Weltwirtschaft, Gesellschaft, Umwelt, Leben, oder: Das Recht auf Gelassenheit, wenigstens zwischendurch.
Wie wäre es, wenn man den Denkversuch wagt, die an zahlreichen unterschiedlichen Symptomen gleichzeitig sichtbar werdende allgemeine Entwicklung richtiger Weise als Fortsetzung eines Naturvorgangs zu verstehen.
Das hätte den Vorteil, dass man sich von der psychologischen Auslegung – über die man sich dann echauffiert – der einzelnen Vorgänge verabschieden könnte. Das bedeutet dann natürlich auch einen Abschied von der eigenen Psyche und ihrer Betroffenheit, und hätte den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass man wieder ungehindert denken könnte, ganz ohne Rücksicht auf Betroffenheiten, mit all den subkulturellen Unterteilungen und Rückssichtnahmezwängen. (Gender, Schwule, Multikulti, Bio- Veganer, Fleischfresser, Körnerfresser usw. ).
Es muss ja nicht für immer sein. Nur solange folgerichtiges und desinteressiertes Denken sozusagen vom ästhetischen Standpunkt aus verlangt ist.
Die Frage nach ‘Motiven’ und ‘Gründen’ wird dann überflüssig, denn die werden nach Bedarf stets deshalb erfunden, weil sie ‘von vernünftigen Entscheidern’ verlangt werden, um die ‘Richtigkeit’ einer Entscheidung bzw. eines Handelns auszuweisen. Und dann setzt unvermeidlich die Diskussion über die Vernünftigkeit der Gründe ein usw. und man kann die Motive in Frage stellen und bessere – für andere Entscheidungen – benennen usw. Das führt aber nirgendwohin.
Die Pointe ist, dass man sich von der Psychologie verabschiedet, und nur noch die Resultanten ins Auge fasst, also das, was am Ende durch die Konterkarierung von Handlungen oder durch ihre Konvergenz herauskommt, und von dort aus können dann die ‘Begründungen’ als Rationalisierungen erkennbar werden, weil aufs Ganze gesehen gewöhnlich etwas resultiert, was niemand direkt beabsichtigt hat.
Das hat mit dem Unterschied der Fristen zu tun, die dabei ins Auge gefasst werden. Die Entscheider denken kurzfristig und jeweils an das, was sie selbst wollen. Die Resultanten aller dieser Entscheidungen und Nichtentscheidungen, Handlungen und Unterlassungen (Nichthandeln ist auch Handeln) laufen längerfristig auf, mit ganz unterschiedlichen Laufzeiten bis zum Zutagetreten des Ergebnisses und sind nicht unmittelbar auf diese oder jene Handlung oder Unterlassung zurechenbar, also auch nicht aus ihr ableitbar, oft auch schwer auf diese oder jene zurückbezeihbar. Aber die Frage der ‘Motive’ erledigt sich.
Viren denken sich auch nichts dabei, wenn sie eine Massenepidemie verbreiten und sie sind auch nur wenn auch erhebliche Mitursache.
Niemand würde darauf kommen einen Virus (sagen wir HIV) oder auch alle, per Umfrage, zu fragen, was er sich dabei denkt, Aids zu ‘verbreiten’ bzw. zu verursachen, zumal er selbst ja nicht ‘krank’ wird.
Die Gattungsexemplare des Homo sapiens dagegen meint man jeweils fragen zu können, was sie sich (eigentlich!) dabei denken, was sie tun oder für richtig halten usw. Na ja, und dann sind sie eben darauf konditioniert, einen Grund (bzw. eine Entschuldigung, eine Ausrede)anzugeben, die ihr ‘Verhalten erklärt’.
Das hat die gegenwärtige Ausredenkultur entstehen lassen, mit dem Ergebnis, dass ein Grund so wenig wert ist wie der andere. Es sind weitgehend Ausreden, und je näher sie am ‘persönlichen Handeln’ sind, desto eher sind es nur Rationalisierungen, traditionsdeterminierte, gewohnheitsbestimmte verbale Reflexe mit triebhaftem Ursprung.Da waltet keine Vernunft, sondern nur ein Verstand, der schlau genug ist, Gründe vorzustellen.
Das ist aber alles Blödsinn, damit aber Sinn, und eben dies ist ‘Sinn’: Er schliesst den Unsinn, den Blödsinn, den Widersinn usw. ein, weil es jenseits von Sinn keinen Gegen-Sinn geben kann, soweit die symbolische Repräsentation in Betracht kommt.
Und das gilt ebenso für Konzenvorstände und Politiker, wissenschaftliche Berater (die sind sozusagen die professionellen Lieferanten von ‘Gründen’ alias passende Rationalisierungen) und Verwaltungen.
Der prominente Fortsatz des Lebens, zu dem das Leben der Tierart Homo sapiens sich aufgebläht hat, wird entlang der sich abzeichnenden Linie so lange expansiv bleeben, wie die energetischen und stofflichen Grundlagen das zulassen und dann entlang der Verfügbarkeit dieser Voraussetzungen sich auf einem passiven Gleichgewicht einpendeln, das wiederum entlang von Umgebungsereignissen oder internen Ereignissen (die keine so große Rolle spielen, also Nuklear-Kriege, Pest, Hungersnot, Naturkatastrophen – Feuer, Vulkanausbruch, Flut, Erdrutsch, Lawinen, Bergsturz – etc.) unterscheidliche Werte annehmen kann, die dann über die absolute Zahl der jeweils lebenden Gattungsexemplare entscheiden.
Diese Entscheidungen werden also ‘extern’ gefällt und von keinem Akteur mit ‘Intention’. Die thermodynamischen Gesetze sind keine ‘Diskussionspartner’, denen man das Blaue vom Himmel herunterlügen kann. Sie reagieren auf keine wissenschaftliche, unternehmerische oder politische bzw. ’sozialpädagogische’ Rhetorik und auch nicht auf die Beschwörungen von ‘Naturschützern’, die sie vor der Biomasse des Homo sapiens schützen wollen, ohne zu bedenken, dass sie selbst das sind, wovor sie die ‘Natur’ schütezn wollen, und weas selbst nur Natur ist in einem bestimmten Aggregatzustand (im Augenblick wohl sehr viel fossile Energie auf dem Wege in die Entropie mit einem Zwischenstopp als Gattungsexemplar des Homo sapiens bzw. als seine Gesamtmasse.)
Die Umweltdebatte krankt an einem Mangel an Einsicht in das Phänomen. Man kann das wahlweise formulieren: “Die Umweltverschmutzung von der Sie reden sind Sie u. a. selbst.”, oder: “Sie sind ein Teil der Umwelt, von der Sie reden und die schützen zu wollen Sie vorgeben.”
Die theermodynamischen Gesetze (alias ‘die Umwelt’) verschwören sich auch gegen niemanden. Und alle Verheimlichung, Täuschung, Berechnung und List, alle Aktion eines ihrer Momente,geht als Determinante ein in ein Ergebnis, das von alledem kaum kontrolliert wird, sondern bestenfalls mit bewirkt, sondern eben dann ‘Zustand’ ist, ob das nun von einem Beobachter registriert wird oder werden kann oder nicht.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel meinte einmal, mit Blick auf seine Geschichtskenntnisse: “Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.” Er hat die Geschichte vielleicht überschätzt, weil er dem Menschen – nicht dem Homo sapiens – noch etwas zuzutrauen vermochte, nicht zu Unrecht, denn er redete ja vom Menschen, und nicht vom Homo sapiens. Man sollte sich nicht dazu verleiten lassen, die gegenwärtigen ‘wissenschaftlich’ approbierten Verwechselungen einfach zu übernehmen, denn dafür gibt es keinen zwingenden Grund.
Jetzt wird man sagen dürfen: “Die ‘Naturgeschichte’, verstanden nicht als die Erzählung darüber, sondern als das Geschehen selbst, wird mit diesem Nanoblip – der ‘Geschichte der Menschheit’ bis zu ihrem Ende im zwanzigsten Jahrhundert, wo sie erneut in die Naturgeschichte des Homo sapiens übergeht bzw. zurückfällt – vermutlich kaum Schwierigkeiten haben. Wäre sie ein Akteur, dann könnte man von ihr die Auskunft erwarten: “Es gibt Wichtigeres zu tun als sich um die Machenschaften des Homo sapiens, die Auswirkungen des Anschwellens seiner aktuellen Biomasse zu ‘kümmern’, und auch das ‘Wichtigere’ macht sich von selbst.”
Tatsächlich ist aber ein Präferenzenkatalog hier nirgendwo in Sicht. Für wen auch?
Ich meine, dass die damit verbundene Gelassenheit notwendig ist angesichts des Umstands, dass wir alle nichts tun können als mit diesem ‘train’ (dem Fluss der Zeit) mitfahren bis zum Ende der ‘Fahrt’ oder bis wir selbst ‘aussteigen’ (und jetzt wird mancher hinzufügen wollen: müssen! Aber so muss das nicht zwingend verstanden werden. ‘Müssen’ wäre ein ‘Grund’. Und er setzt ein Bedauern voraus, den Eindruck eines ausgeübten Zwangs. Es gibt aber keinen Grund für alles dies.Und die genannten ‘Gefühle’ sind Privateigentum der Psychologie. Sie ‘fallen in ihre Kompetenz’. Dort sollten sie auch bleiben. Sie sind da ja gut aufgehoben, wie man hört.
Man kann ihr nur empfehlen, sie für sich zu behalten. Es hat ja auch Vorteile. Im Zweifelsfall weiß man wer sie hat und wo sie sind. Man sollte die Welt, zumal sie symbolische Repräsentation ist, tunlichst von der Haltung ‘interesselosen Wohlgefallens’ aus betrachten.
Dann kommt man erst zu dem richtigen Urteil über den erstaunlichen Sachverhalt, dass die menschliche Welt, die man für diejeinige hält, in der zu leben man sich und den Menschen, die man liebt, am meisten wünschen muss, und zugleich die lebenswerteste und dem Leben DES MENSCHEN am meisten angemessene ist, diejenige Welt ist, die erst dann möglich und wirklich wird, wenn die Tierart Homo sapiens aus ihr verschwunden sein wird.
Wer dann meint, das für Misanthropie halten zu dürfen, ist einer Unterscheidung nicht gewärtig, die man nicht einfach liquidieren kann – auch nicht unter Berufung auf die ‘moderne Wissenschaft’ und ihre erkenntnistheoretische Überlegenheit über andere, ‘ältere’ Wissensformen – ohne dass dabei zugleich die Differenzierungen verloren gehen, die vorausgesetzt sind für das Verständnis der Überlegung. Und da darf man nicht nur, sondern man muss – gänzlich unpädagogisch und undidaktisch, lerntheoretisch ignorant und verhaltenstheoretisch unbelehrbar, manches auch derart unausgesprochen, unexpliziert und unerklärt lassen, dass der Leser bzw. Gesprächspartner eine echte Gelegenheit erhält, sein eigenes Urteilsvermögen (gelegentlich irrtümlich als ‘Intelligenz’ falsch identifiziert und bezeichnet) zu beweisen, indem er/sie selbst weiterdenkt, was bis dahin vorgelegt wurde.
Es gibt nichts Einfacheres als den Widerspruch, der sich als ‘Kritik’ an dem festmacht, was andere zuvor frei Haus gelieferet haben, derart, dass man nicht mehr zu überlegen braucht, woher die Sätze eigentlich kommen, aus welchem Grund, die sich der produktiven Einbildungskraft eines anderen Verstandes mitteilen, und deren sich die rezeptive Tätigkeit des Lesers oder Zuhörers dann bedient ohne sie selbst erzeugen zu können, jedenfalls aber erzeugt zu haben, und damit den Beweis angetreten zu haben, dass sie der Produktion fähig ist, und nicht nur der reproduktiven Zerlegung einer Lieferung entlang eines intuitiven Vermögens zum Widerspruch, der dem interessierten Mißverständnis entspringt, das sich auf diese Weise eigentlich als nur an sich selbst interessiert erweist, und dies beweist durch den unbekümmerten Übergriff auf die Welt.
in progress….
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