Romantische Landschaft mit Menschenopfer

Romantische Landschaft mit Menschenopfer
Weißt Du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt...

Donnerstag, 25. Februar 2010

Bewusstsein und Machtpolitik

 

Der Homo sapiens nach dem Ende des Menschen.

 

„Ardent and bold, the smiling land to save,
In council sapient as in action brave,
I fear’d young Hamilton’s unshaken soul,
And saw his arm our wayward host control;…
Fire in his eye, and thunder on his tongue.”
(VLP I, 367)

Aus einem Gedicht der ‘Hartford Wits’, das von Dr. Hopkins stammt, und sich gegen die demokratischen Bestrebungen der Population in den Neuenglandstaaten nach dem Unabhängigkeitskrieg gegen England richtet. Es bezieht sich hier auf Alexander Hamilton (V. L. Parr., I, S. 292 ff), einem der begabtesten der als ‚Federalists’ (die Verfasser der ‚federalist papers’) bekannten Politiker, die eine Union auf der Grundlage der Staatsphilosophie von Thomas Hobbes zu realisieren bestrebt waren. Die politische Philosophie dieser Gruppe, der auch Washington angehört, hat die nach wie vor herrschende Vorstellung von ‚Herrschaft’ in den USA nachhaltig im Sinne oligarchischer bzw. aristokratischer Auffassungen geformt und enthält auch ganz offen ‚royalistsiche’ Züge, die den Umschlag von Herrschaft und Politik in den USA in eine Tyrannis präfigurieren und diese Möglichkeit in gewisser Weise sogar institutionalisieren. Man kann die gegenwärtige Regierung und Politik in diese Reihe stellen. Damit ließe sich die Schlussapotheose des antidemokratischen Gedichts auf George W. Bush beziehen. Das ergibt einen lustigen Effekt. Die USA sind nicht die Alternative zur Tyrannis, sondern die vorerst siegreiche Form, auch und gerade mittels und als sozialtechnologische und damit ‚wissenschaftlich begründete’ Form der Versklavung der Tierart Homo sapiens, und sie sind die bei weitem unverschämteste, historisch gesehen, wenn man die dabei zur Schau getragene unanfechtbar erscheinende Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit mit bedenkt, zu der sich diese Form des Kannibalismus hat ermächtigen können auf Grund der bereitwilligen Hilfe aller möglichen, auf dem Globus verfügbaren ‚wissenschaftlichen Begabungen’, die angesichts der ihnen gebotenen ‚opportunities’ und angesichts des öffentlich notorischen Schicksals aller eigenwilligen Abweichung und Behauptung unabhängiger Intelligenzen kaum widerstehen konnten, sich den dominanten Kräften entsprechend ‚opportunistisch’ zur Verfügung zu stellen, als mercenaries und dogs‑of-war, das sich zu dieser Politik kannibalischer Tierhaltung gegenüber der eigenen Art als derzeit führende Hochkultur hat etablieren können. Es ist Zeit, sich dem bewusst gegenüberzustellen angesichts der Wahrscheinlichkeit, dass diese Plünderer die Welt und den Menschen zugrunde richten, von der Existenz der Tierart Homo sapiens einmal abgesehen. Das, dem entgegenzutreten ist, ist die Reduktion des kulturellen Konzepts ‚Mensch’ auf die blanke Existenz der Tiergattung im Dienst einer globalisierten Form der politischen Herrschaft als einer Form der Nutztierhaltung.

Die abschließende Bemerkung Parringtons zu den ‚wits’:

„The wits were no skulkers in presence of ‚insubordination and infidel philosophy’, when their economical interests were touched.” (376)

Das hervorstechendste Merkmal der gegenwärtigen Politik überall mindestens im Bereich des US-Imperiums ist seine ganz öffentliche aristokratisch-oligarchische Ausrichtung, zu der sich zu bekennen offensichtlich niemand im Bereich des Machtapparats oder der privaten Ökonomie auch nur die geringste Scheu zeigt. Zunehmend neigt der Apparat zur Transformation in einen kaum kaschierten Cäsarismus. Der hätte denn auch dieselbe Grundlage wie sein römischer Vorgänger und andere totalitäre, diktatorische ‚fascistische’ Formen oder sonstige Regime ‚starker Männer’ oder Frauen. Der Journalismus hat sich längst ebenso angepasst wie der akademische Betrieb. Jeder ist geradezu stolz darauf, sich für etwas Besseres wenigstens zu halten; aufs Bessersein kommt nichts an. Das alles kann sich mit dieser unverschämten Offenheit zur Darstellung bringen, weil die Siegertruppe sich im Besitz aller Mittel der Formung des kollektiven Bewusstseins fühlen kann, was wiederum heißt, dass jeder, der hier einerseits Mitläufer sein und profitieren und andererseits gegen den Strom schwimmen will, sich einer Formation gegenüber sieht, der er als Exemplar nichts entgegen zu setzen hat, und zudem vor der Frage steht, für wen er das eigentlich anstreben sollte, denn es gibt angesichts der flächendeckenden und nachhaltigen Verstaatlichung des kollektiven Bewusstseins zugunsten der organisierten Interessen in innenpolitischer Hinsicht offensichtlich kaum Chancen, es damit ‚zu etwas zu bringen’, sei das nun im Öffentlichen Dienst inklusive dem Bereich ‚Erziehung und Bildung’, und noch weniger angesichts der vorerst unentrinnbaren Einbindung des Landes als US-workbench in die organisierten Interessen des derzeit anscheinend konkurrenzlos herrschenden Imperiums. Wer demgemäß dann doch noch meint, wenigstens im eigenen Interesse eine Beziehung zur Wahrheit unterhalten zu wollen, um wenigstens für sich selbst einen klaren Kopf behalten zu wollen, führt entweder ein anstrengendes Doppelleben am Rande der seelischen Erschöpfung oder ein Einsiedlerleben, dessen Erscheinungsbild dem kaum entsprechen kann, was man allgemein meint, wenn man sagt, dass jemand etwas ‚für sich selber tut’.

Denn das heißt ja gerade, widerstandslos mit den Wölfen zu heulen, ‚to run with the pack’. So sieht denn die in diesem Rahmen doch noch – in der Form einer marktlücken‑ und zielgruppenspezifischen Simulation von ‚intellektueller Eigenständigkeit’, meist in der Form einer bestimmten Orientierung an einer parteipolitisch ‚kritisch’ ausgerichteten ‚Menschlichkeit’ – zulässig erscheinende (zu Talkshows eingeladene) politische ‚Systemopposition’ denn auch eher so aus wie eine bestimmte Form der Psychologie aus dem Bereich der ohne wissenschaftliche Grundlage institutionalisierten sozialtechnologischen ‚Sozialarbeit’, einem Verständnis des sozialen Lebens, das sich seinerseits an das ‚Sozialgesetzbuch’ anlehnt, also an den Umkreis eines ‚Denkens’ (besser einer konditionierten und von staatlichen und kirchlichen Einrichtungen Attitüde), das entsprechend einem Missverständnis über den Sinn und die Bedeutung von ‚Sozialforschung’ (zwischen Produktwerbung und der Behebung ihrer Folgen) um ‚Verständnis wirbt für die ‚Ursachen von Kriminalität, Wahnsinn und Selbstmord, soziale Massendekompensation und Verwahrung, also eine Melange von ‚christlicher Seelsorgerei’, einem ideologischen Aushängeschild für bestimmte Formen der sekundären Verwertung von sozialem Schrott und Ausschuss mittels Staatsgeldern, und der begleitenden Konditionierung dieses Ausschusses auf Formen kostengünstiger Lebensführung. Der Zynismus, der in den entsprechenden Propagandaunternehmen steckt und die ganz gewöhnliche gespaltene Bewusstseinsverfassung des Personals bildet, das in diesem Bereich seine Selbsterhaltungsinteressen organisiert, wird nicht einmal verborgen. Er kann sich bereits auf eine komplementäre Bewusstseinsverfassung seiner Adressaten verlassen, die er selbst mit hergestellt hat und die immun ist gegen die Einsicht in die Gründe für diesen Zynismus, den sie selbst liefert, als Produkt, das dieser Zynismus zu Recht als Ergebnis seiner eigenen Tätigkeiten einordnet und das ihn dadurch auch begründet.

Ob aus diesem Zirkel ein anderer als ein Weg herausführt, der zu steil ist um en Masse begangen zu werden, ist die Frage. Immerhin gibt es einen, aber er ist weder im Gefüge des verstaatlichten Erziehungs‑ und Sozialisations‑, geschweige denn des Bildungsbetriebes kartographiert noch sanktioniert. Niemand will, dass er begangen wird und noch lieber sähe man, dass er gar nicht existiert, oder wenigstens nicht bekannt ist. Als Surrogat für das möglicher Weise noch nicht ganz erloschene Streben danach, diesen Weg zu finden und zu begehen werden dreist Surrogate angeboten, die ihn zugleich in ein mythisches Jenseits eines nicht wirklichkeitsfähigen Phantasmas verlegen, und aus dem ‚dunklen Trieb’ (altdeutsch geredet) ein Milliardengeschäft machen, dass die sich verdichtende Umnachtung des kollektiven Bewusstseins wirkungsmächtig in die Jahre just der verstärkten Empfänglichkeit der Seele und des Geistes verlegt, die dazu geeignet wären, dass beide lernen, die Suche zur Methode und die Begehung als Wissenserwerb zu formen und zu verwirklichen zugleich, so dass die Irreführung zugleich durch die Bilder der mit Phantasien der Vergeblichkeit überformten unbewussten Grundlagen des bewussten Denkens sich verfestigt, die zugleich synchronisierte Masse ist, also im kollektiven Unbewussten und Vorbewussten auch identische Struktur hat, was zur Ohnmacht des Individuums unendlich beiträgt.

Die industrielle Nutzung dieses in ihr sich zugleich reproduzierenden und verfestigenden Syndroms ist das Unverschämteste und Inhumanste, das sich die Viren, Parasiten und Praedatoren, die die Hochkulturen beherrschen, indem sie von Fleisch und Blut der Herde leben, die sie getreu begleiten auf ihrem trostlosen Zug durch das Reich der Zeit, indem sie auf ihrer ewigen Metaphysik des ‚ist’ beharren („Die metaphysische Interpretation des ‚ist’ im Reiche der Zeit ist der Staatsstreich der Gegenwart.“ Das ist der Satz eines Genies, das dem Prozess endlich doch zum Opfer fiel indem es resignierte angesichts seines Mangels an Widerstandsfähigkeit, die den Unterschied ausmacht, auf den alles ankommt, aber der Satz steht auch für den Stand vor der Tragödie des Untergangs im Berufsbeamtentum und seinem nivellierenden Sog, dessen ebenfalls zeitlose Bedingungen Bert Brecht in ‚Leben des Galilei’ ohne Rücksicht auf historische Applizierbarkeit auf den Fall strukturell analysiert und festgehalten hat.)

Das erinnert mich an den Lehrer, der mir diese Literatur nahe gebracht hat, so dass ich begann mich angesichts der damit verbundenen Dämmerung in meiner Seele vor ihm zu fürchten! Auch das ist eine Tragödie, und der Kampf zwischen dem Wunsch nichts zu sehen und zu hören und dem ihm entgegen gesetzten, zu hören, zu sehen und dann auch zu berichten hält noch immer an. Aber die Repräsentanten der Intelligenz und der Seelen dieser Menschen, die ich in mich aufnahm, hören nicht auf mich zu mahnen und dazu zu drängen, auch auszusprechen, in ihrem Namen, was sie mich lehrten und ich sehe immer deutlicher, dass ich es vor allem ihnen schuldig bin, mich auch zu äußern. Wer immer mein ‚Adressat’ sein mag, ich bin es ihnen schuldig, den wenigen Menschen, die ich auf dem Weg antraf und die sich wirklich bemühten mich zu lehren und mich mit der Liebe zu Weisheit, Wahrheit und dem unstillbaren Wunsch infizierten (instill), ein Mensch zu sein, und nicht nur eine Kreatur, ein Gattungsexemplar einer von seinesgleichen geschundenen Tierart.

Es gab und gibt diese Menschen, Menschen im eigentlichen Sinne, nicht die Betrüger, sie Menschen simulieren aus Machtpositionen heraus und dazu einerseits die automatische, andressierte Bereitschaft nutzen, die Macht und die Positionalität im hierarchischen Gefüge als Indikator und Index des ‚Menschen’ zu akzeptieren, und andererseits just dies zugleich als Gelegenheit verstehen, sich die eigene Menschwerdung zu ersparen und als Betrüger erfolgreich durchzukommen, indem sie ihre kannibalische Bestialität hinter den Automatismen der Hypnosen der Macht, der Machtprojektion verbergen, die nicht nur die Menschwerdung der Machthaber erspart, sondern ‚Erziehung’ und ‚Sozialisation’ als Agenturen der systematischen Verhinderung Möglichkeit der Menschwerdung institutionalisieren, um ihren ‚sublimierten’ Kannibalismus desto besser verbergen zu können vor dem Bewusstsein ihrer Opfer, je aggressiver er sich in der Form von ‚Recht und Ordnung’ an diesen ausagieren darf.

Der ganz und gar öffentliche Vollzug des Ungeheuerlichen hat die Form eines Normalbetriebes, dessen Faktizität sich zur Norm seiner Gültigkeit stilisieren kann. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass es sich hier um eine Form der Kriegführung gegen die Populationen handelt, die im Einflussbereich dieser Herrschaftsformen leben, die von Innen ausgehöhlt werden, um einerseits die Fassade einer ‚Demokratie’ – der die Konditionierung der Populationen auf das ihnen über die verordnete ‚Verständnis’ dieser Form entspricht – aufrechtzuerhalten, hinter deren Paravent sich ein sozialtechnologisch konditionierter Totalitarismus bisher unbekannter Art verbirgt, dessen hard‑core in die Individuen selbst hinein verlagert wird, so dass er ihnen ‚von Innen’ entgegentritt und sie daran hindert, das zu erkennen. Es hat kaum jemals eine hinterhältigere Form der Versklavung von Populationen gegeben als unter der Ägide ihrer verwissenschaftlichten Form als Sozialtechnologie einer verstaatlichten Erziehung und Bildung, zumal angesichts von deren Kapitalisierung, die dazu zwingt, dass die Individuen die ihnen verpassten Gehirnwäschen auch noch selbst finanzieren und damit umso mehr verinnerlichen müssen. Denn nun hängt ihr sozialer und Lebenserfolg umso mehr davon ab, dass es ihnen gelingt, sich das Gehirn erfolgreich waschen zu lassen um irgendwo einen Nutzer zu finden, der es für profitabel hält sie zu verwerten solange es ihm in den Kram passt.

Angesichts der nachweisbaren Kontinuität der Politik der USA ist keine Regierung in der Lage sie vor der Einsicht in ihren kannibalischen und totalitären Charakter zu retten, die an dieser Kontinuität weiterhin, mit welchen Einkleidungen auch immer festhält. Das konstante Feindbild, das diese Politik aus einem ihr inhärenten Zwang auf die ursprünglichen Amerikaner so gut wie auf offen versklavte Minderheiten und ihre Nachkommen innenpolitisch, und mit derselben ‚polizeirechtlich’ eingekleideten Selbstgerechtigkeit auf wechselnde äußere Feinde wirft, ist nichts als die Projektion des Sozialcharakters der USA, seiner Verzweiflung an dem unzugänglichen Gefühl der eigenen kriminellen Energie und Rücksichtslosigkeit, das der Wahrheit und Wirklichkeit seines kollektiven Umgangs mit dem gesamten Globus und sämtlichen Lebensformen unter Einschluss der eigenen Art entspricht, an dem sich die Aggression endlich gegen die eigene potentielle Menschwerdung richtet und sie vereitelt. Wie immer die ‚Mehrheiten’ innerhalb der USA als politischer Entität zustande kommen, es ist unvermeidlich, dass die Population, die unter dieser Entität lebt und sich in ihr darstellt und mittels ihrer agiert, als Ganze dafür auch verantwortlich gemacht werden muss, dass und wie sie das tut. Es helfen hier keine Ausreden mehr weiter, denn jede angebliche ‚politische Opposition’ profitiert von dieser globalen Politik und unterstützt sie innenpolitisch, sei es aus Trägheit, Mitläuferei, List, dem Business mit der Opposition oder der Kompensation (Madonna, Rock’n Roll, diese ganze Bedienung des systematisch und mit Vorsatz heran gezüchteten ‚Suchtpotentials’ etc.), oder auch mittels der Besetzung der lukrativen Positionen im akademischen Betrieb. Das alles läuft global betrachtet auf Dasselbe hinaus. Man kann nicht die Unfähigkeit einer Mehrheit sich gegen die offizielle und inoffizielle Politik zur Wehr zu setzen geltend machen. Was als diese Unfähigkeit geltend gemacht wird, ist in Wahrheit eine Form der mehr oder weniger bedingungslosen oder schlauen Anpassung an sie in einem Lebensalltag, der noch jedes organisierte Verbrechen, das an Minderheiten oder Gegnern begangen wurde, die dem inneren und äußeren Imperialismus der USA entgegenstanden, oft einfach genug durch ihre bloße Existenz, mit lebensweltlichen Verharmlosungen gerechtfertigt hat, oder durch die Projektion des eigenen Hasses und der eigenen Mordlust auf seine präsumtiven Opfer.

Das reicht bis in jede Wurzelfaser der Geschichte der USA und der ‚Besiedelung’ des amerikanischen Kontinents, die schon in der Bezeichnung die Fiktion voraussetzt, er sei nicht besiedelt gewesen, von eben den Amerikanern, die man hartnäckig als ‚Indianer’ als dort nicht hin gehörende Ausländer weginterpretierte lange bevor man sie aktiv zum Opfer eines erbarmungslosen Genozids machte, den andere Eroberungen und Annexionen (z. B. ein Drittel von ‚Mexiko’) folgten, so wie der ‚Sezessionskrieg’ ja nichts war als eine gewaltsame Rückeroberung des Südens, die sich bis heute mit dem altruistischen Motiv der ‚Sklavenbefreiung’ larmoyant bemäntelt, womit zugleich die stereotype Form aller imperialen Rechtfertigung gefunden war. Das alles wird bis heute brav gestützt und wissenschaftlich begründet wiedergekäut und geglaubt wie eine Religion, und zwar deshalb wie eine Religion, weil es geschichtlichen Fakten und Wahrheiten nicht standhält. Der Grund für diesen gegen alle Fakten gehätschelten Glauben ist aber nichts anderes als die Gier und die Verzweiflung einer aus Emigranten zusammengesetzten Population an der Kultur, die sie als nutzlos ausspuckte.

Daher der gar nicht bewusste Hass und die Rachsucht gegenüber prinzipiell jeder Form autochthoner kultureller Substanz, die Unfähigkeit, in Kultur und der von ihr nicht zu trennenden Konzeption des Menschen anderes zu sehen als eine der Unersättlichkeit dieser Drachensaat im Wege stehenden Gier, die sich selbst als ‚acquisitiveness’ und das Recht auf die Wahrnehmung von ‚opportunities’ verharmlost und dabei ist, im Namen eines Kollektivs von kaum mehr als 150 Mio. Gattungsexemplaren der Tierart Homo sapiens notfalls unter Verzicht auf jede sei es auch nur ‚zivilisatorische’ Einkleidung den gesamten Globus zu enteignen, und Milliarden von Menschen der systematischen und politisch gewollten oder kollateral akzeptierten Depravation zu unterwerfen ohne Rücksicht auf die Folgen auch langfristiger Art, ja ohne Rücksicht auf die Möglichkeit des Endes der Existenz der Art nach dem Ende der Existenz des Menschen und der Zerstörung aller Kultur im Namen solcher Zivilisation.

Die Phänomenologie des multikulturell zusammengesetzten Personalbeststandes des Imperiums, das gewissermaßen aus jeder Kultur und Rasse des Planeten einen Abhub rekrutiert um ihn öffentlich vorzeigen zu können als Beweis der prinzipiellen kulturellen und rassischen Offenheit gegenüber allen Ethnien dieser Welt ist Ideologie. Sie verbirgt kaum den rücksichtslosen und in dieser Form einzigartigen ‚Nationalismus’, um den sich diese Erscheinungsbilder zentrieren, und der das Herzstück der globalen Strategie darstellt, die sich auf diese Weise ihre eigene Prinzipienlosigkeit und ihre kulturelle Ortlosigkeit verbirgt, und den dazu passenden Zynismus kaum kaschieren kann, der die Inszenierung dieses Internationalismus befeuert. Zugleich wird dabei die Masse der Population von der Politik und den sich selbst inszenierenden Massenbeeinflussungsfabriken auf dieselbe Art und Weise verhöhnt wie von der Pop‑ und Sportindustrie, die die Suggestion verbreiten, jeder könne es zu etwas bringen, sogar und vor allem zur ‚celebrity’ oder zum Superstar oder Machtträger, denn diese Vorzeigefiguren beruhen ja auf dem Ausschluss der Masse und der Nutzung des von diesem erst bewirkten kompensatorischen Identifikationsbedürfnisses. Zugleich versucht diese personalisierte Projektion sich auf den gesamten Globus zu verbreiten, und man kann die Faszination, die davon ausgeht bis in die Kreise der herrschenden Klassen (geduldete einheimische Verwalter) auch der ‚work‑benches’ des Imperiums ermessen, wenn man bedenkt, dass ihr z. B. das Management von Daimler‑Benz in dem Glauben erlegen ist, die politischen und Wirtschaftsmagnaten des Imperiums ließen ihnen nun tatsächlich dieselben Chancen die sie für sich selbst in Anspruch nehmen oder sogar große Brocken von ihrem Tisch fallen, sozusagen statt Knochen ganze Schweinehälften. Dasselbe gilt offenbar für die Naivitäten, die meinten, die Frankfurter Börse könnte die Londoner übernehmen oder sich mit ihr wenigstens auf eine Stufe stellen. Das beruhte auf einer Täuschung über die wirkliche Verteilung und Ausrichtung der regierenden Kapitalinteressen.

Die Ausblutung aller Kulturen durch die psychopathischen Selbstprojektionen des us-amerikanischen Sozialcharakters auf alle Fernseh‑ und Radiostationen sowie das Filmbusiness dieser Welt ist ein bloßes Beiprodukt eines Selbstverlustes, der von seinen Initiatoren und Promotern als Fortschritt gefeiert und ausgeboten wird. Den Opfern wird zugleich mit der Ware die Anleitung mit geliefert, die ihnen zu verstehen gibt, wie sie die Einflussnahme auf ihr und die Enteignung ihrer zum Rudiment schon zusammengeschrumpften Bewusstseinsoberfläche zu interpretieren haben. Das garantiert die problemlose Anpassung der depravierten Populationen weltweit an die ‚Elite’ des zur kulturellen Führungsschicht der allgemeinen Absenkung des durchschnittlichen Bewusstseinsniveaus auf das des urbanen Subproletariats der Elendsquartiere der Städte der USA. Die Vertierung und gegen die bisherige historische Tendenz gerichtete ‘Resubanimalisierung’ der Tiergattung ist globales Propagandaziel der us-amerikanischen Propaganda und ungeachtet ihrer marktwirtschaftlichen Ausrichtung am privaten Unternehmen und gerade als getreuer Ausdruck des ‚Selbstbewusstseins des Privateigentums’ und der ihm zugrunde liegenden Mentalität politische Propaganda destruktiver Art, kulturfeindlich in ihrer Stoßrichtung und psychopathisch, ja psychotisch in ihrem materialen Inhalt.

Die psychopathischen Paranoiker, die sich in ihrer Kehrseite als Diener von ‚Law and Order’ (und ihrem theokratischen Hintergrundparadigma) auch nicht anders denn als gut gekleidete Verfolger mit Dienstmarken und Approbationen darstellen, sind nur die beiden Pole dieses Dialogs des Amerikaners mit sich selbst, deren ‚hue’ zwischen größenwahnsinniger Psychopathie, dem Ohnmachtsgefühl des ausgelieferten Opfers, der Larmoyanz einer sich von ‚weißen Haien’ ganz zu Unrecht in unschuldigen sportlichen Beschäftigungen gestörten spielenden Kindern, und dem selbstsicheren Auftritt des Helden im Dienst von Recht und Ordnung schillert, durch alle diese und andere Oppositionen hindurch indessen eine Einheit mit sich selbst auch ganz offen und öffentlich darstellt, die verblüfft. Der Autist, der sich hier in einem unauflöslichen Drama einer tödlichen Verstrickung mit sich selbst pausenlos auf allen Sendekanälen zur Erscheinung bringt, lässt die Laokoon‑Gruppe als harmloses Familienungeschick erscheinen, und könnte als nicht zuletzt angesichts seiner wahnhaften und buchstäblich weltfremden Unwirklichkeit von der zugleich mit beschworenen und gefürchteten wie erwünschten ‚fremden extragalaktischen Intelligenz’ (denn darunter tut der amerikanische Sozialcharakter es nicht mehr: bloß aus einem anderen Quadranten ist schon lange zu wenig) verzweifelter Hilferuf eines unter seinem eigenen, von seiner Gier angefressenen Gewichts erstickenden Lebewesens betrachtet werden, wenn nicht die reale Gefährlichkeit dieses kollektiven Paranoikers inzwischen ganz zweifellos die Existenz des einzigen Lebens, das wir kennen, das nämlich auf diesem Planeten, aktiv in Frage stellt. Was aber ist zu erwarten, wenn dieses Monster einmal eindeutig in die Defensive gedrängt würde, indem seinem unangefochtenen Expansionsdrang ein wie auch immer konturierter Widerstand entgegenträte? Was aber andererseits, wenn das niemals je geschähe?

Es kann gar kein Zweifel daran sein, dass damit eine grundsätzliche Frage berührt ist, die von der Genese des Menschen nicht zu trennen ist und letztlich über sein Schicksal entscheiden wird. Es darüber hinaus eine wenn auch unter anderem Namen längst bekannte Frage, nämlich die nach der Selbstbegrenzungsfähigkeit eines Lebewesens, einer Lebensform, die keine andere Grenze finden wird als die sie sich selbst setzt, es sei denn man wolle den Untergang der Lebensform selbst bzw. des Lebens auf dem Planeten als diese dann allerdings bloß natürliche Grenze jenseits der Selbstverfügung der Lebensform ‚homo sapiens’ betrachten. Das läge dann aber auch jenseits dessen, was den Menschen interessieren müsste. Belangvoll ist diejenige Grenze, die ein ansonsten unbegrenztes Lebenswesen (das wäre das Formulierungsäquivalent zur ‚Instinktreduziertheit’ im Sinne Gehlens, aber durchaus mit Anschluss an ihn und auch Nietzsche, der allgemeiner blieb, wenn er den Menschen als ‚das nicht festgestellte Tier’ bezeichnete, aber hier muss angesichts der gewandelten Lage vor allem die Fähigkeit zur erfolgreichen Selbstgrenzsetzung betrachtet werden) sich selbst zu setzen vermögen können muss, wenn es nicht gerade angesichts der Entgrenzung seiner Möglichkeiten entsprechend seiner Konstitution als Natur verfallen sich betrachten will, gar im Sinne einer entropischen Tendenz, die dazu berechtigen würde zu sagen, dass der größte Teil der gerade als Mitwelt existierenden Biomasse des Homo sapiens nichts anderes ist als fossile Energie in einem Zwischenstadium auf dem Wege zur Entropie, deren letzte Hinterlassenschaft, Spur vor dem Verschwinden  im Hintergrundgeräusch des physischen Universums die vorübergehende Anreicherung der irdischen Atmosphäre mit Kohlendioxyd wäre. Das entspräche einer Kapitulation und ließe sogleich jede Form von ‚Politik’ oder auch nur Wissenschaft von ihr, ja Wissenschaft überhaupt als eine bloße Illusion, als Selbstbetrug erscheinen.

Die traditionelle Frage aber, in der die Fähigkeit zur erfolgreichen Selbstbegrenzung, die zugleich Selbstbegrenzung in der Form eines Kulturwesens, also vom Konzept des Menschen oberhalb der bloßen Tiergattung Homo sapiens sein müsste bzw. würde, sich auch verwirklichte, ist die Frage nach der Möglichkeit des Menschen als eines Vernunftwesens oberhalb des Triebwesens der Psychologie und der Psychoanalyse, die wenn man genau hinsieht, im Gegensatz zu jeder Psychologie nicht den strategischen Irrtum begeht, nur den Wissenschaftler, der dieses Wesen untersucht, nicht aber dieses selbst als potentiell vernunftfähig voraussetzt, und damit sich selbst ad absurdum führt, insofern diese Wissenschaft ja nur von einem Wesen betrieben werden kann, das mehr kann als sich bloß zu ‚verhalten’. Die Psychoanalyse betrachtet den Menschen wohl als Tiergattung, aber vom Limes, dem Fluchtpunkt einer in ihr selbst auch praktisch und kommunikativ verkörperten epiphänomenalen Vernunft (die gewissermaßen selbst mögliches, erarbeitetes Epiphänomen eines dem Gattungsexemplar gegebenen Eiphänomens, dem bloßen Bewusstsein, ist), die von diesem immer erst zu gewinnenden Aussichtspunkt aus zurückblickt auf den langen Weg eines Aufstiegs, den keine Notwendigkeit und kein Automatismus, so wenig wie eine andere Zwangsläufigkeit zum Resultat haben, sondern der vielmehr an jedem möglichen Punkt der zurückgelegten Strecke das Risiko des Abgleitens, des Zurückfallens und der Verirrung, des Sitzenbleibens und der Resignation, des Endes in der Verstiegenheit. und daher auch des so oder so sich konfigurierenden Scheiterns überblickbar werden lässt, wenn auch, von diesem Punkt aus, als ein mehr oder weniger glücklich vermiedenes.

Man könnte sich angesichts der Geschichte der Vernunft, die mit den ‚Griechen’ anheben zu lassen nicht Eurozentrismus ist, auch nach der globalen Machtübernahme Chinas etc.  nicht, aber vielleicht nach der Selbstbegrenzung einer zukünftigen Menschheit nach Art der ‚Aborigines’ Australiens, die gewissermaßen als Rückkehr der Vernunft des Menschen zum strategischen Verzicht aus die uns bekannte Form betrachtet werden könnte, davon sprechen, dass die Vernunft in ihrer eigenen Geschichte erst zuletzt auf die ihr innewohnende, von ihren ‚irdischen’ Konstitutionsbedingungen als Epiphänomen des Epiphänomens Bewusstsein auf der triebhaften Grundlage einer organischen Lebensform von der Art der exzentrischen  Außenseiterexistenz des Homo sapiens abhängenden Risiken und Gefährdungen aufmerksam wurde, so dass die Atomisten und Platon sowie Aristoteles sowie der abendländisch-islamische Kommentar zu ihnen bis zu Kant und ihm Folgende der systematischen Beschäftigung mit diesen Gefährdungen, deren bleibende Leistung ungeachtet der temporären Amnesien von wechselnden Zeitgenossenschaften mit dem Namen Sigmund Freuds verbunden bleiben wird, und mit keiner anderen, auf – oberflächlich betrachtet – dieselben Objekte bzw. Sachverhalte bezogenen Wissensform oder wissenschaftsförmigen Politik oder Glaubensformation vergleichbar ist, auch wenn die aus politischen Gründen erzeugte Unklarheit und Unübersichtlichkeit hier aus guten Gründen eine Gemengelage der Terminologien erzeugt hat, die sich einer frei spielenden Kombinatorik ebenso verdanken mag wie einer wissenschaftlich desinteressiertem Karrierismus, der sich ohne Bekümmerung um die substantiellen Unterschiede im semantischen Feld der jeweils um eine bestimmte Terminologie und mittels ihrer sich formierenden Wissensform, die dann auch ein je anderes Feld der Konfiguration des Objekts bedeutet, darum bemüht, gewissermaßen unter Umgehung des ‚Patentrechts’ oder nach einer Anstandsfrist, die die Nutzungskosten erspart, marktfähige Produkte in eigenem Namen und auf eigene Rechnung zu erzeugen um nach dem Muster der Popindustrie erfundene Markenartikel auf einem intellektuellen Markt (unter anderem auch für Professuren und akademische Institute) unterzubringen und zu vermarkten.

Das läuft aber wie inzwischen sichtbar ist, aus in sophistischen Scharlatanerien unter Umgehung der Eigenbeschaffenheit des Objekts oder Gegenstandsbereichs, und ruft zu Recht die Einwände Platons gegen die Sophisten wieder auf den Plan, in der Form der Einwände gegen die zunehmende Verbreitung von ‚junk‑science’ an Stelle von Wissenschaft, mit dem Ende der Substitution der letzteren durch die Erstere bis zum Verschwindenlassen des prinzipiellen Unterschieds hinter der bloßen Nachahmung, dem Gestus von Wissenschaft an ihrer Stelle. So wie in der Politik die ‚Legitimation durch Verfahren’ jede materiell, aus der Eigenverfassung der Sache heraus vorgegebene Grenze des Willens zur absoluten Macht aufhebt auf Kosten der Integrität der Sachgehalte, so ersetzt Wissenschaft als – gern rechnerisch formalisiertes Verfahren und System der Erzeugung von Oberflächen mittels verfahrensförmiger Vorschriften und Üblichkeiten die Kenntnis der Sache, von der her sich die Methode und die wissenschaftliche Begrenzung und Konturierung der Sache zu rechtfertigen haben würde. Wissenschaft geht auf in einer durch den – politischen oder wirtschaftlichen – Auftrag einerseits und der bloßen Form der ‚Qualifikationsarbeit’ andererseits determinierten ‚Rahmen’ außerwissenschaftlicher Art, der mit der Sache und dem materiellen Gehalt kurzen Prozess macht im Rahmen eines Verfahrens der Verfügung über das widerstandslos Gemachte oder als widerstandslos Unterstellte.

Der Gegenstand dieser Verfügung in den Sozial‑ und Geisteswissenschaften entspricht auf der niedrigsten Stufe dem Laborversuchtstier (sachlich der Vorstellung eines erst durch die Betrachtung sich konturierenden Materials oder auch von ‚Strukturen’) nach dessen Muster sowohl der ‚Schüler’ und ‚Student’ als auch der ‚Wähler’ modelliert sind (während die Betrachtung von Strukturen entlang des betriebswirtschaftlichen Modells der ‚Qualitätskontrolle’ gerade die - sozialen oder kulturellen - Qualitäten von Struktur und Materie als Marginalien außer Acht lässt und geradezu vorsätzlich ignoriert. Die Verschränkung von solcher Wissenschaft und solcher Politik ist also unmittelbar. Sie kennt gar keine Vermittlung mehr, insofern die von beiden in einer Ausrichtung und Absicht abgeschaffte Voraussetzung aller Vorsicht in dieser Hinsicht, die Urteilskraft des ganz zwanglos als inkompetent angesetzten ‚Laien’, sowie dessen Verfügung über das Material, über dem das Urteil dieser Urteilsfähigkeit operiert, tatsächlich als Produkt der organisierten generationenübergreifenden Bemühung beider auch faktisch vorausgesetzt werden kann.

Kaum eine terminologische Modernisierung hat mehr vorhersehbaren Schaden angerichtet als die Umdeutung des linguistischen Terminus ‚Kompetenz’ (‚competence’), der schon im Amerikanischen ganz anders klingt und aussieht, angesichts des Fehlens des deutschen Merkmals der ‚Substantivierung’ durch den großen Anfangsbuchstaben. Der Begriff ist zunächst Bestandteil des Denkens der Linguistik Noam Chomskys und wenn man den Horizont seines Denkens kennt, der sich ja auf die Generative Transformationsgrammatik nicht nur nicht beschränkt, sondern deren Sinn  vielmehr aus einerseits der Anthropologie Noam Chomskys und andererseits seiner sozial‑politischen Einstellung her verständlich macht, dann kann er mit Sicherheit nicht im Sinne eines ‚sozialwissenschaftlichen’, dann aber rücksichtslos politischen Aufbaus bzw.  der Rechtfertigung ‚arbeitsteilig’ eingekleideter sozialer und politischer Hierarchien genutzt werden, deren Spitze die vollständige Ausschaltung des jeweils fachlich‑sachlich oder amts‑ oder positionsgemäß ‚Unzuständigen’ ist, zumal vor der Hintergrund einer sozialen Struktur, die wesentliche Merkmale ihres Verwaltungsapparats aus einem der ersten Gesetze einer auch kultur‑historisch diskreditierten Herrschaft verdankt, nämlich dem Gesetz zur Wiedereinführung des Berufsbeamtentums in Deutschland vom Jahre 1933, das erst die operativen Möglichkeiten und die Logistik bereitstellte, das den dann folgenden Umgang des so begründeten Herrschaftsapparates mit der Population bereitstellte und mit der wenigstens symbolischen physischen Liquidation eines Rests der noch zuhandenen politischen ‚Elite’ auslief, ohne die innenpolitisch konsolidierten Strukturen und Mentalitäten dabei in Betracht zu ziehen, von den personalpolitischen und ihren Folgen (z. B. in Hinblick auf die sich damit verstärkende Neigung zur Fortsetzung der ‚Tradition’ in der Form der Personalrekrutierung) einmal abgesehen, die in keinem ‚Bewerbungstraining’ jemals zur Sprache kommen, und endlich im Unbewussten versinken, weil ihre Herkunft zwar nicht mehr identifizierbar ist, aber ohne dass ihre Wirksamkeit als ‚rationale’, aber zugleich nicht öffentlichkeitsfähige Kriterien der Personalauswahl ernstlich berührt wäre, im Gegenteil, sie können sich nun erst als ‚rational’, von der Sache her geboten, etablieren.

Die Portierung des Begriffes der ‚Kompetenz’ durch Jürgen Habermas wirft zugleich ein Licht auf die wirkliche Bedeutung der Theorien dieses ‚Meisterdenkers’, wenn man einige andere Züge der Theorie betrachtet, die von der Art dieser Portierung nicht zu trennen sind. Es handelt sich nämlich nicht einfach um die Übertragung eines ‚token’ aus einem Betriebssystem oder einer Programmierumgebung auf eine andere mittels eines komparativen Parsers, der aus einer Programmiersprache in eine andere übersetzt, sondern zunächst um eine Übertragung aus dem Kontext von Noam Chomskys Grammatikanalyse, die sich mit den syntaktischen Strukturen von Sätzen befasst, dann aber aus der syntaktischen in die semantische Schicht der Sprache bzw. von Sätzen. Der analytische Terminus dient jetzt der Betrachtung nicht von syntaktischen Formen von Sätzen, sondern der Analyse von Bedeutungen von Sätzen bzw. Termen. Darüber hinaus aber geschieht diese Übertragung als eine in eine vollkommen andere Theorieumwelt einerseits, und vor allem in einen anderen als den bei Noam Chomsky stets zugrunde zu legenden ‚Geist’ der von ihm freigelegten ‚Gesetze’ bzw. Regeln, wie man in Erinnerung an Charles‑Louis Montesquieu sagen kann. Kurz gesagt, linguistische Kompetenz (linguistic competence) ist bei Noam Chomsky eine angeborene Eigenschaft und Auszeichnung aller Wesen der Tiergattung homo sapiens und in diesem Sinne anthropologisches Kriterium der Unterscheidung der Tiergattung homo sapiens von allen anderen Lebensformen, was immer sonst vergleichbar oder ähnlich ist oder eine Annäherung bzw. ‚Verwandtschaft’ zwischen dem homo sapiens und anderen Lebensformen begründen mag.

Bei Jürgen Habermas ist ungeachtet aller anderen Merkmale, die der Terminus mit seiner noch verständlichen Wandlung vom syntaktisch-linguistisch-anthropologischen Grundbegriff zum analytisch‑semantischen Begriff durchmacht, ein soziologischer Terminus in dem Sinne einer for granted vorausgesetzten und nicht analysierten sozialen Hierarchie, die auf eine – angesichts der unanalysierten Anwendung bzw. Übertragung – unklare Weise mit der arbeitsteiligen Struktur ‚moderner’ und dann mit Vorliebe ‚postmoderner’ Gesellschaften zusammen fällt. Was das bedeuten soll, wird nicht dadurch klarer, dass der Terminus ‚postmodern’ gar kein soziologischer gesellschaftstheoretisch bedeutsamer Terminus ist, sondern aus der Sprache der Architektur, also genau genommen einem traditionell zur Ästhetik gerechneten Objektbereich übernommen wird um dann auf eine in der Folge unklar gebliebenen Befrachtung und Aufladung mit diesen oder jenen Phänomenen zur Verfügung gestellt zu werden, die einer Einordnung bedürfen und als ‚neu’ eingeschätzt werden. Abgesehen von der doppelten Methode der Anleihe und der Aufladung, die hinreichend bezeichnend sind für die Folgen einer schwer kontrollierbaren Rezeptions‑ und Referiertechnik, der das Referat unmerklich in das Argument übergeht, womit beides in Rhetorik übergeht, eine Technik, die kaum etwas zu klären imstand ist, sondern eher darauf angelegt scheint, eine Art von ‚Igel und Hase‑Spiel’ zwischen dem Autor (der immer schon allhier ist) und dem Leser zu inszenieren, das den Leser stets hinterherhinken lassen kann, weil er ja erst noch einmal die Quellen selber lesen muss, um sich der Technik, die auf ihn angewandt wird, zunächst zu versichern und sich ggf. über ihre ansonsten nicht kontrollierbaren Auswirkungen auf seinen Verstand zu versichern, über die ihm der Autor tunlichst nichts mitzuteilen hat, wenn er sich nicht zu dem von psychologischen Autoren der Adoleszenskrise gern bemühten ‚Urvertrauen’ in die Absichten des Autors überlassen will, die, das, wie man weiß, ‚die Komplexität der Welt reduziert’, aber um den Preis der Schrumpfung des derart vertrauenden Bewusstseins vom Status eines wissenschaftlich interessierten Forschers auf das eines von den Vorbeters der lateinischen Predigt abhängigen blinden Gläubigen, kaum ernstzunehmende wissenschaftliche Kriterien der Kontrolle von Argumenten anzugeben. Selbst wo die immanente ‚Logik’ der Argumentation eines Autors folgen kann ohne einer beabsichtigten, also in der Argumentführung selbst zu suchenden, oder einer in den Voraussetzungen der Rezeption durch den Leser gelegenen Täuschung zu unterliegen, ist der Kontext, aus dem mit diesen Techniken der Rezeption, in der sich eine nicht analysierte und auch nicht zu wissenschaftlich nicht zu rechtfertigende Vermengung von ‚Portierung’, Rezeption, Umsetzung im oben bezeichneten Sinne und Einfügung in einen ganz anderen Theoriekontext uno actu vollzieht bzw. vollzogen wird, nicht zu rekonstruieren, also der Kontext, den die Absicht des Autors über das manifeste hinaus im Augenblick der Bewerkstelligung dieser ‚Rezeption’ darstellt. Zugleich wird aber der Herkunftskontext einfach vorausgesetzt, aber nicht seinerseits angemessen expliziert, mit der Folge, dass die ganze Operation vollkommen undurchsichtig bleibt und ein eigentümliches Studium des Rätsels notwendig wird, das der Autor, der so verfährt, dem Leser aufgibt, ohne es ihm mitzuteilen.

Was immer das sonst bedeutet, denn es ist erheblich, beim Studium eines Theoretikers der Sozialtheorie (auch darüber wird noch zu sprechen sein, ob und inwieweit es sich um einen solchen überhaupt handelt, denn nun kann man, einmal bis dahin vorgedrungen, dass das Verfahren angesichts der behandelten Gegenstände zum Problem wird, das des Studiums bedarf, und nicht der Hinnahme, auch danach gefragt werden, ob denn die ausgewiesenen Gegenstände, also die Produktion auch tatsächlich dem Firmennamen des Unternehmens entsprechen – so wie z. B. Tarnfirmen womöglich Drogen herstellen und vertreiben, und dem Namen nach als Blumenhandel oder Samenhandlung firmieren - ) auf derartige ‚Kommunikationsprobleme’ zu stoßen, zumal wenn der Autor auch dazu eigens eine von ihm erfundene Theorie präsentiert, deren Züge wieder auf ihre Weise festzulegen versuchen, wie die Sache, die Kommunikation in diesem Falle, entsprechend der Theorie des Meisterdenkers zu laufen hat, unter der Drohung mit kaum ausdenkbaren Sanktionen, die in einer kommunikativen Form verborgen wird, die sich auf ihre ‚zwanglose’ Wirksamkeit verlässt, nämlich dass ihre Opfer sich keiner möglichen Gegenwehr ‚erinnern’ und sich, in die Sprachlosigkeit gedrängt, unterwerfen müssen, mit Folgen, die wohl zu benennen sind, denn das wird u. U. mit dem Leben bezahlt, zumal angesichts des Diktats, wonach es ‚keine Privatsprache’ geben kann – es sei denn die der Theoretiker, die genau dies in der ihren verkünden und diese Sprache dabei zur allgemein verbindlichen erheben.

Man kann aber all das zunächst problemlos beiseite lassen. Was bei der Portierung des Begriffes ‚competence’ aus dem Kontext der Sprache und des Gegenstandsbereichs sowie des Denkens von Noam Chomsky in die Theoriesprache von Jürgen Habermas – und, wird man sagen dürfen, der überkommenen kontinentalen Mentalität, an der er partizipiert, geschieht, ob nun mit oder ohne die bewusste Absicht des Autors, ist in hohem Maße jenseits dessen, was man als wissenschaftlich zulässig bezeichnen dürfen wird, was sich jedoch als Propagandamaßnahme bzw. als rhetorische Technik durchaus identifizieren lässt, mit der Folge, dass man dann auch das Recht in Anspruch nehmen darf, die Folgen der Anwendung dieser Technik als die ‚Motive’ zu betrachten, die dieser Anwendung zugrunde liegen. Denn es ist hier nicht mehr erheblich, was der Autor dazu sagt. Man kann vielmehr sicher sein, dass der immer eine Antwort hat, die entweder widerlegt, was man ihm vorlegt oder auf sonst eine Weise ad absurdum führt, was man dem Meisterdenker einwendet. Denn es geht ja gerade darum, dass er dies sein will. Natürlich ist die Antizipation des Donnerwetters einschüchternd, auf das man sich einzurichten haben wird, und ereigne sich dies auch nur in der Form einer schweigenden Ignoranz. Andererseits muss man Ross und Reiter solcher Machenschaften gelegentlich doch nennen, und zwar desto dringender, je mehr sie sich selbst als Freunde der ganzen Menschheit mit globalem Wirkungsanspruch zu profilieren versuchen.

Es ist ganz dasselbe, wenn die Vergewaltigten sich nicht dazu durchringen können, den Vergewaltiger anzugeben, weil sie die Kumpanei derer zu fürchten haben könnten, von denen sie Unterstützung erwarten mögen. Denn das Verständnis von ‚Kommunikation’ ist ja u. U. ebenso weit verbreiteter Common Sense in einem bestimmten Sinne wie das von dem Sachverhalt der ‚Vergewaltigung’, die sich auch, wenn auch nicht nur, als Interaktion im Modus einer bestimmten Form von ‚Kommunikation’ verstehen lässt, vor allem, wenn man sich erst einmal dazu herbeilässt, eine contradictio in adiecto, ein im Übrigen ungemein beliebtes Verfahren der ‚wissenschaftlichen Begriffsbildung’ im so genannten Bereich ‚weicher Wissenschaften’, gemeinhin der ‚Moral Sciences’, wenn man dem angelsächsischen Sprachgebrauch einmal folgt um den Umkreis des Gemeinten abzustecken. Dieses Verständnis unterliegt meist auch einem ‚zwanglosen Konsens’, also einer verbreiteten Mehrheitseinstellung mit der Macht der von ihr nicht unterschiedenen, sondern auf sie gegründeten Masse, in der ja auch der Theoretiker, mit dem Mittel der Eigenwerbung, gewöhnlich eine Stütze sucht für die Faktizität seiner Argumente, die er dann leicht mit deren Geltung verwechselt oder gleichsetzen kann, angesichts des zwanglosen (also nicht empfundenen) Zwangs des verbreiteten Arguments, wenn es erst einmal Schule gemacht hat, aus der auch das Selbstverständnis der Vergewaltiger seine Selbstsicherheit beziehen mag.

Jürgen Habermas verbirgt den von ihm vorgenommenen ‚Bedeutungswandel’ des von ihm ‚rezipierten’ Terminus, seine radikale Reinterpretation. Das ist indessen Methode, und die hat einen Namen, nämlich den der ‚Hermeneutik’. – Bedeutungswandel vollziehen also keineswegs, einfach ‚sich’. Das Geplapper der ‚Sozialtheorie’, die alles von ihr Untersuchte mehr oder weniger ‚sich’ vollziehen lässt, als sei niemand dafür verantwortlich, ist auch in dieser Hinsicht erhellend, als Dispensation von der eigenen Mitverantwortlichkeit sei es auch nur für das bloß Nachgeplapperte, geschweige denn für das mangels wissenschaftlicher Kompetenz jenseits der erfolgreichen Beamtenkarriere mit der Genialität der stellvertretenden Einfühlung in den Geist der fütternden Hand aus den Fingern Gesogene. – indem er kaum auf die in der Folge dann im Nachvollzug weidlich betrachteten Verschiebung der Betrachtung von der ‚syntaktischen’ auf die ‚semantische Ebene’ und die Festlegung der Bedeutung von ‚Kompetenz’,  die dann sich sogleich jeder möglichen attributiven Amplifikation und Diversifikation anbietet und eine Explosionswolke von ‚Kompetenzen’ im Sinne von Ausschlusskriterien freisetzt, alles in geradem Gegenteil zu Noam Chomskys überlegter Grundlegung einer Bedeutung, die bei genauem Hinsehen gegen die gängig nachgebeteten klugscheißerischen Unterscheidungen von ‚syntaktischer, semantischer und pragmatischer Ebene’ (von was? Na, der Bedeutungsdimensionen der Sprache, denn alle tragen zu dem bei, was Bedeutung einer Äußerung ist, zumal dann, wenn man zwar Sprache als Handlung identifiziert, also auch hier wiederum strategische Gleichsetzungen vollzieht, ohne dann auch die Konsequenzen daraus zu ziehen, dass damit in der Sprache, sofern sie Handlung ist, alle ihre ‚Ebenen’ in der pragmatischen zusammen fallen müssen, wenn man sie von der Handlung her ins Auge fasst, so dass in der Sprache, so verstanden, Syntax, ‚Bedeutung’ und Handlung eins sind, und dennoch von der sprachlosen, aber kommentierbaren Handlung im genauen Sinne unterschieden bleiben müssen, denn nur das Unterschiedene lässt sich zu Vergleichszwecken identifizieren, zumal angesichts des wechselseitigen Verhältnisses, jeweils füreinander Wahrheitskriterien des Urteils zu sein, insofern Handlung und ‚sprachliche Handlung’ nicht zwingend dasselbe sind, sondern in einem eigenartigen Spannungsverhältnis der wechselseitigen Kommentierung und Erläuterung zueinander stehen, die von der deckungsgleichen Identität – ihrer ‚Bedeutung’ ! - bis zum kontradiktorischen Gegensatz – ihrer Bedeutung ! - reichen können.

So weit ich sehe, sind die Folgen dieser Identifizierung von Sprache und Handlung (was genau wird hier eigentlich gleichgesetzt? Das ist ungeklärt!), die Identität der semantischen Ebene sowohl von Sprechen als auch von Handeln in der ihnen gemeinsamen Bedeutungsschicht, ungeachtet der Möglichkeit der Divergenz im besonderen Falle, der ja seinerseits auf der Möglichkeit der Identifizierung im Medium der Bedeutung, also der semantischen Schicht menschlicher Existenz aufruht (Identität wie Divergenz) sowie das sich daraus ergebende wechselseitige Interpretationsverhältnis nicht ausreichend beachtet und betrachtet worden, und das gilt natürlich vor allem für die Wissenschaften, für die von ihrem eigenen Gegenstand her Handlung und Bedeutung in derjenigen Sprache bzw. in den Sprechakten zusammenfallen, die die Theorie ist.

Das gilt aber umso mehr, je mehr das Universum der Bedeutung(en) sich in den Formen des menschlichen Zusammenlebens und in Technik und Wissenschaft sowie in dem für alle dominant werdenden Medium der Kommunikation zu einer mehr oder weniger erheblichen Unabhängigkeit (oder dem Schein derselben) oberhalb der ‚bloß materiellen Welt’ und der manipulierbar gewordenen Substanz(en) etabliert und diese von oben herab zu modifizieren in der Lage ist, bis zur vermeintlich unerheblich werdenden Ignoranz gegenüber Materie und Leben, als einer ihrer emergenten Formen, deren vorerst letzter Abhub die Form ist, die sich als ‚Kommunikation’ auf der Grundlage der Existenz der Tiergattung Homo sapiens gebildet und verselbständigt hat. – Die plakative Hervorhebung der ‚semantischen Ebene’ durch Jürgen Habermas hat den nicht explizierten Sinn einer Abhebung und Rechtfertigung der Rekonfiguration des Sinns des Kompetenzbegriffs, aber zugleich wird diese Erörterung, soweit sie überhaupt vorkommt, auf Nebensächlichkeiten und einen Scheingegensatz verschoben, denn Noam Chomsky hat gute Gründe, seine terminologische Wahl zu rechtfertigen, insofern die Syntax, also die wohlgeformte Satzgestalt die Grundlage für das Verstehen seines Sinnes ist und bleibt, ja dafür, dass ihm überhaupt einer zugeschrieben werden kann, wenn man nicht fragmentarische sprachliche Gebilde anhand begleitender Handlungen von diesen her interpretieren will, was denkbar ist und auch die Möglichkeit einer ‚Privatsprache’ wiederum eröffnet, weil es ein von sprachlichen Äußerungen unabhängiges Medium und Kriterium des Verstehens gibt, das Wittgensteins Diktum widerlegt, und vielmehr belegt, dass er nicht deshalb immer recht hat, und in viel weniger Dingen überhaupt vielleicht recht hat als die allgemeine, weitgehend auf Unkenntnis seiner Schriften beruhende Beweihräucherung seines vermeintlich ‚einsamen Genies’ unterstellt, einfach weil die Wahrscheinlichkeit, dass Andere, die ihn auch nicht gelesen oder verstanden haben, also vor allem seine Irrtümer und Aufgeregtheiten und Verranntheiten, groß ist, dass die ihn auch mit der Undurchsichtigkeit und der benebelnden Wirkung der sankrosankten Beweihräucherung umgeben.

Man muss sich nur die Abbildtheorie des Satzes vor Augen führen und seinen verzweifelten Versuch, das Reden über die Sprache ad absurdum zu führen, der wiederum die verzweifelten Kopfstände seiner späteren Überlegungen eigenartig kontrastieren, um sich dieser Merkwürdigkeiten zu versichern. Das alles hat nüchternere Behandlung verdient als diese Kommentare heiliger Schriften, die sich um Wittgenstein versammeln im Büßerhemd oder im Lendenschurz des Saddhus und ehrfürchtiger Adepten des Meisters, und wenn man sich die Antworten der buddhistischen ‚Meister’ auf diese Schülerattitüden noch einmal genauer betrachtete, dann könnte man genauer wissen, warum sie auf dieses im genauen Sinn verstandene ‚Verhalten’ solcher Adepten, in denen nicht eine Spur einer sprachlichen oder sonstigen Handlung vorlag, mit der Androhung einer Tracht Prügel antworteten. (Vielleicht wird man Ludwig Wittgenstein viel besser gerecht, wenn man bekennt ihn nicht zu verstehen, denn am Ende war die Gefahr verstanden zu werden, seiner ‚Natur’ entsprechend ein viel größere und gefährlichere Drohung als das Nicht‑Verstanden‑Sein, auf das es ihm möglicher Weise ankam. „Worauf läuft dies alles nun hinaus? Es ist einfach so: Wir erlauben das Wissen des alten Inders; aber das Verstehen des alten Inders erlauben wir nicht.“ (Bi Yän Lu, Marix Verlag, Wiesbaden 2005, S. 49).

Positiv gesprochen, könnte man einfach in Erwägung ziehen, nach seinen eigenen Worten, die etwas von der Logik des Zen haben, über das so oft gerätselt wird, während es dieses Rätseln gerade zu vereiteln versucht, dass man die Leiter tatsächlich wegwirft nachdem man auf ihr hinaufgestiegen ist und sich davon überzeugt hat, dass man zu ebener Erde angekommen ist. Was sich aufdrängt, ist das Bild von der lateralen Übersteigung der Kante eines Möbiusschen Bandes, die sich in entsprechende Dimensionen zum Lebensboden einer bewohnbaren Welt ausgedehnt zu einer gekrümmten Ebene einfach als die ‚Dicke’ dieses Bandes, der Oberfläche eines Planeten in dieser Form präsentieren müsste, also zunächst als eine laterale Mauer, die das Band in seitlicher Breite begrenzt, und auf der hinauf‑ oder hinunter gestiegen man wiederum auf der geschlossenen Fläche des Bandes steht, nur an einem diesem antipodisch zuzuordnenden Punkt, den man geradeso gut ‚zu Fuß’ auf der in sich geschlossenen eindimensionalen Fläche erreichen kann. Denn er liegt auf derselben Ebene wie der ihm entsprechende antipodische.

Es wird noch zu zeigen sein, dass Ludwig Wittgenstein gerade hier der schärfste Gegner einer seit Bertrand Russel und Alfred North Whitehead nicht abgerissenen Faszination durch das Problem der Metasprache ist, und vor allem bemüht scheint, diesen von Russel sehr gehätschelten Gedanken, auf den sich eine Menge von Problemen stützen, die sich erst ergeben, wenn man bestimmte Probleme der Sprache, die sich aus ihrer rekursiven, auf sich selbst bezogenen Form ergeben, zu überschätzen und zu Grundsatzproblemen zu erheben versucht. Niemanden hat die Lösung des Problems der Menge aller Mengen, die sich implizieren usw., die Russel gegeben hat, jemals überzeugt. Die pragmatische Lösung ist angesichts der Dramatisierung des ihr zugrunde liegenden zuvor aufgebauschten Problems geradezu lahm, und mehr als das überzeugt seit je die Erhaltung und Verschärfung der Spannung, zu der sich das nervöse System des Mathematikers Kurt Gödel entschließen konnte, der den Abgrund entschlossen erneut aufriss um in ihn hineinzustarren, weil er in diesem Anblick die Wahrheit der condicio humana erkannte und ihre irreversible existentielle Verwundung. Das Unvollständigkeitstheorem oder ‑axiom, wie die Abkürzung verharmlosend lautet, sollte jeden, der sich des Verständnisses der ihm entsprechenden theologischen Formulierung des Problems nicht mehr zu versichern vermag, dazu verhalten, sich gewarnt zu fühlen vor der triebvermittelten Neigung des Gattungsexemplars zur Hybris, diesem Wunsch nicht einsam zu sein, sich sicher fühlen zu können, denen sich alles Erfolgsstreben verdankt, als Produkt der Angst, die sich also einfach als Produkt des organisch vermittelten Selbsterhaltungstriebs verstehen lassen, und Vernunft wäre dann die Fähigkeit, diese Neigung durch diejenige Form der Selbstreflexion zu kontrollieren, die traditionell den Titel der Vernunft führt. Natürlich ist das nicht die ‚instrumentelle’, aber sie verachtet auch nicht diesen Aspekt ihrer selbst, domestiziert ihn aber, anstatt ihn Amok laufen zu lassen. Man mag hier modische Anpassungen der Terminologie ins Auge fassen, aus Gründen, die damit zu tun haben, dass man sich wünschen mag, dass die Vernunft mehr Gefolgschaft findet. Aber die Vernunft braucht keine Gefolgschaft. Das ist sicher.

Man muss also nichts um ihretwillen für sie tun. Was immer man da tut, man tut es am Ende aufgrund eines Missverständnisses des in eigener Sache sinnvoll zu Wollenden oder Wünsch‑ bzw. sinnvoll Machbaren. Aber ebenso sicher, wenn auch auf ganz andere Weise, ist, dass der Mensch nicht ohne Vernunft oder wie immer sie heißt oder genannt wird, existiert, was immer es ist, was dann existiert, wenn der Mensch (gerade mal wieder) nicht (oder noch nicht, oder nicht mehr) existiert. Denn die Arterhaltung, als Naturvorgang betrachtet, ist an deren Kontingenzen geknüpft, und an nichts anderes.

Also ist die Existenz der Tiergattung zwar die Voraussetzung für die des Menschen, aber nicht umgekehrt. Das darwinsche Wesen Homo sapiens ist in seiner Existenz auch ohne den Menschen denkbar. Aber die Möglichkeit des Menschen ist an die Voraussetzung dieses Darwinschen Wesens gebunden. Das kann man schon von Plotin und den Neuplatonikern und den Gnostikern allgemein lernen. Letztlich verteidigt der ‚radikale Islam’ nichts anderes als diesen Gedanken, und auch der mit der Existenz des Staates Israel nicht einverstandene Teil des Judentums, unter ihnen auch Gershom Scholem, wenn ich nicht irre, hat denselben Gedanken, den das Christentum in der Formulierung ausdrückt: mein Reich ist nicht von dieser Welt. Das Problem bleibt in all diesen Lösungen vielleicht die Abhängigkeit vom verneinten ‚Reich’. Hier hilft nur ein auf die radikal verstandene Lösung des Problems der Individuation zurückgehende Grundlegung jenseits kollektiver Lösungen, denen nirgendwo ein legitimierbares Verbot entgegensteht.

Dienstag, den 7. August 2007

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