Romantische Landschaft mit Menschenopfer

Romantische Landschaft mit Menschenopfer
Weißt Du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt...

Freitag, 26. Februar 2010

Biographisches

für Leah Johanna Eurydike

30. 3. 2009

Jede Zeit hat ihre Agitatoren und Monstren, denen es gelingt, durch etwas Unwiderstehliches auf ihre Zeitgenossen zu wirken, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wie das eigentlich alles so geht wie es geht, so wenig wie die derart Überzeugten wirklich wissen wie ihnen geschieht. Es wäre zwecklos ihnen Widerstand entgegensetzen zu wollen, denn schließlich geschieht alles dies nicht ganz zufällig. Der Erfolg hat, unabhängig von seiner Fragwürdigkeit, Gründe, die so gut solche sind, die sich in seelisch-geistigen Verfassungen wie in den allgemeinen materiellen Umständen, die dem Leben diktiert sind, materialisieren. Das Beste, das man tun kann ist, dass man es vermeidet, sich in diese Verkettungen einzuklinken, indem man die Sprache benutzt, in der sich das vergegenständlicht, oder auf sie reagiert, auch indem man sie benutzt. Aber die Sprache gehört diesen Vorgängen und ihren Protagonisten, durch deren Koalitionen und Gegnerschaften sie gewissermaßen in ihr Privateigentum übergeht. Alle Bedeutungen, aller Sinn ist endlich beherrscht von der Monokultur dessen, was dieselbe Sprache, indem sie meint über sich selbst nachzudenken, gelegentlich den Zeitgeist nennt.

Ohne auf Einzelheiten einzugehen: Ich habe entdecken müssen, dass ich als Sohn einer auf ihr eigenes Schicksal als Frau nicht gut zu sprechenden Mutter und Witwe, die sich nach 1945 mit der Aufgabe betraut sah, vier Kinder unter Umständen zu begleiten, unter denen Frauen nach wie vor nahezu rechtlose Wesen waren und sich auf Ämtern und in der Mentalität der Population nichts geändert hatte als das verordnete Regime und Benennungen, ohne irgendeine Vorbereitung zumal, die ihre Chancen, das zu bewältigen einigermaßen in ein Verhältnis gesetzt hätten zu der Aufgabe, mit einer gewissermaßen antizyklischen Bewusstseinsverfassung gegenüber dem sich langsam konturierenden Zeitgeist aufwuchs, im Großen und Ganzen als vernachlässigtes, allein gelassenes Kind, die man damals, eigentlich schon später, als man das ‚Phänomen’ bemerkte, ‚Schlüsselkinder’ nannte, die also den gesamten Tag über sich selbst überlassen waren, einen Wohnungsschlüssel hatten und tun mussten was sie wollten, weil ihr Tun niemanden kümmerte solange es nicht ‚auffiel’, anders gesagt: Die Mittags? oder Abend? oder Sonntags? oder sonst eine der vielen Unterarten der Ruhe störte. Ich fand mich dennoch oder weil ich sonst keinen Gesprächspartner hatte – wie auch meine Mutter keinen anderen fand – mit den Überzeugungen meiner Mutter ausgestattet die mir auf diese Weise sich nur sehr zögernd erschließende Welt als eine Art von Behälter mit unbestimmten, aber recht großen Maßen, die sich zunächst langsam erweiterten, mit glatten, gewissermaßen bemalten Wänden, die zurückwichen, wenn man auf sie zu ging, so dass sich ein sich mitbewegender Horizont bildete, und auf dessen Bodenplatte alles mögliche herumlag und Aufbauten aufgeführt waren, in die man hineingehen konnte usw., woraus sich ein alles in allem gesehen geschlossenes Bild ergab, auf dessen Oberfläche es nirgendwo einen erkennbaren Riss, eine Narbe oder den Umriss einer Türe gegeben hätte, die auf einen Ausgang oder überhaupt ein mögliches Dahinter gedeutet hätten, eine Art Maschinenraum oder einen Keller, oder einen Schnürboden, wie im Theater. Nur von einem der Einrichtungen von Theatern erfuhr ich, dem Eisernen Vorhang. Das war aber schon später. Immerhin wusste ich, was das ist. Beinahe jeden Tag ‚spielte’ ich irgendwo in der Umgebung. Wir nannten das ‚spielen’, ich und die Spielkameraden, die ich auf der Strasse fand, die im laufe der Zeit wechselten, bis auf einen Kern, die dieselben bleiben bis ich alle aus den Augen verlor. Da gab es das Kurhaus, das die große Parkwiese beherrschte wie ein fürstliches Schloss, und da ich in diesem Park spielen durfte ohne dass das jemanden kümmerte, solange man die große Wiese wenigstens nicht betrat, die auf diese Weise ein Ort der Sehnsucht zu werden vermochte, weil ich sie so wenig betreten konnte wie die Fläche eines im Schein des Mondes träumenden Sees, oder ein Landschaftsbild, von deren rätselhaftem und magischen Sog ich während meiner Kinderzeit ergriffen wurde, und das eine oder andere Mal noch beim Anblick einer Gemäldes in einem Museum in Paris, wo ich denselben Wunsch verspürte, und später in einer Berglandschaft in Spanien, wo ich aus der Höhe einer Passstrasse mitten in einem Gebirge in ein weites, von niedrigeren, von der Erosion gerundeten Kuppen durchzogenes ungemein weites, vegetationsloses Tal hinuntersah, dessen in verschiedenen Ockertönen zwischen Braun und Gelb schwankende Farben unter einem sonnenlosen, aber ungemein hellen Himmel, in dem sich Wolkentürme in verschiedenen Grautönen zu einem den das Tal umgebenden Gebirgsring in den Himmel aufstufenden riesigen Kessel aufstuften, in dessen Pol sich eine diffus schimmernde riesige scheibenförmige, wie mit Milchglas abgedeckte Scheibe abzeichnete, durch die das gesamte Licht, das diese Landschaft schattenlos überflutete, hereinzufallen schien.

Da spürte ich denselben Wunsch, mich einfach wortlos von meiner Umgebung abzulösen, um in diese Landschaft hineinzugehen ohne mich noch ein einziges Mal umzusehen und ohne jemals zurückzukehren. Damals war das nur ein schwacher Sog, der von dem Anblick der mit einer leichten Neigung abfallenden Fläche dieser Weise ausging, die einer schwachen sinusförmigen Schwingung folgte um in Richtung auf die Usa, einen kleinen Fluss, der der tiefsten Linie des Tals folgte und sie markierte, in eine Horizontale auszulaufen. Erst später entdeckte ich einige der vermutlichen Quellen dieser Art von natürlicher Mathematik, die in diesem Fall der Landschaftsgärtner, dessen Denkmal noch an einer der Weggabelungen steht, die am Rande dieser mit Gras bewachsenen Welle entlang durch das Gelände führen, in diese Landschaft einzeichnen ließ, der mit seiner englischen Anlageform zugleich so ‚natürlich’ wirkte, damals jedenfalls, als sich aus Gründen, die mit der mir da noch nicht bekannten jüngsten Vergangenheit zu tun hatte, niemand so recht um die Anlage kümmerte und sich noch nicht diese Schrebergartenmentalität an diesem großartigen Gebilde zu schaffen zu machen (wieder?) begonnen hatte, die stets dafür sorgt, dass es genügend grellbuntes Gekröse überall gibt, das dafür sorgt, dass der Saum der Fläche wenigstens wie mit den Rüschen einer etwas vulgären spanischen Donna vom Lande gesäumt wirkt, und hier erinnere ich aus späteren Spaziergängen zumeist ein grelles und vulgäres Rot, das man – meine ich – einer bestimmten, ‚dankbar’ blühenden Begonienart angezüchtet hat, deren blutrote Abart man wenigstens hätte bevorzugen sollen, aber was soll’s, ich bin ja nicht beim Gartenamt von Bad Nauheim angestellt. Immerhin kann soziologisch interessant sein, wie sich die zur Macht gelangten Kleinbürger zur Geltung zu bringen verstehen ohne dass man eigentlich weiß, wie es dazu gekommen sein mag, dass die adelige Melancholie der nur von dem mit der Jahreszeit wechselnden Grün des Grasbewuchses und dem dunklen Rostbraun der beiden riesigen, weit voneinander stehenden Blutbuchen, deren eine, die oberhalb etwas seitlich von dem Blickpunkt der großen Terrasse des Kurhauses steht, ihre riesigen Äste nach der anderen, weiter unten stehenden auszustrecken scheint, die die Trauerform dieser Buchenabart darstellt. Wie Daphnis und Chloe, wie Orpheus und Eurydike, wie Attis und Kybele (ihre historische Anordnung auf der Linie der Genealogie der Hochkulturen ist umgekehrt wie die Aufzählung) stehen diese beiden Buchen auf dieser unerreichbaren, von keines Menschen Fuß durchquerten majestätischen Riesenfläche wie das Götterpaar des hieros gamos, in dem sich bei Nacht die über ihm stehenden gleichsinnigen Sternbilder auf dem Riesenmantel der Gottheit, dem Himmelszelt wieder erkennen dürfen, so dass Ober­? und Unterwelt hier, an diesem Ort nach wie vor, aber heimlich, von niemandem bemerkt begegnen, ohne dass dabei ein Geheimnis zu denken wäre, denn es bedürfte ja nur des genauen Hinsehens, damit man es selbst bemerkte.

Ihre Einsamkeit ist das Wesen ihrer aristokratischen Majestät, zugleich ihrer Unerreichbarkeit, der der Abstand zwischen ihnen entspricht, in dem sich zugleich die Wirklichkeit ihrer Form und Ort gewordenen Individualität abzeichnet, die wie ein magischer Ring um jeden von ihnen mit unsichtbarer Tinte gezeichnet ist, deren Peripherien allein sich tangential berühren, während ihr nächtliches Rauschen ihre endlose Konversation wiedergibt, die indessen nur hörbar werden kann, wenn der beflissene und fleißige Betreib dieses auf Gottes Geheiß zu der Besonderheit der Magie seines über Jahrhunderte ganz unbedeutenden Dorfes am Fuß des Johannisberges gekommenen Bevölkerung ruht, und sie für Stunden den unablässigen Dienst an dem Gott der Tiefe, der sie zu seinem Dienst bestellt und sie dafür mit Wohlstand belohnt hat, den nicht alle gleichermaßen ihrem Gott zu danken wissen, und sei es nur aus Aufgeklärtheit und ‚Säkularisierung’, sprich: Entleerung ihrer Bewusstseinsverfassungen zu einer platten Oberflächlichkeit, die sie für Realismus halten, einstellen um an seinen Altar gelehnt zu träumen bis ein anderer Gott, Helios, sie wieder heraufrufen lässt durch seinen nun wohl längst verschwundenen Boten, den Hahn, der zur Zeit meiner Kindheit noch aus den gerade um die nächste Ecke schon liegenden alten Bauernhöfen noch jeden Morgen fröhlich auf dem Mist krähte. Inzwischen tun sie alles dieses wohl schon ganz ohne ihr Wissen und das Bewusstsein des alten Geheimnisses, die Ungeheuerlichkeit des ihnen aus der Tiefe zuteil gewordenen unbegreiflichen Geschenks hat sich wohl verloren in einer geschäftigen Betriebsamkeit, die der alten verwitterten Aufschrift auf dem Rund des Taufbeckens der heißen Quelle aus dem Inneren von Hephaistos’ Thermen das Selbstbewusstsein von Geologen und Chemikern vorhält, so wie es sich, absinkend aus seinen Primärzwecken der Handhabung der Welt und den Betriebsanleitungen und Handbüchern der Handwerker und Techniker, die noch wissen mögen, was sie damit bezwecken, zu dem abgesunkenen und flachen Rest verflüchtigt, aus dem nach der Verdampfung der Zwecke nur das gewöhnliche Salz übrig bleibt, das dann das derart von oben übersehene Gelände mit einer Kruste rost? und ockerfarbener, giftig schimmernder Wülste derart überzieht, dass endlich die Wüste dieses Bewusstseins alles derart deckt, dass am Ende kein Halm mehr wächst, wo diese Salinen an der Salzgewinnung arbeiten.

Erst die metaphorische Auflösung der opaken Oberfläche des Bildes der Welt, ihres bloßen Anblicks, stellt die Wahrheit ihrer Wirklichkeit gegen die Pseudomaterialität ihrer technizistischen und verwaltungstechnische Zurichtung wieder her. Novalis und sein Bruder in Geist, Adel und Tatkraft Waiz von Eschen, Josef von Eichendorff sind der Wirklichkeit näher als die Angestellten der Telefongesellschaften und der ‚signal-processing-corporations’ und der Nachrichtendienste oder Transportgesellschaften von Cape Canaveral bis zur Deutschen Bahn, die die Welt nur noch als ‚content’ ihres Business verwursten, in dem Glauben, sie auf diese Weise zu ihrem Privateigentum degradieren und so sogar aneignen zu können. Sie erhalten nur, was in diesen Netzen hängen bleibt, bloße Gerippe erfundener Wirklichkeiten aus der degenerierten Einbildungskraft untertierischer Kreaturen aus der postkulturellen Dunkelzone eines destruktiven Vernichtungswillens, der sich zu einer gigantischen, den Globus und das Leben verzweifelt umklammernden vampiristischen Maschine aufbäumt, die sich von dem von ihr an den Rand der Vernichtung gedrängten Lebens nährt, ein Killervirus, der sich mit der Grundlage seiner eigenen Existenz zu vernichten im Begriff steht. Die Rückgewinnung der Realität aus der Einsicht in ihre metaphorische, metonymische, synekdochische und ironische Konstitution ist also der Weg, der durch die Hecke Dornröschens vorbei an den Versteinerungen des in hundertjährigem Schlaf versunkenen Hofs hinweg das in Bewusstlosigkeit dämmernde ewig junge Symbol des Lebens wachküsst und damit die Materie dem Leben wieder vereint und beide in einer Vermählung zusammenfügt zum mystischen Ausgangspunkt einer erneuerten Schöpfung.

Von diesem Park habe ich später oft geträumt. Einer dieser Träume hatte alles dies verwandelt, ohne dass der Traum den mindesten Zweifel daran ließ, wo ich mich befand. Indessen war alles zu einem ungeheuren, von allen Seiten lichtdurchfluteten, mit blau schimmerndem vollkommen klarem Wasser gefüllten Block geworden, wie eine Art Aquarium, in dem ich das einzige Lebewesen zu sein schien, denn ich begegnete keinem anderen. Ich war aber kein Fisch, sondern als Lungenatmer durchaus nicht angepasst an diese Umgebung, es sei denn in der Form der Fähigkeit, wenigstens sehr viel länger als ich anfangs meinte, ohne einen Atemzug auskommen zu können, so dass ich trotz anfänglicher Bedenken keine Mühe hatte mich frei zu bewegen. Ich hatte wohl ein Bewusstsein davon, wo in diesem riesigen Gebilde oben und unten sein musste, und strebte entsprechend auch in einer Richtung, die ich auf eine unklare Weise, aufgrund der Lichtverhältnisse vielleicht, oder aufgrund einer diffusen Wahrnehmung der Schwerkraftwirkung, als ‚oben’ wahrnahm. In der Fläche wäre das gleichbedeutend gewesen mit der Sicht aus dem Grund des Tals am Fluss nach dem den oberen Rand bildenden großen, hell verputzten Gebäude, das den oberen Horizont bildete. Ich war offensichtlich auf der Suche, aber es war in dem alles erfüllenden Blau dieses von Licht durchfluteten Blocks, dessen äußere Form ich merkwürdiger Weise als Würfel voraussetze, während ich diese Form nicht von Außen hätte überblicken können, denn ich befand mich als im Größenverhältnis winziges Wesen inmitten dieser Flüssigkeitsmasse, nichts zu sehen als Spuren von Luftblasen, die wie Perlenschnüre durch das Wasser liefen, in verschiedenen Richtungen und verschiedenen spiraligen Windungen, aber doch alle erkennbar in einer allgemeinen Ausrichtung in der Direktion der von oben hereinleuchtenden äußeren Lichtquelle, die an einem gewissen Ausbleichen des in der Gegenrichtung sich vertiefenden Blau der Flüssigkeit ersichtlich war. Ich fühle nach wie vor als einen Teil dieser Erinnerung die schwache Ratlosigkeit, die mich erfüllte während ich da so herum schwamm auf der Suche nach einem Ziel, ohne indessen mehr zu erkennen als die Ausrichtung meiner Wahrnehmung auf das Licht bzw. auf ein durch dieses definiertes ‚Oben’, das sonst keinerlei Qualitäten aufwies, an denen sich hätte entnehmen lassen, worum es gehen könnte. Zudem verging meine zunächst steigende Besorgnis Atem holen zu müssen und deshalb innerhalb absehbarer Zeit auf irgendeine Weise an die Luft gelangen zu müssen durch Auftauchen oder etwas der Art, so dass ich mich endlich eher auf eine bedächtige und schwache Weise ‚neugierig’ bewegte, in der Flüssigkeit auf und nieder stieg, die Perlenschnüre der spiraligen Luftblasenketten in Augenschein nahm und mehr nicht unternahm als dies, da mich offensichtlich nichts dazu drängte. Das alles war aber stets zugleich diese große Wiese zwischen der Usa, dem während des Sommers leise murmelnd über sein flaches Bett hingleitenden Flüsschens im Talgrund, in dessen klarem, in der Sonne blitzendem Wasser sich die Forellen tummelten, während ich ihnen verträumt von der Brücke herab zusah, die vor der Abbiegung zum Schwimmbad über den Bach führte, und mir wünschte, eine von ihnen zu sein und nichts zu tun zu haben, als in der Strömung in diesem blendenden Licht zu spielen, und dem Horizont der Kurhausterrasse. Tatsächlich fand ich das auf diese Weise vorweggenommene Glück dann in diesem Schwimmbad, in dem ich die wohl beglückendsten Nachmittage meines Lebens verbrachte, Tage der Erwartung eines Aufstieges, an deren Ausgang mich das Hochplateau eines Erwachsenenlebens zu empfangen gewillt zu sein schien, die mir die Anerkennung und den Respekt eintragen würden, die auch mein Großvater genoss, den ich gelegentlich in einer Unterhaltung mit dem einen oder anderen respektierten Erwachsenen beobachten konnte. Ich wusste noch nicht was mich wirklich erwartete, und dachte offenbar, und war ganz ahnungslos in Bezug auf die Eigenart dessen, was sich dann in der Zeit erfüllte, mit dem unsäglichen Müll und Kehricht des sich mit den Termini der Eigenpropaganda geflissentlich sich falsch etikettierenden ‚Fortschritts’, dem sich die giftgeschwollene Riesenkrötenhaut des ‚positiven Denkens’ anschmiegt, die zu berühren man sich hüten sollte, wenn man sich auf die Suche machen will nach dem Licht einer der Realität entsprechenden Bewusstseinsverfassung. In nichts dergleichen kann sich ein Mensch jemals wieder erkennen wollen, denn weder diese Sprache noch die Eigenverfassung der technischen und Verwaltungslogik der Weltbewältigung sind ihrer Verfassung und Eigenart nach überhaupt dazu geeignet dazu, dass sich auch nur ein Mensch jemals in ihnen oder durch sie oder mittels ihrer erkenne. Im Gegenteil. Beide vereiteln stets entschlossener nicht nur die Selbstvergewisserung des Menschen als unabdingbar kulturvermitteltes Wesen, sondern sie vereiteln mehr als dies, nämlich die Menschwerdung, und sogar die bloße Möglichkeit der Menschwerdung der Biomasse oder der Gattungsexemplare der Tiergattung Homo sapiens.

Der Untergang des Menschen, den diese Formation herbeiführt dokumentiert sich also nicht zunächst in der physischen Vernichtung der Tierart Homo sapiens, sondern vollzieht sich in ihrer Reduktion auf eine Biomasse von mittels einer als Tierverwertungskonzepts global – und das heißt universal – gemachten Politik der Entmenschlichung des Lebens dieser Gattung, mittels des Konzepts des globalen Monstrums des säkularen Staates, das die Imperien der alten Welt und ihre Erben durch die Liquidierung des freilich von seinen Mäzenen und Sponsoren korrumpierten und nach ihren Wünschen zurechtgemachten Christentums und der anderen Erben der altorientalischen Religionen in den Trümmern der von ihnen hinterlassen Ruinen ausgebrütet haben, eines Monstrums, in dessen Verdauungstrakt sich das Konzentrationslager als alles Kultur zersetzende Zerstörerin der Welten findet, als Nullpunkt aller Kultur und aller Konzeptionen des Menschen als einer Möglichkeit des bloßen Homo sapiens über das Faktum der nackten Kreatur und Ausgeburt hinaus, die sich an ihrem Gegenbild, dem des Gottes konturiert oder ins Bodenlose des Abyssus fällt, über dem am Beginn seiner Schöpfung ‚der Geist Gottes über dem Antlitz der Tiefe schwebte’, es verbergend und abblendend, zugleich ein Antlitz bildend, in dem sich der sich zu seiner Möglichkeit erhebende, zu ihr als dem Ebenbild, nach dem und in Ähnlichkeit mit dem er gebildet worden zu sein sich erinnerte im Sinne eines Innewerdens, einer Anamnesis, einer Erinnerung an das nie Vergessene, weil nie zuvor Gewusste, einer Erinnerung an seine nur von ihm, seinem freien Willen abhängige und insofern auf zweifache Weise mögliche Zukunft, und also eine Oberfläche, die diesen Abgrund deckt, die Durchsicht und das glatte Durchfallen verhindert, indem der Blick auf das Antlitz Gottes über der Tiefe fällt und an ihm Halt findet, den zu verlieren zunächst die atemberaubende Neuigkeit eines Durchblicks zu gewähren scheint, von dem aus man nun zu meinen beginnen kann, dass derselbe Gott, der nun als bloße Schimäre, als Ausgeburt einer so oder so sich selbst und ihre ‚Motive’ verkennenden – gar einer infantilen oder von Resten infantiler, mithin blödsinniger Wunschvorstellungen besessenen, ja, bei genauem Hinsehen pathologisch erheblichen, mithin kranken, einer Diagnose bedürftigen – Phantasie wie Nebel über dem von oben, von der Gipfelhöhe des endlich zu sich selbst und zur Wirklichkeit wie sie ist gelangten Bewusstseins gesehenen Tal, in böswilliger Absicht vereitelt habe, was zu erblicken er sich selbst, vorgestellt nun im Alter Ego der priesterlichen Täuschung, die hinter der Maske des Guten Hirten die Wirklichkeit des blutgierigen Predators verbirgt, der sich vom Fleisch der Herde zu nähren wünscht, sei es auch nur als Hirtenhund der Herren, denen er dient, bis ein genauerer Blick auch diese Schimäre in Nichts verwandelt und als bloße Projektion ‚entlarvt’, so dass nun sogar die Realität der menschlichen Welt selbst zugleich mit dem Menschen auf Nimmerwiedersehen aus der Lebenswirklichkeit verschwindet, soweit sie einmal eine menschliche, im Sinne einer bewusst symbolisch konstituierten war, die sich auf den Menschen zurück bezog, aus dessen Selbstbewusstsein, aus dessen Erwachen sie einmal hervorgegangen war, so wie der Gott, in dem sich der Mensch selbst erkannte, als Lebewesen unter einem Sternenzelt, dem Mantel der Gottheit, die sich in ihm so wie er sich in ihr spiegelte, ohne dass es zuvor, vor der Existenz des Menschen ein zu Spiegelndes gegeben hätte.

Denn erst in der Spiegelung des Irdischen im Sternenhimmel entsteht, am Kreuzungspunkt, am Schnittpunkt der Strahlen, in denen sich die Spiegelung vollzieht, jenes Wesen, das sich auf den Oberflächen, die den Abgrund hier wie da durch die Schwebungen der Spiegelung verdecken, je nach Bezugsrichtung des Blicks der Reflexion als Gottheit oder als Mensch erscheint. Mit der angeblich wissenschaftlich belehrten Verdampfung der Spiegelungen und der Durchdringung der Projektionsflächen, die den Abgrund wie ein Hauch decken, verschwinden beide und hinterlassen die wissenschaftlichen Rationalisierungen eines angeblich von keiner Selbsttäuschung mehr getrübten absoluten Durchblicks ist wohl etwas erreicht, und zwar nicht nur die Durchdringung einer infantilen Schimäre aus der ‚Kindheit der Menschheit’, sondern die wissenschaftlich angeleitete Liquidation der Realität, der empirischen Wirklichkeit des lebenden Menschen, des Menschen als Lebewesen, der praktisch verboten wird, in der Form des wissenschaftlichen Nachweises seiner angeblichen Nichtexistenz sans phrase, während diese doch davon abhängt, dass man ihn nicht liquidiert soweit er noch, als bloßes traditionelles oder gar traditionalistisches Überbleibsel existiert, und dann einfach verbietet mittels Administration. Es ist ja bezeichnend, und als Präokkupation, als Überformung der Geschichte ganz unhaltbare, aber wohl in ihrem Sinn verstehbare unzulässige Fiktion noch nicht einmal auch nur Ahnungsweise in seiner Bedeutung erkannt, dass sich die ‚wissenschaftliche Moderne’ alle ihre Vorfahren bis heute unter dem Vorzeichen einer naiv als Fortschritt immer noch missdeuteten, freilich nunmehr vom ausdrücklich ‚wissenschaftlich’ missdeuteten Selbstverständnis der professionellen ‚Paradigmenwechsler’ gestützten Perspektive alles Vorherige gern nach dem Muster einer verstaatlichten Lehrerbürokratie schematisieren, so dass alles Vorherige typisch als gewissermaßen erst noch zu belehrendes Unverständnis nach dem Muster des vorwiegend als ‚Kind’ und damit als Zwangsklient unter der Erziehungsgewalt des Erwachsenen erscheint, während diese Erwachsenengenerationen ihre Autorität aus einem an den Staat, an das vorwiegend unter dem Titel des Gewaltmonopols, nicht aber des kollektiven Organs der Selbsterhaltung wahrgenommenen Gefüges bezieht, und sich, als bereits vorherige Generation, doch fragen müsste, welche Logik dieser Art von Widerspruch eigentlich zugrunde liegen soll, nach dem alles Vorherige durch den jeweils gegenwärtigen Stand der Erkenntnis schon unter das mittels des Kindchenschemas verniedlichte Unterworfene, Abgetane und in die Altenheime abzuschiebende, im besten Falle als Oldtimer mit einer Sonderlizenz noch zum Verkehr Zugelassene erscheint, während das für die Rangfolge der jeweils Lebenden ganz anders sein soll als im Blick auf die gesamte Geschichte, in der die Alten als die ohne angemessene Kenntnis auf dieselbe Weise erscheinen wie die Weltkulturen, die die Industriekulturen von Europa und dann von anderen Kontinenten aus nach Belieben demselben Schema der Entwertung unterwarfen, um damit stillschweigend die Rechtfertigung ihrer mörderischen Verbrechen an dem Weltkulturerbe sich selbst ausfertigen zu können, einem Erbe, dessen letzte Ruinen ihnen heute als ‚schützenswert’ erscheinen nach der Art von Museumskuratoren, die die Ausbeute der Grabräubereien und Plünderungen ihrer Kollegen ohne Weiteres rechtfertigen, wobei ihnen diese gar nicht als infantile Räuber und Beutemacher erscheinen, sondern als Muster an Klugheit und Forschergeist.

In jedem Fall scheint also zu gelten: Die Größten sind wir, die jeweils von dem Gewaltapparat damit Beauftragten, zu sagen, wer die Größten sind, und das sind dann jeweils auch die damit Beauftragten, und da die Toten, die Ausgerotteten, die Liquidierten, die um ihre Sprache gebrachte, die Diskreditierten und die zum Schweigen Gebrachten nichts mehr zu sagen haben, das nicht erst durch eine Interpretation entweder zugelassen und mit einem Passierschein ausgestattet zu dem werden kann, was die mit der Prüfung der Bestände Beauftragten eben passieren lassen, ist stets garantiert, dass die Interpretation das letzte Wort behält, die jeweils als die gerade und heute passende erscheint, und der wissenschaftliche Fortschritt besteht dann darin, dass sich das, was als das jeweils Passende erscheint, nach dem Tagesbedarf und mit ihm ändert und deshalb entsprechend fortgeschrieben werden muss von den dann wiederum damit jeweils Beauftragten, die überprüfen, ob der veränderte Bedarf noch zusammenpasst mit dem, was jeweils gestern noch als passend erscheinen konnte, weil die Umstände anders waren. Das macht dann die immer schneller aufeinander folgenden Paradigmenwechsel als politische Anpassung des Systems Wissenschaft an die veränderten Tagesbedürfnisse verständlich, denn auch dem muss ja nachgefragt werden können: Warum häufen sich die Paradigmenwechsel in der Wissenschaft eigentlich immer mehr, sind ihre Abstände stets kürzer und lassen sich am Ende nur noch vergleichen mit dem ähnlichen Vorgang des Übergangs der Stile und Epochen in die der Mode und der Modellpalette der aufeinander folgenden ‚Generationen’ der Industrieproduktlinien?

Betrachtet man dieses ganze angeblich wissenschaftliche Gebilde also genau, und legt daran ein Minimum von Logik an, dann ist ohne Schwierigkeiten zu erkennen, auf was für eine ungemein plumpe Art und Weise sich hier eine organisierte Bande mittelalter (zwischen fünfunddreißig und sechzig etwa, entsprechend dem vorherrschenden ‚Paradigma’, das nur zu deutlich zeitgenössisch an den Interessen von Arbeitgebern orientiert ist.) Machthaber – faktisch die jeweils ‚in Amt und Würden’ befindliche Generation der jeweiligen Zeitgenossenschaft, die darüber befinden was ‚alt’ und was ‚neu’ ist, was ‚belehrt’ und was ‚ungelehrt’ ist, was in einem sozialen Sinne richtig und falsch ist usw., so dass alles erst den Passierschein von ihrer Kompetenz erhalten muss. Was für eine ungemein blöde und überhebliche Naivität! Als seien nicht diese am meisten als Interessenten identifizierbaren Personalgruppen die am blindesten den Zeitgeist und seine Verblendung, seine Hybris repräsentierenden Gruppen, zu jeder Zeit hochkulturübergreifend. - jeweils in der Zeit unter Neutralisierung der Eigenart der Zeit selbst einfach selbst ermächtigt, indem sie sich in Bezugnahme auf jedes mögliche Jenseits gegenüber ihrer eigenen organisierten Positionalität als durch sich selbst jeweils entsprechend dem je eigenen Tagesbedarf zur einzig ermächtigten erklärt und alles andere entweder in die ‚Geschichte’, die Kindheit, das Irrenhaus, den Untertanenstatus, der Inkompetenz, der Veralterung, kurz: der einfachen und schlichten Nichtzuständigkeit, die Ohnmacht verweist, und das ist die ganze Logik dieser Systems und das tatsächlich einzige, wenn auch auf die verschiedenste Weise segmentierten und parzellierten Systems dieses Typus der rhetorischen Gewaltausübung im Vorfeld der sogleich dahinter aufgestellten Bataillone der bewaffneten Macht, die die ultima ratio von alledem wäre, wenn sie nicht die in Wahrheit einzige wäre. In der Tat geht es um nichts anderes als die prinzipielle Verfügbarhaltung aller Bestände für die Zwecke der jeweils aktuellen Formen der Aufrechterhaltung der organisierten Verfügung über das Fleisch der Herde als Lebensmittel der sie beherrschenden Predatoren und der Hütehunde der Guten Hirten. Überhaupt ist ja die Hirtenmetaphorik der hochkulturellen Selbstreflexion etwas älterer Art sehr auskunftsträchtig.

Es ist daher kaum anderes zu erwarten als dass eine rechtzeitige Übersetzung in die jetzt im Anschluss an die Vorgängermetaphoriken des Mechanismus und der Dampfmaschine, dann der Wärmekraftmaschine allgemein, üblich gewordene Pseudomythologie der Büromaschinenindustrie und des Anlagenbaus stattgefunden hat, denn sie ist imstande, den Kannibalismus des von Staatssoziologen gern gelegentlich noch so genannten ‚Prinzips der Vergesellschaftung’ besser zu kaschieren. Wenn man sich eine Großmetzgerei vollautomatisiert vorstellt, dann lässt sich leicht übersehen, wozu der immerhin imponierende Betrieb einzig da ist, einmal abgesehen davon, dass er Verfahren anwendet, die ein bestimmtes Produkt ‚erzeugen’. Immerhin ergibt sich hier die Wahrheit der Existenz der Gattungsexemplare: Wenn sie nicht Produkt des Zulieferers der Metzgerei sind, dann sind sie am ehesten den zu Häppchen verarbeiteten, unter Klarsichtfolien in der Kühltruhe auf ihren Endabnehmer wartenden Portionen zu vergleichen, die der Konsument sich bei Bedarf aus dem Supermarkt ‚holt’. ‚Arbeitnehmer’ in diesem Sinne sind auch nur die Ausgangs? oder Endprodukte einer industriellen Produktionskette, die sie als Fertigprodukte an potentielle Endabnehmer liefert bzw. auf Lager oder anders ausgestellt bereitstellt und –hält. Das ist aber schon das Ganze der Existenz des gewöhnlichen Gattungsexemplars. Vergesellschaftung erschöpft sich in einem Modell der Politik, das der Nutztierhaltung und –verwertung keineswegs zufällig bis aufs Haar gleicht, und man muss ja sehen, welch langer Weg in die Moderne das war, die Menschen an ihre Reduzierung auf ihre bloß tierhafte Existenz zu ‚gewöhnen’, indem man ganz Kollektive in Schützengräben, durch flächendeckende Maßnahmen von großer Nachhaltigkeit (Bombenteppiche, Waldentlaubung, Zerstörung der Städte) in einen Prozess der Zivilisation einband, der nicht nur kostenaufwendig war, sondern wesentlich dazu beitrug, dass wir heute diese Zustände als von allen anzuerkennende Fortschritte der Menschheit an regelmäßigen Feiertagen zu bedenken haben, ohne dass dieser ungemein wohltätige Prozess der Zivilisation damit indessen an ein Ende gekommen wäre. Im Gegenteil: Bis zur Auslöschung der Erde durch die in eine Supernova übergegangene ausgebrannte Sonne, einmal vorausgesetzt, der schon angekündigte Einschlag des entsprechenden Meteoriten bleibt dank der friedlichen Nutzung der Kernenergie durch die Wissenschaftler der USA, die dringend nach einem Nützlichkeitsnachweis für die von ihren kranken Primatengehirnen ausgebrüteten Vernichtungswaffen suchen, dann doch inzwischen aus, so dass wir noch sehr viel Zeit haben, um dies alles so weiter zu machen und zu erleben, kann das in diesem Sinne fortgehen, es sei denn die thermodynamischen Gesetze begrenzen die Existenz dieser  goldigen Idioten mit deren freundlicher Hilfe und intelligenten Mitwirkung derart, dass die Zeit doch etwas kürzer wird, die dem Affentheater noch zur Verfügung steht.

Eine einerseits gesamteuropäische und obendrein auf die Kultur Europas, gar im Sinne ‚Grundwerte des christlichen Abendlandes’ ausgerichtete Geschichtsbetrachtung, die sich nicht entblödet, die Grundlagen der von diesem und mit diesem säkularen Staatswesen entstandene Pseudoreligion des Nationalismus noch in jedem ihrer Sätze naiv vorauszusetzen, indem sie nach Verursachern und Schuldigen sucht nach dem Muster: Wer hat angefangen um sich zu schlagen, wer warf den ersten Stein, als seien wir noch im Kindergarten der Ursachenforschung über das Schicksal kultureller Kollektive – im selben Atemzug aber Entschuldigungen findet für die ‚politischen Freunde, wenn die Angriffs? und Präventivkriege beginnen, die Populationen dabei nach Kräften dezimieren usw., das alles sind – schon immer Lügengebäude und ihre Prämissen und - längst unhaltbare Voraussetzungen jedes Versuchs, die Geschichte des antiken Griechenland so gut wie die des frühmodernen und modernen Europa bis zu seiner ‚Integration’ in das nach Übersee abgewanderte Imperium auch nur ansatzweise zu verstehen. Wenn man nicht begreift, dass der ‚Nationalismus’ als Religionsersatz Reaktion auf eine Erosion von bisher halbwegs einheitlichen Überzeugungen und Voraussetzungen der kulturellen ‚Integration’ Europas ist, der bleibt bei aller historischen Forschung auf der Oberflächenschicht der Rationalisierungen hängen, dem, was die Akteure oder solche, die sich dafür halten, eben so sagen, wenn man Umfragen macht. Bekanntlich hängen diese Begründungen mit dem Begründeten nach dem Muster der Implikation zusammen, anders gesagt: Die Existenz des ‚Begründeten’ belegt nicht die Richtigkeit der Begründung.

Dass man sich nicht ‚mehr’, aus verbliebener Zurückgebliebenheit oder einem motivbedingten Selbsttäuschungsbedarf täuscht: Das ist das ständige Fortschrittsvorzeichen an dieser spezifischen doppelten Selbsttäuschung, denn sie ist zunächst als solche, und dann noch einmal, durch das Vorzeichen, Selbsttäuschung eines Lebewesens, das nun auf dem absoluten wissenschaftlichen Durchblick besteht und dabei übersieht, das aus den angeblich störenden bloßen Nebelschwaden der Projektionsflächen, auf denen Mensch und Gottheit als einander wechselseitig erzeugende und ineinander spiegelnde scheinbare Phantome entstehen und sich zu einer Realität konturieren, ein Aggregatzustand sublimster Art sind, in dem Anfang und Ende sich berühren, indem sie eins werden, tatsächlich alles sich zu Materien und Systemen erst zusammenfügt, ein Sachverhalt, der zugleich das Sublimste als das Realste erweist, und seinerseits einer Spiegelung entspricht, die sich in der symbolischen Konstitution des Wirklichen wiederholt, und aus der sich die Möglichkeit des Menschen oberhalb der bloßen Tierart Homo sapiens erst ergibt und verstehen lässt, allerdings ebenso wie die aufgeklärte wissenschaftlich unüberbietbare (denn die Wissenschaft ist ja gerade die Form des derart in sich selbst ihrer eigenen Verfassung nach Unüberbietbaren, das auch durch nichts anderes weiter soll überbietbar sein können, also etwa durch ‚Wissen’, das nicht von ihrer Lizenz, ihren Patenten und Monopolpositionen lebt, und nicht bloß ihr Franchisesubunternehmer wäre, wobei die Firmenzentrale, die den jeweils neuesten Produktdesign macht, irgendwo in einer Metropole sitzt, mit dem Namen: Die führenden ‚Diesunddas’, wobei hier Verschiedenes einsetzbar wäre, je nach Phantasie und Herrschaftswillen.) Form dieses durch keine unerkannten infantilen Phantasien mehr zu ‚täuschenden’ Realitätsbewusstsein, das sich dann daran macht, das in seiner realen Betätigung die eigenen grässlichsten Phantasien über die Welt bevölkernde Raubtiermonstren in einem Maße überbietet, an die die Realität dieser Monstren niemals je auch nur entfernt heranzureichen vermochte, entsprechend dieser phantasielosesten aller jemals mittels des Wachbewusstseins von einem Lebewesen geträumten Alpträume in strikteste Realität der eigenen und der Lebenswirklichkeit alles Lebens umzusetzen um dann triumphierend auf die von diesem Unbewussten Bewussten systematisch mit allen Mitteln seiner ‚Intelligenz’ und seiner ‚wissenschaftlichen Belehrtheit und Unbestechlichkeit’ sowie einer in der Form seiner als ‚Industrie und Technologie’ organisierten, für alle verpflichtend werdenden Arbeitsdienstverpflichtung hergestellte Wirklichkeit triumphierend als empirischen Ausweis des derart aus einem bloßen Alptraum in tatsächliche Wirklichkeit umschlagenden unbestechlichen Realitätssinn hinzuweisen als dem Beweis dafür, dass Realität und Wirklichkeit nichts anderes sein könnten als der absichtlich im Anschluss an den absoluten Durchblick in den durch eine bloße Schimäre von Selbst und Welt verdeckten Abgrund auch der dann als ultima ratio ins Werk gesetzte vorsätzliche Absturz in diesen Abgrund eines Tieres, das in sich selbst implodiert in dem Augenblick und Maß, in dem es sich in die Leere der Explosionswolke einer gigantischen nuklearen Bombe stürzt, die aus dem Innersten seiner eigenen Raubtiernatur als die ihm zugängliche letzte Wahrheit über das Universum aufsteigt.

Wäre es ein Verdauungsproblem, denn könnte man ein Mittel gegen Sodbrennen empfehlen. Aber hier meint ja der Arzt und Diagnostiker zu reden, der mithin auch keine Behandlung kennt als die von ihm empfohlenen, und da schließt sich der Kreis und schlägt über ihm zusammen. Die letzte Selbstaufklärung dieses aus eigenem Willen und mit der ganzen Anstrengung seiner eigenen ‚Intelligenz’ in der Sprache seiner eigenen Definitionen nicht nur gefallenen, sondern abgestützten Risikosportlers besteht in der als Gipfel des Wissenschaftlichen zugleich als unüberbietbar im Sinne des Rangkampfs unter Männchen oder Weibchen um das Vorrecht auf Futter und Fortpflanzung gedachten Absturzes, der vorsätzlichen Regression auf das bloße Niveau eines außer Rand und Band geratenen (‚instinktreduziert’ nannte man das einmal höflicher) Primatenart, die darauf besteht, und darin so absolutistisch wie totalitär verfährt, dass es nichts geben kann, das dem Menschen ähnelt, wenn es zugleich mehr zu sein beanspruchen will als das, was die als Naturwissenschaft des Lebens auftretenden wissenschaftsförmige Propaganda mit dem Anspruch auf Letztgültigkeit und Unwiderleglichkeit zu sagen beansprucht.

Es ist nicht davon auszugehen, dass, wer sich ein Leben lang professionell – natürlich stets skeptisch (vor allem gegenüber allem, was Andere sagen) – damit befasst hat, im Rahmen der dabei zusätzlich in Anspruch genommenen Paradigmenwechsel, die der geschickte Skeptiker stets einen Sekundenbruchteil vor dem Moment vollzieht, in dem sich dieselbe Absicht in seiner Umgebung bemerkbar macht und für diese Anzeichen einen besonders sicheren Instinkt hat, wie alle Höflinge der Macht im Verlauf der Geschichte (oder jedenfalls die, die es verstanden ihren Kopf jeweils zu retten, notfalls unter Hinterlassung seines gesamte Inhalts. Es ist beobachtet worden, dass sich bestimme große Vögel, Marabus oder dergl. dadurch Beute verschaffen, dass sie satte Kormorane so lang hetzen bis diese ihre eigene Beute auskotzen und dem Marabu überlassen.) diesen Instinkt geradezu als Karrierevoraussetzung benötigten. Dazu gehört aber auch der tiefere Grundsatz jedes erfolgreichen Opportunismus, den vermutlich Deutschland aufgrund seiner Kleinstaaterei und der nachfolgenden ebenso schnellen wie grundstürzenden Regimewechsel nebst Herrschaftsmodellimport besonders befördert haben dürfte, der Grundsatz nämlich, wonach nichts weniger klug ist als Grundsätze, Prinzipien, milder und zugleich beliebiger, ‚Wertvorstellungen’ zu haben, von denen man nicht doch am Ende sei es auch trotz Bedenken abzurücken sich imstande fühlen dürfte, sich also in diesem Rahmen professionell damit befasst hat, Geschichte, Gesellschaft, Lebenswelt und Psyche, Kultur und Herrschaft, Staat und Wirtschaft, Wissenschaft und Religion. Philosophie und Politik jeweils nach dem gerade angemeldeten oder sogar schon nach dem zu erwartenden und antizipierten Bedarf in die jeweils nächste, dem Fortschritt bzw. der Evolution zu dankende vorläufige Pseudoendgültigkeit umzudeuten, um sich endlich mittels einer Verbesserung der Methode der Entwicklung allgemeiner Designs vorsichtig und zunächst vorläufig davon zu distanzieren, dass sich Endgültiges noch ausmachen lasse, in dem Sinne, dass sich auf keinen Fall etwas ausmachen lassen würde, das einem eventuellen späteren freien Zugriff des um der ‚Sicherheit’ willen sich am besten als ganz und gar freibleibend endlich auch selbst zeichnenden und in dieser Form als zeitgenössische Notwendigkeit propagierenden Willens zur totalen Verfügung über die Biomasse des Homo sapiens aus der Sicht der Interessenlagen der Großverwaltungen.

Wer das dann wieder auf die ‚Fehler’ und Versäumnisse der jeweils letzten oder vorletzten Regierungsmehrheit hier oder dort reduziert übersieht die grundsätzliche Feindseligkeit des modernen säkularen Staates gegenüber allen Werten, die sich nicht dazu hernehmen lassen, den organisierten Interessen zuzuarbeiten, die sich, anders gesagt, dazu eignen, dem ungeachtet der formalen Regierungsform totalen und aus dem Prinzip der staatlichen Form selbst logisch folgenden totalitären Verfügungswillen im Namen des Einzelnen oder der ‚Freiheit’ etwas entgegenzusetzen, das diesem Willen eine Grenze zu setzen imstande wäre, die er nicht zu überschreiten wagen dürfte. Denn wer sollte diesem Bedürfnis eine Grenze setzen, wenn nicht organisierte Interessen. Das ist aber gleichbedeutend mit dem Ende von Individuum und Freiheit zugleich. Der totale und totalitäre Verfügungswillen der organisierten Mächte kennt kein Prinzip der Selbstbegrenzung. Er ist daher, insofern Vernunft mit der Fähigkeit zur Selbstbegrenzung zusammenfällt, wie Kant ein für allemal gezeigt hat, weil er zugleich gezeigt hat, dass es keine Begrenzung von einer externen Macht oder Größe aus gibt, und dass alle vernünftige Begrenzung Selbstbegrenzung ist – angesichts der Alternative, ob die Menschheit sich selbst begrenzen will und kann, oder eine nach Art eines Bakteriums oder Virus wie immer zusammengehaltene oder expandierende Biomasse unter dem Druck der Umstände durch die thermodynamischen Gesetze beschränkt wird, sich damit aber als den Gesetzen der Physik und des Lebens in einem rein vegetativen Sinne blinden Drangs bis zu einer äußersten Grenze, die physikalisch gesetzt, aber nicht gewusst oder in Betracht gezogen wird, eine erhebliche Unterscheidung – in einer sich selbst nicht gegenüber der puren Ohnmacht selbst zur Beschränkung von Innen her imstande befindlichen Apparatur keinerlei Vernunft nachweisbar, für niemanden und durch niemanden, egal was geredet wird. Die letzte Instanz menschlicher Vernunft ist die Fähigkeit zur kontrollierten und bewussten Selbstbeschränkung gegenüber dem Ohnmächtigen, angesichts des Umstandes, dass dieses dem Verfügungswillen und seiner Apparatur nichts entgegenzusetzen hat und nichts entgegenzusetzen gedenkt, aus angemessenem und desinteressiertem Selbstbewusstsein gegenüber dem prinzipiell unendlichen Verfügungswillen der überlegenen Omnipotenz, die töten und das rechtfertigen kann im Namen des ‚menschlichen Fortschritts’ und der ‚Notwendigkeit der Ordnung’.

Es ist ein Glück für die ‚Retter der Menschheit’, dass die Biomasse des Homo sapiens sich als Fähig zum Menschen derart gründlich empirisch falsifiziert hat, das endlich auch das ‚kulturelle Modell’ ‚Retter der Menschheit’ ins Irrenhaus überwiesen hat, ermächtigt von den Veterinären, die sie ihrerseits ermächtigt hat zu Psychologen und Psychiatern. Es war schon immer eine Schande, von Kultur wegen oder dann, was ist da jemals der Unterschied gewesen, von Staats oder seiner funktionalen Äquivalente wegen die designierten Loser und die dem Mob dargebrachten Menschenopfer als Sozialisationsparadigmen auszuloben zum Wohle der Kinder. So sterben die Oper obendrein als gegängelte Idioten in dem Wahn, sich einem guten Zweck dargebracht zu haben, eine Illusion, die heute noch dazu genutzt werden kann, im Namen des Guten, der Freiheit und des Fortschritts, der ‚Demokratie’ gar, dieser perfidesten aller historischen Formen der unter dem Namen der Hochkultur propagierten Formen der Massenversklavung, Ahnungslose aus den Hügellandschaften im Hinterland der großen Städte dazu zu ‚motivieren’, sich als Stoßtrupps dieses Fortschritts herzugeben, und diesen Fortschritt in anderen Gegenden, unter anderen Völker und Kulturen, am liebsten gar auf alle erdähnlichen Planeten der Klasse drei (Science Fiction Jargon) dadurch zu promovieren oder auch zu habilitieren, dass sie jede wurmstichige Brettertür an jeder baufälligen Hütte in jedem beliebigen kahlen Bergland eintreten mit ihren Militärstiefeln um auf den geringsten Mucks hin auf alles aus automatischen Waffen zu feuern, was sich bewegt, oder auch alles zu ‚fucken’, was einen Ansatz von sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmalen zeigt, wofern nicht das pädophile Angebot den Zuschlag erhält. Und erst wenn diese Helden vergeblich versuchen, sich in einer Umgebung, die sich ihrer bedient, und auch in der politischen Opposition von ihren Tätigkeiten gut mitlebt, aber nichts mit ihnen zu tun haben will, und die nach anderen Regeln funktioniert als denen, denen sie bisher gehorcht hatten, indem sie zu weniger berechtigt sind gegenüber der Zivilbevölkerung, dann geht ihnen auf, dass der Kontrast zwischen ihrer Erinnerung an ihre Handlungen und dem Leben der Zivilgesellschaft sich ihnen darstellt in einer Form, die ihnen im Spiegel dieser Erinnerung den gewissenlosen und gemeinen Massenmörder an alten Menschen und Kindern oder unbewaffneten Familienvätern vorführt, kurz: Das, was sie, selbst wenn sie physisch unbeschädigt aus ihrem Erlebnisurlaub als ‚gute Familienväter’ zu Weib und Kind zurückkehren, sie dennoch nicht mehr loswerden, was sie sind. Man mag das dann ebenso großkotzig wie irreführend PTS nennen. Es bedeutet dennoch nichts anderes als dass sie nun eben das sind, was sich anhand des Inhalts ihrer vermeintlich vergangenen Erlebnisse schlicht als sie Selbst präsentiert, was die technizistische Isolierung des ‚Syndroms’ von ihrer ‚Persönlichkeit’ mit einer verlogenen Dummheit zu kaschieren versucht, die sich etwas zugute halten mag auf die Wissenschaftlichkeit, mit der hier die Schizophrenie – die diesen Namen natürlich nicht erhält, aus denselben Gründen, die die Isolierung von ‚Syndrom’ und ‚Persönlichkeit’ begründen soll, eine Persönlichkeit, die nichts ist als ein Produkt einer erbarmungslosen Dressur und Zurichtung eines Tieres zum mörderischen Kampfhund: ‚Dog of war’ eben – zum wissenschaftlichen Programmziel der Zurichtung des ‚Selbstbewusstseins’ gemacht wird, als sei die Person etwas anderes als die ihr auferlegte Geschichte. Es ist bemerkenswert, dass diese gefeierten Abschiede von der Geschichtsphilosophie sich von diesen Machenschaften nie intellektuell verabschiedet haben, sondern hier eher Anschluss an ‚Ästhetisches’ suchen oder Herkunftsnachweise aus der Ästhetik konstruieren wollen. Während mit der Geschichtsphilosophie das Ende der Geschichte herbeigenickt wird und nix mehr ‚historia magistra vitae’ trotz und ungeachtet oder gerade wegen der Kontinuität des Imperiums, ist nichts einzuwenden gegen die Kontinuität einiger einmal angeblich ästhetischer Motive in’s  Therapeutische hinein bzw. die Beerbung der Ästhetik durch die Therapeutik, die von dieser freilich so nicht akzeptiert werden (können), weil sie sich mit deren modernisiertem ‚Selbstverständnis’ nicht vertragen. Man kann sich leicht davon überzeugen, dass es dazu auch ganz andere Betrachtungen gibt, die sich mit der Wirklichkeit des säkularen Staates seinen inneren Prinzipien nach sehr viel besser vereinbaren lassen als diese Merkwürdigkeiten einer in ihren intellektuellen Motiven undurchsichtig bleibenden skeptischen ‚philosophischen Phantasie’. Die Verzweiflung der Gehirnwäscher und bereitwilligen Opportunisten ist mit Sicherheit nicht im Prinzip unterschieden von der ihrer Opfer, nur dass deren Schicksal in vielen Fällen weniger kommod sein dürfte, wenigstens für sie selbst. Es gibt indessen immer Blutsauger in der Nachfolge wenn nicht der Sache, so des Selbstverständnisses in Sachen der verantwortlichen Leitung und Wartung der Biomasse des Homo sapiens.

1.4. 2009

Es kann keinen Zweifel daran geben, dass Erziehung, Sozialisation, Bildung nicht mehr systematisch unterschieden werden können von der Gehirnwäsche. Das gilt deshalb, weil die politischen Interessen und die wissenschaftlichen Grundlage, ganz ohne Rücksicht auf die so genannten Inhalte, unterschiedslos dieselben sind. Das politische Interesse an der Bereitstellung und Herstellung von verfügbarem Humanpotential, also von Gattungsexemplaren, und die Erforschung der Möglichkeiten der interessengerechten Einflussnahme auf die Bewusstseinsverfassungen so gut wie die so genannten Inhalte, ja sogar auf die nicht bewussten Grundlagen und Voraussetzungen dieser Bewusstseinsverfassungen, ist jedem der nur unterschiedlich – und gewöhnlich von jeweils anderen Interessen, die dann Methoden nur am Rande polemisch mit bewertet – bewerteten Verfahren gemeinsam, ebenso wie das grundsätzliche Interesse stets dasselbe ist, und gewöhnlich nicht identisch mit dem, was als solches propagiert wird (Mündigkeit, Menschenrechte – als Fähigkeit zu ihrer Wahrnehmung, nicht als ‚verbal gewährtes ‚Recht’ - Selbständigkeit, Urteilsfähigkeit usw. alles im Übrigen Bezeichnungen, die schon beinahe aus dem öffentlichen Vokabular verschwunden und mit Sicherheit als Erziehungsziele längst praktisch ‚out’ sind, ohne dass man das so sagen würde. Man sagt es einfach nicht mehr, und rückt das Verschwundene aus dem Bewusstsein, indem man nicht mehr davon spricht und jeden, der etwas derart geltend machen will, rhetorisch an den Rand manövriert.)

26. 02. 2010

"So nimm denn diese Blumen die zum Kranz
Ich Dir auf unberührter Wiese brach,
Wo nie ein Hirt die Herden weiden darf,
Wo keine Sichel klingt, wo nur im Lenz
Die Biene durch die lichten Auen schwärmt;
Der Keuschheit Göttin wässert sie mit kühlem Quell.
Nur wer im allertiefsten Herzen rein ist, darf
Hier ernten - andre haben hier kein Recht."

Euripides, Hippolytos (Übersetzung Buschor), aus Albin Lesky, Die Griechische Tragödie, Stuttgart 1968, S.194

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