Romantische Landschaft mit Menschenopfer

Romantische Landschaft mit Menschenopfer
Weißt Du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt...

Mittwoch, 11. Mai 2011

Einer mehr oder weniger, was soll’s?

Wer ist nicht ganz richtig im Kopf?

11. Mai 2011

I.

Sinngemäß lässt der Präsident der USA ausrichten, dass jeder, der nicht der Meinung ist, dass die Liquidation Osama Bin Ladens, eines Massenmörders, in einer Kommandoaktion, irgend etwas Anstößiges an sich haben könnte, seinen Kopf untersuchen lassen muss.

Nun hat bekanntlich – so weit ich weiß – bisher noch niemand gefordert, einen Präsidenten der USA in einer Kommandoaktion zu liquidieren. Und ich habe nicht die Absicht das zu tun. Aber jeder Präsident der USA ist, entsprechend den imperialen Zielen und deren Nebenabsichten, durch seine Entscheidungen ein Massenmörder. Häufte man die Leichen, die a Konto ‘Amerika’ bzw. USA gehen, auf einem Haufen auf, dann brächte man womöglich eine Sauerstoffmaske, um die erfolgreiche Erstbesteigung seines Gipfels zu bewerkstelligen. Und das ist ganz unabhängig von den Errungenschaften, die mit der Wahl des ersten Afroamerikaners zum Caesar der Nation zusammenhängen, also mit der funktionalen Mobilisierung aller Ressourcen zum Zweck der Aufrechterhaltung des Imperiums mit den Mitteln der systemkatischen Bewirtschaftung des Nutztiers Homo sapiens, eines dessen Exemplare er ist, eines der ‘erfolgreichsten’ Exemplare, gemessen im Kontext der systemimmanenten Kriterien dessen, was unter den perennierenden Umständen dieser Einrichtung eines historisch fortschreitend sublimierten Kannibalismus unter dem Namen der ‘Hochkultur’ als ‘Erfolg’ zu gelten hat. Es ist sicher, dass auch dieses Exemplar dieser Tierart ganz und gar durchdrungen ist von dem sicheren Gefühl, dass diese Kriterien ‘alternativenlos’ sind, so sehr, dass es nicht einmal auf den Gedanken (!) käme, darüber zu sinnieren, ob das auch richtig ist. Es ist vielmehr eine unbewusste Voraussetzung aller seiner Strebungen, nicht nur seiner Bewusstseinsverfassung.

Es ist deshalb schön zu hören, dass der Präsident der USA zugleich der Chefpsychiater der USA ist. Obwohl es der damit zugleich klar gestellten Funktion der Psychiatrie, der Psychologie und der Psychotherapeutik in den USA nicht mehr ausdrücklich bedurft hätte. Nützlich hätte der Vorschlag einer Medikamentierung sein können, verbunden mit einem 'Ad' der Firma, die das den Zustand des Kopfes korrigierenden Pharmakonzerns.

Enttäuschungen haben das Maß ihrer Fallhöhe an Erwartungen. Dieselbe Äußerung, von dem Vorgänger des jetzigen Präsidenten, würde man einfach unter seine anderen, zum Beispiel zu den Menschenrechten, einordnen können. Da sprach eben die Seele des texanischen Cowboys. Die Äußerung des jetzigen Präsidenten der USA liest man auf dem Hintergrund von Martin Luther King's „I have a dream, that my little children....“ usw., und einigem anderen, z. B. den moralisch-religiösen Standards, die die USA, als militärischer Siegerstaat und als imperiale Gewalt nach Europa getragen haben, und speziell in den soziokulturellen Raum deutscher Sprache. Denn dort sind Generationen von gläubig staunenden Kindern in ihrem Geiste nach ihren Standards erzogen, eingewiesen worden in die global geltenden soziokulturellen Standards, und hatten Teil an ihrer Transmutation in Gesetze, Menschenrechte, Charters, internationales Recht usw.

Und war da nicht all das Zeugs mit Joan Baez, und 'We shall overcome' und der Gitarrenbegleitung, unplugged etc.? Gewiss, rein organisationssoziologisch war dies alles nie ein wirklicher Anlass anzunehmen, dass der 'Aufstieg' zum Spitzenfunktionär des politischen Systems, 'that runs an Empire', auf das es von Beginn an abgesehen war in seiner Gründungsurkunde (nicht die 'Declaration of Independence', sondern die 'Constitution'), weiter führen könnte als bis zu einer in den strikten Grenzen dieser Funktion sich haltenden 'Selbstreflexion', die das Selbst des Aufsteigers begleitet zum Zweck der Kontrolle des Verhältnisses von Selbst und System in den damit gesetzten Grenzen einer individuellen Bewusstseinsverfassung, die nicht weiter reichen kann als diese Grenzen eben sind, obwohl es Belege dafür gibt, dass dies nicht gänzlich zwingend sein muss.

Es ist Sache des Lesers und des Funktionärs, zu wissen, was da gemeint ist, anstatt eine 'Information' über das Gemeinte zu verlangen, und wer es dennoch tut wird die Erfahrung machen, dass 'Bildung' sich nicht 'googeln' lässt und auch Wikipedia hier keine Auskunft geben kann. Dort findet sich vielmehr die übliche, mit der Information chronisch verwechselte Redundanz, wo eine/r dem/der anderen weitersagt, was er/sie wiederum anderswo 'gehört' hat. Das entspricht einem Modell der Generierung von Wissen mit den Mitteln des Gerüchts: Am Ende ist das alles 'Stille Post'.

Als ein Syrer Caesar des Imperium Romanum wurde, änderte sich nichts an dessen Politik. Weder wurden Sklaven befreit noch eine Demokratie eingeführt, nicht einmal die Republik wurde 'restauriert'. Und an der Plünderung und systematischen Ausweidung des beherrschten Geländes änderte sich nicht ein Jota. Vielmehr setzte sich fort, was von verschiedenen Autoren hinreichend beschrieben worden ist, so oder so als eine fortschreitende Verfallsgeschichte. Aber es gibt auch Positives. Immerhin hatten die römischen Legionen die endlosen Bürgerkriege Griechenlands definitiv beendet; aber es war zu spät. Das entvölkerte Land und die entnervte, zum guten Teil aus Vertriebenen bestandene Bevölkerung waren am Ende und was einsetzte, war die zunehmende Substitution der Population durch Immigranten, bis diese das Imperium überrannten und aufspalteten, so dass ein nach Osten verlagerter Rumpf sich noch einige Jahrhunderte halten konnte, um den Preis einer lange anhaltenden soziokulturellen Dekompensation, gemessen allerdings am einstigen Lebensstandard der Plutokratie, die das Imperium beherrschte, und nicht am Elend der Sklavenmassen.

Während Mommsen es sich erspart hat, das Kaiserreich überhaupt noch ausführlich zu beschreiben, dazu war er ein zu überzeugter Bürger mit einer gesunden Verachtung für imperiale Absichten, hat Gibbon den Untergang mit dem Ende in einer christlichen Transformation beschrieben, und man kann sich das ansehen. Von Mommsen stammt etwa folgende Beurteilung von Imperien (hier des Imperium Romanum), und eine erstaunliche Prognose, die den Nagel so genau auf den Kopf getroffen hat, dass man staunen kann. Ich gebe die Übersetzung in’s Englische:

“It is a terrible picture, but not one peculiar to Italy; wherever the government of capitalists in a slave-state has fully developed itself, it has desolated God's fair world in the same way as rivers glisten in different colours, but a common sewer everywhere looks like itself, so the Italy of the Ciceronian epoch resembles substantially the Hellas of Polybius and still more decidedly the Carthage of Hannibal's time, where in exactly similar fashion the all-powerful rule of capital ruined the middle class, raised trade and estate-farming to the highest prosperity, and ultimately led to a -- hypocritically whitewashed -- moral and political corruption of the nation.

All the arrant sins that capital has been guilty of against nation and civilization in the modern world, remain as far inferior to the abominations of the ancient capitalist-states as the free man, be he ever so poor, remains superior to the slave; and not until the dragon-seed of North America ripens, will the world have again similar fruits to reap.” (Translated With The Sanction Of The Author, By William Purdie Dickson, D.D., LL.D. Professor Of Divinity In The University Of Glasgow, S. 2278)

Es ist zu hören, dass 'bestimmte Europäer' sich für überlegen halten angesichts des Handelns des Präsidenten der USA, und dass sie versuchten 'Obama kaputt zu machen, obwohl er es anders zu machen versucht als seine Vorgänger...'. Statt das derart zu betrachten, also wiederum unter einem typischen Schema, das auf Überlegenheit/Unterlegenheit hinausläuft, könnte man sich fragen, was das eigentlich ist, was da wie ein Echo zurückkommt, als erwartbare Reaktion auf einstige eigene Maßnahmen, die an einer Population vollzogen werden, die militärisch besiegt, von einer anderen soziokulturellen Formation in anderer Sprache (Amerikanisches Englisch) umerzogen wird nach deren Vorstellungen, nach dem sich die Kinder und Jugendlichen mittels flächendeckenden nachhaltigen Bombenteppichen von Oben herab 'befreit' vorfinden, wenn und wo sie diese initialen Maßnahmen überlebt haben. Das ist kein Vorwurf. Vielmehr sollte man das als Anweisung zu einer gewissen Voraussicht auf erwartbare Ergebnisse z. B. bemerklich ähnlicher Befreiungsaktionen in Irak Afghanistan und Pakistan (vorerst) in einigen Dekaden verstehen.

Aber die speziell amerikanische cultural anthropology hat sich selbst schon immer nicht so ernst genommen, dass sie etwa einen bemerklichen Einfluss auf die Außenpolitik der USA hätte erlangen können. Eher war sie Begleitforschung einer mehr oder weniger offenen Ausrottungspolitik, und insofern schon Vorfeld des verbreiteten Behaviorismus und seiner Transformation in Neuro-Science (wissenschaftliche Theorie der Praxis der Innenpolitik) und die gegen ihre 'Diskriminierung' angehenden Afroamerikaner hatten dazu nie mehr beizutragen als ihre eigenen Erwartungen der Beteiligung an der allgemeinen Chancengleichheit auf dem Boden der USA so wie sie eben ist nach der Ausrottung der Amerikaner (alias 'Indianer') hergaben, also Aufstieg zur Teilhabe an den üblichen Merkmalen: Einkommen, Ausbildung, Prestigeobjekte, und Sozialstatus.

Trotzdem oder vielleicht auch deswegen haben viele Afroamerikaner angesichts der Wahl des ersten Afroamerikaners zum Präsidenten der USA öffentlich geweint, Tränen vergossen, und wir wissen jetzt oder dürfen vermuten, warum: Sie erkannten, dass dies das Ende aller Erwartungen ist, insofern klar geworden ist, dass der Aufstieg sogar zum Spitzenfunktionär des politischen Systems der USA, zum Cäsar auf Zeit des Imperium mundi, nichts weiter bietet als dies, die vollständige Aufgabe jedes weiter gehenden Anspruchs zugunsten der restlosen Anpassung an die Erfordernisse, die die Positionalität von der Funktionsfähigkeit des Funktionärs von diesem verlangt.

Man kann das vorläufig auch so ausdrücken: So wenig wie die Anpassung der allgemeinen Biomasse der als Nutztierherde bewirtschafteten Tierart Homo sapiens dieser die Menschwerdung ermöglicht oder auch nur erlaubt, so strikt schließt der 'soziale Aufstieg' des Anpassungsbereiten die Möglichkeit seiner Menschwerdung aus zugunsten einer strikten Anpassung an die Funktionalität, die seine Individuierung beherrscht.

Es mag sein, dass die Inbetrachtnahme, und das Aussprechen einer solchen Unterscheidung schon an Infamie verstanden wird, die indessen sich gegen den Boten wendet, indem sie ihn prügelt, während er nur die Mitteilung bringt von dem, was die Umgebungsbedingungen des Daseins diktieren. Das empörte Aufbegehren vor allem im Namen der 'Demokratie' und der 'Gleichheit aller Menschen' usw. ist indessen verständlich, denn es hat sich angesichts der allgemeinen Anpassungsbereitschaft, die mit dem Aufstiegsinteresse der 'Aufsteiger' bzw. der 'Aufstiegswilligen' sich amalgamiert und mit dem verleugneten Ressentiment, stillschweigend eine Anpassung der Betrachtungsweise durchgesetzt, die den gelungenen Aufstieg zum Funktionär der Systemimperative mit dem gleichsetzt, was billiger Weise und nach allen Standards des seit Darwin, nicht unbedingt aufgrund seiner Überlegungen, eingespielten Verständnisses von dem, was ein Mensch sei, als 'Menschwerdung' betrachtet werden kann.

Dass sich dahinter eine systematische Verwechselung eines soziokulturellen Konzepts mit einem biologisch durchaus richtigen Verständnisses des Tierreiches unter Einschluss der Tierart Homo sapiens verbirgt, entgeht nicht nur den an der Unterscheidung eigentlich vital interessierten Theologie ganz offensichtlich, sondern mehr noch den in dieser Hinsicht offensichtlich unter dem Eindruck der Propagandaoffensiven des Sozialdarwinismus, wie er die 'wissenschaftlichen Konzepte' in den USA beherrscht, unterfüttert mit dem Selbstverständnisses eines an der so gut privaten wie staatlich betriebenen Ausrottung der Amerikaner, gänzlich erblindeten Sozialcharakters, der zur Reflexion auf die ihm zugrunde liegenden Bedingungen seiner eigenen historischen Formierung nicht imstande ist, was dazu berechtigt, festzustellen, dass die anstelle der Amerikaner die USA bevölkernde Population mit größtenteils europäischer Herkunft dennoch keine Europäer sind, und zwar aufgrund der historisch doch beinahe singulären Konstitutionsbedingungen zugleich von Sozialcharakter und Imperium Americanicum.

Und das betrifft die in dieser Hinsicht möglicher Weise ohne Bewusstsein angesichts der Folgen ihrer besonderen Art der Einführung in diese 'Formation' (von 'Gesellschaft' zu sprechen wäre gänzlich irreführend) besonders anpassungsbereiten Afroamerikaner, die ständig gezwungen sind, die Folgen der unterschwellig ungebrochenen Diskriminierung angesichts dieser Herkunft aus einer Sklavenpopulation, der sich die bloßen Lohnsklaven meinen überlegen fühlen zu dürfen, das Aufbegehren und die Neigung zum Protest und zur Rebellion um so sorgfältiger zu 'kontrollieren', was, wie man sehen kann, zu Spitzenanpassungsleistungen führen kann, die der Naivität des die Umgebung bildenden Sozialcharakters überlegen sind, indem sie sie erfolgreich überbieten und depotenzieren, ohne im Prinzip über sie hinauszugehen insofern der Rahmen der Selektion, der den erfolgreichen Aufstieg steuert, dabei auf keine Weise transzendiert wird. Er wird nur genauer in Betracht gezogen, zusammen mit den gewöhnlichen Bedingungen, die der Sozialcharakter der gewöhnlichen Umgebung für diesen Typus des Aufsteigers darstellt.

Die öffentlichen Tränen der Afroamerikaner beruhen auf der sich durchsetzenden Einsicht in den Umstand, dass das, was ihnen die Rahmenbedingungen des Daseins in den Strukturen des Imperium Americanum bietet, die verschiedenen Varianten eines Aufstieges in Sackgassen ist, die zugleich Einbahnstraßen sind, die eines gemeinsam haben: Dass sie die Möglichkeit der Menschwerdung zugunsten der Konditionierung auf ein Funktionärsdasein ausschließen.  Dieselbe Einsicht hat in den alten asiatischen Despotien den Buddhismus erzeugt und verbreitet, und ausgesprochen ambivalente Verhältnisse für die Machthaber geschaffen, die versuchten, sich der Aussteiger (Mönche) zu bedienen, ihnen aber immer misstrauisch gegenüberstand. 

Der Dalai Lama hat aber auch bei den modernen Machthabern gar keine gute Presse, es sei denn man braucht ihn als ‘Dissident’, also auch wieder für politische Zwecke jeweils anderer Machthaber, z. B. denen der USA., die ihrerseits, als strikte ‘Arbeitsgesellschaft’, keinen Platz hat für Leute, die sich von dem vorgeschriebenen ‘way of life’ zu weit absetzen. Die sind stets in Gefahr, von einer Truppe mit Kriegswaffen physisch liquidiert zu werden. Es gibt in dem globalen Arbeitslager der Nutztierverwertung der Biomasse des Homo sapiens keine geduldete Lücke, in der sich die Möglichkeit der Nachdenklichkeit ausbreiten dürfte. Über dem Eingang zu dieser Welt eines globalen Arbeitslagers, das betrifft, wer den weiblichen Geburtskanal verlässt, ist die Inschrift angebracht, die die zur Dante’schen Hölle zugleich ist, der Schriftzug zugleich über dem Tor zum Lager Auschwitz: Arbeit macht frei! Es ist bemerkenswert, dass die Vernichtung durch Arbeit bisher nicht so erfolgreich ist wie man sich das vorstellen mag. Mönchsgesellschaften hatten da historisch bessere Ergebnisse der Bevölkerungswachstumskontrolle zu verzeichnen gehabt.

Historisch gesehen ist es riskant, in einem Glashaus zu sitzen und mit Steinen zu werfen auf Überwältigte. Man kann, und zu Recht, wer wollte das leugnen, einer Population vorwerfen, dass sie sich zu einem staatlich geplanten Ausrottungsunternehmen gegenüber einer so oder so identifizierten Teilpopulation verstanden hat, das zudem, wenn man das erklärte Ziel betrachtet, gescheitert ist, aber man muss dann so viel Voraussicht haben sich klar zumachen, dass das damit Gesagte übergreifend gilt, indem es einen Maßstab setzt, der sich nicht mehr ohne grellste Ungereimtheiten 'relativieren' lässt, zumal angesichts des unerwarteten oder 'nicht so erwarteten' Lernerfolges der derart Unterwiesenen, die sich nun nicht einreden lassen, dass der zu ihrer Belehrung in Anspruch genommene Maßstab gerade für die nicht gelten sollt, die ihn gesetzt haben, und diese Setzung in der Form nachträglicher Gesetzgebung und mit spektakulären Hinrichtungen pars pro toto (also gerade des dem neuen Standard etwa widerstrebenden 'Un-Geistes') derart bekräftigt haben, dass das mit Sicherheit nicht nur nicht vergessen wird, sondern vor allem angesichts eines Sozialcharakters, der sich der Todesstrafe als einem wesentlichen Mittel der Innenpolitik so leichtherzig und 'frei' bedient wie seine Außenpolitik sich nicht zu schade ist, nach Wunsch ganze Bevölkerungsgruppen anderer Weltgegenden entweder von dafür gewonnenen Teilpopulationen dieser Weltgegenden ausrotten zu lassen, oder das auch selbst zu tun, durch den Einsatz der dazu aufwendig um den Preis ins astronomische anwachsender Budgetdefizite und einer kaum mehr zu anschaulich beziffernden Staatsverschuldung auf Kosten der Welt, aus der alles das wieder herausgeholt wird (denn das ist der Zweck der Übung) militärischen, im Klartext: Der dazu bereitgehaltenen Gewaltmittel.

Was den Präsidenten, einen Repräsentanten einer vor einigen Dekaden noch vom Lynchmob seiner eigenen 'Landsleute' tödlich bedrohten Teilpopulation der USA, so stört, ist eine Anmeldung von Vorbehalten, die exakt dieselben sind, die seine 'Emanzipation', seine Befreiung von den entsprechenden tödlichen Vorurteilen begleitet und mit ermöglicht haben. Jetzt ist das der Anlass für den paradigmatischen Aufsteiger, der sich nicht zu schade war, die 'moralische Unterstützung' (ohnehin eine inferiore, eigentlich wertlose Form der Unterstützung, die sich gar nicht in Dollar beziffern und entsprechend bilanzieren lässt, und auch nicht in ein Industrieprodukt zu verwandeln ist, die im technischen Verfahren der Massenherstellung erzeugen ließe, sondern bestenfalls für diejenige Plünderung von Taschen geeignet ist, die die Popmusikindustrie und die Filmindustrie mit 'human touch' ermöglicht) der 'aufrechten Bürger' in aller Welt in Anspruch zu nehmen für einen 'Freiheitskampf', der exakt dort endet, wo der Befreite Präsident eines Imperiums geworden ist, was die Grenzen des 'Paradigmas' eindeutig absteckt, sowie das, was in alledem von Anfang an gemeint gewesen sein muss, insofern es hier endet.

Der Rest war schon immer gelogen, und zwar ziemlich infam. Kein Wunder, dass die derart endlich zu sich selbst Gekommenen nun auf ihrem 'Realismus' bestehen, illusionslos wie sie sind und realitätsbezogen, auch wieder pars pro toto. Wir wissen damit immerhin, wenn auch wie üblich erst im Nachhinein, und nachdem die Gewinne bilanziert sind, was von alledem zu halten ist, ein für allemal. Man hätte es aber ohnehin wissen können, aus der Kenntnis des Vorgangs der Ausrottung der Amerikaner (ohne Anführungsstriche) durch die nunmehrigen 'Amerikaner', zu denen eben auch die Afroamerikaner gehören, indem sie ebenso wenig darüber nachdenken, was die 'Entschuldigung' bedeutet, die nach der Exterminierung der Amerikaner so wenig kostet wie die Inanspruchnahme der wertlosen Solidarität von Leuten, die sich dazu verleiten ließen, die Maßstäbe erst zunehmen, die dieselben Leute propagierten um einen globalen Erziehungsauftrag wahrzunehmen, der mit Todesurteilen gestützt wurden, die die Bösewichte exemplarisch vernichtet haben.

Der Vorgang ist immer derselbe. Nachdem der Gewinn gemacht ist, und bilanziert, gibt es eine Entschuldigung auf der Grundlage von Maßstäben, deren Setzung vorerst nichts kostet, so wenig wie die 'Entschuldigung', bis sie sich als Wechsel auf die Zukunft erweist, der dann die Wiederholung des derart Inkriminierten verschlossen ist, wenn man sich nicht entschließt auch einmal vergessen, auch einmal loslassen zu können und nach vorne zu schauen, indem man sich einfach nicht daran stört, dass man sich in einen unhaltbaren, aber bloß sprachlichen Widerspruch verwickelt, der nichts bedeutet, weil man die Machtmittel hat, die es erlauben, dass man einfach nach Wunsch Maßstäbe setzt oder auch ignoriert, vor allem, wenn man sie selbst gesetzt hat, als Augenblicksmaßnahmen, die nur so lange gelten, wie sie die eigenen Handlungen nicht behindern, und die ignoriert werden können, weil es niemanden gibt, der eine nennenswerte Sanktion praktisch geltend machen könnte, die die Beliebigkeit des eigenen Handelns irgendwie einschränkt, während man den eigenen Macht- und Gewaltmitteln zutraut, sich jeder Behinderung der eigenen Entscheidungen nach wechselnder Interessenlage nicht nur entgegen zu setzen, sondern sie sogar erfolgreich zu bedrohen, wenn diese Interessenlage das 'verlangt' oder einfach empfiehlt.

Dass sich daran jemand stören könnte, ist einem erfolgreichen Modell der Anpassung an letzten Endes beliebige Umgebungsbedingungen unter der Zielsetzung dessen, was 'Erfolg' bedeutet, naturgemäß nicht verständlich zu machen. So weit ist das tolerierbar, wenn man das Ziel einfach versteht und toleriert als im Prinzip wählbar. Aber es ist dann doch jenseits dessen, was man tolerieren müsste, wenn man sich anhören soll, dass sich der auf den Baum gelangte Frosch meint, dass er wo nicht ein König, dann der Pontifex Maximus der Menschheit (in einem qualifizierten Sinne, in dem er als bloßes Gattungsexemplar der Tierart Homo sapiens nicht für diese Position qualifiziert ist, wenn es ihrer überhaupt bedürfte) ist, mit der Zusatzqualifikation des zugleich obersten Psychiaters in der wissenschaftlichen Tradition des behavioristischen oder lerntheoretischen Konzepts des 'Menschen' als der schlauesten aller Ratten nach dem Modell der wissenschaftlichen Tradition in amerikanischem Englisch. Und man wird nicht erwarten können, dass sich die kritische Würdigung dieser Inanspruchnahme eines psychiatrisch gebildeten Oberpriesters aus dieser Stromlinie des sozialen Aufstiegs an die inneramerikanisch üblichen Differenzierungsstandards hält.

Wer kein Gedächtnis über seine Anpassungsinteressen im Dienst des individuellen Erfolgs und an seine 'relevante Umgebung' hinaus hat, weil dazu außer dem Nervensystem auch sein Inhalt, unter dem Namen – horribile dictu – der Bildung gehört, die ein funktionierendes Urteilsvermögen einschließt, das über und aus seinem Material heraus operieren kann, sollte eigentlich vorsichtig sein, die Position, die er erreicht hat, mit den Erfordernissen zu verwechseln, die dazu legitimieren könnte, der Welt insgesamt psychiatrische Diagnosen zu verpassen, zumal man das als typische Form des Umgangs mit der Abweichung unterhalb der Gewaltanwendung und der Kriminalisierung besonders bei Diktatoren schon kennt, und sich das auch nicht in Einklang bringen lässt mit dem lautstarken Eintreten für Dissidenten in vor allem den politischen Formationen, die 'irgendwie' Schwierigkeiten haben mit dem 'American way of life' und den Standards of Democracy, die stets dann wie der Teufel aus dem Kasten springen, wenn sich diese politischen Systeme dem 'freien Handel' in den Weg stellen oder der freien Verfügung über irgendwelche 'opportunities', die man gern in Anspruch nähme, um sogleich als gegenstandslos abgefertigt zu werden, wenn sie sich denselben eigenen als grenzenlos am liebsten vorgestellten Handlungsspielräumen in den Weg stellen könnten.

Und wer einfach nicht einmal zu dem Eingeständnis imstande ist, dass er Agent einer rücksichtslosen Manipulation von 'imaginären' Standards ist, die er selbst nach Wunsch setzen zu können und als gegenstandslos beiseite schieben zu können glaubt, weil er sie selbst nach Wunsch setzt und verwirft, der ist nicht ernst zu nehmen.

Und ob er seinen Kopf untersuchen lassen will oder nicht ist seine Sache. Und es ist auch die Sache jedes anderen, der Zeuge dieser Machenschaften wird und ihnen willig folgt als habe er einen Nasenring an der er herumgeführt wird, sich zu überlegen, ob er seinen überprüfen lassen will oder nicht. Anders gesagt, es ist dem Urteilsvermögen der Beteiligten überlassen, ob sie das tun wollen oder nicht. Das ist Freiheit. Und es ist die Freiheit des Zuschauers, sich davon informieren zu lassen in jedem Sinne, den er selbst für den richtigen hält.

 

II.

Bleibt episodisch zu ergänzen, dass der Historiker Wolffsohn den – allerdings aufgrund der Besonderheiten seiner Perspektive verständlichen - ‘running gag’ in einer permanenten talk-show geben könnte, die sich mit der Weltlage befasst (Es ist immer schon antizipierbar, was er sagen wird, und mit welcher Tendenz.), aber man muss doch hinzufügen, dass er in derselben Weise unangenehm wirkt wie etwa Zippi Livni und Marc Regev, wenn auch nicht so rhetorisch dreist wie diese, während alle drei, wie unterschiedlich sie auch sonst sind, doch von der im Prinzip von ihnen nicht wesentlich unterschiedenen Position des Regierungschef Israels, Benjamin Netanyahu, in der Tendenz ihrer Äußerungen deutlich abweichen, indem dieser doch wesentlich differenzierter ist als alle drei zusammen genommen und um ebenso vieles klüger und angenehmer wirkt auch und gerade weil er die Interessen, die er wahrnimmt, kaum weniger deutlich artikuliert und verteidigt, aber nicht auf eine derart den Gebildeten herausfordernden und beleidigenden Art und Weise. Immerhin hat er nicht die Dreistigkeit, die Intelligenz des fiktiven Gesprächspartners, den er als öffentlicher Redner vermittelt durch eine Maschine anspricht ohne ihn jemals zu Gesicht zu bekommen, direkt zu beleidigen in der Weise, in der viele ‘Intellektuelle’ dieses Typs das gewissermaßen habituell tun, in der unerschütterlichen Gewissheit ihnen egal aus welchen Gründen unbedingt überlegen zu sein. Und verständlich wird die Bedeutung dessen, was diese Funktionäre produzieren (bzw. ausschwitzen) erst, wenn man sie mit der Unabhängigkeit des Geistes von z. B. Noam Chomsky und Norman F. Finkelstein vergleicht, und der Fähigkeit zu Leidenschaft, die diese Geister so imponierend befeuert. Und es wirft ein Licht auf die USA als Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten, wenn man die Folgen bedenkt, die die Äußerungen Finkelsteins über die Holocaustindustrie für ihn hatten: Er verlor seine Professur.

Aber es gibt keine Zensur in den USA!  Man macht es einfach anders: Die Leute, die ‘Probleme machen’, verschwinden in den ‘Demokratien’ einfach im Heer der Reservearmee der Arbeitslosen (Soll heißen: der Leute, die von der organisierten Gewalt ausgegrenzt werden und nicht ‘angestellt’ oder ‘beschäftigt’ werden! Denn unter bestimmten Umständen heißt ‘Arbeitslosigkeit’ vielmehr: Ausgegrenzt von der Teilhabe an einer als ‘Arbeitsgesellschaft’ (also nicht durch eine ‘leisure-class’ definierten ‘Gesellschaft’, in der die Arbeitenden nicht zur Gesellschaft gehören) Form des kollektiven Lebens. Es ist bezeichnend genug, dass es keine Soziologie (im Staatsdienst) (mehr) gibt, die hier auch nur eine hinreichende Differenzierung ihrer Begriffe unter Beweis zu stellen imstande ist, die solche Unterscheidungen (Arbeitslosigkeit/Anstellungslosigkeit, Gesellschaft/Organisation des Lebens der Biomasse des Homo sapiens) auch nur ermöglichen.

Der Umstand, dass der Homo faber so gut wie der durch Vernunft oder Wissenschaft oder auch durch seine ökonomische Betätigung definierte ‘Mensch’ gleichermaßen auf einer Anthropologie beruhen, die ‘Arbeit’ als Anthropologicum im Sinne der condicio humana macht, ist diesem Gequatsche nicht einmal mehr ‘erinnerlich’ aus der Lektüre der Grundlagentexte, von denen sich jeder in Anspruch genommene Paradigmenwechsel abzuheben hätte, indem er sich auf eine mittels Diskussion und Urteil mitgeführte Wissensform beziehen müsste, die die Geschichte des ‘Faches’, das sich mit den Angelegenheiten der ‘Polis’ befasst, und nur so kann der Blödsinn verständlich werden als bereitwilliger Opportunismus gegenüber dem Machtapparat, der diese Krüppel des Geistes auf Lehrstühle hebt, indem solche Pseudobegriffe wie ‘Arbeitgeber’ und ‘Arbeitnehmer’ einfach for granted in die Reihe der Grundbegriffe der ‘Wissenschaft’ aufgenommen werden, die sich darüber Rechenschaft abzulegen hätte, dass ihre ‘Bedeutung’ exakt dem Gegenteil der mittels ihrer bezeichneten Sachverhalte entspricht, indem jeweils dieser das Gegenteil dessen ist, was die Bezeichnung ‘meint’.

Für manche Sachverhalte genügt ein Beispiel um ein sicheres Urteil zu ermöglichen, das keiner Revision mehr bedarf. Als ich sehen durfte, wie ein mit einer Badehose bekleideter junger Mann, der in einen Nebenarm des Mississippi sprang, innerhalb einer halben Minute mit (mittels Handschellen) auf den Rücken gefesselten Händen in dem Augenblick von einem schwer bewaffneten Beamten der organisierten Gewalt abgeführt wurde als Gefangener, bin ich ohne Probleme zu dem Schluss gekommen, dass angesichts des Umstands, dass in jeder nahöstlichen oder sonstigen Diktatur oder sonst irgendwo auf dem Globus eine private Handlung ist, nach der kein Hahn kräht, zumal angesichts der Tatsache, dass da nirgendwo ein Verbotsschild stand, die USA als ein Polizeistaat eingestuft werden müssen. Eine andere Begebenheit, die mir erzählt wurde, kann das bekräftigen: Als ein paar Jugendliche sich damit vergnügten, eine Münze über den Boden zu rollen auf einem öffentlichen Platz in Washington, trat ein Polizist hinzu und verbot das mit der Begründung, dass es die Würde er auf einer Seite der Münze abgebildeten ‘Person’ beleidige. Der Einwand, dass es sich nicht um eine Münze aus dem Bereich des US-Dollars handelte, beeindruckte ihn nicht.

Man kann an seinen Äußerungen die dreisten Zumutungen an einen unabhängigen, aggressive angegriffenen und eingeschüchterten Intellekt nicht bemerken, die von den anderen genannten ausgeht in dem Moment, in dem ihr eigener Intellekt sich in Schwierigkeiten kommen sieht, logisch bzw. sachlich betrachtet. Was also an den Genannten auffällt als unakzeptable Zumutung ist nicht sachlich begründbar. Der Regierungschef mutet in seiner überlegten Argumentation nichts zu als dass er seine Auffassungen verteidigt und auch zu erkennen gibt, wo er keine Zugeständnisse zu machen bereit ist und wo nicht. Das schafft Klarheit ohne diese Aggressivität des Ressentiment geladenen Mobsters, der unbedingt ‘überlegen’ zu sein beansprucht, aufgrund seiner ‘überlegenen Intelligenz’ und ‘der besonderen Verantwortung, die ihm das auferlegt’ :-).

Was die typischen Amerikakorrespondenten betrifft, die immer wieder die europäische Besserwisserei und die Geltendmachung moralischer ‘Überlegenheit’ gegenüber den von ihnen angeklagten Barbaren aus der Politik der USA beklagen, so ist ihre angebliche Fähigkeit Europa zu verstehen nicht auf der Höhe des Problems, das ich hilfsweise einmal charakterisiere, indem ich den Unterschied auf die Erklärung Kants einerseits stütze, der meinte, die Moderne Europas transzendentalphilosophisch bestimmen zu können durch den Modus des ‘reflektierten Urteils’, während der eigentümlich amerikanische ‘Pragmatismus’ vor allem der politisch recht hemdsärmeligen Art des Zugriffs mit allen ihr verfügbaren Mitteln doch eine eigentlich animalische Form der Selbstbehauptung zum Resultat hat, das sich ausschließlich am Effekt, dem gewünschten Erfolg ausrichtet, und insofern ein im Kern kannibalisches ‘Menschenbild’ offenbart. Darüber sollte man einmal nachdenken, auch wenn es provokativ wirkt, wenn man sagt, dass das politische System, das die USA propagieren, die Menschwerdung nicht nur nicht vorsieht, sondern sogar darauf abzielt, die Möglichkeit aus dem Blick zu rücken und zu liquidieren, und das ist besonders deshalb erheblich, weil es mit einer erstaunlichen Hypokrisie religiöse Standards vor sich her trägt, die eigentlich anderes erwarten ließen, wenn sich nicht mit dem von Max Weber erkannten Erfolgsprinzips amalgamiert wären, das sie negiert, es sei denn im Sinne der sozialtechnologischen Anpassungszwänge eines im Sinne Toquevilles formierten postsozialen Lebens nutzt.

Was an der Rhetorik so infam ist, ist der Umstand, dass niemand auf den Gedanken kommt, sich einmal zu überlegen, ob das Aufbegehren gegen den imperialen Zugriffsversuch der Sowjetunion, den die Politik der USA und die Groß Britanniens so tatkräftig unterstützt hat, nicht vielleicht auf derselben 'Ebene' liegt, also symmetrisch dazu anzuordnen wäre im politischen Urteil, wie das Aufbegehren gegen den imperialen Zugriff der USA (und der Briten).

Das polizistische Denken, das in der Beurteilung herrscht, ist ebenso einseitig wie an Vorstellungen einer innenpolitischen Ausrichtung orientiert, die sich am Drucken von Steckbriefen delektiert, also jede 'Abweichung, und vor allem die entschlossene, von einem an Polizeiarbeit ausgerichteten Kontrollkonzept strikt kriminalisiert, obwohl das genau genommen nur dann Sinn macht, wenn ein 'Staat' bereits die territoriale Kontrolle über eine als 'seine' aufgefasste Population hat, wie immer sich das legitimieren lässt. Auch hier erinnert alles an die 'Indianerkriege' bzw., kurz gesagt, an die Ausrottung der Amerikaner und ihre Rechtfertigung. Mehr als alles andere gibt diese Rhetorik Auskunft über das Schema, das hier zur Anwendung kommt. Dabei ist nur noch nebenbei von Bedeutung, dass kein derart 'wahrgenommener' Gegner damit rechnen kann, auch nur den mindesten Respekt zu genießen.

Die Sprache, die ihn ausdrücklich als Ungeziefer disqualifiziert ist aus taktischen Gründen immerhin verschwunden, aber die Einstufung als 'kriminell' leistet im Wesentlichen dasselbe. Im Zauberkreis dieses Schemas ist kein Platz für Nachdenklichkeit über die Zusammenhänge, in denen bestimmte 'Verhaltensweisen' nur als Antworten auf eigene Handlungen und Entscheidungen bzw. die eigene Praxis verständlich werden könnten.

Es ist dieser typische Aspekt der Rhetorik der Außenpolitik der USA, in der die Vorstellung nicht vorkommt: Dass es Konflikte der Selbsterhaltung geben kann, die einander kontradiktorisch ausschließen, ohne dass man den ‘Beweggründen’ und ‘Motiven’ des einen oder des anderen der Antagonisten unterstellen könnte, das es erlauben könnte, sie abzuwerten als ‘niedrig’ oder ‘kriminell’ oder ‘abwegig’ usw., während der Antagonismus des Kampfs um Selbstbehauptung den Untergang des einen oder des Anderen zum Ergebnis haben muss.

Die Abwesenheit dieser Einsicht qualifiziert diese Politik als von Ressentiment gesteuert auf dem soziokulturellen Niveau eines Mobs, der seinerseits hinreichend Grund hätte, sich über die historischen Bedingungen eines Staatswesens, DES Staatswesens, das den Inbegriff von dessen Modernität verkörpert, Rechenschaft abzulegen,  das auf den Gräbern und Trümmern um dieser ‘Gründung’ willen ausgerotteten Lebensformen und der Zerstörung des ökologischen Systems, in das eingebettet sie ihr Dasein hatten, aufgeführt worden ist, ebenso wie von dem auf diese Weise entstandenen, eindeutig nicht-europäischen Sozialcharakter, der das bewusste Leben trägt, das sich über die unbewussten Grundlagen seiner Bewusstseinsverfassungen der wirklichen Verfassung der USA) keine Rechenschaft abzulegen vermag, indem es projiziert, was ihm am nächsten liegt, und zwar schon auf den schwächsten, den vorsichtigsten Einwand gegen seine Machenschaften.

Und dass die Bewusstseinsverfassung des Aufsteigers nichts repräsentiert als die nahtlose Anpassung an diese Grundlagen der ‘Main currents of American thought’ und ihrer praktischen Institutionalisierung, ist zugleich das fatale Faktum auch des Triebschicksals der Anpassung der Afroamerikaner an das Syndrom, das sie bis dahin, bis zu seiner erfolgreichen Introjektion durch die Anpassungsbereiten, in der Form eines Lynchmobs verfolgt hat, dem sie sich nun erfolgreich haben anschließen dürfen und können. Das ist es, was in diesem Vorgang und seiner verbalen Begleitmusik offenbar wird, allerdings nicht für die Akteure.

Das ist der Limes der ‘Demokratie in Amerika, die sich dem gebildeten Beobachter schon im frühen neunzehnten Jahrhundert bot, als die Extermination der Amerikaner noch nicht abgeschlossen war und die ‘Erschließung’ des Mittleren Westens durch den Mob Europas gerade erst begonnen hatte, von dem amerikanische Literaten selbst meinten, dass Europas sich über Amerika ausgekotzt habe. Vielleicht müssen wir deshalb dauern nach vorne sehen, weil der Blick zurück schon der ist auf die Katastrophe, die noch vor uns liegt.

Aber für solche Dialektik hat dieser erinnerungslose Blick des Momentanbewusstseins einer Tierart auf die von ihr gestaltete Welt keinen Sinn mehr, die offensichtlich vorhat, ihre soziokulturelle Dekompensation der Anomie einer verwaltungstechnologisch von Paradigmenwechseln nach Maßgabe der  von Großformen der an Gewinnmaximierung orientierten Produktion und Distribution diktierten Industriezyklen zum globalen Modell des Daseins zu erheben, angeführt von Funktionären, deren Aufstieg zur Führerschaft nach wie vor dem von Freud wohl endgültig analytisch durchleuchteten Modell folgen, das er in seiner Schrift ‘Massenpsychologie und Ich-Analyse’ entwickelt und mit unbestreitbarer Leistungsfähigkeit auf einem Niveau entwickelt hat, das sich der Lektüre offenbar in dem Maße zu sperren scheint, indem die dazu offensichtlich erforderlichen Voraussetzungen zunehmend weniger gegeben sind.

Nun, niemand kann Selbstbehauptung, verstanden als eine Grundlage des Lebens und des Überlebens verbieten, auch kein Gesetz und kein Recht. Man muss nur sehen, dass das zu sagen, nicht bedeuten kann, dass man die einzige Richtung in einer Einbahnstraße bezeichnet.

Was jeder Präsident der USA als erstes tun sollte, nach seiner Vereidigung und vor seiner ersten Amtshandlung, ist, vor einen Spiegel zu treten und die Worte Oppenheimers zu wiederholen, die dieser nach dem Anblick der ersten Detonation der von ihm gebauten nuklearen Bombe zu sich selbst gesagt haben soll:

“Ich bin nun der Tod, Zerstörer von Welten.”

Denn was auch immer er tut und entscheidet, es hat auch den Tod von Menschen unvermeidlich zur Folge und der soziale Aufsteiger ist damit einverstanden. Das beschränkt alle denkbare Sympathie mit jedem Machthaber, aber besonders mit dem Präsidenten der USA, wie immer er auftritt, und ganz gleich, auf welche ‘Notwendigkeit’ er sich beruft. Denn keine Notwendigkeit zwingt ihn, zu werden, was er wurde.

Wenn er dann immer noch dazu neigt zu meinen, er sei zu beneiden, dann ist es vielleicht Zeit darüber nachzudenken, ob es nicht gut sein könnte, den eigenen Kopf überprüfen zu lassen. Das ist aber eine Sache des Gutdünkens, freibleibend. Aber wie hieß es doch mit Blick auf die Bewunderung von Massen und dessen, was diese für erstrebenswert halten mögen:

“Millionen Schmeißfliegen können nicht irren.  Fresst Scheiße!” Das muss indessen nicht mehr bedeuten als dass es andere Ziele geben könnte als das, ein Funktionär eines Imperiums zu werden. Und dafür gibt es doch auch Beispiele, oder nicht? Es könnte sein, dass es immer Individuen gibt, die zwar wie alle anderen Gattungsexemplare der Tierart auch geboren werden, aber von der damit gegebenen Möglichkeit der Menschwerdung Gebrauch machen wollen auch dann, und gerade dann, wenn das zugunsten des Funktionierens als Nutztier oder als Hütehund oder als Hundeführer in welcher Funktion auch immer, in einem globalen Arbeitslager abgeschafft, liquidiert werden soll, und zwar so, dass diese Möglichkeit, dieses Bestimmung des Homo sapiens nicht einmal mehr vergessen werden muss, weil sich niemand mehr daran erinnert, dass es sie nach wie vor gibt, in einer Welt, in der der Präsident der USA auftritt um zu erklären: “America never forgets.” Man   kann nur vergessen, woran man sich erinnern kann, weil man es einmal gewusst hat. Und es ist eine andere Sache sich an das zu erinnern, was man nie vergessen konnte, weil man es nie gewusst hat. Das ist die Funktion der Anamnesis. Die ist im Konzept des ‘remindings’ von Gelerntem nicht vorgesehen, nicht einmal unterschieden. Und es gehört zu den Eigentümlichkeiten des Begehrens, dass es sein Objekt überschätzt, oft sogar maßlos. Das ist die überlegene List der Unvernunft.

Als Kind habe ich an alles das ja einmal voller Vertrauen geglaubt. Ich meinte mich adoptiert fühlen zu dürfen, angesichts einer systematisch diskreditierten Überlieferung, ….und dann an der Universität…meine Neugier, meine Erwartung, beschenkt zu werden mit ‘Erkenntnis’, die ich mir entsprechend einem unhaltbaren Klischee als nur erfreulich vorstellen konnte…, mein Urteilsvermögen, im Wachstum von Beginn an nach Art von ‘Spalierobst’ von gewissenlosen Manipulateuren auf das Bett der als ‘Wissenschaft’ aufgemachten politischen Rhetorik gezogen, um es zu blenden…

Es ist unsagbar schmerzlich, erkennen zu müssen, wie dieses Vertrauen derart infam für eine Gehirnwäsche missbraucht wurde, bis hinein in das ‘wissenschaftliche Niveau’ u. a. von ‘Soziologie’, ‘Psychologie’, ‘Politikwissenschaft’ und ‘Ökonomie’, ‘Geschichtsschreibung’, ‘Therapeutik’, und erkennen zu müssen, was da mit mir gemacht worden ist. Und es ist kein Spaß damit leben zu müssen. Es erinnert an eine Äußerung Nietzsches: Man muss sich zweimal emanzipieren, zunächst von seiner Erziehung, und dann von Information und Bildung, von der (wissenschaftlichen) Emanzipation. Hinter dem Paravent der wissenschaftlichen Ideologie einer Kultur wird das Trümmerfeld und die Wüste eines Daseins sichtbar, in der entsetzlich gedemütigte  armselige Kreaturen zwischen Bombentrichtern ratlos in den Fragmenten, wie sie nach Flächenbombardements hinterbleiben, nach Brauchbarem wühlen, bereit sich wechselseitig für ihren Besitz zu zerfleischen in Verteidigung eines Lebens, auf dessen Verteidigung nichts ankommt.

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