosen Raubtiers, das der geschickte Gruppendynamiker allemal nach Belieben auf den Abweichler loslässt, im kleinen wie im Großen, und quer durch alle Mechanismen der sozialen Kontrolle.

Das ist aber nicht genug. Nach der Kapitalisierung der Familie – mittels Prostitution und Cybersex, Mobilisierung und Zwangsverschickung, Verstaatlichung der Erziehung, Enteignung der Kinder durch die professionellen Berufsgruppen und die Großorganisationen, in denen sie als billige Hilfskräfte unterhalb und knapp oberhalb der verwissenschaftlichten Bildung und Aus‑Bildung genutzt werden zur Akkumulation von Macht und Einfluss über die nach dem Kommandoprinzip kollektivistischer Erziehungs‑ und Einflußnahmeprinzipien als Gruppenexistenzen abgefertigten Individuen, die nicht zufällig aufs Haar denen den kommunistischen Erzfeindes gleichen, weil dieser sie ja bloß kopiert hat, der Nobilitierung verfehlter psychosexueller Entwicklungen und Perversionen zu Lebensgemeinschaften mit dem Status der Ehe – die genügend Auskunft darüber gibt, was sie wert ist – und die Kompensation der systematischen Zerstörung der ehelichen Lebensgemeinschaft, die die Voraussetzung für die Genese und das Aufwachsen der nachfolgenden Generation ist, und deren Folgen: die Zerstörung der genetischen Potenz einer Population durch den rücksichtslosen Import von Fremdpopulationen, die, wie immer die dazu passende Ideologie von links und rechts lautet, keinen anderen Sinn hat, als den der Beschleunigung der Kapitalverwertung in Produktion und Absatz, was immer auch der Hohn der mathematisierten Ökonomie – die sich dadurch zugleich dem Verständnis und der Kritik entzieht, und so gesehen eigentlich gar nicht mehr, außer als Privatsache einiger Berufsbeamter existiert – ist die Kapitalisierung der ‚Bildung’ notwendig, um die ‚Staatsziele’ zu erreichen. Wenn es gelingt, mit vagen Versprechungen – etwa: Du wirst einer Elite angehören, wenn Du das bezahlst, und natürlich wird das Deine ‚Motivation’ erhöhen, Dich auch zu bemühen usw. – die Heranwachsenden dazu zu bringen, das, was mit ihnen angestellt wird von den schon existierenden ‚Eliten’ vorab teuer zu bezahlen, dann ließe sich eine Unmasse Geld machen. In der Tat sind die Familie, die Kinder und die Bildung noch die letzten übrig gebliebenen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Europa – natürlich nicht in den USA, ‚wo man schon viel weiter ist’ in Sachen Fortschritt, der sich hier dann doch wieder ganz naiv einschleicht, so als müsste jede Regression ein Fortschritt sein, bloß weil sie in der Unilinearität der zeitlichen Gerichtetheit und damit als in dieser Hinsicht irreversibler Prozess abläuft, wenn auch nicht notwendig in struktureller – die noch vorkapitalistischen Strukturen genügen und es ist deshalb schon lange erwartbar, dass die organisierten Großgewalten des industriellen Neofeudalismus, der den Grundbesitz einfach mit dem viel flexibleren Finanz‑ und Industriekapital ausgetauscht hat, und dessen Bürokratie zunächst der Person des Souveräns sich entledigen konnte und auch alsbald den politischen Überbau resorbieren wird, indem sie ihn in einen Ausschuss der allgemeinen Bürokratie und ihrer rein immanenten Strukturen umformt und damit zu seiner Wahrheit durchstößt, nach Innen in diese Bereiche vorstößt und damit die noch bestehenden Reste des sogenannten Sozialen liquidiert, mit dem ganzen Ramsch der ‚Feiertage’, von denen jeder schon der letzte war, den man noch feiern durfte, und anderer Regeln, die der Totalmobilmachung und der absoluten Verfügbarkeit der Individuen, ihrer Degradierung zum reinen Mittel zum Zweck noch im Wege stehen.

Das wird ergänzt durch den bereits in Angriff genommenen Vorgriff auf die Verwertung des Alters als Gegenstand der Kapitalisierung und der Gewinnerzielung. Von der Kapitalisierung der Kommunikation durch die Signalübermittlungstechnologien muss man gar nicht mehr erst sprechen. Sie nutzen das Elend der durch die Totalmobilmachung und den Zwang zur Mobilität sowie die Vereinsamung der Individuen zur Masse der Vereinsamten auf die verschiedenste Weise zu Zwecken der Gewinnerzielung, von der die Einrichtung von Möglichkeiten der kriminellen Täuschung und Nutzung nur die Konsequenz sind, die auf das kriminelle Abgleiten der entsprechenden Großorganisationen ein unzweideutiger Hinweis sind. Die Kehrseite sind die mehr oder weniger kriminellen Formen des Agierens des Managements dieser Wirtschaftszweige in den letzten Jahren. Es ist zu beweisen, dass das nicht strukturbedingt ist, sondern den Entgleisungen einzelner Individuen zuzurechnen wäre. Indessen sind diese Dekompensationen und ihre immensen Kosten entweder ein Hinweis auf die faktische Dummheit dieser Eliten oder auf ihre kriminelle Energie, die ja in den Bereich des Steuerbetruges und aller Formen der Dealerei und des Unterschleifs, der Erschleichung und der Durchstecherei bis hin zu einer sich deutlich abzeichnenden Korruption der politischen Klasse geht, die weit oberhalb der eigentlich als kriminell eingestuften Tatbestände in der Anfälligkeit eines schwachen Urteilsvermögens und eines Mangels an Übersicht, der sich genau der Karriere verdankt, die dazu ermächtigt, Entscheidungen legitim zu fällen, zu deren verantwortlicher Vorbereitung dieses Urteilsvermögen dann eigentlich dringend benötigt würde.

Die Korrumpierbarkeit besonders des politischen Karrieristen ist überhaupt das beeindruckendste Syndrom das die öffentliche Geschichte der letzten Dekaden in den westlichen Demokratien bietet.

Um freilich alle diese Dinge erfolgreich in Szene setzen zu können, ist es notwendig, die Menschen in den Zustand einer anhaltenden diffusen Panik zu versetzen, indem man ihnen die Zukunft entzieht. Allein diese Aktion der permanenten Revolutionäre bewirkt auf die Dauer eine Chronifizierung von Unsicherheit, die sich als Lähmung auswirken muss bei einer Population, die ihre ganze tägliche Anstrengung darauf richtet, genau dieses Morgen, das man ihr nun entzieht, voraussehbar zu machen. Die bekannte bürokratietheoretische These, das Verwaltung die Welt entzaubert und Berechenbarkeit ermöglicht, gilt jedenfalls nicht für eine Bevölkerung, die durch und mittels einer ihr vorgesetzten, von ihr nicht beeinflussbaren Verwaltung und deren Verfahren, die den Einzelnen vorsätzlich und ganz bewusst völlig isolieren von jedem sozialen Zusammenhalt und ihn einer Beliebigkeit aussetzen, deren undurchschaubare Entscheidungskriterien sich zu geradezu mystischen Syndromen auswachsen, weil sie sich jeder berechenbaren und verstandesgemäß erfassbaren Beurteilung gerade entziehen, und auch vorsätzlich abgedeckt werden gegenüber dem als Außenseiter behandelten Klienten, Vorgängen ausgesetzt wird, die eine Lebensplanung faktisch inzwischen ausschließen, es sei denn für eine Minderheit derer, die in die entsprechenden Positionen gelangen. Die Zukunft des sozialen Verhaltens und der Planung der Lebensläufe wird so gesehen auch eher von dem derart umrissenen Syndrom bestimmt werden und die Individuen mehr und mehr dem pathologischen Narzissmus der über die verhängten Machthaber in den sogenannten Entscheidungspositionen sich anbequemen und derart eine Gruppe von rücksichtslosen Kapos hervorbringen, denen die Enttäuschten, die auf diese Karte gesetzt haben und gescheitert sind, auf dem Fuß folgen, deren Rückgrat gebrochen ist, weil sie sich ‚dem Teufel verschrieben’ haben, der sie zur Hölle fahren lässt, und darunter das Heer der Resignierten Insassen dieses Großbetriebes, von dem man dann überlegen kann, welchem bekannten Gefängnistyp er am ehesten ähnelt. In jedem Fall wird auf diese Weise der Großteil der Population faktisch in die Sklaverei abgeführt, minus deren Nachteilen für den Sklavenhalter, der den freien Lohnarbeiter – oder bitte schön, um dem Verleugnungsbedürfnis, der der eigentliche Grund für das ‚Verschwinden des Proletariats’, aber nur und vorwiegend aus seinem eigenen Bewusstsein sein dürfte – den freien Angestellten oder Leiharbeiter bei weitem dem Sklaven vorziehen dürfte – das ist das eigentlich moderne an der Moderne und der Postmoderne zusammen – weil er ihn nicht füttern muss, wenn er ihn nicht braucht, um sein Kapital bzw. Eigentum zu erhalten.

Der Student der Eliteuniversität ist denn auch der eigentliche soziale Kapo der nahen Zukunft. Er hat schliesslich bezahlt für sein Studium und er hat exzelliert, also ist er berechtigt dazu, jetzt auch heraus zu holen, was geht. Der Ort, wo gewöhnlich herausgeholt wird, ist aber die Bevölkerung. Man kann es drehen und wenden wie man will. Man kann die Arbeitswertlehre als ‚marxistisches Zeug aus der Mottenkiste’ abtun. Was sich auftut, ist Brachialeres, in seiner Primitivität Einfacheres, nämlich die Population als zu bewirtschaftendes Gut.

Das ist die sich abzeichnende Kontur des nahen postmodernen Zukunft. Die Populationen als Privateigentum der wirtschaftlichen Großorganisationen, die die Grenzen der Staaten, die sie für den Aufbau ihrer Kapitalmassen genutzt haben, hinter sich lassen wie die Drachensaat ihre Eierschalen. Die Hülsen der ideologisch ausgebluteten und genasführten Bevölkerungen können diese Kapitalmassen hinter sich lassen. Die Frage ist aber, warum eigentlich amerikanische oder deutsche Berufssoldaten die Sicherheit des von ihnen in Generationen erarbeiteten Kapitals, das ihre Herren als ihr Privateigentum völlig legitim in dem einzigen Land investieren, das sich dem brachialen Angriff des Westens und seiner ‚Wirtschaftsweise’ und ‚Modernisierungsstrategie’ der Weltzivilisationen mit europäischen geistigen Mitteln hat erfolgreich entziehen können und das sich stets deutlicher dieser Strategie gewachsen zeigt mit Wachstumsraten, die durch den Kapitaltransfer bewirkt wurden, der die Kolonisierungsstrategie gegenüber den Populationen Europas und der USA durch ihre Machcliquen erst ermöglicht, in China investiert wird, mit der Folge, dass das Lob der chinesischen Wirtschaft durch die Gazetten des Kapitals geistert, als handele es sich nicht um eine kommunistische Wirtschaft und Herrschaftsform, und so als sei dieses Lob nicht eine vernichtende Kritik des Kapitals, das sich wie eine Hure benimmt und nun die nach Lenin einst privilegierten Populationen der fortgeschrittenen Industriestaaten dafür zahlen lässt, dass sie sich korrumpieren ließen von den ihnen solange es zweckmäßig schien gewährten Privilegien und darauf verzichteten, die Modernisierung ihrer Staaten nicht selbst in die Hand zu nehmen, indem sie sich stattdessen in den wenn auch unbewusst von ihren Führungen verabredeten kollektiven Suicid führen ließen.

Auch hier waren DIE ELITEN am Werk, in Schulen, Verwaltungen, Fabriken, im Militär, in den Chemiefabriken für Kampfgase und Atomwaffen, und alle arbeiteten von Gottes Gnaden, wo nicht gar auf sein Geheiß, und jedenfalls mit seiner Unterstützung, denn die Götter sind am Ende stets mit denen, die den Sieg davontragen und dafür die anderen beherrschen können, die sie unterwerfen.

Mit der Neuschöpfung der ausführenden Klasse von Befehlsempfängern auf den Stufen der privilegierten Gehaltsklassen in Wirtschaft und Wissenschaft wird der schon durch das weitest verbreitete Weiterbildungswesen, das nach Art eines Myzels die Kapitalisierung der Bildung unterhalb der Ebene der akademischen Ausbildung durchgesetzt hat – und besonders im Zuge der Kapitalisierung der Arbeitslosigkeit, die erbarmungslos genutzt wurde zur psychischen, intellektuellen und finanziellen Bereicherung, bezeichnender Weise einträchtig von Arbeitgebern und Gewerkschaften und kirchlichen Verbänden in Eintracht und großer Nähe zu den Vergabestellen der staatlichen ‚Töpfe’, wo viele auf Kosten der allseits geforderten privaten Initiative abboniert waren oder sind - aber teils auch bereits in diese hinein, wo sie als Sahnehäubchen der Gehalts‑ und Prestigeaufbesserung dienen, also dem selbst bezahlten sozialen Aufstieg, vorbereitete Ämterkaufen wieder hoffähig werden. Die Masse der Nicht‑Elite wird dagegen allein durch die Ankündigung schon entwertet als bloße Masse ohne Gesicht. Ihre Bildungsgänge werden tendenziell wertlos. Das zeigt sich schon an den Folgen der sogenannten Freigabe der Auswahlverfahren für Studenten, das man für die Universitäten vorhat. Diese werden diese Auswahl nämlich mit beliebigen Testverfahren verbinden und derart jedenfalls für eine Selektion sorgen. Der erste und unmittelbare Effekt ist die schlagartige Entwertung des im Vorgriff darauf schon entwerteten Abiturs. Das steht in einem direkten Verhältnis zur wachsenden Masse der produzierten Abiturienten, denen ein durch Rationalisierung schrumpfender Arbeitskräftebedarf gegenüber steht. In jedem Fall wird das ‚Überangebot’ entweder in einer Erhöhung der nachgeordneten Hürden abgefangen entsprechend dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage, oder es erfolgt eine generelle, mehr oder weniger plötzliche Entwertung der Abschlüsse, mit der Folge einer Verdrängung der niedrigeren Bildungsabschlussstufen ‚nach unten’. Damit aber wird am Ende auch die Investition in einen solchen Abschluss in Frage gestellt, zumal dann, wenn alles, was Bildung heißt und bedeutet als Investition an ihrem zu erwartenden Rücklauf bewertet wird, gemessen und ausgedrückt in Geld.

Besonders interessant ist in diesem Kontext der politisch von Karrieremotiven diktierte Frontalangriff auf die noch intakten langwelligen Generationslinien mit Bildungstradition, die als ungerecht privilegiert angeprangert und gegen das Paradigma der fleißigen Tochter der türkischen Putzfrau ausgespielt wird, der der etwas beschränkte Sohn des Chefarztes entgegen gesetzt wird, der im Gegensatz zu ihr eine wiederum im Gegensatz zu ihr unverdiente Gymnasialempfehlung bekommt. Zu betrachten sind hier die sogenannten latenten Funktionen einer Kultur, die die eigentliche Substanz sind, die die Kontituität keiner Kultur sichern. Aus dem Umstand, dass es überhaupt noch intakte Familienverbände gibt, die die Kontinuität einer Hochkultur in der Substanz tragen, wie immer sich das als Privileg auswirkt, konstruiert ein verantwortungsloser politischer Karrierismus, der wiederum zu vergleichbaren Phänomenen der kommunistischen Politik in der DDR passt, mittels einer infamen Rückversicherung im Massenressentiment eine Angriffsspitze auf genau diese intakten genealogischen Linien. Als angeblich objektive Kriterien werden dabei die als gesichert vorausgesetzten Befunde einer Lehrerschaft oder Schule herangezogen, wenn das Ganze nicht ohnehin eine erfundene Geschichte ist, die als professionelle Gruppe erstens sich keineswegs – und das schon lange nicht mehr, seit der Verstaatlichung der Erziehung als Anspruch und Auftrag in staatlicher Autorität – den Eltern verpflichtet fühlen, sondern einem politischen Dienstherrn, der sich derart in der Öffentlichkeit äußert, und deren Selbsterhaltungsstrategien denen der Familien, die ihre genealogischen Linien im Auge haben, nicht kongruent sind. Die professionelle Massenverwaltung von Kindern, die als Zwangsklienten in den Schulen angeliefert werden müssen, stellen für die Lehrerschaft eine bequem zu handhabende Ressource für ihre eigenen Selbsterhaltungsstrategien dar, die wegen des ‚Kompetenzgefälles’ und angesichts des Umstandes, dass der Unterricht ein opaker Vorgang ist, der sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne eine Kontrolle, die nicht ihrerseits dem Machtapparat Schule gehorcht oder seinen Normen, Präokkupationen und internen Wert‑ und Machtmustern verpflichtet wäre, an Objekten vollzieht, die die Art und Technik der Einflussnahme, der sie ausgesetzt sind, nicht beurteilen können. Dieser ganze hierarchische Personalapparat mit paramilitärischer Befehlsstruktur und politischen Karriereregeln ist parasitär gegenüber dem ihm aus den Familien zwangsweise zugelieferten Menschenmaterial. Auch hier ist der ‚Blick nach Amerika’ stets einäugig. Zwar gibt es weder in den USA noch in Frankreich und Großbritannien eine Meldepflicht, und einen Personalausweiszwang, aber diese von den Nazis eingeführten Errungenschaften der Modernisierung behält man doch gerne bei und vereinbart das auch leicht mit einem Bekenntnis zu einer Demokratie, die man selbst in der Bürokratie ausgedacht hat, als diejenige, die das deutsche Volk sich gefälligst selbst gegeben hat. Entsprechend wünscht man nun die Freigabe der Wahl der ‚Studenten’ – also der höheren Schüler – nach eigenem Gusto, aber dabei übersieht man wiederum, dass Elternrecht in den USA zum Bespiel von keinem Schulzwang, der ein staatliches Monopol vorsieht, das dem genealogisch verkörperten Selbsterhaltungswillen der in der Familie sich organisierenden genetischen Substanz zweier exogamer genealogischer Linien den Vorrang streitig macht, was in Deutschland als ganz unschuldige Normalität gelten kann nur deshalb, weil an den Schulen die historische Entwicklung des staatlichen Erziehungsmonopols entweder auf gar keine Weise, oder im Sinne der in dem Gefüge, das dieses Monopol hält, zur Sprache kommt, anders gesagt, aus dem Bestand dessen, was Bildung ausmachen müsste, ausgeklammert wird, insofern sie die Fähigkeit zur Selbstreflexion einschließt, also Reflexivität nicht als auf der Stelle treten, sondern unter Berücksichtigung des Materials der Reflexion definiert. Es wäre eine Naivität, die nicht zur Definition von ‚Bildung’ beiträgt, sondern sie sabotiert, zu meinen, das entspringe keiner Absicht, wenn auch einer nicht bewussten. Das ist so zu erklären, dass die vorsätzliche Selbstverdummung der Träger der rhetorischen Formeln der Herrschaft deren Mittel der Wahl ist, sich selbst vor Zweifeln zu bewahren, die geeignet sind, die eigene öffentliche Darstellung als fragwürdig, weniger überzeugend erscheinen zu lassen. Man muss z. B. davon ausgehen, dass die Schwindler – Eliten – der Dot.com‑Blase der new economy, deren Schwindel im Wesentlichen der Alte war, wirklich dumm sind, und das das kein Witz ist. Wären sie klüger gewesen, dann hätten sie das Geschäft nicht machen können. Ähnlich ist das mit der Gewalt. Wo Gewalt gar vom Gesetzgeber ausgeschlossen wird, muss ihre zumal staatlich organisierte Anwendung auf die Bevölkerung sich einkleiden in Formen, die sogar den Anwendern, die ja im Wesentlichen mit denen identisch sind, die sie verbieten – zum Teufel mit der Ideologie der Gewaltenteilung, wo keine ist – verborgen bleibt. Diesem Zweck dienen die Sozialwissenschaften und die Pädagogik. Sie erklären, warum die jeweiligen Handlungen sinnvoll sind, und zwar den Objekten einerseits, die dadurch entwaffnet werden sollen, während die andere Seite dieses Janusgesichts der Selbstunterhaltung mit anderen Abteilungen desselben Apparats dienen, der ggf. die entsprechenden Beihilfen bietet, die evtl. doch auftauchenden Legitimationsragen eine ‚sachdienliche’ Auslegung liefern.

Für einen Beobachter, die die Funktionsgesetze der öffentlichen politischen Propaganda und Rhetorik kennt, ist schon lange klar, dass die Einwanderer, von denen wiederum lange hartnäckig behauptet worden ist, sie seien keine, irgendwann gegen die Selbsterhaltungsinteressen der einheimischen Bevölkerung in Stellung gebracht werden würden. Diese Befürchtung ist ebenso lange auch schon in der Bevölkerung spürbar gewesen und ist ihr prompt auf eine ungemein hinterhältige Art und Weise als ‚Ausländerfeindlichkeit’ angerechnet worden. In der Tat mag sich der Protest lange unmittelbar gegen die Erscheinungsform einer Politik gerichtet haben, die an ihren Folgen greifbar wurde, indem das Leben in den Stadtteilen einer Erosion unterworfen wurde, das Erscheinungsbild der Schulen sich auf eine oft unerträgliche und beunruhigende Art und Weise veränderte, bis endlich das Erscheinungsbild des sozialen Lebens ganzer Städte und Regionen kulturell und zugleich in einer Weise verändert wurde, die nur als eine Regression bezeichnet werden kann. Es ist mir kein staatlicher Beamter mit Lehrauftrag bekannt, der nicht entsprechend den Anweisungen seiner Dienstbehörde seinen einzigen Auftrag darin sah, der dadurch bewirkten kollektiven Beunruhigung den Boden unter den Füßen weg zu ziehen und sich in Sozialarbeitersprüchen zu ergehen, die aus den Hierarchien bestimmter Universitäten per bundesweitem Zitierkartell zu Friede-Freude-Eierkuchen-Spielen aufriefen und die sozialen und eminent politischen Vorgänge und Sachverhalte, deren Sinn ganz eindeutig aus einem erkennbaren machtstrategischen Interesse an der Beschleunigung der Kapitalverwartung – für deren Verwirklichung man eben zunächst ‚kurzfristig’, dann immer endgültiger billige Arbeitskräfte benötigte – resultierte. In keinem Politikunterricht stand auf dem Lehrplan eine Analyse der Politik und der Wirtschaftsinteressen, die hinter ihr stehen. Die unverschämte Polemik, dass die Deutschen dieser Arbeit ja nicht mehr machen wollten, ist nicht zurückgeführt worden auf die Folgen des Multikultimix an den Arbeitsplätzen, der nur aus der Perspektive derer, die das in dieser Form nie haben wirklich leben müssen – nein, auch Daniel Cohn-Bendit nicht, trotz ‚Revolutionärer Kampf’ und Arbeit bei Opel – interessant und eher als ästhetisches Phänomen relevant wurde, bevor sie sich nach Oben verabschiedeten, in Richtung auf die ‚Elite’. Ebenso wenig ist diese Art des verantwortungsbereiten Denkens auf das Problem gestoßen, dass der Verzicht auf die Masseneinfuhr der Ware ‚billige und unqualifizierte Arbeitskraft’ nicht nur Langzeitfolgen erspart haben würde, die das deutsche Bildungssystem zum Nachteil der Schüler nachhaltig und flächendeckend verändern würde, sondern auch eine langsame Anpassung der Löhne entsprechend Angebot und Nachfrage, und dass es gerade dies war, das die politische Gewissenlosigkeit quer durch die Fraktionen der bürokratischen Herrschaft als das tatsächliche Problem enthüllt: es ging darum zu verhindern, dass die Arbeitskraft ‚teurer’ würde, richtiger gesagt, dass die Menschen mehr erhalten als Gegenleistung für das was die tun. Denn im Sinne des ‚Wohlergehens des deutschen Volkes und seiner Mehrung’ war und ist das nur, wenn man von der Wahrheitsfähigkeit der politischen Rabulistik blind überzeugt ist einfach, weil man ihre unwiderstehliche Dominanz im öffentlichen Raum und ihren Einsatz als Knüppel gegen die Bevölkerung, kurz: Macht mit Wahrheit längst gleichzusetzen sich angewöhnt hat. Schon in dieser politischen Technik, die Population bezahlen zu lassen, was an kulturellen Kosten neben der Lohndumpingstrategie auf Kosten des Wertes ihrer Arbeitskraft entstand, eine Technik, der sich der Straßenbau wie die ‚Modernisierung’ der Innenstädte in derselben Weise bediente, indem die organisierten Interessen sich jederzeit die gesetzliche und verfahrenstechnischen Legitimationen für die Zerstörung des Lebensraums der Bevölkerung sichern konnte und die Eliten in Schulen und Universität das mit der ideologischen Begleitmusik ihrer Psychologismen sanktionierten, mit denen zugleich aus dem öffentlichen wie dem akademischen Raum endlich wie durch Zauberhand sämtliche intellektuellen Instrumente verschwanden, die geeignet waren, sich über die Grundlagen der Vorgänge noch ein angemessenes Bild zu verschaffen. Diese Technik der Eskamotierung von Wissensbeständen, die auch zu einer radikalen Umformung der die wirtschaftlichen und politischen Sachverhalte, Strukturen und Zusammenhänge betreffenden ‚Wissensformen’ führte, die gleichsam ‚zurückgenommen’ auf die Oberfläche entweder in eine Begleitforschung mit Empfehlungskatalogen sozialtechnologischer Art einschwenkten oder so sehr sich an die Phänomene anschmiegten indem sie sie zugleich einer auf ‚Akzeptanz’ angelegten Umdeutung ihres Sinnes unterzogen, dass sogar pure Phänomenologie dagegen sich wie ein erzradikales Konzept der Beschreibung der sozialen und politischen, nota bene, der wissenschaftlich‑institutionellen Realität ausnähme.

Was da zu diagnostizieren ist, ist m Ergebnis die ganz buchstäbliche Heruntergekommenheit einer Möchte‑gern‑Elite, die als Bettvorleger anfing, sich zum Bettvorleger qualifizierte und als Bettvorleger endet. Der Grund dafür ist, dass sich dem Selbstbewusstsein dieser Dienstleister und höheren Sachbearbeiter völlig entzieht, dass, was sie angestrebt haben, als läge es auf einem Hochplateau, im Verlauf ihres ‚Aufstiegs’ seinerseits herunterkam wie eine Hebebühne im Abwärtsgang: Während die Titel und ein paar Arrangements dieselben bleiben, die Aufträge entsprechend den ‚mit der Modernisierung verbundenen veränderten Erfordernissen’ und im Zuge einer permanenten ‚Reform’ scheinbar ‚weiter’ liefen, der Betrieb seinen Aufgaben nachging, natürlich nicht ohne ständige Neudefinitionen, an denen unbemerkt blieb, das sie endlich die Dinge auf den Kopf stellten, um der niederen Bürokratie den Zugriff auf die Disziplinierung des akademischen Betriebes in ihrem Sinne zu sichern, was den angeblichen Sinn der Einrichtung in ihr Gegenteil verkehren konnte, ohne dass die endlich zu Amt und Würden gekommenen sich selbst und ihre nicht erfolgreichen Mitstudenten anders als unter dem Gesichtspunkt ihres blinden Karrierismus zu begreifen, so dass ihnen vor allem die Folgen ihrer Anpassung entgingen, was ein Hohn besonders dort ist, so die Reflexionsprofis ihren ganzen Stolz in das Bewusstsein setzten, ganz genau zu begreifen, und stets besser als Andere, gerade diese Zusammenhänge überhaupt nicht verstanden. Dass es ihnen egal wurde, als sie erst einmal über die Hürde gelangt waren, die die Versager vom Erfolg endgültig trennt, ist nur die letzte Konsequenz eines ‚Erfolges’, dessen einziges Kriterium gebunden ist an die gelungene Lebenszeitverbeamtung. Es ist klar, dass dieser Pragmatismus, der vor allem auf der sogenannten ‚Linken’ zu den absurdesten Spasmen in Sachen ‚Begründung’ und ‚Theorieproduktion’ geführt hat, nicht nur die vorherigen, dann abgelegten ‚Positionen’, sondern auch die Lebensleistung dieser Elite vollständig entwertet, eigentlich gegenstandslos macht. Es ist als wäre sie nie gewesen, aber es wäre besser, das entspräche auch dem Sachverhalt. Denn die aus diesen ‚Eiertänzen’ hervorgegangenen Verwirrungen sind gelehrt worden und haben soziale Folgen gehabt, die wiederum von ganz anderen Personen bezahlt als verursacht wurden.

Zudem ist der Bildungsauftrag des Gymnasiums derzeit nicht definiert und es ist kein Lehrer oder Kultusminister bekannt, der ihn zu definieren wüsste. Dabei ist ein solches Ziel angebbar, und zwar sowohl im Allgemeinen als auch im Besonderen. Desto auffälliger ist es, dass der gigantische Machtapparat teils mit Trägheiten weiterwurstelt, die teils noch aus der wilhelminischen Zeit stammen, teils einem Pragmatismus verfallen ist, der das direkte Gegenbild einer Ratlosigkeit angesichts dessen ist, was dem Schüler vermittelt wird, insofern die Lehrerkollegien keinen interdisziplinären Dialog beherrschen, der den Sinn und Gehalt der einzelnen Fächer miteinander zu vermitteln imstande wäre, einerseits, und andererseits aus der dabei gemachten Erfahrung eine Reflexion zu entfalten imstande wäre, die ihrerseits abgebildet werden könnte auf eine angemessene Diagnose des Zustandes der Schule, des gesellschaftlichen Lebens, und der Strukturen einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation, die in den kommenden Dekaden bis zur Mitte des Jahrhunderts vor ‚Herausforderungen’ stehen wird, die die Wirtschaftsweise an ihre Grenzen bringen wird, und die Möglichkeit einer unkontrollierten Schrumpfung der ‚Menschheit’ im weitesten Sinne als Risiko in sich birgt, die mehr erfordern könnte, als die Lösung eines MBA auf Bezahlbasis, also platt gesagt: die Ernennung einer Truppe kaufmännischer Rechner zur Elite. Das wird mit Sicherheit scheitern, und das ist voraussehbar.

Der Lehrstoff des Gymnasiums ist eine diffuse Mischung aus abgestandener politischer Ideologie und unreflektiert, auf ganz unterschiedlichem intellektuellem und wissenschaftsbezogen auf dem Stand der Entwicklung durchgepauktem Fachwissen. Noch immer ganz unverändert investiert mancher sich als Fachwissenschaftler verstehender, von einem ganz falschen Berufsstolz erfüllter Fachlehrer in Naturwissenschaften oder Mathematik diesen Stolz in seine Bemühung um maximale Unverständlichkeit und eine Verachtung gegenüber dem Problem der didaktischen Vermittlung seines Fachwissens, das er für sich aus seinem Verständnis der Sache von selbst verstehend hält, mit der Konsequenz, dass jeder, der ihn auch dann nicht versteht, wenn er sich – anstatt sich mit der die Stunde weitgehend einnehmenden peniblen, um nicht zu sagen pathologisch zwanghaft inszenierten Buchausgabe zu befassen, sogar seinen Unterrichtsauftrag noch, wenn auch mit an Wut grenzender, offen zur Schau getragenen Ungeduld für den bleibenden Rest der Stunde wahrnimmt, indem er ein paar Brocken an die Tafel wirft, denen ersichtlich kein überlegter Vermittlungsplan oder auch nur eine derartige Absicht entspricht – bequemt dazu sein hart erarbeitetes, seinem Narzissmus dienendes Berufsgeheimnis, von dem gälte, dass wenn Schüler es verstehen können, dies eine Kränkung seiner herausragenden überlegenen Intelligenz darstellen müsste, die ihn doch gerade dorthin gebracht hat, wo er sich wehrlosen Objekten seiner Persönlichkeitspathologie gegenüber sieht, die keine Kontrolle über den wirklichen ‚Lernprozess’ haben, der ihnen verpasst wird – indem sie lernen, dass sie Deppen sind, die das nicht zu verstehen imstande sind – während er den besorgten Eltern, die ‚seine’ Sprechstunde aufsuchen, seine Rationalisierungen der von ihm für das Klientengut konstellierten ‚Lernsituation’ vorsetzt und sich sicher sein kann, dass die Erinnerungen an den Matheunterricht die meisten Eltern – besonders aus bildungsfernen, aber auch aus den traditionell eher geistes‑ oder sprachwissenschaftlich ausgerichteten Bildungsgruppen - sein Machtwort in der gehörigen Demut aufnehmen werden, sei es aus Mangel an Mut, Zeit zur Beschäftigung mit den Problemen, die aus dem Zwang zu einer anderweitigen Verwendung der Zeit herrühren, oder wegen der Schwierigkeiten, die die zuverlässige Erhebung von beweiskräftigen Daten über die Vorgänge im Klassenzimmer, die der Staatsbeauftragte da regiert, machen, die zudem durch den Nebel der Persönlichkeitspathologie hindurch und nur bei genauester und zugleich fachlicher und in Kenntnis des systematischen Sinns einer keineswegs dem Gegenstand äußerlichen, als bloßes Ornament aufgefassten Fachdidaktik erhoben werden müssen, die am besten durch eine sichere Kenntnis der Psychopathologie und des Problems des Erstinterviews ergänzt werden müssen.

Der Unterricht in den Fächern Politik, Geschichte, teils Sozialkunde ist weitgehend politische Ideologie. Dasselbe gilt für das eigentlich dem privaten Bereich zugehörigen Fach Religion, das aufgrund eines nur Machtkalkülen zu verdankenden politischen Einwirkungen und ohne eigentliche Legitimation in einer zudem als Zwangsanstalt fungierenden Schule unterrichtet wird, ohne Möglichkeit der Abwahl, was vor dem Hintergrund dessen, was alles gar nicht stattfindet, aber stattfinden sollte oder müsste, ganz unverständlich ist. Der blöden Behauptung eines Schulleiters anlässlich der Abiturfeier, die weitgehend religiösen Themen gewidmet ist, die sich wie Mehltau über die gesamte Veranstaltung legen, nun könnten alle überall in Europa studieren, steht entgegen, dass der Französischkurs nicht weiter geführt wurde – das Kurssystem erlaubt die perfekte Rationalisierung dieses Riesenapparats, es habe nicht genügend Schüler gegeben, die das wollten -, dass an Italienisch, Spanisch, Niederländisch, oder gar eine der osteuropäischen Sprachen, von den skandinavischen nicht zu sprechen, kein Gedanke verschwendet wurde usw. Ist schon der an religiösen Wahn grenzende Besessenheit von dem Thema Religion, das in einer staatlichen Schule und einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation, die eine Zukunft haben will, doch das Letzte ist, woran der seinem Glauben von Staat, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft als seiner Privatsache überlassene Bürger Bildungsbedarf haben kann, ein Symptom für die Inkompetenz, die sich inszeniert, so ist der ideologische Schleim, mit dem der Unterricht in der deutschen Sprache und in Politik und Geschichte betrieben wird, gewöhnlich unzumutbar. Es ist schon ein Fortschritt, wenn sich in diesen Fächern gelegentlich ein Schimmer der gerade in der ‚Wissenschaft’ geführten Debatten wieder findet. Meist ist das Gebotene aber eher auf der Ebene der Erzählung des notorischen guten Onkels, dem man nicht über den Weg trauen darf.

Wenn von Kindesmißbrauch auch dort gesprochen werden muss, wo es nicht darum geht, die psychosexuelle Integrität des Heranwachsenden zu beschädigen, sondern die heranwachsende Urteilsfähigkeit des Schülers, der mit diesem Ergebnis die Schule verlassen können müsste, wenn er überhaupt eine Chance haben will, das an den Hochschulen auf ihn Zukommende im Sinne seiner Selbsterhaltungsinteressen zu bewerten und sein Handeln darauf einzustellen, da der Betrieb wohl kaum dafür sorgt, dass die auch angemessen wahrgenommen werden, angesichts des auch dort verbreiteten pathologischen Narzissmus und der Missbrauchsneigung der keinem kritischen Urteil ausgesetzten, oft den karrieristischen Schleimer begünstigenden überlegenen Macht der Positionsinhaber, die das Duckmäusertum fördern, das ihre Kompetenzmängel kompensiert, und das als Heranbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses ausbieten können, weil auch da Kontrollen aus strukturellen Gründen versagen, dann ist in diesen scheinbar ‚weichen’ Fächern wie auch dem anstelle des Religionsunterrichts teilweise eingeführten Fachs ‚Philosophie’, der sich dann bestenfalls mit Religionsersatz unter dem Namen ‚Ethik’ im Sinne der durch die Machteliten vorgeformten Verständnisses der von ihnen besetzten Begriffe befasst, deren Sinn und Bedeutung der entsprechende ‚Fachlehrer’ dann mit der Entschlossenheit des zuständigen Beamten notfalls auch gegenüber dem gebildeten Privatmann mit der Wut verteidigt, die man an Kötern erleben kann, wenn man dem Zaun zu nahe kommt, hinter dem sie ihr Grundstück verteidigen, ein ‚Verhalten’, das freilich nur dann als Inkompetenz auffallen kann, wenn man nicht voraussetzt, dass ein Philosoph ein Berufsbeamter ist, oder kein Philosoph.

Der Kindesmissbrauch findet derzeit in größtem Stil und bürokratisch organisiert in den Bildungsanstalten des Landes statt. Er ist professionell angeleitet und hat den Sinn, die zu bewirtschaftende Biomasse früh an ihren Status als solche ‚heran zu führen’ und durch die entsprechende Gewöhnung an diesen Status als Masse im Prinzip und als Objekt Einstellungen zu habitualisieren, die sich später als bequemer Untergrund für die Formeln eignen, die darauf die Ideologie einer Freiheit und Selbständigkeit aufbauen, die sich als Legitimation für die den Individuen lebenslang angetane, gesetzlich erlaubte Gewalt bzw. für die Aburteilung der gesetzlich unerlaubten Reaktionen darauf unter Berufung auf die angebliche Selbstverantwortlichkeit des Individuums nutzen lässt, das zwar weder einen ‚freien’ Willen noch eine den Verhältnissen angemessene Urteilskraft hat, also weder im intellektuellen noch im seelischen Bereich anderes aufzuweisen hat als die Ergebnisse brutalster Konditionierung – und sei es die auf das, was ihm jeweils vorgestellt worden ist als Inbegriff dessen, was es erlernt hat, mit dem ‚Erfolg’ gleich zu setzen – oft auf einen selbsterhaltungsfeindlichen Blödsinn, zu dem es indessen auch dann gezwungen würde, wenn es sich ihm verweigern wollte, um in Übereinstimmung mit seinen Selbsterhaltungsinteressen zu leben, aber zur Rechenschaft gezogen wird, als hätte es beides – es hat es für diesen Fall gefälligst zu haben – während die abgeprüften Formeln, die ihm eine Wirklichkeit oktroyieren, die einer organisierten Phantasie der bürokratischen Autokratie entspringt und sich selbst Inbegriff wissenschaftlicher Rationalität, ihre Übernahme als Überzeugung als ‚Kompetenz’ und als ‚Lernerfolg’ herausstellt, mit nichts weniger kompatibel sind als mit den Funktionsgesetzen, nach denen über seine Existenz als Nummer verfügt wird, alles im Idealfalle mit seiner Zustimmung oder wenigstens ohne seinen Widerspruch, insofern dieser über Grundbegriffe verfügen können müsste, die ihm durch die Dressur, die ihm im Dienste der Selbsterhaltung der bürokratischen Autokratie imputiert werden, verweigert oder verstellt, so dass er/sie sich zu allem Überfluss veranlasst sieht, sich selbst nach den Kriterien einer ihm angetanen, über die Sprache in ihn eingesenkten, seine Bewusstseinsverfassung dominierenden Gewalt mit dieser entsprechend deren Interessen noch einmal selbst zu dem verurteilen muss, zu dem er von ihr in einer ihrer unzähligen Iterationen immer wieder verurteilt wird. Die Erziehung zielt auf die Herstellung einer Kongruenz zwischen einem Heteronomen Selbstbild und der Heteronomie selbst. Das ist die wirksamste Lähmung der individuellen Intelligenz und ihrer seelischen Impulse, aus denen sie sich eine Form schaffen könnte. Das Verbrechen, das plakativ an ‚Sexualstraftätern’ abgeurteilt wird, ist identisch mit dem organisierten der staatlichen Erziehung, das die von Anfang an psycho-sexuelle Konstitution menschlicher Individuen zur Ausführung dieses Verbrechens nutzt, um die Selbsterhaltungsinteressen der in der Form der bürokratischen Herrschaft vergegenständlichten durchzusetzen, die ihrerseits den Auftrag hat, den Interessen der industriellen Verwertung der von ihr als ihr Wirtschaftsgut betrachteten das zubereitete Rohmaterial bzw. Halbfertigprodukte zuzuliefern. Denselben Sinn hat die sorgfältig entkoppelte Staffelung der aufeinander folgenden Stufen des sogenannten Bildungssystems.


Die ganze Diskussion verläuft im Übrigen nach diesem Muster, gemäß dem sich eine Phantasie von einem infantilen Objekt der Erziehung, dessen Urteilsvermögen nicht ausgebildet ist dazu, das ihm von Oben herab mit dem Gestus des selbstverständlichen Anspruchs auf ein Kompetenzmonopols Angetragene im Geist der Diskutanten durchsetzt, die ganz selbstverständlich damit rechnet, dass ihren Rationalisierungen dieses Urteilsvermögen nicht gewachsen ist. Darin verrät sich aber die geheime Didaktik, der eine ganze Bevölkerung von einem riesigen Kraken von Dozenten und Lehrern mit politischen und Machtansprüchen auf ihre Kosten ernährt. Sie läuft darauf hinaus – was ja auch ohne Weiteres empirisch zu beobachten ist, und dazu braucht es keinen mit mindestens sechsstelligen Summen finanzierten Forschungsauftrag, der schon wegen dieser Summen von vorn herein als korrumpiert zu gelten hätte (Es ist einfach unmöglich, ein sicheres Urteil noch zu haben, wenn man den gewöhnlich leicht zu durchschauenden Erwartungen, und das gewöhnlich mehr oder weniger verabredete Ergebnis genügen muss, um eine evtl. erneute Finanzierung eines ‚Projekts’ erwarten zu dürfen.) – dass das Urteilsvermögen, das immerhin ein Ergebnis des Bildungsauftrags des Gymnasiums sein könnte, erst gar nicht ausgebildet wird. Es ist auch als Bildungsziel – konsequent – nicht formuliert. Stattdessen steht etwas so Breiiges und Unbestimmtes wie die ‚Studierfähigkeit’. Sieht man etwas genauer hin, dann setzt aber das damit substantiell verstanden Formulierte eben dies voraus, also auch die evtl. Entscheidung gegen ein Studium an einer deutschen Massenuniversität, an die man erst durch eine Zwangsverschickungsmaßnahme und nach langen Unterwerfungsritualen gelangen kann.

Rechnet man die Investition in eine Bildung zusammen, die im Unterschied zu einer ohne diese auskommenden frühen Berufstätigkeit erst eine späte Kapitalisierung ermöglicht und mit den unkalkulierbaren Risiken einer Arbeitsmarktentwicklung rechnen muss, die es u. U. einem Zufall überlässt, ob man einen Beruf ausüben kann, der der Investition entspricht, dann ist die Privatisierung der Hochschulbildung auch für die Universitäten langfristig ein Risiko. Denn die Attraktivität eines Bildungsangebots hängt auch von der Wahrscheinlichkeit ab, mit der es eine Berufsausübung ermöglicht. Die Resignation aber angesichts der eher wachsenden Unwahrscheinlichkeiten könnte auf eine andere Weise zu einer Reprivatisierung der Bildung führen, von der sich derzeit ganz zuversichtlich keiner in den Unternehmensberatungen eine Vorstellung machen zu können scheint. Derzeit beruht das Bildungsangebot vorwiegend auf der Voraussetzung einer Abhängigkeit sowohl der potentiellen Klientel als auch der Abnehmer der Qualifikationen von dem mehr oder weniger amtlichen Zertifikationswesen. Was in Wirklichkeit verkauft werden soll, ist nicht Bildung, sondern Zertifikate, deren Abnahmewahrscheinlichkeit mit den Großorganisationen und der Wirtschaft zuvor verabredet wird. Aus diesen Verabredungen wird ein Studiendesign zusammen geschustert, der sich an kurzfristigen Verwertungsinteressen sowohl der ausbildenden Institutionen, die dann ja als Wirtschaftsunternehmen agieren, als auch der mit ihnen verabredeten Anschlussabnehmer orientiert. Der Studiendesign ist demnach wegen dieser Abhängigkeit ‚flexibel’, anders gesagt, er wird entsprechend dem sich verändernden Bedarf kurzfristig umformuliert und bezieht sich deshalb mit Sicherheit auf skills, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die entsprechend den Umwälzungsgeschwindigkeiten der Technologien ausgetauscht werden. Die Delinquenten dieser Ausbildungstechnik werden als mehr oder weniger schnell ausgelutschte Technologieträger mit den Technologien, von denen ihre Qualifikation abhängt, veralten und ausgemustert werden. Auf lange Sicht wird ihr Überleben in einer Berufstätigkeit mithin vermutlich gar nicht von dem derart Gelernten abhängen, sondern von ganz anderen Fähigkeiten, die ihnen gar nicht im Rahmen des Studiums vermittelt wurden. So gesehen, wäre die Bezahlung des Studiums eine Art Eintrittsbillett in eine bestimmte Szene, in die man sich eben einkaufen muss, weil der weise Ratschluss der unsichtbaren Hand des Marktes, der alles richtet, das eben so eingerichtet hat, nicht ohne Hintergedanken, insofern es ein angenehmer Gedanke sein muss, wenn man plötzlich die Möglichkeit vor Augen hat, als Unternehmer die Arbeitsplätze, die man anzubieten hat, zum Gegenstand einer bisher in der jüngeren Moderne ganz unbekannten Form der Kapital‑ bzw. Geldbeschaffung zu machen, an die seit dem ausgehenden Mittelalter niemand mehr gedacht hat, die sich also vom Ämterkauf dadurch unterscheidet, dass man außer der betreffenden Summe für das Amt auch noch eine bestimmte Form der als Leistung bewerteten Unterwerfung unter ein komplexes Ritual erbringen muss, das einer heimlichen Zuverlässigkeitsprüfung gleichkommt, die ergänzt wird durch die Sicherheit, die die Gewissheit verschafft, dass jemand, der so viel Geld hingelegt hat dafür, eine Eintrittskarte in einen bestimmten Bereich einer Großorganisation zu erhalten, auch den Konformismus, also den Urteilsverzicht erbringen wird, der dann als hervorragendes Merkmal seiner Zuverlässigkeit gelobt werden kann und als Voraussetzung für einen Aufstieg gelten wird, der an vielen Fragwürdigkeiten vorbei führen wird, die einem sicheren Urteil möglicher Weise nicht stand halten könnten und etwas anderes verdienen könnten als Gefolgschaft zur Sicherung des Kapitralreturns.

Die Verselbständigung der Großorganisationen hat längst die sogenannte Gesellschaft von Innen her zerfressen. Was noch an Beständen aus einem längst vergangenen gesellschaftlichen Leben überlebt hat, gegen die Regelsetzungen der Großformationen, die die Population in immer kürzeren Zyklen im Interesse ihrer internen Geschäfts‑ oder Verwaltungskalküle systematisch und ohne Rücksicht auf die sozialen Folgen mehr oder weniger gewaltsam umerziehen wo sie sie nicht verführen und mit ihren lächerlichen ‚Angeboten’ korrumpieren können, ist auf eine Privatsache reduziert. In diesem Gefüge ist die Großorganisation ’Religion’ im Bündnis mit dem Staat, dem sie sich nützlich macht, teils als sozialtechologischer Steuerungsapparat, teils als unternehmerischer Großverband zur Verwaltung und Verwahrung der Alten, der Hütung der Kinder und der Gefallenen und Verwundeten des sozialen Krieges, oder des Krieges der Großorganisationen gegen die Population, weil sie Großorganisation und Arbeitgeber ist, präsent. Der gesellschaftliche Verband, der nie eine Großorganisation war, und von der Sache her auch nicht zur Großorganisation fähig, insofern seine Grundlage die Bildung als das Gemeingut aller oder wenigstens einer großen und führenden Gruppe war und ist oder wäre, ist dem entsprechend mit dieser vergangen. So gesehen ist es leicht, aus den Höhen des ‚Bildungssystems’ nunmehr eine Leiche zu schänden, indem man ihr ihren Tod vorwirft, die Kleider vom Leib reißt und sie hinter dem Triumphwagen einher schleift. Die Motive für diese Abfertigung eines mystischen Restbestands aus der deutschen Geistesgeschichte sind aber vielschichtiger. Zunächst ist da das Aufatmen. Das muss man jetzt alles nicht mehr wissen, ist der Tenor. Es ist ein unfreiwilliger Beleg dafür, wer sich in diesem Bildungssystem hat verschanzen und es erobern können, und auch dafür, dass es den Herrschaften unbehaglich gewesen ist, bis sie meinen konnten, nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen den Ausbruch in die Freiheit des Bekenntnisses zu einer Kompetenz zu wagen, die man gestern noch als eine Inkompetenz hätte können betrachtet sehen.

Das war aber schon lange klar. Es entspricht im Übrigen, so sehr es eine Folge der Dekompensation der Kultur in Deutschland einerseits gewesen sein mag, auch einer bekannten deutschen Praxis, die von der faktischen Beherrschung der Bildungsanstalten durch die politische Gewalt – im Gegensatz zur Bildung im ernst zu nehmenden Sinne, in dem sie unbedingt und nur als Gegner der Gewalt aufgefasst werden kann, die mit Gewalt kompensiert, was sie mit Geist oder Vermögen geistig intellektueller Art nicht vermag – herrührt, die in Deutschland jedenfalls in einer ganz anderen Art und Weise brachial ist als in anderen Ländern Europas. Das intellektuelle Klima Frankreichs und Britanniens ist aus guten Gründen ganz anders als in Deutschland, das bestenfalls von Russland übertroffen werden mag (oder von Weißrussland) an heimlicher Autokratie der bürokratischen Apparaturen. Der heimliche Hass der Bürokratien gegenüber einem so schwer zu domestizierenden und zu verwaltenden, außerdem so unfassbaren, keiner Ausweispflicht und keinem Meldezwang zu unterwerfenden ‚Gegenstand’ der Bildung, die Unmöglichkeit, sie als Massenware am Bildungsfließband herzustellen, die die Ansicht Lügen straft, jeder sei ersetzbar, und damit dem Sachbearbeiterprinzip direkt und unwiderleglich widerspricht, und den unabwägbaren Folgen und Zumutungen für die beschränkte Intelligenz, die die in den Organisationen verschanzte Mittelmäßigkeit von dem selbständigen, keiner Umschulung zugänglichen Urteilsvermögen eines Gebildeten zu gewärtigen hat, der aus jedem Versuch, ihm ein endgültiges Korsett zu verpassen, das seine gewissenlose Einordnung in das, was abgelegt werden kann, vereitelt, ist nur verständlich, wenn man sich ein Bild des durchschnittlichen Karrieristen macht, der de facto die Institutionen und Großorganisationen überall und restlos beherrscht und eifersüchtig darüber wacht, dass in dem von ihm kontrollierten Kontext nichts heranwächst, das seine Selbsterhaltungsinteressen auch nur von ferne, und auch nur der Möglichkeit nach vereiteln oder auch nur in Frage stellen könnte. Die Menschen, die brav gelernt haben und ihre Routinen erarbeitet und sich darin haben einrichten können, haben alles daran gesetzt, sich einen ehrenvollen Platz zu erobern, der sie in Sicherheit bringt vor den Gefahren der Kränkung durch den lebendigen Geist. Kaum zufällig leben wir in einer ‚Kultur’, die das für die verbindliche herausragende Beispiel eines solchen an ein Kreuz genagelt vor sich herträgt und zugleich die Beschwörung ausgibt, die diese Person, den Sohn eines Zimmermanns aus Galiläa in den Himmel, und in den Abgrund einer Geschichte hinunter jubelt, der dieses Paradigma sicher außer Reichweite für die Gegenwart bringen soll. Immerhin ist das kannibalistische Ritual der Verzehrung der Symbole seines Fleisches und seines Blutes nicht mehr ganz so verbreitet wie es noch vor kurzem gewesen ist. Die langsame Abschaffung vollzog sich allerdings als Modernisierung, also inmitten eines bis dahin beispiellosen Schlachtens, zu dem sich die Kulturträger, die Eliten Europas verabredet hatten. Das mag belegen, dass das Ritual des kannibalistischen Verzehrs seine Ersetzung durch ‚the real thing’ aufhalten mag. Aber es kann auch eines als Beleg für das Andere stehen, also eine gemeinsame Repräsentation eines nicht Gegenständlichen, einer Geistesverfassung sein, die den Untergrund des Lebens der Moderne wie der Postmoderne bildet, solange das Gegenteil nicht bewiesen werden kann. Dieser Verfassung, einem Latenz, die aus dieser gelegentlich ausbricht, ist die in Wahrheit nur einmal aufs Neue sichtbar ausgebrochene offene Feindseligkeit gegenüber der sogenannten ‚Breitenbildung’ in Wahrheit zu verdanken. Eine in Politik und Wirtschaft ohnehin ganz unzweideutig seit dem Thatcherismus und den Reaganomics erkennbaren erkennbare Feindseligkeit gegenüber der gebildeten, und dann am Ende ansprüchlich werdenden Masse, die sich am Ende auflösten könnte in eine Versammlung von Individuierten, von denen jeder sich ein eigenes Urteil über die Welt bilden könnte, in der er lebt, und daher auch von denen, die von ihm zu leben versuchen und auf seine Kosten, legt ein Konzept von Aufklärung nahe, das gegenüber dem sapere aude der Aufklärung doch eher die Unschuld des Verhältnisses von Führer und Geführtem zu betonen neigt, besonders wenn man dabei verschweigt, wie katholisch der Nationalsozialismus eigentlich im Kern war. Die besorgliche Betulichkeit, mit der diese stellvertretende Interessenwahrnehmung auftritt ähnelt ihrer der von ihr gern gebrauchten Metaphorik nach dem Verhältnis von Herde und Hirte. Man muss sich diesen Vergleich aber ganz genau betrachten, wenn man ihn wirklich verstehen will. Der Hirte ist nicht nur der klassische Konkurrent des Raubtiers. Er ist sein erfolgreicher Konkurrent und Überwinder. Indem er den Löwen, die Hyäne in die Flucht schlägt, sichert er sich das Monopol der Bewirtschaftung des lebenden, sich selbst reproduzierenden Fleischreservoirs, von dem er sich ernährt. Indem er die Herde einhegt, die Anzahl feststellt und darüber Buch führt, für die Vermehrung sorgt und dann für die ihm genehme Zuchtwahl, tritt er nicht nur an die Stelle des Raubtiers, sondern er sorgt, wenn auch im Rahmen seiner sinistren Absichten, von denen die Umsorgten nichts wissen müssen, für die Erhaltung der Herde. Dafür verlangt er eine Entschädigung, das Schlachttier. Es steht ihm zu als Lohn für die Mühe und den Aufwand, den er in gewisser Weise selbstlos betreibt, um die Art zu erhalten, die sich zuvor der von ihm aus dem Felde geschlagenen Fleischfresser zu erwehren hatte und nun davon entlastet ist. Auch sollen die derart unter seinem Schutz Stehenden ein wenig für ihn arbeiten. Ein wenig Bewegung schadet nicht. Und irgendwie muss man sich sowie so die Zeit vertreiben. Und was das Schlachten betrifft, so gilt, das ohnehin niemand ewig lebt und dass in kosmischen Zeiträumen gedacht es auf einen Tag mehr oder weniger nicht ankommt. Das ist die Mentalität der herrschenden Klassen zu allen Zeiten: Sie repräsentieren die Carnivoren innerhalb der Art, anders gesagt, das Verhältnis von Fleischfressern und Pflanzenfressern ist beim Menschen in ein Binnenverhältnis innerhalb der Art eingewandert, auf Kosten der Fleischfresser, die einmal von dem externen Verhältnis profitiert haben mögen. Der Kannibalismus hat sich dabei über Stufen zurückgebildet bis zum derzeitigen Verhältnis zwischen den hoch organisierten Bürokratien und ihren Apparaten, die sich zunächst des Leitiers des Rudels haben entledigen können und damit auch die immer wieder ausbrechenden Kämpfe um die Führung von Mord und Blut haben weitgehend reinigen können. Auch das Verhältnis zur Herde hat sich verändert, wenn auch im Sinne einer vielleicht trügerischen Ruhe. Die Versachlichung verbirgt aber den Umstand, dass das Verhältnis von – als zu bewirtschaftendes Gut betrachteter – Herde und ihren ‚Verwaltern’ oder Führern und deren Rudel grundsätzlich das eines parasitären Hierarchie geblieben ist, die einer fleischfressenden Unterart erlaubt, sich von dem ihr unterworfenen Teil der Herde zu ernähren.

Nun kann man grundsätzlich und für Fleischfresser in dem gemeinten Sinne feststellen, dass die Fleischfresser zwar ohne die Pflanzenfresser nicht, die letzteren aber ohne die ersteren leben könnten ohne dass das ihre Arterhaltung oder ein natürliches Gleichgewicht beeinträchtigen müsste. Eine Welt ohne Planzenfresser könnte keine Fleischfresser, keine Raubtierpopulation haben, eine Welt ohne Carnivoren dagegen ist, bevölkert von Planzenfressern, durchaus denkbar.

Die Eliten, das sind die Carnivoren – traditionell verkörpert im Löwen – die die Herde der Menschheit eskortieren. Daran hat sich mit der Veränderung der Herrschaftsformen nichts verändert. Es ist aber das Telos der Veränderungstendenz aller Herrschaftsformen seit je gewesen, diese mit der Kultur und Zivilisation sowohl intolerabel als auch überflüssig werdenden Subgruppe des Homo sapiens zu beseitigen. Ihre Ausrottung ist die einzig denkbar mögliche Rechtfertigung der Todesstrafe, wie z. B. in den USA. Ab er man kann sich das auch als Erziehungsprogramm denken, wenn ihm nur genügend Sanktionsmacht verschafft wird unter den ‚Herbivoren’. Eine Natur ohne Carnivoren ist nicht nur denkbar, sie ist realisierbar. Der vorstellbare und realisierbare Fortschritt, den die Menschheit tatsächlich machen kann, besteht in der Ausrottung dieser Klasse von Raubtieren. Sie ist ethisch zu rechtfertigen, sie ist nicht naturwidrig, und die erledigt die lästigsten Großparasitengruppen, die sich kannibalistisch von Menschen ernähren. Es ist eine Kulturaufgabe, diese Bereinigung durchzusetzen.

Letzten Endes ist es gleich, in welcher Metaphorik man das Desiderat beschreibt um seine Pointe klar zu machen. Und wo alle Metaphern besetzt sind von der Sprache des Verhängnisses, das die bürokratisierten Herrschaftsapparate sind, und wo sich die Herrschaft in der Produktion von Komplexitäten überschlägt, die den höchst einfachen Parasitismus ihrer Existenz und dessen Bedeutung möglichst aus dem Blick zu rücken und aus dem Kanon dessen auszuklammern hat, was unter ‚Kompetenz’ und der Zeugnisformel: Entspricht den Erwartungen in vollem Umfang gemeint ist, und sich darauf konzentriert, die sozialen Hierarchien auf diese ideologischen Komplexe zu beziehen und sie damit zu rechtfertigen, zu dem Zweck, den Anschein der Legitimität des Ausschlusses von Menschen von der Partizipation am gesellschaftlichen Leben zu einer fraglos gerechtfertigten Normalität zu erheben, auch in der Form von Lebenschancen zu verknappen, um die daraus abgeschöpften Gewinne unter den für ihre Dienste an der Menschheit sich belohnenden organisierten Gruppen entsprechend deren nach der Hierarchie auch dieser Gruppen anteilig zu verteilen, dort ist Bildung dazu ermächtigt und auch fähig, die Notwendigkeit der Anwendung von Gewalt gegenüber einem Parasiten zu benennen, zu rechtfertigen und die Opfer der Gewalt und der Gewissenlosigkeit einer hoch organisierten Personalgruppe mit der Gelassenheit des Gebildeten dazu aufzufordern, sie zu liquidieren, anders gesagt, den Parasiten mit der Fliegenklappe zu erschlagen. Dabei kann lehrreich sein, wie z. B. der Schlachter vorgeht, wenn er ein Schwein schlachtet. Das Schwein hat ihm nichts getan. Er hat lediglich einen Auftrag. Den führt er aus. Ganz sachlich. Er ist nicht wütend. Er hat keinen persönlichen Hass auf das Tier. Es hat ihm nichts getan. Er hat kein Motiv, wie z. B. den Hass, das Rachebedürfnis oder dergleichen. Er handelt im Auftrag, und das ist alles. Das sind die Regeln, die schon in diesem Falle als ganz gewöhnlich gelten. Eine Bremse, die man erschlägt, kann dafür keine Entschädigung erwarten. Sie hat versucht, sich von dem Blut eines anderen Lebewesens zu ernähren, und hat bei diesen Versuch mit der entsprechenden Gegenwehr dieses Lebewesens zu rechnen. Es ist ein Spiel, auf Leben und Tod. Mal gewinnt der eine, mal der andere. Die Insekten sind also nicht auf dieselbe Weise für endgültige Lösungen offen wie die übrige Tier‑ und Pflanzenwelt. Dass diese sich endgültigen Lösungen nicht verschließt, hat der technologisch ausgerichtete Mensch zur Genüge bewiesen. Es ist also möglich. Man kann vorgehen wie der Schlachter. Es handelt sich um eine reine, lästige Notwendigkeit. Es ist nichts Persönliches. Es gibt ein Problem zu erledigen und eine endgültige Lösung ist möglich und nicht naturwidrig. Das Raubtier ist ein Parasit. Es kann ohne Schaden entfernt werden. Und da diese Aufgabe wie die Differenz in den inneren Rahmen der Existenz des Homo sapiens fällt, ist sie eine Kulturaufgabe und sie ist eine Aufgabe, deren sich die Gebildeten annehmen müssen, wenn nicht ihre untolerierbare Toleranz dazu führen soll, dass die Raubtiere überhand nehmen und die Existenz des Menschen überhaupt gefährden. Der Mensch, das ist die einzig denkbare Elite in der Gattung des Homo sapiens. Sein Gegner ist ein triebhaftes Tier, das seine kannibalistischen Neigungen nicht zügeln kann. Bildung ist das, was den Menschen von dieser Tierart unterscheidet. Das ist kein Zertifikat, auch ist gerade unter den Bedingungen der absolut gesetzten Herrschaft des Herrschaftsapparats nicht garantiert, schon gar nicht automatisch, dass Bildung, so verstanden, überhaupt ein Gegenstand oder ein Motiv wäre, der (der Gegenstand) innerhalb dieses Rahmens bereit gehalten werden könnte oder müsste – etwa weil es keinen anderen Ort gibt, wo man sie suchen könnte, so dass man sie ausschließlich an diesem zu suchen hätte, und was man dann dort findet, auch dem entspricht, was man gesucht hat – oder das (das Motiv) an diesem Ort bzw. in diesem Gefüge als dessen Grund auszumachen sein müsste. Man kann so weit gehen, zu vermuten, dass der industrielle Apparat des sogenannten Bildungssystems weder den Gegenstand der Bildung wie oben bestimmt, noch deren Motive überhaupt repräsentieren kann. Als hierarchischer Karrierebetrieb, der alle die psychopathologischen Symptome systematisch produziert, die die Persönlichkeit des Typus der bürokratischen Herrschaft ausmachen, und die dem Bedeutungsgehalt dessen, was Bildung ihrer Natur nach ist, entgegen sind, sie strukturell konterkarieren – was Ausnahmen nicht ausschließt, die dann bestaunt werden, man weiß nicht genau warum, aber sie erscheinen nahezu ‚unnatürlich’, und das hat diesen Grund: Dass sie einerseits als ‚eigentlicher Sinn’ des Betriebs und zugleich als mit ihm irgendwie nicht kompatible Ausnahmen erschienen, die dann mit den entsprechenden terminologischen Belegungen versehen auch sogleich wieder aus dem Rahmen gerückt werden, als im Prinzip unerreichbar, weil nicht zum Gegenstand einer Absicht zu machen, die sich als Massenproduktion in einem Riesenapparat vergegenständlicht, der von der Mittelmäßigkeit lebt – ist ein auf Unterordnung, Reproduktion, die Gefügigkeit des gehorsamen Dieners ausgelegter Betrieb, der oft auch nicht darauf verzichtet, die nachwachsenden Begabungen zunächst – unter dem Titel der ‚Förderung’ – möglichst nach seinen eigenen – und das sind die Wünsche, die die Mittelmäßigkeit so hat und für die richtigen hält – auch ein wenig zu nutzen für eigene Zwecke, die nicht unbedingt im Sinne des derart Genutzten sind, und zwar weder von dessen Struktur her noch von dessen Eigendynamik, und schon das kann Folgen haben, die entweder zum Exil zwingen und damit zum Risiko der Vernichtung des derart Geförderten und Genutzten – was dann, wenn es gelingt, zum spurlosen Verschwinden des auf diese Weise Ausgegrenzten, das bei diesem Versuch der Selbstbewahrung dann mangels passender Umgebungsvariablen untergeht – oder zu einer Anpassung innerhalb der gegebenen Konditionen, die dann ebenfalls gleichbedeutend sein können mit der Vernichtung der Potentiale, die an dieser Anpassung verenden bzw. versiegen. Der Betrieb einer bürokratischen Herrschaft, die einerseits ‚Eliten’ will, aber von vorn herein festsetzt, dass das nur identisch sein kann mit dem, was sie aus guten Gründen darunter versteht, kann u. U. durchsetzen, dass sonst nirgends mehr etwas wächst als dort wo sie pflügt, eggt, sät, jätet und erntet, und wo nur das geerntet wird, was sie zwischen der Aussaat und der Ernte stehen lässt. Aber Radius und Umfang der ‚Welt’ sind größer als das, was ein kontemporärer Herrschaftsapparat zu umgreifen fähig ist. Nicht nur der Zeitgeist schränkt ihn ein. Er ist Verkörperung geradezu des auf seine Beobachtung gegründeten Formel, wonach ‚System’ gleichbedeutend ist mit der Reduktion der äußersten Komplexität der Welt. Welt ist, woraus System schöpft und wogegen es sich innerhalb dieses Äußersten, das keinen Horizont hat, auch keinen, der mitwandert, abgrenzt, um sich gemäß eines es definierenden immanenten Regelwerks zu erhalten, als Gefüge von Variablen und Invarianten. Schon dies macht ersichtlich, dass es identisch ist mit dem Ausschluss. System und Ausschluss sind dasselbe. Das wird auch bemerkt. System reagiert darauf, indem es den Ausschluss, sofern und weil er als externes Phänomen ihm gegenüber wiederum auftritt, wiederum mittels eines Subsystems zu ‚organisieren’ versucht. Dabei sollen aber die bereits geltenden Regeln, die dieses Phänomen erzeugen, weiter gelten. Dieser logische Widerspruch führt zu dem ganzen Affentheater, das dann angestellt wird, um das Phänomen einerseits im Blick zu behalten, nach Möglichkeit wiederum systematisch zu beherrschen, indem es verwaltet, erklärt, besprochen, gedeutet wird, und endlich auch mit Projektionen aufgefüllt wird, die die Art und Weise rechtfertigen sollen, wie damit umgegangen wird, vom Genozid über die Konzentrationslager bis zum gewöhnlichen Massenmord und endlich den Harmlosigkeiten der Rationalisierungswellen und der Arbeitsverwaltungen, der Zuteilung und dem Entzug, der Sanktion und der Interpretation, die allesamt zurückführen sollen in die Totalität des derart zum Totalitären sich aufblähenden Teils anstelle des Ganzen, das sich der endgültigen Festlegung, sei es durch Verwaltung, Regulierung, Sanktion usw. entzieht und diejenige Veränderung vorbereitet, die nicht als Revolution von Oben, also als Wiederholung oder Verstärkung der Anwendung der als geltend absolut gesetzten Regeln der Selbsterhaltung des Systems, das sich gegen die Veränderung seiner Strukturen abzudichten versucht, sondern als diejenige sich anbahnt, die im System der Systemregeln nicht vorgesehen ist und nicht vorhersehbar ist. Sie ist sogar undenkbar. Nun ist Intelligenz, wenn man nicht gerade die Definition der Industrie‑ und Handelskammer vor Augen hat, und derart schon belegt, dass man ihren Begriff – als ein Prinzip des Lebens verfehlt – die Fähigkeit Lösungen zu finden, wo das System der Regeln keine zu ermöglichen scheint. Die Elitendiskussion, die die Eliten derzeit von ihren zweiten Garnituren und ihren Hofnarren im Bildungssystem und in der sogenannten Öffentlichkeit und von Dienern führen lassen, die sich aufgrund ihrer Lizenzen selbst für eine solche halten dürfen und auch davon überzeugt sein dürfen, dass das stimmt, weil außer den vorweisbaren Lizenzen ja auch der Auftrag des Allerhöchsten, die öffentliche Wirksamkeit, die Verfügung über Untergebene und Beeinflussbare, über dankbare Adepten und Abonnenten, über die Zwangklientel der bürokratischen Apparate usw. beweist, dass sie es sein müssen, wer sonst käme in Frage, setzt dagegen auf die Lösung, die der Selbsterhaltung des Systems dient, das seine Form, das heißt, seine Typik der Reduktion von Komplexität unter allen Umständen und mit Mitteln zu erhalten bestrebt ist, die vor allem den Status der Eliten, die diese Reaktion auf die problematischen Selbsterhaltungsbedingungen bewerkstelligen wollen oder sollen oder müssen, ganz unbefragt als diejenige Systembedingung bzw. diejenige Komplexion solcher Bedingungen einfach konstant setzt. Das ist nur zu verständlich, wird aber dann ein mögliches Problem, wenn man das schlichte Faktum ins Auge fasst, dass der Systemzustand, der als problematisch erscheint und geändert werden soll mittels forcierter Elitenbildung bzw. dem, was man aus vorerst zurückzustellenden Gründen so benennt, um einen bestimmten Effekt oder eine Kette von Motiven und daraus sich ableitenden Effekten zu erzeugen, ja nicht anders zustande gekommen sein kann als durch die Steuerung des Systems durch genau diese Eliten, die ja bereits existieren und das System steuern im Dienste ihrer Selbsterhaltung. Dieser Konnex ist zunächst ganz unverdächtig und kaum kritisierbar, steht und fällt doch die Elite entsprechend ihrem vorweisbaren Erfolg in der erfolgreichen Führung und Steuerung des Systems. Die Identifikation mit dem Komplex der gesetzten Systemregeln dient ja gerade derjenigen Inkarnation, die diesen Regeln die Triebenergien von Organismen zuführt, und ihre Handhabung als intelligente Auslegung dieser Regeln mit dem Triebleben derart verknüpft, dass ihre erfolgreiche Handhabung zum Triebziel wird. Man kann das auch anders ausdrücken, und ich kann nur freundlich vor derjenigen Analytik warnen, die meint etwas verstanden zu haben, wenn sie die Herkunft eines Terminus meint identifiziert zu haben. Die Handhabung der Ausdrucksweise, die einmal dieses, dann jenes Spezialwerkzeug benutzt, und dann wieder ein mehr universales, hat ja gerade den Sinn, die überlegene Leistungsfähigkeit der nicht-mehr-internationale-Wissenschaftssprache Deutsch ganz ohne Rücksicht auf dieses Renommee weniger in Erinnerung zu rufen als gelassen zu belegen.

Wenn das so ist, und daran kann kein Zweifel sein, es sei denn einer, der dabei den je eigenen Kopf riskiert, und das steht in Jedermanns Freiheit, auch der der Eliten, dann ist in jedem Falle zunächst festzustellen, dass der Gegenwartszustand, der Ist-Zustand des Systems und aller seiner Teilsysteme ein Produkt nicht nur dieser Identifikation ist und ein Produkt der derart bewerkstelligten Steuerung durch Personen bzw. Personenverbände, sondern auch ein Hinweis auf die in diesen verfügbaren Beständen an Steuerungsvermögen. Da dieser Zustand als Dekompensation erscheint, und chronisch ist, und mit Bordmitteln offenbar vorerst unbehebbar erscheint, zudem in langen Jahren längst absehbar war, als die Eliten stets ‚anderer Ansicht’ waren, während urplötzlich wie aus dem Nichts wiederum diese selben Eliten nun die Führung der Diskussion über eine Lösung dieser Steuerungsprobleme an sich ziehen, indem sie vorschlagen, das Problem durch Elitenbildung zu lösen, bei denen ihnen zugleich ebenso logisch wie stillschweigend die Rolle zufällt, das Problem zu lösen, das sie geschaffen haben, und als Führer natürlich auch die Richtung dieser Elitenbildung, also eigentlich doch einer Selbstbildung zu bestimmen, ist nicht ganz klar, wie das zu einer Lösung führen kann. Denn verkürzt man die Weitschweifigkeiten dieser Debatten af ihren logisch verdichteten Sinn und Gehalt, dann heißt das einerseits, dass die Eliten sich erstens entschlossen zeigen, sich nach Art Münchhausens am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und dabei, als Tierfreunde, die sie sind, durch Zusammenklemmen der Schenkel auch das Pferd zu retten, auf dem sie sitzen, das also durch die mangelnde Umsicht des Reiters eigentlich erst in diese Lage geraten ist, aus der es nun von ihm so großmütig gerettet werden muss, und zweitens bescheinigen sich diese Eliten, dass sie bildungsfähig sind, also sich zunächst ein Zertifikat ausstellen, auf dem steht, dass sie nicht so dumm sind, wie sie scheinen angesichts der Lage, in die sie das System gebracht haben, sondern dass sie darüber hinaus sogar aus eigener Kraft und Lernfähigkeit dazu imstande sind, sich selbst und ohne fremde Hilfe derart weiter zu bilden, dass sie ihr eigenes Versagen bei der Aufgabe der kompetenten Systemsteuerung aus eigener Kraft zu kompensieren imstande sich fühlen. Das ist zunächst eine Selbstauskunft der Eliten, die nunmehr entschlossen sind, die Probleme, für die sie die Verantwortung tragen, durch Elitenbildung, also durch Selbstbildung zu beheben. Das ist so gesehen zunächst nichts als eine Beteuerung. Als solche dient sie der Selbsterhaltung des Status quo, der ihre Privilegien garantiert, die sie sich verdient haben durch ihre geleistete Arbeit. Das muss erstaunen angesichts der Ergebnisse, die doch alle eher auf eine Abmahnung, auf schlechte Zensuren, auf die Entlassung, auf einen Mangel an Leistungsfähigkeit oder Leistungswillen verweisen und was dergleichen mehr sonst vor allem von den Eliten zur Anwendung auf die von ihnen gelenkten und geleiteten, in dieser oder jener Weise ihnen untergebenen und zu Gehorsam verpflichteten Objekte ihrer Leistungen kommt. Ein abhängig Beschäftigter, der sich angesichts seiner mangelnden Leistung auf dergleichen verlegt, kann nach Lage der Erfahrung nicht auf so viel Nachsicht rechnen, wie sie die Eliten sich nun selbst großzügig gewähren. Das erinnert an etwas, nämlich an die Vorgängerformationen der Bundesrepublik Deutschland, die auch ausnahmslos elitengeführte Formationen waren, und es erinnert auch daran, dass kaum je einmal die Eliten entlassen werden mit den ihnen zustehenden Belohnungen für ihr Versagen, sondern immer nur die Objekte der Leistungen der Eliten. Und es erinnert daran, dass oft genug dieselbe Firma nur einen anderen Namen kriegt nach einem Bankrott und dann mit derselben Führung eigentlich so weitermacht wie zuvor, wie das z. B. bei der Firma war, die bekannt ist als Das Dritte Reich. Geführt von Eliten, die man sich kaum selbstbewusster denken kann, die an Entschlossenheit, Durchsetzungsfreudigkeit und Entscheidungsfreude das Herz jedes Personalchefs noch heute höher schlagen lassen müssen, hat diese Elite – einmal abgesehen von ein paar Bauernopfern – doch den ‚Zusammenbruch’ weitgehend unbeschädigt überstanden und unter anderem Namen weiter arbeiten dürfen. Gewiss, man hat sich ein paar Formeln zulegen müssen, die eine gewisse Ermahnung darstellen könnten, aber bei genauem Hinsehen sind diese Ermahnungen doch gar nicht an die Eliten gerichtet, sondern an die von ihnen Geführten. Die sollen nun darauf achten, dass sie, die Eliten, nicht erneut auf eine Art und Weise entgleiten, die im Nachhinein unangenehme Situationen heraufbeschwören könnte. Anders gesagt: Was man selbst zu beherzigen hätte, trägt man anderen auf, und zugleich damit auch die Verantwortung, dass das nicht noch einmal passiert. Zugleich sind die Belehrten doch nicht die Elite, die die Dinge im Wesentlichen unter Ausschluss der Ermahnten steuert, einschließlich der Ermahnten. Und das soll jetzt noch besser werden, und zwar dadurch, dass man noch mehr Menschen aus dem Zugang zur Bildung allgemein dadurch ausschließt, dass man sie schon vorab wenigstens in die zweite Reihe verweist, unter ‚ferner liefen’, und zwar aufgrund von Kriterien, die die Elite definiert. Die Elite, muss das heißen, will sich also eigentlich selbst neu definieren, und zwar enger, strenger. Und zugleich will sie die Begriff der Elite mit dem des Geldes stärker verbinden, als eine sehr wesentliche Zugangsvoraussetzung. Bildung soll vorab zunächst mit Bezahlung verkoppelt werden. Das ist aber nicht alles. Es gilt sich von veraltetem Ballast zu befreien. Bildung muss neu definiert werden. Was für ein Glück, dass es schon Gebildete gibt, die das übernehmen können. Natürlich kann es sie nur in den Institutionen geben, in denen durch eine sorgfältige Auswahl, durch gezielte Förderung und verantwortungsbewusste Führung seit langer Zeit dafür gesorgt ist, dass die nachwachsenden Generationen in die Wissenstraditionen und den Fortschritt gleichermaßen eingeführt werden. Das beschränkt etwas die Breite der Diskussion, und zwar auf in erster Linie mögliche Geldgeber und dann natürlich die institutionalisierte Professorenschaft an den Universitäten. Weitgehend ist das also die Gruppe der Berufsbeamten und ein möglicher Weise wachsender Halo von mit anderen Verträgen – zu hoffen ist auf bessere als die, die der Öffentliche Dienst gewährt, ohne dass dabei die ‚Anbindung’ und die ‚Kommunikation’ mit den Fraktionen der traditionellen Elite abreißen muss, oder dass ein Interessengegensatz entsteht, wo Eintracht zum Wohl des Gemeinwesens herrschen sollte (oder?) – aber wenn man es bei Licht betrachtet, bedeutet das keineswegs einen Ausschluss wesentlicher zu berücksichtigender ‚Kräfte’, weil die Kongruenz der bürokratischen Elite und der Machtelite unter Einschluss der Geldelite mit der Elite überhaupt ja kein Zufall ist, sondern Ergebnis einer Selektivität, die ungeachtet ihrer möglichen unvermeidlichen Härten für den Einzelnen im Wesentlichen auf dem Prinzip von Chancengleichheit und Leistung beruht, die die hauptsächlichen Selektivitätsfilter darstellen, die die unvermeidlichen Hierarchien (die Heiligen Ordnungen) jeder Gesellschaft ausmachen, die sich historisch beobachten lässt. Dass sich in einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation der Begriff der Leistung unvermeidlich in einer Richtung auf die technischen und verwaltungsmäßigen Wissensvoraussetzungen verschiebt, ist unvermeidlich und entspricht dem Rationalitätsgebot, das unvermeidbare Voraussetzung für die erfolgreiche Steuerung einer derartigen Form ist. Und dazu kommen die Unvermeidlichkeiten der oft diskutierten Arbeitsteilung und Spezialisierung. Diese Nachzeichnung dieser Figur belegt, mit ihrer Rechtfertigung der extensiven Einschränkung des Elitenbegriffs und seiner Beschränkung auf einen sehr beschränkt zugänglichen gesellschaftlichen Bereich aber auch, dass es eigentlich die Elite ist, die definiert, was die Elite sei. Und das ist nicht wegen der Identität von Subjekt und Objekt im klassischen, beinahe Fichte’schen Sinne der Selbstschöpfung des Subjekts und des Objekts durch das Subjekt, das dann zur Herrschaft über Gesellschaft und die als Umwelt des bürokratischen Systems der Bewirtschaftung der Bevölkerung(en) sich ausdehnt, bemerkenswert. Es ist ja mehr als bloß zirkulär, dergleichen so zu definieren, es ist zugleich eine implizite Definition sowohl des eigenen Selbst als auch der Welt, als Systemumwelt der totalen Bürokratie, die ihrerseits eine der Macht des Geldes vorgeschaltete Dienstleistungsinstanz ist, die die Bevölkerung für deren Zwecke zuzurichten und bei der Stange zu halten hat. Außerdem enthält diese kraft Souveränität – Souverän ist, wer den Ausnahmezustand kontrolliert, der er je zunächst selbst ist (das wäre also ich). – durch Selbsternennung wiederum bestätigte Souveränität, die die Identität der Elite näher bestimmt, und damit auch, wer nicht zu ihr zu rechnen ist, ein möglicher Weise nicht sogleich mit klar werdendes Problem. Die Definition der Elite muss nicht notwendig zugleich auch eine wirkliche Selbstdefinition sein. Das hat mehrere Gründe. Einmal ist nicht jeder, der sich einbilden mag, er gehöre zur Elite, auch wirklich und unbedingt schon deswegen ein Element ihrer Klasse, vorausgesetzt eine unabhängige Definition dessen, was darunter zu verstehen sei. Dann ist je nach Definition der Inhalt dessen, was eine Elite sein soll, zugleich normativ bestimmt, und insofern auch möglicher Weise strittig, weil es verschiedene Normen geben kann, die als Hauptelement einer solchen Klasse von Elementen verstanden werden könnten (also je nachdem, ob man z. B. die Kriterien ‚Macht’, ‚Geld’, ‚Wissen’ oder z. B. ‚Bekanntheits‑‚ oder ‚Beliebtheitsgrad’ oder dergleichen anlegt, bzw. alle die verschiedenen Kriterien unter einem abstrakteren Oberbegriff vereint, z. B. dem der ‚Leistung’, der dann Popprinzessinnen, Tennis‑ oder Fußballspieler, Politiker und Prominente mit Skandalnudeln und Pornoköniginnen, Playboys und Erben mit ‚Wissenschaftlern’ (sans phrase) und Kosmonauten, Sängerinnen und Tänzern, Sportlern usw. unter einem Terminus zusammenfasst. Das ist indessen ein Problem, wenn man es rückübersetzt und dann entsprechend aus der logischen Formal: Wir brauchen Eliten, je nach Ableitung gewinnt: Wir brauchen mehr Skandalnudeln, Pornoköniginnen, Tennisspieler, Geldaristokraten, Machtpolitiker und Prominente bzw. Wissenschaftler, wobei sich Letztere noch weiter auflösen ließen in alles was derzeit sich zur Wissenschaftlichkeit bekennt, weil das nicht zuletzt Eindruck macht, ebenso wie der Titel ‚Akademie’ für eine Ausbildungsstätte für Hilfskräfte für die internationale Buchführung etwa von Konzernen und Versicherungsgesellschaften. Des Weiteren ist auch zu fragen, ob es wünschenswert sein muss, als Element der Klasse ‚Elite’ sich identifiziert zu sehen, oder gar sich selbst gemäß Selbstdefinition einer solchen, einfach von irgendwoher herein schneienden Definition je nach Wunsch oder Realitätssinn zuzuordnen, als davon ausgeschlossen oder ‚darunter fallend’. Und schließlich kann die öffentliche Rhetorik mit dem Terminus spielen in einer bestimmten Absicht, die man der Verwendung des Wortes dann nicht leicht ansieht, wenn man aus Gründen, die mit Dispositionen komplexer Art zusammenhängen, dazu neigt, anstelle der Suche nach dieser Absicht seine Vorstellungen ungeprüft und unbetrachtet zu substituieren. Zumal dann, wenn diese Art der Gewinnung des Verständnisses der Bedeutung sich als verbreitete Gewohnheit durchsetzt ohne dass es bemerkt wird, wird am Ende nur noch von einer umgekehrten Variante dessen gesprochen, was als Kehrseiten die Größen ‚Neid’, ‚Prestige’ und ‚Ressentiment’ sowie die verbreitete Neigung zur Selbsttäuschung und dergleichen hat.

Das legt eigentlich eine Reflexion nahe über den Begriff der Elite. Das kann man aber wiederum den Reflexionseliten getrost überlassen, die ein Monopol darauf erobert haben, immer das jeweils Letzte dazu zu sagen zu haben, am liebsten in der Paulskirche. Die Dümmlichkeit des sozialen oder intellektuellen Klischees und des kollektiven Rituals einer herrschenden Klasse ist jedenfalls kein zureichendes Definitionskriterium für die Bedeutung von ‚Elite’, aber es mag als öffentlich veranstaltete Eindrucksmanipulation gegenüber der Nicht-Elite sich erfolgreich an dessen Stelle setzen und das ist auch und wenigstens imponierend. Und das kann eine Weile reichen, und durch den Eindruck, den es hinterlässt Wirkungen haben, die in ihren langfristigen Folgen das Gegenteil dessen bewirken, was man als Reproduktion von Eliten in einem sachdienlich angemessenen Sinn erwarten würde. Derart sind Zustand und Eigenpropaganda der ‚Eliten’ und ihr wirklichkeitsentsprechendes Verhältnis, für das immer auch ein Verständnis selbst in der verkümmertsten Form des Urteilsvermögens, das ihr als ihr Gegenteil entsprechen sollte, wenn es nach ihrem Selbstverständnis ginge, nie ohne Folgen für ihre eigene Reproduktion, und so gesehen für das Ganze, das sie zu ihrem Vorteil und/oder zu seinem Schaden steuern. Eine ‚Elite’, de sich hinter der von ihr selbst propagierten Lüge von ihrer ständig beschworenen ‚Kompetenz’ zu ihrer eigenen Bequemlichkeit verschanzt, wälzt die aus ihrem evtl. Defekt – der seinerseits gerade von den von ihr kontrollierten Zugangsmechanismen (oder Ausschlussmechanismen, was dasselbe ist) bewirkt werden kann – entstehenden Kosten ohne zunächst bemerkbare Verluste für sich selbst auf das Ganze ab, das sie steuert, wo es entsprechend den Mechanismen der Macht und anderer ‚Regelungen’ mehr oder weniger weit durchgereicht wird an eine endlich übrig bleibende Gruppe, die es nicht mehr weiter durchreichen kann und entsprechend die Rechnung bezahlt. Je höher die oben entstehenden Kosten, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Macht und Gewalt anstelle anderer akzeptierter ‚Regelungen’ treten – in dem Masse, in dem die ungünstigen Verabredungen zunehmend auf Widerstand stoßen bzw. ihre Akzeptanz verlieren – an die Stelle akzeptierter Austauschregeln treten, und desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Gruppe, die die Kosten schließlich zu tragen haben wird, zahlenmäßig wächst.


III. Bildung als Privateigentum

Zu behaupten, dass die politischen Repräsentanten den Willen des Volkes, also seine Selbstherrschaft verwirklichten, ist der sei es auch impliziten Unterstellung gleichzusetzen, die Bildungsanstalten des Landes und die ‚Intelligenz’ repräsentiere die intellektuellen Potentiale einer Bevölkerung. Das Bildungssystem ist so gut, wenn nicht primär, ein Machtapparat, wie es eine Organisation zur Heranbildung und Auswahl der in einem wie immer bestimmten formalen Sinne ‚begabtesten’ und ‚intelligentesten’ Individuen ist. Schon der Umstand, dass diese Begabung und diese Intelligenz als rein formale Größen stets schon von einem Wozu und Wofür her definiert sind, und dass sie von Agenturen eines Machtapparats erfasst, werden, der ihre formalen Merkmale allgemein festlegt sowie ihre Messung unternimmt, ist eine Auskunft darüber, dass das derart begrifflich, also qualitativ Bestimmte und quantitativ gemessene stets ebenso auf einen schon implizite in der ganzen Veranstaltung festgelegten Zweck ausgerichtet ist, dessen formalste und abstrakteste Grundbestimmung die Heteronomie ist. Das heißt aber nichts anderes, als die in diese Veranstaltung eingehende Objektivität eine für Zwecke ist, die als Systemzwecke nicht die des Individuums sind. Als solche sind sie – insofern das Individuum als Organismus ja Umwelt des Systems ist – weder systematisch noch per Zufall einfach mit denen des Individuums gleichzusetzen. Aus der Sicht des Individuums ist vielmehr dies das System, das in einer Umwelt von Systemen lebt, die auf es in der verschiedensten Weise einwirken, um ihre Zwecke zu realisieren. Dazu bedienen sie sich der Organismen, indem sie aus dem jeweils zur Verfügung stehenden ‚pool’ entsprechend ihren Zwecksetzungen eine Selektion treffen. Diese Selektion ist das, was sich zunächst, im Großmaßstab der verstaatlichten Erziehung – die als solche schon einen heimlichen politischen Absolutismus verwirklicht, indem sie sich die Zurichtung und die Zensur der Bewusstseinsverfassungen sichert, ihre allgemeinen Strukturen und Inhalte durch systematische, wissenschaftlich angeleitete und perfektionierte Einwirkung auf die Individuen festlegt und dafür sorgt, dass diese Strukturen und Inhalte sich der ihrerseits systematisch begrenzten Fähigkeit der Individuen zur Selbstreflexion und Urteilsbildung über sich selbst, die es umgebende Welt und sein Verhältnis zu ihr oder vice versa weitgehend entziehen, als nunmehr unbewusste Voraussetzungen des bewussten Erlebens und der Urteilsbildung – von der Krabbelstube und dem Vorschulkindergarten an bis ‚hinauf’ in die akademischen Bildungsgänge, und dann weiter über die überall zwischengeschalteten Kontrollmechanismen der Überwachung und Begleitung und Rechenschaftspflichten, der Personalauswahl und der Personalakte, der Kranken‑ und Kriminalakten zur Allgegenwart einer wenn nicht totalen Kontrolle, so doch einer totalisierten Präsenz, Präponderanz und dem scheinbar natürlichen Geltungsanspruch von normativen Systemen von Bewertungsregeln verdichtet hat, deren unablässige Präsentation und Repräsentation (deren Skandal dann der Apostel der Norm ist, der sich als Hurenbock und Junkie entpuppt, oder der ‚Leistungsträger’, der Milliarden in den Sand setzt und sich als Betrüger und Verbrecher ausgestellt sehen muss, vielleicht auch der Physiker, der Massenvernichtungswaffen baut und auch noch deren Proliferation betreibt, wobei hier die Sache schon wieder problematisch wird, weil sie changiert ja nach dem an sie angelegten Gesichtspunkt, so dass hier eigenartige Kopfstände vollführt werden müssen, indem der Physiker, solange er einer Machtgruppe Massenvernichtungswaffen baut, wegen seiner herausragenden Intelligenz gelobt wird, während die Weitergabe seiner Kenntnisse an Andere als Verrat gilt. Weil das nun nicht einfach eine ebensolche ungeheuerliche Dummheit sein kann wie die Entwicklung der Massenvernichtungswaffen es sein könnte, muss man seiner nunmehr als ‚fachlich’ eingeschränkten Intelligenz eine Verführbarkeit, Dummheit oder kriminelle Energie beigesellen, die die ‚Entgleisung’ erklärt und zugleich wiederum die ‚übergeordnete Kontrolle’ mit dem zwanglosen Zwang des besseren Arguments zum allgemeinen Konsens erhebt bzw. diesen bestätigt.) Dabei wird wiederum genutzt, was oben schon beschrieben wurde, nämlich die Dressuren eines im frühen Kindesalter schon enteigneten Bewusstseins und Urteilsvermögens, das sich seiner eigenen Grundlagen nicht zu versichern vermag, und sich daher stets mit höchster Wahrscheinlichkeit in dem Dickicht des Wurzelwerks, das diese Grundlagen und Voraussetzungen ausmacht, fängt und verirrt, wenn es überhaupt dazu ‚motiviert’ werden kann, den Ableitungssträngen seiner Motive und Urteile mit der Reflexion in der Gegenrichtung ihrer Resultanten zu folgen um sich seiner ‚Wurzeln’ zu versichern. Derart erscheint dann gewöhnlich die exteren Systemkontrolle, die das herausragende Symptom seiner Unselbständigkeit ist, seiner Versklavung, als ganz unproblematisch. Indessen ist ein wesentliches Merkmal nicht nur jeder Intelligenzdefinition, wenn sie sich an das Phänomen des Lebens hält, das naturgeschichtlich wie historisch ihre wirkliche Repräsentation darstellt, die sich in die abgeleitetsten Spezifikationen hinein nicht eliminieren lässt, sondern jeder wirklichen Intelligenz – und das ist ja noch etwas ganz anderes als ihre Definition durch diesen oder jenen Interessenten der Kontrollberufe – ihre Unvorhersehbarkeit, und damit auch ihre prinzipielle Unkontrollierbarkeit. Das steckt in der witzigen Definition, nach der Intelligenz die Fähigkeit ist, den Wahn des Anderen zum Bestandteil der je eigenen Kalküle zu machen. Davon legen Kirchen, Religionen und Theologen so gut Zeugnis ab wie die Produktwerbung, Politik, Wirtschaft, Massenmedien und Verwaltung, der Kulturbetrieb, aber bekanntlich auch die Diplomatie und die Kriegsführung, und dies alles gilt von diesen myzelartig die Biomasse der gegenüber den Großsystemen radikal Vereinsamten, auf die bloße organische Existenz zurück geworfenen Einzelnen durchziehenden organisierenden Kräfte, die in sich selbst längst mit der Einziehung des sozialen Lebens den der Gesellschaft resorbiert haben. Der Begriff der Gesellschaft ist so wenig wie der des Sozialen noch ein begrifflich geeignetes Modell der Analyse des globalen Zustands der Zivilisationen und der ihnen zugrunde liegenden Biomasse des Homo sapiens. Der zu dieser ‚zynischen Intelligenzdefinition’ im Hinblick auf das Verhältnis des Individuums zu der Umwelt von verschiedenen, im Begriff der ‚Selbsterhaltung’ konvergierenden Großsystemen äußerlich scheinbar ganz unterschiedlicher Art gehörende Grundbegriff ist der der Strategie und seiner Untergliederungen. Zu jeder Strategie gehört eine Innen/Außen-Differenz, die ihr Janusgesicht ausmacht, indem sie in der Binnenperspektive ein anderes Gesicht zeigt als nach Außen. Dieser Unterschied leitet sich mit Sicherheit ab aus der Erfahrung, die das Individuum hat von dem Umstand, dass es Anderen nicht ohne Weiteres so erscheint wie es sich selbst erscheint. Man muss, um diese Überlegung richtig zu verstehen, ihren Sinn allerdings nicht schon derart einordnen, wie sich das inzwischen schon zum automatischen Reflex verselbständigt hat unter dem Eindruck der besagten ‚wissenschaftlichen’ Ausbildungen, und ihrer ideologisch durch Machtprozesse bewirkten Verzerrung der zugrunde liegenden Sachverhalte, indem man etwa automatisch ‚versteht’, dass die Individuen sich selbst niemals in der ‚Objektivität’ zu erscheinen vermögen, wie sie dem geschulten Fachmann, der das Urteil und die analytischen Verfahren monopolisiert hat und als Berufs‑ oder Sprachkompetenz gegen Nahrungskonkurrenten und natürlich auch den denkbaren ‚Widerstand’ der Objekte seiner analytischen Bemühungen – die alle zum Wohl des Klienten angestellt werden, wenn auch in Rücksicht auf die Objektivität des zugrunde liegenden Wissenschaftsbegriffs einerseits, und die Kritik der Kollegen von der ‚scientific community’, mit denen er das Monopol auf seine Expertise teilt, und vor denen in erster Linie er sich zu verantworten hat (also nicht gegenüber dem Objekt seiner Analyse, von dem er sich ohnehin längst mit Hilfe des Wissenschaftsbegriffs, und darin einig mit seinen Kollegen im gleichen Interesse ‚emanzipiert’ hat durch die Entpersonalisierung und Objektivierung der Begriffe, etwa des Begriffs der Krankheit und ihres Negativs, der Gesundheit. Diese Umkehrungen sind vielmehr selbst Belege für das Gemeinte, das unentwirrbare Ineinander, das den modernen Wissenschaftsbegriff in der kurzen Zeit seines Lebens schon ebenso zerfressen hat – gemäß dem Gesetz von den beschleunigten Veränderungsgeschwindigkeiten, wie es die antiken und präantiken Kulturen und die durch sogenannte Hochreligionen charakterisierten Hochkulturen, nota bene das Christentum zerfressen hat, bis hinab auf den Faschismus und dem Kommunismus, die seine letzten säkularen Ausläufer vor ihrem gemeinsamen Übergang in die Weltinnenpolitik der absoluten Herrschaft der ‚Demokraten’, während sie allesamt von griechisch-römischen und den in sie eingegangen Residuen und Reminiszenzen der asiatischen und den politischen Formationen der prä‑klassischen Antike zehren, was auch von dem neuerdings von den Panegyrikern der westlich‑demokratischen Regierungs‑ und Wirtschaftsweise so gelobten China gilt, von dem gar nicht mehr einfällt, dass es ‚kommunistisch’ ist, wenn es für seine stabilisierenden Beiträge zur Balancierung der Weltwirtschaft bejubelt wird. Nur dass dort die einheimische kulturelle Tradition, die sich – das ist eine ganz eigene Ironie der Geschichte, mit Hilfe der marxistischen Analyse der Geschichte, die doch angeblich auf der ganzen Linie gescheitert ist und als Wissensform erledigt, weil empirisch und wissenschaftlich widerlegt, gegen die Zerstörung dieser Tradition durch christliche – vorwiegend vom puritanischen Typ der USA – wie durch wirtschaftliche und militärische ‚Mission’ hat erfolgreich zur Wehr setzen können, derart mit der eigenen Tradition zugleich die des kritischen Denkens, das sie aus dem Westen geerbt hat, die Ehre und das Leben rettend auf die einzige Weise, die dem Raubtier des Westens einleuchten dürfte: Durch erfolgreiche Selbstbehauptung. Zugleich ist damit die am wirklichen Leben orientierte Intelligenzdefinition als die einzig nennenswerte bestätigt: Die Durchsetzung der sich darin als Unkontrollierbar und Unvorhersehbar erweisenden überlegenen Lösung gegen den Versuch der Kontrolle = Unterwerfung und Unterjochung unter einen fremden Herrschaftswillen.) In einem guten Gedanken steht – vor allem angesichts der Rhetorik, die in Hauptsätzen daherkommt – und ganz gegen deren Gewohnheit das Wichtigste im Nebensatz.

Zunächst ist vielmehr die gewöhnlich viel weiter reichende Selbstwahrnehmung gegen jede von Außen dem Individuum angebotene Wahrnehmung herauszustellen als das Primäre, das den Vorrang hat gegenüber jeder ‚Fremdwahrnehmung’. Es wäre richtig, das als einen Paradigmawechsel in der ‚Sozialwissenschaft’ im weitesten Sinne zu bezeichnen, wenn das Soziale überhaupt noch in dem Sinne, in dem die herrschende Lehre das kodifiziert hat, nach Art einer Inneneinrichtung eines Schlosses, das hundert Jahre in einem Dornröschenschlaf verbracht hat und nun daraus eigentlich nicht mehr recht aufwachen kann, weil die Inneneinrichtung des Schlosses hier ja als Metapher verstanden, die des Wissenschaftsbetriebes ist, der sein Personal daran gewöhnt, sich als Schlossherren aufzuführen und auf diese Weise das Verhältnis zur Außenwelt als eine zu ignorierende Größe behandeln zu können meint. Weil die Maßstäbe gesetzt sind durch die in dem Schloß konservierte Mode der Zeit seiner Erbauung, gilt die umgebende Realität als eine Größe oder eine Summe von Größen, die vor dem Hintergrund eines Gefälles und eines Abstandes wahrgenommen werden, dessen Winkel durch die Sehgewohnheiten und die normativen Orientierungen der Insassen des Schlosses definiert werden, die sich etwas darauf zugute halten, dass sie ‚das so sehen’, und dessen Realitätsangemessenheit an eigentlich sozialen Kriterien ablesen, die konstituiert sind durch den selektiven Kontext, dem sie ihre Karrieren verdanken, und der zugleich die bewussten und die ihnen unbewussten Voraussetzungen und Konstituentien ihrer gesamten Geistesverfassung ausmacht. Dazu ist selbstredend auch die Einrichtung der Selbstreflexion und der Forschung zu zählen, die als Rituale den Gesetzen nicht der Realität folgen, sondern vielmehr festlegen, was als solche rezipiert, akzeptiert und durch Forschung als Realität bewiesene soll gelten dürfen. Der ‚Tiefgang’ in den Untergrund, der das trägt, ist Schein, ein Ritual, zu dessen Merkmalen nicht zuletzt die sogenannte Arbeitsteilung, aber auch die Spezialisierung, die Formen der Institutionalisierung und die dann daraus wiederum gewonnenen Synthesen der Interdisziplinarität zu rechnen sind, die in ihrem Wesen den Ausschüssen und den in ihnen vorgehenden Prozessen der ‚Verständigung’ im geschlossenen System der politischen Herrschaft nicht nur zufällig gleichen. Die sich anbahnende Konvergenz all dieser Formen ist systembedingt, und verweist auf den zunehmenden Vorgang der Systeme und deren Sinn: Die wirksame Ausschaltung der Menschen, die nur noch als Substrate und nur noch mit den durch die Systeme konsumierbaren ‚Qualitäten’ in diese eingehen und dort unter diesen Aspekten ausschließlich wahrgenommenen und als Kompetenzen oder Inkompetenzen, wenn nicht gar Pathologien und Minderwertigkeiten bewerteten ‚Eigenschaften’ eingehen, ob diese nun ‚genetisch’ oder ‚sozialisationstheoretisch’ zugewiesen werden (Die Generalauskunft lautet derzeit gewöhnlich: fifty‑fifyty. Das dient der formalen Offenhaltung der geltenden Interpretationsparadigmen, die die Aufgabe zu übernehmen haben, den Ausschluß einerseits und die Privilegierung andererseits ‚wasserdicht’ zu legitimieren.)

Intelligent ist, was sich der Kontrolle erfolgreich entzieht. Dass diese Intelligenzdefinition auch von denen, die meinen, dass das nicht richtig sei faktisch doch anerkannt wird, ist unbestreitbar evident. Diese ‚Fraktion’, die im Wesentlichen mit den Agenturen der Herrschaft und ihrem Personal sowie mit dessen Hof zusammenfällt, ist der scheinbar ganz entgegen gesetzten Meinung, dass intelligent das ist, wem es gelingt, alles unter seine Kontrolle zu bringen. Was anderes wäre denn die stets sich vergrößernde Anstrengung der ins Uferlose auswuchernden Armada der Großorganisationen (der Regierungs‑ und Wirtschaftsmonster) und ihrer scheinselbständigen Schaluppen und Schonern und Schnellbootflottillen (der ‚unabhängigen’ Institute, Einrichtungen, Stiftungen, Berater‑ und Werbeunternehmen usw., denen sich endlich die NGO’s oder die alternativen Parteien als die sich als Rebellen aufführenden siegreichen Opportunisten von morgen zugesellen als äußerster Ring letztlich schon staatlich lizenzierter Freibeuter und Weltumsegler (die nach neuen Passagen suchen), die man dann entweder zur richtigen Zeit hinrichtet oder nobilitiert (entsprechend den klassischen Formen der Beförderung) um die gelungene ‚Integration’ so oder so zu vollenden. Die totale Kontrolle, der endlich alle Kontrolle entgleiten wird, führt das Märchen vom Kohlenmunkpeter auf. Dem musste das Glasmännlein versprechen, dass er immer doppelt so viel Gold in der Tasche habe wie der Tanzbodenkönig, sein Vorbild und Widersacher. Derart mit Anfangskapitel und Kredit ausgestattet, tritt der Kohlenmunkpeter nun gegen den Tanzbodenkönig im Kartenspiel an. Und als er, mit dem Glück des derart Tüchtigen ausgestattet, diesem alles abgewinnt, was er in der Tasche hat, hat er selbst doppelt so viel wie dieser. Davon will er eine Lokalrunde schmeißen um sich feiern zu lassen. Dann aber kann er nicht bezahlen und wird als Betrüger aus dem Lokal geworfen. Vielleicht – oder mit Sicherheit – erkennen die von der totalen Kontrolle (das schließt die wissenschaftliche Forschung ein, und ihre Begriffe, sowie ihre vermeintlichen unaufhaltsamen Erfolge, die derzeit wieder einmal mit der nun aber schon sehr durchsichtigen, als systematische Kampagne erkennbaren ‚Marseuphorie’ den von ihren Agenten, Beauftragten, Nutznießern und politischen Manipulateuren zertrümmerten sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt ersetzen soll, wie zuvor der Nationalismus und vor diesem die Religion) total Besessenen, die in dieser ihnen andressierten ‚Einstellung’ mit all ihren Folgen maßlos werdender Arroganz gegenüber dem damit angeblich korrekt und angemessen bedienten Leben nicht, dass der Punkt, an dem dieses Spiel, das den Gegenspieler wirklich erfolgreich ausschaltet – und weder die Schulen, Akademien, und wissenschaftlichen Institute noch die Politik und die Wirtschaftsinteressen lassen Zweifel daran aufkommen, dass diesem Ziel inzwischen alle Kräfte zur Verfügung gestellt werden, die sich dazu bereit finden, an dieser ‚Aufgabe’ mitzuwirken, und die man für begabt und intelligent genug bewertet, dass man sie finanziert, und dass die interne Ausschaltung dessen, was man dann schon lange im eindeutig pejorativen Sinne ‚Kritik’ nennt, mit einem Wort, das einmal einen ganz anderen Sinn hatte, längst das Maß dessen überschritten hat, was sich im Sinne der Selbsterhaltung ‚wissenschaftlich’ so gut wie im Blick auf die Bedeutung des menschlichen Lebens auch der dafür Verantwortlichen verantworten ließe. Die systematische Abtötung des Unkontrollierbaren nicht nur aus den Systemen der totalen Kontrolle, zu denen Schulen und Universitäten sich in derselben Weise entwickeln wie die totale Bürokratie, und die den internen Säuberungen der angeblich finsteren Ära totaler Systeme, und damit angeblich der Vergangenheit zuzurechnen ist, ist, wenn sie erst einmal mit dem Aufräumen fertig ist, und auch ihren Gegenstand vollständig unter ihre Maximen und Bedürfnisse unterworfen haben wird, auch damit fertig, sich die Wurzeln ihrer eigenen Existenz und die des Gegenstands ihrer Kontrollwut abzuschneiden.

Der erkennbare Versuch, alle verfügbaren Potentiale einer ‚wissenschaftlich’ angeleiteten Kontrollkultur zu unterwerfen, in dem das Individuum entweder nur noch als Kontrolleur oder als Kontrollierter vorkommen kann, weil es anderes gar nicht mehr geben kann, entspricht durchaus der zwanghaften Dichothomisierung der menschlichen Lebenswelt, die als solche dabei unvermeidlich auf der Strecke bleibt und sich stattdessen in eine Kontrollstrecke verwandelt. Die Entwicklung der Verkehrssysteme und die Bilder der Menschenverfrachtung und –kontrolle, die sie um der ‚Sicherheit’ willen produzieren, gleichen schon den Viehtransporten und der Markierungspraxis, deren sich die wissenschaftlich angeblich um ihrer Erhaltung willen auf penetrante Art und Weise beforschten bedrohten Tierarten erfreuen, so als sei ihre Beforschung nicht ein Teil der Bedrohung, vor der diese im Interesse der Rechtfertigung ihrer aus dem Frontalangriff auf den Lebensraum in Neugier und Interesse, schließlich ‚Sorge’ um die Erhaltung und Bewahrung vor der Bedrohung sublimierte Aggression zu warnen sich erdreistet, und für die Erhaltung vorwiegend unter Leuten wirbt, die mit der Ausrottung am Wenigsten zu tun haben und sie auch nicht verhindern können – es sei denn natürlich durch diejenige Sorge, die diese wissenschaftliche Betätigung im Dienste der Selbsterhaltung ihrer eigenen Personalgruppen auf dem Wege der Propaganda zu der derjenigen zu machen versucht, die sie finanzieren sollen. Gemäß der Wissenschaftslogik, der diese Technik folgt, müsste die Finanzierung der Beforschung der bedrohten Art der die Beforschung der bedrohten Arten Wissenschaftler das geeignete Mittel der Wahl sein, diese Bedrohng abzuwenden. Man stelle sich die derart Beforschten mit einem Sendehalsband und einer Ohrmarke und einem Ringe am Fuß usw. von Helikoptern aus der Luft begleitet und mit Infratorkameras in ihrem Lebensraum verfolgt vor, um sich von der Art der Einheit von Bedrohung und Beforschung ein angemessenes Bild zu machen, und siehe, es entspricht der allgemeinen Tendenz, die auch die Lebenswelt des Menschen längst schon erfasst und durchdrungen hat. Das beobachtete und kontrollierte Leben aber ist so wenig eines wie die in eine Kontrollstrecke aufgelöste Lebenswelt. Daher ist ihr noch immer gehätschelter Begriff als einer von sozialem Leben des vergesellschafteten Menschen so wenig tauglich wie die totalitäre Versklavung der Menschen und die Zerstörung der Zerstörung ihres Gemeinschaftslebens im globalen Maßstsab, der diese Zerstörung ‚globalisiert’. Schon in der Pluralisierung des als Kollektivsingular konzipierten Begriffs der Lebenswelt kündigte sich das an. Die bürokratisch‑wissenschaftlich angeleitete Zuordnung je einer Lebenswelt sei es den von ihr durch die Aufspaltung der Einheit des Gegenstandes nach Belieben die kreuz, die quer (wie der Metzger das Schwein zerhackt in der Geschichte von den Heinzelmännchen) erzeugten Objekten, die schon je der Probe ähnlich sehen, die die gelandeten Roboter auf der Suche nach Verwertbarem auf fremden Planeten so langweilig suchen wie sie den Dschungel platt machten und Amerika eroberten, mit dem jeweiligen Gefolge von Wissenschaftern und Prospektoren, mit denen zugleich die Mörder, Missionare und die Syphilitiker die derart Entdeckten beglückten, denen die Richter und Aburteiler, die Rechtsprecher, die Henker und die Panegyriker folgen, die die konsolidierten Ergebnisse der blanken Gewaltanwendung und des Massenmordes als Entecker, Welteroberer und Vorbilder der Jugend feiern, während die Hermeneutiker der Geschichte und des Sozialen dies alles dem Zustand zuführen, der aus der Geschichte ihre Kindermärchen werden lässt, die den einzigen Sinn haben, die Herrschaft der Gewalt aus dem Geschehen verschwinden zu lassen, von dessen Akteuren sie gefüttert werden, oder zu den je einer Lebenswelt zu einer der sich immer weiter aufspaltenden ‚Perspektiven’ und ‚Sichtweisen’, wandelt die einstige Lebenswelt um in ein kartographiertes Gelände, auf dem die bürokratischen Katasterämter des Wissenschaftsbetriebes und die von ihnen geschaffenen Ämter und Betriebe sich als angemaßte Verwalter und kompetente Berater herumtreiben (und die Kompetenz zu besitzen, also die notwendige Lizenz zur Ausbeutung des Segments, bedeutet den Ausschluss der Inkompetenz, und das sind alle anderen. Denen kommt dann nach Lage der Dinge nur noch die Rolle von Konsumenten zu, deren Funktion darin besteht, dass sie das auf einem Umweg oder unmittelbar bezahlen: Die Selbsterhaltung der Verwaltungsbürokratie einer in eine Kontrollstrecke zerlegten Lebenswelt, in der man von einer Brücke und einer Grenzkontrolle zur anderen reist um die verwissenschaftlichten Wegelagereien zu bezahlen, die einen zur Kasse bitten. Das nennt sich dann eine ‚Dienstleistungsgesellschaft’. Was man dann als Inbegriff einer ‚Bezahlkultur’ bestaunen kann ist die restlose Aneignung aller ihrer Bestände durch eine organisierte Bande von zu ihrer Verwaltung ermächtigten ‚Spezialisten’ mit ‚Kompetenz’, die allen anderen mehr oder weniger höflich gebieten, gefälligst die Fresse zu halten bis sie gefragt werden zu ihrer unmaßgeblichen Meinung, deren Inbegriff im kapitalisierten Betrieb der ‚Leserbrief’ ist. Will man einen plakativen, die Dinge illustrierenden Vergleich, dann ist es der des ‚Goldrauschs’, bei dem ein illegaler Mob ohne Rücksicht auf Kultur, Struktur und Tradition gewaltsam ein Gelände besetzt und im Kampf aller gegen alle seine claims absteckt, oder – weil das sich als die wesentlich bessere Methode erweist – sich vom Bezirksrichter einfach die Besitzurkunde an dem interessanten Gelände ausfertigen lässt – und zugleich die Logistik des Warenhandels besetzt und die der sogleich sich als die eigentliche Goldgrube erweisenden Vergnügungsindustrie, dabei die Männer als Arbeitstiere und die Frauen als Prostituierte zum Einsatz bringend. Das ist die Wahrheit noch jeder Modernisierung. Ihre Verwissenschaftlichung verschafft der Brutalität die Samtpfoten wie die ‚Arbeitslosigkeit’ dem Konzentrationslager das Gesicht eines sozialen, von den betroffenen Menschen selbst zu verantwortenden Zufalls ihrer persönlichen Unfähigkeiten und ihrer Fehlanpassung, was immer das sonst heißen soll. Zugleich verschafft Verwissenschaftlichung die Interpretationsinstrumente, die ihrer ‚Hermeneutik’ ermöglichen, das jeweils passende Verstehen des Gegenstandes oder Vorgangs oder Sachverhalts zuzuordnen, in möglichst großer Unabhängigkeit vom Geschehen selbst.

Bildung als gruppenspezifisch oder individuell zu kapitalisierendes Privateigentum ist ein Widerspruch in sich, der sich in ihrer Perversion zur organisierten rhetorischen Gewalt und ihrer Nutzung als Waffe im Kampf um den Ausschluss und die Unterbindung der Partizipation von Nahrungskonkurrenten aus einem prinzipiell und ausschließlich als Gemeingut, als Medium der Kommunikation, des Sozialen und dessen, was ‚Gesellschaft’, jenseits der Anpassung der Bedeutung an systemtheoretische oder rhetorische Formationen der organisierten Gewaltanwendung u.a. auch unter der Form der ‚Wissenschaft’ hinreichend dokumentiert. Der Inbegriff dieser Perversion ist aber der der ‚Elite’. Das gilt umso mehr, wenn die tatsächlichen Herren des Nutzviehs Menschheit dabei ganz außer ihren Begriff fallen, und vielmehr unter Absehung von sich selbst – sowohl materialiter als auch umfangslogisch – vielmehr damit die von ihnen nach ihren Nützlichkeitskriterien rekrutierte Personalmasse untergeordneter Agenten und Sachbearbeiter ihrer Interessen bezeichnen, also die Bezeichnung eigentlich eingesetzt wird in einer Rhetorik, die die Funktion hat, den Opportunisten aller Couleur von Kindesbeinen an die Richtung anzeigen zu lassen, in der zu gehen ist, wenn man es ‚zu etwas bringen will’ in der von ihnen beherrschten und nach den von ihnen erlassenen Gesetzen beherrschten Welt. Es ist die Aufforderung zur früh entschiedenen Akkommodation an die von ihnen für die Anpassungsbereitschaft offen gehaltenen ‚Kanäle’. Daher ist die Verwendungsweise des Wortes ‚Elite’ weder von dem der opportunistischen Anpassung noch von dem der Karriere’ zu trennen, lauter Termini, denen die, die diese Rhetorik lancieren, selbst in keiner Weise gehorchen. Aus dem Blick bleibt, dass diese Elite, von der die Rede ist, eine der Gehorchenden ist, wie etwa die Wärter eines Gefängnisses Bedienstete der Justiz sind und ihren Anordnungen gehorchen, oder die Kapos eines Konzentrationslagers oder das Personal der Reichsbahn den Planern der Logistik des industriellen und verwaltungstechnischen Massenmordes, bzw. – um der Ausgewogenheit willen – die Organisatoren des Gulag der stalinistischen Bürokratie, so viel man vom Hörensagen wissen kann. Man kann diese ganz grundsätzliche Tatsache daran erkennen, welche Funktion und Stellung in allen Regimen unterschiedslos die wissenschaftliche Intelligenz hat, solange sie nach der Pfeife tanzt, von den Chemiker der IG-Farben, über Wernher von Braun, den Oppenheimerprozeß bis zu dem ‚Vater der islamischen Bombe’. Von dieser Elite ist hier die Rede, nicht von den Herren der Welt (oder den jetzt stark nach Partizipation drängenden Damen), also von dem, was ein Zyniker der Macht die nützlichen Idioten nannte, womit er nur ausplauderte, was alle Macht von Wissenschaftlern, Intellektuellen und Verrätern hält, solange sie sie für ihre Zwecke nutzen kann, während sie alle in die letzte Kategorie fallen, wenn sie ‚nicht im Orchester mitspielen’ unter den großen Dirigenten, sondern in einer ‚Solokarriere’ zu glänzen versuchen. Und der darin nicht durch einen noch so schlau propagierten ‚Paradigmawechsel’ aus der Welt zu schaffende, ganz unzweideutige Mord des zur Herrschaft gelangten Mobs an Sokrates, den die Geschichte ihrer Konkurrenten, die den Meistern brav Proliferation geloben stereotyp wiederholt, ist gerade das Paradigma des Mordes der erklärten und fanatischen Demokraten an der intelligenten Abweichung, die ihrer Gehirnwäsche entkommt und nicht von ihren weichen, den wissenschaftlichen Herrschaftstechniken kontrolliert werden kann, weil sie diesen überlegen ist und sie unerschrocken und aus überlegenem Vermögen zerlegt, zugleich aber darüber hinaus zeigt, dass sie dem Mythos der organisierten Erziehung zum Trotz gar nicht aus dessen Selektionsverfahren hervorgeht, sondern trotz ihrer und in der sich als überlegen erweisenden Auseinandersetzung mit ihnen. Das beweist aber auch, dass sie sich ihrerseits einer höchst paradoxen, innerhalb des Systems gar nicht denkbaren Entstehungsgeschichte verdankt, in der Individuierung in ihrer äußersten denkbaren Gestalt sich als Intelligenz zugleich als Grenzprodukt eines Dialogs mit einem Gegner erweist, dessen strategische Absicht bewusst oder unbewusst – das gilt hier gleich, weil es für den produktiven Prozess eigentlich keine Bedeutung hat – die absolut gesetzte Verhinderung genau dessen ist, was sich derart im Dialog mit ihr, der dem Grundgedanken des geschlossenen Systems entsprechend eigentlich gar nicht möglich ist, insofern dieses den ‚Dialog’ bestenfalls als didaktisches Mittel zur Selbstaufhebung aller Individualität (und damit aller Intelligenz im strikten Sinne) in dem in der Form der Person zu sich selbst kommenden System verstehen kann und nicht in einem Resultat, dass ihr Mitteleinsatz weder bezweckt noch eigentlich wollen kann, obwohl sich dann geschichtlich gesehen stets wieder zeigt, dass der totalitäre Zusammenhang genau dies doch auch unbewusst und contre coeur doch wieder wollen müsste, um sich in einem wirklichen Fortschritt selbst überwinden zu können. Das würde aber heißen, dass er sich selbst überschreiten können müsste in einer Antizipation, die die unerwünschte und dem Willen der Herrschaft und Kontrolle entspringende und tatsächlich erfolgreich entkommende Abweichung nicht nur will, sondern sogar als den Vorschein des von ihr selbst als erwünscht zu betrachtenden Fortschritts über sich selbst hinaus begrüßt. Aber es ist – wie immer man das als Tragödie oder als Dialektik mit einem Klischee belegt – gerade das Merkmal der Systemimmanenz, das sie dies nicht vermag. Der in sie investierte Wille ist zu genau dieser Selbstüberschreitung nicht fähig. Daher kann er mit der äußersten Anstrengung nichts anderes als eine Selektion unter der Anpassungsbereitschaft an seine Ziele und Zwecke propagieren, aber er nutzt dazu inzwischen, die in jedem Individuum wach werdende und kulturell dem Scheine nach belohnte Sehnsucht nach der Verwirklichung gerade dieses Äußersten, das den Horizont seiner Zeit zu überschreiten imstande ist und dies in der Form des Äußersten zu tun vermag, das dabei erreichbar und zugleich unvermeidlich erscheint, als Person nämlich, wenn es sich als die Ausnahme bewähren will, die jeder zu sein wünscht und vor deren Verwirklichung sich alle deshalb fürchten, weil die die Quelle des Wunsches an seiner gelungenen Form durchaus unmittelbar auszumachen imstande sind, und weil der/die es gelingt, alle anderen in gewisser Weise zu Verlierern macht, wenn und insoweit die Kultur diese Leistung mehr oder weniger freiwillig zum Kriterium der Gottheit oder der Gottähnlichkeit des Menschen erhoben hat. Denn die Verwirklichung ist ja noch nichts, wenn sich das ignorieren lässt. Es ist die Anerkennung, die das Problem schafft, bzw. es ist das Problem der Anerkennung, das sich als das letzte Hindernis dem schon Gelungenen entgegen stellen kann. Es ist allerdings dem Gelingen äußerlich, insofern es diesem auf die Anerkennung ja nicht ankommen kann. Denn könnte es diesem darauf ankommen, dann wäre es nicht, was es schon geworden ist, und zwar gerade in der Auseinandersetzung mit eines Syndrom, das diese an Kriterien bindet, die auf einer Lizensierung durch die Macht, den Mob oder auch die herrschende Form beruhen, also durch alles das, was sich durch absolute Kontrolle als das Überlegene zu beweisen versucht.



IV. Ästhetik der totalen Bürokratie. Deutschland als Gesamtkunstwerk.


Ein öffentliches Schauspiel ohne Zuschauer.


Der Zustand – in jeder Hinsicht – in dem ‚Deutschland’ gegenwärtig sich befindet, ist der Zustand, den es seinen Eliten verdankt. Die Umschaffung eines Landes in ein Transitland für Migrantenwellen, und einen durch Europa flutenden Straßenverkehr, der sich dank unabsehbarer ‚Erweiterungen’ des Handelsraums und des Arbeitskräftemarktes unter ihrer tatkräftigen Initiative ergeben hat, ist der Ästhetik eines Anordnungs‑ und Durchsetzungswesens gemäß, das sich für jedes Vorhaben auch die notwendige Gesetzesgrundlage zu verschaffen weiß. Das hat zu tun mit der besonderen Begabung der Eliten, sich je wechselseitig in einem u. U. auch harten Gespräch mit Argumenten, denen man die logische Konsistenz und die sachangemessene Vernünftigkeit nicht absprechen kann, besonders wenn die Diskussion auf einem Austauschprinzip beruht, bei dem Geben und Nehmen sich aufs Ganze gesehen und wenn man zunächst nur die Eliten betrachtet, ausgleicht. Manus manum lavat. Der äußere Anblick des Landes ist, verstanden als ästhetisches Gebilde dem Geist dieser Eliten entsprechend. Er ist ihre ganz buchstäbliche Vergegenständlichung. Er ist ihr Werk. So wie es jetzt ist, ist es durch die Hand und die Bemühungen seiner Eliten. Niemand kann das klein reden. Auch ihr eigener Geist ist der einzige, der überall weht. Es gibt sonst keine Äußerungen im gesamten öffentlichen ‚Raum’ als die der sich laut unterhaltenden Eliten, oder wenigstens lauscht man den Unterhaltungen ihrer auf offener Bühne miteinander plaudernden Clowns. In Kindergärten, Schulen, Universitäten, Zeitungen und Zeitschriften, den sonstigen Massenmedien aller Art, spricht die Elite zum Volk, sozusagen auf allen Kanälen und ‚around the clock’. Wir alle, die Zuhörer mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung, wir alle hören pausenlos die Eliten. Der Sound in Behörden, auf Ämtern, in Banken, von Versicherungsvertretern, die Produktwerbung der Großorganisationen und die ihnen nachgeahmten der kleineren, die nach Außen gerichteten Eindrucksmanipulationen der Verbände und Kirchen, die Erklärungen der ‚Wissenschaft’, alles dies ist der Sound der Eliten. Überall äußern sich ausschließlich die ausgesuchtesten Leistungsträger der Nation. Ihr Deutsch ist das Standarddeutsch, an dem sich alles zu orientieren hat. Ihre Ansichten sind die für alle verbindlichen. Wo sie es nicht sind, sind die das je unter Übernahme der Beweislast zu Widerlegende. Überall tritt der Einzelne, das bloße Individuum dabei gegen die organisierte Gewalt an, die ihn verächtlich macht und niedertrampelt, wenn er nicht der Elite angehört. Dann ist es das, was nieder trampelt.

Desgleichen der Zustand der Population. Es ist deren Sache, sich in diesem Produkt, das sie sind, einzurichten auf ihre Weise. Die Ästhetik des Landes ist menschlich und materiell die der Aufbauten von Sperrmüll am Straßenrand, der sein Verfallsdatum noch nicht erreicht hat. Diese Verfallsdaten werden nach Bedarf definiert. Ein Mensch verfällt derzeit mit spätestens um die fünfzig Jahren Alter. Mancherorts erreichen Menschen diesen Spitzewert nicht. Allerdings ist auch hier die Idee des Recycling inzwischen auf dem Vormarsch und ist im Begriff, die Verwertungsgrenzen wieder anzuheben. Eine zu früh einsetzende Kompostierung hat sich als ökonomisch ungünstiger erwiesen als eine verlängerte Verwertung. Diese Idee hat sich zuerst in der Sanierungspraxis der Innenstädte bewährt und ist von dort erst langsam von der Idee der Altbaussanierung und der bewahrenden Konservierung in den Humanbereich eingedrungen. Zugleich haben sich in der Verwertung des Alters neue Perspektiven ergeben. Prinzipiell bleibt es aber bei der Verwaltung des Alters durch jüngere Menschen. Soziologisch gesehen mag die Frühkompostierung der verbrauchten Menschen auch auf die Notwendigkeit zurückgehen, eine in gewisser Hinsicht noch vorpostmoderne Generation – oder mehrere – deren Flexibilität und Mobilität aus Gründen zu wünschen übrig ließ, die mit der Einführung des noch nicht genügend populären und von der Bevölkerung angenommenen Prinzip der Außenlenkung zusammen hängen könnten. Die seelische Verfassung – der Mensch ist ein Gewohnheitstier – der Menschen, die noch in einem Geiste erzogen worden waren, der dazu anhielt sich zu allem ein eigenes Urteil zu bilden und sich ggf. mit anderen zusammen zu tun um das derart für gut und richtig Befundene gemeinsam durchzusetzen, dabei auch größere Widerstände und vorüber gehende Einbussen hinzunehmen, war ein Ergebnis der unseligen Geschichte der Gewaltherrschaft, nach deren Ende das Pendel zu weit herumschlug, so dass die Gemeinschaft erhebliche Einbussen an Schlagkraft und Effizienz zu verzeichnen hatte, die erst in langen Jahren eines behutsamen Umbaus des Erziehungssystems und seiner Prinzipien erreicht werden konnte. Unglücklicher Weise entsprach dieser problematischen Ermutigung eine aufgrund der historischen Gegebenheiten verständliche, aber dennoch ungünstig sich auswirkende Unsicherheit des jeweils zuständigen Personals der Institutionen, die sich auch auf den Wissenschaftsbegriff und die pädagogischen Einstellungen und Überzeugungen negativ auswirkte, so dass sich die Effizienz der vom Steuerzahler zu finanzierenden öffentlichen Erziehung und Bildung in Deutschland lange Zeit in einer Weise entwickeln mussten, die es kaum zu ermöglichen schien, an die sonstigen internationalen Standards in anderen fortgeschrittenen Industrienationen den Anschluss zu finden. Das hatte eine lange Phase der wissenschaftlichen Experimente zur Folge, die dem Bildungssystem nicht gut bekommen sind, obwohl es durchaus auch Teilerfolge zu verzeichnen gibt, die als Verbesserungen festgeschrieben werden konnten. Aber insgesamt ist doch zu sagen, dass die lange Unsicherheit sich negativ ausgewirkt hat auf die Leistungsfähigkeit der Bildungsanstalten.

Immerhin ist zu sagen, dass diese unselige Phase im Wesentlichen überwunden scheint, so dass die Menschen wieder eine größere Bereitschaft zeigen die ihnen angebotene Führung anzunehmen. Nicht zuletzt dieses insgesamt ermutigende Ergebnis, das auf einer behutsamen Neubesinnung auf Traditionen beruht, die Deutschland schon einmal in kritischer Zeit zum Vorteil gedient haben, lässt auch eine vorsichtig optimistische Prognose zu über die Chancen der Einführung kostenpflichtigen Wissenserwerbs. Nicht zuletzt aus den Schulen liegen schon recht gute Ergebnisse bei der Einführung einer verstärkten Heranziehung der Eltern zu den Unkosten der Mittelbeschaffung bei den im Auftrag des Staates an den Kindern vorgenommenen Erziehungs‑ und Bildungsmaßnahmen. Es ist problemlos gelungen, die Eltern dazu zu bewegen, dass sie sich verstärkt an den Kosten der staatlich angeordneten Erziehung ihrer Kinder durch Staatsangestellte bzw. Beamte beteiligen. Das ist umso erfreulicher als die Eltern durchaus verständliche Bedenken haben durften, dass die Mittel, die der Staat zur Erziehung der heranwachsenden Generationen verwendet, um sie für die von ihm und seinen Beauftragten in Sinne der jeweils festgesetzten Staatszwecke zu bilden, von den Eltern bezahlt werden sollten, die ihrerseits hätten verlangen können, dass auch ihre eigenen Interessen an ihren Kindern, die doch ihren eigenen, genealogisch vermittelten Selbsterhaltungswillen in ihren Kindern vergegenständlichen, wenn es ihnen nicht schon vollständig abgewöhnt wurde durch die als Massentierhaltung stets deutlicher sich konturierende Politik in Bildung, Verwaltung und Erziehung, eine deutlichere Berücksichtigung verdient hätten. Um so bemerkenswerter ist das weitgehend ungetrübte Vertrauen, das die Lehrerschaft genießt, so wie es in der verfassungsrechtlich garantierten elterlichen Mitbestimmung in der schulischen Gemeinschaft zur Darstellung kommt. Das hat sicher auch zu tun mit der langen Tradition, die Schule und Elternschaft in Deutschland seit je verbindet. Dieses Vertrauen ist daher nicht aufs Spiel zu setzen, sondern nach Möglichkeit zu vertiefen, indem die schulische Arbeit an der heranwachsenden Generation nach Möglichkeit diese intergenerationelle Tradition durch bewusste Pflege für die nähere und fernere Zukunft gesichert wird. Der heute arbeitende Pädagoge muss sich zugleich als Vertreter und Exponent auch der auf ihn folgenden Lehrergenerationen fühlen und das Vertrauen in die Erziehungstätigkeit der Schule durch bewusste Handhabung der ihm institutionell und sachlich‑pädagogisch zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten stärken. Der Praktiker des Schulalltags, der die Unterrichtssituation vor Augen hat, wird sich auch in dieser Hinsicht bemühen müssen, der Zukunft des Verhältnisses zwischen Schule und Elternschaft durch entsprechende Maßnahmen Rechnung zu tragen. Die innerbetriebliche Weiterbildung kann dazu ebenso beitragen, wie die Richtlinienkompetenz der Kultusminister der jeweiligen Bundesländer.

Zwar ist es überaus bedauerlich, dass die Schule wie die deutsche Industrie auch die Computertechnologie vollkommen verschlafen haben, dass die schulische Anbildung an das Internet eher ein kommerzieller als ein Bildungserfolg ist, und in bildungstechnischer Hinsicht die Schule für das Problem der im Internet herrschenden ‚Freiheit’, die in ihren sonst doch in gewisser Weise noch abgeschirmten Raum eingebrochen ist, wiederum kaum Besseres gefunden hat als die übliche pauschale und beleidigende Disziplinierung der Elternschaft über die Schülerschaft hinweg, die auch das Wesen der sogenannten ‚Elternmitbestimmung in der Schule ausmacht, weil sich eine Bürokratie als Kommunikationsmedium einfach nicht eignet. Zudem ist der zuständige Fachlehrer für die alles rund um den Computer kaum mehr als ein Superuser, was seine eigene Kenntnisse betrifft und das was er vermittelt, wie das bei Computerkursen allgemein ist, ist also gewöhnlich auf Volkshochschulungsniveau, so dass man sagen kann, dass der Gebrauch des Internet und der Computertechnologie das Pendant zum Heimgebrauch eher ist als zum Gebrauch der Technologie in den Unternehmen. Zudem ist die Einrichtung inzwischen weitgehend überflüssig, seit der Computer ein im Supermarkt erworbenes Produkt ist, und die üblichen Kenntnisse des ‚users’, über die auch der Schulgebrauch kaum hinaus geht, in jedem Haushalt zum Üblichen gehören, weit über den Bereich des Gymnasiums hinaus. Im Wesentlichen hat die höhere Schule die Computertechnologie mit großer Verspätung und nur unter dem Druck einer öffentlichen Modernitätspropaganda adaptiert, der der Mythos von der Intelligenz des Besitzers eines Computers voranging, den die Büromaschinenindustrie erfolgreich verbreitete mit den Folgen, die sich anhand der Lektüre einer beliebigen Computerzeitschrift nachvollziehen lassen, die sich bei näherem Hinsehen als Werbeträger entpuppen, deren Handelsprodukt ihre Leser sind. Der eigentliche Sinn, die Bedeutung, die diese Technologie tatsächlich für die Gegenwart und die Zukunft hat oder im Bewusstsein der wissenschaftlich Gebildeten haben müsste, ist in keiner Weise bekannt, geschweige denn erkannt worden. Entsprechend richten sich die Industrien und die Verwaltungen damit ein als einem Mittel der Rationalisierung und der Kontrolle, die privaten ‚user’ mit ihren Spielen, downloads und der Schreibmaschine, die das bietet, und die Schulen mit den üblichen Einführungskursen für den gewerblichen oder privaten Gebrauch, sowie die ‚Internetrecherche’, eine Erfahrung ganz eigner Art. Das verfehlt, was vor sich geht und vermeidet auf diese Weise, was vor sich gehen müsste. Daran, dass es nicht vor sich geht, ist abzulesen, worauf es hinausläuft: Die profitable Verbreitung der Maschinen. Es ist kein Wunder, dass der Großkonzern als der Inbegriff dessen gilt, worum es dabei geht. Man könnte das eine Tragödie nennen, aber das setzte auch einen Zuschauer voraus, insofern eine Tragödie ein öffentliches Schauspiel ist. Als öffentliches Schauspiel ist demgegenüber etwa bei Abiturfeiern der ermüdende Auftritt eines pathologisch narzisstischen Langweilers aus dem Bestand der ‚Ehemaligen’ zu bewundern, der es zum Fachhochschuldozenten für Computertechnologie gebracht hat und der Branche den Gefallen tut, stellvertretend für alle Vorurteile gegenüber der Lebensklugheit dieser Art von Lehrern zu nähren, wenn er die Zuhörer mit einer überheblich vorgetragenen persönlichen Erfolgsbiographie auf sadistische Weise langweilt. Es kann dann nicht verwundern, dass das ungeheure Missverhältnis zwischen der durchaus anerkennenswerten Ingenieurleistung, die in die Erfindung, Entwicklung und Unterhaltung dieser Maschinerie investiert wurde und wird, einerseits, und die teils ungeheuerliche oder gewalttätige Dummheit, die ihre Nutzung mitbestimmt, kaum auffällt. Auch dazu bedürfte es der Bildungsvoraussetzungen, die die Bedeutung dieses Umstands erkennt und richtig bewertet.

Zum Ausgleich hat das Gymnasium den Überblick über den Sinn des von ihm Gelehrten weitgehend im diszipliniert organisierten Durcheinander der fachlichen Arbeitsteilung verloren. Der Kanon der gelehrten Inhalte – nebst einigen Erweiterungen – folgt einer Tradition, deren Sinnzusammenhang mit der Gegenwart das Personal gewöhnlich nicht vor Augen hat. Kurzschlüssig wird der fehlende Überblick des Gebildeten – und das wären ja Synonyme – ersetzt durch die fleißig eingeübte ‚Nähe zur heimischen Wirtschaft’. Die alltägliche, durch das Fachwissen und die Politik des Kultusministeriums, das von Juristen beherrscht wird, vermittelten Routinen mögen zwar Lob verdienen. Sie erhalten immerhin einen geregelten Betrieb. Aber es ist doch oft recht deutlich zu bemerken, dass sich die Ausblendung der Sinnbezüge, die das vermittelte Fachwissen mit den Gegebenheiten und den zu erwartenden und abzusehenden Entwicklungen – nicht der politischen Entscheider, sondern die von ihnen gewöhnlich nicht erkannten und verstandenen, aber für die Zukunft einer Bevölkerung relevanten – in einen Kontext bringt, dessen verstandener Inbegriff das ausmachen müsste, was man gewöhnlich und wohl auch in Zukunft mit dem Terminus ‚Bildung’ bezeichnen muss, selbst wenn er aus der Sprache der Ausgebildeten und der Positionsinhaber verschwinden und abgeschafft werden sollte, damit er nicht mehr stört.

Zudem ist der Gehorsam, den die Schule der Politik schuldet und ganz überraschend den Staatsreligionen, die im Widerspruch zum Selbstverständnis einer Trennung von Staat und Kirche und der Tatsache, dass Religion eine Privatsache ist, wenn auch nicht für ihre Funktionäre, in den höheren Schulen einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation eine Präsenz genießen, die vermutlich auch dann verfassungsrechtlich nicht gedeckt ist, wenn alle Verfassungsrichter – die von der Politik sorgfältig ausgesucht werden – andere Urteile fällen und für verbindlich erklären, ein wesentliches Hindernis dafür, dass sich eine Verständnisvielfalt, gewissermaßen der Humus jeder Auffächerung von Potentialen in die Wissensbestände hinein, früh entwickeln kann. Die beobachtbare – für den Gebildeten eher paramilitärisch wirkende - Verwaltung des Klientenguts in einer hierarchisch strukturierten Großorganisation, in deren Personalstruktur der Jargon der Macht, die Machtbalancenprobleme in der Personalführung, und die Abhängigkeit der Karriere von der Politik Verzerrungen der Persönlichkeiten bewirken oder solche, die in die Berufsmotivation eingehen zu verstärken geeignet sind, erzeugt eher opportunistische als neugierige, eher vorsichtig‑abwartende als kritische, prüfende Einstellungen, und ein Klima, in dem es wenig geraten erscheint, einer Urteilsbildung zu vertrauen, die ihre Grundlagen und Kriterien nicht aus dem Machapparat selbst bezieht, sondern aus unabhängigen Wissensquellen und einer unbeirrbar wissenschaftlichen Einstellung. In manchen Fächern steht eine solche sogar direkt dem politischen Zweck des Unterrichts entgegen. Das wirkt sich aber auf alle Fächer aus. Es ist eine Illusion etwa zu glauben, dass eine mathematisch ausgebildete Intelligenz unabhängig sei von dem, was in dem institutionellen ‚Umfeld’, in dem sie entsteht, und dem gemäß etwas sei, das der eine eben hat und der andere nicht. Das Verhältnis der eher auf der Nutzung der Hochsprache beruhenden Fächer und dem der Symbolsprache der Mathematik ist keineswegs selbstverständlich so wie es derzeit anhaltend organisiert und institutionalisiert ist. Das reicht sehr weit in das Selbstverständnis beider hinein, wird aber interdisziplinär nicht einmal bemerkt. Vielmehr regiert hier unverdrossen ein Geist, der aus dem Verständnis beider etwa nach dem Stand des Anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts gespeist ist. Dieser kulturelle ‚lag’ wird weder thematisch noch überhaupt bemerkt. Er entzieht sich schlicht dem Bewusstsein der Akteure und ist der unbewusste Hintergrund der schulischen und wissenschaftlichen Sozialisation beider Wissenschaftler‑ und entsprechend der Lehrergruppen. Wer es wagt sich mit interdisziplinären Interessen hier zwischen die Fronten zu begeben, kann sein blaues Wunder erleben. Die Folge dieses gelegentlich nicht ganz zu Unrecht zu einem grundsätzlichen Problem zweier intellektueller Kulturen präparierten Sachverhalts ist, dass auf beiden Seiten der Barriere wesentliche Defizite auszumachen sind, die von beiden Seiten, wenn man sie auf die jeweils aus der Sicht der anderen Disziplin ausmachbaren Mängel hinweist, schlicht nicht zu verstehen imstande sind. Die empirische Forschung, die darin besteht, sich die Mühe zu machen, sich anzuhören, wie die aufgeworfene Problematik mit der entsprechenden Fachkompetenz, die schlechterdings zu einer platten Rationalisierung im psychopathologischen Sinn benutzt, d. h. eigentlich missbraucht wird, entspringt mindestens ebenso sehr der Bequemlichkeit wie den eingeübten Klischees, die das Verständnis des Fachs und sein Verhältnis zum jeweils anderen standardisiert regulieren. Dass es die Aufgabe einer wissenschaftlichen Einstellung grundsätzlich sein muss, durch Forschung solchen Klischees auf die Spur zu kommen, müsste eine Selbstverständlichkeit sein. Es zeigt sich daran, dass das avantgardistische Getue, das die Zugehörigkeit zu einer Geisteselite simuliert oder auch eine wissenschaftliche Einstellung, einfach auf einem auswendig gelernten Gestus beruhen kann, der ‚wissenschaftliche Einstellung’ mimt, während sich in dem lediglich auswendig gelernten, das sich gewöhnlich auf einen Satz von je nach Universität unterschiedlichen Formeln bezieht, die man auf dem Gang der Institute während des Studiums einübt, als ‚Sprachspiel’, um hier einmal den gerne herangezogenen ‚späten Wittgenstein’ heranzuziehen, der vielleicht doch recht hatte eher mit dem Tractatus als mit dem Spätwerk. Diese Formel hat der Bequemlichkeit einen stets stumpfen Knüppel geliefert, mit dem sich mühelos alles platt machen lässt, was über seinen geschlossenen Horizont hinaus führen könnte. Es ist eben doch ein Unterschied, von ‚wissenschaftlichen Revolutionen’ zu reden, oder, verhaltener, wenn man aus der seinerzeitigen DDR stammt und im ‚Westen’ Karriere machen möchte, vornehmer von ‚Paradigmawechseln’, und als Person und in Bezug auf seine eigene Zeit zu begreifen, was das bedeuten kann, für die eigene Person, das Verhältnis zu den Machtapparaten, in denen man das in bestimmten Hinsichten gar nicht gerne hat, und in Bezug auf die Mitwelt, die das zu verarbeiten hat. Der Ernstfall, der in dem Gefasel untergeht, als Problem eines u. U. existentiellen Risikos, das in bestimmten Fällen kaum zu tragen ist, könnte, wenn begriffen, ein Licht darauf werfen, warum die ‚Menschheit’ die immer wieder doch einmal gegen den Mob erfolgeichen Inkarnationen des Prometheus mit einem guten Recht zugleich als unbegreifliche Ausnahmen anstaunt und als im Grunde unheimliche Erscheinungen fürchtet, und gelegentlich der Versuchung nicht widerstehen kann, sie zu liquidieren. Das nun ausdrücklich zu wollen, ist stets eine Lüge, wenn es aus dem staatlichen Bildungssystem kommt. Sie unterdrückt die unablässige Ambivalenz, den – in einer anderen Bildungssprache gesprochen – Neid der Götter und des Mobs, die diese Ausnahmen als unerträgliche Beschämung ihres Mittelmaßes perhorreszieren.
Aber an dieser Art der Knebelung des Geistes über die politische Indienstnahme der Schulen und ihres Personals, das sich weitgehend blind an die in dieser Hinsicht unverändert geltende Maxime hält: Wes’ Brot ich ess’, des’ Lied ich sing’, ist darüber hinaus mehr Tradition landesherrlicher Souveränität zu erkennen als der Verfassungstext und sogar sein nach dem Belieben der herrschenden Klasse – es gibt sie, je mehr verboten ist, sie so zu nennen, und je breiter der Konsens unter ihren öffentlichen Auslegern ist, dass es sie nicht gibt, weil es sie nicht gibt, und es keine wissenschaftliche Evidenz dafür gibt, dass es sie gibt usw. – jeweils passend umgedeuteter oder im Konsens veränderter Text und Geist je zulassen würden, wenn nicht Papier so geduldig wäre, und nicht so schnuppe, was darauf gedruckt ist. Man müsste ein Papier erfinden, oder Flüssigkeitskristalle für Bildschirme, das sich kräuselt bzw. die sich verfärben, wenn mit ihrer Hilfe eine Lüge dargestellt wird.

01.02.2004

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