Da gibt es doch diese atomare Supermacht Pakistan. Da gibt es doch die mitten durch die Stammesgebiete der Paschtunen und der Belutschen verlaufende imperiale Durantline, deren Ablaufdatum mit dem Ende des Jahres 1993 zu Ende war. Und diese Linie ist in keiner Überlegung eingezeichnet als deren unabdingbare Voraussetzung, die sich mit ‘Pakisatan’ und ‘Afghanistan’ oder gar mit AFPAK beschäftigt. Womit aber beschäftigen sich eigentlich die, die sich dazu unablässig äußern, erkennbar ohne auch nur eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen jeder Rede über ‘das Problem’ zu kennen, als ‘internationale Berichterstatter’, ohne deren ‘Pressefreiheit’ nichts geht auf der Welt, an deren zufriedenstellender Gegebenheit sich das Urteil über die Regime entscheidet, nämlich, ob sie ‘Diktaturen’ sind (sehr schlecht) oder ‘Demokratien’ (sehr gut für Journalisten und ‘Hilfsorganisationen’ bzw. ‘Eingreiftruppen’ für ‘Katastrophen’ usw.)? Womit auch immer sie sich beschäftigen, es ist nicht das, was unter dem Titel suggeriert wird, zumal angesichts des Umstands, dass hier Fiktionen herbeigeredet werden sollen, nämlich ‘Pakistan’ und ‘Afghanistan’. Damit sind diese Reden aber nichts als militärische Beleitmusik, die die von ‘ihren Eliten’ ausgeplünderten Populationen sich nach dem Vorbild von Guantanamo rund um die Uhr anhören müssen, damit ihr Glaube an diese Fiktionen nicht nachlässt, zumal in ‘kritischen Situationen’ wie Flutkatastrophen, in denen sich die Nichtexistenz der Wirklichkeit dieser Fiktionen als Tatsache erweist.
Das Land östlich der ‘Durantlinie’ – die Narbe einer imperialistischen Schändung und Vergewaltigung der Populationen durch die Briten - hätte also längst an die Stammesbevölkerungen zurückgegeben werden müssen, ganz gleich wie die sich dann dann selbstbestimmt organisiert, entsprechend der getroffenen Vereinbarung.
Stattdessen versuchen ‘internationale Organisationen’ und ‘die Regierung des Staates Pakistan’, nach dem Muster, in dem Thomas Hobbes den Leviathan, ein Ungeheuer des biblischen Horrorkabinetts schon im siebzehnten jahrhundert erkannte, um den Preis der Exilierung aus dem Bauch des Monsters – eine fiktive Entität, die ihre Fundamente auf den Spitzen von Bajonetten aufgebaut hat, die einer Personalgruppe gehören, die ihrerseits Teil der stammesgeschichtlichen Herkunft der Population des Landes - ‘die Bevölkerung’ bzw. ‘die Regierung von Afghanistan’ – ihrerseits eine fiktive Entität, wenn man sie im Sinne eines Staates etwa von der Art von Groß-Britannien auffasst – zugehören, deren Loyalitäten also im ‘Ernstfall’ entsprechend verteilt sind, davon zu überzeugen, dass es für sie sinnvoll ist, einen Vertrag zu unterschreiben, der die von dem imperialen, also dem militärischen Willen und den Machenschaften der im neunzehnten Jahrhundert von dem britischen Imperialismus gezogene Durantlinie bestätigt als Grenze zwischen zwei nirgendwo anders als in den Köpfen der Kompradorenliten existierenden Organisationen, die die Existenz dieser ‘Staaten’ stur behaupten, weil sie es sind, was diese ‘Staaten’ ausmacht, wobei Pakistan sogar ein ‘demokratischer Staat’ ist, solange die Populationen nicht etwa etwas anderes wollen und damit ‘Taliban’ sind, Rebellen, Terroristen, in Wahrheit eine Gemengelage von Stämmen sowie ihre dem Überleben nicht mit Rücksicht auf die Briten und ihre Schäferhunde in London und New York oder Washington dienenden, sondern auf die Überlebensimperative der dort durch die Wechselfälle der Jahrhunderte bestimmten und geformten Strukturen des Zusammenlebens aus langer Erfahrung abgestimmten organisatorischen Muster, die sich unter dem Druck der lokalen klimatischen und geographischen Bedingungen die sich selbst organisierenden Populationen gegeben habnen, durch deren zweitausend Jahre alte Siedlungsgebiete der Wille einer heteronomen Gewalt von Eroberern aus dem Norden die ‘Staatsgrenze’ zwischen ’Pakistan’ und ‘Afghanistan’ gezogen zu haben beansprucht, damit diese Staaten unter ‘indirect rule’ von London Stock Exchange aus überhaupt existieren, und sei es nur auf der Landkarte und in den Köpfen der als Armeen organisierten Banden vorwiegend der urbanen und damit in angelsächischen Universitäten ‘gebildeten Eliten’, der Kommandoebene der stellvertretenden Landverweser, die ihre Befehle von der Londoner Börse erhalten.
Kein Wunder, dass nun angesichts einer Flutkatastrophe ‘biblischen Ausmasses’ – die Populationen hätten da sicher andere Metaphern – der ‘Staatspräsident’ darauf kommt, eine ‘Eingreiftruppe’ formieren zu wollen, um der Katastrophe, also der Population Herr zu werden bevor die einheimischen lokalen organisatorischen Formen, alias ‘die Taliban’, Rebellen, Terroristen, kurz: die lolaken legitimen und uralten, kultur- und klimaspezifischen, den Lebensbedingungen entsprungenen kulturellen Institutionen sich selbst auf ihre eigenen Möglichkeiten besinnen und auf die praktische Erfahrung, dass die fiktiven, in London erfundenen Staaten in Wirklichkeit gar nicht existieren, eine Nichtexistenz, deren Faktizität sich gerade im Augenblick der Naturkatastrophe erweist, denn denen zu begegnen dienen die kulturellen Institutionen, die im Namen der den Populationen oktroyierten Staatsfiktionen erbarmungslos bekämpft werden mit der Absicht ihrer rücksichtlosen Zerstörung, Institutionen, die sich in Jahrtausenden, in diesen langen Zeiträumen so gut herausgebildet wie als die Form der Solidargemeinschaft bewährt haben. Was also unter dem Titel der Hilfe und des Beistands daher kommt, und stets, wie laut beteuert wird, als sei das ein Adelstitel, von unmittelbarer Anbindung an ‘höchste staatliche und Regierungsorganisationen der Helferstaaten getragen ist, ist bei Licht besehen, gerade diejenige ausgezeichnete Gelegenheit, die dazu dienen soll, die bereits aktive militärische Form des destruktiven Angriffs auf die Populationen und ihre Institutionen im Namen der hiesigen und dortigen Demokratiefiktion, und der dortigen Staatsfiktion durch diejenige Form des Angriffs auf die kulturellen Grundlagen des Lebens zu komplettieren, die der großangelegten internationalen Hilfe propagandistisch angehnelt wird, und dieselben Folgen in ihrem Schlepptau haben wird, weil sie das soll, die alle ähnlichen Formen der Intervention in alle autochthonen Kulturen der Welt hatte und hat. Was da gewollt ist, ist die erfolgreiche Zerstörung der autochthonen kulturellen Lebensformen und deren organisatorische Form sowie die sozialpsychologischzen und soziokulturellen Trägergruppen dieser kulturellen Konzeptionen.
Das ist klassischer Imperialismus, reexportiert von den Ausgangspunkten, auf die sich diese Form der Gestaltung des Lebens zunächst zm Schein zurückziehen musste, als die Ära des ‘klassichen Imperialismus’ (unmittelbare Sicherung der Fremdherrschaft und der Plünderung der Populationen und des Reichtums der eroberten Territorien durch militärische Präsenz und direct rule) zu Ende ging, um verbessert um die bewährten und experimentell sowohl praktisch an den ‘Eigenpopulationen’ erprobten wie theoretisch in der Form staatlich finanzierter ‘Wissenschaftskonzeptionen’ explizierten und in der Form der Propaganda und der Erziehungsmonopole unablässig indoktrinierten (alles an der ‘eigenen Bevölkerung’) und unter der Flagge des freien Verkehrs der Waren und Ideen (vorbehaltlich des Patentschutzes und des Schutzes des geistigen Eigentums) in die unter dem Titel der Hilfe oder der Befriedung oder der ‘humanitären Intervention’ etc. mit militärischer Stützung (intelligente Bomben, Drohenkriege, Massenmorde, als nicht mehr schöne Kunst betrachtet) reimportierten, erneut nach Bedarf mit bisher beispielloser Gewaltsamkeit überfallenen und besetzten sowie mit Terror im Namen von ‘Entwicklung’, ‘Modernisierung’ und ‘Menschenrechten’ überzogenen Populationen, die bezeichnend stets unter dem Titel ‘Länder’, Staaten’ verzeichnet werden (im Sinn auch von Verzerrung), indem mehr oder weniger unwillkürlich das Interesse an der Beherrschung eines Territoriums nach vorn tritt, auf dem die ‘Populationen’ dann nur die Rolle der Biomasse spielen, die sich so oder so zum Gegenstand der einen oder anderen Technik der (Tier-)Verwertung machen lässt, auf deren Wahrheit alle derartige Politik seit der Erfindung des säkularen Staates auf dem Boden der von den Angelsachsen wie den Normannen verwüsteten Kultur der Britischen Inseln durch Heinrich VIII. regrediert, von der sich diese Inseln niemals mehr erholt haben. Das Modell der kulturellen Verwüstung hat sich vielmehr als der erfolgreichste Exportartikel ‘made in England’ erwiesen, indem er sich zum Meltau entwickelt hat, unter der das Leben auf dem Globus zu ersticken droht.
Die Lösung des AFPAK-Problems sieht sieht also ganz anders aus, als es in der ‘Diskussion’ erscheint. Das ist nicht verwunderlich, wenn und weil die Diskussion die Grundlagen ‘des Problems’ nicht einmal ignoriert. Denn um sie zu ignorieren, müssten sie den Ignoranten wenigstens im Grundsatz bekannt sein. Nun wird aber auf dieser ‘Grundlage’ gehandelt, und zwar mit den übelsten Mitteln, und die Handelnden sind einfach, bei Licht betrachtet, notorische Massenmörder, die ihr Handwerk auf bewundertem technologischem Niveau betreiben, und dies zum Anlaß nehmen, sich als die überlegene Kultur aufzuführen, so als entscheide das ‘Niveau’ technologischer Verfügung über Macht- und Gewaltmittel als Maß des Entwicklungsniveaus von ‘Kultur’.
So pervertiert sind hier die Maßstäbe und die Terminologien.
to be augmented.
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