Zu Bedeutung und Funktion des Begriffs der ´Leitkultur´.
Ein Essay zu einem (nicht mehr ganz so) aktuellen Terminus.
03.11.2000
I.
Kultur, was immer sie sonst sein mag, ist unbestreitbar zunächst und zum mindesten etwas, das man geerbt hat. Ihr Inbegriff ist somit von dem einer Tradition nicht zu trennen. Insofern Tradition etwas mit ´traditio´, also mit Erhaltung und Weitergabe zu tun hat, muss sie auch mit dem zu tun haben, was sich in der Literatur unter dem Titel ´Sozialisation´ findet, einem Titel also, der bereits problematisch ist, obwohl es anders scheinen mag. Das zu besprechen verschieben wir jedoch, um den Hauptstrang der Untersuchung fortzuführen. ´Traditio´ und ´conservatio´ sind ebenfalls Termini aus dem Umfeld von Kultur, das im Übrigen mit ´cultura´ zu tun hat. Ist man so weit gekommen, dann ist unschwer zu erkennen, dass der Bildungshintergrund des Begriffs, mit dem wir uns hier auseinander setzen wollen - zunächst mit dem zweiten Teil des Kompositums ´LeitKultur´ - auf anderes und auf mehr verweist als das bloße Hier und Jetzt. Nicht nur aber verweist er damit auf eine Vergangenheit, das Wovonher der Gegenwart, jeder Gegenwart, sie sei nun bewusster Verfügung gegenwärtig oder nicht, und damit auch auf deren Qualität, also nicht nur darauf, dass etwas, das man einer ´anderen Zeit´ zuzurechnen geneigt sein könnte, irgendwie in die Gegenwart hineinreicht, in Restbeständen, etwa im Sprachgebrauch, wo uns die ´Fremdworte´ begegnen wie eine lästige Zumutung, was ja auch schon auf die Zumutung verweisen kann, als die alles Fremde ´oder als fremd Erlebte´ aufgefasst werden könnte von allerdings nicht jeder Bewusstseinsverfassung, so dass wir hier schon auch ´das Fremde´ gar nicht einfach als eine Entität auffassen können, wie etwa ein so und so beschaffenes Ding im Raum, sondern gerade das, was an einem Ding, einem Sachverhalt, einer Tatsache oder Gegebenheit als ´fremd´ erscheint, aus einer Relation heraus zu verstehen veranlasst sind, die das, was diese Gegebenheit usw. als eine solche erlebt, erfährt, zunächst isoliert haben muss von dieser Beziehung, in der es zunächst schon zu stehen gekommen sein muss, um überhaupt erlebt oder erfahren werden zu können als dies oder das, um dann mittels der Operation einer Projektion die Qualität des Erlebens oder Erfahrens als Qualität des Erfahrenen oder Erlebten zu verkürzen, zu einer Qualität des Erlebten oder Erfahrenen selbst, und nicht einer der Relation zu einem Anderen, als dessen Anderes es erscheint, aber zugleich im Modus des ´Fremden´. Das Fremde ist also ein Modus einer Erscheinung, in dem etwas zugleich so erscheint, dass die Relation in der es steht, ihm als Eigenschaft zugerechnet wird, und zwar derart, dass das Verhältnis, in dem etwas stehen muß zu einem Anderen, um als das Fremde erscheinen zu können, oder auch als das Vertraute, durch die Kürzung der Relation selbst verschwindet. Erst dadurch kann als Eigenschaft am Anderen erscheinen, was nur durch ein Verhältnis so erscheinen kann, wie es nur zu sein scheint.
Aber Erbschaft allein genügt nicht zur Bestimmung von Kultur. Das gilt nicht zuletzt angesichts der speziell modernen Karriere des Wortes. Wessen Eigentum auch immer Kultur in der bisherigen ´Menschheitsgeschichte´ gewesen sein mag, können wir vorerst außer Acht lassen. Im Kompositum ´Unternehmenskultur´ ist das Zurechnungsverhältnis durch den Genitiv nicht so sehr der Ursache als vielmehr des Eigentums klar bezeichnet. Unternehmenskultur ist nicht die Kultur der Mitarbeiter. Das kann man schon daran erkennen, dass die Unternehmenskultur im Unternehmen bleibt, sie ist an dessen ´Struktur´ gebunden, während der Mitarbeiter im Falle seiner Entlassung schlicht aus ihr ausscheidet. Im Hinblick auf das Unternehmen ist die Leitkultur durch seine Leitung bzw. die für die Unternehmenskultur zuständige Fachabteilung definiert. Was Unternehmenskultur ist, regelt die Unternehmensleitung, im besten Falle flankiert durch die jeweils geltenden Regeln der Mitbestimmung, durch die Arbeits-Direktoren, an denen im Hinblick auf Kultur zunächst und zuerst der zweite Teil des Kompositums gehört werden muss, und weniger der erste. Vielmehr gilt hier: Je mehr Direktor, desto weniger Arbeit in dem Sinne, in dem das Kompositum die phonologische Verkürzung des Sinnes von Arbeiter oder Arbeitnehmer enthält. Aus der Unternehmenskultur scheidet aus, wer z. B. in die Arbeitslosigkeit entlassen wird. Er/sie scheidet mithin aus der Kultur des Unternehmens zugleich und in demselben Sinne aus, wie er/sie aus dem Unternehmen ausscheidet. Welcher Kultur er/sie dann evtl. noch angehören bleibt zunächst in mehrfachem Sinne unerheblich, vielleicht sogar überhaupt, insofern das dann zunächst eine Privatsache ist, in dem die Religion, der eine/r angehört, und mit ihr alle irgendwie Ähnlichen Überzeugungen in einem säkularen Staat mit der entsprechenden politischen Verfassung Privatsache sind, und damit aus dem Raum der Politik ausgeschieden. Was wir festhalten wollen, ist, dass spezifisch modern ein Mensch in eine Kultur eintreten kann wie in eine Organisation und indem er in einer Organisation den Status des Mitgliedes erwirbt, und dass er auch wieder aus ihr ausscheiden kann. Im einen Fall ist er dann Mitglied der Kultur, und im anderen hat er aufgehört ihr Mitglied zu sein, vorausgesetzt, er hat diesen Mitgliedsstatus je erlangt. In jedem Fall ist der Mitgliedsstatus etwas grundsätzlich Temporäres.
Das wird dann erst richtig bedeutsam, wenn wir die Bedeutung des Sinnes von ´Leitkultur´ genau ins Auge fassen. Dazu ist eine vorgeschaltete Erinnerung notwendig daran, dass die Auseinandersetzung mit der Bedeutung oder dem Sinn von Bezeichnungen oder ´Begriffen´ durch die wissenschaftliche Debatte der letzten Dekaden etwas durcheinander geraten sein kann. Da waren nicht nur verschiedene Theorien der Bedeutung erheblich kontrovers, sondern sind auch über ihre ursprünglichen Grenzen der Untersuchung mit einem gewissen Hang zur Universalität notorisch geworden. Aus der Sicht der Theorien der Bedeutung zieht sich schließlich die Welt zu einer von der Bedeutung allein verständlich zu machenden transzendenten Größe mit der Ausdehnung Null zusammen, und die ebenso populäre wie begriffslose Rhetorik im Umkreis des als Wissensquelle überschätzten Kaufhauses ´Internet´ haben nicht dazu beigetragen, die von den Theorien der Bedeutung auf einer anderen Ebene begonnene Virtualisierung der Welt zu einem ´Cyberspace´, einem Raum ohne Ausdehnung, an dessen virtualisierter Räumlichkeit obendrein die Zeit als Dimension völlig fehlt, das Abdriften ins Illusorische irgend nennenswert aufzuhalten, es sei denn man betrachte die Kosten für die Inanspruchnahme von Rechenzeit als deren kompensatorisches Äquivalent. Derart ist eine in der puren Bedeutung aufgegangene virtuelle Welt das populäre Äquivalent zu dem Wolkenkuckucksheim der Theorien der Bedeutung geworden. Es ist daher zunächst sinnvoll, auf den materiellen Charakter von Kultur hinzuweisen, und wir können das, um nicht ganz aus dem Rahmen der eingespielten, jedenfalls der verbreiteten Denkweisen über die Welt als Bedeutungskomplex zu fallen, zunächst daran erinnern, dass die Bedeutung von ´Kultur´ von ´Handeln´ als der wirklichen Grundlage von Bedeutung nicht zu trennen ist. Es mag einem Verstand, der daran gewöhnt ist, den syntaktischen, semantischen und pragmatischen Gehalt von ´Bedeutung´ brav unterscheiden gelernt zu haben, - anders gesagt, einem darauf konditionierten Bewusstsein - nicht sogleich einleuchten, dass ´Handeln´ die Grundlage von Bedeutung ist. Es stellt vielmehr aus der Sicht der ´geltenden Theorien der Bedeutung´ offensichtlich die Dinge auf den Kopf. Etwas, das nicht ´Bedeutung´ ist, insofern und weil es ´Handeln´ ist, dem entsprechend der Leitkultur der Bedeutung lediglich der Status einer ´Dimension´ innerhalb der Theorie der Bedeutung zukommen kann, und dies wiederum nur so, dass an einer bestimmten, von anderen zu unterscheidenden Dimension von Bedeutung, nämlich der ´pragmatischen´, der ´Sinn von Handeln´ erscheint, der entsprechend der Theorie der Bedeutung wiederum nur auf Handeln verweist wie die Bedeutung auf den Laut, der bloß die Bedeutung bedeutet, die somit dem Handeln selbst wiederum transzendent bleibt, so dass Handeln als es selbst entsprechend den Ordnungsformen der Theorie der Bedeutung, also per se gar keinen Sinn haben kann, sondern ihn von der Bedeutungstheorie durch deren ´pragmatische Dimension´ in Lizenz zu beziehen hat, kann seinen Sinn nur von der Theorie der Bedeutung her beziehen wo diese sich zur Universalen aufbläht, mithin selbst keinen Sinn von sich aus haben. Man kann das indessen umkehren. Bekanntlich laufen alle Konjunkturen einmal aus und man kennt ähnliche Phänomene von der Mode, auch einem für wesentlich gehaltenen Element der Bedeutung von Kultur, wo die periodische Wiederkehr eines scheinbar für immer Abgelegten in immer schnellerer Folge zu seiner erneuten Konjunktur führt. Ähnlich das bekannte Erscheinungsbild bei den jährlichen Chauffeurwettbewerben (Autorennen), wo es die überrundeten Fahrer gibt, deren Fahrzeug im wesentlichen so aussieht wie das ihrer erfolgreicheren Mitbewerber, und die kurz vor der erneuten Überrundung regelmäßig wie Spitzenreiter aussehen, mit dem Unterschied, dass es am Ende des Rennens namens Menschheitsgeschichte keinen Sieger geben wird, so dass der jeweils so aussehende Spitzenreiter dann tatsächlich auch einer ist. Das eben ist der Unterschied zwischen dem Sinn von Kultur und dem eines Chauffeurwettbewerbes: Zu wissen, dass dies so ist. Dieses Wissen von diesem Unterschied ist in der Tat essentiell für den Sinn von Kultur.
Zunächst jedoch bleiben wir bei der gültigen Leitkultur mit Vorfahrtsregelungsanspruch. Es bedarf nicht des Beweises, dass die Unternehmenskultur im weitesten Sinn die derzeit geltende Leitkultur ist. Deren Grundlage ist das betriebswirtschaftliche Denken. Dass diesem in der Tat der Vorrang zukommt, der im ersten Teil des Kompositums Leitkultur zukommt, bedarf ebenfalls keines Beweises. Die Beweispflicht liegt bei dem/der, der/die dieser Proposition widerspricht.
Das soziale, gesellschaftliche Leben der Menschen in diesem Lande ist beherrscht von der Sachrationalität des Wirtschaftens zum Zweck der Erzielung von Gewinn. Die Arbeitspopulation ist den Regeln dieser Rationalität in ihrer gesamten Existenz unterworfen. Das hat sich besonders fühlbar gemacht nach dem Ende der Sowjetunion. Bis dahin war die Nachkriegszeit nach dem sogenannten zweiten Weltkrieg erfüllt von einem mindestens diskutierten Gegensatz zweier Modelle der Gestaltung des Lebens der Majorität der Population. Angesichts des Gegensatzes der beiden Modelle standen die um sie herum gruppierten sozialen Formationen unter dem Druck einer Konkurrenz, die als ´Systemkonkurrenz´ ja auch Teil des außenpolitischen Wortschatzes gewesen ist. Mit der vorläufigen Beendigung der Verfolgung eines der Modelle, das mindestens dem Wortlaut der Absicht nach, auf den es sich berief – trotz ganz anders gearteter politischer Wirklichkeit – entfiel diese Systemkonkurrenz für den nunmehrigen ´Sieger´. Damit entfiel auch die sei es stillschweigend, sei es öffentlich anerkannte Notwendigkeit für das siegreiche politische System, seine Untertanen wie bisher wenigstens minimal ´bei Laune´ zu halten. Die ´neue Ökonomie´, die bereits im Vorfeld der sich abzeichnenden ´Entspannung´ als Reaganomics propagiert und institutionalisiert wurde, und mit der massiven Versilberung von gesellschaftlichem Vermögen einsetzte, konnte daran gehen, die Arbeitsplatzunsicherheit zum Prinzip der Massenlenkung zu erheben und zugleich die großen gesellschaftlichen an die bereits vermögenden Haushalte zu verscherbeln. Die Orientierung an dem für die Unternehmenskultur maßgebenden Leitgesichtspunkt ´share-holder value´ verband mit massiven Investitionen in arbeitsplatzfressende Investitionen in die Unternehmenshardware die ebenso massive Freisetzung von Arbeitskraft. Das Resultat, auf verschiedenen Wegen immer drastischer durchgesetzt, ist die anhaltende Senkung der Realeinkommen mit den entsprechenden sozialen Folgen. Die gehen weit über den bloß äußerlichen Umstand der Arbeitslosigkeit hinaus. Die mit dem wachsenden Druck auf die Populationen, die von dem angelsächsischen Gespann zwischen USA und Great Britain politisch und ökonomisch geführt werden, verbundenen Maßnahmen des Neoliberalismus haben zum Resultat die Unterordnung der so geführten Ökonomien/Nationen oder staatlich-gesellschaftlichen Entitäten (wie die EU) unter den Willen einer Unternehmenskultur, die sich den Staat, das Kollektivorgan des Selbsterhaltung von Populationen seinem Zweck und seiner Daseinsberechtigung nach, zu einer Funktion ihrer eigenen Logik machen. Dabei wechselt diese Logik nur ihr Erscheinungsbild. Die formalen Demokratien unter der Führung eines autoritären Staates, der alle diese Ökonomien seit dem New Deal in derselben Weise auf die ´Corporate identity´ von Kriegsmaschinen eintrimmte, nutzte den enorm sich aufblähenden ´Staatssektor´ als eine einträgliche Profitquelle, solange die durch die Kriege und Kriegsfolgen und die anhaltende Kriegsbereitschaft irgend Grund hergab dazu, dass diese Methode zugleich eine wirksame Kontrolle über die Population erlaubte, die nach Belieben am jeweils verfügbaren Beispiel vorgeführt bekam, wie es denen geht, die aufmucken, und sie zugleich nutzbar machte, immer unter Vorführung außenpolitischer Existenzbedrohung, für die Erzielung der Gewinnmargen, die der Zwang zur unablässigen Anspannung aller Kräfte ermöglicht. Mit dem Ende der Glaubwürdigkeit der außenpolitischen Existenzbedrohung(en), die nicht zuletzt auch deshalb eintreten musste, weil die politische Propaganda die Bedeutung von ´Fortschritt´ immer enger auf eine Veränderung gemäß ´internationaler Verständigung´ verengte und sich derart endlich selbst unter Zwang setzen musste, dort endlich, zur Aufrechterhaltung ihrer eigenen Legitimation, Erfolge vorzuweisen. Was damit endlich entfiel war aber nicht die Bedrohung oder ihre wirkliche Quelle. Vielmehr kann für den Analytiker jetzt sichtbar werden, was zuvor nur bei einem erheblichen Abstraktionsvermögen denkbar war, und angesichts der nicht unmittelbar nachweisbaren Evidenz - die bei genügender Geschichtskenntnis allerdings kein ernstzunehmendes Problem darstellt – auch nicht augenscheinlich werden zu können schien, nämlich, dass die Bedrohung nicht von dem außenpolitischen Gegner ausgeht oder ausging, sondern von endogenen Quellen. Derselbe Staat, der einzig als Kollektivorgan der Selbsterhaltung einer Population legitimiert ist, erzeugte, in einer Demokratie unvorstellbar, aber in einer formalen und repräsentativen Demokratie, also der Papierform der demokratischen Herrschaft, sehr wohl machbar, dieselbe Bedrohung der Population, die er zuvor aus Propagandagründen auf den außenpolitischen Gegner projiziert hatte, nunmehr aus seinen eigenen endemischen Quellen. Was dabei wechselte, war also weder die Funktion der Bedrohung der Population noch die Quellen dieser Bedrohung, sondern nur das allerdings fadenscheinig werdende Bild dieser Bedrohung. Schon in den Nachkriegsgesellschaften der siegreichen ökonomischen Formation hatte es der zusätzlichen Beschwörung innenpolitischer Feindgruppen bedurft, um die Art und Weise der Aufrechterhaltung der sozialen Disziplin nach dem Muster der seinerzeit herrschenden Generation aufrecht zu erhalten. Man muss die vorliegende Geschichte der Innenpolitik daher eher so sehen, dass dieser Feind eigens erzogen wurde, um dann als missratenes Kind geprügelt zu werden. Wenn von Kindesmissbrauch die Rede ist, dann muss von der für politische Zwecke von den in der vermeintlich bürgerlichen Nachkriegsgesellschaft, in der Tat eine durch kriegsbedingte soziale und kulturelle Verwüstung eines halben Jahrhunderts europäischer Bürgerkriege, versteckten, für die Nachwachsenden, die dem Buchstaben der ´Inhalte´ ihres ´Erziehungs-Prozesses´ in einer echt kafkaesken Manier zum Opfer fiel, Bürgerkriegsfraktionen gesprochen werden, die die sozialen Institutionen in Politik, Wirtschaft und Bildung beherrschten und sich nach Kräften Zöglinge heranbildeten. In den sechziger Jahren endlich brach dann aus, was man lange zuvor vorbereitet hatte, und zwar parteiübergreifend - man muss sich die Nachkriegsparteien hervorgegangen denken aus den in der Reichswehr zwangsweise zusammengespannten und streckenweise (wenigstens 12 Jahre lang) gleichgeschalteten verschiedenen sozialen Strömungen, die endlich alle (bis auf Reste, versprengte Individuen, notorische Neinsager ohne Fähigkeit zur Anpassung und dergl.) in der NSDAP zwangskoordiniert wurden und auf diese Weise auch ´überwinterten´, um sich nach dem Ende der NSDAP als Widerstandskämpfer zu präsentieren, oder die Umerziehung der Alliierten über sich ergehen ließen wie zuvor die durch die NSDAP, so dass sich aus Mitläufern und Nazis oder Opportunisten und Zynikern ohne Weiteres ein Heer von aufrechten und nunmehr überzeugten Demokraten rekrutieren ließ, wenn nur alles beim alten blieb im nächsten Lebensumkreis. Über den Abgang derer, die sich, im Bestreben, von einer Spekulation auf Sieg zu profitieren, zu weit vorgewagt hatten, ist unter diesen Gesichtspunkten nur zu reden wie über ein unorthodoxes Arbeitsstellenbeschaffungsprogramm, nicht anders als das der Krieg selbst auch besorgte. Die Konfrontation zwischen verschiedenen Gruppen von Heranwachsenden war soziologisch gesehen auch eine zwischen Städtern und Landjugend, zwischen den jungen Erwachsenen mit besserer Schulbildung und denen ohne die entsprechende ´Bildung´, die auch eine Ersparnis ideologischer, den Verhältnissen, die unter der Decke der verordneten, importierten formalen Demokratie weiter wirkten, Bearbeitung durch die Schule gleichzusetzen war, wo sie es durch Erfahrung geläuterte Lehrer dafür Sorge zu tragen beabsichtigten, dass ´dies nie wieder geschehen dürfe`, ´Draußen vor der Tür´ lesen ließen usw., oder wo unbelehrbare und aufrechte Verteidiger ihrer Identität bestenfalls mit zusammengebissenen Zähnen den ganzen Sauhaufen auf Vordermann in Sachen Demokratie brachte - man kennt das technisch als Widerspruch zwischen der Inhalts- und Beziehungsebene einer ´Kommunikation´, die hier wie auch unter den Vorzeichen einer dann epidemisch werdenden ´neuen Didaktik´ und einem neuen Verständnis von ´Sozialisation´ (ein Hauch abweichend von der ´Sozialisierung´, die mit einem ´Re-´ versehen als Technik der Traktierung von Strafgefangenen imponiert) in der Tat so oder so Indoktrination sein musste, insofern dem Inhalt keine kulturelle Erfahrung entsprochen hatte, und eine einseitige Kommunikation eben keine ist, ganz gleich, wie man sie nennt. Aber die logischen Klassengrenzen waren noch komplizierter. Es gingen auch unter den Restbeständen der bürgerlichen Gruppen Grenzen ganz verschieden durcheinander. Ich selbst bin unter den studentischen Protestgruppen m. W. kaum jemandem begegnet, der aus einer Flüchtlingsfamilie stammte. Mein Eindruck ist vielmehr, dass diese Gruppe mit der Erfahrung der Flucht in der Familie und dem Zwang zu einem Aufenthalt unter Fremden, die sie sei es auch aus Gründen der Volksverbundenheit unter sich duldeten, doch von Gefühlen und Erfahrung beherrscht wurden, die mit entscheidend dazu beitrugen, dass die sozialen Gefüge der Nachkriegsgesellschaft aufgebrochen wurden. Modernisierung begann in diesem neunzehnten Jahrhundert mit dem kriegsbedingten Zusammenbruch der kulturellen Substanz und der sozialen Verbindlichkeiten. Der Krieg ist der Vater der kontemporären Karrieregesellschaft mindestens. Er hat die Totalmobilisierung erzwungen, und die ihm nachfolgende Flexibilisierung ist eine Fortsetzung dieser Mobilisierung mit anderen Mitteln. Man muss vor diesem Hintergrund das Aufeinandertreffen der staatlich bezahlten Hauptschulabgänger im Polizeidienst der bereits in den späten fünfziger Jahren auch in den SPD-regierten Ländern sehen, die die Landjugend mit traditionell scharf rechts gerichteten Überzeugungen schon zu einem Zeitpunkt präventiv in Dienst nahm, und der Generationen sehen, die als Gymnasiasten, die später von ihnen zusammengeknüppelt wurden, noch in der Schule saßen und sich den Kopf darüber wirr machen lassen durften, was für eine schöne neue Zeit voller demokratischer Freiheiten jetzt angebrochen war, während die konservierten, durch die Ausrottung der innenpolitischen Opposition - bis auf marginale, privative Reste, wie gesagt – faktisch mit der Niederlage zur erfolgreichen Konsolidierung gebrachten Ziele der Innenpolitik des Nationalsozialismus hinter dem Paravent der Ideologie der formalen Demokratie nach den Regeln der höheren Schulbildung verschwinden konnten. Da die Beschwörung der innenpolitischen Bedrohung stets mit zum Drohrepertoire des autoritären Staates - gleich unter welcher RegierungsForm – gehört, während sie um so dringender wird, wenn die ´Notwendigkeiten der Politik´ sich auf eine entsprechende außenpolitische Bedrohung nicht stützen können, und sei es nur aus Gründen des Kalküls, kam sie auch hier recht, um der außenpolitischen Melodie des Kalten Krieges die entsprechende innenpolitische Ergänzung beizugesellen. Die politische Reaktion auf die ´Studentenbewegung´ - ein mythisches ‚Phänomen’ , das durch eine mythische Maschine erfunden und ausgestreut wurde und wird – war eine faschistische Replik, sie bot weniger das Bild eines authentischen Ereignisses als vielmehr ein Symptom der Bewusstseinsverfassung und des Staats- und Politikverständnisses der Erwachsenengeneration in den Machtfunktionen der Zeit, mindestens also des am Symptom greifbar werdenden Erscheinungsbildes eines Versagens der politischen Maskerade des institutionellen Gefüges. Das gilt sogar für die Protagonisten und ´Heroen´ des Kampfes gegen das ´System der Schweine´. Ich konnte in einer signifikanten Häufigkeit Mitglieder von K-Gruppen der militantesten Varianten als aus katholischen Elternhäusern stammend identifizieren. Irgendwie fanden die meisten dann doch in den Staatsdienst, in therapeutische und in Lehrberufe, also in die Sozialtechnologie i. w. Sinne. Aber auch in die Werbung. So sehr die deutschen ´Terroristen´, trotz ihres furchterregenden, alles zermalmenden Rufs in der ´Öffentlichkeit´ eher ein Häuflein von verzweifelten Kamikazes, die zur Unzeit und aufgrund fehlgeleiteter Bearbeitung durch die Schule, oder aufgrund der durch die Umstände ihrer Kinderzeit in ihnen aufgestauten ohnmächtigen Wut meinten daran gehen zu müssen zu beweisen, dass der ´Tyrannenmord´ möglich gewesen wäre, dass Widerstand – wie sie es als brave Kinder korrekt gelernt hatten - machbar ist, zur Unzeit taten, wovon sie gemeint haben mochten, dass ihre Elterngeneration es hätte tun müssen (nur hatte die auf dieselbe Weise etwas ganz anderes gelernt und das ebenso brav getan wie die unter anderen Umständen Nachgewachsenen, die jetzt auch nur unter Beweis zu stellen versuchten, dass sie getreue Diener ihrer Herren sind) – so willkommen war einer verblendeten, sich darin nicht wiedererkennenden Generation von politisch Verantwortlichen das Erscheinungsbild einer Bedrohung, deren angerichteter Gesamtschaden, hätte man ihn der Verkehrsunfallstatistik zugeschlagen, nicht die dritte Stelle hinter dem Komma tangiert hätte. Die aus der Distanz sichtbar werdendere ´wirkliche Größe des getöteten Drachen´ steht in einem so erkennbaren Missverhältnis zu der realen Bedrohung des seinerzeitigen gesellschaftlichen und politischen Lebens, dass es gar keine andere Erklärung für die ´Beherrschung der ´Öffentlichkeit´ durch die von dieser Handvoll junger Erwachsenen ausgehenden ´Bedrohung´ als die gibt, dass ihre Schimäre ein höchst willkommenes innenpolitisches Disziplinierungs- und Polarisierungsmittel der Population gewesen ist, das der Beschwörung der außenpolitischen Bedrohung gut zur Seite stand. Das kann ein Licht werfen auf die aktuelle Lage, wo sich der etwas gequälte Versuch einer vergleichbaren ´Bedrohung´ eine öffentliche Wirkung zu verschaffen wieder wahrnehmen lässt, und es kann interessant sein, zu beobachten, wer sich in diese Beschwörung mit erkennbarem Interesse einschaltet. Und vor allem, welche wirklichen politischen Aktionen sich mit der Vorschiebung dieser Themen in den Hintergrund der politischen Berichterstattung drängen lassen, soweit man von einer solchen in nennenswertem Maße und nennenswerter Qualität sprechen kann. Eigenartig ist, dass stets in Regierungsperioden der Sozialdemokratie verstärkt Bedarf an einem inneren Feind besteht, aber auch die so geschichtlich Betroffenen sind lernfähig und können der Bedrohung, die in der Beschwörung einer solchen Bedrohung beschworen wird, u. U. aus dem Wege gehen. Da die Macht stets synonym ist mit der Lernpathologie, die sie an ihren Opfern gerne hätte, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen, ist es naturgemäß Sache der Ohnmächtigen, intelligent zu sein, schneller zu lernen als die nachrückende, provozierende Macht. Derart sind Kultur und Macht vorab Gegensätze, die mit dem von Lernpathologie und Intelligenz zusammenfallen. Eben deshalb geschehen wirksame Lernprozesse von Populationen stets unter einer in der Erfahrung der Opposition stehenden Gruppe und ihrer Führung aus, vorausgesetzt, sie wiederholt nicht, indem sie in einer Linie bleibt mit der Anlehnung an die von ihr aus der Anhänglichkeit des Abhängigen ohnmächtig bewunderte Macht, mit der sie sich heimlich identifiziert, um ihr um so hoffnungsloser zu verfallen. Jeder Machtverfall ist letztlich zurückzuführen auf diese der Macht unabdingbar inhärente Lernpathologie, die mit der Macht synonym ist.
Die seit der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu beobachtende Verschärfung der innenpolitischen Polarisation unter sozialdemokratischer Herrschaft ist bemerkenswert. Sie steht vor allem in Konflikt mit dem Daueranspruch der Sozialdemokratie, irgendwie eher die Interessen der arbeitenden Population zu vertreten als die politisch konservativen Gegner der Sozialdemokratie. Und gerade über dieses stets verschwommen bleibende ´Irgendwie´ ist natürlich unter diesen Umständen stets aufs Neue keine rechte Auskunft zu erhalten. Stattdessen geht die Einkommensschere beschleunigt schneller auf.
Während zu erwarten gewesen wäre, dass die Sozialdemokratie, gewissermaßen von dem Inbegriff der politischen Leitkultur her, den sie stets zu repräsentieren beanspruchte und noch beansprucht, wenn auch zunehmend ´verhaltener´, politisch etwas unternimmt, um die Folgen der geradezu desaströsen Familienpolitik der konservativen Ära, die eher politischer Unverantwortlichkeit und der Unfähigkeit der Politik, verstanden als Personalgruppe, zu verantworten, was da in Gang gebracht und durchgesetzt worden ist, denn irgend einem bemerklichen (bösen oder guten) Willen, wenigstens kompensatorisch abzufedern, geht die Senkung der Realeinkommen unverändert weiter, dabei unvermeidlich die Senkung der Realeinkommen der Familien überproportional, da das sinkende Einkommen von bestenfalls zwei Erwachsenen auf eine größere Anzahl von Personen umgelegt werden muss. Der Zwang zur mehr oder weniger voll beschäftigten Arbeit für beide die Grundlage einer Familie bildende Erwachsenen ist nicht nur ein Indikator für die tatsächliche Senkung der Realeinkommen, sondern auch eine, wenn nicht DIE familienpolitisch durchgesetzte Katastrophe als Normalfall der Kinderaufzucht. Das wird mit einer mehr oder weniger rhetorisch getarnten Anhebung der Steuern beantwortet, die der ´Ökologie´ dienen sollen, für die Bezahlung von Renten verwendet wird, während der arbeitenden Population, die unter das Verhängnis der totalen Mobilität geraten ist unter dem Deckmantel einer Produktwerbung, die die Vorzüge der mit dem Besitz eines PKW verbundenen persönlichen Freiheit zu betonen wusste, so dass dieselbe Industrie, die diese Mobilität nun zur Bedingung macht, damit aber den Besitz eines PKW als Voraussetzung für die Erhaltung oder gar Erlangung eines Arbeitsplatzes erzwingt, mithin zu einem Aspekt auf von auf die privaten Haushalte abgewälzten Kosten macht, immer neue Einkommenseinbußen zugemutet werden, weil die ´Arbeitskosten gesenkt werden müssen´. Das ist verbunden mit einer unvermeidlich technologieentwicklungsbedingten anhaltenden und anwachsenden Arbeitslosigkeit seit dem Ende der sechziger Jahre, die entgegen allen immer wieder für die jeweilige Zukunft wiederholten Beteuerungen, die nächste ´Belebung der Konjunktur´ werde das schon ändern, in der Konjunktur wenig abnimmt, um dann sogleich wieder neue Höchststände zu erreichen.
Während der Staat das Kollektivorgan der Selbsterhaltung einer Population ist, werden in die Bundesrepublik seit den fünfziger Jahren zur Beschleunigung der Kapitalverwertung unablässig Menschenmassen eingeführt. Die sozialen Folgekosten werden auf die Population abgewälzt. Die Zerstörung des sozialen Lebens wurde auch da schon mit der Notwendigkeit begründet, die Steigerung der Arbeitskosten zu begrenzen. Diese Arbeitskosten sind jedoch Einkommen. Sie zu begrenzen heißt nicht etwa, sie im Verhältnis zu der eingesetzten Maschinerie zu begrenzen, sondern nach dem Motto: Was zwei für denselben Lohn tun, vorausgesetzt, man kann das durchsetzen, das soll man nicht einen für diesen selben Lohn tun lassen. Es hilft wenig, sich auf dieselbe Praxis anderswo zu berufen. Es wäre der Logik nach wie wenn sich jemand vor dem Richter für ein kriminelles Delikt zu verantworten hätte und darauf hinwiese, dass sein Nachbar dasselbe getan hat: Es ist für den Unterschied von Recht und Unrecht nicht erheblich. Es bleibt dabei: Der Staat ist das Kollektivorgan der Selbsterhaltung eines Kollektivs, und nicht der Diener und Erfüllungsgehilfe eines Interessenten an der ´Lohngestaltung´, und zwar desjenigen, der ihn niedrig halten will. Es ist nicht den Hauch ´ausländerfeindlich´, das so zu sagen, sondern es richtet sich ganz trennscharf gegen eine Politik, die den Staat benutzt, um gegen eine Gruppe der Population, die gewöhnlich eher in der Mehrheit ist, eine Politik durchzusetzen, die deren Selbsterhaltungsinteressen beschädigt. Die Art der Benutzung des Instruments des Populationsimports, ´wenn die Burschen nicht so recht spuren´, das ist der Punkt, um den es geht. In diesem Sinne ist der Import von Population auf Kosten der Chancen der Population, deren Staat dazu benutzt wird, ihre Selbsterhaltungsinteressen zu beschädigen, eine politisch illegitime Technik der innenpolitischen Auseinandersetzung im Kampf um die Verteilung des Bruttosozialprodukts und die Höhe der Einkommen.
Noch greller wird das, wenn dieselbe Politik, die für diese Technik der Auseinandersetzung steht, mit traditionellen Begriffen der einheimischen Kultur operiert, um Wahlpropaganda gegen einen innenpolitischen Feind einerseits, und mit der Beschwörung eines außenpolitischen Feindes andererseits macht, und dabei zugleich eine terminologische Topologie pflegt, die Leitbegriffe wie Heimat und Vaterland beschwört, abendländisch-christliche Werte usw., während sie selbst, im Hinblick auf ihren Gebrauch des Staates, der innenpolitische Feind ist, der das Vaterland, die Heimat, den sozialen Zusammenhalt, der stets einer des sozialen Nahfeldes ist, das landschaftlich an seinen jeweiligen Rändern immer auch der Mittelpunkt eines anderen Nahfeldes ist, in dem sich diese Ränder überlappen usw. einer schleichenden, von ihm selbst organisierten Invasion öffnet. Es bedarf der Anonymität des urbanen Lebens, und der entsprechenden Wählerschaft, um sich unter der Vortäuschung der Wahrnehmung von nationalen, kulturellen uns dergleichen Interessen und Werten praktisch über just diese ´Werte` als politisch unerheblichen Randbedingungen der Politik dekadenlang ganz anders, ja genau entgegengesetzt zu verhalten, bis Fakten geschaffen sind, die dann, wenn die über Jahrzehnte betrogene mittels politischer Propaganda, die an ihre territorialen Instinkte appelliert, hintergangene Population endlich aufbegehrt, dazu führt, dass die auf diese Weise von der Politik importierten dann schon mindestens eine Minderheit darstellt, die nunmehr verlangt, in der Debatte mit zu reden und vor allem auch die politischen Rechte zur politischen Mitentscheidung über die Politik verlangt, die in bezug auf das von der Population zu spät als solches erkannte Problem künftig zu verfolgen ist. Was hier in Frage gestellt ist, im Prinzip, ist die in der Einheit von Staatsvolk und Staat. Wessen Selbsterhaltungsorgan ist ein Staat, der die Grundlagen dessen, was unter Population zu verstehen ist, solange verändert, bis die Konsequenzen u. U., wir machen hier einen Denkversuch, sich derart geändert haben könnten, das die eingewanderte Mehrheit in einer stillen, schleichenden Invasion über einen langen Zeitraum, endlich die die ursprünglich die Grundlage des staatlichen Lebens ausmachende Population in einer Wahlentscheidung aufgrund der Regeln der formalen Demokratie in eine Minderheitsposition drängen und dort festhalten könnte? Und wie ist es möglich, dass dergleichen tatsächlich das Handeln ganzer Politikergenerationen bestimmten kann, ohne dass die Population bemerkt, dass es weder mit der politischen Propaganda übereinstimmt, die diese Politik verbreitet, noch mit den Grundlagen des staatlichen Lebens, so wie es noch immer definiert werden muss, wenn ´Staat´ etwas anderes sein soll als eine Populationsverwaltung, die wirtschaftlichen Interessen die Population verfügbar hält wie ein Großagrarunternehmen in der Schlachtviehzucht Massentierhaltung betreibt?
Er ist nicht der Staat der einwandernden Population, denn er handelt im Namen der indigenen Population, deren Staatsbürgerschaft eben den Staat konstituiert. Er ist aber auch nicht der Staat der indigenen Population, deren Selbsterhaltungsinteressen er faktisch unterläuft und sabotiert, was immer die Rhetorik besagen möchte, die diese Art der Handlung begleitet. Denn nie ist von der Population entschieden worden, dass sie das als eine Handlung in ihrem Sinn wünscht. Und die derzeit angesichts der heranrollenden Diskussion und des erwachenden Widerstandes verbreiteten Überlegungen über den Sinn und vor allem die ´Gefahren´ von Plebisziten besagen eher etwas über die Art und Weise, wie hier die Hofschranzen einer Verwaltungskamarilla, die sich hinter dem Paravent der formalen Demokratie zu Lenkern und Leitern eines unmündigen Prätendenten angesichts des vorzeitigen Todes des vorherigen Kaisers eher einem Politik- und natürlich einem Selbstverständnis folgen, das sich auf kameralistische Regierungstraditionen unter demokratischen Vorzeichen stützt, und ergo als kameralistische Verwaltung in Abwesenheit der Personifikation des Herrschers und Souveräns an dessen Stelle und in dessen Namen handelt. Die Population ist unter der Herrschaft dieser nicht zufällig besonders von den lokalen Presseorganen als Herrschaft des ´Landesvaters´ aufgemachten Patronage so unmündig wie nur je unter einem absolutistischen Regime, aufgeklärt oder nicht.
Dazu passt gut der autoritäre Tonfall eines ehemaligen Jusos mit einer Herkunft aus dem Schaustellergewerbe: Wo der Knecht zum Herrn erhoben wird, da sind die Imagines der Herrschaft stets mit einer Neigung zum Terror gegenüber den Beherrschten getränkt, zum Übers-Maul-Fahren, und zum Kasernenhofton. Das Über-Ich des Knechts ist, bedingt durch die Sozialisation gewordene Summe der Erfahrung des Unterworfenen eo ipso terroristisch, einfühlungsfern und unfähig, die Rolle mit dem Befehlsempfänger zu tauschen, eine empirisch leicht zu überprüfende Tatsache, die frappierend erscheint angesichts des Umstandes, dass der durch Rollentausch zum Herrn aufgestiegene Knecht doch seine seelische Konstitution aus der gewissermaßen gerade eben noch ganz gegenwärtigen Erfahrung mit der Situation des Beherrschten bezieht, ja sie gewissermaßen, als Identität, ist. Solche Leithammel brauchen denn auch ganz wie naturgegeben keine sie etwa leitende Kultur. Es genügt, dass sie der Leithammel sind, Tiere und Tieren in einer Herde, die von ihnen angeführt wird. Diese Imagination, die ja aus der Replik eines Bundeskanzlers auf die Einführung des Terminus `Leitkultur` sich ergibt, die laut herausblökte, es fehle nicht an einer Leitkultur, sondern an einem Leithammel, macht allerdings eine auf der Ebene der Massentierhaltung angesiedelte Kultur- und Bildungspolitik wie eine Politik, die den Techniken der Massentierhaltung abgesehen zu sein scheint, recht gut verständlich. Wiederum ist das als Symptom zu betrachten, wenn eine Population sich einen derartigen Führer als politischen Repräsentanten wählt. Es ist eine Auskunft über ihren Zustand, over all. Es ist zu bezweifeln ob diese Verschränkung von politischer Debilität im Zeitalter einer technisch-wissenschaftlichen Zivilisation als Massenphänomen einerseits und als Repräsentanz an der politischen Spitze andererseits eine Aussicht hat, sich auf die Höhe des Inbegiffs eines Verständnisses von Kultur und Leitung - im Sinne der Selbstleitung, nichts anderes ist ja Politik, als organisierter Wille einer Population im Angesicht des Realitätsprinzips – zu erheben, die der Realität einer technisch-wissenschaftlichen Zivilisation bzw. Kultur gewachsen wäre. Das Syndrom der Rückständigkeit, das hier blitzartig im regressiven fallback auf den Befehlston eines Kasernenhofs zurückfällt, auf dem Niveau einer nicht einmal dort offiziell mehr zugelassenen Brüllaffenmentalität, ist unter dem Gesichtspunkt, dass dies der gewählte Repräsentant des politischen Willens einer Population ist, eine Lizenz für eine schlechte Prognose.
II.
Aber wir haben es während der Diskussion des Themas ja auch unvermerkt mit einer Kultur anderen Typs zu tun bekommen als diejenige war, von der wir ausgingen. Der Ausgangspunkt war der Umstand, dass Kultur zu haben, auch bedeuten kann, etwas zu unternehmen, also mehr als blo0 etwas geerbt zu haben, das dann im Schrank verstaubt, als Denkmal gepflegt wird oder ggf. einer Modernisierung bzw. Sanierung unterzogen wird, wie man das als Umgangsform mit Beständen ja gewohnt ist. Auch diese Umgangsformen, wenn auch nicht nur diese sind Momente der Gegenwartskultur. Die Kultur als Unternehmenskultur hatte uns also interessiert, als Besitz der durchsetzungsfähigen Entscheider der Wirtschaftsunternehmen, deren Ausstrahlung einerseits so weit reicht wie ihre Produktwerbung, die ja auch ein Teil der Außenwirkung der Unternehmenskultur ist, andererseits so weit wie ihre politische Einflußnahmechance und ihre Verfügungsmacht über Menschen, die von ihnen abhängig sind. Da in der Produktwerbung Information und Desinformation, sachbezogene Datenmitteilung und die Ansprache von Abhängigkeiten, meist unter Umgehung dessen, was weniger ´Spaß´ macht, ununterscheidbar in einer Gemengelange mindestens vorliegen und verbreitet werden, werden wir auch diesen Aspekt der Unternehmenskultur zu ihrem fundamentalen Kulturverständnis zu rechnen haben. Ebenfalls davon nicht trennbar ist der Unterschied zwischen z. B. dem Aspekt einer Unternehmenskultur, auf die man z. B. trifft, wenn man seine Bewerbungsunterlagen einreicht, zu einem Vorstellungsgespräch erscheint usw., und dem Aspekt, den die Public Relations Abteilung des Unternehmens als Eindrucksmanipulation zu verbreiten und durchzusetzen bestrebt ist. Ein genauerer Blick hinter die Kulissen - wir haben es also mit Kulissen zu tun, die etwas vorstellen, am Ende gar mit potjomkinschen Dörfern, jedenfalls mit einem Bühneneindruck, einer Abteilung der Theaterwissenschaften – zeigt hier eine interne Ausdifferenzierung der Unternehmenskultur aus einem noch über ihren leitenden Funktionen anzusiedelnden Quelle, die die Bearbeitung der ´Endverbraucher´ oder der ´Großverbraucher´´, allgemein die intern ausgedachte Sonderbehandlung der nach ´Zielgruppen´ aufgefächerten ´Abnehmer´, manchmal auch ´User´ genannt. Das lässt sich beliebig auffächern und folgt insgesamt einer bestimmten Technik und wissenschaftlichen Bearbeitung des ´Marktes´, die z. B. auch den Unterschied der ´Kulturen´ nach Möglichkeit berücksichtigt, um den unterschiedlichen ´Anforderungen des Marktes Rechnung zu tragen´. Das lässt sich z. B. so bewerkstelligen, dass der Unterschied zwischen den Sprachen in dem währungstechnisch vereinheitlichten Markt der Europäischen Union, der Unterschied mithin zwischen den Kulturen, insofern sie die Möglichkeit bereitstellen, Informationsfluss auf der Ebene der internationalen und insofern multikulturellen Unternehmen zwar zu gestatten, ja zu koordinieren, während die Populationen aus verschiedenen Gründen informativ segmentiert bleiben. Aber das ist noch nicht genug. Man kann mehr leitkulturelle Maßnahmen treffen, indem man z. B. die Händler, sagen wir: Die Autohändler verschiedener ´Länder´, die währungstechnisch zusammengefasst sind, und derart Ersparnisgewinne bieten durch die Vereinheitlichung der Valuten, vertragsrechtlich zweifelhaft darauf verpflichtet, sich einem Verbot eines Exports bzw. Imports in bzw. aus einem der ´anderen Länder´ innerhalb des selben vereinheitlichten Währungsraums zu unterwerfen, so dass möglichst weder der Umstand bekannt wird, dass derselbe Fahrzeugtyp in den verschiedenen Ländern zu teils erheblich unterschiedlichen Preisen angeboten und verkauft wird, oder wenn doch, dass dann ein Verkauf an einen ´Aus-Länder´ im Sinne der Unternehmenskultur dennoch ausgeschlossen bleibt. Hier ist die Unternehmenskultur am Ende ausländerfeindlich, könnte man vermuten, doch das ist deshalb ein Fehlschluss, weil sich die Ausländerfeindlichkeit hier zunächst eher in einer Richtung konturiert, und zwar in der Richtung auf die Länder, in denen das betreffende Fahrzeug zu einem höheren Preis angeboten wird. Das kann jedoch, muss aber nicht das ´Land´ sein, in das ein Fahrzeug exportiert wird, wenn man unter ´Export´ eine Relation versteht, die den Firmensitz des betreffenden Unternehmens als Ausgangspunkt der Bewegung der Unternehmenskultur betrachtet. Dann kann es sich aber gerade so gut zeigen, dass die Unternehmenskultur nicht ausländerfeindlich ist, sondern ausländerfreundlich, wenn man das niedrigere Preisangebot zusammen mit dem wie oben definierten ´Export´ ins Auge fasst und den niedrigeren Preis als ´Freundlichkeit´ betrachtet (In der Tat könnte es sich auch um eine kalkulationstechnische Entscheidung handeln, die nicht so sehr auf Freundlichkeit beruht, sondern auf der Überlegung, dass eine höhere Auslastung der Kapazitäten zwar Absatzprobleme schafft, die zu den niedrigeren Absatzpreisen ´anderswo´ zweckmäßiger Weise veranlassen, wenn es dabei nur gelingt, die sagen Preise des ´Inlandmarktes´ oder auch eines anderen ´Auslandsmarktes´ stabil oder relativ dazu jedenfalls höher, so hoch nämlich zu halten, dass die Kombination von Kapazitätsauslastung und Preisdiversifikation auf verschiedenen Märkten einen insgesamt schnelleren Kapitalreturn bietet als der Verzicht auf diese Technik der Preisgestaltung. Deren Ratio hat aber neben dem produktions- und finanztechnischen Aspekt noch einen anderen, der in dem Studium der Verbraucherseite begründet ist. Auch hier leistet die wissenschaftliche Begleitforschung wie stets nach Möglichkeit gerne ihren Dienst, und folgt dabei einem schon älteren Motto, das über jeder Leitkultur schwebt, nämlich. Wes´ Brot ich eß´, des Lied ich sing´. Der einschlägige kulturelle Leitgesichtspunkt wird hier geliefert vom sogenannten Gossen’schen Grenznutzengesetz. Nach diesem ´Gesetz´ wird das ´Verhalten´ von Konsumenten von folgender Regelmäßigkeit bestimmt (Es gibt verschiedene Formeln, die das Gesetz formulieren, aber das soll uns hier nicht kümmern.): Je mehr Einheiten eines Gutes ein Individuum, ein Haushalt usw. besitzt, desto geringwertiger ist subjektiv die Wertschätzung der je einzelnen Einheit dieses betreffenden Gutes für seinen Besitzer bzw. Eigner. Das ist nach den Regeln der sogenannten ´subjektiven Wertlehre´ ein Anlass zum Tausch. Setzt man nämlich voraus, dass dieser hiervon, und jener davon so und so viele Einheiten besitzt bzw. hat, dann wird sich aus dem Umstand, dass der Eine von diesem und der Andere von jenem hat, eine Anregung zum Tausch aufgrund der unterschiedlichen Wertschätzung der Teilmengen entsprechend dem Unterschied zwischen Besitz und Nichtbesitz ergeben, vorausgesetzt, die Eigner der verschiedenen Güter können sich auf einem Markt begegnen. Soweit betrifft das zunächst einen Naturalientausch, also den Austausch dieses Guts gegen jenes Gut entsprechend den jeweils zur Verfügung stehenden Mengen. Wir verzichten darauf, das ins Letzte gehend auszuzeichnen. Bemerkenswert ist der Übergang zu einer Geldwirtschaft, weil sich dann Güter einerseits und Geldmengen andererseits gegenüber stehen. Dann nämlich beziehen sich die einen Eigner auf die ihnen zur Verfügung stehenden Geldmengen und die anderen Eigner auf die ihnen zur Verfügung stehenden Gütermengen. Wir können nun den Fall ausschließen, dass auf Dauer unterhalb der Produktionskosten ausgetauscht würde, weil es leicht einzusehen ist, dass das zu einem natürlichen Ende des Austauschs führen müsste, da es keinen vernünftigen Grund gibt, zunächst Geldmengen so einzuschätzen, dass man daraus Güter macht, durch eine Unternehmung, oder Güter erwirbt, um sie weiter zu veräußern, und wieder in andere, aber minderwertigere Güter zu verwandeln. Hans im Glück ist der eher seltene und auf keinen Fall der Regelfall in einem solchen Markt der subjektiven Ökonomie. Wenn wir jetzt, unter Übergehung einiger Zwischenglieder und Vermittlungsschritte Einkommen, die für den Konsum zur Verfügung stehen einer produzierten Gütermenge auf einem Markt gegenüber stellen, dann ergeben sich die entsprechenden Schätzungen, die den Preis der Güter dadurch regulieren, dass sich - unter Berücksichtigung der oben gemachten Einschränkung, die verbietet, dass die Produktionskosten auf Dauer unterschritten werden – die subjektiven Schätzungen der Geldmengen entsprechend auf die Gütermenge verteilen, im Übrigen auch in Abhängigkeit von deren Gesamtmenge, aber ebenso mit Rücksicht auf die bereits im Besitz der Geldmengeninhaber befindlichen Teilmengen der Güter oder ihrer möglichen Substitute (Honig vs. Zucker usw.). Wichtig daran ist nn die Überlegung, dass die Geldmengenbesitzer ja subjektiv ihre Geldmengen einschätzen, im Unterschied zu einem Naturalientausch, bei dem sie jeweils Gütermengen einschätzen, deren Haltbarkeit, Brauchbarkeit (Was mache ich mit hundert Robbenfellen, 20 Segeljachten oder 50 Automobilen, wenn ich keine Armee zu versorgen habe?), einmal abgesehen davon, dass der bloße Besitz ja noch nicht einen bloßen Konsumenten oder Eigner dieser Güter von einem Unternehmer unterscheidet, der evtl. diese Güter beschafft oder herstellt für einen Gütermarkt. Das lassen wir alles beiseite. Die Konsumenten schätzen die Teilmengen ihrer Einkommen in Relation zu der ihne jeweils zur Verfügung stehenden Gesamtmenge. Das führt auf die Pointe, auf die wir hinaus wollen. Je mehr von dieser Teilmenge also der betreffende Konsument zu seiner Verfügung hat, desto geringer ist die subjektive Wertschätzung der entsprechenden Teilmenge. Obwohl es nicht ganz so ist, unterstellen wir in einer Abstraktion einmal, dass die subjektive Wertschätzung der Teilmengen proportional zum Wachstum der Gesamtmenge fällt, so dass man grob illustrativ formulieren könnte, dass der/die, der/die die doppelte Teilmenge zur Verfügung hat, entsprechend subjektiv den halben Wert für die Teilmenge veranschlagt. Das formulieren wir, wie gesagt, nur um die gemeinten Verhältnisse zu illustrieren und in dem Bewusstsein, dass es um die Darstellung der Entwicklungsrichtung der subjektiven Wertschätzung der Teilmengen bei Zunahme der Gesamtmenge geht. Das führt also, um es zusammen zu fassen, dazu, dass die Besitzer größerer Gesamtmengen an Einkommen aufgrund der Tendenz der sinkenden subjektiven Wertschätzung der Teilmengen ihrer Einkommen entlang dieser Tendenz bereit sind, entsprechend mehr, also höhere Preise zu zahlen für von ihnen gewünschten Güter. Es ist diese Erkenntnis, die die subjektive Seite dieser Unternehmenskultur ausmacht, neben der bereits erwähnten objektiven, in der Kalkulation der Auslastung der Kapazitäten und der Vorteile einer ´differenzierten Preispolitik´ auf verschiedenen Märkten. Und es sind diese beiden Aspekte, der betriebswirtschaftliche und der, der sich aus den Einsichten der subjektiven Ökonomie ergibt (ihrer Bedürfnisorientierung), die diese Art von Leitkultur als Unternehmenskultur ermöglichen. Das sind allerdings nur die Rahmenbedingungen. Dazu kommt nun mehrererlei. Einmal ist da die Überlegung, dass es gut sein könnte, sich die Valutenkosten zu ersparen, indem man die Politik veranlasst dazu, den Markt währungstechnisch zu ´vereinfachen´ durch seine Zusammenfassung unter eine Leitwährung, und die Population durch ´die Öffentlichkeit´ dazu veranlassen lässt, das aus Gründen des Friedens, der Freundschaft usw. und wegen des Jugendaustauschs für fortschrittlich zu halten. Zugleich entspricht dieser Veranlassung, die nicht zufällig auch gute, und ebenso subjektive Gründe ´anspricht´, weil sie ja einen Erfolg wünscht, die Kalkulation, dass sich der gleichwohl durch den Unterschied der Kulturen, und das heißt jetzt hier vor allem, der verschiedenen Sprachen, Informationsgrenzen als quasi natürliche Begrenzungen des Informationsflusses erhalten (lassen), deren schwere Durchdringlichkeit sich einfach aus dem durchschnittlichen Bildungsstand der Populationen ergibt, die sich angesichts anderer Aufgaben, mit denen sie beschäftigt werden, wenn sie es nicht ohnehin sind, außerstande sehen dürften, sich darum zu kümmern, diese Informationsbarrieren zu überwinden, es sei denn in einem anderen Sinne, der wiederum eher der Unternehmenskultur zugute kommt. Und was dann noch nicht zementiert ist oder bleibt, lässt sich durch die entsprechenden vertraglichen Regelungen regeln. Dabei kommt allerdings neben der die Leitkultur leitenden ´Unternehmensphilosophie´ - auf den Zusammenhang zwischen beiden, bei der die entsprechende ´Philosophie´ den Sinn und die Funktion eines Designerstudios für die entsprechende Kultur hat, kommen wir noch - noch ein Gesichtspunkt ins Spiel, ohne den sowohl die Unternehmenskultur als auch die entsprechende Abteilung für den Design keine Chance hätten, und das ist der Gesichtspunkt der Einflußnahmemöglichkeit. Diese Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Markt, die jede Unternehmenskultur nicht nur als ihr gutes Recht für sich in Anspruch nimmt, sondern die auch einem tiefen menschlichen Wunsch nach Verbreitung von Ideen Rechnung trägt, geht mithin auf einen quasi anthropologischen Motor zurück, der weit über die speziell mit modernen Wirtschaftsunternehmen verbundenen Spezialitäten der Unternehmenskultur in die Geschichte der Menschheit zurückreicht. Und hier ist in der Tat der Anschlusspunkt, der unsere Überlegung wieder an die oben als Ausgangspunkt genommene und zu korrigierende Abschweifung in die Politik als eine allerdings ältere Abart der Unternehmenskultur anknüpfen kann. Mit ihr gemeinsam hat die Kultur als Politik nämlich den Aspekt der Organisation, und über deren allgemeinen Bedeutungsgehalt, den Bedeutungsgehalt von Organisation, hängt sie wiederum mit dem zusammen, was man unter dem Titel ´Religion´ allgemein zusammenfasst. Deshalb konnten wir auch - unter der stillschweigenden Voraussetzung allerdings, dass es eine unter diesem Titel zusammen zu fassende Gegenwartskultur gibt, die als Leitkultur auch identifiziert werden kann und die Merkmale der Prinzipien der Organisation trägt, unter denen wiederum das gegenwärtig vorherrschende das der Marktorientierung als das Leitprinzip zu betrachten ist, während wir sogleich erkennen können, dass die Rede von ´Prinzipien´ hier in gewisser Weise an Oberflächenphänomenen orientiert ist, so dass wir in Wahrheit des diesen Orientierungen gemeinsame Prinzip noch nicht benannt haben - auf die Abweichung verfallen, ein Symptom, ein Phänomen aus der politischen Leitkultur zu behandeln, während wir noch bei dem Gesichtspunkt der ´Unternehmenskultur´ waren, mithin Parteipolitik unter dem Gesichtspunkt des Anspruchs auf Leitung in der Leitkultur noch nicht genauer untersucht haben. Wir sprechen hier allerdings auch noch nichts aus, was Anlass einer Kontroverse sein könnte, denn im Benennung des Symptoms besagt ja auch dessen eigene Sprache nichts anderes als das, was wir hier meinen, wenn wir die Einheit dieser Kultur betonen unter Berücksichtigung der gewünschten Erfüllung auch des Gesichtspunktes der ´Leitung´ mit einem mehr als oberflächlichen Sinn. Auch wir halten es daher für mit unseren Untersuchungen übereinstimmend, dass der Genosse der Bosse das auch bleiben will, allerdings nicht weil er es beteuert, so als könne er auch anders, wenn er nur wollte, weil sich hier allerdings jenseits der subjektiven Willenserklärung kaum eine Alternative ergeben könnte, aus strukturellen Gründen, die diese Genossenschaft nicht zur Wahl stellen, und das heißt natürlich, auch nicht bei einer Wahl zur Wahl stellen.
Zunächst müssen wir auf unsere Ausführungen zur subjektiven Wertlehre noch einmal zurück kommen: Die Unternehmenskultur nimmt deren Überlegungen und Konsequenzen auf, wenn sie entsprechend den Markt segmentiert und ihre Preisgestaltung darauf einstellt. Betrachtet man diese Preispolitik unter dem Gesichtpunkt einer Leitkultur, dann ergibt sich Folgendes: Die Preise werden gestaltet unter dem praktisch bedeutsamen Blickwinkel einer Marktforschung, die die Einkommensverhältnisse verschiedener Länder in Betracht zieht und entsprechend den sich ergebenden Unterschieden anhand von Durchschnittswerten der Einkommensunterschiede verschiedene Preise auf verschiedenen, relativ gegeneinander isolierten Teilmärkten (man betrachte bloß, wie viele Deutsche oder Italiener Französisch sprechen und umgekehrt) verlangt. Betrachtet man diese als ´dumping´ unerwünschte Praxis einmal ohne Rücksicht auf die Art der Errechnung und die Reichweite der Geltung des betreffenden Produktverkaufspreises, also unter dem Gesichtspunkt der Globalisierung, den wir uns ja genau so zu eigen machen können wie die Leitkultur, von der wir gerade sprechen, dann ergibt sich unter dem Gesichtswinkel der Globalisierung ein bemerkenswerter Umstand, der nämlich, dass die Preisgestaltung allgemein von den jeweiligen Einkommensverhältnissen abhänmgig gemacht wird. Das wird sofort evident, wenn wir nur die Berechnungsgrundlagen aufgrund regionaler Durchschnittsermittlungen aufgeben und den Umstand, dass hier systematisch gegeneinander isolierte Teilmärkte aufrechterhalten werden und durch entsprechende Regelungen stabilisiert werden sollen. Aufgrund dieser Praxis ergibt sich nämlich, dass ganzeTeilpopulationen ganzer Regionen von den Vorteilen profitieren, oder an den entsprechenden Nachteilen beteiligt werden, während die in die Rechnungen nicht eingehenden realen Einkommensunterschiede wieder so wirken wie das Gossen’ sche Gesetz das besagt, also derart, dass die höheren Einkommensbezieher auch subjektiv gesehen von dem Vorteil, dieser Art von Preisgestaltung mehr profitieren als die niedrigeren Einkommensbezieher, während diese subjektiv überproportional benachteiligt sind, und dies um so mehr, als die u. U. mit den Beziehern niedriger Einkommen in einer von der Preisgestaltung begünstigten Regionalisierung der Märkte durch die Unternehmenskultur. Würde man dagegen die Grundidee einer einkommensabhängigen Preisgestaltung entlang der Überlegungen dr subjektiven Wertlehre global realisieren, dann ergäbe sich das Bild eines kulturellen Ausgleichs von nicht zu rechtfertigenden Einkommensunterschieden, vorausgesetzt man verschließt sich nicht der Einsicht, dass ein Angebotsmarkt nicht einfach jedem offensteht, und nicht der Volksweisheit, wonach man durch Arbeit allein nicht reich werden kann, deren Gültigkeit ganze Kulturepochen ohne Evidenzverlust überdauert. Es ist bemerkenswert, dass keine Leitkultur sich diesem ohnehin schon des Längeren von ihnen selbst praktizierten allgemeinen Einsichten auch nur gedanklich erschlossen zu haben scheint, während sich das Verständnis der Bedeutung von ´Globalisierung´ unter Ausschluß bstimmter naheliegender Konsequenzen ihrer eigenen Implikationen zu ´entwickeln´ wollen scheint. Dergestalt erscheint uns unversehens ein womöglich allgemeiner Befund, der mindestens derzeit, aber bei genauerem Hinsehen am Ende epochenübergreifend gelten könnte, nämlich der Befund, dass Leitkulturen, haben sie erst einmal die Leitung, die Neigung entwickeln könnten, nach Möglichkeit ihre Einflußnahmechancen dazu zu nutzen, bestimmte Konsequenzen ihrer eigenen Praxis nach Möglichkeit auszuschließen, bzw. nach Möglichkeit selbst die Leitung auch im Hinblick darauf zu behalten, was sich allgemein kulturpolitischer oder kulturphilosophischer oder kultursoziologischer Analyse entsprechend aus dieser Praxis alles ergeben könnte oder was sich nicht mit dem Gedanken einer verantwortlichen Leitung ganz allgemein auf die Dauer vereinbaren, bzw. was sich an unerwünschten Folgen dieser Leitungskontrolle in eigener Regie sonst schließen lässt, und sei es auch nur an möglichen oder absehbaren nicht wünschbaren Folgen. Denn da sind durchaus Folgen zu benennen. Vorab wäre da die einer Preisgestaltung wie sie der oben erwähnten Praxis entspricht. Es ist leicht einzusehen, dass, während es prima vista so aussehen könnte wie eine sei es auch im Nebeneffekt durch Preisgestaltung freiwillig erbrachte Subventionierung wirtschaftlich weniger entwickelter Regionen, sich in der Tat ein anderes Bild ergibt, wenn man sich vor Augen hält, dass die relativ niedrigeren Produktpreise dazu führen (können) , dass eine derartig bevorzugt mit Konsumgütern bediente Region sich dann auch wirtschaftlich nicht entwickeln kann, weil und sofern sie nicht in der Lage ist, sich gegen diese Preisgestaltung mit entsprechenden eigenen Produkten zu behaupten. Daraus gibt es indessen einen Ausweg, nämlich die Investition, der Bau der industriellen Anlagen durch die entsprechenden Unternehmen in der betreffenden Region, in der sie bei relativ niedrigeren Lohnkosten - denen ja die Einkommen z. T. entsprechen, insofern Löhne Einkommen sind - aber dabei muß doch der Bezug der Hardware und deren Preise, die gewöhnlich dem industriellen Standard einer anderen Region entsprechen dürften - berücksichtigt werden. Von der Rechtssicherheitsfrage kann dabei angesichts der schnell um sich greifenden Eingreiftruppen einmal abgesehen werden, zumal deren Kosten die Steuerzahler, also die Einkommensbezieher der entsprechend mit höheren Preisen bedachten Populationen bzw. Regionen bezahlen, was auf eine Subventionierung der entsprechenden Unternehmenskulturen durch, sei es ihre Belegschaften oder andere Teilpopulationen der jeweiligen Regionen hinausläuft.
Da diese Kulturtechnik der Leitkultur in dieser Bedeutung in einer Entwicklungsphase ist, die wenigstens nach Globalisierung strebt, und d.h. in jedem Fall nach Universalisierung, ihrer eigenen Logik nach, und da es sich dabei zugleich um einen Verdrängungswettbewerb handelt, bei dem eine Menge ´Player` noch ausscheiden werden müssen, kann man schon einmal den Sinn dieser kulturellen Entwicklung bestimmen. Da sie der Logik des Monopoly-Spiels folgt, wird sie auch deren aus dem Heimspiel hier und da schon bekannten Konsequenzen haben. Die Unternehmenskultur, als Leitkultur mit Universalitätsanspruch, folgt der Logik des Monopolyspiels mit einem unzweideutigen Ausblick auf einen gerade erst global erst vollendeten Industriefeudalismus, gegen den die Zeiten, aus denen die gerne von Denkmalsschützern als ´Zeugen´ ´unserer´ – wer ist eigentlich dieser ´uns´ - großen kulturellen Vergangenheit und Tradition gehätschelten Burgruinen und Barockschlösser oder Kaiserpfalzen und Caracallathermen usw. so etwas wie das Sandkastenspiel, eine Art von bloßer Vorübung in Sachen Herrschaft gewesen sein werden, während die Slavenhalterei der Antike sich ausmachen wird wie gemütliche Patronage. Das werden wir indessen erst im Kontext mit dem Verständnis der Bedeutung von ´Leitkultur´ diskutieren können, im Kontext eines anderen Begriffs, nämlich dem der ´Weltinnenpolitik´, also der Auflösung aller Politik und aller Herrschaft in eine übergreifendes Konzept der polizeilichen Bewältigung auch der derzeit noch oder erst einmal von schnellen Eingreiftruppen mit militärischem Auftrag und militärischer Bewaffnung ausgestatteten Einsatzkommandos absieht, die sich als Vorgriff auf das innenpolitische Monopol der Herrschaft einer begünstigten Minderheit über eine ausgegrenzte Minderheit zementieren wird. Man sollte angesichts von Siegesfeiern den Blick eher auf die Risiken richten, die sich als deren Konsequenzen auftun.
Wir können indessen unter dem Titel ´Unternehmenskultur´ noch ein anderes Phänomen diskutieren, das sich in Ansätzen oder in fortgeschrittenem Stadium bereits seit längerem in Entwicklung befindet, nämlich die Verschmelzung der Lebensmittel erzeugenden Industrie mit der Massentierhaltung zu einem verzweigten, aber dennoch einheitlichen System, das wir die Futtermittelindustrie nennen wollen. Denn vom Gesichtpunkt der betreffenden Industrie ist es eine Sache kleiner Differenzen, die sich zudem auf verschiedene Weis durch Einflussnahmetechniken, Unterlassungen, Verheimlichungen, oder Public Relations, Auftragsvergabe zur Erstellung von Beweisen oder Gegenbeweisen durch die sich hier stets bereitwillig zeigende ´Wissenschaft` - die wir damit erneut als wesentlichen Bestandteil ´unserer´ Kultur haben ausmachen können, während in allen einschlägigen Papieren zwar Tradition und Religion, ja sogar ein ´Aufklärung´ genanntes Phänomen (was mag das wohl einmal gewesen sein?) vorkommen, aber nicht das Wort `Wissenschaft`. – ob sie nun die Biomasse der von ihr versorgten Tiere mit Futtermitteln versorgt oder als Futtermittel auffasst. Ebenso ist es eine altmodische Unterscheidung, Lebensmittel - für Menschen – von Futtermittteln – für die Schlachttiere, die als Futtermittel aufgezogen werden, Erzeugnisse der Futtelmittelindustrie sind – eigens zu unterscheiden. Gewiss, es gelten teils noch unterschiedliche Regeln für die Erzeugung des einen oder des anderen, aber vom rein technischen Standpunkt gesehen wäre ´Soylent Green´ der logische Endpunkt der absehbaren Entwicklung nicht nur in einer Hinsicht. Man kann das erkennen an dem sowohl unter epidemischen Gesichtspunkten wie auch unter dem Gesichtspunkt der Energieversorgung untrennbar einheitlichen Aspekt, der die ´Probleme´, die in dem formal unterschiedenen einen Bereich auftreten, unweigerlich dieselben sind, die auch in dem anderen auftreten. Das hat mit der hinter dem Gefasel von der ´schonungsbedürftigen Umwelt´ - die wie eine Art Zooinsasse nach dem Muster ´Serengeti darf nicht sterben´ dem Publikum vorgeführt wird – maskierten Einheit des Lebens (aufgefasst als Kollektivsingular, dessen grammatische Form und Wahrheit nur dem unter organisch bedingtem Selbsterhaltungsimpuls wahnhaft verkehrten Bewusstsein verborgen sein kann) nichts zu tun, so wenig wie der andere fundamentale Gesichtspunkt, der die energetische Grundlage des Lebens und daher auch das Schicksal des Lebens ausmacht, nämlich die Physik der Entropiegesetze, auch als thermodynamische Gesetze bekannt. Wir werden diesem Symptom für den Zustand des Bewusstsein noch nachgehen, das so von ´Leitkultur´ spricht, als brauchten wir am Ende eine Belehrung von den Besatzungsmächten, die sie in ihren Kastellen als ein von ihnen dressiertes Haustier halten wollen, das brav apportiert, wenn man ihr eine Wurst hinhält, oder ein Professorengehalt nebst venia legendi, aber immer so, dass sie es auch für ein Lehrergehalt zu tun bereit ist. In jedem Fall kann man sehen, dass die Begriffe ´Modernisierung´ und ´Flexibilisierung´ - man könnte ja auch sagen ´Lockerung´ in welchem Sinne auch immer - von dem praktisch in Gebrauch befindlichen Bedeutungsgehalt von ´Leitkultur´ im Sinne von ´Unternehmenskultur kaum zu trennen sind und werden das entsprechend in Betracht ziehen. Dasselbe gilt für den untrennbaren Zusammenhang des Verständnisses von ´Leitkultur´ und ´Globalisierung´, den wir in der politischen Praxis erkennen können, die diesen Begriff, wie immer ´kontrovers´ praktisch in Gebrauch hat, ganz gleich wie sie zu dem Gebrauch des ´Terminus´ steht. Denn auch seine ´Transferierung´ in die Bedeutung von ´Grundkonsens´ macht hier, wie noch zu zeigen sein wird, keinen praktischen Unterschied.
Sehen wir jetzt, wie das mit dem Versorgungs-Konvoi ist, nachdem wir das Flagschiff oberflächlich inspiziert haben.
III.
In Arbeit
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