Traumzeit
Teil I. 2.
****
D. Alice im Wunderland
Betrachtungen anlässlich eines Wahlkampfauftritts der Bundestagsabgeordnetenkandidatin der CDU für das Emsland, Gitta Connemann, in Werlte.
15. 8. 2002
„’Sage was Du meinst’, sagte der Märzhase.“
(Lewis Caroll, Alice im Wunderland)
Politiker zu werden, ist unter Juristen zu einer Mode geworden. Das mag geeignet sein dazu, für Nüchternheit zu sorgen, und für eine am juristischen Selbstverständnis der stellvertretenden Interessenvertretung geschulte rhetorische Durchschlagskraft. Und darüber hinaus hat sich ohnehin das Problem der Legalität des politischen Tuns zum allgemein beherrschenden Gesichtspunkt gemacht. Die Frage scheint weniger zu sein, was man ggf. zu tun hat, mit Rücksicht auf die Sache, sondern mehr, wie sich das, was man der Sache anzutun gedenkt, um bestimmte Ziele zu erreichen, sich entlang der Legitimation durch Verfahren in geltendes Recht umsetzen lässt, das allen weiteren Befragungen enthoben ist. Und dazu benötigt der/die politisch zum Handeln Ermächtigte Rechtskenntnisse und die Gesprächsfähigkeit unter den anderen Experten, darunter auch denen der politischen Konkurrenz. So wenig das eine erschöpfende Analyse des beobachtbaren Trends in Sachen Berufswahl bzw. beruflicher Herkunft unter politischen Mandatsträgern ist, so sind damit doch zu erwartende Langzeitfolgen dieser Tendenz bezeichnet, denen an anderer Stelle noch weiter nachzugehen ist.
lässt man diese Folgen zunächst beiseite, dann ist zunächst in Betracht zu ziehen, was solche Kandidaten für politische Mandate sagen, wenn sie in den relativ intimen Umkreis eines Dorfwirtshauses geraten, um dort für die von ihnen vertretene Politik zu werben, oder besser: Um dafür zu werben, die von ihnen vorgetragenen, aber meist nicht erfundenen bzw. entwickelten politischen Vorstellungen als Mandatsträger und Person im Interesse der Wähler und im Rahmen einer politischen Partei vertreten zu dürfen. Da stellt sich dann zunächst überraschend angesichts des engen und vergleichsweise intimen Rahmens, in dem sich alle wenigstens so weit kennen, dass es für solide Vorurteile in Bezug auf den je anderen, für Rivalitäten in Bezug auf den je eigenen Ehrgeiz und für eine wechselseitige Einordnung in den sozialen Umgebungskontext reicht, aus dessen allgemeinen sozialen Bezügen sich ohne Weiteres Rückschlüsse auf die sonstigen Überzeugungen ziehen lassen, bis hinein in die politischen Orientierungen und die Schwerpunkte, die sich dabei je nach den Eigentümlichkeiten der Lage des Einzelnen bilden.
Das hat zunächst den durchaus bemerkenswerten Effekt, dass eine Rhetorik, die, übermittelt durch das Fernsehen bzw. die Allgegenwart der Äquivalente der Plakatsäule bis in das Wohnzimmer, vielleicht durch eine diffus bleibende Befremdlichkeit hindurch doch, wenn nicht Akzeptanz zu verschaffen, so doch auf eine sei es auch ratlose Hinnahmebereitschaft angesichts der durch Wiederholung eintretenden Gewöhnungseffekte trifft, sich unvermittelt, weil sie sich nicht mehr an eine Linse und an einen anderen anwesenden Gesprächspartner oder Konkurrenten bzw. an ein ‚handverlesenes Publikum’, das durch keine unmittelbaren sozialen Beziehungen untereinander verbunden ist, sondern an eine aus einem engen und wirklichen lebensweltlichen sozialen und Lebensumkreis stammende realen Personen richtet, einen Eindruck erzeugt, der in ganz anderer Weise imponiert als das auf dem Wege der ‚Massenmedien’ der Fall sein kann. Das ist besonders bemerkenswert, wenn sich die Sprache und der Gestus des Redners schon mehr oder weniger an die Abstraktheit gewöhnt hat, zu der die Übermittlung durch die Massenmedien zwingt, insofern der ‚generalisierte Andere’, zu dem der Sprecher hier spricht, bestenfalls durch den Rahmen der von ihm gesprochenen und entsprechend von den Hörern verstandenen Sprache definiert ist, während er ansonsten in Freundschaft und Gegnerschaft lediglich im Rahmen dieser Abstraktion angesprochen wird, so z. B. als Frau oder Mann, als Arbeitsloser oder Arbeitnehmer oder Unternehmer, als Familienmitglied oder auch als Kollege oder Konkurrent.
Dem Lebensalltag bzw. dem Medium der im eigentlichen Sinne sozialen Beziehungen, der in diesem Sinne zu verstehenden ‚Kommunikation’ ist das so wenig nahe wie die Einseitigkeit des Massenmediums, das keine Kommunikation zulässt, schon aus technischen Gründen, und nicht erst aus Gründen der in ihnen zusammengeballten und sich vergegenständlichten Macht oder dem Geld, die hier das Medium ‚Kommunikation’ ersetzen und verdrängen, auch wo sie sich noch so ‚dialogisch’ oder ‚interaktiv’ geben, durch die Zuschauerfrage, die gewöhnlich zu dessen Vorführung dienen, und die Versammlung der Experten rechtfertigen, oder durch den Druck auf den einen oder den anderen Knopf, der der ‚Beteiligung’, die die politische Wahl ist, nachgebildet scheinen, also die Ohnmacht des zur Mitentscheidung Eingeladenen über das bereits unwiderruflich Vorentschiedene dokumentieren und garnieren. Immerhin aber sind die sonst allgemeineren und abstrakteren Selbstverständlichkeiten, die die Ausschließung und Passivierung des Publikums von einer ‚unkontrollierten Mitwirkung’ vorab sichern müssen, hier durch labilere Arrangements ersetzt, deren Brüchigkeit durchsichtig wird bzw. bleibt – je nachdem von welcher Seite man es betrachtet, genetisch gesehen – auf zugrunde liegende Mechanismen, die der bewussten und kontrollierten Abhebung der Veranstalter solcher Versammlungen von ihrem sonstigen sozialen Lebensumfeld dienen und in einer teils komischen, teils abschreckenden Art und Weise eine bunte Mischung idiosynkratischer Motive zwischen einem sozialem Größenwahn und Machtgier bzw. Geltungsdrang bis in ernster zu nehmende, aber im sozialen gewohnten sozialen Kontext unauffällige Sozio‑ und Psychopathien hinein, die sich ohnehin nicht voneinander trennen lassen, derart also präsentieren, dass sie sich ebenso gut als Stoffe und Materialien für einen Roman oder ein Drama auffassen lassen, in dem das Personal auf dieser Volksdramen ohne ein Bewusstsein seiner selbst, wenn auch zumeist mit viel ‚Selbstbewusstsein’ agiert, das es seine Art hat, und zwar weil und seit es das Volksdrama, den Volksroman nicht mehr gibt, der diesen Akteuren die ihnen fehlende Selbstreflexion vermitteln könnte. Derart findet es also gewissermaßen blind und ohne Zuschauer statt, es sei denn...aber das ist eine andere Geschichte.
Immerhin ist so viel zu sagen: Je sorgfältiger das szenische Arrangement darauf abgestellt ist, zu verhindern, dass die Selbstinszenierung der Veranstaltung durch eine ernstzunehmende Prüfung der Ernsthaftigkeit der Absichten problematisiert wird, desto sicherer kann man sein, dass eine Bürgerversammlung, der unter solchen Umständen veranstaltet wird, gar keine ist, sondern viel eher eine unter dieser Flagge veranstaltete betriebene Selbstbestätigung oder ein Versuch der sozialen Kontrolle derer, die sich da auf Einladung einer von Bürgern betriebenen Initiative versammeln, deren Absicht darin besteht, die anderen Bürger nach ihrem Sinn und ihren Vorstellungen zu lenken und zu beherrschen, ganz ohne eine sonstige Rücksicht darauf, welche qualitativen Voraussetzungen das hätte jenseits des angemeldeten und im Rahmen einer Gruppe, die sich darauf verabredet, diese Herrschaft auszuüben, in den Persönlichkeitseigenschaften derer, die solche Ansprüche stellen und derer, die sie aus Einsicht und Vernunft akzeptieren und bestätigen könnten, weil sie den Sinn und Nutzen, den diese Verständigung für sie hätte, ihrerseits erkennen, insofern nämlich in ihrem Sinn an ihrer Stelle durch von ihnen ernannte Mandatsträger gehandelt wird.
Derart steht die Sorgfalt, um nicht zu sagen die mehr oder weniger als Abweichung vom Vernünftigen definierte Zwanghaftigkeit, die auf das Arrangement verwendet wird, gerade angesichts der Überschaubarkeit des Kreises der Versammelten, ihrer tatsächlichen sozialen Beziehungen, die ja etwa im Vergleich mit den Regeln, die für Vortrag und Diskussion in einem akademischen Proseminar gelten, ungleich stärkere lebensweltliche Verankerungen aufweisen, die schon ihrerseits Regeln sind, in einem direkten umgekehrten Verhältnis zur Irrationalität der in ihm untergebrachten Ansprüche auf Selbsterhebung über Andere, die auf andere als irrationale Weise nicht zu verwirklichen sind und derart alle als soziale Perversionen auffallen, wenn auch nicht unbedingt denen, die sich in diesen Aufführungen als Akteure inszenieren und gefallen. Zumal angesichts des einerseits erstaunlichen, andererseits verständlichen Umstands, dass diese Veranstaltungen gewöhnlich mit einem Zuschauer, der das Schauspiel als solches auch wahrnimmt, und nicht einfach nur in es verstrickt ist, ganz offensichtlich nicht rechnen.
Das etwas mulmige Gefühl, dass man als solcher Zuschauer haben kann, etwa bei dem Gedanken, bei diesem Zusehen ‚ertappt’ zu werden, und den Zorn der Beteiligten angesichts der eigentümlichen Exterritorialität oder Exzentrizität des Zuschauens auf sich zu ziehen, der Eindruck, dass man den Menschen Unrecht tut, wenn man Maßstäbe an sie heran trägt, mit denen sie sich selbst nicht messen würden, verliert sich angesichts einer durchaus gegen jedes Erwachen aus dem latenten Traumgedanken, der diesen kollektiven Traum generiert, während er aus Energien ernährt wird, die sich der Kontrolle durch die Vernunft dadurch entziehen, dass sie sich dem Traum zur Verfügung stellen, einem schlafwandlerischen Modus der Orientierung, der triebhaften Impulsen gehorcht, die sich ihrer nicht bewusst und daher nicht relativiert werden können, ohne dass das einer vordergründig erfolgreichen pragmatischen Realitätstüchtigkeit in der alltäglichen Routine abträglich sein müsste, immunen Geschlossenheit der Horizonte, die man leicht in einem persönlichen Gespräch überprüfen kann, bei dem man einen Versuch macht, diesen Horizont von Außen anzusprechen, angesichts der Erfahrung, dass jeder dieser Versuche auf den Radius eines Kreisbogens zurück bezogen wird, auf dessen innerem Bogen die Intervention ihren sicheren Platz erhält. Der Eindruck eines Bewusstseinsmodus von geradezu mythischer Geschlossenheit ist weniger angesichts des Rationalitätsanspruchs der Beteiligten als vielmehr angesichts des wissenschaftlich verfügbaren Wissens über die condicio humana atemberaubend. Aber der Sturm, der einem diesen Atem nimmt tobt jenseits dieser windstillen Lichtungen des Seins, in die der wissenschaftlich geschulte und derart irreversibel ausgesetzte (von solcher Naivität ausgeschlossene) Beobachter nicht (mehr) zu gelangen vermag, selbst wenn er sich danach angesichts einer Erinnerung an seine einstige vorwissenschaftliche und vortheoretische Teilhabe an ihrem magischen Zeit- und Raumgefühl sowie der bergenden Geschlossenheit der Kugel sehnen sollte, die dieses Weltbild nach Außen schließt, ohne der ‚Bewegung’ im Raum oder in der Zeit, etwa als geschichtliche Kenntnis einen Widerstand entgegen zu setzen, wie sich am Phänomen des Tourismus sehen lässt, dessen Protagonisten auch überall nur sich selbst und ihren Vorstellungen von Wirklichkeit begegnen.
Sind derart die Voraussetzungen für ein rhetorisches ‚Verhalten’ abgesteckt, das sich in einer gewöhnlich ganz anderen, einer von Massenmedien gebildeten, in den von In-Groups von aufeinander reagierenden, in einem mehr oder weniger polemischen oder kollegialen institutionellen Verhältnis zumal bestimmter genormter Bildungsumgebungen stehenden Personalgruppen mit ihren Jargons und Reaktionsbereitschaften begrenzten Milieus, wie sie unter den Bedingungen einer als Leistung formierten Konkurrenz um die entsprechenden Positionen in Verwaltung, Bildungsinstitutionen und Politik, einer bestimmten spezialisierten Umgebung bewusstlos als Resultat, Produkt der dieses Milieu beherrschenden Mechanismen entstehen und sich herausgebildet haben, so ist der Effekt einer aus der Deplacierung in das soziale Milieu einer dörflichen Gemeinschaft sich ergebenden ‚Verfremdung’, die sonst nicht oder nicht mehr so leicht zu bemerkende Auffälligkeiten registriert, sie sich aus dem systematischen Missverhältnis zwischen dem abstrakten politischen Jargon, der rhetorischen Formalismen und den lebensweltlich unmittelbaren Gegebenheiten gewissermaßen vorprogrammiert, er braucht nur noch einen bewussten Beobachter, der diese Deplacierung auch bemerkt und dokumentiert.
Unter solchen Umständen lassen sich dann programmatische politische Reden plötzlich ganz andere Sinngehalte als gewöhnlich (unter Umständen ihrer Servierung durch die ‚Massenmedien’) abgewinnen.
Vorab ist da das Unpersönliche des rhetorischen Stils und die Stereotypie, das klischeehafte der ‚Inhalte’. Der aus einzelnen Versatzstücken so oder so nach Bedarf zusammensetzbare und zusammengesetzte Vortrag ‚zerfällt’ wie von selbst in zwei aufeinander allerdings bezogene einsinnige Mitteilungen von Absichten, während seine äußere Umgrenzung, die sich ergibt, wenn man den Inhalt des Vortrage aus das Nicht-Gesagte bezieht, das thematisch ausgegrenzt bleibt. Dergleichen lässt sich von einem entsprechend programmierten Automaten als Konserve vortragen und so wirkt es auch. Es bedarf keiner Person oder gar einer Persönlichkeit, am Wenigstens einer differenzierten Individualität, im Gegenteil, das wäre Gift.
Betrachten wir zunächst den ersten Aspekt, die aufeinander einsinnig bezogenen Absichten, und erinnern daran, dass wir das Gesagte auf die regionalen Lebensverhältnisse zu beziehen haben, und auf den Umstand, dass sich hier eine Volkspartei zur Wahl stellt und um die Zustimmung einer Mehrheit der Wähler wirbt, also mindestens für die von ihren Lebensumständen und ihrer sozialen Lage nicht zu trennenden Menschen, die sich hier wieder finden können sollen, dann ist bemerkenswert, wie sich die beiden Aspekte ergänzen und worin sie konvergieren. Da ist zunächst der Aspekt des Versprechens von Belohnungen und Begünstigungen für den Fall einer Mandatserteilung, die eine regierungsfähige Mehrheit für die Bundestagswahl erbringt. Betrachtet man die die Gruppe, die sich rein mengentheoretisch ergibt, wenn man die vermutlich oder wenigstens möglicher Weise durch die Realisierung der gemachten Versprechen Begünstigten ins Auge fasst, so ergibt sich – eine aufs Ganze der Population betrachtet verschwindende Minderheit von Nutznießern der politischen programmatischen Belohnungsversprechen. Das ist die Gruppe der mittelständischen Unternehmer. Da das natürlich nicht ausreicht für eine Mehrheitsbildung in einer Bundesregierung, muss ‚die Perspektive’ entsprechend ausgeweitet werden. Also wir aus der direkt versprochenen Begünstigung der durch sie umrissenen Minderheit von unmittelbaren Nutznießern ein Hof von mittelbaren Nutznießern abgeleitet, die davon einen Nutzen haben, dass die unmittelbar Begünstigten einen direkten Nutzen haben, in Form von Einkommen, die ihnen andere in dieser Form nicht zuzukommen bereit scheinen, wenn die Ausführungen sachlich korrekt sind.
dass sie es sind, wird mit Argumenten untermauert, die unter Hinweis auf andere unternehmerische Einkommensbezieher erkennbar werden lassen sollen, dass diese Minderheit innerhalb der Minderheit, de facto die unternehmerischen Großorganisationen mit internationaler Ausdehnung, die indessen als Kapitalgesellschaften auf Aktienbesitz und über diesen Weg auf Beteiligungen beruhen, in einer Weise begünstigt werden, die man sich auch unter den mittelständischen Unternehmern und Einkommensbeziehern wünscht, also derart, dass man nicht die Privilegierung der Konkurrenten um die als Gewinne anfallenden Einkommen aufgehoben zu sehen, sondern vielmehr die Partizipation an deren Privilegierung, also die Erweiterung der Gruppe der so Privilegierten durch eine derart ‚zugunsten des Mittelstandes’ eintretende Politik wünscht. Die dieser Argumentation unterlegten Voraussetzungen sind so zu sehen, dass die als Aktienbesitz verdoppelten ‚Unternehmen’ ja auch ein aus diesem Besitz resultierendes Einkommen gewöhnlich oberhalb des Normalzinssatzes im Bereich von Kapitalrenditen bescheren, von dem man unter diesen Umständen annehmen muss, dass er wiederum bis auf marginale Bestände im Besitz der Kapitalgesellschaften selbst ist, die mittelständische Unternehmerschaft also keinen nennenswerten Aktienbesitz hat, so dass sie also durch die ‚Gleichstellung’ mit den bisher privilegierten Einkommensarten nicht aus einer Tasche verliert, was sie in die andere gesteckt bekommt. Sonst macht das Argument keinen Sinn. In jedem Fall handelt es sich aber zunächst um eine Umverteilung von Einkommen, auch dann bzw. gerade dann, wenn man lediglich an eine Erweiterung der privilegierten Einkommensbezieher um die Gruppe der mittelständischen Unternehmen denkt. Denn dieses Geld muss ja aus anderen Einkommen zunächst dem Staat zugeführt werden, wenn er es entsprechend verteilen können soll.
Das gilt verstärkt für den Fall, dass die entsprechenden Belohnungen oder Privilegierungen auf dem Wege der verstärkten Staatsverschuldung verteilt werden, denn dann müssen die entsprechenden Schuldendienste gegenüber den - als Kapitalgesellschaften organisierten – Kreditgebern bedient werden, mit der Konsequenz, dass diese auf diesem Wege mit erhöhten Einkommen auf Kosten anderer Einkommen privilegiert werden, damit eine weitere Gruppe von Einkommensbeziehern ebenfalls privilegiert werden kann. Insgesamt werden damit also Einkommen aus anderen Bereichen abgezogen mit den Mitteln einer Politik, die die Steuerpflicht der Bürger zu diesem Zweck nutzt. Gut. Natürlich steht die Verwendung dieser auf dem Wege einer Veränderung des Verteilungsmodus der Einkommen erzielten Einkommen auf Kosten anderer Einkommen entsprechend der Idee der Freiheit des Unternehmertums und des Eigentums den so Begünstigten in jeder Hinsicht frei, auch wenn man die Anregung aufnimmt, die im Unternehmen belassenen, mithin als ‚nicht entnommen’ geltenden Gewinne steuerlich zu privilegieren.
Darauf muss man die Überlegung beziehen, die sich als mindestens rhetorische Erweiterung des Kreises der von den politischen Werbung durch indirekte Partizipation von dieser Privilegierungsstrategie Begünstigten auffassen lässt. Diese Überlegung betrifft bekanntlich die Ableitung der Folgen der beabsichtigten Begünstigung der Einkommensbeziehergruppe der Unternehmer insgesamt und im hier interessierenden besonderen Fall der mittelständischen Unternehmer. Diese, so heißt die nunmehr auf die ‚Bevölkerung’ oder die ‚Arbeitnehmer’ und dann auch die ‚Arbeitslosen’ als Zielgruppen der Politik zielende Argumentation, profitierten dadurch von der politischen Erhöhung der Einkommen der Gruppe der mittelständischen Unternehmer, dass besonders diese Arbeitsplätze schaffen würden aufgrund dieser Maßnahmen, die nun auch von dorther ihre eigentlich auf das Wohlergehen des Gemeinwesens als Ganzem zu beziehende Begründung erhielten, und nicht etwa auf die politische Begünstigung einer bestimmten, eben der offen als solche bezeichneten Gruppe von Anspruchsstellern an die Politik ziele oder deren mehr oder weniger stillschweigender Erpressung – durch die Weigerung oder Unlust, Arbeitsplätze zu schaffen angesichts der als zu schlecht bewerteten Vorbedingungen, die zu schlechten Gewinnaussichten etc. – mit einer am Ende unangemessenen Bereitwilligkeit im Tausch gegen die Beauftragung mit der Machtausübung und der mit ihr verbundenen Privilegien belohnen wolle. Die auf das Wohlergehen des Ganzen bezogenen Begründungen bleiben allerdings angesichts der freibleibenden Verwendung – auch im Rahmen der Begünstigung der ‚Nichtentnahme’ - der erzielten Einkommen genau so in der Schwebe des Unbestimmten, des nur Wahrscheinlichen oder gar des nur Möglichen wie bei einer Wettervorhersage, stehen mithin bestenfalls auf einer Stufe mit der Meteorologie. In der Tat tun sie das nicht. Denn die Vorhersage des Wachstums der Arbeitsplätze aufgrund der durch die versprochenen Maßnahmen sich bessernden sozialen Wetterbedingungen ist durch andere möglicher Weise unbeachtete oder vernachlässigte, aber am Ende gewichtigere ‚Faktoren’ des gesamtwirtschaftlichen Prozesses, des industriellen Prozesses als Ganzem betrachtet, vielleicht viel stärker determiniert als durch die möglicher Weise ihrerseits bloß temporäre, weil eben politische Maßnahmen, die auf dem Wege einer Umverteilung von Einkommen – auch auf dem Wege der Verringerung der Einkommen in der Zukunft durch die Erhöhung der Schulden des Gemeinwesens – mehr oder weniger kurzfristig eine kleine Gruppe von Einkommensbeziehern begünstigen. Das Gemeinte lässt sich mit Rücksicht auf eine Beobachtung des industriellen Prozesses als solchen jenseits seiner Spiegelung in Geldwerten und finanziellen Strömen verdeutlichen: Zu beobachten ist ein industrieller Prozess, der auf Rationalisierung beruht, also einem Ersatz von Investitionsgütern, der zugleich auf eine Erhöhung der Produktivität geht und damit zugleich auf eine Freisetzung von Arbeitskräften, die dann erst auf einem auch zeitlichen Umweg, also stets mit Verzögerungen, in den Arbeitsmarkt einbezogen werden können und in der Zwischenzeit als Einkommensbezieher (ergo als Konsumenten) wie als Partizipanten an der Arbeitsgesellschaft, in der ein Arbeitsplatz über die Teilhabe und Zugehörigkeit entscheidet ( im Gegensatz etwa zur Adelsgesellschaft, wo nicht arbeiten zu müssen das Zugehörigkeitsmerkmal ausmachte), mehr oder weniger ausfallen. Die meist betonten Kehrseiten der subjektiven Aspekte der ‚Flexibilität’ und ‚Mobilität’ der Arbeitenden oder der Aspiranten auf einen Arbeitsplatz sind also zu sehen in einem industriellen Prozess, der in immer kürzeren Zeitabschnitten Qualifikationen entwertet, insofern sie an den industriellen Prozess gebunden sind, und allgemein die Erwartung nicht rechtfertigt, dass sich eine Partizipation an der Arbeitsgesellschaft problemlos über die Dauer eines Arbeitslebens garantieren lässt. Was immer man dagegen an Zweckoptimismus und Requalifikationsermutigungen aufbietet, zusammen mit den unvermeidlichen Begleiterscheinungen der von den Objekten dieses Prozesses verlangten Verfügbarkeit läuft er auf eine chronische Überforderung des von ihm mit denselben industriellen Methoden zugerichteten und verwerteten Menschenmaterials hinaus, deren Folgen sich ungeachtet der von den Massenmedien kompensatorisch nicht zufällig nach vorne geschobenen ‚präkotalen’ Gestimmtheiten einer diffusen, libidinös getönten Erwartung mit sexuellen Zielobjektvorstellungen, denen die auf die oralen Bedürfnislagen bezogenen unmittelbar körperbezogenen Bedürfnislagen als Warenwerbung angeklebt werden, und der Nutzung aggressiver Potentiale, die aus der chronischen Frustration angesichts der sich immer weiter ausdehnenden Zwänge zur Verschiebung der Bedürfnisbefriedigung ‚ad alendas Graecas’ (also mit der in der Umwelt beobachtbaren Chance, dass sie so lange verschoben werden müssen, bis sich endlich herausstellt, dass das mit dem Anspruch auf den Verzicht verbundene Gebot der Verschiebung [erst mal Schule, dann Ausbildung, dann erst mal warten, dann erst mal Bewährung, dann erst mal arbeiten, dann erst mal wieder arbeitslos usw.] auf eine endgültige Enttäuschung der soweit ja immer noch aufrecht erhaltenen Befriedigungserwartung als in der sozialen Umgebung längst Wirklichkeit gewordenes Massenschicksal hinausläuft oder jedenfalls hinauslaufen kann, was dann, wenn sich das endlich im Untergrund des Bewusstseins festgesetzt hat, eine ‚pessimistische’ Grundstimmung und u. U. gegen allen unverdrossenen Zweckoptimismus sich durchsetzende ‚depressive Einstellung’ allgemein werden lässt, deren ‚Behandlung’ auf der Ebene der Sozialpsychologie sich als zwecklos erweist, weil sie einer Lebenserfahrung entspricht, die sich immer schneller als solche einstellt, je schneller die Vernutzungsperioden des Humankapitals jeweils ablaufen) für die Akzeptanz oder die vermeintlich ins Belieben der Disziplin der ‚Verbraucher’ auf lange Sicht als Agieren einer chronischen Depression identifizieren lassen, ebenso im Übrigen wie der sogenannte Verfall der kulturellen Werte, der sich entsprechend der den Vorgängen immanenten Brutalität mit der ebenso brutalen Formel: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, durchaus von den allgemeinen Vorgängen aus bzw. von den an sie sich anlagernden Phantasien, die die sogenannte Schulbildung bestenfalls erfolgreich verdrängen helfen, aber gerade darin desto weniger kontrollieren helfen kann, angemessen verstehen ließe, tatsächlich aber gerade dann, wenn die Erosion der Kultur angesichts der Erosion ihrer sozialen Grundlagen offenkundig und lauthals beklagt wird, mit dem Impetus, das Problem von der Seite seiner Phänomenologie im kulturellen Bereich, im Bereich der Werte her beheben zu wollen, nämlich durch eine entschlossene Geltendmachung der Werte mittels der Autorität der ‚Erziehung’. Es ist mithin eine sich aus dem industriellen Prozess selbst ergebene Wahrheit, dass er Menschen ausscheidet aus der Arbeitsgesellschaft. Andererseits werden Menschen für nichts anderes mehr ‚aus‑gebildet’ als für ihre Verwendbarkeit im industriellen Prozess, während die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, dass sie das derart Erlernte, die Zurichtung der Person für diesen Zweck, gar nicht oder nicht angemessen und schon gar nicht im Sinne ihrer Erwartungen an das Leben, die ohnehin sich meist auf die Versorgung der Grundbedürfnisse beschränken, zu nutzen imstande sein werden, wenigstens aber unter dem Damoklesschwert des ebenso illustrativen wie mörderischen Massenschicksals der Arbeitslosigkeit und der sozialen und gesellschaftlichen Randexistenz zu leben haben werden. Während indessen diese Tatsachen mehr oder weniger deutlich präsent seit Dekaden schon im Auf und Ab der Konjunkturen und Konjunkturprognosen rhetorischer Säuberung zum Opfer fallen, und zugleich durch die Aufforderungen zur Bereitschaft zum ‚lebenslangen Lernen’, zu Flexibilität und Mobilität aufs unübersehbarste bestätigt werden, jedoch unbemerkt bleiben könnten in ihrer konträren logischen Bedeutung im Hinblick auf die ihnen zugrunde liegenden realen Vorgänge, weil sie öffentlich organisierten Bewusstseinsspaltungen aufgesetzt sind, die unablässig auf das ihnen entgegenkommende Verdrängungsbedürfnis setzen, und derart ein Spiel mit dem optimistischen Hinweis auf die jeweils nächste Konjunkturspitze spielen konnten, bevor sich das derart abnutzte, dass man nun andere Erklärungen suchen muss, deren analytischer Tiefgang bis zum Beweis des Gegenteils indessen kaum mehr Gewicht beanspruchen kann als die politische Phänomenologie insgesamt, die diese Art Kenntnis und Fähigkeit zur Betrachtung ihres Gegenstandsbereichs in der Vergangenheit bewiesen hat und mit ‚neuen Argumenten’ ohne Änderung der Technik ihrer Gewinnung bestenfalls wiederum auf Zeit setzen kann, um in der Zwischenzeit politisch Gewinne einzufahren durch eine Überzeugungskraft, die nicht aus einer Durchdringung der Sache herrührt, sondern darauf
beruht, dass man Menschen, deren Urteilsvermögen nicht dazu ausreicht, die Genese und den Sinn dieser Art der Argumentationsführung zu verstehen und zu bewerten, auch die Bewusstseinsverfassung und den Grad der Beherrschung der Sache nicht zu beurteilen vermögen, insofern er ihrer eigenen Bildung zwar überlegen sein kann, aber deswegen keineswegs auf der Höhe der Sache sein muss, einfach auf diesem Wege dazu zu bringen vermag, den angebotenen Überlegungen zuzustimmen und anschließend sich darüber belehren zu lassen, dass ‚wir alle Fehler machen’, indem ‚wir’ derart zustimmen, um anschließend sehen zu müssen, dass ‚wir’ ‚uns’ getäuscht haben, und nicht etwa von einer auf der Zeitdifferenz, die die Erfahrung von der Erwartung trennt, systematisch aufbauenden Macht- und Bereicherungsgier getäuscht worden sind.
Ist derart die Ausscheidung von Menschen aus der Zugehörigkeit zur Gesellschaft aber an den industriellen Prozess selbst gebunden und entspricht dessen eigener Entwicklungsrichtung, und hat daher auch die Tendenz sich zu einer permanenten Erscheinung zu verfestigen, die in die Lebensarbeitszeit des Individuums als Erfahrung und Erwartung fällt, und zwar als Erwartung schon bevor sie noch Erfahrung wird, dann ist die öffentliche Rede der Politik über das nun kaum mehr zu marginalisierende Problem in höchstem Masse angsterregend, insofern sich in der gerade auch politisch organisierten Rhetorik seit Dekaden mit sich konturierender Deutlichkeit eine sich organisierende Bereitschaft zur Reaktion auf die von dem Phänomen der Massenarbeitslosigkeit ausgehende Bedrohung des sozialen Lebens und des individuellen Lebens zusammenfasst und zu öffentlicher und politischer Darstellung bringt.
Stellen wir das einen Augenblick zurück und betrachten den Ausgangspunkt der Überlegung. Die sich politisch organisierende Willensbekundung erklärt ihren Willen, eine bestimmte Gruppe von Einkommensbeziehern (zusätzlich) zu privilegieren und führt dazu aus, dass diese Privilegierung dem Gemeinwohl durch eine Konsequenz dient, die sie zugleich nicht zu garantieren in der Lage ist, insofern die Verwendung der auf diesem Wege zusätzlich erzielten oder des ganzen erzielten Einkommens eine Privatsache des freien Unternehmertums bleibt. Das Letztere muss dabei keineswegs bemängelt werden, wenn man das Erstere, die herbei argumentierte Konsequenz lediglich als Möglichkeit ebenso gut für unwahrscheinlich halten kann wie für wahrscheinlich, zumal dann, wenn sich der Sinn der zunächst ja als Investition in einem ganz allgemeinen Sinne anfallenden Verwendung des Einkommens oder zusätzlichen Einkommens ja gemäss der allgemeinen Entwicklungsrichtung des industriellen Prozesses in der Rationalisierung bzw. der Erhöhung der Produktivität bewährt, und nicht im bloßen Ersatz oder in der linearen Erweiterung der Produktionskapazitäten. Dazu kommt die im Phänomen der Überstundenmasse volkswirtschaftlich greifbaren Strategien der Verwendung der Arbeitskraft der Menschen für die Zwecke der Flexibilisierung der Produktion entlang von schnell wechselnden aktuellen Marktlagen, die keineswegs ohne Logik sind. Sie liegen vielmehr selbst in der Logik des industriellen Prozesses und betreffen analog die Rationalität der Nutzung der Arbeitskraft und der in sie getätigten Ausbildungsinvestition: Arbeitskräfte, die man herangebildet hat, um die Produktionszwecke zu erreichen bei schrumpfender Nachfrage in die Arbeitslosigkeit zu entlassen ist eine betriebswirtschaftlich nicht zu rechtfertigende Verschleuderung von Kapital, wenn man ggf. mit dem Abschreibungszyklus nicht mithalten kann bzw. wenn man nicht das mögliche Maximum aus der getätigten Investition heraus holen kann. Das ist aber genau dann der Fall, wenn man die ausgebildeten und an den Produktionsprozess gewöhnten, mit seinem Ablauf und seinen Routinen vertrauten Arbeitskräfte so lange wie möglich nutzen, also selbst entscheiden kann, wann man ihre Nutzung aufgeben möchte, z. B. angesichts auf dem Markt verfügbarer besserer bzw. gleichwertiger, aber günstiger einzukaufender Qualifikation. Also ist es sinnvoll und richtig, aus dieser Sicht, so wenig wie möglich Personal für den Fall maximaler Nutzung der Immobilien und Maschinenlaufzeiten ebenso wie für den minimaler Nutzung bei störungsfrei laufender Betriebsroutine bereitzuhalten. An dieses Beschäftigungsmodell haben sich die Betriebe wo immer es geht inzwischen angepasst. Bei dieser Erörterung ist von den Vorteilen, die die Beschäftigung von Arbeitskräften unter Umständen eines globalen Arbeitsmarktes und globaler Standortwahlmöglichkeit noch nicht einmal gesprochen. Ebenso wenig von den Vorteilen, die ein mehr oder weniger rücksichtsloser Bevölkerungsimport, und vor allem seine mehr und mehr gezielte arbeitsmarktpolitische Steuerung und Präzisierung unter beschäftigungspolitischen Gesichtspunkten bieten. Zieht man diese Linien aus, dann kann indessen nur deutlicher werden, dass der industrielle Prozess, der sich einen globalen Absatzmarkt, einen globalen Arbeitsmarkt und eine globale Standortwahl geschaffen hat, von seiner inneren Dynamik her sowohl das Arbeitsplatzangebot als auch das Angebot an Produkten einerseits global erweitert, soweit hier der Mark betrachtet wird, zugleich verbunden damit jedoch beides auf eine eher schrumpfende Teilgruppe zu konzentrieren die Tendenz hat, soweit man die Gruppe der Einkommensbezieher und der Konsumenten bzw. der an der Produktion und damit an der Arbeitsgesellschaft Partizipierenden betrachtet. Es ist ein Äquivalent dieser Tendenz, die Beschäftigung in einem seinerseits eher stagnierenden oder schrumpfenden Sektor auszudehnen auf Kosten der individuellen Realeinkommen. Zugleich schrumpfen die Realeinkommen insgesamt. Der Umbau der Systeme der Energiegewinnung und des Verkehrs, die Finanzierung der unvermeidlich werdenden Kosten für die Kompensation der Industrialisierungsfolgen (früher einmal ebenso ‚grün’ wie verniedlichend Umweltschutz) senken die Realeinkommen, wie immer das mittels der ‚Terms of Trade’ und der Weltpolitik, der militärischen Bündnissysteme und der Feinderklärungen gegenüber der mit materiellen Rohstoffen gesegneten politischen Schwäche zwischen den Populationen hin und her verschoben und umgewichtet wird.
Die Entwicklung des industriellen Prozesses einerseits und der Partizipationschancen andererseits sind tendenziell entgegen gesetzt, selbst dann, wenn die noch nicht abgeschlossene extensive Entwicklung das etwas abschwächt. Zugleich sind komplexe Industrieprodukte auf bestimmte allgemeine Konsumvoraussetzungen ebenso gebunden wie an bestimmte Einkommensverhältnisse und –verteilungen. Ein KfZ der oberen Mittelklasse kann zwar rein theoretisch von einer zwanzigköpfigen Wohngemeinschaft erworben und unterhalten oder genutzt werden, aber die Praxis gestaltet sich dann schwierig. Das gilt dann aber letzten Endes für alle ‚gehobenen’, also kapital. oder qualifikationsintensiv hergestellten Industrieprodukte, vom Wohnhaus über den Kühlschrank über die Wasch‑ und Spülmaschine, über den Fernseher und Videorecorder, Möbel bis herunter zu Kleidung und Schuhen. Damit soll gesagt sein, dass eine gewisse Konzentration von Einkommen eine Voraussetzung ist für die Herstellung und den erfolgreichen Absatz von Industrieprodukten, und das wird noch deutlicher, wenn man sich in einem Haushalt eine typische Massierung einer bestimmten Kombination all dieser Produkte als Standard denkt. Mit dieser Konzentration von verfügbaren Einkommen ‚in einer Hand’ ist zugleich aber auch eine ihnen entsprechende, vorauszusetzende Verteilung von Einkommen vorauszusetzen.
Das ergibt dann aber angesichts der Rückkoppelung dieser Überlegung eine produktionsbedingte Asymmetrie in der Einkommensverteilung, an deren unteren Ende der Ausschluss aus der Arbeitsgesellschaft als konsequente Folge und Methode der Finanzierung der anderswo konzentrierten Einkommen der verbleibenden Konsumenten und Partizipanten an der Arbeitsgesellschaft gerade dann erscheinen muss, wenn der Ausfall der durch den gesellschaftlichen Ausschluss wegbrechenden Konsumeinkommen und die angesichts der Industriefolgenbewältigung sinkenden Masseneinkommen durch das Ausweichen auf globale Märkte kompensiert werden kann. Je ‚exportorientierter’, oder ‚exportabhängiger’ eine Volkswirtschaft derart wird, desto weiter gehender hat sie sich bereits darauf eingerichtet, die Folgen des inneren Ausschlusses einer Teilpopulation zwecks Konzentration der Konsumeinkommen auf dem Binnenmarkt durch die Ausfuhr der überschiessenden Werte bzw. Produkte in eine andere solche Volkswirtschaft mit ähnlichen Asymmetrien zu kompensieren und ihre Gewinnkalkulationen darauf einzurichten, dass die noch für den Gesamtabsatz benötigte Gruppe von Einkommensbeziehern sich dort findet, und schließlich sogar auf Restmärkten, auf denen eine Restmenge von Konsumenten mit den entsprechenden Einkommensvoraussetzungen gefunden werden kann, die die allgemeinen Bedingungen für den Erwerb der Produkte erfüllt, die anzusprechen sich also lohnt. Damit verallgemeinern Markt und Politik nur die Tendenz des industriellen Prozesses zu einer globalen Realität, die die Konditionen enthält für ihre eigene Reproduktion. Das erklärt auch die zunehmende Ähnlichkeit der sozialen Verfassungen und Strukturen und ihre Anähnelung.
Die von der Politik versprochene und von ihrer Klientel gewünschte Privilegierung bestimmter Einkommensgruppen entspricht damit dem allgemeinen Entwicklungstrend des industriellen Prozesses durchaus. Die Politik tut nichts als ihn zu befördern und liegt derart im Trend.
Wenn wir jetzt den anderen, bereits im Zusammenhang mehrmals erwähnten Trend zum ebenfalls durch den industriellen Prozess selbst bewirkten Ausschluss von Menschen aus der Partizipation an der Arbeitsgesellschaft zentral ins Auge fassen, dann ist hier dasselbe zu beobachten: Die Übereinstimmung von Politik und der sich in ihr darstellenden sozialen Tendenz – einer Selbstzerstörungstendenz – im Hinblick auf die immanenten Tendenzen des industriellen Prozesses der Rationalisierung und der ihren Regeln folgenden Investitionstätigkeit, die mithin in der ‚natürlichen’ Konsequenz ihrer immanenten Logik auf den Ausschluss von menschlicher Arbeitskraft und ihre Ersetzung durch Maschinerien mit der Konsequenz höherer Produktivität hinaus läuft, und nicht von sich aus auf die erweiterte Produktion durch Reintegration der freigesetzten Arbeitskräfte. Ist es insofern schon zu einfach, der ‚Initiative’ des freien Unternehmertums die ‚Schaffung von Arbeitsplätzen’ einerseits freizustellen, so als hätte man dort die Wahl, die man gerne zu seinen Gunsten nutzen würde, oder so als könne man sich dort aus freiem Willen dem industriellen Prozess nach Belieben entziehen, indem man gegen den Trend ‚Arbeitsplätze schafft’, und nicht vielmehr Gewinnchancen an Produktionschancen und Märkten kalkuliert unter Risiko, so ist es doch im Zweifel so einfach wie zweckmäßig und schlitzohrig den dafür anfälligen politischen Karrierismus mit der entsprechenden Vorstellung einer guten Geschäftsidee zu impfen, um auf diese Weise die schmaler werdenden, immer verbesserungsbedürftigen Gewinne nach Möglichkeit aufzubessern. Kann man dabei den Glauben an die Fähigkeit zur Arbeitsplatzschöpfung bei den politischen Aufsteigern nutzen und deren Interessen nutzen indem man ihn pflegt, bei freibleibender Verwendung des im günstigen Fall erzielten Gewinns, so ist das zur Realisierung einer Geschäftsidee nur gut und im Blick auf die in ihrer Realisierung mit realisierten Geschäftsvorteile nur eine Bestätigung des Erfolgs der unternehmerischen Geistes. Und wenn sich aus einer wie immer und warum immer veränderten Marktlage eine Chance ergibt, die sich mittels einer risikofreien Einstellung von Personal kurzfristig realisieren lässt, ist das nur in der Ordnung und bestätigt stets die von der Politik erklärte gute Absicht, ohne dass es einen realen Zusammenhang geben müsste zwischen dieser guten Absicht und jener wahrgenommenen Chance.
Unter diesen Umständen wird die Argumentationsrichtung interessant, die im Fall des von der Politik gestützten Privilegierungswunsches für eine bestimmte Gruppe von Einkommensbeziehern und den Vorschlägen zur ‚Integration’ oder Reintegration der durch den gesellschaftlichen wie industriellen Prozess Ausgeschlossenen deren Gleichsinnigkeit nicht notwendig schon im Interesse des Gemeinwohls, aber jedenfalls im Sinne des Wunsches nach der Veränderung der Einkommensverteilung verständlich macht, besonders wenn man sich den sozialen Aspekt dieses Richtungssinns der Argumentation klarer macht. Bisher war ja zunächst davon die Rede, dass der Ausschluss von der Arbeitsgesellschaft, der sich seit Dekaden unbeeindruckt, aber weitgehend verdeckt quer durch die Qualifikationsstrukturen der Arbeitsgesellschaft abzeichnet und manifest ist, eine Konsequenz des industriellen Prozesses ist. Die soziale ‚Dimension’ des Vorgangs ist dabei zunächst gar nicht berührt worden. Sie wird deutlich am sozialen Bild, das die Politik und die ‚Öffentlichkeit’ vom Arbeitslosen als Subjekt im pejorativen Sinne pflegen. Kaum eine Erscheinung der Gegenwartsgesellschaft genügt mehr dem auch nur der Vorwärtsverteidigung des Verzweifelten abgerungenen zynischen Satz Nietzsches: „Was fällt, das soll man treten!“ als das öffentliche Escheinungsbild des Arbeitslosen. Die fürsorglichen Betulichkeiten der stellvertretenden Interessenwahrnehmung, des Umschulungspersonals und all der Professionalitäten, die sich an diesem Phänomen der Gesellschaft der ‚lebenslangen Umschulung’ – deren Ausdehnung auf die gesamte Biographie sich abzeichnet, ohne dass die dereinst zu begleichenden Folgen dieser Enwicklungsfolgenbewältigungsfolgen auch nur annähernd bedacht werden - gemästet haben und mästen, sind nur die Kehrseiten einer Zufriedenheit mit den Voraussetzungen der eigenen Selbsterhaltung, die sich auch aggressiver zu äußern vermag, wenn das im Interesse der Selbsterhaltung liegt.
Und genau dies ist bei einer Politik der Fall, die sich im Bewusstsein ihrer angemessenen Erfassung des Problems der Massenarbeitslosigkeit als einer Folge des immanenten Entwicklungstrends des industriellen Prozesses und der Kompensation dieser Folgen durch Globalisierung, die diese Folgen verstärkt, wenigstens aber chronifiziert, nicht geniert, persekutorische und punitive Grundvorstellungen in ihre Sicht des Problems hinein zu tragen und aus dieser Haltung heraus den Übergang zur Rechtfertigung der von ihr formulierten politischen Absichten zu suchen sowie ‚Zustimmung in der Bevölkerung’. Die durchgängige Beschreibung des Arbeitslosen als eines asozialen Individuums mit niedriger Schulbildung und einem Hang zur kriminellen Aberration grassiert durchgängig und seit Jahren mit eher sich verstärkender Tendenz. Die Beobachtung ergibt in dieser Hinsicht ein recht eindeutiges und konsistentes Bild, das sich unabhängig vom Bildungsgrad und der sozialen Position der Partizipanten der Arbeitsgesellschaft bei diesen selbst als das typische Bild des Ausgeschlossenen präsentiert.
Es dokumentiert das soziale Bekenntnis zu dem Ausschluss wie zu seinem Mechanismus, solange man zu den Gewinnern des Prozesses gehört.
Es dokumentiert das schlechte gewissen gegenüber den Ausgeschlossenen: Sie müssen einfach minderwertig sein in irgendeiner Hinsicht, in der sie sich insgesamt von den Partizipanten unterscheiden, sonst wären sie nicht draußen.
Es dokumentiert die Angst davor, dem Ausschluss doch selbst zum Opfer zu fallen, die kompensiert wird die Offenkundigkeit des Erfolges, der darin besteht, dass man ja selbst teilhat an dem, wovon der Arbeitslose ausgeschlossen ist.
Es dokumentiert die Aggression und damit auch den Zweifel in Bezug auf die Gerechtigkeit des Mechanismus, der über Existenzen entscheidet, und in Bezug auf das eigenen vorläufige Davongekommensein.
Es dokumentiert das St. Florians-Prinzip, das die Einstellung des Einzelnen gegenüber einer unkontrollierbaren Naturgewalt bezeichnet, also das Gefühl der Ohnmacht und den Wunsch, vor dem Schicksalsschlag bewahrt zu bleiben, der auch zur Distanz verhält. Wer jemals Gesprächsfetzen von Unterhaltungen zwischen Arbeitenden und Arbeitslosen mit angehört hat, der muss sich an die Verlogenheit der Anteilnahme, die Hilflosigkeit der Ratschläge und den erstaunlichen passiven Konformismus der Ausgeschlossenen gegenüber der Teilnahmslosigkeit der Partizipanten der Arbeitsgesellschaft, aber auch die Ratlosigkeit, die Scham und das Gefühl der Demütigung erinnern, die die Ausgeschlossenen zu der ihnen eigentümlichen Passivität gegenüber den Gesprächspartnern erkennen ließen, die Bewusstlosigkeit in Bezug auf den Sachverhalt, dass man sich über eine Demarkationslinie hinweg unterhielt, die nicht überbrückbar ist, auch und gerade nicht durch die ebenso mitfühlende wie gönnerhafte Mitteilung: „Ich was selbst einmal arbeitslos“.
Die zuletzt aufgetretenen öffentlichen Differenzierer, die die ganze Gruppe endlich sorgfältig differenziert einteilten nach Gruppen, die von hier nach da unterwegs sind, parken, nicht wollen, und warten usw., verloren kein Wort über das Verhältnis der Qualifikationsverteilung in der Gesamtgruppe, über die sie redeten im Verhältnis zur Gesamtpopulation, und die dann und wann einmal anwesenden repräsentativen Arbeitslosen dienten der unfreiwilligen Präsentation des Problems, das ihre Qualifikation ausmachte. In jedem Fall bleiben die Ausgeschlossenen Objekt, und wurden so oder so eher Opfer einer sei es auch subtil gegen sie gerichteten Aggression, am deutlichsten endlich in den rational gemachten Vorschlägen zu ihrer weiteren Behandlung, die sie ins Arbeitsleben reintegrieren sollte. Darunter sind und waren wiederum die Vorschläge prominent, die darauf hinaus laufen, diese Gruppe als eine Gruppe von zu Unrecht und gegen den Sinn des richtig verstandenen Gemeinwohls Privilegierten zu charakterisieren mit dem Ziel, ihnen mittels der Änderung der Gesetzeslage Einkommen zu entziehen. Der gewählte Bundeskanzler, der jetzt möglicher Weise über die Arbeitslosen stürzt, während er sich für das genaue Gegenteil des Versagers präsentierte, scheute sich nicht, offen das allgemeine Ressentiment als Volksverhetzung an seinen Ursprungsort zurück zu geben und es damit zu verstärken. Die Einstimmigkeit, die den Sündenbock der gesellschaftlichen Erosion, der akkumulierenden Angst vor der allgemeinen Verschlechterung der Lebenslagen und der befürchteten Ausgrenzung in der Gruppe der bereits geschlagen am Boden liegenden, der sozial und von der Teilhabe Ausgeschlossenen gefunden hatte, insofern stets ein Ohnmächtiger das erste Opfer des Angriffs wird gemäß den allgemeinen Gesetzen des sozialen Tierreichs, war und ist letztlich parteiübergreifend. Das ist leicht erklärbar. Oberhalb der Insassen der Anstalten und Einrichtungen (früher Irrenhäuser) gibt es keine Gruppe, die zugleich derart leicht identifizierbar ein allgemeines gesellschaftliches Problem repräsentiert, zugleich derart mittels Verwaltung und Organisation in einem so unglaublichen Masse isoliert wird, sowohl gegeneinander, insoweit die Traktierung und die Behandlung sie absolut vereinzelt und als Gruppe über das rein formale gemeinsame Merkmal hinaus gar nicht existent werden lässt, zugleich vollständig ohnmächtig erscheinen lässt und zugleich zum Objekt beliebiger sozialer aggressiver Projektionen macht wie diese ‚Gruppe’. Aufs Ganze betrachtet kommt dazu, dass die für die Unterhaltung dieser ‚Gruppe’ aufgewendeten finanziellen Mittel Begehrlichkeiten wecken müssen, vor allem bei Leuten, die ‚Geschäftsideen’ haben, und entscheidungsfreudig und durchsetzungsstark sind, Personal unter dem Gesichtspunkt der möglichen Einsparung zu sehen gewohnt sind und keine Probleme damit haben, diese Perspektive auch auf die Gesellschaft als ganzes zu übertragen, zumal dann, wenn sie in den Gremien der entsprechenden Organisationen sitzen und Zugang zu ‚relevanter Information’ haben. Es ist unter diesen Umständen also als Geschäftsidee zunächst unvoreingenommen zu betrachten, wenn man sich ein Szenario ausdenkt, in dem Politik, öffentliche Berichterstattung und Business sich zusammentun mit dem aus Angst, Wut, Enttäuschung und sozialem Neid zusammengebrauten sozialen Massenressentiment der Teilhaber an der Arbeitsgesellschaft, die ihre Realeinkommen zusammenschmelzen sehen unter dem Eindruck von sich verschärfenden Mobilitätsforderungen, den Problemen, die es macht, noch eine Familie mit Aussicht auf Erfolg aufrecht zu erhalten, das Leben zu finanzieren unter wachsendem Arbeitsanforderungsdruck, und die sich demgegenüber mit dem vermeintlich bequemen Leben derer konfrontiert sehen, die sich eingerichtet haben in aussichtsloser Lage mit dem bescheidenen Erfolg, dass sie eine Chance sehen zu überleben. Die Wut, die sich doch auch dadurch ‚beseitigen’ ließe, dass sie auf noch mehr Realeinkommen verzichten, bescheidener werden, indem sie akzeptieren, dass die Ausgeschlossenen wieder partizipieren, mit der Konsequenz der Umverteilung von Einkommen auf Kosten ihrer Realeinkommen, wenn man von einer Verteilung der Arbeit und der Einkommen auf dem gegebenen Niveaus der gesamtwirtschaftlichen Produktion zugleich ausgeht, und lediglich das Mehrprodukt als Gegenstand der wirklichen Verteilung betrachtet, und nur, insofern es nicht exportiert wird, um die ‚Gewinnerwartungen’ zu realisieren, um deretwillen es produziert wird, wird stattdessen auf die bereits Ausgeschlossenen projiziert und scheint in einem umgekehrten Verhältnis zu stehen zu dem überraschenden Befund, dass die ausgeschlossenen Menschen sich nicht ganz entmutigen lassen und gelegentlich vielleicht auch einmal überkompensatorisch auftrumpfen damit, wie sie das unlösbar scheinende Problem gelöst hatten, unter Verkennung des Umstandes, das sie mit ihren Feinden sprachen, und glaubten, dass sie mit diesen noch immer das Wertesystem wirklich gemeinsam hätten. Anders ist die ‚Durchsickern von Details’, dieser öffentliche Zorn auf den mit seiner Arbeitslosigkeit, mit dem sozialen Ausschluss erfolgreich arrangierten Nachbarn, diese Art der Nachrichten von seinem Küchentisch her, die bis ins Kleinste sozialer Nahbereiche gehen, nicht erklärlich.
Derart ist also das sich abzeichnende Bündnis für Arbeit für die Arbeitslosen: Es ist die Erkenntnis der Chance, bei einer Gruppe von Ohnmächtigen angesichts eines erkennbaren Mangels an anderen Geschäftsideen und angesichts schrumpfender Realeinkommen etwas zu holen, um wenigsten den eigenen Status quo zu halten.
Nun kann man auch hier durchaus Kosten/Nutzen-Rechnungen machen, die anders sind als die etwas einseitig an der Gier orientierte Aufmerksamkeit auf die Milliarden der Bundesanstalt für Arbeit. Diese Rechnung muss aber von einem Umstand ausgehen, der bisher wenig Berücksichtigung findet. Das ist der erstaunliche Konformismus der Ausgeschlossenen. Er ist deshalb erstaunlich, weil es keinen rationalen oder sonst verstehbaren Grund gibt, das Wertesystem derer noch zu teilen, die sich unter Zuhilfenahme sozialer und unternehmerischer und politischer Macht dazu zusammenrotten, eine wachsende Gruppe, die nach Millionen zählt, wie sie in den Gaskammern umgekommen sind, von der Partizipation aus einer Gesellschaft auszuschließen, deren Staat sich allein als Organ der kollektiven Selbsterhaltung rechtfertigen kann, ebenso wie sein angebliches Gewaltmonopol, das vielmehr ein Monopol zur Anwendung von Gewalt gegen Bürger zum Zweck der Verhinderung der Anwendung von Gewalt von Bürgern gegen Bürger ist., zu der ja auch der soziale Ausschluss zu rechnen wäre, einer Gesellschaft, die die Zugehörigkeit zu ihr als Arbeitskultur durch die Beteiligung an der Arbeit, durch Inhaberschaft eines Arbeitsplatzes definiert und jeden ihrer Bürger einer Zurichtung zu diesem Zweck unterwirft, derart ausschließlich inzwischen, dass sich jenseits dieser Verwendung die Individuen selbst, die sich überlassen sind, keinen eigenen Verwendungszweck, keinen Existenzsinn mehr auszudenken imstande sind, und sei es nur, weil sie speziell dafür keinerlei Unterweisung erhalten, gemäß der Natur der Sache, zu der solche Bildung dann schrumpft. Man sehe sich die Berufsbezeichnungen an, die da erfunden werden, z. B. den ‚Mechatroniker’, um zu verstehen, was da an Robotervorstellungen in die Qualifikationsmaßnahmen eingeht an Normierungswahn, der auch die akademischen Berufe inzwischen derart erfasst hat, dass sich der Eindruck von ‚Bildung’, der da noch immer assoziiert werden mag, schnell verliert, wenn man den gestanzten Vorträgen lauscht, die aus Versatzstücken zusammen geklaubt sind, aus denen sie sich ja nach Anlass (oder vermeintem Anlass) beliebig zusammenstücken lassen, um stets alles ‚abzudecken’, was notwendig scheint, um den Eindruck flächendeckender und nachhaltiger Kompetenz zu erwecken und jedenfalls alles Notwenige getan zu haben, um vor allem den je eigenen Interessen gedient zu haben.
Für die als Subjekt mit eigener Stimme schlechterdings nicht existenten Arbeitslosen findet sich stets einer, der in Übereinstimmung mit der allgemeinen Gereiztheit, die nichts ist als eine Gemengelage berechtigter Befürchtungen, in Zukunft ebenfalls eher zu den Benachteiligten zu gehören, wenn man nicht demonstrativ mit den Wölfen heult, und der je eigenen andressierten Konkurrenzsucht, die dem Ressentiment näher steht als der ‚Leistungsbereitschaft’, mit der sie sich gern verwechselt, auf ihnen herumprügelt: Die kranke Kuh wird besonders oft getreten, von ihren Artgenossen! Das soziale Tierreich, das sich so präsentiert, ist das Foyer zum Bürgerkrieg. Nur zu leicht wird vergessen, welchem Sinn die ‚sozialen Systeme’ für das Land, die Nation, den Staat, die Kultur oder wie man will, sich eigentlich verdanken: Dem mehr oder weniger bewussten Wunsch, den Bürgerkrieg zu vermeiden, immer vor dem Hintergrund einer Kosten/Nutzen‑Rechnung, die endlich doch den europäischen Bürgerkrieg als disziplinierende Lösung anderen Modalitäten der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums vorzog, und zwar in allen europäischen Gesellschaften, die geradezu somnambul entlang der von ihnen selbst mit den Mitteln der Erziehung und Bildung in diese Konsequenzen der Entschlossenheit ihrer Eliten hineingingen. Derart kann man sich nun auf den Standpunkt stellen, dass die derart in den ModernisierungsProzessen des Prozesses der Zivilisation erfolgreich und nachhaltig (sustainable) traumatisierten Populationen, in deren unbewusste Seelenverfassungen die Erfahrung des von den Eliten selbst veranstalteten Bürgerkriegs im Namen des Staates, der Nation usw. (lauter vorgeschobene Fiktionen, die sich als elendeste Abziehbilder der imperialen Cäsarismen seit der römischen Kaiserzeit verstehen lassen) als Disziplierungsmaßnahmefolgen fest verankert haben. Die Folgen solcher Traumatisierungen sind auch an älteren Modellen ähnlicher Art ablesbar: Sie resultieren in der erfolgreichen Herstellung einer politisch und sozial apathischen Fellachenpopulation, der Resignation des Sklaven oder Leibeigenen gegenüber seinem unabwendbaren Schicksal. Somit wäre das Ziel, eine leicht durch eine staatliche Verwaltung steuerbare Population, als erreicht zu betrachten, und der Abbau der sozialen Systeme, der auch unter den Gesichtspunkten des Kalten Krieges einen sozial präzisen Sinn machte, kann unter Kosten/Nutzen-Gesichtspunkten betrachtet werden: Wo kein ernst zu nehmender Widerstand mehr zu erwarten ist, und die verwaltungstechnische Vereinzelung der Ausgeschlossenen garantiert scheint, so dass eine erfolgreiche Gruppenbildung verhindert werden kann, dort ist die denkbare Ersparnis an die Ruhe erhaltenden Ausgaben erfolgreich ersetzt durch jene wünschbare ‚Internalisierung’, von der die Sozialpsychologie nicht genug zu reden weiß als den Ergebnissen der von ihr gewünschten Sozialisationserfolge. Diese Rechnungen gehen aber nicht unter allen Umständen auf und es kann sinnvoll sein, sich damit auseinander zu setzen, welche u. U. problematischen Voraussetzungen sie hat. Dazu ist es sinnvoll, sich für die durchaus legitimen Kosten/Nutzen‑Rechnungen u. U. andere Vergleichsgrößen heranzuziehen. Wenn man einfach den unbezweifelbar positiv zu bewertenden Grad der Ohnmacht der Ausgeschlossenen sieht, die sich angesichts fortschrittlicher Techniken der sozialen Kontrolle (verglichen etwa mit dem Konzentrationslager etwas älterer Verwaltungspraxis und dem dafür zu treibenden Aufwand, der die Folgen der Publizität der Phänomenologie dieser Lösung noch gar nicht in Anschlag bringt) zugleich perfekt zum verschwinden bringen lassen in den Zwischenräumen des Alltagslebens, dann ist ohne eine sonstige Vergleichsgröße der finanzielle Aufwand, mit dem diese Gruppe noch immer alimentiert wird, kaum zu rechtfertigen. Das geht auch mit weniger Aufwand, und die eingesparten Mittel können anderweitigen Einkommensbeziehern ur Verfügung gestellt werden. Damit ist zugleich belegt, dass die Einkommen der Arbeitsplatzbesitzer und der anderen Partizipanten der Arbeitsgesellschaft aus den Nicht-Einkommen, aus dem also mit finanziert werden, was den Ausgeschlossenen mit dem Ausschluss entzogen wird, der diesen Entzug zugleich sozial, politisch und vor dem Hintergrund der staatlichen organisierten Gewalt, die sich dieser Praxis zur Verfügung stellt, die bestimmt nicht im Sinne derjenigen Staatsbürger ist, die dabei deren Opfer werden. Diese Praxis muss aber mit nicht selbstverständlichen Voraussetzungen dennoch rechnen, die nicht unbedingt in ihrer Verfügung stehen, auf die sie sich aus ihr nicht bekannten Gründen aber derzeit verlassen kann: Das ist die erfolgreiche Traumatisierung der Populationen durch die Modernisierungsstrategien des Zwanzigsten Jahrhunderts, die angesichts der sich abzeichnenden Möglichkeit der Selbstbefreiung der Populationen durch eine Erzwingung der Veränderung der Verteilung der Einkommen und der Partizipationschancen, zu denen eine demokratische Umwandlung der Gesellschaften im Prinzip die Voraussetzungen boten, den Krieg zwischen den politischen Entitäten gewählt hat und dabei auf Kosten der Populationen Roulette um die Gewinnaussichten gespielt hat, um die dabei gekämpft wurde, während sie die sonst auf die am ehesten auf die Veränderung der inneren Verhältnisse sich richtenden Energien der Populationen in den Dienst der Stabilisierung der inneren Verhältnisse gestellt hat, indem sie die dazu ‚veranlasste’, sich in einem Krieg für diese Ordnungen verheizen zu lassen. Zugleich war dies allen Beteiligten eine Lehre, die sie an ihre Kinder und Kindeskinder weiter geben werden, offiziell oder inoffiziell, bewusst oder unbewusst, es bleibt das Gleiche. Diese Voraussetzungen sind auch tatsächlich wenigstens augenblicklich gegeben: Die Ausgeschlossenen verhalten sich konform, passiv und warten ab, was mit ihnen weiter geschieht, während sie seit Jahren langsam, kriechend die mit Hilfe der Politik und des Staates sich organisierende, ihre Ohnmacht belauernde Gier des Kollektivs der Ausschließenden, die wenigstens insoweit eine gemeinsame Strategie haben und praktizieren, auf sich zu kommen sehen. Die unablässige, im System angelegte Herunterstufung der Arbeitslosenhilfe, die fieberhaften immer neu angestellten Überlegungen, wie am besten anzusetzen sei, um an die Finanzmittel heranzukommen mittels eines sozialen Konsensus, der die Zusammenrottung in die Form einer Politik zu bringen vermag, die sich zur Form des Gesetzes verdichten lässt, das den Zugriff endlich legitimiert, sind Vorgänge, die einer erkennbaren sozialen Dynamik zuzurechnen sind, die den kommunikativen Lebensalltag spürbar mit der allgemeinen Politik, die Mirko- mit den Makrophänomenen direkt verkoppelt. Ich Kern ist die Aggression, deren platteste Phänomenologie der öffentliche Straßenverkehr und die in ihm erkennbare Veränderung des Verhaltens gegenüber allgemein geltenden öffentlichen Normen. Die plakativen Finanzskandale sind da nur Beiwerk, angesichts des erkennbar anschwellenden aggressiven Potentials, das das Alltagsleben strukturiert und ihm seine Form gibt. Nebenbei: Aus Rattenexperimenten ist bekannt, dass das Anwachsen von Aggression in einer Population (die experimentell durch Futterverknappung oder Populationsverdichtung erzeugt werden kann) die Fertilitätsraten in der Population massiv fallen. Das ist eine schöne, auch ästhetisch befriedigende Demonstration des Systemzusammenhangs zwischen Aggression (Konkurrenz, Leistungsbezug mit Rücksicht auf den Nachbarn, der aus dem Felde zu schlagen ist), Futtermittelknappheit und Populationsdichte bzw. Populationsimport und Fertilität, die sogar Politikern (bzw. Juristen, die sich für die ‚politische Laufbahn’ entscheiden) zu denken geben könnte, wenn sie denken gelernt hätten. Indessen verhalten sich die Ausgeschlossenen konform. Obwohl sie formal entpflichtet sind gegenüber einem Kollektiv, das sie unter Gebrauch des Staates und der von ihnen getragenen gesetzlichen Regelungen bzw. der in Geltung gesetzten Regeln ausschließt, geben sie ihre ‚bürgerlichen Ehrenrechte’ nicht einfach ab, beteiligen sich u. U. an Wahlen, u. U. sogar entscheidend, was eine Ironie ist gegenüber der ‚Leistungsorientierung’ der dabei zu Fall kommenden Politiker und Mandatsträger, nehmen ihre Existenz in den Zwischenräumen des Alltags der nützlichen Mitglieder der Gesellschaft als Erlaubnis zum Freigang wahr, tun sich nicht in Vorstadtbanden zusammen, überfallen nicht systematisch Warenhäuser, töten nur hin und wieder einmal einen Beamten der Arbeitsverwaltung, kurz, sie bemühen sich um die Aufrechterhaltung einer den kulturellen Werten der sie ausschließenden Gemeinschaft der Nutznießer dieses Ausschlusses verpflichteten bürgerlichen Existenz, unter erstaunlicher Vermeidung der kriminellen Abweichung. Dagegen ist viel mehr von Selbstmorden, Verzweiflungsakten und Familiendramen zu hören, die symptomatisch sind dafür, dass hier Vorstellungen an den nicht beeinflussbaren Lebensumständen zerschellen, die wiederum darauf hinweisen, dass die Ausgeschlossenen sich an den Werten der sie ausschließenden sozialen Gemeinschaft der Nutznießer dieser Ausschlussverfahren orientieren und im Zweifel eher sich und ihre Familienmitglieder vernichten als die ihnen eingeimpften sozialen Regeln zu verletzen, mit denen sie sogar in der Selbstvernichtung übereinstimmen, insofern sie dem über sie verhängten Urteil gewissermaßen nur ‚eins drauf setzen’, indem sie ganz vollstrecken, was der Sache nach gemeint ist, wenn sie als Nahrungskonkurrenten ausgeschaltet bzw. auf ‚Sparflamme’ gesetzt werden. Gerade am Äußersten der Selbstvollstreckung des über sie verhängten Urteils der sie ausschließenden Gemeinschaft über ihre Existenz: des Todesurteils, das sie der langsamen Strangulierung durch die soziale Garotte der zum Gesetz erhobenen Arbeitslosenhilferegelung vorziehen ist die Konsequenz dieses in keiner Weise gerechtfertigten, zu verlangenden und zu erwartenden und auch nicht lebensdienlichen Konformismus der Ausgeschlossenen am deutlichsten zu erkennen, und die Gefährlichkeit des offensichtlich ganz unerkannt bleibenden Mechanismus, der diese Menschen gefangen hält, die sich zu nichts mehr verpflichtet fühlen müssten, das nicht ihrer Selbsterhaltung dient, insofern dies das einzige wirklich geltende Gesetz ist, das all diese Machenschaften, und zwar die der ausschließenden Mehrheit in Wahrheit beherrscht. Es bedarf hier keiner Belege, und schon wer sie verlangt, ist als Interessent einer Ordnung erkennbar, in der seine Selbsterhaltungsinteressen dann am besten besorgt werden, wenn die geltende Regel, ihr tatsächliches Grundgesetz nicht bekannt ist, sondern derart durch Fiktionen ersetzt ist, dass eine wenigstens große Masse von Menschen dazu gebracht werden kann, mit den Mitteln von Erziehung und (politischer und kultureller) Bildung, seine je eigenen, die individuellen Selbsterhaltungsunteressen zugunsten der Schlaumeier aufzugeben oder zu suspendieren, mindestens aber so weit zu relativieren und zurück zu stellen, dass diese auf Kosten der über das wahre Gesicht der ‚Kultur’, an der sie angeblich partizipieren, Getäuschten ihre eigenen Selbsterhaltungschancen als ebensolche Vorteile wahrzunehmen imstande sind, insofern sie erst daraus erwachsen, dass Andere die wirklichen Voraussetzungen ihrer eigenen Selbsterhaltung nicht oder nicht ausreichend zu erkennen und wahrzunehmen imstande sind.
Das Gemeinte kann noch deutlicher werden, wenn man es mit den Existenzbedingungen von Strafgefangenen vergleicht. Betrachtet man allein die Kosten, die ein einziger Strafgefangener täglich verursacht, dann ist klar, warum die Vorstellung, alle Ausgeschlossenen seien Strafgefangene in dieser Form, eine gesellschaftliche Katastrophe darstellen müsste. Der Vergleich der Bezüge von Arbeitslosengeld oder –hilfe mit den Tagessätzen für Strafgefangene ist erhellend: Die Insassenschaft wäre unfinanzierbar oder nur mit einem Kostenaufwand, der in einem Maße Mittel in Anspruch nähme, gegen die die derzeitigen angeblichen Kosten des sozialen Ausschlusses ein Tropfen auf einen heißen Stein sind. Es ist eine kaum zu überschätzende kulturelle und solidarische Leistung der Ausgeschlossenen, sich den Normen der sie ausschließenden Kultur weiter verpflichtet zu fühlen und damit die entscheidende Grundlage für eine immense Kostenersparnis erst zu erhalten. Dazu kommen noch die Umstände, unter denen sich ein Bürger in einen Strafgefangenen verwandelt: Fasste sich jeder der Ausgeschlossenen ein Herz und den Mut, ohne Rücksicht auf die Werte der ihn ausschließenden Gemeinschaft ein Amt oder einen öffentlichen Ort aufzusuchen, um dort einen Arbeitsplatz zu schaffen oder frei zu machen, indem er einen derer, die einen innehaben, oder einen seiner Verwalter erschlüge, dann wären mit ‚einem Schlage’ nicht nur vier Millionen Arbeitsplätze frei, sondern es wären auch in die hunderttausende geschaffen, die nun notwendig wären zur Beaufsichtigung der Strafgefangenen, und von der Anregung der Bautätigkeit, der Aufblähung der entsprechenden Verwaltungen ist dabei nicht einmal zu reden: Es gäbe einen schlagartig verursachten Boom.
Aber die Ausgeschlossenen laufen nicht (oder in nebensächlichen Einzelfällen) Amok, sie tauchen nicht als Selbstmordattentäter, als strategische Gefahr, gegen die es kein Mittel gibt, im öffentlichen Leben auf, sie betreten nicht Ämter, auf denen sie vorstellig werden müssen, um ihren Austritt aus der Gemeinschaft durch den Totschlag des sie gleichmütig verwaltenden Personals zu Protokoll zu geben.
Stattdessen dringen andere erstaunliche Nachrichten an die empörte Öffentlichkeit. Die Ausgeschlossenen orientieren sich unverdrossen an den Werten und Normen der Arbeitsgesellschaft. Sie richten sich in ihrer Freigängerexistenz (kostensparend ohne die von der Justizministerin so laut propagierte elektronische Fußfessel, dieses Propagandastück des Bekenntnisses einer angespannten Haushaltslage im Strafvollzug) ein und erholen sich von der ihnen vom Kollektiv und dessen mörderischer Willkür bescheinigten menschlichen und zivilisatorischen Entwertung und der damit verursachten Depression und beginnen, sich entsprechend ihrer unverdrossen aufrechterhaltenen Orientierung an einer Arbeitsexistenz, allerdings mit einer gewissen Relativierung gegenüber den Regeln der von ihnen erwarteten Mitfinanzierung der Existenz Anderer, die schon genug Vorteile auf ihre Kosten genießen, von denen nicht zuletzt das soziale Prestige der Zugehörigkeit von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, einer Bedeutung, die den geheimen Motor der Motivation so vieler öffentlicher Leistungs- und Verantwortungsträger ist, dass man kaum Erklärungen dazu brauchen dürfte, nach Möglichkeit in eigener Initiative dazu zu verhelfen, mittels Arbeit in dem Zwischenreich, in das sie versetzt sind, zu orientieren, unter tätiger Mithilfe derer, die, selbst meist Arbeitsplatzbesitzer oder -vergeber, ihrerseits nur fortfahren, auf die ihnen gewohnte Weise ihre Selbsterhaltungsinteressen wahrzunehmen, indem sie die dem Leben zugewandten Initiativen der Ausgeschlossenen ihrerseits bereitwillig nutzen.
Es ist nun erstaunlicher Weise dieser Umstand der Folgen einer zivilisatorischen Kollektivleistung, die die Ausgeschlossenen erbringen unter Umständen, unter denen es von ihnen bestimmt nicht mehr verlangt werden kann und eigentlich auch nicht selbstverständlich erwartet, die die Wut und die Angriffslust der diesen Ausschluss Organisierenden, gut Heißenden und Verantwortenden erregt und den Willen zur Verfolgung und Bestrafung, ein ebenso persekutorisches wie punitives Motiv organisiert und in die Form von Politik und Gesetz zu bringen entschlossen scheint. Das ist ein kaum deutlicher zu machender Hinweis auf das Mörderische, das unverhohlen kannibalische an dieser Reaktion nicht nur, sondern auch schon an der Ausschlussabsicht, die sich hier ja nur als Enttäuschung angesichts der Folgen zeigt, die offenbar nicht so sind, wie man sich das wünscht, wenn man mittels der Nutzung des Organs der kollektiven Selbsterhaltung eine Minderheit der Population angesichts knapper werdender Futtermittel zur Hölle zu schicken entschlossen ist und dann zur Kenntnis nehmen muss, dass die zur Hölle geschickten aus den Zwischenräumen des sozialen Nichts wiederkehren als Nahrungskonkurrenten und sich behaupten, nun frech sogar unter Nutzung der ihnen verordneten Gefangenen- und Ausgeschlossenenschicksale und der schmalen Insassenkost. Kein Erscheinungsbild der Gewalt unter Menschen in der sozialen Welt ist ohne eine entsprechende, ihm vorausgehende, zugleich mit ihm existierende und ihm nachgehende innere Repräsentanz in den Seelen der Beteiligten, die sich bestenfalls entlang den unterschiedlich bewerteten Rollen der Täter und Opfer voneinander unterscheiden. Entsprechend muss man schon ein Sensorium dafür haben, dass das Konzentrationslager auch Metapher für eine Seelenverfassung ist, die diese Rollenverteilung zugleich auf verschiedene Rollenträger verteilt und in sich jeweils komplett enthält, als seelischen Antagonismus, der nur unterschiedliche Gewichtungen kennt, an der sich die Identifikationen bilden, sei es die mit dem Aggressor oder dessen Opfer, als dominante nach Außen, in das soziale Feld wirksamen Haltungen oder Verhaltensweisen. Und in diesem Sinn ist die unter dem Zwang einer militärischen Niederlage selbstverständliche Liquidierung des Lagers kein Beweis dafür, dass die zu ihm passenden Mentalitäten, aus denen es geboren wurde, wirklich erledigt seien. Im Gegenteil, im Trauma der Niederlage so gut wie in dem Erfahrung mit der Gewalt, zu der man sich hinreißen ließ oder verurteilt wurde, ohne für sich selbst eintreten zu können, halten sich diese Grundlagen um so eher als sie im Weitermachenmüssen ausgeblendet werden. So ist die Wut verständlich, die den Herausgedrängten entgegen schlägt, wenn sich heraus stellt, dass sie nicht so weit degradiert sind, dass sie sich aufgeben. Dergestalt wird also nicht der sich geltend machende, keinem Menschen verbietbare, alles andere relativierende Selbstbehauptungswille gelobt, nicht die Kulturleistung der Selbstverpflichtung zur anhaltenden Kommunion mit den Werten der ausschließenden Gemeinschaft, die dabei doch ihrerseits diese Werte der Gemeinschaft mit Füßen tritt, wie immer sie das meint rechtfertigen zu können mit dem Hinweis auf eine angeblich von ihr nicht verschuldete, bewirkte oder zu verantwortende Legalität, die doch vollständig in ihrem Sinne ist, sondern die Wut auf den Eulenspiegel, der sich wider Erwarten fängt, dieser Gesellschaft der Kumpanei des sozialen Ausschlusses eine Nase dreht und sich anschickt, ihr Streiche zu spielen auf dem Gebiet, auf dem sie sich sicher und lebenstüchtiger fühlte. Natürlich steckt darin auch eine mögliche Ahnung davon, dass die mit diesen Techniken des sozialen Ausschlusses, der die Zusammenrottung der Ängstlichen als Insassen in den von ihnen verteidigten Burgen bewirkt, zugleich die Regeln der sozialen Selektion auf Leben und Tod zuspitzt, zugleich aber die derart Zusammengerotteten davon auf Kosten der Ausgeschlossen entlastet, die nun einer verschärften Selektion ausgesetzt sind, die sich die Ausschließenden ersparen, mit der Konsequenz einer langfristig sich abzeichnenden Verlagerung der Auslese der Tüchtigsten aus der Immanenz der gesellschaftlichen Regelkarriereeinrichtungen heraus in ein soziales Feld, das die derart zu Insassen degenerierenden Inhaber der Selbsterhaltungschancen zu erleichterten Bedingungen nicht mehr betreten können, weil sie darin zugrunde gingen. Es ist eine Ironie, dass es die ausschließende Mehrheit ist, die diese Konditionen für andere setzt, während sie sich davon entlastet und um die eigene Selbsterhaltung zu entlasten um das Maß, das sie anderen an Mehr zumutet, mit dem Preis einer Unterminierung der Konditionen ihrer eigenen Existenz. Die kleinen Durchstechereien, die dabei zum Anlaß genommen werden nun zu erklären, dass und wie man nun einmal durchzugreifen entschlossen sei, stehen von dem Schaden, den sie anrichten her betrachtet, in keinem Verhältnis zu dem Schaden, den dieselbe Mentalität, als Ingrediens von Leistungswille und Entscheidungsfreudigkeit in eigener Sache, die derart zu Bedenkenlosigkeit und nackter, moralisch indifferenter Gier werden, bei den Entscheidungsträgern anzurichten vermögen, weil derselbe Impuls dabei ganz andere Dimensionen seiner Wirkung erreichen kann. Im Übrigen ist es bezeichnend, dass zwar der Rückschluss vom Nachweis der Korruptheit und des organisierten Verbrechens in Politik und Wirtschaftskreisen nicht mit verallgemeinernder Wirkung erlaubt sein soll, der Nachweis bzw. das Gerücht einzelner Vorkommnisse von Schwarzarbeit – unter Beteiligung des nach Privilegierung lechzenden Mittelstands – auf Seiten der Arbeitslosen aber eine allgemeine Hatz einleiten soll.
In diesem Sinne ist eine erfolgreich organisierte, sich die Form der politischen Zusammenrottung und des Gesetzes gebenden Verstärkung des Terrors gegenüber den Ausgeschlossenen so wünschenswert wie die erfolgreiche Bereicherung der Ausschließenden an den Ausgeschlossenen: es wird das Ungleichgewicht der Selbsterhaltungschancen verstärken und die Annäherung an den sozialen Kenterpunkt beschleunigen.
In diesem Sinne war der Nachweis auch zu führen, dass die als Politik sich formierenden Wünsche nach Privilegierung der Einkommen einer bestimmten Gruppe, und die sich daran anschließende Rhetorik des leeren Versprechens einer mittelbaren Nutzniesserschaft einer erweiterten Gruppe in demselben Sinn wirken wie die persekutorischen und punitiven Formulierungen der Wünsche, einer Gruppe von sozial und politisch ohnmächtigen, ausgeschlossenen kulturellen und sozialen Konformisten, die die wünschenswerte Gefügigkeit aufzuweisen haben, die die Disziplinierungsmaßnahmen, die den eigentlichen Sinn von Modernisierung ausmachen bei ihnen erzeugt haben derart, dass sie sich noch im Rahmen der Vorgaben der ausschließenden Kultur bewegen und zu orientieren versuchen, was das Mißverständnis auslöst, man könne diesen Umstand wiederum als Grundlage für weitere ‚Einsparungen’ nutzen ohne zu sehen, was man weniger politisch als sozial in einem Sinne tut, der langfristig unabsehbare Folgen haben wird. dasselbe gilt natürlich auch für andere Eingriffe in ein ‚Ökosystem’, das mindestens die Komplexität des Regenwaldes hat, insofern als ‚Umwelt’ hier der Dschungel fungiert, den die Insassen der Institutionen um sich herum manipulieren ohne abzusehen, welche Monster er langfristig gebären könnte und ohne diese Monster ggf. dann als Folgen ihrer eigenen Handlungen erkennen zu können oder auch nur zu wollen (Zauberlehrlinge).
Damit sind wir am Ende der Analyse lediglich des Zusammenhangs zweier Randprobleme der augenblicklichen Politik, so wie sie von Fachjuristen gemacht wird, die ins politische Charakterfach wechseln.
Es gab andere Aspekte des Vortrages, die Probleme aufwerfen. Da ist zunächst der glatte, aus Versatzstücken sich zusammensetzende Stil, der ohne dass die Person der Vortragenden anders denn im Muster des Funktionärs erkennbar geworden wäre, von jeder Plakatwand abzulesen ist, anders gesagt, der weder auf die Situation noch auf den Ort und die besondere Lage der Population, um deren Zustimmung der Vortrag warb in der Absicht, ein politisches Mandat zur stellvertretenden Interessenwahrnehmung erteilt zu erhalten, einen Bezug erkennen ließ. Entsprechend kann in dieser ebenso glatten wie klischierten, jeder Lage gewachsenen Rhetorik der Hinweis, dass der Vortrag signifikante Auslassungen enthielt, sich über wichtige Dinge ausschwieg, der rhetorische Return (der sich für einen Volley halten mag) erwartet werden, dass sich dergleichen ja ggf. stets ergänzen ließe, im Übrigen der Vortrag nicht alles zugleich behandeln könne usw. Diese Antwort setzt allerdings voraus, dass man die Information schon hat, auf die man so reagiert, indem einem nämlich die Art des Versäumnisses bekannt gemacht wurde. Damit läuft sie aber auf einen Affront hinaus. Den an den bekannten Befragungs- und Interviewtechniken geschulte Beobachter wird das Manöver wenig beeindrucken, um das Wenigste zu sagen.
Schwerwiegender sind dem gegenüber – obwohl sie ins Gesamtbild einer noch zu benennenden Symptomatik passen – schon Ausfälle, die auf eine durch einen übersteigerten Ehrgeiz mit narzistischem Akzept verweisen und eine Lernunfähigkeit begründen, die endlich auch an den unbezweifelbaren Wahrheiten, die einer Diskussion zugrunde liegen scheitern müssen, die Sache aber durch einen Angriff auf die Gesprächspartner, deren rhetorische Unbeholfenheit als Vorwand für die Projektion der eigenen Aggression auf das Opfer des Angriffs dient, und zugleich in der Sache versagt, so dass deutlich wird, dass der Sache geschadet wird aus Gründen, die mit der mangelnden Selbstkontrolle zu tun haben, die ihrerseits die (meinetwegen vor Gericht als angemessen zu rechtfertigenden) Mittel einer stereotypisierten akademischen Ausbildung als Vorteil zu nutzen versucht, um zugleich mit den Rationalisierungen des eigenen, kommunikativ defektiven Verhaltens dieses derart mit den sachlich notwendigen Darstellungen und deren Verfehlung derart zu vermengen, dass sich ein sachlich nicht zu rechtfertigender Angriff auf eine Person zu Lasten von deren öffentlicher Abkanzelung in einer ‚Bürgerversammlung’ als Darstellung der eigenen ‚kämpferischen Entschlossenheit’ meint durchmogeln zu können. Dabei kann man von der Logik von Widersprüchen absehen, die in einem Atemzug den Fernsehzuschauern die Betrachtung eines Soft-Pornos vorwirft und zugleich betont, dass der Verbraucher selbst die Entscheidung darüber zu fällen hat, was er sich ansieht, und damit auch zugleich selbst über das Fernsehprogramm entscheidet. Eine inkompetentere Darstellung des mit den modernen Massenmedien und ihrem Verhältnis als Anbieter zum Verbraucher kann kaum denkbar sein. Es ist bezeichnend, dass sich diese Kompetenzüberschreitung zwanglos meint als Werbung um die Zustimmung zu dem Wunsch nach der Erteilung eines politischen Mandats zur stellvertretenden Interessenvertretung verstehen zu können.
Man muss sich nur vor Augen halten, dass in Deutschland die akademischen Studien von Steuerzahlern finanziert werden, die in ihrer überwältigenden Mehrheit Nichtakademiker sind und nicht studiert haben, um zu sehen, dass solcher Einsatz von erworbenen Kenntnissen nicht nur ignorant ist in Bezug auf diese Herkunft seiner materiellen Grundlagen, sondern dass diese Nutzung gerade gegen die so noch einmal, und gewissermaßen lebenslang von denen, die ihnen derart auf der Nase herumtanzen zur Kasse Gebetenen einer sozialen Perversion entspricht.
Ein anderer Punkt betrifft das Missverständnis der Bitte um Ausführungen zum Problem der ‚Bildung’ als Aufforderung zu Ausführungen über das Problem der ‚Leistung’, der Bitte um Ausführungen zum Thema Familie im Sinn einer Erläuterung von geplanten Maßnahmen der Politik in Sachen Familie.
Nicht nur in diesem Punkt war immer wieder zu erkennen, wie aus den bekannten Versatzstücken einer irgendwo vorfabrizierten Reihe von Ansichten Maßnahmen und Vorhaben abgeleitet wurden, deren Begründung einen analytischen Tiefgang vorspiegelte auf einer Oberfläche, auf der insgesamt alles verblieb, insofern die in sich als möglich erscheinenden Zusammenhänge doch abgeschnitten blieben von den analytischen Voraussetzungen einer Diagnose der ‚Situation’, die mehr zu sein hätte als ein Katalog von Maßnahmen sein kann, auch mehr als der gelegentlich zu hörende Bereicht ‚zur Lage der Nation’, der sich zu seiner Komplettierung noch ein paar Begründungen verschafft, die den fehlenden sachlichen analytischen Zusammenhang in einem ungemein komplexen Gegenstandsbereich wie dem, über dem solches Bewusstsein von Politik und die Herunterbetung der eilfertig zur Wahl gestellten Maßnahmekataloge sich wie ein Nebelgespenst über dem Moor erheben, nicht zu ersetzen imstande sind.
So fehlte besonders bei den ‚vergessenen’ Bereichen ‚Familie’ und ‚Bildung’ wie auch sonst überall nicht nur der wirkliche, über des plakative Klischee hinausgehende Orts- und Zeitbezug auch im soziologischen Sinne eines Bezugs auf die reale Lage der örtlichen Bevölkerung, sondern nach der anderen Richtung hin die Darlegung der analytischen Grundlagen des Sachzusammenhangs, aus dem sich die Maßnahmenkataloge und die politischen Vorhaben erst wirklich ableiten lassen müssten.
Sowenig sich der Inbegriff der Bildungspolitik in einen Inbegriff von Leistungspolitik übersetzen lässt, so als seinen Bildung und Leistung dasselbe, so wenig ist die Abspulung der Reihe von Versprechungen, bei denen es dann gewöhnlich bleibt, an die Adresse einer ansonsten im Nirgendwo angesiedelten ‚Familie’ mit Familienpolitik gleichzusetzen. So wie Bildungspolitik nicht ist, was so heißt, sondern das, was auf die Bevölkerung und ihren allgemeinen Bildungsstand wirkt, mit Folgen, deren Ergebnisse dann festzustellen, von denen in Auftrag gegeben wird, die diese Wirkungen über Dekaden mit ihrem Verständnis von Politik in eine allgemeine soziale und gesellschaftliche Wirklichkeit umsetzen, damit man sie derselben Population um die Ohren schlagen kann, als ihren Mangel an ‚Leistungsbezug’.
Den in einer Reaktion auf die Bitte um eine bildungspolitische Ergänzung des Vortrages an der einheimischen Population zu bemängeln macht erst die ganze Überheblichkeit eines durch eine standardisierte akademische Ausbildung in einem universitären Spezialfach mit Staats- und Wirtschaftsrenommee gestützten Persönlichkeitsdefekt erkennbar, das keinerlei politische Kenntnisse und auch keinerlei für die Planung und Umsetzung von Politik unbedingt notwendige Kenntnisse ‚vermittelt’ und bestenfalls die Ausbildung der wissenschaftlichen Hilfskraft besorgt, die man ggf., und zwar als Politiker, in einem Ministerium benötigt, um die Umsetzung der politischen Entwürfe auf dem Hintergrund des geltenden Rechts und der Rechtsprechung bzw. die Umsetzung in die rechtsgültig ‚wasserdichte’ Form, die die geplante Absicht auch tatsächlich realisiert und die nicht mittels cleverer Auslegung durch ganz andere Perspektiven und Blickrichtungen interessierter Betrachtung des geltenden Rechts in einen ihrer Intention entgegen gesetzten Sinn übersetzt werden können, eine Betrachtungsweise, die man deshalb keineswegs als illegitim betrachten kann, insofern diese Dinge sich eben ‚einspielen’ und Intelligenz nicht bestraft werden sollte, also um eine unerwünschte Mehrdeutigkeit der kodifizierten politischen Absicht möglichst auszuschließen, es sei denn, man wünscht sie, und sei es auch bloß unbewusst, was am Problem der Verantwortlichkeit nur so viel ändert wie der Unterschied von Zurechnungsfähigkeit und Psychopathologie. Die Abfertigung einer ganzen Population, mit der man als Politiker unbedingt den mittels Mandatserteilung in verantwortlich wahrgenommener stellvertretender Interessenvertretung umzusetzenden Anschluss an eine wissenschaftlich-technologische Spät- oder schon Nachmoderne suchen und betreiben muss, im Schulterschluss mit der Population und indem man führend vorangeht (was einen Plan voraussetzt, eine - in medizinischen Metaphern – Anamnese, eine Diagnose, eine Prognose und Indikationsstellung, wozu wiederum eine Ätiologie vorauszusetzen ist), das lässt sich aus der Perspektive einer zur Grundlage der Beurteilung der Bevölkerung gemachten akademischen und institutionellen oder parteipolitischen Karriere nur als ein Zustand von Minderwertigkeit der Population betrachten, der man ggf. rhetorisch haushoch überlegen ist derart, dass man jederzeit in einer Bürgerversammlung jeden ‚in den Sack steckt’ oder ‚in die Pfanne hauen’ kann, der es wagen mag, den Mandatsträger in spe, der – sage und schreibe – um die Zustimmung zu der von ihm geplanten Politik wirbt, darauf aufmerksam zu machen, dass der Zustand der gegenwärtigen Medienlandschaft in Deutschland, unter bildungspolitischen Gesichtspunkten betrachtet, eine Mitverantwortung der Politik einschließen müsste, eine Selbstreflexion also, das unter dem gegenwärtigen politischen Personal als Schwäche, als Darstellung von Mangel an Entschlusskraft und Zukunftsorientierung Verpönteste, die ihn durch die Schaffung der gesetzlichen Grundlagen geschaffen hat aus einem nicht einmal illegitimen politischen Interesse, aber mit nicht bedachten Nebenfolgen, die eben deswegen als solche zu verantworten sind, nicht von einer Person, sondern von den gegenwärtigen und noch in der Verantwortung stehenden oder auch aus ihr ausgeschiedenen Repräsentanten einer an der Mitwirkung in der politischen Willensbildung beteiligten, die demokratische Form mitgestaltenden Institution, und das nachdem der Sprecher schon mehrmals zunächst ausdrücklich bekannt hatte, um sich vor einem befürchteten Angriff zu schützen: „Ich bin sicher nicht so intelligent wie Sie“, eine ergreifende und in dieser Form für jeden im Saal beschämende Demutsgeste, die ihn vor der Rache der Parzen nicht zu retten vermochte. Die in die Entgegnung eingestreute rasende Denunziation der Geschlechtlichkeit des Mannes und der Frau – der wir alle unsere Existenz verdanken – in der Form des Vorwurfs an offensichtlich als männlich vorausgesetzte Zuschauer, sie sähen sich etwa einen Soft-Porno an, die sogleich erschrocken zurück genommen wurde durch eine Verschärfung des Angriffs, der dem Diskutanten anklägerisch unterstelle, er wünsche sich die gesetzlich durchgesetzte Zensur der Massenmedien, ein Selbstvorwurf, gegen die die Kandidatin sogleich die Entgegnung bereit hielt, die dem gegenüber in bester Gesellschaft mit den gerade als ‚Schweine mit niedrigem Bildungsgrad und noch niedrigeren Interessen am unteren Ende der menschlichen, der männlichen Existenz ‚ abgefertigten Zuschauerpublikum, das hier als ‚der generalisierte Andere’ abwertend diskreditiert – nicht diskriminiert, was ja nur bedeuten würde: unterschieden – und projektiv mit minderwertigen moralischen Motiven oder von amoralischer Asozialität belegt wurde, das Hohe Lied der freien Entscheidung des Konsumenten sang, dessen ebenso radikal vorausgesetzte restlose Triebabhängigkeit, also restlose Unfreiheit gerade zuvor noch vorausgesetzt worden war. Derart täuschen die rhetorische Geschliffenheit und die eisige Glätte der an der derzeitigen juristischen Praxis geschulten gar noch über die fehlende Logik der Argumentation und die darin sich vor aller Ohren und Augen dokumentierende völlige Unkenntnis der Sachzusammenhänge an, über die da aus einer andererseits durchaus erkennbaren Perspektive gesprochen wird mit dem bekannten Anspruch auf ‚Kompetenz’.
Diese keineswegs bewusste Strategie der ‚Argumentation’, in der Tat eine im pejorativen Sinne bloß rhetorische, also ohne materiellen Bezug zur Sache vorgeführte Blendung, setzt hier wiederum den im Zusammenhang der Äußerungen zur ‚Bildungspolitik’, also zum Problem der politisch bewusst gewollten und geplanten Heranführung der Population an die wissenschaftlich-technologische Gesellschaft der ZUKUNFT, die man nur hat, wenn man sie heute bewusst plant und politisch anstrebt mit den geeigneten, und nicht nur mit den Leuten, die sich in einem ganz und gar falschen Verständnis der Aufgabe untereinander nach den Regeln von Ausscheidungsrennen und aus bestenfalls psychopathologisch erheblichen Motiven um die Positionen prügeln unter Gebrauch vornehmlich den ihnen zugänglich gemachten akademischen Qualifikationen, die sie über das Volk erheben, damit sie sich gewissenlos selbständig machen können und nur noch ihr eigenes Fortkommen im Blick haben müssen, bei dem nebenher für die vertretene Sache mit gesorgt ist, oder so als sei damit in der Sache oder mit Bezug auf sie entschieden festgestellten, bemängelten und als minderwertig abgefertigten Bildungsstand der Population voraus, den man per Mandatsvertretung zu führen wünscht, mit dem Unterschied, dass die derartig aus dem Selbstbewusstsein der Überlegenheit, vor deren spezifischer Ausprägung und Nutzung sich der Diskutant ja schon erkennbar geduckt hatte, auch wenn er denn trotz der durchaus richtigen Einsicht in das Risiko, geknüppelt zu werden, den Mut aufbrachte, seine Überlegung mit dem ‚Schnabel, der ihm gewachsen ist’ zu artikulieren, formulierte Diagnose über den Bildungsstand der Population nun eiskalt als Kalkulationsgröße in die Karrierestrategie einer politischen Karrieristin eingesetzt wurde, die sich diese Unterlegenheit ihrer nunmehr als Gegner und Konkurrenten ins Auge gefassten Gesprächspartner für die Zwecke der Durchsetzung ihrer persönlichen Absichten nutzbar macht. Derart ist der gerade noch bemängelte Bildungsstand der Population, ihr Mangel an ‚Leistungsbezug’, der mit einem Mangel an – akademischer – Bildung (als Ausbildung in einem entsprechenden Universitätsfach) gleich gesetzt wird, tatsächlich im Bewusstsein der Mandatsträgerin in spe präsent, aber in der Form einer Perversion, die im diametralen Gegensatz steht zu dem, womit sie sich beauftragen lassen müsste, um das Mandat zu verdienen und das Vertrauen der Bevölkerung. Der Verrat, den diese Art von Verständnis von ‚Bildung’ ermöglicht, ist damit hinlänglich deutlich geworden. Aber das beseitigt noch nicht die in der Tat beeindruckende Fähigkeit der Kandidatin, das ihr sich aussetzende Publikum zu magnetisieren, im buchstäblichsten Sinn zu hypnotisieren. Und es ist weit entfernt von der auch nur per Ahnung greifbaren Einsicht des Publikums in die Tatsache, dass es hypnotisiert wird. Denn unter ‚Hypnose’ stellt es sich einfach ein anderes Bild des Scharlatans vor als es sich der Phänomenologie dieser Eskamotage entnehmen lässt. Und es ist entsprechend diese Fixierung auf eine bestimmte, wenn auch hier nur in der Form der Negation greifbare Erwartung, die diese Täuschung ermöglicht. Dabei ist von der Psychopathologie der Person im Allgemeinen, ihren selbstdestruktiven und kommunikativen Aspekten noch gar nicht die Rede, von denen hier nur die kommunikativen interessieren müssen, insofern die Personen wenigstens in Hinsicht auf ihre selbstdestruktiven Eigenschaften als eigenverantwortlich in Anspruch genommen werden können müssen.
Ist derart wenigstens in einigen wichtigen Hinsichten eine Skizze der ‚Logik’ des Vortrage im Verhältnis zu dem sachlich Angemessenen mit wenigen Strichen gezeichnet, so ist das Phänomen damit in keiner Hinsicht erschöpft. Auch zum Problem der Familienpolitik ist noch nichts gesagt. Noch weniger zu dem Problem der eigenartigen Abgehobenheit der Äußerungen, die auch dort auffällt: So eindeutig wie die Bildung, so wie sie sie verstand, und sich selbst, sich hier im Spiel der Kommunikation als ein Hindernis der Kommunikation der Mandatsträgerin mit der Bevölkerung, deren Vertretung sie beansprucht eher als dass sie um sie würbe, und als strategischer Kalkül erwies, den sie nutzt um sich zur Herrschaft über sie, der sie zu mangeln scheint, zu erheben, indem sie jedenfalls, und auch auf Kosten der Sache, rhetorische Siege über ihre Mitdiskutanten – pars pro toto – vor aller Augen feiert und sich dafür Akklamationen verschafft, die das Erstaunlichste waren, was der Abend zu bieten hatte, und nur mit Hilfe einer psychopathologischen Analyse der Kommunikation überhaupt angemessen zu erschließen sind, die hier nicht gegeben werden soll – man kann, auch im Vorgriff auf das zweckmäßiger Weise im ungünstigsten Fall zu Erwartende ggf. ‚nachlegen’ -, so unkonturiert und im Rahmen von Allerweltserklärungen blieben die Äußerungen dazu, die man überall von den ‚Plakatwänden’ ablesen kann, und die in ihrer Unpersönlichkeit die Großartigkeit vollständiger Unbetroffenheit ihrer ebenso austauschbaren Protagonisten und Funktionäre dokumentieren. Während ‚Bildung’ von diesem Bewusstsein als ‚Leistungsmotivation’ für allgemeine und abstrakte Karrierechancen ebenso stillschweigend wie unkorrekt übersetzt und traktiert wird in der Form einer Projektion, die in erster Linie auf das unterstellte und nutzbare Gefälle zwischen der Person der Mandatsträgerin in spe und ihrer Karrierebasis, der Population, die sie zu nutzen beabsichtigt für die Zwecke ihrer Selbsterhaltungskalküle, indem sie diese davon ‚überzeugt’, dass das alles so stimmt (In Wahrheit ist ja alles schon entschieden anderwärts, und die Rundreise hat den Zweck, den Beweis anzutreten, dass sich der Kalkül, wessen Ausgeburt auch immer er ist, sich auch gegen den etwa noch verbleibenden Restwiderstand der in die Reichweite der Kandidatin gelangenden Widerstände rhetorisch erfolgreich verteidigen lässt, und die Bündnisgrundlage mit den mehr oder weniger blind einverstandenen Motiven der Gefolgschaftsbildung synchronisiert in der Linie der vorgetragenen rhetorischen Formalitäten.), in eine Dichotomie gebracht wird, die die entwerteten Aspekte des eigenen Selbst, die Herkunft, an die Objekte dieser Rhetorik delegiert und ausschließlich dort, als Formen einer defizienten Bewusstseinsform wieder findet, die dann, auch angesichts der Faktizitäten, die diesen Unterschied materiell begründen, genutzt werden können als Chancen, als Geschäftsidee einer Ich-Unternehmerin gewissermaßen, ist die Familie im Modus des eigenen Selbst, der eigenen Herkunft und Zukunft so wenig präsent wie ein entsprechender allgemein politischer Rückblick oder Vorblick auf eine soziale Dynamik, in der Familienpolitik, wie Bildungspolitik nicht das ist, was so heißt, sondern was so wirkt auf die soziale Entität Familie. Die Konsequenzen dieser Überlegung werden hier nun nicht weiter ausdiskutiert. Das hat auch damit zu tun, dass sich eine Rhetorik, die auf ihre ihr unbewussten Defizienzen angesprochen wird, sich erwartbar und routiniert mit dem Argument zu immunisieren sucht, wie vorgeführt, das Ganze sei eben im Kontext der Beschränkung des Zeitrahmens einer abendlichen Bürgerversammlung, in der nahezu ausschließlich die Kandidatin das Wort führte oder ihre Adjutanten, und der Rahmen auf die Möglichkeit eine ‚Frage zu stellen’ eingeschränkt blieb, nicht auf einmal ansprechbar und ggf. ‚nach Bedarf’ zu ergänzen. Das verweist auf den ‚modularen Aufbau’ des zugrunde gelegten rhetorischen Kalküls und die Einbildung, es ginge um eine Art von ‚Abdeckung’ eines rhetorisch zu traktierenden thematischen Bestandsfeldes, und dessen strategische Besetzung gegenüber einem Gegner, der als Konkurrent um die Positionen der ‚eigentliche’ Gesprächspartner ist. Derart gerät die Rede als ein unverwandt fortgesetzter Disput mit dem Konkurrenten um die Positionen, der vor den Augen eines Publikums derart geführt wird, dass die Bereitschaften zu projektiver Identifikation mit den derart buchstäblich vor den Augen des zur Schlacht angetretenen Heerhaufens die Protagonisten für die notwendige Identifikation mit dem Vorkämpfer sorgen, und zugleich für eine Polarisierung des ‚Publikums’, der die zahlenmäßige Überlegenheit der je eigenen Gefolgschaft für die Entscheidungsschlacht sichert, die den siegreichen König in sein Schloss einziehen lässt und das des Gegners, den er geschlagen hat, während die Kämpfer, die sich für die Dauer der Schlacht alle per projektiver Identifikation mit dem späterer Sieger auf Kosten aller Beteiligten in Könige verwandeln durften, in ihre elenden Hütten zurückkehren und den Dreck ihrer minderwertigen Alltagsexistenzen dürfen, wo sie sich überlegen können, was es ‚ihnen eigentlich gebracht hat’, sich derart für die Karriere einer Person einzusetzen, die ihnen gegenüber am Ende Herr sich überhebt, der auf ihre Kosten lebt, in der Konsequenz ihres Einsatzes ‚für eine Idee’, für eine projektive Identifikation, deren rauschhafter Augenblick vorbei ist. dass dieser Mechanismus einen ekstatischen Charakter hat, dass er ‚Bedürfnisse’ befriedigt, die auf der Oberfläche der traktierten sogenannten Inhalte keinerlei Repräsentanz haben, während ihr Motivationswert kaum überschätzt werden kann, denunziert zunächst weniger diese unbewussten Motive des bewussten ‚Verhaltens’, dem mithin der Status des ‚Handelns’ nicht oder kaum zukommt, wenigstens insoweit diese Aspekte prävalieren und dies festgestellt und begründet werden kann, als vielmehr die mindestens ebenso blinde irrationale Nutzung dieses ‚Mechanismus’ und seiner inneren Automatik für Zwecksetzungen, die sich im Hinblick auf den Status ihrer Bewusstheit von den von ihnen genutzten Zustandsbilder wenig unterscheiden dürften, insofern sie als komplementäre Strukturen betrachtet werden können. Insofern hier nämlich unerkannte und unbewusste ‚Motive’ in einer so oder so gerichteten Resultanten konvergieren, gehorcht eine oberflächlich an ihrer eigenen rhetorischen ‚Rationalität’ sich berauschende und narkotisierende politische Dynamik den Impulsen einer unbewussten Bedürfnisbefriedigung, die keineswegs in einem automatisch als gegeben vorzustellenden Verhältnis der prästabilierten Harmonie mit den vermeintlich rationalen Absichtserklärungen stehen muss, die ihre Oberflächenerscheinung konturieren. Das ist schon ein Hinweis auf eine mögliche Psychopathologie der Gegenwartspolitik, deren Mechanismen sich von denen, von der sie sich als von einer weniger goutierten Vergangenheit klar zu unterscheiden meint, in der Tat wenig unterscheiden dürften, bloß weil der kontemporäre Rahmen, in dem sich diese Politik zur Zeit hält, gegenüber dem Aktionsfeld der Macht mit Rücksicht auf die Population und deren Beweggründe einer nicht zuletzt auch importierten und verordneten Selbstbeschränkung und formalen Disziplinierung unterliegt, aus der er auch wieder austreten kann, wenn eine Veränderung des ‚Klimas’ und der beherrschenden ‚Umstände’ der politischen Großwetterlagen die grundlegenden Impulse anders gewichtet und andere Dominanzen ermöglicht oder erzwingt. Ist dergestalt mit der Disziplinierung der Phänomenologie der Herrschaft noch nichts gesagt über die in ihr wirkenden unbewussten Grundlagen, die ihre Oberflächenerscheinung determinieren, so wie sie in den Rahmen der formalen Vorgaben sich fügen, so ist damit die engere Frage nach dem Zusammenwirken persönlicher und kommunikativer psychopathologischer und allgemein kultureller Determinanten nicht beantwortet.
Dem in der Frage Angesprochenen kann man etwas näher kommen, wenn man den Aspekt des Problems der ‚Bildungspolitik’ mit Rücksicht auf die Spezifikation auf die regionalen Umstände und Erfordernisse näher untersucht. Da ist zunächst das in der stillschweigenden Gleichsetzung von ‚Bildung’ und ‚Leistungsbezug’ enthaltene Missverständnis, das sich weiter zuspitzt, wenn Leistungsbezug auf die akademische Ausbildung in bestimmten ‚Fächern’ hin interpretiert wird. Dieser Perspektive ist zunächst die Korrektur entgegen zu halten, dass die regionale Population ja bekanntermaßen eine bemerkenswerte vormoderne Treue zur Bildung aufrechterhält, soweit sich Bildung dabei als kulturelle Tradition verstanden sieht, und nicht als akademische Ausbildung des vermittelnden oder der Spitzen des Verwaltungspersonals, das aus strategischen Gründen oft promoviert ist mit Arbeiten, die man besser nicht einsieht, wenn man die Enttäuschung über ‚Elternimagines’ fürchtet, wie sie der Bevölkerung unter Anlehnung an die ihr gewohnten Erscheinungsbilder des traditionellen Gebildeten und seiner Funktionen im Apparat der Herrschaft vorgesetzt werden. In der Tat hat sich an diesem vorwiegend von traditionalistischen Imagines beherrschten imaginären Gefüge der regionalen Kultur kaum etwas geändert und genau darin besteht die Beziehung der Treue und das Verhältnis zur Bildung, das die regionale Population an die Kultur im Allgemeinen und die aus ihr dann als ein ‚Set’ von ‚Werten’ abstrahierten bindet. Das Verhältnis zur Bildung und das von ihr bestimmte Verhältnis zur Leistung der einheimischen Population ist in diesem Sinne als intakt zu verstehen. Die unterschwellige Haltung, die durch die Formel ‚ora et labora’ umschrieben ist, ist zwar durch die Propaganda der Spaßgesellschaft ein wenig gelockert und spricht aus einsehbaren Gründen vor allem die Jugendlichen an, solange sie es noch sind, aber die Betrachtung des Verlaufs der Biographien ergibt doch ein anderes Gesamtbild, das weniger von der sei es auch auf in paar Jahre ausgedehnten Ausnahmesituation der Jugendlichkeit beherrscht wird, sondern von dem Versuch, auf oft ausgesprochen schmaler Basis ein im Wesentlichen anspruchsloses Leben zu führen, das der Familiengründung, dem Eigenheimbau und der Kinderaufzucht in einem langen und früh beginnenden Arbeitsleben verpflichtet ist, das es wohl erlauben mag, dass die Energieüberschüsse des Adoleszenten in ein paar langen Sommernächten verausgabt werden, an Bierflaschen und umgetretenen Mülleimern und den üblichen mutwilligen Übertretungen einer jugendlichen Rebellion, deren Gestus schon auf das alsbaldige Verstummen und die stillschweigende Einreihung in das Sklavenheer des postmodernen industriellen und verwaltungstechnischen Neofeudalismus auf der Grundlage des industriellen Eigentums verweist. Sowohl die Einstellung gegenüber der Leistung in der Form der als Kultur präsenten ‚Bildung’ als auch der Bezug zur Leistung in der Form des Arbeitslebens unter den für den Städter oft wenig attraktiven Bedingungen der ländlichen Lebensform und ihrer Tradition in einem Bezug zum Leben, der schon angesichts der hier nicht im negativen Sinne aufzufassenden Bezug zur Allgegenwart des Nutztieres auf eine in der Stadt nicht spürbare Weise gebrochen und konfrontiert wird mit einer oft ernüchternden Wahrheit in Bezug auf den Lebenszyklus des Individuums, den die Illusionsbühnen der städtischen Lebensweise auf eine geradezu lächerliche Weise zu überspielen versuchen, sind in der regionalen Population auf der Grundlage vormoderner Paradigmata als intakt zu diagnostizieren. Man kann sich hier an der Serie ‚Ally McBeal’ ein literarisches Muster als Beispiel denken, und die neurotische Inszenierung eines ins Unendliche gestreckten Partnerwahlphase, die in jeder Hinsicht ‚unproduktiv’ ist und die existentielle Verzweiflung eines zu einem Singledasein aus Karrieregründen verurteilten großstädtischen Aufsteigerpersonals kompensieren muss, das einen in den Umkreis des biologischen Lebenszyklus eingegrenzten Lebenssinn als ‚Horrortrip’ nur zu erleben imstande wäre, wenn es überhaupt dazu imstande wäre. Die gewählte Abwehrstrategie, die unablässig eine präkoitale Euphorie kultiviert, verhindert das allerdings. Als Symptomwahl ist die vorteilhaft, insofern ihre soziale Nutzbarkeit, ihre Kompatibilität mit sozialer Funktionsfähigkeit jede andere überbietet. Man kann sehen, wie hier alles, sogar das neurotische Elend, an die ‚Karriere’ angepasst wird, um derart der Selbsterhaltung zu je gegebenen Umständen zu dienen. Es ist aus der hier zugrunde gelegten Perspektive signifikant, wenn dergleichen unter Bundestagsabgeordneten Freudenfeiern auslöst. In jedem Fall ist das Thema der Serie die Verzweiflung am als Leistung sich präsentierenden Erfolg. Das mag nun wenig überzeugend wirken, denn man hatte die Logik der angebotenen Überlegung doch auch nachvollziehen können, daher auch keinen Anlass zu Widerspruch gesehen, eine Logik, die darauf bestand, dass der Mangel an ‚Leistungsbezug’ einer der Gründe dafür sein könnte, dass die Bildungspolitik nicht in der gewünschten Weise ‚greift’, ein Umstand, dem man mit Maßnahmen entgegenzukommen versuchen kann, die professionellem Personal mehr Einflusschancen auf die Population geben. Denn darauf laufen die ‚Angebote’ letztlich hinaus. Man verkennt hier dennoch etwas Grundsätzliches, und zwar angesichts des Irrtums der Gleichsetzung von ‚Leistung’ bzw. Leistungsbereitschaft mit der akademischen Ausbildung bzw. der ‚höheren Schulbildung’ unter ansonsten gleichbleibenden Bedingungen, einmal abgesehen von der Ausdehnung der zeitlichen Dauer der sozialen Kontrolle der nachwachsenden Generationen durch das ausschließlich der Politik verpflichtete professionelle Personal, auf dessen Ausbildung und Qualifikation die Bürger des Landes keinerlei Einfluss nehmen können. Diese stillschweigende Gleichsetzung hat zwar etwas Richtiges, aber angesichts des Umstandes, dass auch diese für nichts garantiert, sondern nur eine Grundlage darstellen kann, geht das Verständnis von Leistung ja schon darüber hinaus, sich auf eine bestimmte Art der Ausbildung im schulischen und akademischen Bereich zu beziehen. Stellt man sich das aber wiederum nur so vor, dass unter ‚Leistung’ verstanden werden soll, was sich auf dieser Grundlage und aufgrund ‚besonderer Begabungen’ – dokumentiert in der erfolgreichen Durchsetzung - anhand des vorgewiesenen Erfolgs aus der Retrospektive des Erfolges über die Mitkonkurrenten im Kampf um die dem akademisch gebildeten Personal im Prinzip offen stehenden Positionen vorweisen lässt, dann verfehlt man wiederum das Problem, insofern man im Ungefähren herumtappt, dabei an etwas Richtiges Folgerungen anhängt, die falsch sind, weil man ein Seitenphänomen mit dem verwechselt, worum es geht. Was die Population nicht in ausreichendem Maße hat, bezogen auf einen erst noch darzustellenden Rahmen von determinierenden Überlebensbedingungen mindestens in der erwartbaren Zukunft, das ist weniger die Einstellung zur Leistung, als vielmehr den Bezug zu den Voraussetzungen der wissenschaftlich-technischen Zivilisation, deren Beiprodukt und praktische Begleiterscheinung unter anderem die ‚höhere Schulbildung’ und die Hochschul‑ resp. neuerdings die Fachhochschulbildung sind. Dieser Umstand ist aber gerade zu erklären aus dem intakten Traditionsbezug und der damit verbundenen Bescheidung der Lebenskonzepte, sowie mit der allgemein sich daraus ergebenden kulturellen Haltung, die sich damit zufrieden gibt, ein oft genug in physischer Hinsicht schweres Arbeitsleben zu bewältigen ohne einen darüber hinausgehenden Impuls zu entwickeln, der sich zu ‚einem sozialen Aufstieg’ durch ein Konzept leiten lässt, das sich teleologisch von dieses Konzept von vornherein überschreitenden ‚Ansprüchen’ ableitet, so wie der Hund einen Wagen zieht, wenn man ihn davor spannt und ihm an einem Stock über seinen Kopf hinweg an einer Schnur eine Wurst vors Maul hält. An die Stelle dieser Konzepte tritt oft der Traum des Sklaven von einem Glücksfall, der als Kalkül gegen ihn genutzt werden kann, z. B. der Lottogewinn. Er ist das Kompensat einer Hungerphantasie des in einem statischen Lebensumkreis Eingeschlossenen, der doch – wie man oft sieht, mit dem in sein Leben einbrechenden ‚Glück’ dann zurückgeworfen wird auf den Umkreis des ihm auch sonst Möglichen, nur dass er sich an der Extension, die das dann annimmt, zugrunde richtet, wenn’s schlecht läuft. Es ist herauszustellen, das dieser traditionalistische Zug der Einstellung der Population zugleich der Grund dafür ist, dass sie sich nicht mit den ihr zustehenden Mitteln der ihrer Mentalität fremden demokratischen Form der Herrschaft gegen die anhaltende Politik der Patronage zur Wehr zu setzen vermag und derart zugleich dem modernen akademischen Karrierismus ausgeliefert ist, der diese traditionelle Form seinerseits unter Missbrauch der in ihr aufbewahrten kollektiven anaklitischen Depression einer an feudale Formen, durch die religiöse Metaphorik (Herr, Hirte und Herde) gewöhnten und durch die fascistische Diktatur nachhaltig und erfolgreich retraumatisierten Population nutzt, indem er sie mit seinen postmodernen zynischen Strukturen sowie mit den Mitteln einer akademischen Rhetorik überspielt bzw. unterwandert, die sich an der forensischen Betrachtung der Population als einer diffusen Masse potentieller Klienten des Rechtssystems auf die eine oder andere Weise geschult und als Medium der sozialen Kontrolle bewährt hat. Es war nichts offenkundiger als dieser Umstand der vollständigen Wehrlosigkeit der in der Bürgerversammlung Anwesenden, die sich bestenfalls entlang der Wahl der Identifikation mit dem Aggressor oder der projektiven Identifikation bzw. der anaklitischen Depression mit einer Angreiferin auseinander zu setzen imstande waren, deren hypertropher persönlicher Ehrgeiz mit der ihn zwangsläufig begleitenden Unfähigkeit zuzuhören oder der Logik der Sachlage gemäß zu handeln in einem Leerraum oberhalb der Materialität der Sachprobleme ungemein komplexer Zusammenhänge, die in diesem Bewusstsein nicht mit dem Anflug einer Ahnung vertreten waren, am Rande einer Anorexia Nervosa dümpelt, deren autodestruktive Aspekte hier angesichts der destruktiven kommunikativen Symptomatik kaum in Betracht kommen. dass die als Bürgerversammlung angekündigte Veranstaltung dem gemäß in einen Schulvormittag eisernen Frontalunterrichts mit stark formierenden Zügen eines undiskutierten Akklamationszwangs, wie man ihn von kritiklosen Gefolgschaften erwartet, entartete, soweit das die Kandidatin und die Regie betraf, - mit der dagegen auf unbegreifliche wie offensichtlich ebenso unbegriffene Weise kontrastierenden Demonstration eines intakten und seiner selbst wie der politischen Vernunft, die für die Arbeit vorauszusetzen ist, mächtigen Verstandes, wie es der Lokalpolitiker Hövelmann auf einzigartige und unerwartete Weise vorführte - lag aber nicht nur an der Kandidatin allein. Die Regie, die sich zunächst eines ebenso umständlichen wie komischen Begrüßungsrituals befleißigte, kündigte mit ihrer steifen Zwanghaftigkeit, aus der ein früh erstarrtes, erdrückendes Über‑Ich direkt zum ‚Publikum’ sprach, ihre Entschlossenheit zur restlosen Kontrolle des gefährlichen Triebobjekts an, das dann die Kandidatin kongenial als sexuellen Übeltäter anprangerte. Der Soft-Porno allerdings entsprang ihrer eigenen Phantasie und entschlüpfte ihr in die Rede, so dass sie die abgewehrte libidinöse Phantasie nur noch an dem dazu ‚als Zuschauer’ phantasierten Mann zu beherrschen imstande war. Die Rechnung allerdings, dass die dazu benutzten Wahrscheinlichkeitsrechnungen aufgehen, die darauf setzen müssen, dass im Bereich des Gegenstands, auf den die Projektion projiziert wird, den Tatsachen entspricht, was die Phantasie phantasiert, und dass dies ein hinreichender Grund ist dafür, dass das Objekt der projektiven Beschuldigung sich seinerseits auch pflichtschuldigst schuldig fühlt für seine eigene psycho-sexueller Verfassung als Lebewesen, muss nicht notwendig aufgehen, und entspricht in keinem Fall einer Grundlage in der Sache, die eine Unterwerfung unter die mit Schuldvorwürfen an sich selbst verbundene libidinöse Phantasie einer Person bewirken müsste, die auf diese Weise zu erkennen gibt, welches Verhältnis sie zu Leistung, Familie und Bildung zugleich hat, insofern alle diese Momente eines Ganzen auch ein Verhältnis zu anderen Menschen in einer sozialen Nahumgebung einschließen, die mehr oder weniger freiwillig in jeder Kommunikation zur Darstellung gelangen und mithin analytisch zugänglich sind jenseits der den ihnen innewohnenden Abwehrmechanismen und deren Logik, die als Metakommunikation in die Kommunikation mit eingeht und als rhetorische Form darauf angelegt sind, das Objekt der rhetorischen Ansprache in die ‚Logik’ der inneren Widersprüchlichkeiten und Kämpfe zu verwickeln zugunsten dessen, der seine eigenen inneren Konflikte auf dem Wege der Kommunikation in die Anderer zu verwandeln bestrebt sein muss und seinen Selbsterhaltungserfolg auf diesem Wege der Selbstentlastung zu suchen gezwungen ist. Ist hier, in der anorektischen Symptomatik der kommunikative Defekt spürbar in der Abwertung des männlichen Aspekts der psycho-sexuellen Konstitution, so kommt das dem anders gearteten Kontrollzwang des bekennenden Alkoholikers durchaus entgegen, insofern dessen Impotenz gegenüber dem bedrohlichen weiblichen Aspekt und die entsprechenden, oft ‚männlich-rustikal’, in die Form der Barbarei eingekleideten homosexuellen Phantasmagorien zugleich eine gleichsinnige, wenn auch scheinbar entgegengesetzte Form der Abwehr des Weiblichen dokumentieren, der ja auch eine Verzichtsbekundung, eine Unterwerfung unter die Abwehrform der Anorexia Nervosa ist, also gegenüber der als ‚Leistungsbereitschaft’ und entsprechend als Konkurrenz auftretenden, das Männliche kastrierenden Drohung in der weiblichen Personifikation eine Beschwichtigung darstellt. Derart ergänzen sich die scheinbar ganz unterschwelligen psycho-sexuellen Abwehrstrategien in einer eine Versammlung von politisch Interessierten kontrollierenden Psychopathologie, die als Politik auftritt, in der Gleichsinnigkeit der wechselseitigen Beteuerungen ihrer je eigenen und der Drohung der Kastration das je Anderen, sowie deren kongenialer Projektion auf das unter dem Eindruck der Bedrohlichkeit der miteinander verfeindeten Elternmagines, die die Bühne eines Szenariums beherrschen, auf dem über auf der Oberfläche die Zukunft des Landes, der Bevölkerung und der Politik, die Methoden der Mandatsverteilung und –erlangung nachgedacht wird, während sich eine Tragödie abzeichnet auf einer zweiten Ebene, die offensichtlich nicht mehr als einen einsamen Zuschauer hat, der damit zu tun hat, angesichts des Schocks den das derart Gebotene verursacht, seine Gesichtszüge und Haltung unter Kontrolle zu halten, für das er sich zu seinem Glück an dem guten Beispiel der Steinernen Gäste und die mechanischen Automaten halten kann, die als Publikum den Saal bevölkern und sogar eine gewisse Bereitschaft erkennen zu lassen, an der Fortschreibung des Scripts nach Kräften mitzuwirken.
Wie auch immer das nun sein mag, die erkennbare Psychopathologie der Hauptakteure, zu denen der durch den im positiven Sinne pragmatischen und lebensklugen Politiker Hövelmann eine kaum klarer zu zeichnende Kontrastfolie zur Verfügung stand, die sich als ‚Seele des Emslandes’ in einer Hinsicht auch erwies, die zugleich deren jämmerliche Nachahmung durch andere Akteure im Saal aufs Beste verdeutlichte, ist in keiner Hinsicht geeignet für die politische und repräsentative Vertretung der regionalen Population und in Bezug auf die wirklichen Aufgaben der emsländischen Politik in und für die nahe Zukunft. So ungeeignet gerade die der Behandlung durch eine bewusst gehandhabte Bevölkerungsentwicklung bedürftigen Zuständlichkeiten mit erkennbarer Symptomatik im strikten Sinne im Bereich der Politik ‚repräsentativ’ sein können, so wenig ist es die Psychopathologie einer Persönlichkeitsbildung, deren akademische Amplifizierung sie kaum sich selbst durchsichtiger machen können, indem die sich mit dem Bewusstsein ihrer ‚Leistungsbezüge’ zugleich immunisieren und aus der stellvertretenden Interessenvertretung, der ‚Repräsentation’ im zu meinenden Sinn in einen entlang einer durch eine dafür die Voraussetzungen nicht liefernde Fachausbildung mit akademischem Hintergrund in eine Selbsterhaltungsstrategie umschlagen, die den derart Repräsentierten in jeder Hinsicht schaden muss, indem sie stets aufs Neue dokumentiert, wie sehr sie auf einer präsumptiven Entwertung und auf dem Wunsch nach Unterwerfung des gefährlichen, zu kontrollierten Objekts beruht, deren grundsätzliche Prämissen sie mit der Psychopathologie des Alkoholismus teilt, mit dem sie in der Resultante auf ein auf wechselseitiger einvernehmlicher Kastration beruhendes Einverständnis über die Projektion der beiden Formen gemeinsamen Machtphantasien auf das projektive entwertete kontrollierte Objekt, die Population hinausläuft.
Das Problem der ‚Leistung’, unter deren Titel das, was man einmal Bildung nannte, und was sich derart im Begriff der Bildungspolitik deshalb noch hält, weil die Rede, die stattdessen und gemäß dieser ‚Logik’ konsequent eine Umtaufe auf ‚Leistungspolitik’ umstellen würde, sich sofort auf eine für sie unangenehme Art und Weise demaskieren würde, derzeit nicht zufällig läuft – wir kommen noch darauf, was sich darin eigentlich als Grundeinstellung weniger verbirgt als zum Ausdruck bringt – hat zum einen den bei Einstellungsgesprächen und für die Personalrekrutierung bzw. die Zertifizierung von Menschen bzw. ihre Normierung unter dem Gesichtspunkt ihrer profitablen Verwendbarkeit in der Personalentwicklung ganz ungezwungen dominanten Aspekt der Bewertung einer Person unter den genannten Gesichtspunkten. Es hat jedoch auch einen subjektiven Sinn, der sich unabhängig von der Fremdperspektive in ihr selbst stets auch durchsetzt, insofern sich das Urteil über eine Leistung oder Leistungsvoraussetzung von diesen Aspekten subjektiver Schätzung kaum oder nur schwer trennen lässt. Das Gemeinte wird gleich deutlicher, wenn man sich die Mehrdimensionalität dieser subjektiven ‚Komponenten’ genauer ansieht. Sie lassen sich aufgliedern in:
0.Den sozialen und kulturellen Ausgangspunkt, von dem aus die ‚Leistung’ erreicht wird oder erreicht worden ist;
1.die subjektive Wertschätzung, mit der sie – als Projektion des eigenen Selbst - besetzt ist;
2.den konkreten Verlauf der Sozialisationsgeschichte des Individuums, die zu ihr als formaler Fähigkeit und Ergebnis der Sozialisation führt;
3.das sich aus der Sozialisationsgeschichte ergebende Spannungsverhältnis zwischen Herkunft, Ursprung und Ergebnis, als Positionalität im sozialen Gefüge;
4.die effektiven seelischen Kosten, die sich aus der Bemühung um eine bestimmte Leistungsfähigkeit und ihre Aufrechterhaltung ergeben;
5.die subjektive Wertschätzung des erreichten oder angestrebten, u. U. auch verfehlten Ergebnisses und seine soziale Bedeutung für den Einzelnen;
6.Die Wahrscheinlichkeit, die für die Möglichkeit der Erreichung des gesetzten Ziels bestand;
7.Die allgemeine Bedeutung, die die ‚Leistung’ für den, der sie erbringt persönlich hat.
8.Das Spannungsverhältnis zwischen Leistung, Bildung und sozialer Anpassung.
Es geht hier nicht darum festzustellen, ob diese Liste vollständig ist. Vorerst ist damit genügend Problembestand für eine unter persönlichkeitspsychologischen Gesichtspunkten kaum absehbare Diskussion gesichert. Es ist kaum möglich die inhaltlichen Aspekte der oben genannten Punkte auszudiskutieren. Ich muss es deshalb der Bildung des Lesers überlassen, sich die Implikationen des Gemeinten selbst klar zu machen, und dabei diejenige Implikation mit zu bedenken, die in der Form der sechs Punkte in die Betrachtung, also die Urteilsbildung unvermeidlich mit eingehen. Die Andeutung kann immerhin wenigstens eine Vorstellung von der Komplexität des Problems vermitteln. Das Ergebnis stellt sich in Kommunikation, im sozialen Verkehr jedenfalls unmittelbar als im Prinzip beobachtbare und beurteilbare Größe dar, wobei aber Beobachtung bzw. Beobachtbarkeit und Urteil, nun als subjektive ‚Größen’, wiederum von den Voraussetzungen abhängen, die in die oben genannten Punkte eingehen bzw. über sie hinaus, insofern die Bedeutung von ‚Leistung’ und ‚Bildung’ weder intensiv noch extensiv identisch sind. Wird ‚Bildung’ auf den Umfang einer bestimmten Bedeutung von ‚Leistung’ nicht nur bezogen, sondern reduziert, dann ergibt sich ein ebenso schwer wiegendes Missverständnis wie umgekehrt, indem ‚Leistung’ mit ‚Bildung’ gleich gesetzt wird, also auf ihr Maß gehoben. Man kann sich das an einem extremen Beispiel verdeutlichen. Die gelegentlich diskutierten Rechenleistungen eines ‚Autisten’ oder die Gedächtnisleistungen eines ‚Schwachsinns mit spezieller Begabung’ sind ohne Zweifel Formen einer oft imponierenden und erstaunlichen ‚Leistung’. Gleichwohl erscheint es unmöglich, sie auch als ‚Bildung’ aufzufassen. Dieses Verhältnis hat aber eben nicht nur diese am Kontrast von Symptomen, von denen eines als ‚Leistung’ erscheint, besonders deutlich hervortretende Kontur. schließlich ist auch eine performativ beeindruckende Leistung denkbar, die als solche imponieren mag, ohne indessen sachangemessen zu sein. Eine Aufmerksamkeit, die sich in Rangkämpfe auf offener Bühne auf Kosten der Kompetenz mit Bezug auf die Sache, den Gegenstand vertieft, ist als – u. U. erfolgreiche Konkurrenz in immer neuen Ausscheidungskämpfen – als Darstellung möglicher Weise ebenso beeindruckend wie als an der Sache, am Gegenstand vorbeigehender Misserfolg.
Ohne auch hier die kaum absehbaren Implikationen zu diskutieren, ist der Zusammenhang hervor zu heben, der zwischen einer auf der Gleichsetzung von akademischer Fachausbildung und rhetorischem Ehrgeiz in der Politik mit Leistung und Bildung einerseits und einem kommunikativen Verhalten - (!) nicht: Handeln – andererseits besteht, das meint sich vor aller Augen und Ohren zu bewähren, indem es das in der Diskussion auftretende Problem einer Mitverantwortung der Politik für den gegenwärtigen Zustand der Medienlandschaft an einer Person offensiv und unter Aufbietung von Energien bekämpft, die in einem eigenartigen Missverhältnis zu dem Maß des bekämpften Gegners einerseits und seiner zuvor schon vorab peinlich bekundeten Unterwerfungsgeste, in einem eigenartigen Kontrast zu der Selbstverständlichkeit andererseits des Kodiskutanten des Abends standen, der das darin angesprochene Problem der nicht vorbedachten, aber stets mit zu bedenkenden Politikfolgenverantwortung des politisch Handelnden erkannte und anhand des angesprochenen Problems auch zu behandeln wusste, ein Umstand, der ja nicht so sehr angesichts des Vergangenen, sondern angesichts des Vertrauens in die Zukunft dieses Handelns bedeutsam ist, zumal wenn es um die Werbung um einen durch ein Mandat bestätigten politischen Auftrag geht. Dann aber ist die Art des als Leistung durchaus anzuerkennenden rhetorischen Einsatzes, der an einem Diskutanten, in dem ein hilfloser Gegner erkannt wird, gewissermaßen als Vollzug exekutiert wird, ein Maß für einen Leistungsbegriff, der einer Torsion durch Motive unterworfen ist, deren Auswirkungen die zu erwartende Leistung der Mandatsträgerin in der Sache in jedem denkbaren Fall disqualifizieren. Es geht dabei nicht nur um die Art der Bekämpfung eines etwas polterigen Wehrlosen, der mit bloßen Händen gegen eine Degenfechterin antritt und prompt ‚in ein offenes Messer’ läuft, oder darum, dass der Vorgang an eine öffentliche Kindesmisshandlung gemahnt, den ‚Bildungsunterschied’ einmal ohne Differenzierungen am Phänomen wahrgenommen als Unterschied in der Fähigkeit zu sprachlicher Auseinandersetzung, sondern um die vollständige Blindheit der Diskutantin im Hinblick auf das diesem Abschnitt der ‚Diskussion’ unterliegende allgemeine Problem der Verantwortung der Politik für die von ihr mit ihrem Handeln mit erzeugten Folgen, die dessen Intentionen u. U. in keiner Weise entsprechen müssen, ohne dass es andererseits angemessen und möglich ist, diese Folgen anders denn als Folgen eines u. U. intentional ganz anders gerichteten Handelns einzustufen und entsprechend in die Auffassung der eigenen Verantwortlichkeit mit einzubeziehen, einer Verantwortlichkeit, die der weit öfter und viel vollmundiger, und ebenso zweideutig in Anspruch genommenen ‚Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung’ unvermeidlich nachfolgt. Und das war das von dem anderen Diskutanten (Herrn Hövelmann) auch sofort als Problem politischen Handelns ganz allgemein aufgefasste und verstandene Problem, das derart aufgefasst, das ‚Verhalten’ der Diskutantin als disqualifizierte indem es seinen irratonalen Kern offensichtlich machte. Dabei kann die inhaltliche Diskussion des Problems des Verhältnisses von Medienmacht und ‚Verbraucherverhalten’ vor dem Hintergrund der derzeitigen Bildungsdebatte, mit der in jedem Fall zusammen hängt, ganz außer Acht gelassen werden, also auch das Problem, inwieweit diese Debatte mehr ist als eine strategische Besetzung eines in der Luft des sozialen Systems hängenden Themas, das eiligst von just derjenigen Gruppe besetzt wird, die es zu verantworten hätte, insofern sie den Anspruch stellt, Politik in dieser Sache machen zu wollen oder gemacht zu haben, und die eine Studie in Auftrag gibt, um an der Population just denjenigen Zustand der von ihr erzeugten Politikfolgen zu konstatieren, die sie bloß ein weiteres Mal dazu ermächtigt, dieselbe Population von oben herab mit der Androhung von Maßregeln und Disziplinierungsmaßnahmen zu traktieren, deren Exponenten dieselbe Gruppe von Repräsentanten doch derart ist, dass schwerlich vorzustellen wäre, dass sie diese Repräsentation auch hätte erobern können, wenn die Population einen anderen, den in einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation nämlich angemessenen allgemeinen Bildungsgrad verkörperte.
Der auch hier wieder zu erkennende Umschlag der Politik in ‚Maßnahmekataloge’, Selektionsvorschläge, Verschärfung der Kontrolle, weitergehenderer Verstaatlichung der ‚Erziehung’ – eine Vorhabenankündigung, gegen die Platons ‚Staat’ wie eine Idylle anmutet, ein Umstand, der zu denken geben muss angesichts der kaum verklungenen Warnungen Karl Poppers vor dem ‚Zauber Platons’ in seinem Buch ‚Die offene Gesellschaft und ihre Feinde’, ist in seiner Tendenz und Gerichtetheit gleichbedeutend mit den bekannten Verordnungen von ‚Flexibilität und Mobilität’, der Verordnung ‚lebenslangen Lernens’ sowie ihrer sozialen Folgen, die ja als ‚Familienpolitik’ faktisch wirksam geworden und längst Faktum sind, Voraussetzungen des ‚Familienlebens’, das sich im Übrigen, wenn man z. B. den Ausführungen von Frau Nave-Herz folgt, die an der Universität Oldenburg ein Arbeitsleben lang in Soziologie der Familie macht, im Wesentlichen, abgesehen von einer gewissen Schrumpfung, kaum verändert hat seit dem ausgehenden Mittelalter: Die Tendenz der Politik ist allenthalben nicht als Umgang mit ihrer selbst und ihres Urteilsvermögens mächtigen Einzelnen zu verstehen, sondern als im Kern punitiv eingestellte Haltung gegenüber einer etwas verwahrlosten Bande von zur Asozialität neigenden, im Übrigen ungebildeten Kindern oder Adoleszenten, die der Disziplinierung bedürfen durch die Umsicht und den Weitblick der ihnen im Übrigen mindestens an rhetorischen Mitteln weit überlegenen Politiker, die sie dennoch, ungeachtet dieser Einstellung ihnen gegenüber, zu ihren Repräsentanten machen werden, aus purer Einsicht. Der Einblick in den Defekt dieser Struktur ist an dieser Stelle, an der die Themen in der letzten Konsequenz, als Adäquanz des Verhältnisses von Repräsentanz und Repräsentierten, blitzartig zu erkennen. Was sich hier an ‚Leistung’ noch erwarten lässt, vor dem Hintergrund eines eklatanten Mangels an ‚Bildung’, selbst wenn man die Bedeutung des Wortes auf ‚Informiertheit’ reduziert, ist in der Tat abzusehen, aber eben nicht von dieser Leistungsbereitschaft, sondern nur von der Bildung, und das heißt angesichts des Zustands der ‚Leistungsträger’ in der Politik und des Verhältnisses (der Bildung) zu ihrer Leistungsfähigkeit, die sich derart dokumentiert: jedenfalls nicht von ihr, insofern Politik stets auch heißt: Folgenabschätzung und –verantwortung. Dabei kann man von den noch in den Ohren klingenden Warnungen vor dem Kollektivismus der Kommunisten und ihrer Verstaatlichung der Ausbildung und Erziehung, die zum Standardrepetoire der Politik der jüngeren Vergangenheit gehörten, noch ganz absehen.
Derart verweist aber das scheinbar jederzeit zu Ergänzende, nur angesichts der Knappheit der Zeit nicht Behandelte, und dann Nachgetragene, auf mehr als auf eine nur umständebedingte Auslassung, insofern sich an den Splittern des dann noch Eingestreuten das prinzipielle Problem doch auftat. Angesichts des Umstandes, dass die sonstigen Vorschläge faktisch eine an die Politik heran getragene Geschäftsidee sind, die die Politik ihrerseits zu bedienen verspricht, ohne dass garantiert wäre, dass das mit der Beschwörung der in keinem Fall logisch oder materiell zwingend erzielten Nebeneffekte propagandistisch ‚mit ins Boot geholte’ Umfeld der entsprechend den regionalen Üblichkeiten Patronisierten, eine erweiterte Mitprivilegierung weiterer Einkommensgruppen über die unmittelbar Begünstigten hinaus wirklich zur Folge haben müsste, ist dies als kaum mehr denn als eine Inanspruchnahme des schlau in die Kalküle mit eingebauten Bildungsstands einer Population, deren Urteilsvermögen und Kenntnisse nicht dazu ausreichen, diesen Mangel an sachlichem und logischem Zusammenhang kalten Blutes zu bewerten. Stattdessen setzt die politische Rhetorik genau auf jene traditionsbestimmten, mit einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation nicht kompatiblen ‚Einstellungen’ und ‚Überzeugungen’ (‚beliefs’), die mit dem politischen Erfolg ihrer Mandatsträger zugleich die zukünftige Niederlage einer auf diese Weise geführten, besser: für die egoistischen und karrieristischen Selbsterhaltungskalküle genutzten Populationsmehrheit von treuen Wählerpotentialen wenn nicht garantieren, so doch sehr wahrscheinlich und absehbar machen, wenn auch nicht für sie selbst und ihre politischen Repräsentanten, denen schon aus Gründen ihrer akademischen Fachspezialisierung das Sensorium dafür abgehen dürfte, von den Kenntnissen nicht zu reden.
Nicht, dass die Geschäftsidee des Mittelstandes hier einer Kritik unterzogen würde. Vom Standpunkt des Geschäfts und seines systembildenden Mediums, dem Geld, ist jede Geschäftsidee gut und clever, die einen Gewinn, ein Einkommen oder eine Verbesserung des Einkommens verspricht. dass die Politik, d.h. die Wünsche der politischen Aufsteiger dem entgegenkommen, indem sie ihre Karrierechance wahrnehmen, ist ebenso erwartbar, insofern es als Komplement der entsprechenden Geschäftsidee im Bereich des mittels Macht integrierten Systems der Politik aufgefasst werden kann. Zur Kollision kommt es aber schon dort, wo die Politik auf dem Umweg über das von ihr – und den Wirtschaftsinteressen – beherrschte öffentliche Bildungssystem, das in der Tat ein geschlossenes System ist, Beauftragte, von ihr Abhängige in Ausbildung und Berufsausübung kontrolliert und beauftragt, die dazu angehalten werden, ein Bild der Systemzusammenhänge verbindlich zu verbreiten und die gelungene Dressur unter Androhung von Sanktionen zu überprüfen und zu ‚festigen und zu vertiefen’, das nicht dazu angetan ist, den Objekten dieser Art von Bildung die Verwicklungen und Rückkopplungen, die Nebenwirkungen und Folgeprobleme einer politischen Repräsentation und deren Erfolgsbedingungen erkennbar werden zu lassen, die in ihrer immanenten ‚Logik’ bzw. dem Mangel an ihr voraussetzen muss, dass das Urteilsvermögen, zu dem sie erzieht und anhält, nicht dazu hinreicht, die Konsequenzen dieser Bearbeitung der Bewusstseinsverfassungen mittels ‚Sozialisation’ auf dem Wege zu immer weiter gehender Verstaatlichung an sich selbst und auch am Bewusstseinszustand ihrer Sach-Bearbeiter angemessen zu erfassen.
Gewalt und Kommunikation, milder: Machtanwendung und Kommunikation schließen sich gegenseitig aus. Das heißt nicht, dass nicht praktisch die Legierung von verschiedenen Medien der Systembildung allgegenwärtig wären. Aber wenn man als Geschäftsmann eine gute Geschäftsidee gegenüber dem politischen Karrierewunsch des Personals einer politischen Partei geltend macht und möglichst im Vorfeld dafür mit sorgt, dass das entsprechende Personal dafür empfänglich ist, und wenn man als politisch ambitionierte und mit den entsprechenden Leistungsmotivationen ausgestattete Person seine Chance für eine ihr entsprechende Karriere wahrnimmt, dann mag das hingehen, soweit man sich in einem Systemgefüge befindet, das durch Geld bzw. Macht als sein jeweiliges Medium ‚integriert’ ist. Das sind dann eben die Konditionen. Anders, und zwar grundlegend anders wird das jedoch in dem Moment, in dem sich die so gebildeten Auffassungen mit dem Anspruch auf mehr als was sie sind: Geschäftsidee bzw. Machtstreben, in den Bereich der allgemeinen Sozialisation einer Population hinein drängen, deren Zukunft als Ganzes davon abhängt, dass sie nicht nur zur Anerkennung eines durch beliebige Interessen als Resultante gesetzten Realitätsprinzips erzogen wird, sondern dass der Staat sich als Organ der kollektiven Selbsterhaltung nicht nur legitimiert, sondern dass er diese Funktion auch korrekt ausübt. Derart muss man aber von dem im Bildungssystem beschäftigten Personal anderes und mehr erwarten als die in den Bahnen der Engführungen der zur Karrierevoraussetzungen durch die Politik erhobenen Fachspezialitäten und die bereitwillige Unterordnung unter die so oder so sich konturierende allgemeine Politik bzw. ihre Spezialität als ‚Bildungspolitik’, jeweilige ‚Bildungsreform’ usw. Die Haltung, anderes als ein Verhalten oder eine Einstellung zu diesen Umgebungsvariablen muss sich aus einem an der Sache und ihrer Eigenkomplexität gewonnenen Begriff dessen bemessen, was die Sache selbst verlangt, und zwar zunächst von der Person, dem Personal, das sich mit der Einweisung der jeweils heran wachsenden Generation betraut sieht. Derart ist die Art der Verantwortung nicht in der Weise zu handhaben, in der sich ein Sachbearbeiter das mag denken dürfen, nicht zuletzt angesichts des Mangels an vorauszusetzenden Fähigkeiten oder Chancen es sich anders zu denken. Ein verantwortlicher Erzieher kann es nicht verantworten, in einer guten Geschäftsidee mehr zu sehen als dies, und er kann es auch nicht rechtfertigen, in einem Entgegenkommen des politischen Personals, das darin seine Chance sieht, mehr zu sehen als dies: Hier werden Chancen wahrgenommen. Und er/sie kann es auch nicht legitimieren oder verantworten, einen Mangel an Logik oder Sachzusammenhang, eine Substitution von Techniken der Machtausübung an der Stelle von Kommunikation stillschweigend oder aktiv mitzutragen. Es ist ganz klar, dass hier die Nahtstellen sind, an denen die vollzogene und somit ‚vergangene’ Sozialisation einer Population, deren jeweilige Ergebnisse als gegenwärtige Voraussetzungen für diese oder andere Möglichkeiten der ‚Wahrnehmung von Chancen’ in den Umgang mit ihr eingehen mit den aktuellen bzw. von derselben Politik geplanten Methoden der Fortsetzung oder Veränderung der Techniken der Bevölkerungssozialisation verschmelzen zu einem unter allen Umständen zukunftswirksamen Konzept, das von dem sei es bewussten oder unbewussten Wunsch nach ‚Führung’, schärfer: erfolgreicher Kontrolle der Population, die Objekt dieser Techniken der mittels des Staates und seiner öffentlichen, politisch gesteuerten Erziehungseinrichtungen, mindestens ebenso sehr beherrscht ist, wie von dem Wunsch nach Selbstrechtfertigung der jeweiligen Herrschaft über den physischen Untergang, den Tod ihrer derzeitigen Repräsentanten hinaus, und – last not least – auch von dem Wunsch, der jeweils heute mit den unbewussten Einstellungen von gestern die Überlebensfähigkeit für übermorgen bereit zu stellen.
Das kann aber dann nicht funktionieren, wenn sich das mit der Einweisung der heranwachsenden Generation betraute Personal seine Fähigkeiten und seine durch seine spezifische Funktion im sozialen Gefüge definierte Rolle lediglich im Umkreis der erlernten Fachdisziplin, der Institution, die das Arbeitsfeld während der Dienststunden ist, definiert, und sich weder veranlasst noch in der Lage dazu sieht, und zwar auch dann nicht, wenn es sich im politischen System dann als Politiker ‚engagiert’, sich anhand seines allgemeinen Auftrages eine Verantwortlichkeit aufzuerlegen, die u. U. dazu zwingt, sowohl die cleveren Geschäftsideen als auch den politisch/rhetorischen Karrierismus in der öffentlichen Wahrnehmung dieser richtig verstandenen Verantwortlichkeit als das zu bezeichnen, was er ist, den Mangel an logischer Konsequenz und seine Substitution durch eine entsprechende rhetorische (machtbestimmte) Kompensation als solchen, und den Mangel an der Sache und ihrer eigenen Verfassung und Komplexität gewachsenen Fähigkeit zur Durchdringung des mittels politischem Handeln verantwortlich auch und gerade unter Berücksichtigung der mit zu bedenkenden Nebenfolgen politischen Handeln selbst zu steuernden gesellschaftlichen Gefüges als solchen auch bezeichnet und nicht unwidersprochen durchgehen lässt.
Und deshalb verschränken sich die Probleme politischen Steuerung einer wissenschaftlichen Zivilisation mehr und mehr und in einem durch das unsägliche Niveau der gegenwärtig eiligst vom Zaun gebrochenen Diskussion, in der sich der jämmerliche Geisteszustand der Diskutanten und die unsäglichen Sozialisationsgeschichten der gegenwärtigen ‚Leistungsträger’ auf eine kaum zu übersehene Weise dokumentieren, gerade in dem Zusammenhang, den die Mandatsträgerin in spe meinte in ihrem Vortrag aus Zeitgründen zunächst auslassen und dann einfach als Zusatz und auf Nachfrage nachtragen zu können, wie sie eben nachfrage‑ und angebotsorientiert ist. Dazu passt am Rande die Beobachtung, dass sie, nachdem sie ausdrücklich nach dem Ende – und dem deutlich bekundeten Nichteinverständnis mit der Entscheidung für sie – das private Gespräch sucht um kaum, dass man meint, sie sei daran interessiert, etwas zu erfahren, den Gesprächspartner anblafft, er solle sie ausreden lassen, nur um sich wenige Sekunden später selbstvergessen von einem dazutretenden Dritten abführen zu lassen, und das dann vor dem Hintergrund, dass von 19.00 – 22.30 Uhr nahezu sonst niemand als sie, die Hauptperson des Abends, geredet hatte. So unersättlich ist der pathologische Narzissmus. Besonders im privaten Gespräch, das ja gänzlich frei bleibenden Konditionen wechselseitigen Respekts und der besonders genauen Beachtung der Regeln der Kommunikation unterliegt, und zwar kontrafaktisch, um genau zu sein, ist spürbar, mit wem man es zu tun hat, und besonders dann, wenn der Gesprächspartner auf ‚Gewohnheiten der Geltendmachung seiner selbst meint zurückreifen zu können, die sich nur unter den Voraussetzungen einer Asymmetrie der sozialen Rangordnung bzw. unter der Voraussetzung eines Vorgesetzten- Untergebenenverhältnisses durchsetzen bzw. geltend machen lassen, während er sich nicht einmal auf die Lage einer ‚Beratung’ oder eine Kunden/Verkäufer-Situation und deren ‚Grundlagen’ beziehen könnte. Aber es wäre nicht die erste Erfahrung eines Verhaltens, das sich jede Situation nach Maßgabe der Befehlsgewohnheiten innerinstitutioneller Machtstrukturen unterwerfen zu können meint und mit dieser Offensivstrategie eine Form der Barbarei, deren verdummende Wirkung kaum überschätzt werden kann, wie sie im Übrigen voraussetzt, was sie bewirkt, in das soziale Feld zu tragen versucht, in der es sich aufzulösen droht. In Anspruch genommen werden auch dabei nicht bewusste Dressuren der Eingewöhnung von reflexartigem Gehorsam, wie sie in den in naher Zukunft noch weiter ausgebauten Methoden der Traktierung von Menschen als kaum mehr zur Individuierung zugelassenen Gruppenexistenzen sich noch weitergehend verbreiten werden, ohne dass die Eltern der Kinder, die sich derart unterhalb des für die Entwicklung signifikanten fünften Lebensjahrs traktiert sehen, noch eine ernst zu nehmende Aussicht hätten, die professionell an ihren Nachkommen ausgeübten Selbsterhaltungsstrategien auch nur im Prinzip einer Kontrolle im Hinblick auf ihre Angemessenheit zu kontrollieren, während auf der anderen Seite die Population die Belastung einer Rebarbarisierung, einer Zurückwerfung der allgemeinen kulturellen Entwicklung um mindestens eine Generation zu tragen hat, die der politisch durchgesetzte Populationsimport und die damit verbundene Veränderung der sozialen Strukturen sowie die Anhebung des allgemeinen Lebenshaltungskostenniveaus hat, deren Vorteile sämtlich einer kleinen Gruppe von Versorgern und dem Handel sowie der Immobilienspekulation zugute kommen. Unübersehbar in jedem Fall das Parasitäre an der Ausübung der Herrschaft auf Kosten der Population und unter Nutzung ihres allgemeinen Entwicklungsstands, zu dem das leicht in Anspruch zu nehmende Ressentiment gegen die Bildung und die Kritik an den Lebensverhältnissen nur die Kehrseite anderer ihrer Aspekte für die Ausübung konservativer Herrschaft in einem gegen den Sinn der Umstände und ihre Tendenz darstellt. Gut, es mag sein, dass man über diese lokalen Details unterschiedlicher Ansicht sein kann, aber diese Unterschiede haben dann durchaus untersuchbare Gründe.
Die als ‚Bürgerversammlung’ angekündigte Veranstaltung geriet schon unter den Vorzeichen der Persönlichkeitspathologien, die sie regierten, zu einem Paradigma in Frontalunterricht, gemischt mit den ebenfalls dafür in Anspruch genommenen Konditionierungen des durchschnittlichen regionalen Charakters, mit dem die Herren (und Herrinnen) der Gegend fest rechnen, die im Rahmen der Einübung in die Religion und ihre Rituale von Kleinkind an jeden Sinn für Eigenständigkeit austreiben, und zu andächtigem Zuhören und zum Auswendiglernen von Formeln erziehen, einem Muster, das sich dann eben u.a. auch politisch – ohne Rücksicht auf deren Inhalte – nach Belieben gebrauchen lässt, weil es den Menschen gar nicht als situativ und ihrem Status als Bürger der Polis – und nicht eines römischen Cäsarismus und seiner zunächst religiös und dann säkular-demokratisch eingekleideten Maske, die endlich als sentimentale Anhänglichkeit an Heimat und angestammte Kultur noch amtlich gehätschelt und genutzt wird – einer kodifizierten Demokratie mit einer kommunikativ, und nicht durch Macht legitim und legal strukturierten Öffentlichkeit unangemessen und nicht zulässig erscheint. Die Nutzung der Persönlichkeitsstrukturen durch die mit ihrer rituellen Einübung verbundenen Automatismen, die endlich auch die Heilmittel der sozialen Paradoxien, durch deren Labyrinthe die Menschen gehetzt werden, der zur Standardeinrichtung erhobene Vorschulkindergarten und die Ganztagsschule mit ihren Massenabfertigungsmethoden im Anschluss an die Traditionsbestände nutzen, sorgen für eine Entmündigung, die so früh stattfindet, dass die dann doch wieder eingeklagte ‚Selbständigkeit’ und ‚Eigenverantwortlichkeit’ aus der Reichweite der Menschen rücken. Derart bedarf es nicht der Hypnose, die diese Homogenisierung eines Massenpublikums herstellt, sofern für sie schon jenseits des Zugriffs des unter dem Eindruck der kindlichen Amnesie um die Fähigkeit zur bewussten Handhabung der Grundlagen der eigenen Bewusstseinsverfassung gesorgt ist: Sie ist somit schon Bedingung der Herrschaft und der Treue zu ihr, und muss nicht eigens durch Zugeständnisse erworben werden. Nur dass das keine rationale Basis bei denen hat, die derart nutzbar werden für Zwecke, die nicht die ihren sind, sofern sie es nicht ein müssen, weil just diese Konditionen ja den Gewinn ausmachen, der durch die Aufwandsersparnis ermöglicht wird, die die rationale Durchdringung des Gegenstands durch die erspart, die unter diesen Umständen die Führung übernehmen können, indem sie einfach an primitive Schemata appellieren, die den Automatismus der Gefolgschaft auslösen. Die derart geführte Population genügt dem gemäß entsprechend den Definitionen des konditionierten Reflexes und ist ohne Weiteres dazu zu bringen, sich spontan zum Mobbing zusammenzurotten gegen jeden, der in dieses Gefüge eine Reflexion, seinen eigenen Verstand oder überhaupt einen einzubringen beansprucht, insofern die Charakterstrukturen wie eine Medaille zwei Seiten haben, die man nie zugleich sehen kann, und deren eine das Bild des Herrn, deren andere die des Knechts zeigt, anders gesagt, die gemäß einem Automatismus der projektiven Identifikation funktioniert, und sich im Zweifel mit dem Angreifer identifiziert, sofern sie in ihm gemäß einem inneren Muster den Herrn oder die Herrin erkennt. Aus diese Weise partizipiert der vordemokratische Charakter, der im Muster von Hirte und Herde erzogen wurde, in jedem Fall, auch wenn er zum ‚Herrn’, oder dem, was er gemäß einer ererbten, nicht erinnerten Lebensform dafür hält, wenn er denn ‚aufgestiegen’ ist, und nun befehlen darf, in jedem Fall an der Herrschaft, die ihn für ihre Zwecke nutzt, uns sei es auch in der Form eines anonymen Apparats, dem er dient als Funktionär organisierter Zwecksetzungen, deren Rationalität er aus den Handbüchern abliest, die seine Regelkarriere begleiten. Das Paradigma der Herrschaft, das sich derart unmittelbar in seiner wirklichen Verfassung überprüfen lässt in Bezug auf das Problem, ob und inwieweit es überhaupt mit dem Sinn der kodifizierten Form übereinstimmt oder auch nur kompatibel ist, ist derart zugleich auf seine traditionellen und zugleich auch auf seine institutionellen Ursprünge und Gründe zurückzuführen und sagt auch etwas aus darüber, inwieweit das kontemporäre System der Institutionen einer als Demokratie nicht institutionalisierten, sondern nur kodifizierten Herrschaftsform in der Tat und Praxis durch seine Form und das Personal, das in ihm seine eigenen Selbsterhaltungsstrategien synchronisiert mit den politisch gesetzten Zwecken der Institutionen und teils durch sie hindurch, teils gegen ihren deklarierten Sinn und Zweck Stereotype und Bereitschaften der Interaktion einübt, die diesem Sinn und Zweck eindeutig widersprechen, inwieweit also dieses System von Institutionen dazu genutzt wird, eine Bevölkerungssozialisation zu betreiben, die ungeachtet der Antwort auf die Frage, welche Interessen sie bedient, Interessen realisiert, die nicht dazu geeignet sind, die Population insgesamt auf eine Erwachsenenstufe zu bringen, die sie instand setzen könnte, anhand eines eigenen Urteils über die Strukturen ihrer Lebenswelt sich eine Führung bzw. Führungspersonal zu suchen, das die ggf. erkannten Defizite zu beheben beiträgt, indem es führt, oder dazu beiträgt, die Lebensinteressen der Population jenseits ihrer Nutzung für die jeweils gerade aktuelle Geschäftsidee zu realisieren.
Die in der Darstellung der Kandidatin erkennbar gewordene implizite Gleichsetzung von Leistungsbezug mit der Ausrichtung auf eine akademische Ausbildung – die besonders in dem Angriff auf einen Diskutanten, um dessen Zustimmung sie doch angeblich warb, deutlich wurde, insofern er nicht möglich gewesen wäre ohne die Voraussetzung des Bildungsunterschieds, der ihn doch hätte überflüssig machen müssen, wenn er einer sachlichen Durchdringung des Problems der Bildung entsprochen hätte – angesichts des Wunsches, eine in erster Linie an der handwerklich-technischen Ausbildung ausgerichteten Bevölkerung und ihrer Bescheidung mit den daran geknüpften traditionellen Lebensmustern und –erwartungen politisch mittels einer Mandatserteilung, der sie zustimmt, zu vertreten, kaum als Fähigkeit zu verstehen, sich in die wirklichen Lebenslagen dieser Population einzufühlen oder –zudenken. Das ist aber eine unerlässliche Voraussetzung für die erfolgreiche Repräsentation. Man muss dabei nicht einmal davon sprechen, was es bedeutet, eine derart in einer zur Bescheidung anhaltenden Tradition verwurzelt zu sein. Die aggressive Abstandnahme zu diesen – in der Tat mit dem modernen Bildungssystem nicht ohne Weiteres kompatiblen – Einstellungen, zu dem damit auch mit gegebenen Abstand, der Distanz zu den wissenschaftlichen bzw. intellektuellen Lebensformen des durch akademische Bildung oder auch die mit ihr verbundenen städtischen Lebensformen ist keine angemessene Haltung. Eher ist darin das Problem der Verarbeitung eines mit der ‚Leistungsorientierung’ gebrachten Opfers und der Zwang zur Verleugnung einer Herkunft erkennbar, die als drohender Rückfall in die mit ihr verbundene oder als verbunden phantasierte Regression erlebt werden dürfte oder dem Bewusstsein als dunkler Schatten vorschweben könnte, in jedem Fall ein unangemessenes, dem Verständnis weder des Ergebnisses des sozialen Aufstiegs mittels einer nach Art einer Leiter bei Ankunft zu ebener Erde sich erübrigenden Leiter noch dem Verständnis der ‚verlassenen Stufen’ dieses Aufstiegs förderlich, sofern sie lebendige Formen, Lebensformen sind, die von anderen Menschen noch in großer Zahl gelebt werden.
An kaum etwas sonst konnte die politische Fehlentscheidung für diese Nachfolgerin des vorherigen Mandatsträgers deutlicher werden, ganz ohne Rücksicht auf dessen Verdienste in einer anderen Zeit. Aber andererseits ist es eine Tatsache, dass sich diese Fehlentscheidung nicht rächen wird an denen, die sie gefällt haben, insofern man in der Region auch einen Besenstiel oder einen Geßlerhut als Kandidaten aufstellen kann ohne befürchten zu müssen, dass er nicht die gewohnten Mehrheiten erhält. Wenn sich diese Entscheidung also rächen sollte, und die Rechnungen müssen ohne Zweifel bezahlt werden, dann an der Population, die ihrerseits eine Dokumentation ihres eigenen seelischen und intellektuellen Zustandsbildes abliefert mit ihrer Zustimmung zu den Entscheidungen derer, die die unvermindert und unverändert als ihre Obrigkeit erlebt, der sie zu gehorchen hat, damit sie wenigstens eine Chance hat, dass es ihr nicht schlechter geht. So jedenfalls hofft sie und hat Recht damit insofern ihr allgemeiner Bewusstseins- und Bildungsstand kaum anderes zulässt als das so Karrierechance für eine Handvoll von professionellen Juristen verstandene und von ihr an der Stelle des Wissens und des angemessenen Urteilsvermögens gesetzten Prinzips Hoffnung.
Dieser Substitution muss indessen im Namen, wenn auch nicht im Auftrag der Population, deren ‚Entwicklung’ verantwortliche Aufgabe der Politik der Region ist, in einem Sinne, der über das institutionalisierte hinaus gehen muss, mit Rücksicht auf die erwartbare Zukunft, ganz gleich wie man das im Einzelnen meint realisieren zu können, energisch widersprochen werden. Ebenso ist dem politischen Karrierismus unqualifizierten Personals ohne eine angemessene Vorbildung, mit nichts als einem diese Fähigkeiten und ihre intellektuellen Voraussetzungen übersteigenden ‚Willen’ zur Macht, oder auch nur zur erfolgreich abgeleisteten politischen ‚Karriere’ zu widersprechen. Die Verantwortung dafür, dass das Ganze dann doch in der vorgegebenen Richtung zur Hölle fährt, oder in stagnierendem, fauligem Wasser dümpelt, ist dann jedenfalls geklärt und liegt nicht bei dem, der seine Pflicht getan hat, indem er widersprochen hat. Bleibt nur der Hinweis, dass hier kein Wort gefallen ist von politischer Gegnerschaft. Eher ist das ein Freundschaftsdienst, dessen Begrenzung sich angesichts des Widerspruchs zwischen der öffentlich bekundeten Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit und ihrer wirklichen Schätzung empfiehlt, der vermutlich darauf beruht, dass man sich darunter etwas Feststehendes vorstellt, das auf jeden Fall nicht am eigenen ‚Weltbild’ kratzt, dessen Horizont und unbewusste Schemata über den Kopf dessen, der ihn zum Friseur trägt hinweg entschieden darüber, was er für Realität zu halten imstande ist. Das Thema ist nicht erschöpft. Gegnerschaft, wenn schon besteht gegen die Vernunftlosigkeit, gegen den Geltungsdrang, der über die Fähigkeiten hinaus reicht, gegen zusammengeratene Politik, gegen einen rezeptives Verständnis von Leistung, das sich für produktiv hält, sich aber vom produktiven Prinzip, das jeder Leistung eignet, dadurch unterscheidet, dass es sich durch Nachahmung in der Illusion bestärkt, zu sein, was es nur nachahmt. Kein Wort ist gesagt über das Spannungsverhältnis, das die Population der Region in einer Vorstellungswelt festhält, die nicht eo ipso kompatibel ist mit dem, was sie in Zukunft zu erwarten hat. Kein Wort darüber, warum – aus der Sache immanenten Gründen – die exponierten Kataloge projektierter politischer Maßnahmen getrost ihrem Schicksal überlassen werden können, insofern sie keinen Bezug zu einer angemessenen, nachweisbaren Sachkenntnis aufweisen. Und warum man das mithin einfach nur abwarten kann, allerdings nicht ohne dass dabei kostbare Zeit vergeht, für die Bevölkerung, die sich seit Dekaden einer in Bezug auf die Region entschlusslosen und einfallslos agierenden Politik der kurzfristigen und vordergründigen Interessen auf ihre Kosten ausgeliefert sehen muss und dem ebenso ergeben wie fatalistisch zustimmt.
In keinem Fall kann erwartet werden, dass, wenn man nicht zu den unmittelbar Begünstigten dieser Politikplanung gehört noch zu denen, denen die Gier und der Wahn vorgaukeln mögen, sie könnten zu den mittelbar Begünstigten gehören, und wenn man genügend Kenntnisse hat über die vermutliche Entwicklung einer globalisierten Weltwirtschaft und die denkbare Entwicklung der EU, dann kann man sich diesen Vorschlägen so nicht anschließen, zumal dann, wenn es ‚Argumente’ sind, die einer standardisierten Sammlung von Versatzstücken entsprechen, die sich so von jeder Plakatwand ablesen lassen und mithin indirekt und nebenbei auch den Beweis darstellen, dass die Kandidatin nicht einen einzigen Gedanken selbst gedacht hat, sondern nur gut auswendig gelernt hat. Es ist aber ein prinzipieller Unterschied zwischen einem Menschen, der die Sache, die er vor Augen hat, entlang einer zu ihrer Gegenständlichkeit passenden Logik im Zusammenhang denkt und dann daraus auch Handlungsvorschläge ableiten kann, und einer im Ganzen ‚informiert’ wirkenden Person, die gedanken- und begriffslos mit Rücksicht auf die Sachzusammenhänge nachspricht, was ihr im Sinne ihrer Karrierewünsche sachdienlich erscheint, und ihre formal durchaus dazu gut geeignete ‚Leistungsfähigkeit’ sowie ihre sprachlichen performativen Fähigkeit zur Darstellung der ‚Inhalte’ nutzt, für die sich zur Verfügung hält, und der es dabei gelingt, kein Jota Individualität oder regionale Konkretion zu zeigen. Wer aber nicht von seiner Gier blenden lässt, und sei es auch nur, weil er dabei nichts zu gewinnen hätte, dem werden weder diese reproduktiven, lediglich einer guten Rezeptivität verdankten Darstellungen noch die im Bodenlosen schwebenden Maßnahmekataloge anders denn als clevere Geschäftsideen imponieren, und die Überzeugung als Wahn erscheinen, den er nicht zu teilen vermag, mit dieser Darstellung ließe sich eine Bundestagswahl gewinnen und nicht ausschließlich verlieren (Wobei ja noch zu bedenken wäre, dass man die Wahl trotz oder wegen dieser Absichtsbekundungen gewinnen kann, also ohne dass die Absichtserklärungen mit dem Ergebnis zusammen hängen müssten, und dass dann noch der Beweis zu liefern ist für die Wirklichkeitsangemessenheit der Spekulation, während freilich gilt, dass die Nutznießer und Erfinder der Geschäftsidee auf jeden Fall schon einmal auf der Gewinnerseite sind, wenn der Ausgang dann feststeht. Überhaupt ist hier eine Annäherung der Politik an die Taktik der Börsengeschäfte der ‚new economy’ zu erkennen, die sich gerade als ‚economy’ vielmehr mehr denn je als die ganz und gar alte erwiesen hat, und das wiederum hängt mit der globalen Politik und ihren Agenturen zusammen, zu deren Hauptakteuren Deutschland nicht zu rechnen ist.) Das könnte dann so oder so ja endlich – früher oder später dann eben - zu der Besinnung führen, die dann zu einer Neuorientierung führen kann. Im Hinblick auf das Emsland ist allerdings zu befürchten, dass die durch den Traditionalismus der Population und angesichts der Alternativen die Psychopathologie der Region die ihr zustehende unmittelbare Repräsentanz auf der politischen Ebene behalten wird, die die allgemeine Stagnation für die nächsten Dekaden sichert, so dass man sich schon darauf einrichten kann, seinen Kindern zu empfehlen, das Land zu verlassen, weil sie angesichts ihrer erwartbaren Qualifikationen – die sie keinem öffentlichen, sondern einen privaten Überlegung verdanken - die man öffentlich nicht diskutieren muss, mit wem sollte man auch - keine beruflichen Chancen in diesem haben werden, zumal als Frauen! Und es soll keiner glauben, es gäbe kein intergenerationelles Gedächtnis. Damit wird erst dann wirklich Schluss sein können, wenn das überall vordringende professionelle Personal, das die Familie kapitalisiert und ihre Ressourcen als Privateigentum aneignet mit staatlicher Hilfe, das unterbunden haben wird, indem es sich erfolgreich an die Stelle der biologischen Eltern setzt. Auch hier ist der Trend ganz offensichtlich alternativenlos, anders gesagt: Parteiübergreifend uniform. Die Differenzen sind um der Möglichkeit von Scheingefechten willen da. Zu dieser Politik wünsche ich alles Gute. Wer mit ihr und ihren Folgen nicht schon jetzt rechnet und seine Existenz darauf einrichtet, den wird sie überrollen. Und das werden wie immer die weniger Gebildeten und die weniger Informierten sein.
Die Antworten, die man hätte erwarten müssen im Rahmen der Frage nach der Familien‑ Sozial‑ und Bildungspolitik liegen in einem ganz anderen Bereich als dem von aufgezählten Maßnahmekatalogen, die die Absicht bekunden, Almosen an Arme zu verteilen. Da liegt die Bemerkung eines bayrischen Politikers schon besser placiert, der meinte, dass in Deutschland der Steuerspartrieb stärker ausgeprägt sein als der Fortpflanzungstrieb. Die Bedeutung auch und gerade für ‚die Wirtschaft’, die die wirkliche Behandlung dieser Fragen hat, wird von der vorherrschenden Realitätstüchtigkeit notorisch unterschätzt, weil sie sich dem blanken und blinden Egoismus verdankt, der stets nur aufs Nächste sieht, den Vorteil vor anderen.
=======================================================================
ANHANG
Der Anhang enthält einige Dokumente, die eine genauere Auskunft in der gesuchten Richtung enthalten:
1.) Diesen Text erhielten u. a. Frau Heubaum (SPD) gelegentlich eines persönlichen Gesprächs im August 2000, und im September Herr Kues und Herr Kuckuck (beide CDU) per E-mail, ansonsten Adressaten, die hier nicht interessieren müssen.
2) Einen Bericht über eine Podiumsdiskussion über die Situation der Familie aus der EMS-Zeitung vom 8.8.2002
3) Einen Aufsatz aus ‚Die Zeit’ über die Situation der Familien
4) Einen Aufsatz aus ‚Die Zeit’ über die Bevölkerungsentwicklung
Es ist zu beachten, dass der aus der EMS-Zeitung eingestellte Bericht der zeitlich jüngste ist. Das ist hermeneutisch von Bedeutung im Sinne der Replikstrukturen, ohne Rücksicht auf die Alternative ‚post hoc’ oder ‚propter hoc’, die in diesem Zusammenhang nicht interessiert.
Die Texte werden weder hier zunächst weder analysiert noch kommentiert. Im Fall des unter 1) genannten Texts ist das auch nicht notwendig. In Bezug auf die Region ist die Reproduktionsfähigkeit der Population (noch) günstiger einzustufen. Aber die negative Gesamtbilanz in Bezug auf das Bevölkerungswachstum – de facto die Bevölkerungsschrumpfung - wird sich auch hier auswirken. Die Region ist keine Insel, und alle Modernisierungsschübe haben die Region als solche mit Zeitverzögerung noch erreicht, im Negativen wie im Positiven, jedenfalls dann, wenn sich dabei zunächst etwas verdienen ließ an der Bevölkerung, was immer Modernisierung sonst sei. Und es sind davon wirtschaftliche Effekte zu erwarten, angesichts derer die als Politik auftretenden Geschäftsideen ihre wirkliche Bedeutung erst erhalten, immer vor dem Hintergrund der Betrachtung der Sache auf der Höhe ihrer Komplexität und im richtigen Zeitrahmen. Im Übrigen ist das Material zunächst als Hinweis auf die analytische Komplexität der Probleme gedacht und enthält keine ‚Ratschläge’ oder Maßnahmevorschläge, sondern kann eher deren verständnislosen Aktionismus klar machen, ihren Charakter als ‚Machersimulation’.
Selbsterhaltung und Sozialisation.
Pädagogik in einer neuen Welt.
August 2000
"Ist das Verständnis einmal verloren, so hypertrophiert das Missverständnis". (Hans Blumenberg)
Die Sozialpädagogik hat in den vergangenen Dekaden viel erreicht. Ihre Datenlage ist gut. Ihre praktische Institutionalisierung ist unbestritten. Ihre akademische Etablierung ist institutionell gelöst. Daran wird die derzeitige Sparneigung auch dann nichts Prinzipielles verändern, wenn sie sich in der Zukunft eines globalisierten sozialen Lebens aus zwingenden, sozial externen oder internen Gründen als anhaltend erweisen sollte. Eine intensive Forschung, die sich in verschiedenen Richtungen auf die Probleme einer pädagogischen Zugänglichkeit verschiedenster Zielgruppen konzentriert hat, deren Zugänglichkeit zuvor eher in Frage stand, ist in vieler Hinsicht aufschlussreich für das Verständnis ihres Objektbereiches im Ganzen und erfolgreich geworden in der Arbeit mit ihrer jeweils in ihrer Besonderheit untersuchten Klientel. Nicht zuletzt haben diese vorweisbaren Erfolge zu der unendlichen Aufgabe der Humanisierung von Gesellschaften auf eine Weise beigetragen, die nicht nur den Umgang mit der Klientel verändert, sondern auch ihren Beitrag zur Erhaltung des Ganzen vergrößert bzw. oft erst möglich gemacht bzw. die Klientel aus der unangenehmen Lage befreit haben, ausschließlich ein Kostenfaktor zu sein. Als institutionalisiertes Moment der sozialen Integration und Stabilisierung in einer sich beschleunigt verändernden sozialen und Kulturwelt kommt der Sozialpädagogik damit die Bedeutung neben ihrer grundsätzlichen Aufgabe, die durch ihren allgemeinen Titel angegeben ist, die Rolle einer begleitenden kompensatorischen Funktion zu, die sich gerade aus der Eigentümlichkeit der Sozial- und Berufswelt ergibt, der sich die Menschen heute, in einer wissenschaftlich-technologischen, industriell und politisch globalisierten Wirtschaftswelt gegenübersehen, und zwar in einer historisch, in der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Hochkulturen bisher unbekannten Art und Weise. Man muss sich nur das Gedankenexperiment einer globalisierten Zivilisation ohne jede solche begleitende kompensatorische Funktion vorstellen um zu sehen, warum sie unverzichtbar bleiben wird.
Es ist daher angemessen, diese Lage zu bedenken und ihre Bedeutung für die Zukunft der Sozialpädagogik als wissenschaftliche Veranstaltung und Berufstätigkeit in den verschiedensten sozialen Sektoren und Institutionen auszuloten. Zu vermuten ist, dass die eher wachsende kompensatorische Begleitfunktion der Sozialpädagogik den Blick ihrer Fachvertreter auf ihre wissenschaftlichen Grundlagen lenken wird, zumal angesichts des erkennbar gewordenen Rückzugs der für die Wahrnehmung der von ihr übernommenen Funktion bisher verantwortlichen und zuständigen eher traditionellen Wissensparadigmen. Der Rückzug dieser Paradigmen aus der Kultur- und Sozialwelt ist selbst eine der Konsequenzen der wissenschaftlich-technologisch determinierten Modernisierungskonzepte, die die Moderne - resp. die Postmoderne - hervorgebracht haben. Dieser Vorgang lässt aber auch andere, eher als modern empfundene Wissensformen nicht ganz untangiert. Die Anforderungen, die heute an Wissensformen gestellt werden, sind allgemein durch 'Wissenschaftlichkeit' angegeben. Mit den dadurch gesetzten allgemeinen Kriterien ist aber nicht nur ein Wandel in Bezug auf die Anforderungen verbunden, der an die Art und Weise der Gewinnung und der organisierten Darstellung von Wissen über soziale Vorgänge gestellt wird, sondern auch ein Wandel in Bezug auf die Art und Weise, wie ein wissenschaftliches Fach sich zu sich selbst, seiner eigenen begrifflichen Grundlagenproblematik verhält, wie es diese Grundlagen rechtfertigt und in der Forschung verwendet. Außerdem ist es Sache der wissenschaftlich korrekten Selbstbestimmung eines Faches von der sozialen Bedeutung der Sozialpädagogik, zumal angesichts ihres erwartbaren Ausbaus im Zuge der Vergesellschaftung der Erziehung (bis zu ihrem anthropologischen Kenterpunkt), sich in ein angemessenes Verhältnis zu setzen zu den anderen wissenschaftlichen Disziplinen zu setzen, mit denen sie in einer praktischen und theoretischen Zusammenarbeit steht, und dasselbe gilt für das organisatorische und das institutionelle Berufsumfeld, in dem sie aktiv ist, mithin für das eigentümliche Spannungsverhältnis zu der Verwaltungstechnik, die ihr zumeist übergeordnet ist, und das mehr oder weniger unmittelbar an allgemeinpolitische und verbandspolitische Zwecksetzungen angekoppelt und von diesen her bestimmt ist. Es ist eine Trivialität, dass diese Zwecksetzungen nicht in einem Unterordnungsverhältnis zu den wissenschaftlich legitimierbaren Herangehensweisen der sozialpädagogischen Forschung und den daraus ableitbaren praktischen Haltungen stehen, sondern eher einem Selbstverständnis folgen, das mit diesen um die Dominanz konkurriert mit den gewöhnlich stärkeren Durchsetzungsaussichten, nicht zuletzt auch deshalb, weil die personalpolitischen Entscheidungen eher auf der Ebene der (verbands-)politischen Administration als auf der der wissenschaftlichen Anforderungen gefällt werden, und im Zweifel sogar gegen sie gefällt werden, mit der Folge ihrer Zensur durch die Administrationen. Wie weitgehend diese Praxis bereits die Ebene der administrativen Begrenzung und Demontierung der wissenschaftlichen Forschung selbst erreicht und durchdrungen hat, kann vorerst dahin gestellt bleiben. Sicher ist, dass die periodisch angekündigten oder die sogar durchgeführten Universitätsreformen den Trend zur administrativen Kontrolle des Wissenschaftsbegriffs selbst durch die ‚Karriereregeln’ und die Art der auf diesem Wege durchgesetzten ‚akademischen und Studienbetreuung’ bzw. den Studiengangsdesign kaum aufhalten dürften, besonders im Zuge der geradezu mit Verve betriebenen Demontage der akademischen Studiengänge zugunsten eilig zusammengeschusterter Fachhochschulstudiengänge, die schon im Ansatz als Technikerausbildungen angesetzt werden, mit unabsehbaren Folgen im seelischen, sozialen, intellektuellen und politischen Leben einer Population, die sich einer auf diesem Wege vorangetriebenen, mit schwer durchschaubaren Einflussnahmen durch die Wirtschaft und die als Massenarbeitgeber auftretenden ‚Kirchen’ durchsetzten Vergesellschaftung der Erziehung gegenübersieht ohne recht wissen zu können, wohin das führt, und die an den kaum latenten Totalitarismus gemahnt, den der aufmerksame Beobachter traditionell an Platons ‚Staat’ (Politeia) schon immer wahrgenommen hat, ohne dass das im nicht-abwählbaren ‚Politikunterricht’ der gymnasialen Oberstufe oder auch im Religionsunterricht auch nur eine Erwähnung fände, und sei es nur als mögliches Problem. Daneben ist jedoch ein in einer wenn nicht auf Bildung, dann auf Wissen gegründeten wissenschaftlich‑technischen Zivilisation, die einen sich durch die Distribution von Wissen selbst herstellenden, allerdings nicht statisch zu denkenden Grenzzustand (der Gleichverteilung des für die Führung des Lebens notwendigen Kenntnisse und Informationen) ansteuern muss, wenn sie nicht Ungleichheiten erzeugen will, die letztlich die Grundlagen der verfassten Herrschaftsform untergraben müssen, damit zu rechnen, dass entsprechend den Veränderungen, die das ungeachtet des Umstandes bedeuten wird, dass die Skepsis der Heranwachsenden, gerade weil sie so umworben sind von allen teils durchaus selbsternannten, aber auch von den staatlich besonders privilegierten und sonst approbierten, lizensierten Erziehergenerationen, allen, die ihr Potential zu nutzen bestrebt sind, und ihre Fähigkeiten, aber ebenso ihre möglicherweise gar nicht so bewusst 'gepflegten' und durch einen gewissen professionellen Einsatz gehüteten Unfähigkeiten (in diesem Fall die unvermeidliche Schwäche der Urteilsbildung, den Mangel an Erfahrung, die unter dem Triebdruck des Jugendalters leicht für zweideutige 'Begeisterungszustände' nutzbar zu machenden Antriebsüberschüsse im libidinösen Bereich, die stets dazu neigen, die falsche Richtung einzuschlagen, sich zu seelischen Massenepidemien zu akkumulieren und dann auf diese oder jene Mühle geleitet werden können bei geschicktem 'Anschlussverhalten', und den Mangel an ausgereiften Kenntnissen um sei es eine schnelle Mark zu machen, politische oder andere Karrieren...), gegenüber der 'Autorität' und dem 'Sachverstand' insgesamt zunehmen könnten, und das Bestreben der Menschen in Lebenslagen entwickeln, die sie unter die Bedingungen möglichst weitgehender Privatisierung ihrer Lebensrisiken stellt, sich aufmerksamer um den Sinn zu kümmern, den ihr Umworbensein in einem um jede Transzendenz gebrachten sozialen Tierreich unter dem Grenzwert reiner Selbsterhaltung für diejenigen hat, von denen sie so umworben werden. Wenn dieser Versuch von einem habitualisierten Misstrauen gegenüber dem Wissen selbst – angesichts seines Gebrauchs – begleitet würde, wäre das u. U. fatal, zumal schwer absehbar ist, welche sozialen Langzeitfolgen die Vergesellschaftung und Professionalisierung der Erziehung haben können, unter der Voraussetzung verschiedener möglicher Verlaufswege solcher Entwicklungen. Diese Veränderungen werden das Selbstverständnis (nicht nur) der Pädagogik auf lange Sicht 'nachhaltig' (das neueste Modewort) verändern. Denn wie könnte sie es auf die Dauer, auf der Höhe einer von ihr selbst erarbeiteten Zeitdiagnose und Entwicklungsprognose, die ihr zur Grundlage ihres Selbst- und Weltverhältnisses bzw. -verständnisses werden muss ganz ohne Rücksicht darauf, was ihre politischen Vorgesetzten in Verwaltung und Politik davon halten, verantworten - es ist vielmehr ihre Sache, aus dieser ihrer von ihr selbst erarbeiteten Sachkompetenz sich ein Urteil zu bilden darüber, was von dem zu halten sei, was diese ihrerseits davon halten, was sie von diesem Dafürhalten hält, und es wird sich dabei möglicherweise ein auszutragender Konflikt um die Frage nicht vermeiden lassen, ob die Politik oder die Verwaltung, bei allem Respekt gegenüber der von ihnen konservativ selbst dann verteidigten Ordnungsgesichtspunkte, an denen sie orientiert bleibt selbst dann, wenn sie im Rahmen der ihr ihrerseits gemachten, nicht immer gründlich geprüften Vorgaben alles ändert, damit alles so bleibt wie es ist und dies in der Gestalt der Verordnung zum Gesetz erheben lässt, durch den von ihr gelenkten Gesetzgeber - sich wider besseres Wissen von der ihr zufallenden Aufgabe und ignorant gegenüber den entfalteten Resultaten ihrer diagnostischen Arbeit daran zu beteiligen, die derzeitige und die geplante Technik der Nutzung der Ressource Mensch blind wenigstens zuzulassen, und besonders der Ressource 'Jugend', im Gegensatz zu einem Alter, das nur unter dem Gesichtspunkt eines möglicherweise durch sozial verträgliches Frühableben einsparbaren überflüssigen Kostenfaktors sozial-politisch figuriert und dabei an eine Spekulation anknüpft, die mindestens so hinterhältig ist wie der Antisemitismus und im Übrigen mit diesem strukturidentisch, gewissermaßen als eine der Gestalten, die das Syndrom annehmen kann nach dem verordneten Ende der Politikfähigkeit von religiösem, rassisch begründetem Hass und politischer Apartheid, während dabei doch davon ausgegangen zu sein scheint, dass die in früher Jugend ausgeschaltete Urteilskraft der Menschen nach einem 'erfüllten Leben' auch nicht anders zu figurieren vermöchte als zuvor, nämlich bestenfalls unter dem Gesichtspunkt der Ohnmacht, die nunmehr vermehrt zu denken sei um die Schwäche des Alters und als Folge einer langen und rücksichtslosen Nutzung durch die Mächte der Heteronomie, die über die Existenz verfügt hat, indem sie ihre Kräfte verbraucht. Nur so ist die öffentliche Debatte überhaupt verstehbar, zugleich als Technik einer Bearbeitung des Verhältnisses zwischen den Generationen, die meint voraussetzen zu können, dass ausschließlich ihre politische Macht dieses Verhältnis regiert. Das setzt notwendig das Vertrauen in die bereits gelungene Zerstörung des innerfamilialen Zusammenhangs zwischen den Generationen durch die zur kollektiven Veranstaltung von Gehirnwäschen degenerierende öffentliche Erziehung voraus und enthüllt das Missverständnis, das eine keiner Kontrolle von Seiten des nominalen Souveräns – dessen Urteilsvermögen einfach von der Politik gar nicht erst für die Fähigkeit zur Wahrnehmung seiner Aufgabe gebildet wird, entsprechend einer Technik, mittels derer der Majordomus (oder der Wazir) endlich die Herrschaft (des Kalifen) ablöst, die ihn beauftragt hat, bloß dass hier ‚das Volk’ in der Rolle der endlich gestürzten Dynastie auftritt. Dabei ist es im Prinzip gleich, wohin die Souveränität projiziert wird, auf die die Verwaltung es abgesehen hat - mehr unterliegende Politik in das Verständnis der von ihr gesteuerten Erziehungs- und Bildungsinstitutionen investiert hat. Es macht den Standpunkt der Unterwerfung unter ihre Direktiven zum Allgemeinen. Die einer derartig zur Politik degenerierten Technik des Design der entsprechenden Studiengänge ist keinesfalls mehr, ungeachtet der formalen Wissenschaftsförmigkeit der Wissensform, als Wissenschaft zu betrachten. Was da heranschwillt eher als es ‚wächst’, ist einer zur Technologie des Sozialen geronnenen Glaubensdogmatik ähnlicher als dem Inhalt der lediglich einer Mimikry folgend nachgeahmten Form, die wiederum einer der derart faktisch erschließbaren Bedeutungen von ‚Modernisierung’ entspricht. Das mag zwar ‚kreativ’ sein. Ob das genügt, ist fraglich, wenn und weil die absehbare Zukunft möglicherweise ganz anderes verlangt von einer Population, die sich in einer wissenschaftlich-technologischen Weltzivilisation zu behaupten versuchen muss. dass es unhaltbar ist, müsste sich von selbst verstehen, und auch, warum das unhaltbar ist. Wenn sie also, konfrontiert, nicht darauf kommt, warum das so ist, sondern an dessen Statt 'Gründe' produziert, mit dem Anspruch, endlich die Debatte mit einer von ihr inszenierten Abstimmung ihrer Mandatsträger über das Richtige und Falsche zweckmäßiger Weise beenden zu lassen, dann gleicht das dem Versuch, mittels einer Abstimmung zu entscheiden, dass zwei mal zwei vier bzw. fünf sei, wobei hier lediglich das plebiszitäre Element hinzukäme, das aller von Verwaltungen ausgesteuerten Politik so unsympathisch ist, wenn man an eine Volksabstimmung dächte, um die je eigenen Entscheidungen ggf. um so vieles vernünftiger aussehen zu lassen wie sie den Zugang zu der Beteiligung an ihnen beschränkt halten.
So unverfänglich es ist, wenn ein sich praktischen Erfordernissen verdankendes Wissenschafts- und Berufskonzept sich zunächst an den durch den Vorrang des Vordringlichen diktierten Notwendigkeiten ausrichtet, indem es sich auf die Erhebung von Daten, die Konsolidierung des 'Berufsbildes' und die praktische Institutionalisierung, als Lehrfach bzw. Studiengang in Universitäten und Hochschulen, als Beruf in den verschiedensten Institutionen konzentriert und dies zunächst vordringlich ins Auge faßt, so dringlich wird dann, wenn seine allgemeine Funktion und seine Konsolidierung absehbar bzw. faktisch geworden sind, zumal angesichts des erkennbaren Rückzuges der traditionellen Paradigmen, mit denen es teils aus einer nachgeordneten Positionalität heraus wissenschaftlich zunächst konkurrierte, oder die ihrerseits - als Institutionenkomplexe - die wissenschaftlich gestützte Kompetenz des Sozialpädagogen in wachsendem Maße nachzufragen begannen, so dringlich wird die (erneute) Zuwendung zu den Grundlagen des Fachs, die sich nicht länger nur aus Anleihen anderer Fächer oder anderen, zumal historisch verblassenden oder anders fragwürdig werdenden Überzeugungskomplexen ohne Weiteres beziehen lassen, auch und obwohl sie sich nutzen lassen, wenn und wo sie auf ähnliche Fragestellungen paradigmaspezifisch andere Antworten gegeben haben. Weder eine allgemein 'menschliche' Einstellung noch eine institutionalisierte Theologie bzw. religiöse Formation, oder der 'Bildungshumanismus' der überkommenen höheren Bildungsgänge sind hier als Grundlagen auf Dauer länger tragfähig. Und Wissenschaftsförmigkeit allein garantiert nicht die Richtigkeit des unter ihr Befassten. Verschiedene therapeutische Unternehmen und Theorien scheinen an die Grenzen ihrer Verarbeitungskapazitäten für menschliche Erfahrung gestoßen zu sein, teils trotz ihres Bekenntnisses zu benachbarten Konzeptionen der Erfassung der Gegebenheiten des menschlichen Lebens, bzw. des Versuchs zur Reorganisation ihrer eigenen mittels der Integration der Konzeptionen anderer Fächer. Und es gibt begründete Vermutungen darüber, warum das so sein könnte. Niemand hat bisher beweisen können, dass die Entwicklung der organisierten ‚Wissenschaftsumgebungen’ – zumal im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften tatsächlich der Entwicklung der betreffenden Wissenschaften selbst auch nur dienlich ist, geschweige denn, dass es sich um die tatsächlich angemessenen ‚Entwicklungsumgebungen’ auch handelt. Was man für den Bereich der Weiterentwicklung von Technologien durchaus zu Recht anders sehen darf. Aber es gibt Indikatoren dafür, dass das spezifisch wissenschaftliche am Wissenschaftsbewusstsein des Wissenschaftsbetriebes der Sozialwissenschaften schwindet – bzw. in seiner ‚sozialen Evolution’ und ‚Paradigmenwechseln’ verschwindet – und zwar im umgekehrten Verhältnis zum Wachstum seiner Verwaltung, die nur die Kehrseite der Technologisierung des Sozialen und seine Unterwerfung unter die Regulierung durch den Fachhochschuldesign der Sozialtechnologie im Zuge der Vergesellschaftung der Erziehung auf dem Wege zu Platons ‚Staat’ (Politeia) ist, die sich in der politischen Propaganda als ein Teil der ‚Familienpolitik’ gibt, und vielmehr auf eine Enteignung der Nachkommen durch politisch beauftragtes Personal mit einem entsprechenden professionellen ‚Selbstverständnis’ hinausläuft, an dessen Selbst wie Verständnis der Grad an Unbewusstheit, mit der es seinen Auftrag gehorsam ‚wahrnimmt’, am meisten imponieren dürfte.
Man wird Antworten darauf geben müssen, wie diese Stagnationen zustande kommen; es lässt sich vermuten, dass die Sozialtechnik der Institutionalisierung mit einer gewissen Zwangsläufigkeit jenen strukturellen Übergang von Forschung und Wissensform in Verwaltung bewirkt, der endlich jene verdorrten terminologischen Landschaften erzeugt, in denen sich nur noch die Hinterlassenschaften einstigen erfahrungsgesättigten Lebens finden, die hinterbleiben, wenn der lebendige Impuls, das affektive Leben, die die Terminologien einmal belebten, erloschen sind in der Routine einer Wiederholung, die der sekundären objektiven Zweckmäßigkeit der Selbsterhaltung einer Personalgruppe dient, die ihren Selbsterhaltungsinteressen die von ihnen besetzte Institution unterworfen hat. Fatal daran ist, dass es gerade Struktur und Funktion der organisierten Systeme sind, die den Vorrang interner Gleichgewichtslagen im als Machtgefüge zu verstehenden Strukturmuster der Organisation erzwingen und dass es diese sind, die zunächst die Erstarrung bewirken, die die unablässig gegenwärtigen Kompromisszwänge unausweichlich machen, und die sich endlich auch auf die gesamte Form des Umgangs mit der Systemumgebung auswirken, die, ob unter den Gesichtspunkten der ‚Ausbildung’, oder allgemein der ‚Klientenbehandlung’ oder unter dem Gesichtspunkt der Personalrekrutierung im Sinne der zu mehr oder weniger heimlichen Primärzwecken avancierenden Strukturkonservierung manipuliert werden. Angesichts dieser erkennbar empirisch wirksamen Mechanismen der ‚sozialen Evolution’ gerade des Wissenschaftssystems sind die von der Wissenschaftsgeschichtsforschung vorgelegten Vorstellungen über die Vorgänge des Paradigmenwechsels in der Wissenschaft so blauäugig wie die von der Existenz einer ‚Wissenschaftlergemeinschaft’. Gerade im Bereich der im weitesten Sinne als Sozialtechnologie einzuordnenden Studienangebote, die zunächst einer dringenden wissenschaftlichen – nicht administrativen – Revision des Zustandekommens der betreffenden ‚Studiengangdesigns’ bedürften, haben die dem unkontrollierten Aushandeln von gänzlich wissenschaftsfremden ‚Ursachen’ verdankten Resultanten, und deren Zusammenschiessen zu mehr oder weniger zufällig entlang von gerade vorherrschenden, sich gerade jeweils zur Geltung bringenden und durchsetzenden Wünschen und ‚Anforderungsprofilen’ an den Personalbedarf der verschiedensten Verbandsinteressen Studiengangsplanungen zu einer mehr oder weniger hinter ‚human(‑istisch)’ oder ‚sozial’ in einem Sinne, den der Terminus im Vokabular der sozialen Kontrolle durch flächendeckende und nachhaltige bürokratische Überwachung inzwischen praktisch angenommen hat, kaschierten Bedarfsplanung für die Verwaltung von Menschen in einem Grauraum protobürokratischer Kontrollinteressenexpansion geführt, die die einmal als wissenschaftlich deklarierten Ziele der Sozialwissenschaften und der aus ihnen durch ‚Weiterentwicklung’ abgeleiteten Derivate mit Anwendungscharakter zu einem Instrumentarium umgebaut, dessen Auslegung neben einer Tendenz zu einer Objektivität, deren Impetus die berufsgruppenspezifische Monopolisierung von Techniken der Verfügung über den Objektbereich ‚das Soziale’ ist, in kaum etwas anderem als der Verfügung über eine Population gesehen werden kann, deren konstitutionelle Urteilsschwäche gerade zu eine Voraussetzung von Techniken eines Politikverständnisses ist, die die Methoden der Massentierhaltung längst, mittels einer Strategie der quasi ‚kriechenden Infiltration’ des sozialen Lebens, auf die sogenannte Gesellschaft übertragen hat, wobei mit ‚Gesellschaft’ hier nichts anderes gemeint ist als die Bereiche des noch nicht vollständig organisierten und durch öffentliche und halböffentliche Institutionen kontrollierten Lebens ist, um die sich Mächte zusammenballen, die keiner sozialen und öffentlichen Kontrolle unterliegen, sondern ihrerseits die Kontrolle ausüben sogar über die öffentlichen politischen Einrichtungen und den gesamten Halo von mehr oder weniger von ihnen und ‚aus öffentlichen Mitteln’ (mit‑)finanzierten Einflussnahmeveranstaltungen mit vereinsrechtlichem oder neuerdings auch privatwirtschaftlichem ‚Appeal’. Die Absicht und der Versuch einer Zerstörung dieser Bestände des Sozialen im Dienst ihrer möglichen Kapitalisierung ist unverkennbares Ziel dieser ‚Bemühungen’. Die erwartbare Konsequenz für den ‚Wissenschaftsbetrieb’ ist u. a. längst absehbar. Was ihre Politisierung – zu deren Ergebnissen die erwähnten Studiengangsdesigns zu rechnen sind – noch an auf eine ernst zu nehmende Urteilskraft gestützten Beständen, besser, an lebendiger Gestaltung übrig gelassen hat, wird durch die verstärkt eindringenden Auftragsarbeiten – soweit diese nicht ohnehin schon sicherheitshalber in der institutionellen Regie von privaten oder politischen Auftraggebern unter Kontrolle gehalten veranstaltet werden – im Sinne des aus den USA schon länger bekannten, und dort vor allem im Bereich der Ökologie und der biochemischen und biogenetischen organisierten Interessen besonders ausgebreiteten Phänomens der Entwicklung von ‚Junk Science’ strategisch besetzt. Das Phänomen entspricht im Wesentlichen dem, was man aus dem Internet als ‚SPAM’ kennt, nur auf ‚höherem Niveau’, und was man gelegentlich als ‚junk-mail’ ‚übersetzt’ findet. In diesem Typ von ‚Wissenschaft’ sind unmittelbar ökonomische Interessenausrichtung, Zielgruppen- und Marktforschung, Produktinformation und Produktpropaganda, also Absatzstrategien mit Lobbyismus und möglichst ausschließlicher Öffentlichkeitsbeeinflussung derart miteinander vermischt, dass sich von ‚Wissenschaft’ bestenfalls deswegen noch sprechen lässt, weil sich in der Sozialforschung selbst zunehmend Forschungsinstrumente finden, die auf die Aufbereitung der Population zu statistischen, also irgendwie politischen Zwecken oder für ökonomische Planungen zielen, also an einem Wissensgewinn im Sinne angemessener Urteilsbildung etwa über (dieselben) politischen oder ökonomischen Planungsvorgänge kein Interesse nehmen, so dass sich ohne Weiteres der beiden Entwicklungslinien gemeinsame ‚Trend’ zu ‚corporate science’, also zur ‚Privatisierung’ des Wissenschaftsbegriffs im Sinne einer Aneignung durch vorwiegend die Großorganisationen erkennbar wird, die das soziale Leben inzwischen mehr oder weniger unmittelbar gängeln.
Das Ausmaß des sozialen und politisch-wirtschaftlichen Wandels lässt selbst jüngere Grundlagenüberlegungen des Faches problematisch werden. Das Schicksal der sozial/politisch begründeten Konzeptionen einer umfassenden Pädagogik, die politisch wirksam sein wollte, ist bekannt. Das bedeutet nicht, dass die Gründe für dieses Scheitern auch nur ansatzweise wirklich angemessen untersucht worden wären. Das ist jedoch ein anderes Thema. Mit der gegenwärtigen Ausbreitung der durchaus politischen Propagierung des 'positiven Denkens' wendet sich die öffentliche Selbstdarstellung von Gesellschaften mehr und mehr ausschließlich den 'Siegern' zu. Aus der Sicht des Erfolges sieht alles nach Erfolg aus. Wenn man sich damit identifiziert und hat dann Erfolg, muss das nicht auf einen zwingenden Zusammenhang dieser Identifizierung mit diesem Erfolg hindeuten. Das macht die Betonung des Zusammenhanges einer organisierten Willensanstrengung mit der Chance auf einen erarbeiteten Erfolg noch nicht überflüssig oder unsinnig. Aber viele Menschen werden mit dieser durchaus ermutigenden Identifizierung mit der Erfolgsaussicht ihr bewusstes Leben beginnen ohne das ihnen dadurch allein auch das der damit erzeugten Erwartung entsprechende Ergebnis wirklich zuteil wird. Man muss das nicht exakt quantifizieren um wissen zu können, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von Individuen ihre privaten oder beruflichen oder auch andere Lebensziele nicht erreichen können wird, und dass das weder mit einem Mangel an Eignung im weitesten Sinne noch mit einem Mangel an Willen oder Fähigkeiten zusammenhängen muss, noch mit falsch oder zu ehrgeizig angesetzten Zielvorhaben. Das 'positive Denken' entspricht insofern eher einer Erwartungshaltung zu Beginn eines Weges, dem erst in Erfahrung verarbeitetes Erleben sozialer Wirklichkeit und wechselnder sozialer Gegebenheiten die Unterbauung gibt, die dann entsprechend enttäuschte und erfüllte Erwartungen und eine entsprechend zu korrigierende Haltung zur Konsequenz haben müssen, mit einer Rückwirkung auf die Grundeinstellungen, die einem Urteil über ihre Angemessenheit vor der Sachlage, so wie sie dann, von der Erfahrungsseite her, als Erwartung erscheint. Von dort her ist dann erneut über den Realitätswert des prospektiv sicher gerechtfertigten 'positiven' am 'Denken' zu entscheiden. Und ebenso über seine Stellung zum Ganzen der Realität, dessen Prinzip es auf irgend eine Weise treffen muss, wenn ihm eine ernst zu nehmende Bedeutung zukommen soll. Positiv am Denken ist letztlich die Fähigkeit, eine Erfahrung in ein ihr angemessenes Verhältnis zum Ganzen der Realität zu bringen, und zwar ohne Rücksicht auf das Vorzeichen, das seinen 'Inhalt' in eine Beziehung setzt zu menschlichem Glück oder Unglück. Die Voraussicht auf ein Unglück entsprechend einer Sachkenntnis, die im Eintreten des Unglücks sich bestätigt und damit auch die prognostische Fähigkeit des Denkens, ist selbst positiv in jeder möglichen Hinsicht, als Bewährung von Denken verstanden, mithin selbst kein Unglück. Die Voraussicht (nicht die Voraussage) auf eine Katastrophe, die alle beträfe, wäre, wo sie einträte, zugleich Ausdruck positiven Denkens im richtig verstandenen Sinne, auch und selbst dann, wenn sie, weil sie alle beträfe, auch den Voraussehenden beträfe, zu seinem Unglück also ebenso einträfe wie zu dem aller anderen. Negativ daran wäre 'lediglich', dass der Gegenstand ein alle betreffendes Unglück wäre. Was 'positives Denken' genannt wird, ist mithin gar kein Denken, sondern eine 'Erwartung', die als eine Art Gestimmtheit, eine affektive Tönung, an das in der Erwartung Gedachte herangetragen wird, als der Produktwerbung entsprungenes Konzept mit Ausschließlichkeitsanspruch wäre es totalitäre Propaganda in ‚modernisierter’ Form. Man kann die Erwartung haben, dass die Aktienkurse steigen und man Kursgewinne macht. Gleichwohl können die Kurse sinken und man macht Verluste, und zwar u. U. genau deshalb, weil andere auf die von ihnen mit verbreitete, aber nicht im einfachen Wortsinne geteilte Erwartung steigender Kurse ihrerseits einen Kalkül gründen, der aus ihr einen Gewinn ziehen kann in genau dem Augenblick, in dem die Kurse sinken, weil sie verkaufen, und weil ihr Kalkül auf Verkauf (bzw. ‚Gewinnmitnahme’) lautet. Solche 'Gestimmtheiten' erweisen sich also angesichts ihrer Enttäuschung als wahnhaft, ihre Erzeugung und ‚Pflege’ als Propaganda (Anschließend erfolgen gewöhnlich die üblichen Beteuerungen, man wolle ‚Vertrauen wiederherstellen’. „Auf ein neues“ ist die Devise.). Die erfolgreiche Abwehr einer drohenden Katastrophe, eines Unglücks können davon abhängen, mithin also der Erfolg des 'Denkens', dass sie angemessen, in ihrer ganzen möglichen Wucht bedacht wird. Im Kern stimmt, so gesehen, das 'positive Denken' also vielmehr mit der leichten Euphorie überein, die die Produktwerbung mit der politischen Strategie vereint, die Erfahrung zu entwerten im 'Bündnis mit der Jugend', die als Konsumenten oder Gefolgschaften geworben werden soll, unter Nutzung eines von der Produktwerbung selbst erzeugten Wahns, der die nachwachsenden Generatioen gegen ihre Vorgängergeneration einnimmt, ohne dass man sagen kann, dass nicht die allgemeinen politischen und sozialen Umstände auch das Ihre, ebenso wie das allgemeine Verhalten der Vorgängergeneration gegenüber der nachwachsenden, dazu beigetragen haben müsste, dass diese soziale Entwertung stattfinden kann, weil sie nämlich nicht gänzlich unbegründet sein muss. Nicht nur die vernutzten Generationen, auch ihre Erfahrung soll mit der Geschwindigkeit der Produktgenerationszyklen verschwinden. Fragt sich, zu was die so gestimmten Seelen im Augenblick der Gefahr dann imstande oder noch fähig sind, oder auch nur willens zu tun. Im Kern stimmt diese Gestimmtheit überein mit den Triebabkömmlingen der Verliebtheit, die jene positive Erwartung aufrechterhält, die ihre Verwandtschaft mit der Sucht offenlegt, die wiederum eine der Grundlagen der Unterhaltungs- und Bewußtseinsindustrie geworden ist. Bekanntlich überschätzt die Verliebtheit nicht nur das Liebesobjekt, sondern auch die sich derart auftuende 'glänzende' Zukunft, die ja eine eines Lebensalltags sein wird, der nicht jenseits der Zeit anzusiedeln ist, der einem Menschen, soweit er Organismus ist, zur Verfügung steht, maximal. Die gegen den Rat der mythischen Überlieferung zum 'Prinzip Hoffnung' ernannte 'Nach-Denklichkeit' des Bruders des Prometheus, (Prometheus: Der, der vor(her) (nach)denkt; Epimetheus: Der, der nach(her) (nach)denkt.) lässt grüßen. Das hat Tradition, nicht nur in Demokratien. Dem sozialpolitischen Unterricht, der schulischen Religions- und Soziallehre, der Drogenprävention der Sozialpädagogik selbst fehlen angesichts des Rückzuges traditioneller Grundlagenmuster der Erziehung und Bildung mehr und mehr die sozialen Grundlagen bzw. die Grundlagen in den verbreiteten und vor allem, den real geltenden, das Tun bestimmenden und rechtfertigenden Handlungen der Menschen. Zu erwarten ist mehr als alles andere eine wachsende Neigung zur Privatisierung von Lebensrisiken in einem umfassenderen Sinne als die derzeitige Diskussion andeutet, die in dieser Hinsicht wie ein politischer Pilotversuch anmutet (der Terminus 'Reprivatisierung' könnte bei näherem Hinsehen als eine gezielte Lenkung des Verständnisses des mit ihm verbundenen oder jedenfalls gewollten Vorgangs erscheinen, als scheinselbstverständliche Rückkehr zu den lediglich - etwa unter dem Druck des zu politischem Einfluss gelangten 'Anspruchsdenkens' - aus dem Blick geratenen Selbstverständlichen. Es ließe sich nachweisen, dass diese Optik jedenfalls historisch an den Status quo der Ideen des marktwirtschaftlichen Liberalismus anknüpft, und damit an ein 'modernes' Konzept, und nicht an die Ideenbestände der Sozialgeschichte, so dass das Präfix 'Re-' nicht ganz so naiv Selbstverständliches andeutet wie es scheinen mag.) Dieser Tendenz entspricht eine andere, die das 'Soziale' recht eigentlich auflöst. Zu untersuchen ist in diesem Zusammenhang inwieweit sich die Postmoderne auch als postsoziale Epoche auffassen lassen müsste. Die Entwicklungsrichtung scheint von der 'Einsamen Masse' zur 'Masse der Vereinsamten' zu verlaufen. Das gilt angesichts der problematischen Folgen die das für ganze Sozietäten haben wird, mit oder ohne begleitendes Be-Denken, und auch ohne Rücksicht auf das begleitende Selbst-Bewusstsein, das sich stets aufs Neue mit massiver Unterstützung der Bewusstseinsindustrie dazu bequemt, endlich aus der sozialen Katastrophe als Massenschicksal jeweils zielgruppenspezifische ‚neue Lebensformen’ zu zimmern, indem es aus der Not eine Tugend macht. Angedeutet ist das in einem schleichenden Bedeutungswandel des Terminus des Sozialen selbst, mittels dessen in zunehmendem Maße eher Problembestände aus dem Nahbereich des Lebens bezeichnet werden, in deren Erscheinungsbild die Destruktion des Sozialen vorzuherrschen scheint, deren Verbreitung als Massenerscheinung dann die Politik unter Rückgriff auf die Bedürfnislagen der Betroffenen dazu berechtigt, sie zu neuen Lebensformen zu erheben, während die ursprüngliche Bedeutung, die die Selbstverständlichkeiten der Gemeinsamkeiten, die die Menschen in ihrem Lebensalltag miteinander teilen (nicht im Sinne eines Kampfes um knappe Güter, also nicht in dem Sinne, dass, was der eine bekommt, dem anderen fehlt) in dem Maße zurücktreten, in dem der Verdrängungswettbewerb und der Nutzungskalkül die 'Beziehungen' zwischen ihnen durchdringt. Nicht zuletzt die (wenigstens vorläufige) polemische Diskreditierung aller überlieferten Versuche, der gesellschaftlichen Evolution ein durch ein Konzept gesteuertes Ziel (ein 'Telos') zu setzen und Verantwortlichkeit von Politik und Erziehung daran zu binden, haben ein Klima geschaffen, das den Aspekt des Sozialen mindestens einer erheblichen Erosion aussetzen muss, wenn es ihn nicht gar zur radikalen 'Modernisierung' bzw. 'Globalisierung' freigibt. Der eingespielte Wortgebrauch im Umkreis von 'Unternehmenskultur' und 'Unternehmensphilosophie' macht jedenfalls klar, dass eine Kollision in den Bedeutungen dieser Begriffsquadriga kaum denkbar, dieser als Ganzer mit dem des Sozialen aber auf jeden Fall garantiert ist. Und die Politik soll offensichtlich sei es dazu überredet werden, sich von diesen Begriffen ziehen zu lassen, bzw. sie scheint geneigt, den Karren zu mimen, den sie mit sich reißen, indem sie durchgehen.
Was mithin 'positives Denken’ bloß heißt und gar keines ist, ist eine Erwartung, die nicht imstande ist, von sich selbst abzusehen. Was positives Denken dagegen ist, ist ein entlang von Kenntnissen und vor allem der ausgebildeten Fähigkeit zu denken, nicht nur entlang von Erwartungen zu assoziieren, über die Selbstbetroffenheit einer am Vorgang des Erlebens klebenden Erwartung hinaus vorzustoßen zum wirklichen inneren Zusammenhang der Sachverhalte und Vorgänge, also vor allem auch die Fähigkeit von sich selbst gerade dort abzusehen, wo die mögliche Betroffenheit von der Sache oder dem Vorgang am größten sein könnte. Der Triumph ist der Moment der größten Gefährdung. Chronifiziert ist er einer Sucht gleichzusetzen und mündet wie diese in einen Realitätsverlust, dessen anderes Gesicht der Krampf ist, der mit der Vorstellung der endgültigen Konsolidierung auf der Höhe eines Extremums verleimt bleibt.
Das unmittelbar Vorstehende ist nur gesagt im Hinblick auf eine denkbare Untersuchung der Frage, inwieweit die derzeitig vorherrschenden Überzeugungen, wie sie den Bedeutungen der Termini zu entnehmen sind, eine echte Chance als langfristig führende Konzeptionen in Wirtschaft und Politik haben, vor dem Hintergrund etwa einer absehbaren Ressourcenverknappung nicht nur im Energieerzeugungsbereich, und dem Naturvorgang der Populationsentwicklung in Richtung auf eine globale Monokultur der Spezies Homo sapiens, die mit Ausnahme der Schlacht- und Haustiere, den Algen und Medusen, den Arachniden und den Insekten dem Rest des Lebens kaum mehr als eine Nischenexistenz etwa in Zoos und Palmengärten lassen zu wollen scheint. Das mag indessen als Ornament einer Überlegung erscheinen, die den Blick auf die auflaufenden unbedachten Nebenfolgen eines an kurzfristigen Vorteilslagen orientierten und einem ins Extrem getriebenen Eintagsfliegenverständnis von Selbsterhaltung und Erfolg nachläuft, und dabei die Akkumulation von Folgen solcher Selbsterhaltungsstrategien gar nicht mehr in den Blick zu nehmen imstande sein kann, die aufs Ganze gesehen der Selbsterhaltung widersprechen, auf Kosten von Generationen, die für diese Folgen einstehen werden müssen, ohne die, die sie verantworten müssten noch belangen zu können, trotz der beschleunigten ‚Veränderungsgeschwindigkeiten’.
Ungeachtet der darin absehbaren oder befürchteten realitätswirksamen Problembestände, die der Evolution diese oder jene Richtung geben, dem Handeln diese oder jene Wirksamkeit zutrauen bzw. zumuten mögen oder nicht, und ungeachtet der jeweiligen Position, die man zu diesen Problemen einnehmen kann, indem man sie als Handlungsprämissen betrachtet oder als hinzunehmende Folgen wie immer bestimmten Handelns, zeichnen sich in beiden Perspektiven der absehbaren Evolution (den Grenzen extensiven Wachstums und den Grenzen intensiver Individualisierung) zwei Extremwerte ab, die gleichermaßen darauf verweisen, was zugleich auf Alle und auf jeden Einzelnen zukommen mag: Das Problem der sozial sich amplifizierenden Zumutung der Bewältigung der individuellen Selbsterhaltung unter den Bedingungen sich verschärfender Kontingenz der individuellen Existenz, verstanden in den koaxialen Dimensionen des sozialen, des intellektuellen und des seelischen Lebens in Gemeinschaft mit anderen. Dem steht gegenüber die bisher alternativenlos gebliebene Notwendigkeit des Erwerbs von Mitteln des Überlebens mittels Unterweisung, durch Sozialisation. Es ist eigentümlich, dass und wie sehr das Ergebnis und die Voraussetzungen, unter denen es einzig denkbar ist, dass es erreicht werden kann, sich widersprechen: Eine zu Ende gedachte soziale Erosion, bzw. eine zu Ende gedachte Erosion des Sozialen, wie sie sich abzuzeichnen scheint, widerspricht der Möglichkeit des erfolgreichen Erwerbs von Mitteln, die das Selbsterhaltungsstreben nutzen können muss, um erfolgreich zu sein, während ein konsequent konzipiertes soziales System, das diese Leistung durch Sozialisation erbringt, mit einer zu Ende gedachten Konzeption von Selbsterhaltung unter den Bedingungen eines Grenzwertes des Sozialen, unter den Bedingungen einer Zugrundelegung von Kontingenz als individuelle Existenzbedingung nicht vereinbar ist. Da stets das Eine die Bedingung des anderen sein müsste, die beiden strukturellen Aspekte sich in einem umfassenden sozialen System wechselseitig als Grundlage voraussetzen und als Leistung, als jeweiligen Output erbringen müssten, jedoch einander entgegengesetzt und als jeweiliges Extremum nicht miteinander in einem Systemzusammenhang (der kein 'Kontext' ist, um hier ausdrücklich 'antihermeneutisch' zu sein) existieren können: Ein Systemzusammenhang auf der Grundlage vollständig verwirklichter sozialer Kontingenz (Anomie), den die beobachtbare ‚Evolution des Sozialen’ als Grenzwert enthält, dem die Tendenz zu seiner vollständigen Vermarktung (Kapitalisierung und markttechnische ‚Erschließung’) und Bürokratisierung (u. a. mittels verschiedener Varianten eines professionalisierten sozialtechnologischen Design) nur scheinbar widerspricht, ist mit einem sozialen System unverträglich, das ebenso konsequent Sozialisation zu verwirklichen beabsichtigt, und dabei den unverzichtbar anthropologischen Sinn einer als Selbsterhaltung – die ja eine jeweils zunächst individuelle ist - nur unter Voraussetzung einer durch Vertrauen und Berechtigung dieses Vertrauens – also den Verzicht auf den sei es fahrlässigen, vorsätzlichen oder hinterhältigen bzw. arglistigen Missbrauch dieses unabdingbaren Vertrauens – gewährleisteten kulturell fundierten Generationenfolge und der Bereitstellung der Bedingungen ihrer Möglichkeit in einem soziokulturellen Konzept ‚vorsieht’ sowie verwirklicht. Daher scheint es angemessen, eine Überprüfung der sozialen Evolution unter den Bedingungen dieses problematischen Gegensatzes vorzunehmen, um eine Überlegung darüber anstellen zu können, welche Zumutungen der Individualität als dem Träger von Entscheidungen mit möglichem letalem Ausgang auferlegt werden können einerseits, und welche Zumutungen dem sozialen System an Anforderungen an Sozialität auferlegt werden müssen, damit beide Ziele, Individualität und Soziabilität in einem überlebensdienlichen Verhältnis miteinander zu stehen kommen, eben so, dass Sozialisation Individualitäten hervorzubringen imstande ist, die soziale Kontingenz über ein bisher denkbares Maß hinaus (und unter Unterbietung der Schwelle zum sei es auch schleichenden Bürgerkrieg oder der Universalisierung eines 'postmodernen Hinduismus' in der Gestalt einer mit der Produktwerbung und der Unterhaltungsindustrie verzahnten 'Volksreligion der Sieger': Bekanntlich ist der Hinduismus mit einem sozialen Konzept 'kompatibel', in dem periodische Seuchen 'Naturkatastrophen' und Populationswachstum über die Nahrungsbasis hinaus mit Hungersnöten und der entsprechenden Populationsschrumpfung, imperiale Kriegen zwischen Großreichbildung und dem gewaltsamen Zerfall entlang von Stammes- oder Ethniengrenzen mit periodischen Invasionen von Erobererpopulationen abwechseln.) zu bewältigen gelernt hat, und zugleich derart, dass dabei der soziale Zusammenhalt, der Sozialisation mit diesem Ziel und unter Berücksichtigung der Realitäten, denen ihr Ergebnis sich gewachsen zeigen muss, nicht seinerseits von diesen Ergebnissen selbst im Grundsatz in Frage gestellt und verunmöglicht wird.
Von dorther lassen sich dann zugleich einige Grundfragen beantworten, die unter der Voraussetzung, dass das oben besprochene zugleich auch die Existenzbedingungen der Sozialpädagogik in Gesellschaft, Universität und Hochschule sowie den Institutionen betrifft, in denen sie sonst als Beruf ausgeübt wird, mit formuliert, die Aufgaben der Sozialpädagogik in einer globalisierten Gesellschaft mit dieser Entwicklungstendenz in einen Horizont einbinden, der die vorliegenden Daten der Forschung aus den vergangenen Dekaden mit einer besser verstandenen grundbegrifflichen Basis derart verbindet, dass zugleich das Verständnis des Auftrags der Sozialpädagogik und ihre Leistungsfähigkeit an die von ihr so diagnostizierte Lage angepasst werden können.
Dies begründet entsprechend den Arbeitstitel des Projekts: Selbstbehauptung und Sozialisation.
Sie steht nicht unter der Absicht, ‚die Jugend zu umwerben’, - Das erlaubt der soziologisch keineswegs unerhebliche Umstand schon nicht, dass diese gewöhnlich Eltern hat, und dass die gerne im Sinn der Selbstermächtigung (und der Selbstüberschätzung) einer institutionellen Pädagogik propagierte ‚Zielgruppenorientierung’ zumal dort, wo sie etwa im Rahmen der schulischen Elternmitbestimmung diese gewöhnlich nutzt, um die Organisierung der Eltern unter diesem Vorwand als Übungsplatz für die Vorbereitung politischer Karrieren aufzufassen, und mithin dazu neigt, Eltern als eine Art ‚lebenslang von der Schule als Staatsapparat Abhängige’ Mitschüler zu behandeln, was seinerseits voraussetzt, dass diese keine ernst zu nehmende Urteilskraft ausgebildet haben können, was wiederum voraussetzt, dass die Schule diese sich auch nicht als Bildungsziel gesetzt hat usw., so dass sich aus der Gesamtheit dieser Umstände die ebenso scheinselbstverständliche wie irrige Annahme ergibt, dass ein aus Lebenserfahrung und Urteilsvermögen sich zusammensetzender Einfluss der Eltern auf ihre eigenen Nachkommen gar nicht mehr in Betracht gezogen werden muss als ernst zu nehmende Größe. Während man damit möglicher Weise eine Masse richtig charakterisiert, die diesen Kriterien ‚genügt’, und die sich für eine ‚Produktwerbung’ (advertising) für eine entsprechende Politik eignet, lässt man angesichts der Bequemlichkeiten, die das bietet, leicht ausser Acht, was das in the long run bedeutet, wenn es wirklich stimmt, und zwar sowohl für die Herrschaftsform als auch für eine wissenschaftlich-technologisch fundierte Zivilisation. Richtig ist die kontrafaktische, von der Bildung unterstützte Annahme und Voraussetzung eines tatsächlichen kommunikativen Zusammenhanges zwischen den Generationen und die angemessene Wahrnehmung der Elternaufgabe als einer Aufgabe der die Generationen übergreifenden Selbsterhaltungsabsicht auch dann, wenn das anderen ‚Interessen’, etwa denen der Funktionalisierung durch die Bürokratien und der von ihnen familienpolitisch erzeugten und zu verantwortenden Folgen widerspricht. Zu Sorge ist also dort Anlass, wo die markttechnisch zu rechtfertigende Zielgruppenlogik sich in eine entsprechend akkommodierende Zielgruppenpädagogik übersetzen lässt, und auf die Sache als deren tatsächliche empirische Grundlage deshalb zu Recht angewandt werden kann, weil sie deren bereits faktisch gewordener – gemachter - Verfassung entspricht. Jede Politik, die derart unter solchen Voraussetzungen beansprucht, eine Population zu führen zu deren Wohl, ist nicht öffentlich verantwortbar und tendiert, wo sie das aktiv nutzt als eine Selbstverständlichkeit, die nicht einmal einer kompensatorischen Gegensteuerung bedarf, sondern als Bequemlichkeit für eine kameralistische Verwaltungsideologie genutzt wird, zum organisierten Verbrechen, und zwar einfach deshalb, weil sie sich letztlich jeder ernst zu nehmenden Möglichkeit einer Kontrolle oder Selbstkontrolle entzieht. - sondern fasst diese vielmehr unter dem Gesichtspunkt ins Auge, dass sie eines Tages nicht mehr diese umworbene Jugend sein wird, sondern entlang von Erfahrungen verändert, und mit einem gewachsenen, einem vielleicht ausgereiften Urteilsvermögen darüber wird urteilen können, wer was mit welcher Art von Werbung um ihre 'Unterstützung' beabsichtigt, verfolgt, bewirkt und verhindert haben wird, und wie sich die dann verfügbaren Einsichten zu einem Bild einer Welt zusammenfügen lassen können, das sich unter dem Gesichtspunkt der Verantwortlichkeit zu einem Urteil über die wirkliche Verteilung von Wissen, die tatsächliche Bedeutung von 'Information' und den Sinn dieser Werbung zusammenfügen lassen könnte, in dessen 'Licht' diese Werbung noch andere Bedeutungen anzunehmen imstande sein könnte als die, die sie von sich aus meint propagieren zu sollen als die Bedeutung, die ihr ausschließlich zukommt. Der Stereotypie der Antwort, hinterher seien alle klüger, ist demgemäss zuvorzukommen damit, dass auch sie einer Technik der nachträglichen Vermeidung der Möglichkeit zur Rechenschaft gezogen zu werden entspricht, deren plakatives Muster derzeit ehemalige südamerikanische Diktatoren abgeben, denen auf einmal - que mutatio mundi - Strukturen nicht mehr zur Verfügung stehen, die sie seinerzeit global stützten, ohne dass diese doch sich geändert hätten. Hinter der Plakativität des Beispiels verschwindet allerdings das allgemeine Strukturmuster einer sich verändernden Welt lebenslangen Lernens, das auch den Teil dieser Welt betrifft, der so engagiert auf die Verletzung von Menschenrechten anderswo deutet, während doch absehbar sein kann, mindestens für eine wissenschaftliche Pädagogik, die auf der Höhe dessen ist, was sich auch an ihr vollziehen muss, dass 'später' sichtbar werden wird, was sie heute verbirgt, und was sie morgen durch nachträgliche angestrengte Deutungsarbeit als ihren eigenen Wissenschaftsfortschritt propagieren und für sich selbst reklamieren muss, um bleiben zu können was sie ist: Institutionalisierte Selbsterhaltungsstrategie auf Kosten anderer, derer, die sie als die sozialen Verlierer mit betreut, auf deren Kosten sie ihre Siege gefeiert hat.
Man kann eine Überlegung anstellen über die angemessene Reihenfolge der Termini im Titel und deren Rechtfertigung, wenn man nicht der Meinung ist, es handele sich um eine Variante der Frage, ob die Henne zuerst sei oder das Ei. Die Überlegung ist aber nicht gegenstandslos, insofern sie ein Verständnis davon erbringen kann, in welchem Verhältnis Sozialisation und Selbstbehauptung grundsätzlich zueinander stehen, und zwar unter den Bedingungen von in beschleunigtem sozialem Wandel befindlichen Sozietäten, die ein ‚nicht-zirkuläres’ Modell der Traditionsübermittlung verlangen. Während man in stationären Sozietäten ein Modell konstruieren kann, bei dem sich der Wechsel der Generationen nach dem Muster eines rollenden Rades vollzieht, ist das in nicht-stationären Sozietäten anders vorzustellen. Es geht ja nicht mehr nur darum, das Rad so sich drehen zu lassen, dass die jeweils nächste Generation bis zur Erreichung des Berührungspunktes mit der Geraden, auf der es abrollt bzw. die es entrollt – und die hier die Geschichte repräsentieren soll – eingewiesen ist in die weitgehend feststehenden Bestände. Vielmehr ändert die sich entrollende Linie fortwährend und abhängig von der Art der Bewältigung dieser Generationenfolge und beeinflusst von den fortwährend sich anders ergebenden neuen Gesamtlagen, die sich aus Wissen, Forschung, der Durchdringung des Ganzen mit den daraus erwachsenden Ergebnissen und der Art der sozialen Grundlagen, auf denen die Vermittlung, die Einweisung jeweils stattfinden, Geschwindigkeit und Richtung, wobei die Veränderungsgeschwindigkeit nach Art einer u. U. wechselnden Momentangeschwindigkeit gedacht werden muss, die also auch in der Beschleunigung variiert. Eine Population, die z. B. der Veränderung Widerstand entgegensetzt, weil sie – aus Erfahrung oder diffuser Angst angesichts schwer überschaubarer Zusammenhänge – Nachteile fürchtet, kann man dann durch staatliche Disziplinierungsmittel in die gewünschte Richtung ‚lenken’ wollen. Das muss aber nicht unbedingt, weil die Politik das so will, auch so gehen. Vielmehr kann sich daraus ein Konflikt zwischen Politik und Population entwickeln, der nicht nur Ressourcen verzehrt, die man anders produktiver einsetzen könnte, sondern auch als Bestätigung der Befürchtungen der Population verstanden wird, ein Umstand, dem man nicht ohne Weiteres durch die verstärkte Anwendung von Disziplinierungsmitteln oder ‚politische Bildung’ erfolgreich begegnen kann. Da es in diesem Fall darauf ankommt, den Zirkel zu durchbrechen, der den Konflikt potenziert, der als hinderlich empfunden und durch die angewandten Mittel zu seiner Aufhebung verstärkt wird. Der Punkt ist u. U. gerade, dass die Mittel, im Wesentlichen z. B. eine Sozialtechnik, chronisch unter dem Niveau der Komplexität des zu bearbeitenden Sachverhalts von oft kaum zu überschätzender Komplexität liegen können, indem sie z. B. den sachangemessenen, und dem Problem gewachsenen wissenschaftlichen Komplexitäts- und Bearbeitungsgrad verfehlen bzw. unterbieten. Dabei ist z. B. die Diagnose, dass eine Population die Zusammenhänge u. U. für schwer überschaubar hält, und darauf mit Angst antwortet, selbst schon eine Auskunft über den Zustand einer ‚wissenschaftlich-technologischen Zivilisation’. Und die Art der Reaktion der Politik auf die Symptome dieser Angst ist u. U. selbst ein Symptom. Allgemein wird man dabei auf das Problem der sozialen Verteilung eines auf der Höhe der Komplexität der sozialen Wirklichkeit befindlichen Urteilsvermögens stoßen, und anhand der Handhabung dieses Problems auch sehen können, wie sich die beispielsweise chronische Unterbietung des angemessenen Komplexitätsniveaus in the long run auswirken kann. Es ist ja z. B. durchaus denkbar, dass eine ganze Sozietät Alles in Allem betrachtet das Komplexitätsniveau der Wirklichkeit, in der sie insgesamt sich zu behaupten hat, nicht erreicht. Das ändert nichts an der Ausbildung einer Machthierarchie, sozialen Rangfolgen, Spezialisierung, Produktion, Verwaltung, Politik usw., mit anderen Worten, am Normalbetrieb und seiner inneren Selbstreproduktion muss sich dabei kein erkennbares System der gerade besprochenen pathologischen Verfassung gegenüber dem Wirklichen bemerkbar machen. Im Gegenteil: Gerade die wohlgeordneten Routinen des Lebens, der unauffällige Gang der Dinge, die aufs Ganze gesehen bemerkenswerte soziale Stabilität, die augenscheinliche politische Disziplin einer Mehrheit in der Mitte des gewöhnlich zwischen zwei Extremen geordnet aufgefassten Kontinuums der politischen Einstellungen gegenüber ‚der Gesellschaft’ sind geeignet, hier allen Beteiligten Sand in die Augen zu streuen bis zu einem Punkt, an dem der bereits aufgelaufene Rückstand oder die kollektive Regression in den Blick treten. Man könnte das mit einer Störung des nervösen Systems in der Physiologie des Organismus vergleichen, die unter dem Eindruck von Analgetika auftreten kann und ‚subjektiv’ – im System - als Entlastung konfiguriert wird. Weder die verlangsamte Reaktion noch die Anästhesie fallen einer steuernden Instanz auf, weil sie selbst auf einem schwer auszumachenden Umweg von der Wirkung des Medikaments betroffen ist. Der Organismus bezahlt den vermeintlichen Gewinn an Aktionsfähigkeit oder ‚Schmerzfreiheit’ mit einer subtilen Unterbrechung des Wirklichkeitskontakts, der ihn als Ganzen von der Umgebungsrealität isoliert und zugleich seine internen Selbststeuerungsfähigkeiten tangiert, weil diese von der Realität abgeschnitten sind und auf Phantomsensationen – retardiert - reagieren. Man muss über die sozialen ‚Äquivalente’ von euphorisch oder halluzinogen wirkenden Drogen hier nicht per Analogie nachdenken und kann es bei dem Umriss zunächst belassen. Ähnlich können Rückzüge der Besetzung von bestimmten Umweltkonstituentien wirken, oder die ausbleibende Besetzung solcher Konstituentien, die dann im System nicht ausreichend repräsentiert sind. Das lässt sich gesamtgesellschaftlich z. B. durch eine Technologisierung der Traditionsübermittlung erreichen – Ausbildung auf dem Niveau ‚angewandten Wissens’ in Koinzidenz mit einer ins Extrem getriebenen Spezialisierung, die fast ausschließlich auf die Innovationszyklen der industriellen Produktion zugeschnitten ist, die ihrerseits immer kürzer werden z. B. - wenn die Wirklichkeit, in der die Population existiert, sich aufgrund ihrer Eigenverfassung nur mittels einer möglichst weit verbreiteten wissenschaftlichen Realitätseinstellung angemessen repräsentieren lässt.
Das ist auszuführen. In diesem Zusammenhang sind dann verschiedene andere Termini zu diskutieren, die in Berufspraxis und Forschung immer wieder tangiert bzw. gebraucht werden, sei es als Voraussetzungen der Datenerhebung oder der Analyse der Daten, insofern beides stets zurückverweist auf u. U. nur implizit unterstellte Vorverständnisse des Objektbereichs. Man kann die Arbeit als beendet betrachten, wenn die sich einstellenden, aus der Betrachtung des Materials sich aufdrängenden Bedeutungen in einen übersichtlichen systematischen Kontext gebracht worden sind und die Ergebnisse im Material konvergieren, sowie wenn die sich im Verlauf der Diskussion einstellenden Bedeutungen (Termini, Begriffe) in diesem Gesamtbild mit aufgehen.
Von der Informationsgesellschaft wird viel geredet. Was darüber geredet wird erscheint als Information unter anderen. Ebenso ist viel die Rede von den Veränderungen, auf die 'die Menschen' sich nun einstellen müssten. Und sogleich sind Informationen darüber zur Hand, wie viele Helfer den Menschen 'ermutigend zur Seite stehen' wollen, damit 'die Ängste überwunden' werden könnten, die 'die Menschen' angesichts dieser Veränderungen befallen könnten. dass es Gründe geben könnte sich zu fürchten, angesichts der ins Aberwitzige vor den Artefaktkonglomerationen menschlicher Machwerke angeschwollenen Ohnmacht und Bedeutungslosigkeit des zum bloßen Gattungsexemplar zusammengeschnurrten Einzelnen, der lediglich im günstigsten Fall noch als Funktion im Gefüge genutzt wird und sich dabei schon als 'gerettet' vorkommen darf, ist schon nicht mehr Information. Es bleibt 'Eindruck', jenseits des Scheins der Fülle, des Überflusses, der 'Abdeckung' jedes noch so winzigen Details einer scheinbar informationell vollkommen erschlossenen menschlichen Lebenswelt.
Die Lebenswelt, ein unabänderlicher Kollektivsingular dem Zusammenhang nach, die der Terminus meint, ist indessen in verschiedener Hinsicht eher als Problemtitel denn als Titel für den Lebensboden der menschlichen Existenz von Bedeutung. Das zeigt sich bereits an der Mode der Verunklarung des Gemeinten durch Pluralisierung. Weil das Bewusstsein im Pluralismus der 'Meinungen' lebt und sich nur als darin stets schon in sich zersplittertes bewusst wird, und sich seine 'Inhalte' nicht einmal mehr entsprechend der schon seine Katastrophe bezeichnenden Metapher des 'Kaleidoskops' vorzustellen vermag, in dessen Konfigurationen sich ja aufgrund der Anordnung der Spiegel stets die Splitter bei jeder seiner Drehungen im Zusammensturz des Zersplitterten zu einer neuen Ordnung darbieten, die ebenso stabil und unveränderlich wirkt wie die, die ihr vorherging, deshalb erscheint auch die Lebenswelt endlich ganz natürlich im Schein des grammatisch immerhin möglichen Plurals. Das scheint eine 'Evolution', eine Entwicklung zu bedeuten und entspricht dem inzwischen gewachsenen Anspruch der Individuen, dass jedes in seiner Welt zu leben das Recht habe, jenseits der funktionalen Ordnung mit dem Spielraum Null, in der es stur entsprechend der ihm Eingetrichterten nutzbaren 'Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten' zu parieren hat im Rhythmus der Maschinenlaufzeiten und den Funktionsrhythmen der Automaten, die die Bedeutung der Unternehmensphilosophien determinieren, die wiederum über die Bedeutung von Kultur entscheiden. Diese 'Freiheit' ist indessen selbst eine funktionsbezogene Größe: Sie wird erkennbar als Gleichgültigkeit des Funktionszusammenhangs gegenüber der Art und Weise, wie diese Funktionsfähigkeit erzeugt, erhalten und erneut verfügbar gemacht wird. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass diese Entwicklung Probleme aufwirft, auf die dieselbe Ordnung, die sie erzeugt hat und den Individuen als ihre Problem aufbürdet, die Menschen nicht vorbereitet hat, aus Gründen, die ihrerseits als alte Problembestände derselben Ordnung erscheinen, wenn man sie auf deren Struktur abbildet. Es ist dieselbe Ordnung, die die Inkompetenz gegenüber den 'neuen Problemen`, 'die auf die Menschen zukommen' bewirkt hat und die neuen Probleme nebst den für sie bereit gehaltenen Lösungsvorschlägen, mit denen die Ordnung sie dadurch los wird, dass sie den Menschen 'mehr Selbständigkeit' verordnet, während sie ihre Freiheit weiter einschränkt, beinahe schon auf vegetative Funktionen reduziert. Die Veränderungen vollziehen sich auf einer Oberfläche, deren Strukturmuster, zumal in Bezug auf die Technik der Problemlösung durch ihre Abwälzung auf die private Existenz, die andererseits einer durchaus aggressiven Auflösung durch die Verwaltungen - dem Kybernetes der von ihr aus sich heraus durch interne Iteration erzeugten Politik der formalen Demokratien, dessen offenes Geheimnis der Kameralismus ist, vermindert um die erbrechtlich festgestellte Person des Herrschers - und die Marktforschungstechniken unterliegt, eine Starre aufweist, die darauf verweist, dass die den Veränderungen unterliegenden Vorgänge von globalem Ausmaß bis auf den beinahe zu vernachlässigenden Bedeutungsgehalt der politischen Schlagworte und der aus ihnen abdestillierten Verwaltungsmaßnahmen zum Schaden der von ihnen Betroffenen kaum verstanden sein dürften. Sie betreffen als Ganze die Lebenswelt des Menschen, also den Boden seiner seelischen, sozialen und kulturellen Existenz, während die Globalisierung der Struktur, die deren beschleunigte Erosion bewirkt, und die Zerstörung ihrer noch nicht vollständig vermarkteten Ressourcen, die die zu 'global players' angeschwollenen Bewusstseins- und Kulturindustriekombinate sich zu einer alle Bedeutungen in sich aufsaugenden Maschine in der Hand der kaufmännischen Rechner aufbläht, eine qualitative Änderung - also diejenige Art von Veränderung, die man als einen Zwang bzw. Chance zu einer grundlegenden Umstellung des Realitätsbewusstseins empfinden mag, also im Sinne einer vorübergehenden Belastung oder einer subjektiv angenehm empfundenen Entlastung - lediglich in dem Sinne ausmacht, in dem ein sich in einer Welt längst abzeichnende, durch hemmende Elemente lediglich aufgehaltene Entwicklung durch den Endsieg des ihr zugrunde liegenden Prinzips endlich in diejenige Stellung zur Realität gerät, die sie zur unumschränkten Herrschaft über alles andere ermächtigt, das mithin seinen 'Sinn' nunmehr ausschließlich von ihm und seiner Herrschaft bezieht, insofern es sich alle Medien des gesellschaftlichen Austausches, alle symbolischen Formen, alle Formationen des Wissens endgültig unterwirft, jedenfalls solange und soweit die Sozialpathologie dieses Verhältnisses zwischen Herrschaft und Gefolgschaft dann andauert.
Wozu noch Familie?
Die Zeit 03/2001
Das herrschende Sozial- und Familienrecht ist ein Produkt der Individualisierung. Unter seinen Widersprüchen aber haben vor allem die Schwächeren zu leiden: Kinder und Frauen
von Jürgen Borchert
Familie und Recht? Ihr Verhältnis lässt sich heute kaum noch beschreiben, weil es immer chaotischer geworden ist, und das seit ungefähr hundert Jahren. Vorher hatte sich im Verhältnis von Familie und Recht über Jahrtausende nur wenig verändert. Zwar wechselten die Staatsformen, aber über alle Zeiten behielt die Familie ihre Funktion als Wirtschafts-, Unterhalts- und Schutzgemeinschaft. Ohne Familie ging einfach nichts. So unterschied sich die Familie (oikos) im antiken Athen nur unwesentlich von der Sozialform des "Ganzen Hauses", die hierzulande vor der Industrialisierung die typische Form der Familie war. Oikos bedeutet auch "Haus" und bezeichnete eine familienrechtliche ebenso wie eine wirtschaftliche, religiöse und sogar staatsrechtliche Einheit. Sie bildete in vielerlei Hinsicht das Fundament der Polis, denn mit ihr waren die Bürgerrechte verknüpft. Familienrecht und Staatsverfassung waren gewissermaßen zwei Seiten derselben Medaille. Der Ehemann und Vater war der Herr im oikos. Frauen blieben weitgehend rechtlos. Nur der Abschluss kleinerer Geschäfte des täglichen Lebens mit begrenztem Wert war ihnen erlaubt. Die Entscheidung über Eheschließung und Scheidung blieb den Männern beziehungsweise Vätern vorbehalten - ein Umstand, der schon lange vor Romeo und Julia den Stoff für Dramen lieferte. Etwas besser sah es für die Frauen zwar im alten Rom aus, aber auch hier war ihre Geschäftsfähigkeit beschränkt. Im Prinzip ähnelte ihr Status dem in der griechischen Familie, und dabei blieb es, tradiert über das römische Recht, bis in die Moderne hinein.
Dann kam die Industrialisierung und mit ihr die Individualisierung, die für die Familie Segen und Fluch zugleich bedeutete. Einerseits war es nun nicht mehr nur den erbenden und besitzenden Kindern, meist den Erstgeborenen, erlaubt, zu heiraten und Nachkommen zu zeugen. Auch nachgeborene Kinder konnten allein durch den Einsatz ihrer Arbeitskraft die Bedingungen für die Gründung einer Familie schaffen. Andererseits waren die Einkommen auf dem Arbeitsmarkt Individualeinkommen und indifferent gegenüber der Frage, wie viele Personen davon jeweils leben mussten: Die neue Ordnung war auf den Einzelmenschen zugeschnitten. Mit der Auflösung gemeinsamer Arbeit als dem bindenden Element löste sich die überkommene Sicherungsgemeinschaft des "Hauses" auf. Ein großer Teil der herkömmlichen Funktionen des Familienverbandes ging nun auf gesellschaftliche Leistungsträger über - zum Beispiel die Fürsorge für Kranke und Alte. Weil die soziale Sicherung jetzt an das Arbeitsverhältnis geknüpft war, setzte sich dessen individualistische Engführung zwangsläufig in den wachsenden Bereich der sozialen Sicherung hinein fort. Gleichzeitig verloren Kinder mit der Einführung der Schulpflicht und dem Verbot von Kinderarbeit ihren Nutzen als Arbeitskräfte; sie wurden für ihre Eltern, ökonomisch gesehen, eine Belastung. schließlich führte die Verlagerung des Arbeitsplatzes aus dem Haushalt zur Trennung von Arbeit und Erwerb. Kindererziehung fand nun getrennt vom formellen Wirtschaftssektor statt und galt als Privatsache. In der neuen Ordnung verschwand das Bewusstsein für den überragenden Wert reproduktiver Arbeit. Der bis heute herrschenden Schulökonomie stellte Friedrich List bereits 1841 das Armutszeugnis aus: "Wer Schweine erzieht, ist ein produktives, wer Menschen erzieht, ein unproduktives Mitglied der Gesellschaft!"
Eine ambivalente Rolle in diesem Prozess spielte die Kodifizierung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) von 1896. Einerseits wies sein Familienrecht nach wie vor eine durch und durch patriarchalische Struktur auf: Der Mann war das Haupt der Familie, er entschied in allen das gemeinschaftliche Leben betreffenden Angelegenheiten; der Frau hingegen wurde der Platz im Hause angewiesen. Andererseits bedeutete das Unterhaltsrecht eine normative Abkehr vom ursprünglich kollektiven Unterhaltsverband der Familie. Es regelte nämlich schematisch nur in vertikaler Richtung die Beziehungen innerhalb der blutsverwandten Kernfamilie. Die Unterhaltspflicht in absteigender Linie - von Eltern für ihre Kinder - wurde betont, der Unterhaltsanspruch in aufsteigender Linie - von Kindern für ihre Eltern - jedoch an die Bedingung ausreichender Leistungsfähigkeit der Verpflichteten geknüpft. Dies war die rechtliche Voraussetzung dafür, das Einkommen der Erwerbsgeneration, das bislang auch die Alten der Familie unterstützt hatte, gesellschaftlich umzuverteilen. Fortan waren die familiären Unterhaltsansprüche der Alten von der Leistungsfähigkeit ihrer Kinder abhängig. So wurde Platz geschaffen für das Wuchern der Sozialversicherung. Denn es wurde verhindert, dass es zu einer Kollision zwischen der Unterhaltspflicht für die Alten der Familie einerseits und der Beitragspflicht für die Rentenversicherung im sozialen Rahmen kommen konnte. Solange die Geldleistungen der Sozialversicherungen jedoch nur Taschengeldniveau aufwiesen und damit auch die Beiträge niedrig bleiben konnten, waren die Alten in der Regel bedürftig und ihre Kinder infolge der niedrigen Beitragslasten zugleich leistungsfähig. Der privat erbrachten Vorleistung der Eltern in Form der Kindererziehung stand ein privater Altersunterhalt durch die Kinder gegenüber. So blieb es noch rund 50 Jahre, über die Weimarer Zeit und den Nationalsozialismus hinweg. Der ganz große Wandel kam dann mit dem Grundgesetz von 1949 und der Rentenreform des Jahres 1957. Die Zäsur hätte abrupter und einschneidender nicht sein können. Denn das Grundgesetz dekretierte die Gleichberechtigung der Geschlechter, und die Rentenreform beendete den binnenfamiliären Unterhaltsaustausch zwischen den Generationen. Es war der Individualisierungsgedanke, der den tragenden rechtspolitischen Impuls zu dieser Entwicklung gab.
Der mit Abstand stärkste Schub ging von der Rentenreform aus. Über Nacht wurden die Renten auf ein lohnersetzendes Niveau angehoben. Dies war nur durch eine rabiate Steigerung der Steuer- und Beitragslasten der Nachwuchsgeneration möglich. Zusätzlich zu dieser sozialen Unterhaltslast auch noch die eigenen Eltern privat zu unterstützen war den Kindern nun nicht mehr länger möglich. Die Asymmetrie zwischen der privaten Last des Kinderaufziehens und dem sozialisierten Nutzen des daraus hervorgegangenen Erwachsenen war vollkommen. Während kinderlose Rentner über Nacht plötzlich lebensstandardsichernde Renten von den Kindern anderer Leute erhielten, wurden die Mütter dieser Kinder durch das neue Recht um ihre originär und genuin erworbenen Unterhaltsansprüche geprellt. Faktisch war dies eine Enteignung mit bösen Folgen: Schlagartig wurde die massenhafte Armut alter Frauen zum kardinalen Problem der Sozialpolitik. Dabei hatten sie mit der Erziehung ihrer Kinder den Löwenanteil der Altersvorsorge für ihre Generation geleistet.
Seit der Rentenreform 1957 war die Familie also nicht mehr länger Schutzraum, sondern ein Armutsrisiko erster Ordnung geworden. Je mehr Kinder die Eltern großzogen, desto härter traf sie die Beitragslast der Sozialversicherung, die sich blind am Einkommen orientiert, egal, ob davon ein Single oder eine vielköpfige Familie leben muss. Und umso niedriger fielen in der Regel wegen der Erwerbspause für die Kindererziehung die Renten aus: Familie war zu einer deklassierten Lebensform geworden.
Nichts beweist die mangelnde Transparenz des Systems deutlicher als die Tatsache, dass das Bundesverfassungsgericht knapp drei Jahrzehnte nach der Rentenreform, am 16. Juli 1985 - in völliger Verkennung der realökonomischen Zusammenhänge -, die erwerbsbezogenen Rentenanwartschaften unter den Schutz der Eigentumsgarantie stellte. dass die Rentenbeiträge nur der sozialisierte und ursprünglich familiäre Altenunterhalt waren (und somit eine reine Fremdleistung und alles andere als eine eigentumsfähige Vorsorgeleistung), war den Verfassungsrichtern verborgen geblieben. Dabei hatte der Nestor der katholischen Soziallehre, Oswald von Nell-Breuning, das Gericht noch davor gewarnt, dass eine solche Qualifizierung der Rentenanwartschaften auch juristisch ein Unding wäre: "Denn Eigentum kann man der Nachwuchsgeneration vererben, diese Ansprüche richten sich aber, genau umgekehrt, gegen die Nachwuchsgeneration!" Die Mahnung war vergebens. Zwar gebietet Artikel 6 des Grundgesetzes dem Staat die Familienförderung, aber die Verfassungsrichter bemerkten noch nicht einmal die Benachteiligung.
Der zweite Individualisierungsschub ergab sich aus dem Grundgesetzartikel 3 Absatz 2: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt." Zur Herstellung der Gleichberechtigung hatte das Gesetz eine Frist gesetzt. Als diese am 31. März 1953 ohne Reaktion des Gesetzgebers abgelaufen war, übernahm das Bundesverfassungsgericht die Regie. Den längsten Hebel fand es im Steuerrecht. Damals wurden die Einkünfte von Ehegatten steuerlich im Wege der Addition veranlagt. Dadurch sollte die Erwerbstätigkeit der Ehefrau unattraktiv und sie "ins Haus zurückgeführt werden".
Am 17. Januar 1957 machten die Richter Schluss damit: "Zur Gleichberechtigung der Frau gehört, dass sie die Möglichkeit hat, mit gleichen rechtlichen Chancen marktwirtschaftliches Einkommen zu erzielen wie jeder männliche Staatsbürger." Seitdem haben wir das Ehegattensplitting: Die Einkünfte werden addiert, dann aber nach dem für die Hälfte geltenden Satz versteuert. Eine Form der Individualversteuerung also, im Prinzip wie bei jeder anderen Wirtschaftsgemeinschaft. Der Unterschied besteht in der Möglichkeit verschiedener Steuerklassenkombinationen. Wählen die Ehegatten die Steuerklassen III und V, wird das niedrigere Einkommen, in der Regel immer noch das der Frau, zumindest optisch besonders hoch besteuert. Das gilt auch, wenn unterm Strich des Jahresausgleichs die Steuerlast für die Ehegatten zusammen dieselbe ist wie bei der Kombination der Steuerklassen IV/IV. dass sich hieran Kritik entzündet, ist verständlich. Aber die eigentliche Fehlerquelle liegt anderswo: im Familienrecht. Würde jedem Ehepartner nämlich auch familienrechtlich jeweils automatisch die Hälfte des gemeinsam erwirtschafteten Einkommens zur Verfügung stehen, wäre alles in Ordnung. Das ist aber nicht der Fall. Wer wem Unterhalt zur Verfügung zu stellen hat und wie viel, ist Jahr für Jahr Gegenstand zahlloser Gerichtsverfahren. Das Gleiche gilt - besonders bei Scheidungen - für die Frage, was, wann und nach welchem Schlüssel im gesetzlichen Güterzustand zusammen- oder auseinander gerechnet werden muss. Zudem können die Ehegatten ihre güterrechtlichen Verhältnisse durch Vertrag nach Belieben gestalten, ja selbst den gesetzlichen Versorgungsausgleich nach der Scheidung ausschließen. Hier ziehen Frauen oft den Kürzeren.
Das Ehegattensplitting wird häufig auch als Subvention der kinderlosen Ehe kritisiert und deshalb seine Abschaffung gefordert. Im Kern richtet sich diese Kritik gegen die Ehe als Wirtschaftsgemeinschaft. Kritiker müssten darlegen, warum ausgerechnet die Ehe schlechter als sonstige Vertragsgesellschaften behandelt werden soll. Auch hier liegt der Fehler bei genauer Betrachtung anderswo begründet, nämlich in der Tatsache, dass die Kinder im Steuerrecht nicht ebenso zur Wirtschaftsgemeinschaft zählen wie die Eltern. Die Lösung wäre nicht eine Abschaffung des Ehegattensplittings, sondern umgekehrt dessen Erweiterung zu einem Familiensplitting. Dieses würde ein Haushaltseinkommen auf alle Personen verteilen, die in diesem Haushalt leben. Nur ein Kinderexistenzminimum zu berücksichtigen, wie dies derzeit geschieht, reicht nicht. Denn der Staat verlangt im Familienrecht von Eltern den jeweils schichtangemessenen Unterhalt für ihre Kinder. dass der Staat diesen von ihm selbst im Familienrecht statuierten Verpflichtungen im Steuerrecht die Anerkennung versagt, ist in der Tat ein massiver Widerspruch der Rechtsordnung.
Wie man die Dinge dreht und wendet: Die Behandlung von Ehe und Familie ist bisher weder im Familienrecht selbst noch im Steuer- und Sozialversicherungsrecht und erst recht nicht im Verbund dieser Rechtsbereiche konsistent gelungen. Zahllose Brüche und Widersprüche in und zwischen den Rechtsbereichen sind die Folge. Die zwischenzeitliche Gesetzgebung hat die Ungereimtheiten vielfach noch verstärkt. Darunter leiden vor allem die Schwächeren, nämlich Kinder und Frauen.
Der übergreifende Fehler der familienpolitischen Gesetzgebung, wurzelt in der Tatsache, dass man die Frauenfrage von der Kinderfrage zu trennen, sie nachgerade zu vermännlichen suchte. Das Ergebnis unseres hochmodernen Rechts ist noch immer pures Patriarchat. Oder wie sonst soll man die Tatsache bezeichnen, dass das Recht des 21. Jahrhunderts Frauen um die Früchte ihrer Mütterlichkeit prellt und diese Männern als Eigentum zuweist? Keine Rechtsordnung hat es jemals fertig gebracht, die Notwendigkeit von Geburt und Kindererziehung so zu negieren, wie es die unsrige mit ihrer sozusagen jungfräulich erzeugten Rente tut. Hier, bei der Anerkennung des produktiven Werts der Reproduktion, liegt deshalb auch der Schlüssel zur Lösung der meisten Probleme, an denen wir mit Hunderten Paragrafen erfolglos herumklügeln. Beginnend mit dem "Trümmerfrauenurteil" von 1992, haben die Verfassungsrichter ihren schweren Fehler von 1985 zu korrigieren versucht, zuletzt im Pflegeurteil vom 3. April 2001. Kindererziehung sei für die umlagefinanzierten Systeme konstitutiv, Geldbeträgen gleichwertig. Doch offensichtlich gehen solche Korrekturen zu langsam und zu wenig entschlossen vor sich. Den politischen Zeitgeist bewegen längst andere Fragen. Die In-vitro-Zeugung und die Leihmutterschaft sind bereits medizinischer Alltag - Großmütter könnten inzwischen ihre Enkel selbst austragen. Bis zum künstlichen Uterus scheint es nicht mehr weit, das Alterungsgen wird entschlüsselt, und neben oder an die Stelle der Ehe tritt endlich die "Verpartnerung". Den Rest erledigen Ganztagskrippen und -schulen. Und für die Übergangszeit importieren wir Humankapital von anderswo. Alles ganz einfach. Wozu eigentlich noch Familie?
________________________________________________________________________________________________
Land ohne Leute
Der Bevölkerungsschwund in Deutschland facht neue Verteilungskämpfe an. Ein Gerangel um Schüler, Kunden, Fachkräfte beginnt - und spaltet die Republik in Gewinner- und Verliererregionen. Ein Report über soziale Konflikte in schrumpfenden Städten
Von Roland Kirbach
(c) DIE ZEIT 20/2001
Die Reise in die Zukunft beginnt auf dem Hamburger Hauptbahnhof. Sie führt Richtung Osten, nach Mecklenburg-Vorpommern. Der dünn besiedelte Landstrich gilt Bevölkerungswissenschaftlern als "eine der weltweit faszinierendsten Regionen". Das Ostsee-Bundesland, sagen die Forscher, "wird Geschichte schreiben als Vorreiter demografischer Veränderungen". Dort ist schon heute sichtbar, was auf ganz Deutschland wie auf fast alle entwickelten Länder der Welt zukommt: Die Geburtenraten sind niedrig, die Zahl der Alten nimmt rapide zu - und folglich schrumpft die Bevölkerungsgröße dramatisch. Eine Entwicklung, die allenfalls Demografen zu berauschen vermag.
Im Rest der Republik, vor allem im Westen, wird der Schwund noch von der Zuwanderung der neunziger Jahre kaschiert. In absehbarer Zukunft wird allerdings ganz Deutschland vom Entvölkerungssog erfasst: Im Jahr 2050, prophezeit das Statistische Bundesamt, werden nur noch 65 bis 70 Millionen Menschen hier leben. Wobei 100 000 bis 200 000 Einwanderer pro Jahr schon eingerechnet sind. Bereits im vergangenen Jahrzehnt standen 7,1 Millionen Geburten 7,9 Millionen Sterbefällen gegenüber.
Der Intercity rollt aus dem Hamburger Hauptbahnhof, und ein Blick in den Großraumwaggon genügt, um zu erkennen, dass die Zukunft ziemlich alt aussieht. Graue oder kahle Köpfe ragen aus den Sitzen hervor - Rentner auf der Heimfahrt von ihren Kindern und Enkelkindern, die nach der Wende gen Westen gezogen sind, der Arbeit hinterher. In Zeiten der DDR waren die alten Leute die Einzigen, die in den Westen reisen durften, heute sind sie die Einzigen, die es noch können - die Jungen sind vielerorts weg.
Schon eine Viertelstunde vor der Ankunft stehen die Alten mit ihren Koffern an der Tür, als müssten sie sich gleich beim Aussteigen durch Menschenmassen ihren Weg bahnen. Doch die Bahnsteige sind menschenleer. Schwerin, Rostock und Stralsund verloren seit der Vereinigung rund ein Fünftel ihrer Einwohner. Im ganzen Bundesland wohnen nur noch 1,8 Millionen Menschen, ein Zehntel weniger als zur Zeit der Wende. Die Bevölkerung - vor elf Jahren die jüngste in ganz Deutschland - alterte seither im Zeitraffer. Weit schneller als die aller anderen Bundesländer. Ein Trend, der kaum noch zu stoppen ist.
Endstation Sagard auf Rügen. Mit dem Auto geht es weiter in den nordöstlichsten Zipfel der Insel, nach Dranske. Erstklassige Lage, herrliche Landschaft: im Norden die Ostsee, im Süden der Bodden, im Westen der Bug, eine Halbinsel unter Naturschutz. Nur von Osten her, vom Kap Arkona, gelangt man auf dem Landweg in den Ort. 15 Betonklötze mit zusammen 1160 Wohnungen grüßen den Besucher vom Straßenrand. Die Hälfte der Plattenbauwohnungen steht leer. Seit der Wende hat sich Dranskes Einwohnerzahl nahezu halbiert, von knapp 3800 auf heute gut 2100, und ein Ende des Siechtums ist nicht in Sicht. Jahr für Jahr schwinden dem Ort an die 250 Leute.
Der Exodus begann, als die 6. Flottille der NVA-Marine auf dem Bug aufgelöst wurde und die meisten der hoch qualifizierten Offiziere und Berufssoldaten hier keine Arbeit mehr fanden. Vor allem junge Familien zogen weg; der Ort schrumpfte - und verlor zugleich diejenigen Einwohner, die für Nachwuchs sorgen könnten. Wurden vor zehn Jahren noch 23 Kinder in Dranske geboren, waren es im vorigen Jahr nur noch 15 - und das, obwohl im Ort inzwischen das einzige Asylbewerberheim auf Rügen steht. Wo junge Paare leben, die viele Kinder bekommen.
Dranske - ein Beispiel dafür, was ganz Deutschland blüht: Bevölkerungsschwund, überall. Allenfalls Zuwanderung in unrealistisch hoher Zahl könnte helfen, die Bevölkerungsgröße zu stabilisieren (siehe Grafik oben). Seit Ende der sechziger Jahre werden in Deutschland weniger Kinder geboren, als für die Erhaltung des Status quo notwendig wären. Um dies zu erreichen, müsste im statistischen Schnitt jede Frau 2,1 Kinder zur Welt bringen. Tatsächlich schwankt die Geburtenrate, in Ost wie West nahezu gleichermaßen, seit mehr als einer Generation zwischen 1,3 und 1,4. Das bedeutet, jede nachwachsende Generation ist um ein Drittel kleiner als ihre Elterngeneration. Die Bevölkerungspyramide wird sich so in wenigen Jahrzehnten auf den Kopf gestellt haben: unten die schmalen Jahrgänge der Nachwachsenden, oben die breiten Jahrgänge der Alten.
Das Wüten der kleinen Kohorten
Diese Dynamik ist nicht mehr aufzuhalten. Bevölkerungsentwicklungen seien "Prozesse von großer Trägheit, die auf Jahrzehnte hinaus kaum mehr umgelenkt werden können, wenn sie erst einmal eine bestimmte Richtung eingeschlagen haben", sagt Professor Herwig Birg, Direktor des Instituts für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik der Universität Bielefeld.
In Mecklenburg-Vorpommern sank die Zahl der Geburten allein zwischen 1987 und 1994 von 31 000 auf unter 9000 - ein fürchterlicher Rückgang, wie er "noch nie in einem Land zu Friedenszeiten" beobachtet wurde. Das sagt Hans-Peter Kohler, Leiter der Forschungsgruppe Soziale Dynamik beim Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Wie gebannt verfolgt Kohler das Wirken dieser "kleinen Kohorten", wie er die schwachen Geburtsjahrgänge der Nachwendezeit nennt. Es klingt, als rede er von einer feindlichen Invasion. In der Tat gleicht der Marsch der "kleinen Kohorten" durch die Institutionen einem Werk der Zerstörung.
In Dranske haben sie schon arg gewütet. Ihr jüngstes Opfer ist die Grundschule. Sie wurde zu Beginn dieses Schuljahres geschlossen und schlüpfte bei der Realschule unter, die ebenfalls am Schülerschwund laboriert. Die leere Grundschule, ein lang gestreckter Bau mit Satteldach, gammelt ungenutzt vor sich hin. "Angedacht" sei, daraus eine Hotelfachschule zu machen, sagt Bürgermeister Uwe Ahlers, ein FDP-Mann aus Oldenburg und Unternehmensberater von Beruf. Allein vom Tourismus erhofft er sich den Aufschwung - neue Arbeitsplätze, die Dranske auch neue, junge Einwohner bescheren sollen. Mit Macht setzt er sich deshalb für ein Feriendomizil der gehobenen Ansprüche ein, das auf dem Bug entstehen soll.
Vor der Grundschule war den "kleinen Kohorten" bereits die Kindertagesstätte Anne Frank zum Opfer gefallen, eine von zweien am Ort. Ein kleiner Berg Bauschutt ist alles, was von ihr blieb. Im Gymnasium, einer Außenstelle des Ostsee-Gymnasiums Saßnitz, konnte zu Beginn des laufenden Schuljahrs erstmals keine Eingangsklasse mehr gebildet werden: Es mangelte an Anmeldungen. Die Hand voll Neugymnasiasten muss nun morgens um sechs mit dem Bus nach Saßnitz an der Ostküste fahren, eineinhalb Stunden hin, eineinhalb Stunden zurück.
Das alles ist jedoch nur Vorgeplänkel im Kampf um das immer knapper werdende Gut Nachwuchs. Vor kurzem empfahl der Bildungsausschuss des Kreises Rügen, die Dransker Außenstelle des Gymnasiums ganz zu schließen, um das Gymnasium von Saßnitz nicht zu gefährden. Im Juni wird dies der Kreistag voraussichtlich beschließen. Doch auch das Saßnitzer Gymnasium hat damit nur wenig Zeit gewonnen. Auf lange Sicht wird ein einziges Gymnasium auf Rügen ausreichen, und das wird wohl nicht in Saßnitz, sondern in der Inselhauptstadt Bergen stehen.
Auch seiner Realschule wird Dranske bald verlustig gehen. Zwei davon gibt es derzeit in dem Amtsbereich, zu dem auch Dranske gehört. Die anderen Ortschaften waren sich rasch einig, dass es nicht diejenige in Dranske sein soll, die weiterbestehen darf. Zu groß ist nach wie vor der Hass auf Dranske, weil der Ort dank der Marinebasis seinerzeit verhätschelt wurde.
Bloß noch eine Kindertagesstätte, eine halbe Grundschule, keine Realschule und kein Gymnasium mehr - sollte es so kommen, kann Bürgermeister Ahlers sein Entwicklungskonzept allerdings vergessen. Welche Familie zieht wohl noch hierher, wenn die Schulen dichtmachen? Bitter beklagt sich der Bürgermeister über die "politischen Intriganten" in den Nachbargemeinden, die, um das eigene Überleben zu sichern, Dranske ausbluten lassen wollen. Da mag es ihn wenig trösten, dass das, was hier geschieht, bald landauf, landab zum Muster werden wird. Der Bevölkerungsschwund werde sich "durch eine zunehmende Konkurrenz der Regionen um Bevölkerungspotenziale (Nachwuchs) bemerkbar machen", meint das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Der SchrumpfungsProzess wird die bereits bestehenden Schwächen und Stärken von Regionen mehren - und die Konkurrenz auch innerhalb von Regionen anheizen, zumal jenen, die zu den Verlierern zählen. Der Verteilungskampf verschärft sich immer, je weniger es zu verteilen gibt. Bevölkerungsschwund wird zum Katalysator von Ungleichheit.
Gewinner und Verlierer stehen dabei längst fest. Wer heute schon stark ist, wird morgen noch stärker sein. Wer heute jedoch schwächelt, liegt morgen am Boden. So wird der Osten gegenüber dem Westen weiter zurückfallen, und in Ost wie West wird das Nord-Süd-Gefälle eine Renaissance erleben. Die reichen Bundesländer von heute also, Bayern und Baden-Württemberg vor allem, werden auch in Zukunft prosperieren, die Armen wie Ostfriesland oder Sachsen-Anhalt werden weiter verdorren. "Wenn hoch qualifizierte Zuwanderer da sind, erhöht das die Wirtschaftskraft, das Einkommensniveau, den Wohlstand", sagt Bevölkerungsforscher Birg. "Diese positive Entwicklung zieht dann weitere Zuwanderer an."
"Mir tut es um die Jugend leid"
Im Kampf um den Standort Dranske mag sich Bürgermeister Ahlers nicht geschlagen geben, im Gegenteil, er trägt ihn coram publico aus. Zu Kreistagssitzungen pflegt er Eltern und Schüler mitzunehmen, die "Transparente hochhalten und unser Anliegen vortragen". Auch zu Leserbriefen in der Inselzeitung ermuntert er seine Leute. Es geht schließlich nicht nur um die Schulen. Die ganze Infrastruktur, das gesamte öffentliche Leben in der Gemeinde ist im Begriff abzusterben. Schwimmhalle und Kino wurden schon kurz nach der Wende geschlossen. Kürzlich stempelte auch die Postniederlassung ihren letzten Brief ab, Briefmarken verkauft nun der Spar-Markt. Ärzte geben Praxen auf, und die verbliebenen Händler und Gewerbetreibenden missgönnen einander die Kundschaft.
Es ist eine Abwärtsspirale ohne Ende, und solange keine Arbeitsplätze geschaffen werden, wird es auch niemanden nach Dranske ziehen. Drei Viertel der Dransker, die noch Arbeit haben, sind bereits Pendler, manche fahren bis nach Hamburg, Lübeck oder Berlin und sind nur am Wochenende zu Hause. Von den 144 Gewerbetreibenden zahlen gerade 13 Gewerbesteuer - zusammen 100 000 Mark im Jahr. "Wir leben nur von Zuweisungen des Landes und von Liquiditätshilfen, um die Kredite zu finanzieren", stöhnt Bürgermeister Ahlers, der selbst nicht mehr viel zu sagen hat: Das bankrotte Dranske wird von einem Sparkommissar zwangsverwaltet. Die Einzigen, auf die Dranske anziehend wirkt, sind verarmte Menschen: Arbeitslose und andere Gestrandete aus ganz Deutschland haben sich in den leer stehenden Plattenbauten einquartiert. Einer Sozialhilfeempfängerin aus Frankfurt am Main, die wegen der billigen Wohnung unbedingt hierher wollte, zahlt Frankfurt freiwillig zwei Jahre weiter die Sozialhilfe - nur um die Frau loszuwerden.
"Mir tut es vor allem um die Jugend leid", sagt Bernd Müller, Chef der einzigen Tankstelle im Dorf. Die jungen Leute wachsen in dem Bewusstsein heran, dass ihre Zukunft sonst wo liegt, aber nicht in Dranske. Am schlimmsten an der Auszehrung des Ortes findet Müller, dass "die Familien auseinander gerissen werden und im ganzen Land verstreut leben. Damit entfällt auch die stabilisierende Rolle der Familie in der Gesellschaft." Neidisch blickt Müller gen Westen: "Da wohnen die Kinder in der Nähe der Eltern. Das macht diese Regionen auch wirtschaftlich und politisch stabil."
In der Nähe der Eltern? Im Westen? Die vier Kinder des 80-jährigen Doktor Krause (Name geändert) leben verstreut von Berlin bis New York. Als er ihnen am Telefon erzählte, dass er und seine Frau in ein Haus für betreutes Wohnen ziehen wollten, sei den Kindern "ein großer Stein vom Herzen gefallen", sagt der ehemalige Laborarzt lächelnd. Das Paar lebt nun in der Senioren-Residenz am Folkwang Museum in Essen, einer neuen Wohnanlage für begüterte Ruheständler.
Die vier Kinder der Krauses gehören zur großen Zahl jener Essener, die dafür sorgten, dass die Metropole des Ruhrgebiets schrumpft - schneller als andere Städte. Und die Verbliebenen tragen dazu bei, aus Essen eine Stadt der Alten zu machen. Wegen der niedrigen Geburtenraten sank die Zahl der Essener von 728 000 im Jahr 1960 auf heute 599 000. In dieser Zeit verdoppelte sich der Anteil der über 65-Jährigen - auf fast 20 Prozent.
Wegen seiner ungünstigen Altersstruktur wird Essen auch in Zukunft stark altern und letztlich schrumpfen. Dabei ist die Bilanz von Zu- und Abwanderung seit zehn Jahren ausgeglichen; der Verlust beruht allein darauf, dass wesentlich mehr Menschen sterben, als Kinder geboren werden. Schon im Jahr 2015 wird Essen nicht mehr die zweitgrößte Stadt Nordrhein-Westfalens sein, sondern auf Rang vier abrutschen.
Vor allem in den weniger begehrten Stadtteilen im Westen und Norden stehen viele Häuser leer. Hier, in Essen-Altendorf, gleich um die Ecke von seiner Kanzlei, sagt der Anwalt Norbert Jedrau, stehe ein stattliches Dreifamilienhaus leer. Ein solider Bau, vor kurzem erst muss er renoviert worden sein. Im nördlichen Altenessen präsentiert der EDV-Berater Jürgen Beese Straßenzüge, in denen die tristen Fünfziger-Jahre-Wohnblocks komplett saniert und gestrichen werden. Mieter drohten den Wohnungsgesellschaften mit Auszug, sollten ihre Wohnungen nicht saniert werden, berichtet Beese. Kaum etwas in Essen ist derzeit so leicht zu finden wie eine preiswerte Wohnung.
Neue Brutalität der Sozialpolitik
Jedrau und Beese sind die Initiatoren eines Bürgerentscheids, der in wenigen Tagen abgehalten wird - der erste in Essen. Die Bürger werden darüber abstimmen, ob zwei Freibäder, wie von einer CDU-Ratsmehrheit beschlossen, dichtgemacht werden sollen. Die Menschen wüssten genau, sagt der SPD-Mann Jedrau, worum es geht: zu verhindern, dass in rauer gewordenen Zeiten einseitig bei den sozial Schwachen gespart werde.
In betroffenen Stadtteilen wohnen viele arme Leute, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Solche Menschen, die mangels Geld nur einen "sehr geringen Aktionsradius" haben, sagt Jedrau, seien besonders auf die Freizeitmöglichkeiten ihres Stadtteils angewiesen: "Das Freibad ersetzt denen den Urlaub." Dabei gehe es auch um Zukunftsperspektiven. Wenn Altendorf kein Schwimmbad mehr hat, wie sollen dann dort künftig Schwimmtalente entdeckt werden? dass dem Beschluss klares politisches Kalkül zugrunde liege, glaubt Jedrau daran zu erkennen, dass die Stadt den Bürgerentscheid zu torpedieren versuche. In den reichen Vororten, die von schließungen nicht betroffen sind, wurden viele Wahllokale eingerichtet, in den armen Stadtteilen auffallend wenige.
Ein "Rückbau" der Infrastruktur sei angesichts des Bevölkerungsschwundes unvermeidlich, rechtfertigt Essens Kämmerer Horst Zierold den Beschluss über die Freibadschließungen. "Wir haben den Mantel für 750 000 Einwohner!" Und der ist zu groß geworden. muss aber gerade in den armen Stadtteilen mit dem Sparen begonnen werden? Zierold hat Prioritäten: Essen müsse für Investoren attraktiv bleiben, ebenso wie für ansässige Konzerne. Nur so seien Arbeitsplätze und Wohlstand zu erhalten und zu vermehren - nicht aber mit sozialen Wohltaten, so schmerzlich das sei. Neun der bundesweit 100 größten Unternehmen haben in Essen ihren Sitz, sagt Zierold und deutet hinaus auf die Essener Skyline vor seinem Fenster: hier der RWE-Turm, dort das neue Ruhrkohle-Gebäude, da hinten Ruhrgas, Hochtief, Karstadt. Die wolle man nicht verlieren, so wie neulich die deutsche Coca-Cola-Zentrale. Kurz: Der demografische Wandel brutalisiert die städtische Sozialpolitik.
Der städtische Zuschuss für die Aalto-Oper wurde auf 65 Millionen Mark im Jahr erhöht. Gestrichen wurde hingegen die kostenlose Schulmilch, auch wenn das nur 50 000 Mark im Jahr einbringt und - ebenso wie die schließung der Freibäder - das Wohlergehen junger Generationen betrifft, auf die man dringend angewiesen ist. Es werden noch viel drastischere Einschnitte auf Essen zukommen. Einer städtischen Studie zufolge, die finanzielle Folgen des Bevölkerungsschwunds beleuchtet, müssen 24 Kindergärten zwischen 2006 und 2010 geschlossen werden, bis 2015 weitere sieben. 217 Erzieherinnen werden dann nicht mehr gebraucht. Öffentliche Dienste von der Müllabfuhr bis zum Nahverkehr werden ausgedünnt, zugleich die Gebühren erhöht.
Der Bevölkerungsschwund reißt große Löcher in den Etat. Jeder Berufstätige, der wegzieht oder stirbt, ergab die Essener Studie, kostet die Stadt 2200 Mark im Jahr, jeder Nichtberufstätige 1600 Mark. Um diese Beträge nämlich werden Essens Einkommensteueranteil, die Landeszuweisungen und die Umlagen im kommunalen Finanzausgleich gekürzt. Bei dem erwarteten Bevölkerungsrückgang entsteht so ein Verlust von 19,5 Millionen Mark bereits im laufenden Jahr, in 15 Jahren wird er sich auf 130 Millionen Mark steigern.
Der Stadt kommt es deshalb vor allem darauf an, Wohlhabende zu halten und attraktivere Zuwanderer als die bisherigen zu gewinnen. Die Untersuchung ermittelte nämlich auch, dass sich Zu- und Weggezogene stark voneinander unterscheiden: Den Rücken kehren Essen vor allem finanzkräftige Familien, die Neuankömmlinge sind dagegen weit weniger vermögend, oft auch weniger gebildet und qualifiziert. Die Dienstleistungsunternehmen, die neu entstanden sind, stellen eben vorwiegend Pförtner, Fensterputzer, Lagerarbeiter oder Gärtner ein. Reichtum zieht Reichtum an, Armut zieht Armut an - auch diese Tendenz wird vom demografischen Wandel beschleunigt. Beunruhigen muss dies eine Stadt wie Essen auch deshalb, weil seit 1986 rund 40 Prozent der Bevölkerung nach dem Motto "Reiche raus, Arme rein" ausgetauscht wurden - ohne dass die Verarmung gebremst werden konnte.
Keine gute Ausgangsposition für den härter werdenden Konkurrenzkampf der Städte und Regionen um Einwohner und Arbeitskräfte. In Ostdeutschland versuchen Wohnungseigentümer wie die Treuhand Liegenschafts-Gesellschaft Mieter zu ködern, indem sie die Umzugskosten übernehmen oder drei Monatsmieten erlassen. In Bayern laden Unternehmen wie Audi junge Lehrstellenanwärter aus den neuen Ländern zu Schnupperfahrten ein. Die Bundesregierung fördert die Abwanderung Arbeit suchender Jugendlicher aus strukturschwachen Gebieten mit ihrem Programm Jump. Viele Arbeitsämter im Osten halten dies für den falschen Weg: Statt Arbeitskräfte abzuziehen, müsse sich die Politik bemühen, Arbeitsplätze zu schaffen.
Eine Kritik, die in Zeiten demografisch forcierter Ungleichheit durchaus berechtigt sein kann. Denn spätestens 2015, prophezeien Wirtschaftsforscher, werde sich der Arbeitsmarkt entspannen, in vielen Regionen und Branchen werden dann wieder Arbeitskräfte gesucht. Folglich wird die Binnenwanderung weiter zunehmen und das Land noch stärker in Gewinner- und Verliererregionen teilen. In den unattraktiven Gebieten werden Geisterstädte entstehen, in denen Alte und Arbeitslose zurückbleiben. Demograf Kohler mag nicht ausschließen, dass einzelne Orte auch ganz von der Landkarte getilgt werden - "Wüstungen" wie im Mittelalter, als die Pest die Menschen dahinraffte.
Wie lockt man Wohlhabende?
Die Stadt Essen gewährt nun, um Wohlhabenden zu gefallen, Häuslebauern 15 000 Mark beim Grundstückskauf. Gut angelegtes Geld, findet der Kämmerer. Denn gelinge es damit, eine vierköpfige Familie mit einem Verdiener zu halten, ließen sich Einnahmeausfälle von jährlich 7000 Mark vermeiden. Nach gut zwei Jahren ist die Eigenheimförderung also wieder drin. Fragt sich nur, ob die solcherart Umworbenen noch in Essen bauen wollen, wenn sie merken, dass sie den Groll künftiger Nachbarn auf sich ziehen, weil sie auf der einzigen größeren Erholungsfläche des Stadtteils wohnen sollen. Das neue Bauland entsteht nämlich vorwiegend auf Brachflächen - so demnächst auch dort, wo Freibäder geschlossen werden.
Gebaut wird viel in letzter Zeit, Altenwohnanlagen vor allem. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist gerade dabei, einen Komplex mit 53 Appartements für "betreutes Wohnen im Alter" in der nördlichen Innenstadt in Betrieb zu nehmen. Ein Haus mit allem Komfort: Videoüberwachung, Internet-Raum, Tiefgarage, Café, Frisiersalon. "Das ist die Wohnform der Zukunft", sagt Horst Dziobaka, Leiter des Wohnungswesens bei der AWO. Die alten Menschen leben zwar in einer eigenen Wohnung, können aber Hilfe in Anspruch nehmen.
Und alles deckt die Rente. Die Kaltmiete in einer AWO-Wohnung liegt bei 13 bis 18 Mark je Quadratmeter, und die meisten Pflegeleistungen, sollten sie nötig werden, zahlt die Pflegeversicherung. "Die Gesellschaft", sagt Dziobaka, "spart erhebliche Kosten, die bisher entstanden, wenn den Alten nur noch der Weg ins Pflegeheim blieb."
Ein immenser Markt tut sich auf. Rentner waren noch nie so zahlreich wie heute - und noch nie so vermögend. Viele von ihnen können es sich leisten, sich in eine der teuren und edlen Seniorenresidenzen einzuquartieren. Das Augustinum im Stadtwald, lange Zeit einziges Haus dieser gehobenen Kategorie, hat reichlich Konkurrenz bekommen: Inzwischen gibt es fünf solcher Nobelheime in Essen. 2950 Mark im Monat kostet das einfachste Appartement in einer der neuen Residenzen, das komfortabelste 9650 Mark.
"So was werden wir uns im Alter nicht mehr leisten können", hätten jüngere Besucher oft gesagt, berichtet die 70-jährige Else Böger (Name geändert), eine ehemalige Geschäftsfrau, die in der Alten-Residenz am Folkwang Museum wohnt. Eine kleine Runde hat sich in einer Lounge zum Plausch eingefunden, auch der frühere Laborarzt Krause und seine Frau sind dabei. "Ausgerechnet von denen, die wir aufgezogen, die wir in den Wohlstand geführt haben, muss man sich solche Vorwürfe anhören!", redet sich Doktor Krause in Rage. Dabei, findet Frau Böger, seien die Jungen selber schuld, wenn es ihnen im Alter schlechter gehen sollte: "Sie sind es doch, die keine Kinder mehr mögen!"
Die schrumpfende Gesellschaft, so scheint es, wird sozialen Unfrieden aushalten müssen: Junge feinden Alte an, reiche Regionen stechen arme aus. Doch eindeutige Gewinner müssen daraus nicht unbedingt hervorgehen. Die einen werden sich um knapper werdende Ressourcen schlagen und von öden Siedlungsbrachen umgeben sein. Die anderen werden sich mit ihrem Reichtum eigene, aber durchaus ähnliche Probleme schaffen. Denn dort, wo es die Starken und Gefragten hinzieht, werden die Ressourcen ebenfalls knapp. Der künftige Sog in die prosperierenden Zentren, sagt das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung voraus, werde zu einem weiteren "Siedlungsdruck" führen - mit allen bereits bekannten Folgen: Die Mieten werden in den begehrten Regionen steigen, die grünen Vororte werden zersiedelt, und der Pendelverkehr nimmt zu.
Da also das Schrumpfen der Bevölkerungszahl durch eine veränderte Einwanderungs- und Familienpolitik allenfalls zu verlangsamen, nicht aber abzuwenden ist, wird man sich an eine kuriose Erscheinung gewöhnen müssen: Weniger Menschen vernichten mehr Umwelt.
Man hat seither nichts weiter von der Kandidatin gehört.
Wanderer, kommst Du nach W., wähle Deine Worte gut. Es könnte jemand zuhören, der Dich versteht.
*****
E. Weihnachten 2002
23. 12. 2002
Die Deutschen, das Volk mit dem ausgebombten Gedächtnis, den mit den neuen Dämmmaterialien ausgebauten und entrümpelten Dachböden und den kellerlosen Neubauten in verkehrsberuhigten Umgebungen, der selbstvergessenen Mobilität, die mit fünf Plastiktüten ein Nomadenleben bestreitet, das keine sentimentalen Erinnerungsstücke mehr aufbewahrt, die an eine Identität erinnern könnten, die mehr wäre als das Bewusstsein, im Hier und Jetzt zu leben.
Die US-Amerikaner: elternlose Geschöpfe, die die Lebenslüge der USA, den Genozid an den Amerikanern, zur Grundlage ihrer überheblichen Selbstgerechtigkeit gemacht haben, die sie dazu ermächtigt, die ganze übrige Welt als eine von Indianern bevölkerte Welt zu betrachten und ihr die Mores zu lehren, um Blondie, Madonna und Maria Carey die Weltherrschaft zu sichern.
Die Briten: Die lächerlichste Eroberertruppe, die jemals Indien erobert hat, und hinaus flog wie die hereinkam, als eine neurotische Bande von Handlungsgehilfen und Hooligans unter der Knute einer monströsen Mama mit Riesenbrüsten und einer unbesiegbaren Langlebigkeit, die jede Aussicht auf Selbständigkeit und Erwachsenwerden erstickt.
Die Franzosen. Eine Bande von witzigen Harlekins, die es immerhin fertig brachten, den welterobernden Helden der US-Armee eine Erbschaft aus ihrem untergehenden Kolonialreich aufzuschwatzen, an dem sie sich überhoben, ohne etwas zu lernen, weil Macht die Fähigkeit ist, dort wo etwas zu lernen wäre andere stattdessen und anstelle dessen, der etwas zu lernen hätte, etwas lernen zu lassen.
Eine Menschheit, die in ewiger Dunkelheit lebt, in Kellerräumen, die von den flimmernden Bildern der Fernseher erleuchtet werden, aus denen eine erfundene Geschichte zu ihnen spricht, die ihnen zugleich ihre eigene abnimmt: Outsourcing of identity and memory in die ‚Medien’, die besser als elektronische Planierunternehmen bezeichnet sind, die alles auf ein, auf ihr Niveau bringen, ein am Fliessband mit industriellen Methoden verfertigtes Fertigprodukt.
Look, at the edge of the abyss the grass grows, listen to the song: you know it, you sung it at the door step of the house, look at the rose. Yet You live. Wanderer, you go by. The words will die, the chapter of the lone volume will perish. No voice, no harvest, no water. Do not wait for a return home. You will sparkle only, falling star, you will not return, you will vanish like they all, you will dissolve, forget that you have called yourself. Matter got aware of itself in you. And everything went by, and the echo went mute, that repeated: I love you.
(übersetzt nach: Ilja Ehrenburg, Menschen, Jahre, Leben, Kindler München 1962, nach einem dort in Deutsch zitierten Sonett von Robert Desnos, S. 686 f)
******
F. Klärung einiger Grundbegriffe
25. 03. 2004
„In jedem Zeitalter rekrutieren sich die Obskuranten vor allem aus der Mehrheit derjenigen, die die dominierenden Methoden praktizieren. Heute herrscht die wissenschaftliche Methodik, und die Obskuranten sind Wissenschaftler“ (Alfred North Whitehead, Die Funktion der Vernunft, Stuttgt. 1974, S. 38)
‚Relation’ ist die zentrale Kategorie einer Sozialwissenschaft, die ihren Wirklichkeitsbegriff gegenstandsangemessen entwickeln können will. Individualität, Identität, alle Entitäten der Soziologie sind Schnittpunkte von Relationen, Verdichtungen, Kristallisationen, Vergegenständlichungen, die zu Strukturen geronnen, Ausgangspunkt für weitere Prozesse sind, in denen sie als Durchgangspunkte, Modulatoren und Filter oder Verstärker, als Schalter, Gatter (logisch) oder Widerstände, Verteiler usw. fungieren. Vergleich mit Neuronalen Netzwerken. Technologische Gesichtspunkte in der allgemeinen Form kybernetischer Vorgänge. Die Gesamtheit ist vernetzt. ‚Jeder ist mit jedem um fünf Ecken bekannt’. Die organischen Substrate werden in den Relationen, in die sie eintreten ausgeformt. Subsystemgrenzen = Membranen.
Ich kann auf diese Weise das durch eine bestimmte Rezeptionstechnik, die ich absorptiv nennen möchte, und von der Habermas ein Beispiel ist, entstandene unübersichtliche gewordene terminologische und Konzeptionsdickicht lichten. Rückführung auf eine einheitliche Terminologie, die die Bedeutungsgehalte der miteinander in diffuse Gemenge‑ und Mischlagen einander gleichgesetzter und teils überlappender oder kongruenter verschiedener Terminologien aus verschiedenen Theorien unterschiedlicher Reichweite vereinfachen, und damit eine bessere Übersicht über den nicht mehr überschaubar gewordenen Stand der Theoriebildung ermöglichen. Aus den USA kommende Gewohnheit, Konkurrenzprodukte durch Erfindung neuer Terminologien per Design zu kreieren und auf den teils privatisierten Bildungs-Markt zu bringen, bildungsmarktspezifische Konkurrenzen, bei denen es um viel Geld geht, machen die Rezeptionstechnik von Habermas unmöglich, die auf ein Minimum von einheitlichen Grundlagen in der Diskussion und auf ein allen Akteuren gemeinsames Streben nach Übereinstimmung angewiesen ist, und von dem marktrationalen Bestreben nach profitabler Divergenzerzeugung sabotiert wird.
Es bedarf dieser Klärung, weil erst aus dem - erneut geklärten - Verhältnis ihrer Bedeutungen zueinander überhaupt eine Konstruktion denkbar wird, die die Art der Betrachtung deutlich werden lassen kann, die dem durch sie hindurch gemeinten oder mittels ihrer neu erschaffen Objektbereich – einem intelligiblen Objekt, das man weder einerseits als Gedankending noch andererseits einfach als materielle Struktur oder gar Gegebenheit betrachten oder damit verwechseln darf.
Ereignis, Tatsache, Verhalten, Handeln, Interaktion, Kommunikation, Lernen, Anpassung, Assimilation, System: Grenzerhaltung, Stabilisierung, Umweltbeobachtung, Macht, Identität, Wahrnehmung, Beobachtung, Interpretation, Urteil, Verstehen, Erklären. Zeit, Raum, Kontinuum, Ort Einheit, Identität, ‚Materie’. Alles nicht im ‚naiven Sinn’ zu verwenden.
Der Spielbegriff, Sprachspiel bei Wittgenstein, Vorsprachlichkeit des Denkens gegen den Universalitätsanspruch der Hermeneutik, auch in der bei Habermas und der Psychoanalysevariante vorliegenden Form. Rollenbegriff kritisch ablehnen. Theater ist eine Täuschung, wenn und wo sie ins Leben gerät. Homo oeconomicus als unangemessene utilitaristische Konstruktion. Verwicklung in Spiele. Wittgenstein. Was, wenn – wie bei Kindern zu beobachten, sie am Zuge sind, und ziehen sollen, weil sie ‚dran’ sind, aber weder das Spiel überblicken, sein Regelwerk nicht in einen Kalkül einsetzen können und entsprechend keinen Plan haben. Was heißt dann Motiv in einem Zwangszusammenhang, und was ist der Unterschied von Verhalten und Handeln. Handelt der, der einen Plan hat, während der der nur zieht, weil er dran ist und am Zuge sich verhält? Das würde die Unterscheidung ‚nach Innen’ verlegen. Oder verhalten sich beide weil und sofern sie ein Beobachter so einstuft, als sich Verhaltende, also ohne Rücksicht auf ihr – inneres – ‚Motiv’ oder, das was sie ‚denken’ oder auf Befragen ‚erklären’, und als Handelnde, weil und wenn sie der Beobachter als so oder so bewusst oder unbewusst ‚Motivierte’ auffasst, ist also der Unterschied von Verhalten und Handeln abhängig von den Voraussetzungen, die der Beobachter macht in Bezug auf den Beobachteten? Ist hier eine Entscheidung über die Zurechnung überhaupt möglich derart, dass man unabhängig von dem Beobachter dem Beobachteten einen ‚Beweggrund’ dessen, was er ‚agiert’ zurechnet? Ist die Selbstbeobachtung entscheidend und gegenüber dem Beobachterstandpunkt privilegiert? Oder ist es umgekehrt?
Welche Folgen hätte das eine oder das Andere langfristig, etwa politisch betrachtet? Ist eine von kompetenten Fachleuten, die dafür staatliche Lizenzen erworben haben, und damit in ihrer gesamten Sozialisation vom Staat abhängig waren, diese Abhängigkeit also in einem Sinne verinnerlicht haben dürften, dass sie ihnen eigentlich gar nicht mehr bewusst werden kann, oder wenn, dann nur im Sinne einer mit einem ‚Na und? zu quittierenden Bagatelle ohne Belang für das was sie denken, wie sie meinen dürften, eine in diesem Sinne ‚verstandene’, erklärte’ und ‚interpretierte’ Gesellschaft als Subjekt einer demokratischen Herrschaftsform eigentlich noch reales oder auch nur mögliches Subjekt einer wirklichen demokratischen Form der Herrschaft, wenn sich zeigen lässt, dass dies auf eine Enteignung des Bewusstseins hinausläuft und auf eine in der Erziehung angelegte Verhinderung der Ausbildung eines dem Stand des verfügbaren Wissens Urteilsvermögens hinausläuft?
Die sozialtechnologisch befriedete Gesellschaft kommuniziert nicht. Sie ist kein mögliches Subjekt einer verwirklichten Demokratie, sondern Wirtschaftsgut eines industriellen Feudalismus, der die demokratische Fassade stehen lässt, weil er sich auf Methoden der systematischen Entmündigung versteht, die deren Text ohne Weiteres unterlaufen, in der Tendenz auf einen Cäsarismus. Dieser wird von einer Prätorianergarde gewählt, die Majorität der Population ist in die Apathie getrieben und auf Nebensachen abgelenkt, Massenmedien, Ficken, Fressen, Saufen, Schlafen, Malochen, Sozialarbeiterprobleme, Kriminalität, Autofahren, Drogenkonsum, Selbstmord oder Selbstmordattentat, Abenteuerreisen, Urlaub, Konsum, Fernsehen, Wahnsinn und Anti‑ oder Asoziales Verhalten stehen als interessante Abwechslungen zur Wahl. Eine Verständigung gibt es unter den Bedingungen einer als ‚Individualismus’ firmierenden Vereinzelung der Individuen nicht, ein Produkt der Interessen der Großbürokratien und eine heimliche Form der totalitären Herrschaft, die darauf baut, die Individuen zu isolieren, während die Organisationen als geballte Macht jedem einzelnen gegenüber auftreten. Kommunikationstheorie und Hermeneutik, zumal unter den Bedingungen, unter denen Habermas zugleich verantwortungslos die Last der missglückten Sozialisation auf die Familie ablädt und die geglückte zur Regelkarriere in einer Großorganisation umdeutet, Theorie der kommunikativen ‚Kompetenz’, Wahrheitstheorie des Konsens ein Unsinn. Habermas Soziologie ist von Anfang an als Staatstheorie angelegt.
Der Einzelne hat keine Bedeutung. Meisterdenker, von ganz oben. Der Souverän bin ich, sagt jeder Satz dieser Theorie, die alle duckt und subsummiert, am naivsten noch in ‚Student und Politik’, in der schon der Gegensatz zwischen dem vereinzelten Einzelnen, dem der Herr die ganze Verantwortung auflädt, um ihn wenig später als möglichen Linksfaschisten zu verdächtigen und hängen zu lassen, ganz wie die Politik, mit der der zum Gebrauch seines Urteilsvermögens Aufgeforderte ‚Student’ zusammen stößt ohne dass man ihm sagt, mit wem er zu tun bekommt. Das vermittelt ihm dann schon das Urteilsvermögen, von dem er auf eigene Verantwortung Gebrauch gemacht hat. Die soziologische Hermeneutik hängt anthropologisch und materiell in der Luft. Sie hat keinen Boden unter den Füßen. Die Denaturisierung des Menschen im Namen seiner Nicht-Festgestelltheit ist eine fallacy of mmisplaced concretness.
Die Wahrnehmung bereits ist ein auf denselben materiellen Grundlagen wie ihr Inhalt als das Wahrgenommene beruhender Vorgang, und zwar ganz ohne Rücksicht auf die Frage, ob das Wahrgenommene sich außerhalb des Wahrnehmenden oder innerhalb seiner befindet. Diese Frage ist falsch gestellt. Es gibt eine basale strukturelle Gleichheit der Grundlagen der Wahrnehmung und der Grundlagen, die sie ermöglichen, in der Form der Sinneswahrnehmung, und dem Wahrgenommenen als einem Objekt. Das, was sie zu einer auch analytisch nicht auflösbaren Einheit verschweißt, ist das Ereignis, in dem sich die Relation realisiert, und die Differenz aufhebt. Insofern ist das Ereignis die Grundlage der Sozial‑ und Erkenntnistheorie.
Der Zusammenhang der Begriffe ist zu klären. Ihr Zusammenhang ist sachlicher und sprachlicher Art. Ist der sprachliche Charakter dieser sachlichen Zusammenhänge sekundär, die Sprache Medium ihrer Darstellung, also letztlich in gewisser Weise lediglich ein Reflex, als Ausdruck, der sich z. B. von dem Was des Ausdrucks so unterscheidet wie das elektronische Dokument in einem Computer sich von seiner auf Papier gedruckten Form unterscheidet?
Was ist eigentlich das Typische am Dasein eines in einem Computer existierenden Textes? Wie unterscheidet sich diese Existenzform von der, die dieser Text hat, bevor er niedergeschrieben wurde? Ist der Text vor seiner Niederschrift irgendwie schon existent? Irgendwie zweifellos. Er geht einem im Kopf herum. Ist diese Form einer Art von Gedankenwolke dem dann niedergeschriebenen Text irgendwie ähnlich? Falls ja, worin besteht diese Ähnlichkeit?
Bei der Arbeit am Text kann man stets bemerken, dass man mit dem Ausdruck ‚ringt’, wie das im Volksmund heißt. Was ist die Eigenart dieses ‚Ringens’? Doch ein Vorgang, bei dem etwas Widerständiges, das sich dem, was man im Kopf hat, sich nicht ohne Weiteres dem fügt, was man damit tun will. Das Ungenügen, das einen eine ‚gefundene’ oder ‚gewählte’ Formulierung verwerfen lässt, oder derart ansehen, dass ‚der Gedanke’ weitertreibt, sie zu ergänzen sucht, oder umzuformen, die einen erneut ansetzen lässt, um ‚das Gemeinte’ in Übereinstimmung zu bringen mit dem Ausdruck, ist es nicht ein Hinweis darauf dass (1) die Sprache nicht die primäre Form des Gedankens ist, und (2) der Gedanke sich mithin von seiner sprachlichen Form unterscheidet und ihr gegenüber präexistent ist, das Primäre gegenüber dem sprachlichen Ausdruck?
Andererseits: Ist nicht auch die Rückwirkung, die der Anblick – weit mehr als das erneute Hören des Gesagten – des sprachlichen Ausdrucks in der Form des Bildes, der Abbildung des Gedankens auf diesen ausübt, selbst ein wesentliches formatives Element, so als müsste der Gedanke durch einen Trichterhals hindurch, bei dem er erst kondensiert aus einer ‚Wolke’, einem Nebel in die Form der materiellen, diskreten Entitäten, die die Schrift und die Laute, die Worte und Sätze umsetzen und auskristallisieren lassen, so dass erst daran überprüfbar wird, was die Wolke an Spannungen und Turbulenzen, Ladungen und Asymmetrien in sich aufgeladen hatte?
Ist so gesehen die Umsetzung in die sprachliche Form eine Art von kontrollierter Entladung in einem technischen Arrangement, in dem die Entladung dosiert, domestiziert und gesteuert werden kann, indem sie sich unaufhörlich in das sich entlang der Worte, Laute und Buchstaben in die Ordnung, das Prokustesbett der grammatisch-syntaktischen Form einfügt, die den Bedeutungen greifbare Gestalt und eine gewisse Stabilität sowie eine diskrete Gestalt, also auch eine Grenze und Kontur gibt, die sich dem in Stärke und Richtung ständig schwankenden Fluss entgegensetzt als Brechungsmedium und Gefäß, an und in dem sich dieses Schwanken zu einer wenn auch durch die Externalisierung dem Bewusstsein entfremdeten Produkt formt, in dem sich der Gedanke, seiner Unbestimmtheit, und damit seiner unerschöpflichen Potentialität beraubt zwar, aber dafür in der Form eines materiellen Produkts gegen den Hintergrund der Zeit, in dem das Ereignis des Gedankens sich unablässig selbst überrollt und überholt, umformt und auflöst sowie sofort neu formt, die Gestalt eines Produkts gewinnt, das sich diesem Fluss der Zeit, vielmehr diesem sich selbst unablässig umformenden Ereignis, das das Bewusstsein ist – das insofern im Übrigen nur die ‚uns’ oder vielmehr sich selbst in der unmittelbaren Reflexion greifbar werdenden Wahrnehmung seiner selbst ist, und an dem als ‚Wahrnehmung’ dem Bewusstsein, das diese Wahrnehmung ist, nur der Reflex seiner eigenen Materialität, die die Bewegung der Elektronen und die physiko-chemischen Prozesse des zentralnervösen Systems greifbar wird.
Bewusstsein wäre demnach diejenige emergente Eigenschaft des zentralnervösen Systems, die ihm die physiko-chemischen Vorgänge unmittelbar in einer Wahrnehmung vorstellt. Das ist indessen zu traditionalistisch. Die Benutzung der bekannten Termini aus dem Duden für Wissenschaftler steht hier dem Gemeinten im Wege. Die eingespielten Bedeutungen der Termini sind nicht geeignet, das Gemeinte zu bezeichnen, indem sie es mit unangemessenen Konnotationen überwuchern, die den Ausdruck ständig wieder in die Bahnen des kristallisierten Klischees eines ‚eingespielten Verständnisses’ zurückleiten.
Daran ist ersichtlich, wie die Sprache – nicht als Syntax und nicht als Grammatik, sondern in ihren semantischen und pragmatischen Eigenschaften zunächst dem im Wege steht, jetzt in einem negativen Sinn, in dem sie aufgrund eines Automatismus, der sich aus ihrem ‚öffentlichen Charakter’ ergibt, den Sinn des Gesagten stets wieder zurückzulenken versucht auf die Vergangenheit des Bewusstseins, seine Hinterlassenschaften im kollektiven Gedächtnis, auf deren Hintergrund sich das Gemeinte dann nicht oder kaum anders als durch die mit unendlicher Mühe und im ständigen Kampf gegen die Tücke der eingespielten Bedeutungen erkämpfte Nuance, eine Winzigkeit abzuheben vermag. Dabei ist der ‚Hintergrund’ keineswegs ‚einfarbig’. Dann wäre es einfach. Man könnte die endlich hergestellte und gegen den Widerstand der Semantik – Die doch auch eines der Instrumente ist, die man gebrauchen muss, wenn man von den Möglichkeiten, dem Potential der Kunst einmal absieht, ebenso wie von dem Potential der Künstler, die mit diesem Potential so oder so, mehr oder weniger von einem Gedanken beseelt und einer Technik unterstützt, und mit mehr oder weniger Zielbewusstheit und dem Glauben an ein Etwas, das ihrer Beharrlichkeit jene Dauer verleiht, die sie immer wieder dazu anspornt, davon auszugehen, dass die Spannung, die die Elektronenwolke ihnen mitteilt, die sich in dem System bildet, das das Gehirn ist,
einen nach der Vergegenständlichung in einer Materie strebenden konturierbaren Impuls darstellt, in der er eine gewisse Dauer über den Augenblick hinaus erlangt, so dass eine Reihe von aufeinanderfolgenden Umformungen zu einem aus einem sich ständig umformenden Kontinuum heraus sich zur Einheit einer Form gestaltenden Objekt bilden kann, umzugehen versuchen. – sich mit ihrer Hilfe durchgesetzte Nuance der Bedeutung auf einem wenig ‚rauschenden’ Hintergrund recht gut erkennen.
Dann wäre es mit einer Geste getan, die diese Nuance setzt, wie ein Maler einen ersten Farbtupfer auf einer grundierten Leinwand setzt, um damit aus dem Dunkel eines noch lichtlosen, also keine Unterschiede sichtbar werden lassenden, aber schon vorbereiteten Schöpfung ein erstes erkennbares Objekt auftauchen zu lassen, um dessen sogleich zum Konzentrationspunkt werdendes Zentrum sich alles andere als auf diesen Punkt bezogene Potentialität ordnet. Inmitten einer ausdifferenzierten Schöpfung, wie es das Universum der Bedeutungen ist, das auf der tiefengrammatischen Struktur der Sprache aufsetzt nach Äonen der menschlichen Entwicklungs‑ bzw. Kulturgeschichte im weitesten Sinne, in dem Kultur und ihr angebliches Gegenteil, die Gewalt und die Barbarei die Einheit eines Vorgangs bilden, von dem nicht so ohne Weiteres schon feststeht, dass diese unaufbrechbare Einheit, die in Termini wie ‚Fortschritt’, ‚Modernisierung’, Globalisierung’ gern euphemistisch verleugnet wird, wie auch in den ‚arbeitsteilig’ gerechtfertigten und ‚analytisch’ begründeten Segmentierungen eines Betriebs, in dem sich einer auf die Technik, der andere auf die Wissenschaft, der Dritte auf die Politik, wieder andere auf Wirtschaft, Gesellschaft, Staat, Religion, Kultur, Macht, Kommunikation, Sprache, Geschichte, Innen‑, Außenpolitik usw. beschränkt, stets vorläufig, wie es heißt, und desto unwiderruflicher und endgültiger – auseinander gelegt ist nicht nur in den Gegensatz von ‚alltäglich-lebensweltlicher’ und der Betrachtung durch die dafür im Namen der von ihnen bevormundeten ‚Menschheit’ lizensierten Experten, sondern auch durch einen Perspektivismus beherrscht wird, in dem sich auf merkwürdige Weise eine Verabsolutierung der jeweiligen Perspektive und des Anspruchs mit einem ebensolchen auf kollektive Nivellierung hinwirkenden, dem ersteren entgegen gesetzten begegnen, während die daraus sich ergebenden unauflösbaren Spannungen im Medium der Sprache (hauptsächlich, aber u. a.) ausagiert werden, in einem solchen Universum von Bedeutungen, das ständig in einem diffusen Interim zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart – alles auf die jeweilige Gegenwart bezogen, eine Konstruktion, die sich bei genauem Hinsehen im Fluss der Ereignisse als Schein erweisen muss - hin- und herschwankt, nicht anders als die ‚Inhalte’ des Bewusstseins, das auf dem Fluss einer Elektronenwolke schwimmt, ist die Wahrnehmbarkeit der Nuance, die die signifikante Abweichung markiert, auf der alle Entwicklung beruht, in unablässigem Kampf mit den Kräften, die Bedeutung unter Bezug auf ihre festgestellten Merkmale, mithin normativ einzuholen versuchen, gegenüber den weitaus schwächeren Kräften, die aus der systematischen Abweichung von der normativ und in diesem Sinne konservativ zu verstehenden Eigenträgheit des Systems der Bedeutungen die Innovation, die Entwicklung hervorzutreiben versuchen. Das kann man sich kaum als ‚Willensakt’ der beteiligten Akteure vorstellen. Es ist vielmehr dasjenige an den bekannten Strukturen, das sich am Ergebnis als emergente Eigenschaft ablesen lässt und insofern Potential jeder materiellen Konstellation ist, die das Universum aufgrund seiner allgemeinen Eigenschaften ‚bereit hält’, ohne dass sie indessen schon je am Stand der Dinge ablesbar wären. Greifbar wird eine Entwicklung und ihre qualitativen Besonderheiten, die ihre Ergebnisse von dem abheben, von allen ihren Komponenten, aus deren Konstellation sie sich dennoch ergeben, stets erst im Nachhinein. Insofern wirkt Emergenz unvorhersagbar. Wer wollte das Leben aus der Physikochemie der Elemente vorhersagen, so wie sie sich heute dem wissenschaftlichen Beobachter darstellen? Wer aus dem Zustand des Universums ‚kurz nach’ dem Ereignis seiner Entstehung die Elemente, und wer aus dem Zustand vor dem Ereignis – oder als ‚Ereignis’ vorgestellten – seiner Entstehung diese Entstehung? Und wer würde den Menschen vorhergesagt haben wollen bevor es ihn oder eine seiner Vorstufen gab, oder auch aus einer seiner Vorstufen?
Es bedarf aber zunächst, bevor Folgerungen aus nur ungenügend dargestellten Voraussetzungen gezogen werden, zunächst einer Neuordnung bzw. Klärung der Bedeutung und der Ordnung der verwendeten Begriffe.
Das mag so überflüssig erscheinen wie ein Kropf. Kann man meinen. In der Tat bestand mein Hauptirrtum darin, dass ich unablässig versuchte, im unerschütterten Vertrauen auf die eingespielten Bedeutungen, die ich meinte, lediglich übernehmen zu müssen, schon aus Pietät und Respekt den kulturellen Vorgängern und ihren doch auch nicht einfach zu ignorierenden Leistungen gegenüber, die einfach beiseite zu setzen doch auch ungeheuer arrogant sein kann – den Verdacht hegte ich mir selbst gegenüber, meinte aber auch, etwas schuldig zu sein oder überheblich, was nur eine andere Art ist, sich zu verschulden – und dem Gekrähe des Zwergen auf den Schultern des Riesen entspräche, wenn es nicht Anlass, begründeten Anlass dazu gäbe, eine Neuordnung vorzunehmen, die die von den Vorgängern, deren Gesamtheit als Kultur und Überlieferung dem Bewusstsein entgegentritt und als Aufforderung, sich angesichts ihrer und in Kenntnis dessen, was andere, vielleicht klügere Köpfe schon gedacht haben, geleistete Arbeit nicht einfach als belanglos abtut. Die Verpflichtung, die sich aus den Annahme einer solchen Haltung ergibt, scheint allerdings kaum erträglich, wenn man den Wissensbestand gegen die Länge eines Menschenlebens und die Forderungen eines postaristokratischen Qualifikationsbetriebes abwägt, der mit der musse auch die Freiheit zur Forschung hat verschwinden lassen bzw. das damit verbundene soziale Risiko rücksichtslos und blind und zu Recht oder Unrecht faktisch zu einer privaten Angelegenheit erhebt.
Es ist dann kaum zu begrüßen, wenn und dass einen mit mehr oder weniger gewöhnlichen, an die Umstände angepassten Studenten unerwartet aus der Mitte des von ihm betrachteten Materials eine nicht mehr abzuwehrende Aufforderung ergeht, deren Zumutung das Bewusstsein mit der Empörung eines zu Unrecht eines Verbrechens Beschuldigten beantwortet, weil es sich erstens keiner Schuld bewusst ist, was den dagegen administrativ festgelegten gewöhnlichen Umgang mit dem Material betrifft angesichts der allgemeinen Praxis von ‚Forschung und Lehre’ in einem bürokratischen Massenbetrieb, dessen innerstes Gesetz der Neid und die Konkurrenz um knappe Stellen ist, und sich außerdem zu Recht fragen muss, wieso eine zudem gar nicht ausgesprochene Zumutung aus dem doch lediglich betrachteten Material hervorgehen sollte, indem dieses gewissermaßen zu sprechen beginnt, im Widerspruch zu seinem Status als Material, dessen Stummheit und Passivität als ‚Bestand’ doch allgemein vorausgesetzt wird und verbürgt scheint, einmal abgesehen davon, dass dieser oder jener X oder Y, ein beliebiges Exemplar aus einer unübersehbaren Masse ebensolcher, unter denen es zudem viele gibt, deren Entschlossenheit keinen Zweifel an ihrer überlegenen Einsicht in die Materie gibt, sich sollte angesprochen fühlen von gar nicht greifbaren ‚Stimmen’, die aus betrachteten Materialien zu sprechen scheinen, einer Halluzination, die nichts sein kann – gemäß den dafür nicht zuletzt örtlich mit großer, wenn nicht größter Kompetenz und Zuständigkeit für das Gesunde am menschlichen Intellekt und der Psyche – als eine gegenstandlose Einbildung, an der sich die Größenphantasie eines beliebigen Gattungsexemplars ablesen lässt, das meint, es unter allen anderen würde persönlich berufen, gar aus dem Material, das es studiert. Der Kranke ist geheilt, so meint diese Fachkompetenz, wenn ihm klar geworden ist, dass die Stimmen, die er zu hören meinte, Symptome einer seelischen Dekompensation waren, die durch eine Bearbeitung der Zustände aufgehoben werden kann, die als Ursachenkomplexe diesen vorausgehen und für sie verantwortlich zu machen sind.
Es könnte aber auch ganz anders sein. Der damit indizierten Möglichkeit ist näher zu kommen, wenn man der Frage nachgeht, wie Fragen eigentlich entstehen. Wenigstens eine ihrer Voraussetzungen ist das Ungenügen an einer als Standard akzeptierten und entsprechend angebotenen Lösung, angesichts deren die Frage zu verstummen hat. Es gibt verschiedene Geschützkaliber, die dieses Verstummen zu bewirken haben und als bewährte Mittel immer wieder gern verschrieben werden, sozusagen als Indikationen ‚state of the art’. Die letzte dieser Antworten ist z. B., dass der betreffende Wissensbereich gar nicht die Aufgabe hat oder haben kann, die betreffende Frage zu beantworten. Gewöhnlich steht sie am Ende der Belehrung, während am Anfang die steht, die den wissenschaftlichen Geist beobachtbar macht indem sie ihn als einen charakterisiert, der Fragen hat, vor allem Fragen.
Dabei verteilen sich die Gewichte stets günstig zugunsten des Lehrers: Am Anfang, wenn der Studierende deshalb noch keine Fragen hat, weil er noch nicht ausreichend in die Betrachtung der Bestände vertieft war, lässt sich ihm auf diese Weise klar machen, dass er den wissenschaftlichen Geist nicht hat, der die Voraussetzung des Studiums, eigentlich der Studierfähigkeit, mehr noch der Studierwürdigkeit ist. Denn wenn er nun ‚in sich’ nachsucht, wo denn die Fragen sich formen, die die wie immer auch rudimentäre Form dieses Geistes ausmachen und einen Anhaltspunkt dafür darstellen, dass er würdig sein könnte, in die erlauchten Hallen des Geistes einzutreten, vor dem das Zensursystem Hürden aufgebaut hat, die anzeigen wollen, wie hoch er gewachsen sein muss, um sie überqueren zu können, wobei vom wieder anders qualifizierten normativ-ethischen Gesichtspunkt, die das Dürfen qualifiziert ganz abgesehen wird – eine Irrationalität, die durch die Metaphysik der Personalpolitik der Großinstitutionen inzwischen in dem Maße überboten worden ist, wie die Berechenbarkeit eines strengen Hausvaters durch die Willkür eines gewalttätigen und jähzornigen absoluten Machthabers, der seine Affekte in der Form undurchsichtiger, indirekt mitgeteilter Entscheidungen und den heuchlerischen Segenswünschen dessen begleitet, der für seine Entscheidungen nirgendwo zur Rechenschaft gezogen oder einer Begründungspflicht unterworfen werden kann, die nicht auf dieselbe Weise mit ‚Rollenspielereien’ im Rahmen des als gewöhnlich akzeptierten behandelt werden könnte – wenn er/sie also in sich nachsucht, wo sich denn die Fragen formen, an denen sich mit Sicherheit die zur Zulassung schon vorausgesetzte Qualifikation – ein Potenzbegriff ‑ ablesen lässt, so findet er nichts.
Das ist kaum verwunderlich, aus dem einfachen Grund, weil sich Fragen als Konsequenzen einer Begegnung mit einem Widerstand auffassen lassen, als Wahrnehmungen, die als Produkte eines Konflikts verstehbar sind, bei dem undeutlich und bisher nicht – mangels Konfrontation mit Materialien, an denen er sich entzünden könnte – wahrnehmbare Dispositionen, von denen zunächst einmal offen bleiben kann, wie sie entstehen, also Konstellationen, Ordnungen des nervösen Systems mit solchen zusammentreffen, die sich aufgrund der Konfrontation mit den studierten Materialien bilden, in ein Spannungsverhältnis geraten, das sich u. a. auch als klar formulierte und insofern bewusste ‚Frage’, also in einer bestimmten sprachlich‑grammatikalischen Form zur Darstellung bringen kann. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass dies schon einen Endpunkt einer Begegnung mit der Materie bezeichnet, die einer Schwangerschaft insofern ähnelt, als die ‚Konzeption’ sich im Dunkeln des unbewussten Lebens formt, und insofern einer Geburt als das bewusstwerden der Fragestellung dieser entspricht. Was dabei geformt und endlich, in einer zunächst rudimentären Form, ‚geboren’ wird, ist das Urteilsvermögen. Es ist die Voraussetzung aller wissenschaftlichen Betätigung und zugleich die Voraussetzung einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation. Dieser letztere Befund ist von einiger Bedeutung, insofern über die wirkliche Verfassung einer solchen weder durch die Benennung noch durch die Einrichtung bestimmter Formen der formalen ‚Partizipation’ entschieden wird, sondern durch die Angemessenheit der statistisch verbreiteten unterschiedlichen Bewusstseinsverfassungen, die miteinander koexistieren können innerhalb einer Population – aufgrund von Voraussetzungen, die noch zu untersuchen sind, deren Zusammenwirken – und in ihrem Zusammenwirken erst die tatsächliche Verfassung, ihre materielle Wirklichkeit und Wahrheit ergeben, die die Wirklichkeit und Wahrheit der Form(en) der Herrschaft (als Formen der Verteilung der Verfügung über die verfügbaren oder mobilisierbaren Ressourcen) dann tatsächlich bestimmen. Es ist von Bedeutung, wenn dann, wenn die Fragen also entstehen und die Geburt des Urteilsvermögens anzeigen, das Neugeborene mit der anderen Seite der institutionellen Realität konfrontiert wird, die lautet, sie sei gar nicht dazu da, diese oder überhaupt die Fragen zu beantworten, die sich da stellen, und auf diese Weise die Abtreibung auf den Zeitpunkt nach der Geburt verlegt, einerseits, und andererseits nur leben, lässt, was sich erfolgreich tot stellt oder tot geboren ist, und auch nicht zum Leben zu erwecken.
Das ist jedenfalls der Gang einer Technologie gewordenen und Technologie ‚vermittelnden’ Bildungskonzeption. Sie hat stets gute Chancen in allem Recht zu behalten, und besonders in Bezug auf das von ihr über die Fähigkeiten der ihr Unterworfenen mit den von ihr ausgegebenen Bezugsscheinen auf das Leben ausgesprochenen Urteilen. Zugleich beweist sie sich als letztlich alleinige Urteilsinstanz aus einer Identität mit der Macht oder der hinter ihr stehenden Gewalt. Das widerspricht zwar dem Sinn dessen, was Wissenschaft letztlich meinen muss, wenn die Unterscheidung des Bedeutungsgehalts von dem der Macht und der Gewalt einen Sinn machen soll, der sich oberhalb des Eintrags im ‚Duden’ – einer Gott weiß wie ermächtigten Instanz jenseits der Sprache – in einer für das Leben von Menschen – und es ist sicher, dass das über diese Lebensform hinausweist – belangvollen Art und Weise unterscheiden lässt. Ein Wissenschaftsbegriff bzw. eine Wissenschaft, der implizit deckungsgleich wird mit der Gewaltform der organisierten Bürokratie und dem Prinzip ihrer Selbsterhaltung als Steuerungssystem des Lebens der Individuen mag an ‚wissenschaftlichen Revolutionen’ oder ‚Paradigmawechseln’ noch vollziehen was sie will und wann sie will, es wird sich alles im Rahmen des der Gewalt verpflichteten Systems und der Interessen vollziehen, um deretwillen es wenn nicht überhaupt, dann mindestens auch noch existiert. Anders gesagt, die aus den Zwecksetzungen der bürokratischen Supersysteme, die die Gesellschaft als prämoderne Form aufzehren, um ihres eigenen Existenzprinzips willen, das unvermeidlich darauf drängt, und damit auch auf die Wiederkehr des Irrationalsten an der Existenz von Menschen in ‚Hochkulturen’, und zwar inmitten der modernen oder postmodernen Sachlichkeit der Bezüge und Verfahren, die mit dem Vorrang der Legitimation durch Verfahren zugleich diese Irrationalität zur erneuten ‚Verzauberung’, zu einer säkularen Religion erheben und die Wissenschaft als Form, als Hülse in ihren Dienst stellen und ihren ‚Bedürfnissen’ anpassen können, ohne dass dieser Umstand vermag, das daran beteiligte Bewusstsein der Individuen, die ihre Karrierechance mehr und mehr ausschließlich mit Rücksicht auf die institutionellen Regeln des ‚sozialen Aufstiegs’ und kaum mehr als formal mit Rücksicht auf die aus den Beständen in der Konfrontation mit den zeitbezogenen Umständen, so wie sie sich vor dem Hintergrund der angemessen rezipierten Bestände darstellen müssen, sich ergebenen Fragestellungen, deren Bedeutung u. U. schon aus rein rezeptionstechnischen Gründen, die als ‚Bedingungen’ in dem jeweiligen Studiendesign unauffällig und wie natürlich untergebracht sind, nicht mehr angemessen zu Bewusstsein gebracht werden kann, und dort, wo dies dennoch geschieht, durch die Regelungen, die das weiter führende Studium determinieren, wirksam neutralisiert werden können. Von der Wissenschaftlichkeit bleibt am Ende vor allem noch die Wissenschaftsform, die flankiert von der Betreuung und Untermauerung durch eine staatliche Bürokratie mehr und mehr deren Imperative in sich aufnimmt, und damit zu einer Form wird, die sich sekundären objektiven Zweckmäßigkeiten der als Systeme verselbständigten Institutionen angleicht, während die weiter vor getriebene Spezialisierung, die sich keineswegs aus rein wissenschaftsimmanenten Zwecksetzungen ergibt, zusammen mit einer immer weiter getriebenen, als Rückzug aus dem Anspruch auf Wissen vorangetriebenen methodologischen Verkürzung Interpretationsverzichten oder Verstehensverzichten mehr oder weniger bewusst die Grundlagen liefert, die schließlich die wissenschaftliche Fruchtbarkeit austrocknen lassen, was dann die Handhabe dafür gibt, die entsprechenden ‚Wissenschaftszweige’ durch solche zu substituieren, die von vornherein die Gewähr dafür bieten, dass kritisches Material nicht in ihrem Rahmen auftaucht, das durch die ‚Brahmanisierung’ der Interpretation einer Sonderbehandlung zugeführt werden muss, die es – bezogen auf die unvermeidlich immer weiter ausgreifenden Selbsterhaltungsinteressen der bürokratischen Systeme und ihrer Personalgruppen - neutralisiert.
Unter ‚Brahmanisierung’ ist dabei die Bereitstellung von formaler kultureller Intelligenz für die Zwecke der Selbstrechtfertigung der Herrschaft zu verstehen, also jenes erstickende Klima, das bei formaler extensiver und intensiver Ausformung einer instrumentell und interpretativ auf – innerhalb des von ihr gesetzten und kontrollierten kulturellen Rahmens - nicht überbietbarer Höhe stehenden kulturellen Elite, die den Sitz und die Passung der schlusssteine des Gebäudes, das eine Kultur gegenüber dem umgebenden Universum einerseits und gegenüber den Impulsen der Beherrschten andererseits zum im Idealfall geschlossenen System konfiguriert und deren Auftrag darin besteht, das System jeweils an zeitbedingte Umstände anzupassen um es ‚dicht’ zu halten, eine Art von Gebäudeerhaltungsauftrag, im Grenzfall jenen Eindruck der statischen Gesellschaftsordnungen hervorruft, die sich inzwischen mehr und mehr als keineswegs ‚anpassungsbedürftig an die moderne wissenschaftlich-technologische Zivilisation, sondern mehr und mehr als mit ihr bestens verträgliche Zukunftsmodelle für diese anzubieten scheinen.
Das scheint sich besonders aus einer u. U. absehbaren Konvergenz der ‚Kulturen’ der USA, Indiens und Chinas zu ergeben, von denen die letzteren beiden ein sei es unverändert erhaltenes, von Kultur- und Sozialtheoretikern zur ‚kulturellen Tradition’ gerechnetes irrationales Potential bzw. Grundmuster der Herrschaft in die moderne oder postmoderne Zukunft recht mühelos haben übertragen können, mit dem Ergebnis, dass die klassische Kultur wesentlich dazu beizutragen scheint, die Verwerfungen der ‚Modernisierung’ abzufedern und zugleich Entwicklungspotentiale bereitzustellen, die der rationalistische Anspruch einer postreligiösen Gestaltung und Begründung von Herrschaft und Gesellschaft offensichtlich auch nach Meinung seiner obersten Verteidiger und Hüter so schlecht besorgt, dass die ‚Rückkehr’ zur ‚faith-based integration’, also ein vormodernes Muster stationärer Gesellschaften sich als Methode der Wahl anzubieten scheint. Angesichts des Umstandes, dass ‚faith-based integration’ offensichtlich Ungleichheiten in Gesellschaften und die Irrationalität der Herrschaft, also auch ein erheblicheres Maß an Unfreiheit – im Verständnis der modernen demokratischen Verfassungstexte – ‚zu absorbieren’ imstande zu sein scheinen, ist das Bestreben der Eliten auch der demokratischen Staaten des Westens zu einer Rückkehr zu wissenschaftlich nicht gedeckten, staatlich auf dem Wege der Erziehung gesteuerten ‚systems of beliefs’ und deren Gleichrichtung in Formen von Religionssurrogaten (Das gilt auch für die Wiederbelebung von traditionellen Religionen, insofern ihre erstarkte Wiederkehr als staatlich eingesetztes Steuerungsmittel zur Erzeugung der ‚Ressource Sinn’ ja, wie schon die Formulierung zeigt, bestenfalls als organisierter Zynismus gegenüber dem Bewirtschaftungsobjekt der Biomasse ist, zu der die Population unvermeidlich durch auf diesem Wege durchgesetzte Führungsansprüche der ‚Eliten’ herabgesetzt wird: Sie sind historisch so wenig authentisch wie etwa ein Schloss, das, Stein für Stein von einem Küstenfelsen in Schottland abgetragen und in Disneyland in Japan wieder aufgebaut, und dann wieder ab- und auf demselben Felsen in Schottland wieder aufgebaut noch das Schloss ist, das dort einmal stand.)
Die erkennbare Wiederkehr des Integrationsmodus ‚Religion’ in einer wissenschaftlich-technischen Kultur ist ein kaum zu übersehender regressiver Zug, das eigentlich Postmoderne an der Postmoderne, wenn man dem Ausdruck überhaupt einen mehr als modischen und schon verbrauchten Sinn zuschreiben will, als einer jener Schlagworterfindungen, die das Eindringen der Mode, ein selbst erklärungsbedürftiges Phänomen, das dem Objektbereich zugehört, in die Wissenschaften verständlich werden, deren Objektbereich das ist, so dass sie sich vielmehr unversehens aus dem Aggregatzustand des analytischen Instrumentariums in den des Objekts versetzt sehen, den zu analysieren sie beanspruchen. Es ist das auch als eine Nebenfolge – die Effekthascherei – der Entfunktionalisierung zur bloßen Wissenschaftsförmigkeit zu verstehen, die die Anpassung in eine Hilfsfunktion für den von ihren Bürokratien – die sie alimentieren – an sie heran getragenen sozialtechnologischen Steuerungsbedarf gegenüber der Bevölkerung, anders gesagt: An die Selbsterhaltungsinteressen des bürokratischen Systems der Systems, die als Verbund aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung und mittels ins Aberwitzige vorangetriebenen Iterationen, die Ausschüsse über Ausschüsse aus sich hervortreiben um sich jedem Einfluss der formal noch vorgesehenen Partizipationsansprüche der Population wirksam entziehen zu können, von der Grundlage auf der das Ganze unvermeidlich – und das ist da entscheidende Kriterium, das über Existenz oder Nichtexistenz entscheidet – aufsitzt, dem Urteilsvermögen des Individuums, und seiner wirksamen Geltendmachung ohne Rücksicht auf statistische Massenbildung, die dem Prinzip ohnehin widerspricht, nicht zu sprechen.
Aber es geht zunächst um den Sinn und den Zusammenhang eines sets von Grundbegriffen, auf die sich die weitere Analyse stützen kann. Dazu bedarf es zunächst der Klärung dessen, was unter einer Tatsache zu verstehen sein soll. Um das zu klären, bedarf es einer Methodologie. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich zu dem Problem der Tatsache einen Zugang zu verschaffen. In jedem Fall ergibt sich die Abhängigkeit dessen, was darunter verstanden werden soll, von einem Kontext. Dieser Kontext ist zunächst nicht Kontext im Sinne eines Umfeldes materieller Gegebenheiten, unter denen die Tatsache eine weitere wäre, sondern ganz buchstäblich ein Kontext im Sinne eines begrifflichen Rahmens, auf den etwas bezogen werden kann. So sind z. B. bestimmte Daten, die in einem Prozess als juristisch zulässig gelten auch mögliche Tatsachen, während andere Daten, etwa aus unzulässigen Ermittlungsmethoden ermittelte, als unzulässig gelten und daher keine Tatsachen sein können, obwohl sie als Daten existieren.
Die Enge der Betrachtung schränkt hier aber Daten entlang von Zulässigkeit oder Unzulässigkeit im Rahmen der Verfahrensregeln, also entlang eines normativen Schemas ein. Für eine wissenschaftliche Betrachtung der Grundlagen, auf denen sie ihre Tatsachen gewinnen will, ist das nicht illustrativ genug. Der Sache näher kommt ein Vergleich der dem Kopernikus zur Verfügung stehenden Daten der Beobachtung der ‚Wandelsterne’, die zu seiner Zeit vorlagen. Daten waren diese Beobachtungsserien auch im System des Ptolemäus, in dem sie aber letztlich, auch wenn sich nach ihnen ein wenn auch ungenauer Kalender anfertigen ließ, unerklärt bleiben mussten, auch wenn der Erklärungsversuch, der den Bahnen der um die im Mittelpunkt des Systems sich auf Kreisbahnen bewegenden makroskopischen Körper Epizykel substruieren musste, der wirklichen, beobachteten Bewegung einigermaßen nahe kam.
Der Stachel, den diese Erklärung mit all ihrer aristotelischen kosmologischen Überladung hinterließ, führte schließlich zu der heliozentrischen Hypothese einerseits und zu von den aristotelischen – reifizierten – Betrachtungen unabhängigen Untersuchungen empirischer Forschung sowie zu den ihnen unterlegten Abstraktionen bzw. der Entwicklung immer besserer Beobachtungsinstrumente, deren eines u.a. ja auch das experimentelle Arrangement ist, die an die Datenerhebung bestimmte geregelte, auf die situativ unabhängige Reproduzierbarkeit abstellende Anforderungen stellte, die u. a. auch Vergleichbarkeit von in verschiedenen Experimenten gewonnenen Daten abzielte. Die auf diesem Wege erschlossenen Tatsachen nutzten zu dieser Erschließung zwar Beobachtungsdaten, die unter Umständen gewonnen worden waren, die das heliozentrische System nicht voraussetzten, sondern darauf angelegt waren, das ptolemäische - geozentrische - zu stützen, enthielten aber Beobachtungsüberschüsse, Anomalien und Abweichungen von den durch dessen Annahmen vorgeschriebene Verhaltensweisen der Beobachtungsobjekte, und es waren ihre in diesem System nicht einzuordnenen Unregelmäßigkeiten, die eine Verbesserung des Kalenders, die Lösung eines praktischen Problems im Ungefähren beließen, bis das Bezugssystem, auf das sie bezogen wurden, in einem Versuch durch ein anderes ersetzt wurde.
Dieses imponierte zunächst weniger durch die Leistung einer auf seiner Grundlage möglichen Verbesserung des Kalenders, die damit zunächst auch nicht erzielt werden konnte, sondern vielmehr durch die verblüffende Vereinfachung der Bewegungen, die es zu ermöglichen schien. Genauere Betrachtung zeigt allerdings, dass sich diese Vereinfachung dann wieder aufhob, wenn man die Anforderung an das mit ‚Erklärung’ Umschriebene anhob derart, dass die vorliegenden und ggf. durch verbesserte Beobachtungsinstrumente und exaktere Erhebungs- und Protokollierungsmethoden in Verbindung mit einer verbesserten Bestimmung des jeweiligen Beobachterstandortes verbesserten und verfeinerten Beobachtungsdaten mit entsprechenden Positionen auf den nunmehrigen Kreisbahnen der Planeten um die Sonne möglichst exakt zur Übereinstimmung gebracht werden sollten. Es zeigte sich dann nämlich, dass das heliozentrische System, das Kopernikus – der zudem eine Umdrehung der Sphären, nicht: der Bahnen (Sein Buch, das die Ergebnisse seiner Forschung vorlegte, trägt den Titel: De Revolutionibus Orbium Coelestium, was sich übersetzen lässt mit: Von den Umwälzungen der Himmelssphären) annahm, auf denen die Himmelskörper festgemacht gedacht waren, ein aristotelisches Erbe, das auch dem System des Ptolemäus integriert und unverändert übernommen worden war, wie die Figur der aus theologischen Gründen angenommenen und beibehaltenen Kreis- bzw. genauer der Kugelform der Sphären – seinem Modell zugrunde legte, eine Übereinstimmung der Beobachtungsdaten mit dem Modell nur dann denkbar werden ließ, wenn die Planeten sich nicht strikt auf dem Umgebungskreis um die Sonne bewegten, sondern zudem noch auf einem Epizykel auf dem als jeweiligem Mittelpunkt eines kleineren Kreises betrachteten Bahnpunkt bewegt gedacht wurden. Im Ergebnis lief das darauf hinaus – das geht der Fama der laudationes, die Kopernikus als Vorbild für die Jugend bei Abiturfeiern hervorheben, heute leicht verloren und besagt einiges über das diesem Verlust zugrunde liegende Verhältnis zur Jugend, die das Objekt solcher Belehrung ist – dass angesichts der Notwendigkeit, Abweichungen mit einer Komplizierung der Grundkonstruktion zu beantworten, die Gesamtkonstruktion des Kopernikus sich kaum weniger kompliziert ausnahm als die des Ptolemäus.
Erst aus heutiger Sicht ist also die von Kant zum Mythos der ‚kopernikanischen Wende’ und in der Folge auch als ‚kopernikanische Revolution’ überhöhte verständlich als Reaktion darauf, dass Kopernikus sich zwar aus ganz anderen Gründen, eher theologischer Art und mit durchaus zweifelhaftem Verbesserungsergebnis für das heliozentrische System entschieden hatte, und zwar weil die verbesserten Beobachtungsmöglichkeiten diese Annahme als mit einer von Newton dann kanonisierten Realität in Übereinstimmung befindlich auswiesen, mit der Folge einer Reifizierung der nunmehr von Kepler durch die Annahme von elliptischen Bahnen der Planeten (anstatt ununmgänglich kreisförmigen der Kugelschalen, auf denen dann doch wieder auf eine eigentlich undenkbare Weise Epizykel aufsitzen können sollten, die um einen Punkt auf dieser ‚Sphäre’ konzentriert gedacht waren) auch praktisch verbesserten Kalenderfähigkeit der Daten, und dem von Newton mechanisch erklärten (und nicht nur durch eine Veränderung der Annahme über das Verhältnis der Himmelskörper zur Sonne und zur Erde und ihre Anordnung untereinander, die ja die Quellen der Dynamik dieses System nicht einbezieht in die Erklärung) zur Realität des Sonnensystems schlechthin. Man muss dabei die besondere Schwierigkeit des Kopernikus in Betracht ziehen, der Beobachtungsdaten mit relativ, für die heutigen Messegenauigkeiten ganz undenkbaren Fehlermargen verwenden musste, deren Ungenauigkeiten im Übrigen durch die Fehler in der Bestimmung des Beobachterstandortes (auf der Erde), also ihrer genauen Koordinaten verstärkt wurden. Es zwang ihn praktisch zu einer Überdehnung seiner Konstruktion, seines Bezugsrahmens, wenn er die Daten ‚for granted’ nahm, oder zu einer Hilfserklärung, die den Bezugsrahmen rettete ohne indessen die Daten zu verwerfen.
Die beiden Fehlerquellen: die Annahme der Bezugsrahmen werde am besten durch die Voraussetzung von Kreisbewegungen (auf Kugelschalen) wiedergegeben und hilfsweise Ergänzungen seien ebenfalls als Kreisbewegungen vorauszusetzen) und die in den Daten seiner Überprüfung entzogenen Fehler – die wiederum zwei Quellen hatten, eine in den Beobachtungsinstrumenten bzw. den Protokollmethoden, die andere in den Ungenauigkeiten der Bestimmung des Beobachterstandortes – schufen in der Form einer gewissen Sperrigkeit der wechselseitigen Anpassung von Bezugsrahmen und Daten jene Spannung, die zusammen mit der prinzipiellen Verbesserung des Bezugsrahmens durch Kepler und die genaueren Beobachtungen sowie die Möglichkeiten der Deutung beobachteter Abweichungen der Planetenörter von den nunmehr berechenbar gewordenen zu einem bestimmten Zeitpunkt mittels der Annahme von Gravitationswirkungen, die die Körper aufeinander ausübten, nicht nur die Errechnung weiterer, dann aufgrund dieser tatsächlich auch gefundener Planeten ermöglichten, sondern darüber hinaus sowohl weitere Beobachtungen und Experimente sowie darauf aufbauende Voraussagen, oder auch Widerlegungen bestimmter Annahmen, wie z. B. den eines Weltäthers, die das Ungenügen an der verbesserten und dynamisierten bzw. mechanisierten Erklärung des Sonnensystems wach hielten bis die im Bereich der Erforschung der Mikrostrukturen der Materie nachgekommene Forschung das relativistische Weltbild ermöglichte, das die Hypothesen, auf denen das unter dem Namen Newtons kanonisierte und als Inbegriff des Realen reifizierte Weltbild beruhte (der absolute Raum und Gott sowie die ‚Gravitation’ als Fernwirkung der Körper – gegenüber der Krümmung des Raum-Zeit-Kontinuums in der Umgebung der Körper), Hypothesen, von denen Newton ausdrücklich behauptete, es seien keine, insofern er keine Hypothesen fingiere, als unannehmbare Reifikationen ablösbar machte, die die relativistische Theorie als provinzielle Beschränkung aufgeben musste und konnte aufgrund von Experimenten, die die Eigenschaften des Lichts integrieren konnten und zugleich die Korpuskulartheorien der Materie mit der Wellenmechanik konfrontierten, damit aber eine erneute Spannung in die Theoriebildung einführten, die gegenwärtig nach der GUT strebt, der Grand Unified Theory, die die verbleibenden ‚Ungereimtheiten’ entweder aufhebt, um dabei andere zutage zu fördern, die darauf verweisen, dass der Prozess nicht abgeschlossen ist, oder bei einem Weltbild anlangen, das der inneren Spannung entbehrt und derart zu keiner Forschung mehr Anlass sein kann, die aus dem inneren Gefüge des Verhältnisses der Teiltheoreme zueinander und aus dem der Theoreme zu den Daten herrühren. Bis dahin ist die Reifikation des Bezugsrahmens zur Realität schlechthin wenigstens vorerst verhindert. Es gibt aber Anlass, die Unlösbarkeit der Frage nach der Geschichte des Universums, die in der des Anfangs präsent ist, und in der seiner Zukunft, sowie in dem Umstand, dass wohin wir sehen, wir nur Vergangenes erblicken, als Antrieb dazu aufzufassen, es mit der Identifikation einer Gut und der Realität nicht ganz Ernst zu meinen, zumal angesichts des Umstandes, dass die Daten bisher auch innerhalb der gesicherten Theoreme verschiedene ‚Geschichten’ denkbar und mit den Daten in Übereinstimmung befindlich erzählbar bleiben lassen.
Der Exkurs belegt woran wieder zu erinnern ist: dass Daten noch keine Tatsachen sind, wenn man als Tatsachen Daten betrachtet, die erst, wenn sie auf einen Bezugsrahmen bezogen werden können einen erklärten Zusammenhang ausmachen, der auf diesen Bezugsrahmen angewiesen ist wie diese auf ihn um Tatsachen sein zu können. Das was man die Überprüfbarkeit von Daten oder die Falsifizierbarkeit von Theorien bzw. Bezugsrahmen nennt, ist erst durch das Verhältnis möglich, in das Daten zu diesem Bezugsrahmen treten, indem sie in dessen ‚Kontext’ zu Tatsachen werden, d.h. zu voraussagbaren Ereignissen.
Datum, Wahrnehmung, Faktum und Ereignis.
Die Wahrnehmung bereits ist ein auf denselben materiellen Grundlagen wie ihr Inhalt als das Wahrgenommene beruhender Vorgang, und zwar ganz ohne Rücksicht auf die Frage, ob das Wahrgenommene sich außerhalb des Wahrnehmenden oder innerhalb seiner befindet. Diese Frage ist falsch gestellt. Es gibt eine basale strukturelle Gleichheit der Grundlagen der Wahrnehmung und der Grundlagen, die sie ermöglichen, in der Form der Sinneswahrnehmung, und dem Wahrgenommenen als einem Objekt. Das, was sie zu einer auch analytisch nicht auflösbaren Einheit verschweißt, ist das Ereignis, in dem sich die Relation realisiert, und die Differenz aufhebt. Insofern ist das Ereignis die Grundlage der Sozial‑ und Erkenntnistheorie.
Die unverzichtbare Grundlage jeder Sozialwissenschaft bleibt die prinzipielle Einbettung des Menschen in die materielle Welt durch seine organische Existenzform. Die eigentliche Leistung der Psychoanalyse besteht daher gar nicht in dem ihr attestierten ‚Selbstmissverständnis’ durch Freud, der sie auf die Physiologie gründen wollte, und dies tat, indem er Arzt wurde, sich an die physiologische Terminologie und Forschung seiner zeit anschloss und davon ausging, dass die Psychoanalyse die Wurzeln der Psyche eines Tages im zentralnervösen System wiederfinden würde. Vielmehr ist die hermeneutische Umdeutung das Selbstmissverständnis eines den Anschluss an die Tatsachen verlierenden Idealismus, der als sprachlich erneuerter wiederkehrt und sich selbst, seine Hilfsbedürftigkeit missversteht als die der Psychoanalyse. Wo Freud den Anschluss suchte an den Organismus, als dessen emergente Eigenschaften die animalischen Qualitäten der ‚Seele’ und der ‚Intelligenz’ der höheren Wirbeltiere (wenigstens) auftauchen in der materiellen Natur, sucht die sprachanalytisch ‚belehrte’ Hermeneutik die Verabschiedung der Psychoanalyse aus ihren Anspruch darauf, ein umfassendes kulturelles Forschungsparadigma zu sein und zugleich ihre verharmlosende Hermeneutisierung, ihre Überführung in eine ‚talking cure’, die in dem hermeneutisch reformulierten Konzept einer erneut ganz auf eigene Füße gestellten sprachtheoretisch vermittelten, und ansonsten ganz von dem Irdischen, bis auf die Interessen, die sie natürlich reflektiert neutralisieren kann, gelösten Vernunft bestenfalls die Rolle eines Türstehers und Platzanweisers spielen kann, der entweder die Eintrittsbillets verlangt oder einweist, sei es auch nur vorübergehend. Die hermeneutische Vernunft hat damit nichts weiter zu tun, so wenig wie die staatstheoretisch sich aufmachende Soziologie mit der der Familie, in die die einzig denkbare Quelle der Neurosen (oder aller anderen ‚Abweichungen’ mit nicht organischer Grundlage verwiesen werden.
Die Grundlagen der Kritischen Theorie, die auf der Einsicht der Vermittlung des Unmittelbaren beruhen, und auf der Ohnmacht des ‚Subsystems’ der Familie, auf die der Großangriff des organization man sich richtet, der die Totalmobilisierung nicht der Gesellschaft anordnet, sondern in dieser die Gesellschaft und das Soziale als überholt auflöst, wird zugunsten einer ‚Sozialisationstheorie’ aufgelöst, in der die als Agenten der organisierten Gewalt unausweichlich fungierenden ohnmächtigen Eltern, durch die diese hindurchgreift als wären sie gar nicht mehr vorhanden, noch bevor sie sich aus der Geschichte der modernen Familie ganz verabschiedet haben, vorgestellt werden als verantwortliche handelnde Individuen, also aus der Perspektive der Uninformiertheit eines Kindes, das noch nicht weiß, welche Funktion in dem System aller Subsysteme Eltern unausweichlich haben, wenn sie ihrer ‚Verantwortung’ des Unverantwortbaren, der blinden Anpassung an die organisierten Gewalten nachkommen oder diese zu übernehmen verweigern. Indem der Mythos des Privatlebens auf der Ebene der Analyse der Familie als einem sozialen Subsystem erneuert wird, wird diese zugleich in einer unhaltbaren Fiktion aus dem Gewaltzusammenhang ausgegrenzt und die dann dennoch innerhalb ihrer nach Außen abgeschottet vorgestellten Grenzen auftretende Gewalt den Personen zugerechnet als deren abweichendes Verhalten.
Das dient dann fortschrittlichen Gesetzgebern zur Identifikation des gesetzlich festgestellten Sündenbocks. Es entspricht dem an der Anpassungsnorm orientierten Satz: Wer brüllt hat verloren und hat Unrecht. Dem entspricht die Verhaltenstheorie. Diese ist strukturell dazu brauchbar und es ist ihr politischer Hauptzweck, der ihre Durchsetzung als ‚Paradigma’ erklärt, insofern es außer einem Machtkalkül keine einleuchtenden Gründe dafür gibt, die wissenschaftlich in einem genauen Sinne benennbar wären über die Brauchbarkeit hinaus, die das hat für die Behandlung von Ohnmächtigen und Unterlegenen, die Interpretation der Bedeutung dessen, was als Verhalten in die theoretischen und forensischen Betrachtungen eingeht, nach Belieben und vor allem, im Namen der Fachkompetenz, die dem Individuum als Klienten wissenschaftlich überlegen ist, während sie ihm aus Machtgründen jenseits und vor und neben aller wissenschaftlichen Attitüde überlegen ist, ohne Zustimmung des Klienten aus der ‚Theorie’ bzw. der Fachkompetenz zu schöpfen, anders gesagt, das Bewusstsein und die Motive des Klienten, der hier als Unterworfener vorab formiert und durch ‚Wissenschaft’ jeder Macht über die Interpretation seiner selbst beraubt ist, zu enteignen um über ihn mittels Interpretation strukturell und im Prinzip nach Belieben verfahren zu können.
Die Verhaltenstheorie, auch in jeder ihrer abgemilderten und mit den Kollegen aus anderen, konkurrierenden Nachbarveranstaltungen abgesprochenen Modifikationen, ist Teil eines Systems geworden, das der Einrichtung eines inneren Lagers entspricht, das jede Form von Gewaltanwendung gegenüber Klienten und Ausgelieferten ermöglicht, die im Rahmen der ‚Interpretation’ möglich und denkbar sind. Faktisch ist die Verhaltenstheorie erfolgreich in der Branche weit über ihre Position als eines Paradigmas unter anderen hinaus. Indem es ihr gelungen ist, den ‚Begriff’ des ‚Verhaltens’ als gültigen Wechselbegriff für Handeln, Lernen, Motive haben, Ziele haben, etwas aufgrund einer Überlegung oder auch impulsiv zu tun oder zu lassen, also nicht zu tun anstelle von Tun, erfolgreich durchzusetzen als Grundbegriff, ist es ihr zugleich gelungen, alle darüber hinaus gehenden soziologischen oder psychologischen Paradigmen, die mehr oder weniger darauf verzichten wollen, den Menschen vollständig zugunsten des Vorrangs ihres Interpretations- und Verstehensanspruchs aufgrund einer wissenschaftlichen, durch eine organisierte Gruppe monopolisierten Zugriff und des darin ganz unzweifelhaft angemeldeten, fachgerecht eingekleideten Machtanspruchs des organisierten Menschen gegenüber einer Herde aus Exemplaren zu depotenzieren. Denn diesen Fachleuten tritt nur das ansonsten von jeder mitgeschleppten Eingehbedeutung aus Gründen des fachlich-wissenschaftlichen Interesses befreite Gattungsexemplar gegenüber.
Das ist die Pointe der verbreiteten Beschwerde über die ‚Anonymität des Betriebes, der technischen Abfertigung der Exemplare. Sie ‚theoretisch’ schon gerechtfertigt als Normalität bevor noch irgend etwas geschieht. Sie ist strukturell und paradigmatisch vorbereitet, wissenschaftlich präformiert. Gerade die großmütig wirkende Erklärung, man sei von der Konkurrenz der Paradigmen (also etwa die verschiedenen, als Produkte und aufgrund eines Design zurecht geschnittenen ‚Therapieformen’, die der Psychomarkt der USA schon längst entwickelt und in ein Exportgeschäft verwandelt hat, wie die Gestalttherapie, das Psychodrama, die klientenzentrierte [was eigentlich sonst?] Gesprächspsychotherapie, usw. bis hin zu den psychologischen Praktiken der Scientologen, ein Gefüge in dem auch die Psychoanalyse letztlich ihr Gesicht verlieren musste, nicht zuletzt angesichts der nicht anders als hierzulande organisierten Machtinteressen der organisierten Medizin und Psychiatrie, deren Anähnelung und Assimilierung aller möglichen Folgen der Machtanwendung gegenüber Menschen an ihren Begriff der Krankheit einen eklektizistischen, also nicht ganz ernst genommenen Halo um das Feld ihrer Berufsinteressen und –monopole legt, in dessen Innern die organologische Auffassung der Krankheit den harten Kern bildet, der über die Zugehörigkeit entscheidet und auch über die oberste Verfügungsgewalt innerhalb des Betriebes.
Dazu passt die eklektizistische Zulassung einer gewissen Konkurrenz unter den ‚Therapieformen’, zumal sie sich dabei aneinander abschleifen in einem Diskussionsvorgang, hinter dem organisierte Interessen stehen, die sich endlich die Beute teilen entsprechend der spieltheoretischen Logik, die den größtmöglichen Gewinn für alle darin erkennt, dass sich der Einflussbereich und Markt der derart in den Umkreis des Paradigmas der Krankheit geratenden Menschen mit einem Minimum an Polemik gegeneinander am besten nutzen lässt. In einem solchen Gefüge, das angesichts der privaten, aus den USA übernommenen Organisationsform der Therapieausbildungen als ‚Weiterbildung’ bzw. Zusatztitelerwerbsangebot die kommerziellen mit den wissenschaftlichen Interessen nur schwer unter einen Hut bringt, ohne praktisch auf eine Art von Ämterkauf hinauszulaufen, insofern die Kandidatenauswahl oft beschränkt ist durch die tatsächliche Eignung der sich als zahlende Kunden anbietenden Bewerber, die oft den Kriterien nicht genügt, die die besondere Eigenart des Wissenserwerbs und der Anwendungsbereich sachlich erfordern, in Zwänge gerät, unter denen angesichts der Zugangsbeschränkung (mit Aussicht auf eine darauf fußende Berufsausübungschance) und der dadurch bewirkten Enge des Marktes die miteinander im Konflikt liegenden Interessen in einer Weise balanciert werden müssen, dass sich die Waage schon öfter als bloß gelegentlich auf die Seite neigt, wo die Finanzierungsprobleme liegen, ist dann auch damit zu rechnen, dass die ‚terminologischen Feinheiten’ der einen oder anderen therapieorientierten Psychologie mit denen von Konkurrenzunternehmen vermischt werden, ohne dass den Beteiligten noch auffällt, dass sie damit eine wissenschaftliche Orientierung verlassen zugunsten eines ‚anything goes’, das der eine oder andere, der dabei aus einer langen wissenschaftlichen Erfahrung spricht und eine Ermutigung an die Adresse der Newcomer in der Wissenschaft aussprechen will, dabei aber das grundsätzlich wissenschaftlich ausgerichtete Interesse als selbstverständlich voraussetzt, und nicht die Ratlosigkeit einer lediglich an eine Karrierehoffnung sich klammernden verständnis- und neugierlosen Mittelmäßigkeit, die keine Risiken einzugehen bereit ist, weil sie nicht einmal weiß, das Wissenschaft treiben wollen und sich dabei strikt am Paradigma zu orientieren das Risiko in sich bergen kann, dass dabei nicht gelingt, was nur gelingt, wenn man auf die Sicherung durch die Seilschaften der Netzwerkbildungen verzichtet (was nicht heißt, dass man nicht wissenschaftliche Freunde haben kann in einem Zusammenhang, in dem gemeinsame Interessen zu haben nie schaden kann.
Salomons Traum und die Sozialisationstheorie.
Salomons Traum:
“Und der Herr erschien Salomon zu Gibeon im Traum des Nachts und Gott sprach: ‘Bitte, was ich Dir geben soll’, Salomon sprach: ’Du hast an meinem Vater David, Deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor Dir gewandelt ist in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor Dir, und hast ihm auch die große Barmherzigkeit erweisen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte wie es denn jetzt ist. Nun, mein Gott, Du hast Deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein. Und Dein Knecht steht mitten in Deinem Volk, das Du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es weder seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann. So wollest Du Deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er Dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies Dein mächtiges Volk zu richten? Das gefiel dem Herrn gut, dass Salomon darum bat. Und Gott sprach zu ihm: ‘Weil Du darum bittest, und bittest weder um langes Leben, noch um Reichtum, noch um Deiner Feinde Tod, sondern um Verstand zu hören und recht zu richten, siehe, so tue ich nach Deinen Worten. Siehe, ich gebe Dir ein weises und verständiges Herz…” (AT I. Könige 3, 5 ff)
“In Gibeon the LORD appeared to Solomon in a dream by night: and God said: ‘Ask what I shall give thee.’ And Solomon said: ’ Thou hast shewed unto thy servant David my father great mercy, according as he walked before thee in truth, and in righteousness, and in uprightness of heart with thee; and thou hast kept for him this great kindness, that thou hast given him a son to sit on his throne, as it is this day.
And now, O LORD my God, thou hast made thy servant king instead of David my father: and I am but a little child: I know not how to go out or come in. And thy servant is in the midst of thy people which thou hast chosen, a great people, that cannot be numbered nor counted for multitude.
Give therefore thy servant an understanding heart to judge thy people, that I may discern between good and bad: for who is able to judge this thy so great a people?’ And the speech pleased the LORD, that Solomon had asked this thing.
And God said unto him: ’because thou hast asked this thing, and hast not asked for thyself long life; neither hast asked riches for thyself, nor hast asked the life of thine enemies;but hast asked for thyself understanding to discern judgment; behold, I have done according to thy words: lo, I have given thee a wise and an understanding heart,'.” (King James Bible)
Verglichen mit den Aussagen über das Generationenverhältnis der ‚Thesen zur Sozialisation’ bei Habermas, um die Niveauunterschiede zwischen diesen Aussagen zur Familientheorie und der Bestimmung des Generationenverhältnisses durch die Aussage der Traditionsgeschichte eines Volkes besprechen zu können. Das Problem ist, dass diese familiensoziologischen Aussagen mitsamt ihrer Zukunftsdimension richtig sein können; aber indem sie als ‚wahre’ Aussagen abgekoppelt von jeder ‚das Richtige’ bezeichnenden Illustration auftreten, verleugnen sie nicht nur den Sinn, der in der Feststellung, die die Aussage trifft, dadurch schon implizit vorausgesetzt werden muss, dass sie überhaupt getroffen wird – was sonst sollte die Trivialität, dass die Menschen unter unwürdigen Verhältnissen leben mögen, und vom Regen in die Traufe geraten, die in der Beschreibung des Übergangs von der autoritär bürgerlichen Familienkonstellation zu der der durch die Außenlenkung ersetzten Depotenzierung der Menschen, die auch noch den pervertierten generativen Zusammenhalt verlieren? – sondern schieben ihn aus dem Bereich des ‚wissenschaftlich Belangvollen’ hinaus. Zugleich ermächtigt sich diese Wissenschaft dann zu Untersuchungen der Art von „‚Student’ und Politik“, in der zwei Abstraktionen miteinander in eine willkürliche Beziehung gebracht werden, vor der sich dann ‚der Student’ zu rechtfertigen hat als die Null, als die er als Gattungsexemplar in diese Kalkulationen einer Karriere eingesetzt ist. Denn was soll hier die Abstraktion ‚Student’ anderes bedeuten als eine menschenverachtende Ungeheuerlichkeit?
Der Mensch ist eine kosmologische Realität.
Der entscheidende Punkt bleibt in jedem Falle, dass die Entwicklung abstrakter Theorien dem Verständnis der Tatsachen vorausgeht. Wh., FdV, 61
Der Mensch ist vor allem ein Element des materiellen Universums und allein deshalb schon an seiner Erkenntnis durch die strukturelle Affinität mit ihm beteiligt. Jede Erkenntnistheorie, die meint das ignorieren zu können und die Erkenntnis oder Vernunft bzw. den Verstand als eine von diesen ihren allgemeinen Existenzumständen losgelöst betrachten zu können, muss ich am Ende in Paradoxien verwickeln oder in Absurditäten. Die Emphase liegt auf dem Logischen und dem Umfassenden, der kosmologischen Bedeutung dieser Realität. Schellings System des Transzendentalen Idealismus. Whiteheads Kosmologie als Grundlage der Theorie Parsons’.
dasselbe gilt für jede Sozialwissenschaft, die meint, diese grundsätzliche Voraussetzung ihrer selbst UND ihres Objekts bzw. ihrer Objekte (Mensch und Gesellschaft, Kultur und Individuum usw.), die Einbezogenheit oder Einbettung des Menschen – als einer Tierart und als eines Organismus – in das materielle Universum und dessen Strukturen, aus denen er hervorgeht, und unter denen er eine der Realisierung ihrer Potentiale darstellt, so dass er kurz gesagt, auch eine seiner möglichen Strukturen darstellt, die mithin auch mit diesen Verwandtschaften unterhält und Ähnlichkeiten teilt, die sich bis in die von diesen nicht gedeckten emergenten Eigenschaften erstreckt, in denen sich gleichwohl ein durchgehender Zug des Ganzen durchhält, insofern es emergente Eigenschaften überhaupt und auf verschiedenen Stufen der sich konfigurierenden Strukturen gibt, ignorieren, oder mittels eines ‚analytischen Schnitts’ hinter sich lassen zu können.
G. Schlechte Prognose für eine Neue Linke.
Angesichts der vorliegenden Erfahrung mit der Alten Neuen Linken.
'Linker Karrierismus' ist eine contradictio in adiecto, sachlich unmöglich, so unmöglich wie ein gewalttätiges Christentum.
Hallo Ludger, Montag, 3. April 2006
Dies ist nur eine kurze Notiz, die Dich darauf vorbereiten soll, die Antwort auf Deinen Brief in einer Datei auf der beiliegenden Diskette zu finden, die doch zu umfangreich wurde, als dass ich sie hätte ausdrucken können.
Du schreibst, dass Du keine Gelegenheit hast, mit Computern umzugehen. Aber es gibt sicher, zumal bei Deiner Briefpartnerin, Gelegenheit, in eine solche Datei Einsicht zu nehmen oder auch die auszudrucken.
Ich habe mir keine Mühe gegeben, hier Rücksichten zu nehmen, zumal es mir darauf ankommt zu sehen, was übrig bleibt, wenn man keine Kompromisse macht. Es sind schon zu viele gemacht worden und alle sind längst davon kompromittiert, weil niemand mehr eine klare Vorstellung davon hat, dass nicht alle Menschen als potentielle Karrieristen in Organisationen leben und sich dort auf den Gängen unablässig darauf hin belauern, wen man jeweils für seine Zwecke noch mit einspannen kann, wenn man es geschickt anfängt, so dass am Ende keiner mehr vor lauter Balanceakten einen Gedanken zu fassen vermag, der nicht schon als korrupter Krüppel geboren wird.
Das Projekt der Neuen Linken hat meines Erachtens eine schlechte Prognose. Es ist mit der nicht diskutierten Krankheit des ‚linken Karrierismus’ infiziert und wird ins Leere laufen, indem es von ein paar ‚sozialen Aufsteigern’ für ihr persönliches Fortkommen in dem Apparat genutzt wird, in dem sie nur zu gern gegen gutes Geld, Privilegien und Diäten sowie Rentenansprüche mitlaufen, immer unter der Beteuerung, was sie alles leisten für die Bevölkerung und das Land, also lauter blödsinnige Abstraktionen, mit denen man jede Frage nach Konkretion ausweichen kann unter Inanspruchnahme der ‚Zielgruppe’, die damit der gefährlichste Gegner des Urteilsvermögens und des Existenzanspruchs des Einzelnen wird, auf dessen als existent vorauszusetzenden Urteilsvermögen die Fiktion einer Demokratie aufbaut. Man kann sehen, wie der linke Karrierismus dieselbe Neutralisierungsrhetorik in Anspruch nimmt um die Realität seiner Existenz und Motivation zu verteidigen wie der angebliche politische Gegner, mit dem man nur um das Vorrecht, das Sagen zu haben und die größere Gefolgschaft, streitet, aber nicht etwa um ein anderes Konzept des gesellschaftlichen Lebens.
Das alles wird länger ausgeführt in dem eigentlichen Brief. Ich bin selbst erstaunt was daraus geworden ist und musste die Schreibarbeit daran dann einfach willkürlich abbrechen, wollte aber, angesichts des Umstandes, dass Dir meine Adresse ja mitgeteilt worden ist von einer Adressatin, die auch mich des Öfteren angeschrieben hat, doch gründlicher sein, und etwas genauer zu erkennen geben, warum ich darauf nicht (mehr) reagiert habe nach mehreren Versuchen in den vergangenen Jahren, eine Reihe von gelangweilten Leuten anzusprechen, die offensichtlich nichts anzufangen wussten mit dem, was ich sage. Da in jeder Universitätsbibliothek wenigstens in Deutschland wenigstens ein Buch von mir steht, in dem ich anhand einer Analyse der Schriften von Karl Marx meine eigenen Absichten erkennbar längst mitgeteilt habe bin ich niemandem etwas schuldig und brauche so wenig Belehrung, wie ich als Mitläufer in einer Gefolgschaft in Frage kommt. Meine Erwartung war, dass man mir etwas anzubieten hat. Das hat aber wiederum niemanden interessiert. Wie immer sind alle Plätze schon lange besetzt und die Liste der Anwärter, die darauf warten, Karriere zu machen, wenn die Gefolgschaft wächst, die also auf ihre politische Hausse spekulieren ist stets noch viel länger als die der bereits erfolgreichen Mandatsträger.
Derart ergibt sich aber nichts, das Sinn macht. Einiges mehr, keineswegs erschöpfend enthält die Datei. Ihr Sinn besteht darin, die Deutsche Ideologie der Gegenwart als ein bearbeitbares Projekt aufzuzeigen. Wer nicht imstande ist, zu erkennen oder zu sehen, dass die analytische Potenz durchaus lebt, die ansonsten nur als historisches Ereignis einer Heiligenverehrung bekannt vorkommt und als möglich erscheint, der soll doch gefälligst die Konsequenz ziehen und zum Katholizismus rekonvertieren, um dort seinen Gott der Toten zu verehren.
Dies ist eine Forschungsintervention in die Mentalität einer Gruppe, die den Anspruch erhebt, das kulturelle Humanprojekt der sozialistischen Idee aufzunehmen, und die Rückmeldung ist sein Forschungsbefund. Nur damit sich keiner täuscht. Ich bin sonst nie so großzügig, zu sagen was genau ich beabsichtige, um dem Opportunismus keine Chance zu lassen. Insofern ist das eine Vorzugsbehandlung.
Ich kann noch auf eine weitere Veränderung der Umstände aufmerksam machen: Die Verpflichtung moralisch verantwortlicher Menschen, die ihre Verantwortung für den Zustand der Menschheit erkennen und im Prinzip übernehmen ist unter den Umständen eines von primitiver Triebhaftigkeit gesteuerten Übereinanderherfallens besonders der sozialen Aufsteiger, die immer nur bei ihrer eigenen Barbarei ankommen und sie wie eine Seuche verbreiten, nicht mehr als selbstverständlich einzufordern. Es ist nicht zumutbar, dass man sich gerade auch innerhalb der so genannten Linken von Kopisten, Schauspielern und Trickbetrügern oder Voyeuren umgeben sieht, die es den Sinn, den Sachbezug der Aufgabe angesichts ihrer eigenen Gier gänzlich vergessen haben und eigentlich das in der Tat erfolgreich aufgestiegene Proletariat repräsentieren, das den Sinn des Einsatzes der gebildeten Intelligenz für seine Lage überhaupt nicht mehr versteht und daher auch gar nicht begreift, dass die Formulierung seiner Ansprüche von der konservativen Politik nicht nur erfolgreich, sondern sogar mit Recht zurückgewiesen wird zugunsten seiner Disziplinierung von Oben her, unter Gebrauch oder Missbrauch der Staatsmacht.
Wenn das anders werden soll, müssen diese Leute sich des Maßes der Perversion, die sie verkörpern seit den siebziger Jahren, innewerden und endlich Führung auch akzeptieren. Ansonsten werden sie die alsbaldigen Opfer ihrer führungslosen Triebbhaftigkeit, die sich keiner Vernunft mehr fügt, weil sie sie nicht einmal zu sehen imstande ist, wenn sie ihr leibhaftig begegnet. Die wissenschaftlichen Voraussetzungen, die diese Dinge recht klar darzulegen erlauben sind allesamt verfügbar, ob das nun zur Kenntnis genommen wird oder nicht. Der politische Sozialismus bzw. das damit gemeinte kulturelle Humanprojekt hat nach wie vor entweder wissenschaftliche Grundlagen oder keine, und das begriffs‑ und bewusstlose Gefuchtel der ‚Mandatsträger’ ändert daran nichts, es ist vielmehr als Agieren klar erkennbar. Ich rede hier aus meinen Erfahrungen mit der Untersuchung dieses Gefüges. Derart sind die Konditionen klar. Jugendkult ist unter den Bedingungen der Bildung und des Zeitaufwandes, den die voraussetzt, ein verblendeter Blödsinn, buchstäblich Schwachsinn. Wo das Mündel Vormund sein will, kann man die Gründe, die es dafür anführt, getrost vergessen. In diesem Sinne habe ich hoffentlich unmissverständlich klar gemacht was ich erwarte und
grüße ich Dich
Hallo Ludger, Donnerstag, 30. März 2006
“Propaganda is to democracy what violence is to a dictatorship”
Dein Brief liegt nun schon längere Zeit hier auf meinem Schreibtisch und wartet auf die Beantwortung. Da Du mich persönlich angesprochen hast, bin ich ja auch verpflichtet Dir eine Antwort zukommen zu lassen. In der Tat werde ich ja auch des Öfteren angeschrieben und zu weit entfernten Versammlungsorten eingeladen, wo ich, wenn ich dann einmal die stets auf dieselben Weise ausgehende Erfahrung mache, dass ich niemanden kenne, mit dem ich sogleich eine Fraktion bilden kann, um Interessen zu artikulieren usw., oder wo ich an Abstimmungen teilnehmen soll, deren Inhalte mich nicht betreffen usw., oder wo ich ‚informiert’ werden soll im Sinne der Einreihung in eine Gefolgschaft von längst feststehenden ‚Mandatsträgern’, und sei es nur solchen ‚in spe’, also solchen, die hoffen, es auf diese Weise zu werden, und von denen ich, solange ich mich der Mühe unterzog, auf diese Weise empirische Organisationsforschung zu betreiben, stets auf dieselben Weise zurückgekehrt und belehrt wurde darin, dass sich das Benzin nicht lohnt, das man dafür durch den Auspuff bläst, geschweige denn die um vieles kostbarere Zeit.
Außerdem werden mir auch gedruckte Verlautbarungen wichtiger Mandatsträger und Funktionäre zugesandt, die mich darüber belehren, was ich jeweils gerade massenhaft unterstützen muss. Zum Beispiel liegt hier noch eine Einladung zu einer Veranstaltung, bei der es u. a. um einen Tagesordnungspunkt geht, der das Berufsverbot eines Lehrers betrifft, der an Aktionen gegen Rechts teilgenommen hat. Da musste ich herzlich lachen. Dafür soll ich sagen wir hundertundfünfzig Kilometer weit fahren und mir eine halbe Nacht um die Ohren schlagen. dass ich darüber lache ist natürlich nur verständlich unter der Voraussetzung der Kenntnis meiner eigenen Biographie. Die trage ich aber auch nicht jedem an. Aber ist eben gedankenlos, solchen Sachverhalten in bestimmten Fällen die Wichtigkeit eines parteipolitischen Ereignisses zu geben und andere ohne eine weitere Überlegung zu Gefolgschaften eines solchen, dann derart betonten Einzelfalls zu machen. Es ist dann nicht ersichtlich, warum gerade in diesem Fall ein Engagement eintritt, während das in anderen Fällen niemanden interessiert. Ferner wäre zu diskutieren, was eigentlich ein Berufsverbot ist.
Wenn man darunter nur die Fälle versteht, wo eine Person nicht entsprechend ihren Wünschen verbeamtet wird mit einer ‚politischen Begründung’, dann hält man m. E. schon an Formalismen, die übersehen lassen, wie die Ausschlussverfahren eigentlich konkret durchgeführt werden, deren Resultat endlich zur Größe einer Teilpopulation auflaufen, unter denen dann entsprechend der blauäugigen Vorstellung vom ‚Berufsverbot’ nichts darstellen als denjenigen privilegierten kleinen Anteil von Personen, der sich auf dem Wege einer Klage eine Anstellung verschaffen kann oder wenigstens die Chance dazu hat. Das ist unverschämt, um es kurz zu sagen. Außerdem fällt es auf die bewährte Taktik der Herrschaftsausübung herein, die die zum Konkurrenzkampf untereinander aufeinander gehetzten Sklavenmassen dieses Industriefeudalismus gegeneinander in Stellung zu bringen, anders gesagt, sich karrieristisch zu verhalten: Wer immer sich einen kleinen Vorteil gegenüber anderen ergattern kann, wird ermutigt das zu tun. Im Übrigen wird durch diesen Unsinn der Glaube bestätigt, es gäbe ein noch ernstzunehmendes Recht im Blick auf die Person, das Gattungsexemplar.
Es ist umgekehrt: Schon wenn man sich überlegen muss, ‚den Rechtsweg zu beschreiten’ um überhaupt eine Lebenschance zu behalten – was den Ausgeschlossenen NICHT möglich ist, wenn man das vegetieren im freien Vollzug nach HARZ IV nicht als ‚Leben’ bezeichnen will. Dann ist natürlich alles anders, und man kann HARZ IV dann auch als den Beweis dafür betrachten, dass es ein Leben nach dem (sozialen, intellektuellen und beruflichen) Tod gibt und dass es sogar gestattet ist es zu führen, und man mag das als Errungenschaft der Demokratie unter einersozialdemokratischen Regierung betrachten. Dazu fehlen dann nur noch die Expertisen der als Berufsbeamte, als Diener der Machtapparate zu Professoren ernannten Soziologen, die diese Einrichtung als Folge des ‚RÜCKZUGS des Staates aus der Daseinsvorsorge’ ausdrücklich terminologisch benennen und das Leben als Leben in der ‚Risikogesellschaft’, ohne dabei ihren ‚wissenschaftlichen Ruf’ zu riskieren angesichts einer ‚intellektuellen wissenschaftliche Elite’, die selbst dem Machtapparat, der sie promoviert und habilitiert jede Scheiße aus der Hand frisst und der Bevölkerung das derart nochmals verdaute als geistige Nahrung vorsetzt.
Aber dieses Gesindel geht am Ende noch mit seinem ‚sozialen Engagement’ für die ‚Benachteiligten’ und die ‚Modernisierungsverlierer’ als ‚linke Alternative’ durch, ohne dass ein einziger wacher Blick auf die Grundlagen des derart verkommenen ‚analytischen Vermögens’ fällt, das einem unhaltbaren erkenntnistheoretischen Sensualismus verfallen ist und nichts zustande bringt als eine irreführende Benennung von irgendwie sich in der Wahrnehmung konstituierenden ‚Phänomenen’, und den schnell dafür erfundenen Terminus zu einer ‚Erklärung’ nutzt, die keinen anderen Sinn hat als von den möglichen begrifflichen Grundlagen solcher ‚Erscheinungen’ eilends abzulenken, ebenso wie von der intellektuellen Impotenz der zur begrifflichen Bestimmung solcher Erscheinung jenseits und oberhalb ihrer terminologischen Verwurstung, der diese ‚Intelligenzen’ charakterisiert. Nicht zuletzt wäre die Einsicht in diese auch ein wesentlicher Hinweis darauf, warum das Land derart verdummt und intellektuell regrediert. Hier sind Folgen einer bürokratisch gewollten Behinderung des intellektuellen Lebens aufgelaufen, die keiner mehr bezahlen kann als – die Population, die sie zu tragen hat, nicht zuletzt in der Form einer intellektuell impotenten und moralisch korrupten Anpässlerei, die den ‚guten Schüler’ (im Sinne der bürokratischen Herrschaftszwecke) zum herrschenden intellektuellen Typus promoviert hat, wo er sich denn darin übt, der Herrschaft dankbar seine Besinnungsaufsätze zu verfassen und zur Begutachtung vorzulegen. Hauptsache, eine gute Note – von der Imago der Herrschaft.
Die schleichende Katastrophe, die hier vor sich geht und ganz manifest ist, geht deshalb nicht auf, weil die Resultate dieser Produktivität ja als just das Bewusstsein und die Urteilsschwäche auftreten, die sich selbst zu überspringen hätten nach rückwärts oder vorwärts, je nachdem wie man es sieht, um sich selbst in den Blick zu bekommen, eine Volte, die unmöglich ist. Da ist nur gut, wenn man die ‚Älteren’ vorsorglich aus dem sozialen Zusammenhang ausgliedert, denn es könnte der eine oder andere wenigstens aus Erfahrung klug geworden sein und das nach Art der Verbreitung eines Virus weitergeben. Wie ja überhaupt die Virusfurcht in den Apparaten vielleicht auch deshalb so groß ist, weil sich ERKENNTNIS am Ende auch nach Art eines Virus verbreiten ließe. Aber all diese Lehren aus anderen Beispielen sind selbst dort vergessen, wo man sich angeblich darum bemüht, ‚politische Interessen’ zu organisieren, die ‚etwas verändern’ wollen, wenn man auch nicht mehr genau weiß, was das sein könnte jenseits von Verbesserungsvorschlägen für die üblichen, ihrerseits lancierten Themenvorgaben, die gewöhnlich nicht das thematisieren, was im Sinne einer Veränderung bedeutsam wäre und sich derart ganz konformistisch an den von den Apparaten selbst vordefinierten ‚Spielraum’ halten, der faktisch gleich Null ist, was nicht verwundern kann, geht es doch nicht nur um die Stabilisierung der Machteinwirkung auf die Population, sondern um ihren energischen Ausbau in Richtung auf ein universales Gefängnis mit Freigang und Selbstvesorgungszwang.
Was das für die Zukunft der Innenpolitik bedeutet wird nirgendwo auch nur bewusst, geschweige denn artikuliert. Die Funktionäre der jeweiligen Alternativen sind ihrerseits derart verseucht mit den ihrem Bewusstsein gar nicht mehr zugänglichen und in sie selbst eingewanderten Voraussetzungen der sozialtechnologisch gesteuerten Herrschaft in einem nahezu restlos verstaatlichen Erziehungs-, Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Umschulungsapparat, der vom Vorschulkindergarten bis zum Altenheim die Gewährleistung der totalen Kontrolle der Population zu garantieren hat, dass ihnen nichts einfällt, als immer weiter gehende Vorschläge auf den Tisch zu bringen, gar als ‚Forderungen aus der Bevölkerung selbst’, deren ersichtliche Folgen ohne große Phantasie darauf hinaus laufen, dass endlich jeder Rest eines dem direkten staatlichen Zugriff entzogenen Lebens ausgelöscht wird, während die längst erkennbaren Folgen dieses Typs der ‚Familienpolitik’ in dem massenhaften Entschluss zum Aussterben vor aller Augen liegen.
Die verzweifelte Aufforderung des herrschenden Gesindels, man möge mehr ficken für den Staat übersieht, dass hier Folgen der wirklichen Familienpolitik vorliegen, und nicht Folgen bloß der Familienpolitik, die sich so nennt, und vielmehr Familienzerstörungsfolgenkompensationspolitik heißen müsste, die verzweifelt daran arbeitet, die Reste der Familie, die noch existieren, schlicht der restlosen Verstaatlichung, Kapitalisierung und der so genannten ‚Professionalisierung’ zuzuführen. Die Rolle, die ‚Eltern’, gewissermaßen als Kindzurverfügungsteller für organisierte Selbsterhaltungsinteressen, die ganz klar gegen die je eigenen der anthropologischen und genetischen Formation gerichtet sind, die die Familie ist, was immer der über sie verhängte staatliche Soziologismus dazu zu sagen hat, von der Sozialpsychologie ganz zu schweigen, die sich als Wissenschaft nicht mehr öffentlich zeigen darf – ein Lehrer vertritt nicht mehr, wie noch in neunzehnten Jahrhundert, die Interessen der Eltern, denen er zu folgen hat, wenn er leben will, sondern die eines gigantischen Machtapparats, von dem zu glauben, dass er die Interessen der genetischen Formation Familie schon besorgen wird, ein hanebüchener Blödsinn ist – ist die des fünften Rads an diesem Wagen, das nicht einmal als Ersatzrad zu brauchen ist, insofern es aus einer anderen ‚Konstruktion’ stammt und nicht in die Industrienorm passt, die sich dieser Apparat vorgibt.
dass sich hier eine durch den Staat selbst wesentlich organisierte und mit herbeigeführte Katastrophe der Population längst angebahnt hat, wird unter dem Geschrei über die ‚überalterte Bevölkerung’ niedergeplappert – einmal abgesehen, dass man hier ganz offen Menschen en masse zum Teufel wünscht, und dass der offene Hass hinter dieser Hetze unübersehbar ist, ohne dass man die geschichtlichen Gründe für diese auf dieser Welt ganz und gar einzigartige Debatte überhaupt meint zur Kenntnis nehmen zu müssen, während erst die Betrachtung und Bestimmung der Gründe für diese ‚Diskussion’ eine Chance bringen könnte für eine Klärung einer über das Symptom weit hinaus reichenden kulturellen ‚Situation’ in Deutschland – und vor allem mit ständig neuen Vorschlägen zur ERWEITERUNG und Vermehrung der Gründe für das Desaster beantwortet, ein Beleg dafür, dass die weitgehend von Juristen beherrschte Politik aus dem Ruder gelaufen ist, mangels Folgenübersicht über die langfristigen Folgen des Prinzips der Beherrschung einer Bevölkerung mit dem Mittel der permanenten Revolution, das keinen anderen Sinn hat, als den Beherrschten jede Voraussehbarkeit des über sie verhängten Schicksals zu nehmen und sie in dieser Orientierungslosigkeit wiederum auf die Herrschaft zu verweisen, deren unabänderliche Notwendigkeit damit zugleich wie von selbst evident zu sein scheint. Bedenkt man, was bisher kaum bestritten werden kann ohne unabsehbare Folgen für die Ausübung der Herrschaft selbst, dass der Staat als das Organ der kollektiven Selbsterhaltung seine Legitimität aus dieser Funktion wesentlich bezieht, dann ist ableitbar, dass hier der permanente Staatsstreich zum Prinzip der Herrschaft organisierter Banden erhoben worden ist, die den Staat vielmehr erobert und sich in ihm eingenistet haben um ihn als Instrument ihrer organisierten Selbsterhaltungsinteressen gegen die Population zu gebrauchen und einzusetzen.
Der kaum unterschwellige Hass auf intelligente Betrachtung dieser Zusammenhänge ist nur deshalb nicht virulent, weil diese Art der Betrachtung inzwischen ein landesweites, sozusagen kulturelles Berufsverbot hat, anders gesagt: Es gibt keinen Beruf, der sich damit überhaupt ausüben ließe, einmal abgesehen, dass sie das Gefüge der sozialen Hierarchien stören müsste, in dem sich gerade auch die selbsternannten politischen Funktionäre und die ‚wissenschaftlichen’ Begleiter der ‚Linken’ nach Art eines Traditionsvereins eingerichtet haben, also derart, dass die Listen immer schon entsprechend den allgemein geltenden Regeln für die Ernennung und Nominierung von ‚Funktionären’ geschlossen sind, noch bevor irgendjemand auch nur ernannt werden konnte – oder ‚gewählt’, anders gesagt, die langfristigen Planungen über die Vergabe von Privilegien sind schon so lange bevor sie in der Öffentlichkeit dann auftauchen irgendwo in einem Hinterzimmer festgelegt worden, dass eine autonome, am kulturellen Erbe gebildete Intelligenz, die sich die Mühe nicht gemacht hat, sich von der Aufforderung zur Postenjägerei ablenken zu lassen, in diesem Gefüge keine Chance hat.
Es ist gelegentlich gewitzelt worden, was geschähe, wenn der – als Gott ohnehin aus guten Gründen präventiv aus der Konkurrenz gerückte – Jesus heute auftauchte und mit Kirchenleuten zu reden versuchen würde. dasselbe kann man zeigen, indem man fragt, was wohl geschähe, wenn eine der intellektuellen Potenzen der politischen Linken auftauchte bei ihren derzeitigen Wortführern.
Es genügt, um das abzuschließen, auf etwas hinzuweisen, was eine in Kindergärten und Grundschulen zur durchschnittlichen Massenexistenz des ‚Individuums’ erzogene Generation vielleicht gar nicht begreift: dass sich um eine Sache kümmern nicht dasselbe ist wie den Nachbarn daran zu hindern sich darum zu kümmern, damit er für den Fall, dass man selbst das nicht kann, mangels Voraussetzung, dieser es wenigstens auch nicht kann und derart keinen Vorteil daraus ziehen können soll. Ebenso wenig ergibt eine ständige Diskussion im Team über das, was alle längst vom Hören-Sagen voneinander so oft gehört haben, dass endlich alle dasselbe über dasselbe sagen und zugleich meinen dürfen, darin sei das Universum des Wissens erschöpft, bestenfalls einen Konsensus über einen gemeinsamen Irrtum, über dem dann Führerschaftsansprüche angemeldet werden und Hierarchien gebildet usw., ohne dass sich dabei an dem Nonsens etwas ändert oder daran, dass er nicht zu Bewusstsein kommt. Im Gegenteil, das alles dient der organisierten Herstellung des Nonsens und des Konsensus darüber sowie der dazu passenden sozialen Hierarchien, Privilegienverteilung usw.
Ich bin während der Zeit, nachdem ich den Versuch gemacht habe, in dieser ‚Linken’ Partner zu finden, mit denen ich meine Vorstellungen auch nur angemessen besprechen könnte, nicht ein einziges Mal angesprochen worden auf meine eigene Biographie. Stattdessen begegnete ich lauter erwartungsvollen Karrieristen, die lange schon auf einer Warteliste stehen und auf die Entschädigung warten für die von ihnen getätigte Investition in eine Hoffnung, die ganz platt identisch ist mit der auf einen ‚sozialen Aufstieg’ derart, dass die Allgegenwart der Konkurrenz aller gegen Alle ganz und gar ohne Rücksicht auf eine oberhalb von triebhaften Motiven regierende Vernunft jede ernst zu nehmende Aussicht auf eine Entstehung oder Reorganisation einer den Namen verdienenden politischen Formation, die im Dienst der immerhin möglichen menschlichen Vernunft stünde, vermutlich in diesem Land jedenfalls ganz und gar aussichtslos sein dürften.
In dieser Personengruppe herrscht ganz einfach das Übliche, wie überall. Weder sind die jeweils aufgegriffenen Themen noch ihre Herkunft intelligibel. Sie schneien herein, nachdem sie irgendwo, vermutlich auf Fluren und Gängen von Verwaltungsgebäuden, Versammlungen in obskuren Hinterzimmern oder längeren Vorgängen der Signalübermittlung zwischen verschiedenen ‚Ansprechpartnern’ als bedeutsam festgestellt und benannt wurden, oder – was derzeit ungemein beliebt ist – in einer ‚Agenda’ niedergelegt wurden, aus der dann abgelesen wird, landauf landab, was gerade wichtig ist zu tun, ohne dass noch jemand weiß warum. Davon hat man sich ja entlastet dadurch, dass man das deklariert hat. Auch muss das Verständnis, das man derart von dem hat, was man tut, in keinem Zusammenhang stehen mit dem Text dieser Agenda, denn der steht ja deshalb in der Agenda, weil man sich damit ersparen kann, ihn noch zur Kenntnis nehmen zu müssen. Wer sie also liest, ist gewissermaßen selber schuld, wenn er meint, er dürfe sich dann etwa an deren Sinn halten.
Ich bin in keiner Partei, die derart die Zukunft der Menschheit zu vertreten und zu besorgen beansprucht und werde das auch nicht mit finanzieren. Nach meinen ‚Motiven’ dafür, dass ich an irgendeinem der Orte aufgetaucht bin, für die mir eine Einladung zugegangen ist, solange ich diese Einladungen noch als Möglichkeiten aufgefasst habe, in Kontakt kommen zu können mit den Partnern, die ich meinte dort erwarten zu dürfen, wurde ich nicht ein einziges Mal gefragt. Es hat sich gezeigt, dass das niemanden interessiert. Nun wäre diese Kenntnis aber eine wesentliche Voraussetzung dafür dass verständlich würde, worum es jedenfalls mir gegangen ist. Um das,. Wovon ich jetzt spreche geht es jedenfalls nicht. Es ist eine Reflexion auf die Erfahrung, die ich hier mitteile, nicht aber das, worum es mir ging oder gehen könnte.
Nur am Rande will ich bemerken, dass es auch ein Segen sein kann, KEINEN Zugang zum Internet zu haben. Es ist eigentlich nichts als ein bunter Müllhaufen, genau so bunt wie die Müllhalden dieser Zivilisation, die diesen erfreulichen Anblick bieten aufgrund der Vielfalt der Warenverpackungen, die sich auf ihnen zur Einheit dieses Erscheinungsbildes versammeln. Der Inhalt ist inzwischen aus ihnen entnommen und – verdaut – als Kot auf anderen ‚Kläranlagen’ gelandet. Dem entspricht der Mangel an ‚content’, den die Signalübermittlungsindustrien gelegentlich, aber nicht ernstlich erwähnen – nicht: beklagen.
Der als Inbegriff von ‚moderner Intelligenz’ propagandistisch gefeierte Umgang mit Geräten der Büromaschinenindustrie ist Produktwerbung und Verkaufspropaganda, die den Nebenzweck verfolgt, jedenfalls aber erreicht, dass Milliarden von Menschen sich mit diesen Geräten herumschlagen, obwohl ihnen niemals jemand weder die Zeit bezahlen wird, die sich damit verbracht haben sich mit den Apparaten vertraut zu machen, noch die Zeit, die sie vor diesen Geräten sitzend damit verbringen, eigentlich sich selbst totzuschlagen, ihr eigenes Leben.
Aber das wird man nur begreifen, wenn man Alternativen vor sich sieht, die wirkliche menschliche Beschäftigungen betreffen und nicht die ständige Vorbereitung auf eine Art der bezahlten Nutzung, die dann erstens gar nicht in Anspruch genommen wird, und die zweitens den angenehmen Haupteffekt hat, der Biomasse des Homo sapiens selbst die Ahnung der Möglichkeit auszutreiben, dass sich das Gehirn zum Denken verwenden lassen könnte, mit dem Resultat, dass eine Urteilskraft die Person regiert und nicht die Büromaschinenindustrie eine gesichtslose Biomasse von Gattungsexemplaren ohne Richtung und menschliche Zukunft, indem sie ihnen die Illusion einer ihnen mit dem Kauf eines Computers nachgewiesenen ‚INTELLIGENZ’ verschafft, die bei genauem Hinsehen ja die des Computers sein soll, denn es sind die Computer, die ‚intelligent’ sind. Es gibt nichts Dümmeres als Computer.
Aber selbst dieser Ausdruck ist noch ein verfehlter Anthropomorphismus. Dem entspricht der Wahn der Dummschwätzer, ihr 'Gehirn' sei ihre Festplatte und Prozessor usw. Und man ist verpflichtet, das witzig zu finden. Im achtzehnten Jahrhundert war derselbe Typus des dem Fortschritt zugewandten Fanatikers des Neuen fest davon überzeugt, dass 'wir' Automaten seien mit einem Uhrwerk mit Triebfedern, und im neunzehnten Jahrhundert fabelten sie in den Metaphern der Dampfmaschine. Der Materialismus dieses Wirklichkeitsbewusstseins entspricht also immer einer vulgarisierten zeitgenössisch imponierenden Technologie bzw. ihrer Terminologie. Die Bewusstseinsverfassung versteht auch die Sprache bestenfalls als Werkzeug bzw. Instrument oder Ausdrucksmittel, eine Art Gefäß in das man denn etwas einfällt, wenn einem etwas einfällt, in der Art: „Ich denke mal...“ (und dann auch mal nicht), und: „Ich würde sagen...“ (wenn ich bloß wüsste, was, eine Haltung, die auch der langen 'erkenntnistheoretischen' Rationalisierung fähig ist, wenn man diese als die lange und angestrengte Überlegung darüber auffasst, wie man etwas unbedingt zu formulieren haben würde, wenn man etwas zu sagen hätte.)
Was Denken jenseits dieser wechselnden Metaphoriken des Ausgedehnten oder irgendwie als Maschinerie Materialisierten ist, bleibt dieser dreisten, alerten und ebenso geistfremden wie geistfeindlichen Gefangenschaft im Bereich des Anfassbaren, die längst gelernt hat, ihre Impotenz frech als vielmehr neueste Errungenschaft fortgeschrittener Erkenntnis zu feiern, zu der die Euphorie über die gelugene Entlastung von unerreichbaren Ansprüchen die subjektive Evidenz liefert, vollständig unbekannt.
Intelligent sind die Geschäftemacher, die den Leuten das alles derart erfolgreich einreden, dass sie – ihr Geld herausrücken und sich auf unabsehbare Zeit den Kopf darüber zerbrechen, wie das alles ‚funktioniert’ – lauter kleine Hobbybastler – und dabei sich selbst vollständig vergessen, ebenso wie das, was sie möglicher Weise wollen sollten. Nur am Rande ist von Bedeutung, dass speziell in Deutschland die Computerindustrie vor allem ein übernommenes Geschäft ist, dessen Grundlagen, wenn man von Intelligenz schon reden will im Kontext der ‚Technischen Intelligenz’, in den USA gelegt worden sind. Hier brauchte man nur noch die ‚Intelligenz’ eines Taschenrechners mit betriebswirtschaftlichen Rechenfunktionen und die Finanziers aus der geschlossenen Gruppe der Deutschland AG um anlässlich des einsetzenden Goldrauschs seinen Claim abstecken und einen Teil des Geldstroms auf sein Grundstück ableiten zu können. Derart wurde dann tatsächlich aus Sand (silicon) und aus Stroh (in den Köpfen der kaufmännischen Rechner) pures Gold.
Neu ist, das nunmehr auch das zentrale Nervensystem des Proletariats mit in Anspruch genommen wird, was den Vorteil hat, das es nichts anderes mehr enthält als das, was ihm derart nicht erst durch eine ‚UMSCHULUNG’ eingetrichtert werden muss. Diese Fixierung auf eine Obsession zugunsten des Business tritt damit in eine Reihe mit Fußball, Fernsehen und Handys. Sie alle füllen eine Leere mit buntem Müll, aus dem sich auch dann keinerlei Sinn machen lässt, am wenigsten einer, der einer menschlichen Lebensführung zugeführt werden könnte, wenn sich das Zentralnervensystem im Schlaf dazu entschließt, den Versuch zu wagen, einen daraus abzudestillieren. Das bewusste Leben des Proletariats – ebenso wie das seiner vermeintlichen Mandatsträger – gerät damit aber zu einem Traum, aus dem kein Ausgang mehr möglich ist.
Ich will jetzt nicht ausführen, wieso ich das mit dieser Sicherheit sagen kann. Ich lege in dieser Hinsicht weder Wert auf das, was man derzeit ‚Verständlichkeit’ nennt – aus der Sicht einer Anspruchshaltung, die sich auf ein aufgrund der weiten Verbreitung von Sozialarbeiterfloskeln nicht zufällig in die von ihnen befallenen Gehirne eingenistet hat und daraus zurücktönt als handele es sich um Bewusstsein, und nicht um Papageiengeplapper, die zum Sprechen bekanntlich nur ein Vogelgehirn (ohne Sprachzentrum) benötigen – noch darauf ‚zu erklären, was ich damit meine’ usw.
Handicaps – etwa physischer oder seelischer Art – haben bei genauem Hinsehen eigentlich alle Menschen. Ich gehe daher nicht weiter darauf ein. Was ich meine, ist, dass ich weder nach einer Entschuldigung gefragt habe in Bezug auf solche Beeinträchtigungen noch etwa nach einer für die - vermeintlichen – Defizite an ‚Modernität’, die dann etwa den ‚Zugang’ zum Internet oder den Nachweis des Besitzes einer ‚intelligenten Maschine’ von der Büromaschinenindustrie betreffen. Du solltest das also lassen, Dich gleich eingangs für Sachverhalte zu entschuldigen, die das gar nicht verlangen. Es ist eine unangemessene Selbstdemütigung, zu deren Zeugen man seine Partner nicht machen kann, ohne dass sie sich schämen müssen im Namen des Menschen, der das ohne Not tut.
Meine Wurzeln im Politischen liegen nicht bei den Grünen. Eine Analyse der ‚Grünen’ als politische Formation ist hier nicht zu leisten. Ich habe das anderswo getan. Intellektuell verkörpern sie die Seichtigkeit und die Viertelbildung der ‚sozialpädagogischen’ Institutionalisierung eines zur Sozialtechnologie zugerichteten Halbwissens über soziale, geschichtliche, politische und psychologische bzw. gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge, die keinerlei Grund und Boden hat, weder in einer wissenschaftlichen noch in einer technischen Grundlage, die in bezeichenbarer Art und Weise auf dem Boden der gerne reklamierten ‚Modernität’ stünde, also tatsächlich Wurzeln hätte in den angeblichen Grundlagen der Moderne oder Postmoderne (was immer das sein soll), vorausgesetzt diese Grundlage ist die einer ‚wissenschaftlich-technischen Zivilisation. Von einer menschlichen Kultur rede ich also gar nicht, sondern nur von dem, was der Propagandabetrieb gelegentlich gern über sich selbst verbreitet und über seine Auftraggeber.
Die von Dir beklagte ‚Anpassung’ war in dieser Art von Anfang an vorgezeichnet bei den ‚Grünen’. Man kann, im informierten Rückblick, deren Genesis zurückführen auf ein paar davongelaufene Proseminaristen, die erkannt hatten, dass die Arbeit an den Grundlagen des Wissens außerhalb ihrer intellektuellen Grenzleistungsfähigkeiten liegt, selbst wenn man den Nachlass einräumt, den die an Fachhochschulen institutionalisierte Sozialarbeit intellektuell dem Studenten gewährt deshalb, weil bereits die Ernennung zum Professor ihn voraussetzt, den Nachlass, der die Kenntnis der wissenschaftlichen Grundlagen und Voraussetzungen des Faches erspart zugunsten eines stromlinienförmigen ‚Studiendesigns’ (in Absprache mit dem ‚Kultusminister) entlang der von den Behörden und Einrichtungen angemeldeten Bedarfs an kostengünstigem Personal unterhalb sowohl der Kostenebene der Medizin und der klinischen Psychologie einerseits, und der Qualifikation unterhalb der betriebswirtschaftlichen Führungsebene andererseits.
Es ging bei der flächendeckenden und nachhaltigen Institutionalisierung dieser Personalgruppe von kirchlichen, caritativen und anderen Einrichtungen – zunehmend privatwirtschaftlicher Art – vorwiegend um die Schaffung eines Propagandainstruments, das einen Jargon verbreitet, der ebenso viele Vorurteile über die ‚menschliche Seele’ pausenlos ausplappert mit dem Anspruch, dabei ‚Wesentliches’ zum Thema zu sagen, dass sich endlich erreichen lässt, dass die damit infizierte Population sich in diesem eigens zu diesem Zweck geschaffenen Irrgarten ohne Ausgang vollständig verirrt, bei Aufrechterhaltung des ‚Gefühls’ (!), man könne sich dennoch eine ‚Orientierung’ verschaffen und bewege sich zugleich im Unbegrenzten, mithin inmitten der persönlichen Freiheit. Es ist kein Zufall, dass beobachtbar wurde, dass ‚Sozialpädagoginnen’ es überall wenigstens bis in die Landesvorstände der ‚Grünen’ brachten und gelegentlich – meine ich – auch bis in Ministerposten. Der Aufstieg des Kindergartenbetreuungspersonals und des Behördenpersonals aus dem Umkreis einer braven Sozialarbeiterschaft der ‚Einrichtungen’ und Anstalten, in denen Zwangsklientel festgehalten und ‚betreut’ wird (als Objekt der Einübung ‚billiger Herrschaftstechniken’ mit ‚human touch’) ist daher eher als DIE Form anzusehen, in der die Grünen durch die Dienste schon unterwandert waren, als sie selbst noch ganz anderes glauben mochten, denn als die Form, in der sie sich selbst und vor allem die von ihnen ‚menschelnd’ und alles Mögliche ‚rettend’ und ‚schonend’ in Anspruch genommene Klientel und Gefolgschaft aufgeklärt hätten.
Die Privatisierung der Müllabfuhr mitsamt ihren Folgen für die gesamte Population, unter denen die alsbaldige Dressur per Gesetz die imponierende Hauptsache ist, einmal abgesehen von der Abzocke der Konsumenten, die mit der Verpackung abnehmen müssen, was ihnen eine von ihnen nicht beeinflussbare Großindustrie vorsetzt, und dann dafür nicht nur in der Form der Müllabfuhrkosten, sondern vor allem mit der per Gesetz von Oben eingeführten gewaltsamen Massenerziehung im Dienste der ‚Umwelt’ bezahlen müssen, sind ‚Grüne’ Folgen der sozialtechnologisch erzwungenen Massenbuße für die Art und Weise, wie die Industrien die ‚Verbraucher’ bedienen. Das verdoppelt und verdreifacht also das Verhängnis, das über die Masse der Vereinzelten verhängt wird. Die Anpassung der ‚Grünen’ zu beklagen beruht auf einem doppelten Irrtum, nämlich einmal dem zu meinen, DIESE hätten sich erst angepasst. Sie sind Ausgeburten einer längst zuvor von der Politik der Kultusministerien ausgedachten Anpassung der Population an die veränderten Erfordernisse der Herrschaft über eine Population, die formale Mitbestimmungsrechte erkämpft hat, um deren Ausübung man sie nur bringen kann – wenn man auf inzwischen wenig ökonomische und phänomenologisch unerwünschte – Form der Rückkehr zu offener Gewaltausübung verzichten will und kann angesichts besserer, eben sozialtechnokratischer ‚Lösungen’ – und damit vielmehr RESULTAT dieser politischen Anpassung der Ausübung von Herrschaft über die Populationen, und alles zeigt ja, dass das gelungen ist, denn die ‚Grünen’ sind dann ja auch endlich in die Regierungsverantwortung eingerückt, deren Ergebnis mit der sozialtechnologischen Erfindung und Einführung eines funktionalen Äquivalents des Konzentrationslagers alten Stils in der Form von ‚HARZ IV’ konsequent zu Ende ging.
Damit hatten sie dann auch mitsamt der Regierung, der sie angehörten, ihre Aufgabe erledigt, als getreue Gunmen ihrer Herren. Man macht sich ganz falsche Vorstellungen von der Aufgabe der Analyse der Deutschen Ideologie der Gegenwart, wenn man sich an das ebenfalls von diesem Typus der ‚Bildung’ verbreitete ‚Zielgruppendenken’ und die davon nicht zu trennenden ‚Umfragetechniken’ und deren ‚Ergebnisse’ hält.
Faktisch stellt diese ‚Wissensform’ eine in der Form des Doppelblindversuchs institutionalisierte Dressur dar, an deren Bodenlosigkeit der Umstand nichts ändert, dass sie in der Form der ‚universitären’ bzw. der ‚wissenschaftsförmigen Bildung’ institutionalisiert ist, und dass sich gymnasiale Schulabgänger dazu entschließen, dieses Studium zu wählen’, weil sie letztlich dazu gezwungen sind, aus dem Angebot derart auszuwählen, dass ihnen eine formale Chance zu ihrer ‚sozialen Integration’ bleibt, ein Ausdruck, der eine zweifache Betrachtung verdient, sowohl was das Adjektiv ‚sozial’ als auch, was den aus der Mathematik stammenden Ausdruck ‚Integration’ betrifft. Weder ist die ‚Integration’ in einem nennenswerten Sinne nämlich ‚sozial’, sondern vielmehr ganz anderes als dies, noch ist bedacht, dass die ‚Integration’ einer Fläche unter einer Kurve in den Begrenzungen, die das Koordinatensystem setzt, bedeutet, dass die unendliche Vielzahl der auf diese Weise ‚integrierten’ Punkte, aus denen die Fläche zusammengesetzt gedacht wird (man kann das durch die Hinzufügung einer oder zwei weiteren Koordinaten zu einer ‚raumzeitlichen’ Form ausdehnen bzw. durch die Hinzufügung beliebig vieler Dimensionen in die Form der nicht-euklidischen oder der Riemannschen Auffassung überführen) auf diese Weise ‚aufgehoben’ wird und verschwindet zugunsten einer auf diese Weise ermittelten Summe, bezeichnet mit dem bekannten Summenzeichen der ‚Integration’, ohne das eine Spur von der Individualität der derart integrierten Punkte, die die Elemente des n-dimensionalen Gebildes sind, übrig bleibt. Soviel zur Symptomwahl der Terminus ‚Integration’.)
Die Form der Institutionalisierung dieser ‚Wissensformen’, deren ‚Wissenschaftsförmigkeit’ ihren Charakter als säkularen Religionsersatz unter den Bedingungen ‚pluralistisch’ formierter Herrschaftstechnik bloßzulegen imstande ist, wenn man nicht darauf besteht, dass die Grenzen, die diese Wissensform absteckt aus politischen Gründen und als politische Ideologie, zugleich die der menschlichen Welt seien, ist derart bei genauerer Betrachtung das Gegenteil, nämlich nicht eine der Formen der Bildung und der Klärung der Grenzen und des Struktur der menschlichen Welt, sondern eine der Methoden der politisch gewollten und sozialtechnologisch umgesetzten sowie akademisch institutionalisierten Täuschung, und beweist vielmehr den wissenschaftlichen Abstieg der Universitäten im Zeitalter der Massenausbildung von wissenschaftlichen Hilfskräften einer totalitären Administration zu politischen Indoktrinationseinrichtungen und den Abstieg der wissenschaftlichen Bildung in den den Menschen und die Gesellschaft, die Geschichte und die Kultur betreffenden Universitätsfächern.
Es versteht sich von selbst, was ich unter diesen Umständen von einem gewissen Herrn Schröder halten dürfte, sowohl als politische Führerfigur als auch als Person. Als Person ist er ein Beleg für die Tatsache, das gelernte Juristen von Politik in der Tat nicht nur in diesem Fall nichts verstehen. Auch der derzeitige Ministerpräsident und Amtsnachfolger von Schröder in Niedersachsen ist Jurist. Und das trifft für eine Vielzahl dieses Karrierepersonals zu. Eher ist zu erörtern, wie der intellektuelle und politische Abstieg der Sozialdemokratie seit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sich in dieser entlang der Mechanismen von ‚Ich-Analyse und Massenpsychologie’, als Symptom des Zustandes dieser Personengruppe und ihrer inneren Organisationsform also verstehbaren ‚Führungspersönlichkeit’ und ihrer seelischen und Bewusstseinsverfassung darstellt sowie in ihren politisch bedeutsamen Handlungen, von denen die als solche aufzufassenden Unterlassungen vermutlich die wichtigeren und bedeutsameren sind. dasselbe gilt für das Symptom ‚Fischer’ und seine Amtsführung als Außenminister, für die er übrigens schon lange designiert war bevor die Grünen ‚an die Macht’ gelangten, auch ein Hinweis auf das informelle Zusammenspiel der Dienste und der so genannten ‚Massenbewegung’, die sich in diesem Fall beobachten ließ.
Die politische Zerlegung Jugoslawiens als unerwünschter sozialistischer Staat auf dem Balkan nach der vorläufigen klugen Resignation der Russen mit dem einzigen möglichen Zug in einem globalen Spiel, das dem Schach insofern an Komplexität überlegen ist, als es gemäß den jeweils erst zu entdeckenden Regeln in diesem Fall möglich war, durch einen klugen Zug aus der aussichtslosen Gefangenschaft in einer mehr oder weniger erzwungenen Gegnerschaft zu befreien, indem man dem ‚Spielpartner’ zunächst den Gegner nahm, damit er sich auf dem Spielfeld nach seinem Beleiben auszubreiten vermag – ich sage das absichtlich so – ist je schon von dem ‚liberalen’ Vorvorgänger von Fischer eingeleitet worden und von Fischer nur ratifiziert und exekutiert worden. Die Kontinuität dieser Außenpolitik war der Preis für die Karriere. Das wirft zugleich ein in dieser Hinsicht für ausnahmslos alle Fälle, in denen der Gebrauch des Terminus ‚Karriere’ angewandt wird, naiv oder bewusst, fallendes Licht, was die Bedeutung dieses Terminus betrifft.
Ich wüsste also nicht, was an der Amtszeit dieser Dunkelmänner und gewissenlosen Karrieristen – die im Übrigen wie alle Papageien fast ganz ohne Gehirn auskommen, was bei Vögeln zur Arterhaltung zu rechnen ist, weil sie mit einem schwereren Gehirn nicht fliegen könnten – ‚witzig’ gewesen sein soll, einmal abgesehen von den von Dir erwähnten ‚Kürzungen im Gesundheits- und Sozialwesen’.
So bedeutsam persönliche Betroffenheit sein mag – ich meine, sie bewirkt in vielen Fällen eher eine bemitleidenswerte, aber auch das Ressentiment schürende, den Blick trübende wenigstens teilweise Erblindung – so wenig hilft das weiter auf dem Wege des hier in Betracht zu ziehenden verantwortlichen Gebrauchs des Urteilsvermögens, das das Bewusstsein der Mitverantwortlichkeit für den Zustand der menschlichen Welt, wie immer begrenzt, voraussetzt. Im Übrigen ist ja zu sehen, dass die wie immer zustande gekommene Entscheidung ‚für den Wechsel’ oder für sonst was zu ‚stimmen’, gar nicht zu dem dabei angezielten Ergebnis führt, und es ist eher hier einzusetzen, um sich darüber Klarheit zu verschaffen, warum das eigentlich so ist, und zwar unter Berücksichtigung des Umstandes, das die dafür schon fix und fertig zur Verfügung gestellten ‚Erklärungen’, die sich von der Litfasssäule ablesen lassen, vermutlich eher nicht die sind, die die ‚Gründe’ treffen, die dafür gelten. Der Wähler mag sich denken, was er/sie will. Er hat keinen Auftrag zu erteilen. Das System der formalen Mitbestimmung hat vielmehr die Funktion, jeden solchen Versuch der Erteilung eines Auftrages zu neutralisieren, um das Wenigste zu sagen, jedenfalls aber, ihn gegenstandslos zu machen.
Es ist ja zu berücksichtigen, dass die Mehrheiten, die da zustande kommen, oft tatsächlich kaum auf mehr als zwanzig Prozent der Population aufgebaut sind. Man kann sich das leicht klar machen, indem man die Zahl der ‚Stimmen’ – früher durfte der Bauer, der nicht schreiben und lesen konnte, bei Gelegenheit der Abtretung seines Landes DREI Kreuze machen um den ‚Verkauf’ zu bestätigen. Das ist insofern beibehalten, als das Wahlsystem ähnlich bis zu drei Kreuze vorsieht, mit denen zu bestätigen ist, was andere schon beschlossen haben: Eine Liste, in der eingetragen ist, wer allenfalls gewählt werden kann aus einer der Formationen, die sich als Organisationen dazu ‚anbieten’, ohne dass der/die Wähler/in darauf irgend einen ernst zu nehmenden Einfluss hätte, schon gar nicht in der Form der Wahl – auf die sich eine solche ‚Mehrheit’ stützt, auf die Population umsetzt, unter Einbezug der z. B. davon ausgeschlossenen ‚Kindern und Jugendlichen’, die angeblich die Zukunft einer Population oder eines ‚Landes’, einer Nation gar ausmachen sollen, aber von der Repräsentation bei Wahlen ausgeschlossen sind, ohne dass diese Apartheid irgendwen anficht.
Nehmen wir einmal an, man könnte den Wählerauftrag dennoch so auffassen, dass er z. B. die Rückgängigmachung des unter dem Titel ‚HARZ IV’ und als ‚REFORMEN des Arbeitsmarktes’ gegen eine Teilpopulation vorgetragene, durch den Staat, das kollektive Organ der Selbsterhaltung einer Population nach der geltenden Auffassung, geplante und exekutierte Aggression angezielt hätte und dies auch zum Ausdruck gebracht hätte, so sieht doch das formale System vor, dass eine wie immer zustande gebrachte ‚Mehrheit’ der Mandatsträgerschaft sich BELIEBIGE im Rahmen des Zulässigen liegende Ziele setzen kann, ohne dass damit der Bereich der Legalität und der Legitimität verlassen würde.
Es ist diese in den Rahmen eingebaute Vorsehung, die den organisierten Banden, die sich in der aus dem Hintergrund unbeeindruckt regierenden totalitären Bürokratie seit den Tagen des feudalen Kameralismus absoluter fürstlicher Herrschaft eingenistet haben – um das Geringste geltend zu machen – die in der Form der ‚Kulturhoheit der Länder’ weiter existiert wie im Rahmen der föderativen Struktur der kodifizierten Form der Herrschaftsausübung, die auf unabsehbare Zeit jede auf eine Durchsetzung der politisch artikulierten Interessen von isolierten Teilpopulationen gerichtete Aktivität im Rahmen dieser ‚Vorsehung’ vorab wirksam vereitelt hat noch bevor sie sich artikuliert hätte.
Nur ist anlässlich der Wahl gar nicht klar, was sich eigentlich artikuliert hat. Denn das Recht, ein Kreuz zu machen ist das Recht eines seines Bewusstseins enteigneten Taubstummen, der weder lesen noch schreiben kann. Das Wahlrecht der so genannten ‚modernen Demokratie’, die beansprucht, die Populationen einer wissenschaftlich‑technischen Zivilisation, wo nicht gar Kultur angemessen zur Artikulation zuzulassen, und die ihrerseits auf der unverzichtbaren Fiktion beruht, dass der Einzelne in der Tat nicht nur seinen Launen entsprechend ‚abstimmt’, sondern ein Urteil abgibt, das auf einer Vernunft, auf dem vernunftmäßigen Gebrauch eines im Rahmen seiner Einführung in die Kultur (ich vermeide hier sowohl die Wahl des korrumpierten Ausdrucks der ‚Erziehung’ als auch den des ebenso korrupten Terminus ‚Sozialisation’. Es lässt sich leicht zeigen, dass beide, gerade als ‚wissenschaftliche Termini’, nichts anderes wiedergeben als die herrschenden Vorurteile des Ressentiments der sich selbst in ihrer Definition eigentlich schamlos bloßstellenden Herrschaft, bis in die Nuancen.
dass das offensichtlich niemand von denen bemerkt, die in den Genuss dieser Sozialisation und Erziehung gelangt sind, belegt nicht nur den dreisten Zynismus des Herrschaftsapparats und der ihn beherrschenden Personalgruppen, sondern gibt ihr obendrein gegen ihre Opfer auch noch Recht.) Derart wird es dann zum zwanglosen Vorrecht des Herrschaftsapparates selbst, zu sagen, was es bedeutet, was ‚der Wähler’ mit seinem Kreuz ‚gemeint’ hat.
Die vorgängige Enteignung seines Bewusstseins ist dem ‚Wähler’ gar nicht als solche bewusst, und dementsprechend gibt er brav den Deppen, der dann gegen die geltende Interpretation, die sich in dem dann zustande gekommenen Regierungsapparat unter offener Verhöhnung seiner ‚Ansichten’, die er freilich weiter frei äußern darf, solange er nicht darauf besteht, dass auch jemand zuhört oder das gar ernst nimmt als Verpflichtung, einwendet, dass er/sie das ‚ganz anders gemeint habe’. So kann dieser Wähler dann auch die Ansicht hegen, dass man mit einer anderen ‚Konstellation’ viel mehr hätte erreichen können etc. Dabei wird bloß nicht bedacht, dass die Wahlprogramme der ‚Verlierer der Wahl’ – die politischen Parteien – vorab unter dem Gesichtspunkt angeboten und formuliert wurden, dass man nicht für sie wird einzustehen haben. Gerade das eiligst formulierte Programm der ‚Grünen’ vor der Wahl ist dafür ein Beleg. Sie hätten doch einfach, noch in der Verantwortung, das von ihnen selbst getragene Programm rückgängig machen können. Das überließen sie aber lieber ihrer Abwahl, und verabschiedeten sich – als echte Sozialarbeiter – mit dem Alibi, sie hätten es nicht nur anders gewollt als sie es verwirklicht hatten, sondern auch als hätten sie es dann anders gemacht als sie es gemacht hatten, wären sie bloß wieder gewählt worden. Man muss davon ausgehen, dass vielmehr ALLE Beteiligten, bis zum Beweis des Gegenteils, sehr wohl berücksichtigt haben, wo ihre Chancen lagen, MANDATE zu erhalten, die ihren Mann, ihre Frau ernähren, so oder so auf Kosten der so oder so vertretenen Population. Man darf sich keine Illusionen darüber machen, dass die Eroberung eines Mandats der Hauptantrieb ist für die politischen Aktivisten und dies ohne Ausnahme. Es geht zunächst und vordergründig um Selbsterhaltung der untereinander verständigten Personalverbände. Wäre es anders, dann ließe sich das nachweisen und zwar ganz einfach, anhand der Zusammensetzung der Gruppen der jeweils faktisch zu Mandaten kommenden Personen.
Freilich hat diese Sichtweise auf den ‚Wähler’ mehrere Pferdefüße. Der eine ist, dass man ihn leichtfertig für dumm hält bzw. so aufgefasst wird als habe man dies gemeint. Es ist aber etwas anderes, dies so aufzufassen – wenn man es hört - und dies zu meinen. Es unter diesen Umständen so aufzufassen bedeutet, dem Gesagten eine Bedeutung zu entnehmen, der man nicht ansieht, dass man sie der eigenen seelischen Verfassung entnimmt. Tatsächlich hat die Art und der Grad der ‚Informiertheit’ des derart abstrakt als Wähler aufgefassten politischen Bürgers seinerseits Gründe in einer nicht bewussten Vermittlung von Staat, Gesellschaft, Erziehung und Bildung der Person. Demgemäß wäre es ja ganz leicht und zunächst auch richtig, diesen Bürger zunächst darauf hin zu betrachten, was er jeweils gerade für wichtig hält und wie dies Dafürhalten zustande kommt und ebenso danach zu fragen, was er objektiv für wichtig halten sollte.
An dem Grad der Diskrepanz wäre dann abzulesen, wie sich die ihm zugängliche bzw. eigens für die Zwecke der Einflussnahme auf sein Bewusstsein hergestellte ‚Information’, die den Sinn hat, ihm die Wichtigkeit dieses oder jenes ‚Anliegens’ nahezulegen, nicht zuletzt auch in der Form, die das Thema unter dem Eindruck seiner Bearbeitung bzw. Herstellung durch die Bewusstseinsindustrie annimmt, auf ihn auswirkt und ob die Liste möglicher Themen eigentlich vollständig ist, bzw. was überhaupt ihm im Rahmen des der Machtapparatur zur Verfügung stehenden Spielraums als ein in seine Mitentscheidungsreichweite gebracht wird.
Das ist aber nur das eine mögliche Missverständnis, das derart einrasten kann durch die Unterschätzung des derart Verstandenen. Das andere besteht in einer voreiligen Entlastung des derart konstruieren Wählers, und zwar dadurch, dass seine selbständige Mitverantwortung dafür, dass er das im allgemeinen Sinne Richtige und Bedeutsame auch selbst dafür hält, und zwar nicht aufgrund bloßen Dafürhaltens im Rahmen des Rechts auf freie Meinungsäußerung, sondern vor allem im Hinblick auf die bürgerliche Pflicht zu verantwortlicher Wahrnehmung seiner politischen Pflicht zu einem selbst erarbeiteten politischen Urteil und der verantwortlichen Aus-Übung seines Urteilsvermögens. Denn die Versäumnis, die generelle Entlastung gar von der Pflicht, überhaupt eines zu haben an der Stelle des Bestimmtseins durch Abkömmlinge rein triebhafter Impulse, wie immer diese auch ‚sublimiert’ seien, lässt jede formale Demokratie in die Herrschaft des Mobs bruchlos hinüber gleiten, ohne dass ein Jota (marginales griechisches Zeichen im Alphabet) am Text der kodifizierten Herrschaftsform geändert sein müsste. Wenn also dem ‚Wähler’ z. B. ‚HARZ IV’ nicht als perdifer gewaltsamer Angriff einer in den Besitz des Staatsapparats gelangten Form des organisierten Verbrechens auf eine durch ihn – den Angriff unter Benutzung des Staatsapparats und der Gesetzgebungsmaschine, die diesen Angriff mittels ‚Legitimation durch Verfahren’ ‚legalisiert’, d.h. in die Form des Gesetzes verwandelt - definierte Teilpopulation angeboten und erklärt wird, und als eine Erfindung von Hurenböcken und ‚sozialen Aufsteigern’, Karrieristen, deren Charakter eben diejenige Wahllosigkeit ihrer Verfügbarkeit für beliebige Verwendungszwecke ist – das eben bedeutet der Terminus ‚Karriere’ – und auch nicht als die in der Geschichte nach den Konzentrationslagern auch in der europäischen Welt einmalige Neueinrichtung eines virtuellen Konzentrationslagers, eines Cyber-KZ’s inmitten einer ansonsten ‚demokratischen’ gesellschaftlichen Wirklichkeit, und wenn diese Definition nicht erläutert wird durch die drei Hauptkriterien, die in einem vierten kumulieren (Es ist hier vorauszusetzen, aber nicht zu erläutern, wie das von einem qualitativen, auf Individuum und Leben sowie seine Endlichkeit bezogenen Zeitbegriff abhängt, der hier anstelle des Bahnhofsuhrzeitbegriffs der organisierten Bürokraten eingesetzt zu denken ist, die an nichts ein Interesse haben als an einem möglichst hohen Durchsatz von humaner Biomasse durch ihre Verdauungsapparate und Fleischwölfe, um daraus ihren immer größer werdenden und im Prinzip unersättlichen raubtierhaften Energiehunger zu befriedigen):
9.Liquidation der Sozialbiographien der Erziehung und Sozialisation
10.Liquidation der intellektuellen und Ausbildungsbiographien
11.Liquidation der beruflichen Biographien, Maßnahmen, die letztlich gipfeln in der
12.Liquidation der sozio-kulturellen Existenz und Identität
dann ist der Bürger dennoch verpflichtet, sich nicht mit den ihm angebotenen ‚Erklärungen’ und ‚Begründungen’ einfach zufrieden zu geben und sie derart zu übernehmen, dass er sie nachplappert, und ihm die sogleich angestellten Umfragen das nachweisen, indem sie Grad der blinden Übernahmebereitschaft feststellen, denen er sich unterworfen hat, aus Bequemlichkeit, weil es seinen Interessen nützt, aus Angst vor der Wahrheit usw., sondern sich damit auseinander zu setzen, was hier eigentlich geschehen ist und sich darüber ein eigenes Urteil zu bilden, das sich angesichts seiner eo ipso unvermeidlichen gesellschaftlichen Mitverantwortung für das Ganze auf dieses Ganze bezieht und den allgemeinen Status des Menschen als Person und Individualität an einem derartigen gesellschaftlichen und politischen Großereignis mit Bedeutung für das Ganze und jeden Einzelnen auch verantworten lässt. Das ist etwas ganz anderes als eine Meinung haben und ein Recht darauf sie auch zu äußern. Denn es ist sogleich ersichtlich, dass es durchaus vorkommen kann, dass es zwar eine solche ‚Meinung’ gibt – im Unterschied zu einem Urteil – und dass es dann auch viele solche geben kann – im Unterschied zur möglichen Einheit des Urteils – und dass es auch einen Rechtsanspruch gibt, diese Meinungen zu äußern, dass es aber klug sein kann, dieses Recht dann gar nicht in Anspruch zu nehmen, damit die Unzurechnungsfähigkeit dessen, der diese Meinung dann hat und dazu meint, das sei auch gut so, nicht öffentlich wird. Es kann demgemäß also im Sinne der immerhin noch verbleibenden Eigenverantwortlichkeit sein, sich nicht derart zu ‚outen’, also zu äußern.
Das gilt wiederum nur dann – mag man meinen ! - wenn es eine Öffentlichkeit gibt, die das überhaupt bemerkt, wenn Leute sich um Kopf und Kragen reden, und nicht eine Öffentlichkeit, die jedem beispringt, der sich dreist über seine Verantwortlichkeiten hinweg setzt und sich seiner Triebhaftigkeit überlässt, und die dies tut weil sie nichts anderes ist als die Masse der Verantwortungslosen, die sich stets reflexartig gegen jeden zusammenrotten, der das nicht hinnimmt und auf dem grundsätzlichen Unterschied zwischen Meinung und Urteil besteht, eine Selbstverständlichkeit, die unter Logikern kein Problem darstellt, aber stets gleich dann, wenn sie diese Selbstverständlichkeit außerhalb ihrer beruflichen Pflichten auf ihren Lebensalltag übertragen müssten, wo sich erst beweisen müsste, dass sie auch verstanden haben, was sie zu wissen meinen und am Ende gar verantwortlich lehren. Das wirft schon ein Licht auf das Problem, das die so genannte Konsensbildung unter diesen Umständen darstellt und entsprechend auch ein Licht auf das Problem, das unter diesen Umständen jeder Versuch der Erneuerung des humanen Projekts, das die Geschichte der Hochkultur begleitet und in der Tat das einzig Hochkulturelle an ihr jemals gewesen ist und bleibt. Wenn man sich nicht bereit findet, sich vorab auf dieser Grundlage zu orientieren und nicht von ihr abzugehen, dann befindet man sich schon im Bereich des Problems der Massenpsychologie der Konsensbildung unter beliebigen triebhaften Voraussetzungen und hat den Boden unter den Füßen verloren. Das wiederum bedeutet nicht, dass das eine Karriere ausschließt. Ganz im Gegenteil bedeutet es unter den gegenwärtigen Umständen, dass man die Voraussetzungen für eine Karriere verstanden und als Orientierung akzeptiert hat. Das hat, wohlgemerkt nichts damit zu tun, dass der Lebensalltag Kompromisse fordert und erzwingen mag. Es geht hier ja zunächst um die Eindeutigkeit des Urteils und die Fähigkeit zur Urteilsbildung sowie um die es festzuhalten gerade als Bedingung für die Möglichkeit des Kompromisses, der ja definitionsgemäß einen Abstand misst von diesem Urteil.
Entsprechend wird man also den ‚Wähler’ als Kollaborateur des derart charakterisierten Gewaltapparats bezeichnen dürfen, indem man festhalten kann, dass er aus welchen Gründen auch immer versäumt, sein Urteilsvermögen verantwortlich zu gebrauchen und daraufhin entsprechend zu handeln und die Mandatsträger dazu zu zwingen sich ihrerseits auf den Boden eines angemessen gebrauchten Urteilsvermögens zu stellen, anstatt einen Gewaltapparat zunächst gegen die Population und zu ihrer Irreführung einzusetzen und dann, um gegen sie vorzugehen und dieses Vorgehen zu legitimieren im Rückgriff auf das von einer organisierten Bande erlassene und nach Bedarf durch eine Maschine hergestellte ‚Gesetz’, dass dann die gesellschaftliche Vernunft ersetzt, damit aber zugleich jede Rede von einer auf das Urteilsvermögen des Einzelnen und auf die Voraussetzung seiner Gegebenheit gestützten Herrschaftsform. Zugleich ist zu sehen, dass dieser ‚Wähler’ hier ja in mindestens drei Kategorien gruppiert werden muss:
1.diejenigen, die das, als allgemeine Arbeitsplatzbesitzer, ihrer Meinung nach (noch) nicht (oder hoffentlich nie) betrifft. Es ist die weitaus größte Gruppe verantwortungsloser Kollaborateure des organisierten Bandenverbrechens, das sich erneut des Staates bemächtigt hat, wenn es nicht die Möglichkeit des Nachweises für eine übergreifende Kontinuität innerhalb des Herrschaftsapparats gibt, die die Feststellung, dies sei erneut geschehen gegenstandslos macht. In der Tat weisen unzählige Fakten auf kaum anderes als eine gewisse vorübergehende Zurückhaltung der organisierten Banden hin, und kaum auf mehr. Die träge Verantwortungslosigkeit vom Schlage der Logik des Heiligen Florian - „Ach lieber, heiliger Florian, verschon’ mein Haus, zünd’s andre an“, war schon an den Holuzfachwerkbauten der mittelalterlichen Städte eine Ironie, die jeder sofort erkannte. Das ist derzeit anders. Von einem Fortschritt ist daher also kaum zu sprechen, wenn man von DVD-Recordern und Formel-Eins-Rennwagen einmal absieht, also dem technologischen Geklimper, und es ist zu sehen, dass die derzeit bevorzugte ‚Evolution’ mit Regression oder gar mit einer säkularen Dekompensation z. B. der Kultur Europas und der Weltzivilisation sachlich vollständig kompatibel ist. - ist in der Tat die Grundlage auch für den Genozid an einer Teilpopulation gewesen, an dem sich Unzählige bereitwillig bereichert haben, ein Skandal, den für Polen das kaum gelesene oder zitierte Buch von Manes Sperber, ‚Wie eine Träne im Ozean’ belegt, das auch für den jüngsten Balkankrieg erhellendes enthalten hätte, wenn z. B. die seinerzeitigen Regierenden es bloß gelesen hätten, und alles deutet darauf hin, dass die sozialpsychologischen Grundlagen just dieser Möglichkeit auch hinter ‚HARTZ IV’ recht deutlich zu erkennen sind und Konturen gewinnen. Das Monster ist nichts weniger als lebendig und wohlauf. Es ist nur am Rande bedeutsam, dass es eine sozialdemokratische Regierung ist, die das wiederum im Vorfeld exekutiert hat.
2.diejenigen unter diesen, die das positiv betrifft, indem sie z. B. ihre eigene Selbsterhaltung mehr oder weniger direkt auf diesen Umgang mit einer Teilpopulation stützen, also z. B. Beamte und Angestellte des Staatsapparats, die mehr oder weniger direkt damit zu tun haben, die ausgeschlossene Teilpopulation zu verwalten und zu disziplinieren, allgemein aber der gesamte Personalbestand des Staatsapparats, wie er durch das erste Nazigesetz von 1933 zur Wiedereinführung des Berufsbeamtentums in Deutschland definiert ist, das als weitgehend weiter existierendes Organisationskonglomerat die Logistik für den bereits historischen Massenmord an einer Teilpopulation fungiert hat und damit hinreichend qualifiziert ist auch für die aktuellste Gegenwart. Man kann dazu auch die Medizin, die Psychotherapie und die Sozialarbeit rechnen, insofern sie sich das Symptom oder Syndrom bereitwillig vorgeben lassen und es lediglich im ‚Kontext’ ihres aus guten Gründen höchst eingeschränkten ‚Wissenschaftsverständnisses’ überhaupt auffassen und ‚behandeln’, und dasselbe gilt auch für eine Justiz, die von der unter dem Eindruck totalitärer Verwaltung haltlos gewordenen Fiktion der Selbstverantwortlichkeit des Individuums ausgeht, um eine Grundlage für ihre Fiktion von Gerechtigkeit zu haben, also ihre eigenen Gewaltakte in die Form der Gerechtigkeitsfiktion kleiden zu können.
3.diejenigen, die als Insassen der neu gegründeten Einrichtung es versäumen, sich darüber zu vergewissern, was mit ihnen wirklich geschehen ist und damit eine erhebliche Mitverantwortung dafür tragen, dass z. B. ihre Nachkommen sich vollkommen im Unklaren darüber befinden müssen, wer und was ihre Eltern und damit auch sie eigentlich waren oder sind, nämlich Insassen in einem virtuellen KZ bzw. – in der Sprache der analytisch hier durchaus tragfähigen Systemtheorie – als Insassen eines funktionalen Äquivalents eines Konzentrationslagers. Auf den Sinn der modernisierungsbedingten Veränderungen des Konzepts ist noch einzugehen. Dann kann das auch besser verständlich werden. Es ändert aber nichts am Sachverhalt und fügt ihm nichts hinzu, wenn ich das noch erläutere. Es kann bestenfalls dazu dienen, an der vollständige Immunisierung des sensualistisch dekompensierten Verstandes durch die öffentlichen Gehirnwäschen, die vom Begriff der Erziehung und der Sozialisation nicht mehr zu trennen sind, wenigstens dort nicht, wo nicht eine interne Erbschaft oder eigene Bemühung gegen den Zugriff der Bewusstseinsindustrie ihrerseits immunisiert, ein wenig zu knabbern. Aber es geht hier nicht um Überzeugungsarbeit. Dies ist also kein Angebot, die Sachlage so zu sehen wie ich das tue. Ich gehe vielmehr von einem vorauszusetzenden Grundkonsens aus und gebe nichts darauf, jemanden erst zu überzeugen von dem Sinn dessen was ich sage. Das verführt zu dem Irrtum, das stünde jedem einfach frei und für diesen Fall habe ich gar nichts zu sagen, weil ich sicher bin, dass es nicht lohnt, mit dieser Klientel auf dieser Basis wie hier überhaupt zu reden. Ich jedenfalls mache mir diese Mühe nicht und habe auch nicht die Absicht, sie mir zu machen. Sollte sich meine Unterstellung also als Irrtum herausstellen, dann ist dies genau das empirische Forschungsergebnis, um dessen Feststellung es mir dann gegangen ist. Es ist nicht von Bedeutung, dass die Forschungshypothese richtig ist, sondern dass man sie ggf. falsifiziert hat und dieses Ergebnis festhält.
Die Unheimlichkeit, die unter der Decke des lebensweltlichen Alltags der deutschen Gegenwart lauert, besteht in der Verdrängung der Bedeutung der mit HARZ IV geschaffenen Fakten vor dem historischen Hintergrund. Sie rührt von der soften 'Faschisierung', die – wie seinerzeit die Judengesetze – im Alltag verschwindet und mit ihm normalisiert wird. Aber weit unheimlicher ist das Schweigen der politischen Funktionäre, die sich die Klientel, die auf dem Wege der Wahl einen Versuch gemacht hat, sich zu artikulieren, als Gefolgschaft für persönliche Karrieren unter den Nagel gerissen hat, ohne die intellektuelle Potenz und Selbständigkeit des Urteils oder den Mut zu haben, von dem vorauszusetzenden Bewusstsein für die Lage nicht zu reden, die tatsächliche Repräsentation der ausgeschlossenen Teilpopulation bewältigen zu können. Die Stars der Funktionärselite sind intellektuell Mitläufer des Betriebes und sitzen täglich in gutem Einvernehmen mit den Gangstern in der Kantine. Die weibliche Emanzipation – nebenbei – hat in diesem Fall die zynische Pointe, dass die Frauen nunmehr den Rechtsanspruch darauf haben, ebensolche skrupellosen Gangster zu sein und das aus Führungspositionen heraus zu agieren, wie die von ihnen zuvor so neidisch denunzierten Männer.
Ich bin daher nicht dafür zu gewinnen, entlang eines projektiven Mechanismus, der den Feind irgendwo Außen, jedenfalls anderswo situiert, vielmehr hin phantasiert, die Strukturen, entlang denen sich ausnahmslos alle organisierten Gruppen entlang von karrieristischen, letztlich kaum noch nennenswert kulturell sublimierten animalischen Selbsterhaltungsantrieben formieren, zu ignorieren dann, wenn ich dazu angehalten werde, das Vorurteil zu nähren, es sei anders, um auf diese Art und Weise in Gefolgschaft, letztlich ein weiteres Mal in ein Opfer der organisierten Gewalttätergruppen zu werden, indem es diesen gelänge, sich meiner Bereitschaft Illusionen zu hegen, die sich auf einen Mangel zurückführen lassen, der sich zum Gegenstand von Nutzungskalkülen machen lässt, mit dem alle eingebildeten oder tatsächlichen ‚Führerpersönlichkeiten’ fest bei ihren Gefolgschaften rechnen müssen, damit sie deren Führer werden können indem ihre Kalküle aufgehen, Kalküle, die zutiefst menschenfeindlich sind, auch dann und vielmehr noch mehr dann, wenn sie sich hinter altruistischen Fassaden und Programmen verbergen und auf eine Weise kaschieren, die infantile Wünsche und Hoffnungen nutzen können für die Verwirklichung der immergleichen aggressiven und asozialen Ziele von Predatoren, die letztlich darauf setzen, dass sie als ‚gute Hirten’ durchgehen und dabei die Herde vergessen machen, dass der ‚gute Hirte’ derjenige Fleischfresser ist, der das Privateigentum an der Herde erfunden hat und damit die anderen Raubtiere davon ausschließt, sich auch von dem Fleisch der nunmehr ihm allein gehörenden Herde zu ernähren.
Ich komme vorerst zu dem Ergebnis: Ein in welchem Sinne auch immer human zu nennendes politisches – sagen wir ‚sozialistisches’ Projekt im Sinne der Idee des Sozialismus (nicht ihres politischen Missbrauchs) existiert nicht, und zwar auf absehbare Zeit. Das hat zu tun mit den gegenwärtigen Voraussetzungen des Lebens in Europa und vor allem in Deutschland. Es ist vielmehr so, dass diese Idee auf der Grundlage der vorherrschenden allgemeinen Bewusstseinsverfassungen gar nicht angemessen verstanden werden kann. Nach dem Ausgang der politischen Experimente des zwanzigsten Jahrhunderts finden sich Bewusstseinsverfassungen vor, in deren Analyse ich hier nicht einsteige. Das bedürfte seinerseits anderer Voraussetzungen, die die Mühe lohnen würden. Das ist aber erst einmal abzuschätzen und kann daher warten. Der Geist hat Zeit und kann den Tod von ganzen Generationen abwarten, die sich seiner nicht zu bedienen wissen oder das aus diesem oder jenem Grund deliberativ ablehnen.
Es ist kein Zufall, dass ‚HARZ IV’ von ein paar Hurenböcken und, Völlern und Säufern ausgedacht worden ist, die aus dem Proletariat aufgestiegen sind und sich dann ihre Träume erfüllen, neben Ficken, Fressen, Saufen eben auch HARZ IV. Harz IV ist das andere Extrem der Phantasie des aufgestigenen Proleten, dem Typus des 'Radfahrers', der nach unten tritt und nach oben buckelt. Es bedurfte keiner Konsensorientierten Diskussion, um zwischen diesem 'Arbeitsdirektor und diesem Bundeskanzler eine Koinzidenz herzustellen bezüglich denen, die sie durch ihren sozialen Aufstieg 'besiegt' hatten, im Einvernehmen mit denen, die ihre eigenen Aufstiegswünsche auf diese Führertypen projizierten und ihnen damit zu den Ämtern verhalfen, von denen aus sie das ins Werkt setzen konnten. Der Mechanismus dieses Aufstiegs hat ebenso den Adolf Hitlers geregelt wie er den der Popheroen der Popindustrie regelt. Er ist so gut politischer wie der Selektionsmechanismus des Business mit den enttäuschten Illusionen und den unerfüllten Träumen, die er ausbeutet, um denen ins Gesichtgs zu schlagen, die sich mit ihnen kompensatorisch zu trösten versuchen über das Elend ihres Daseins.
Ess ist also keineswegs zufällig, dass sie sich in dieser sozialdemokratisch-grünen Regierung haben einnisten können als Berater und Führungspersonal, so wenig wie es Zufall ist, dass sie aus der Direktion des ‚closed shop’ VW und seinen Gewerkschaftspersonal sowie aus dem Geziefer rekrutiert worden sind, das auf dem Misthaufen des mit -zig Milliarden gefütterten Kohlekompromisses ausgebrütet wurde.
Zu der auf dem Misthaufen der Kohlemilliarden gewucherten SPD-Elite, die am besten das Missverständnis vom ‚sozialen Aufstieg der Proleten’ illustriert, die sich nirgendwo mehr auf die Intentionen der sozialistischen Sozialtheorie stützen kann, sondern in blankem und rücksichtslos größenwahnsinnigem Karrierismus verendet sind, ist sonst nichts zu sagen, das sich nicht dem belehrten Blick von selbst ergäbe, vorausgesetzt man gehört nicht zu denen, die meinen, was man sieht, sei ebenso unmittelbar wie es erscheint, auch wahr. Ich will das nicht ausdrücklich ausbreiten, aber angesichts dieser Umstände ist nicht zu erwarten, dass es jemals wieder eine Art des Opfers einer Intelligenz geben wird, die sich für dieses Proletariat nachweislich unter Aufopferung der eigenen Biographie und Lebenschancen sowie unter Ablehnung der Anpassung im Dienste einer denkbaren Karriere zu den jeweils von den Herrschaftsapparaten angebotenen Integrationsbedingungen einsetzen mit dem ausweislichen Erfolg, am Ende eines lebenslangen Berufsverbots aufgrund ihrer Schriften und der Treue zu ihren Überzeugungen in einem von Hurenböcken und gewissenlosen Proleten ohne einen Funken von Verstand jenseits ihrer gemeinen animalischen Schlauheit eingerichteten virtuellen KZ zu landen, das sie mitsamt fünf Millionen anderen Menschen aus der Gesellschaft und von einer sozialen Existenz ausschließt: sie kommen nur noch als Objekte potentieller Aggression in Frage, oder als Gefolgschaften für Führer.
Es ist darauf hinzuweisen: Die Vorgänger-Nazis machten mindestens sechs Millionen Menschen zu ihren Opfern, und es ist Ausdruck eines hündischen Überlebenswillens des gemeinen Sklaven, darauf zu antworten, immerhin ließen die gegenwärtigen Nazis ihre Opfer am Leben, statt den wahren Humanismus derjenigen Nazis zu loben, die die Humanität haben, ihre gedemütigten und entwürdigten Opfer wenigstens zu töten statt sie, um ihre Arbeits-, ihre intellektuelle und ihre soziale Biographie im Akt einer brutalen Gleichschaltung jenseits des gesellschaftlichen und sozialen Lebenszusammenhangs einer Arbeitsgesellschaft, die durch Partizipation, wie jede, und durch Partizipation an der Gesamtarbeit, im Unterschied etwa zu Gesellschaften, die eine ‚leisure class’ unterhalten, freiwillig oder unfreiwillig, weiter existieren lassen, während die Restpopulation zusieht, den Kopf einzieht und sich hütet, sich mit den Ausgeschlossenen zu solidarisieren. Erlebbar ist im Gegenteil, dass die organisierten Personalbanden, die ihre Selbsterhaltung, verschanzt in Ämtern auf genau diese Voraussetzung des Ausschlusses einer Teilpopulation durch den Staat – das ist die Politik von Nazis, genau dies: Der Ausschluss von Teilpopulationen mit den Mitteln der Staatsgewalt und ihre Rechtfertigung und Verharmlosung unter Einsatz nachgeordneter Mittel desselben Staates, seiner Ideologie, die die aller seiner und vor allem die seiner Amtsdiener ist, und es ist die Politik aller rassistischen und Apartheidsregime und die Grundlage jedes Genozids.
Die Abschaffung der ‚speziellen Merkmale’, die die jeweilige Teilpopulation definieren, ist nichts anderes als eine Form der ‚Modernisierung’, die den Zweck hat, den Nutzungskalkül gegenüber der Population im Sinne einer Optimierung anzupassen einerseits, und andererseits die Fähigkeit der Ausgeschlossenen, sich als Gruppe zu erkennen und zu gemeinsamem Handeln zusammenzutun dadurch zu unterminieren und nach Möglichkeit auszuschließen, dass die ‚Auswahl’ der Ausgeschlossenen aufgrund von statistischen und wechselnden Kriterien bzw. aufgrund von nicht intelligiblen bzw. nicht objektivierbaren und in diesem Sinne ‚privaten’ Kriterien erfolgt. Während ‚Juden’, ‚Neger’, ‚Ausländer’, Homosexuelle’, ‚Frauen’ usw. als nicht mehr ‚machbare’ Definitionen der Benachteiligung bzw. des Ausschlusses gelten, weil die Erfahrung lehrt, dass diese Kriterien den Nachteil haben, dass sie sich in Formen einer sich bewusst organisierenden Selbsterkenntnis umwandeln lassen, ist der ‚Arbeitslose’ eine auf wohltuende Art und Weise ganz wie von selbst disqualifizierte Unperson, deren Existenz sich auf dieses eine Merkmal reduzieren lässt, das ihn als Träger einer gefährlichen Infektion ausweist, die seine stillschweigende Quarantäne in einem gesellschaftlichen und sozialen Vakuum ganz von selbst rechtfertigt und sich dabei auf seine erwiesenen Mängel, seine Minderwertigkeit stützen kann, weil jeder Arbeitsplatzbesitzer – und das schließt die Mandatsträger der Ausgeschlossenen zunächst zwanglos ein - insgeheim weiß, worauf sich sein Selbstwertgefühl gründet und wie er jeweils ‚seine’ Partizipation erfolgreich verteidigt bzw. seine Partizipationschancen in seinem ganz gewöhnlichen Lebensalltag zu wahren gelernt hat, eine Wahrheit, die sich überall ohne viel Aufwand empirisch überprüfen lässt.)
All diese einfachen Wahrheiten verschwinden im gegenwärtigen Lebensalltag so wie der der seinerzeitigen Konzentrationslager im Alltag des Dritten Reiches verschwand. Die Modernisierung verdankt sich der durch die neuen Sozialtechnologien vorwiegend aus ‚Wissenschaften’ angelsächsischer Herkunft möglich gewordenen Verlegung des Konzentrationslagers in die voneinander isolierten Individuen hinein. dass dies kostengünstig ist in geradezu unverschämter Weise macht eine kurze Erläuterung verständlich: Ein ‚mehrfach geschädigter Alkoholiker’ mit zentalnervösen Schäden, der praktisch keiner Nutzung mehr zugänglich ist und sich nicht selbst überlassen werden kann, und derart in dem heimlichen Machtapparat, der im Dritten Reich dieselbe Funktion und dieselben Trägerschaften hatte wie heute z. B. im Raum Cloppenburg in einer ‚Einrichtung’ (Immerhin, mag man voreilig sagen: Keine Hinrichtung.) vegetiert, kostet ca. 3000.- Euro im Monat. Wie dabei Institutionen, die keine Profite machen dürfen, weil ihnen sonst die Anerkennung der Gemeinnützigkeit aberkannt würde, dennoch auf Kosten der Insassen Immobilienbesitz akkumulieren muss man dabei gar nicht eigens betrachten. Es zeigt aber, was die Entschuldigungen etwa kirchlicher Kreise über ihre Kollaboration mit den Machtapparaten, deren Teil sie sind, von gestern wert sind. Ein Insasse einer Haftanstalt kostet, den ganzen Apparat der Ermittlung, Verfolgung, Verurteilung und Vollzug auf die Anzahl der Insassen umgelegt, bestimmt mehr als 5000.- Euro im Monat.
Der HARZ IV-Empfänger, praktisch auf den Umkreis seiner Wohnung (35 Quadratmeter im Durchschnitt) eingeschränkte Person mit dem Privileg sich selbst auf dem Wege des vorerst fußfesselfreien Freigangs zu versorgen und derart die ‚Verantwortung’ für seine Existenz (oder die Vollstreckung des gegen ihn verhängten sozialen Todesurteils zu übernehmen, indem er Suizid begeht, wenn er den Mut dazu hat) kostet kaum mehr als 650.- Euro im Monat und finanziert einen Teil des Immobilienbesitzes in der Region, in der er wohnt. Das ist nur darum möglich, weil die Ausgeschlossenen sich ganz ohne Grund weiterhin als Mitglieder der sie ausschließenden Gesellschaft auffassen, wenn auch mit dem minderen Status des Untermenschen – das ist natürlich eine Übertreibung, werden die sagen, die ein Interesse daran haben, dass alles schön zu ihren Gunsten und vor allem im Sinne ihres guten Gewissens geregelt bleibt und vor allem, verstanden wird – sie teilen die Wertvorstellungen der sie ausschließenden, den Staat zu ihrem Ausschluss gegen sie benutzenden organisierten und der Kräfte, die sie mit ihrem Ressentiment verfolgen, sie fühlen sich dieser Gemeinschaft ohne eine erkennbaren Grund moralisch und ethisch verpflichtet, obwohl sie bei Licht betrachtet, nichts mehr mit ihr verbindet und dies ja erklärt ist von der ausschließenden Gemeinschaft, die sich dadurch als Zusammenrottung eines organisierten Mobs gegen sie qualifiziert hat, anders gesagt, sie verhalten sie derart konform, dass diese ‚kostengünstige Haltung’ einer ausgeschlossenen Teilpopulation im Innern einer Population erst praktisch möglich wird, weil sie nicht über die Ausschließer wahllos herfällt und sie zum ebenso zufälligen Opfer ihrer Rache macht, wie diese sie zum zufällig ausgelesenen Opfer ihrer Ausschlussverfahren, indem sie eben aus diesem Alltag heraus über die Arbeitsplatzbesitzer in Ämtern und Geschäften herfällt und massakriert wer sich eben zufällig anbietet.
Dabei ist im Prinzip das eine Verfahren das andere wert. Das Rätsel besteht (wieder einmal) darin, warum die Opfer die Täter verschonen, obwohl sie sie überall erreichen und angesichts ihrer Zahl das normale Alltagsleben unmöglich machen könnten, wenn die es nur fertig brächten, sich von den Bindungen an die so genannte Wertegemeinschaft zu lösen, der es derart offensichtlich gelingt, sie über den Ausschluss, der das Ende der Gemeinschaft der Ausgeschlossenen mit den Ausschließern ist aufgrund der Kündigung, die die Ausschließer gegenüber den Ausgeschlossenen ausgesprochen und vollstreckt haben, ohne Anklage, ohne Verteidigungschance und ohne Urteil, in einer IMAGINATION festzuhalten, die an dieser Gemeinschaft auch dann noch festhält, wenn sie durchaus einseitig gekündigt und aufgelöst ist.
Kein Wort bei den derzeitigen Mandatsträgern, die diese Juden und Neger vertreten, ohne selbst solche zu sein oder auch nur sein zu wollen. Die gelegentlichen Beteuerungen, man sei selbst einmal in dieser Lage gewesen, bis dann… usw. ist nichts weiter als eine erneute Beleidigung, die sich stillschweigend auf die Ideologie einer Leistungsgesellschaft beruft, die es sich und vor allem ihren Opfern leistet, sich darauf zu versteifen, dass die anwachsende Zahl von Ausgeschlossenen, faktisch von der Größe einer Teilpopulation, deren Anzahl schon einmal ausgereicht hat, ein ganzes Regime zu diskreditieren, nichts zu tun hat mit objektiven Vorgängen in der Industriestruktur der Industriegesellschaften, während sich die Ankündigung just dieser Konsequenz in Literaturen leicht nachlesen ließe, die sich abgesehen von ihrem Alter – was ja gegenwärtig dem auf das Neue abonnierten Bewusstsein schon reicht zu ihrer ‚wissenschaftlichen’ Disqualifizierung. Ist da nicht mal ein Paradigmawechsel fällig? - keineswegs der Radikalität schuldig machen, sondern eher der genauen Beobachtung.
Weder das Problem des ‚linken Karrierismus’ in der BRD mitsamt seinen Folgen noch das Problem der Korruption und die Mitläuferschaft mit der Gewalt, dessen sich die Intelligenz in den Kommunistischen Regimen schuldig gemacht hat, sind auch nur als solche erkannt geschweige denn formuliert als zu klärende Grundlagen eines neuen humanen gesellschaftlichen Projekts.
Die potentiellen Mandatsträger sprechen schon heute die Verfahrenssprache von Funktionären von Organisationen, die sie morgen zu sein hoffen, wo ihr ‚politisches Engagement’ nicht ohnehin nur innerorganisatorischen Konkurrenzen mit bereits etablierten In-Groups in dem Verwaltungsgefüge entstammt. Sie gerieren sich so formalistisch wie Gefangenenwärter, und bekunden damit vor allem gegenüber dem Apparat, in dem sie sich mit Hilfe von internen und externen Gefolgschaftsbildungsmechanismen zum Machtaufbau in Anspruch nehmen, die also nutzen, was die blinde Verzweiflung, das Ressentiment, die Gier und der die Vermögen übertrumpfende blinde Wille hergibt, dass sie sich am Ende als brave Dompteure derer erweisen werden, die sie gegen die Widerstände gegen ihre Ansprüche in den Apparaten ins Feld führen.
Damit ist aber ein Wandel eingetreten, der von grundsätzlicher Bedeutung ist für die Zukunft jedes humanen Zukunftsprojekts: Weil es die in bestimmten Grundlagen der persönlichen Existenz fundierten Voraussetzungen nicht mehr gibt, ebenso wenig wie die Bildungsvoraussetzungen, auf denen jedes humane Projekt letzten Endes beruht, wie immer es in den Lebensalltag einer Population herunter buchstabiert wird, und weil die Sozialpsychologie der Person ebenso wie ihre ‚kognitive’ Ausstattung und moralische Orientierung sich im Sinne von ‚Adaptation’ verändert haben, ebenso wie ihre Fähigkeit ihrer Treue zu Grundsätzen einer humanen Politik angesichts der Verführungen der ‚Anpassungsangebote’ und der blanken Korruption nachhaltig beschädigt sind, von denen der Macht selbst oder der triebhaften Gier nicht zu reden, also auch die hemmungslose Bereitschaft, jede Wendung, die von diesen Antrieben herbeigeführt wird, dreist durch eine ‚Neubewertung der Situation’ nach Belieben zu rationalisieren, Ausflüchte und Ausreden auf primitivstem Niveau zu erfinden und zu propagieren, sich entsprechend ausbreiten und Vorbildfunktion finden, in dem Maße, in dem z. B. Sozialwissenschaftler, Psychologen, Journalisten und andere Diener des Machtapparats es übernehmen, öffentlich ihre Korruptheit und ihre Wahllosigkeit, ihre Dummheit und Dreistigkeit, ihre Unverschämtheit und Feigheit darzustellen, ist zunächst danach zu fragen, ob der derart zur Macht gelangte Mob ernsthaft als Reorganisator seiner eigenen Verkommenheit in Frage kommt und vor allem: Als Führung der Ausgeschlossenen.
Denn es ist doch diese Geistes- und Seelenverfassung, dieser mentale, soziale, intellektuelle und seelische Massenzustand, der nicht nur als Ergebnis der systematischen Traumatisierung der Population durch zwei Kriege und ihre Folgen, sondern auch als Folge der Konsolidierung, nicht der Aufhebung dieser gewollten Folgen betrachtet und in Augenschein genommen werden muss, wenn man die Aussichten des vermeintlichen ‚Engagements’ bewerten will, das sich da so sprach- wie begriffslos und reflexionsunfähig als Kristallisationskern eines neuen, eines erneuerten humanen Zukunftsprojekts anzubieten scheint. Natürlich kann man sogleich sagen, dass die Absichten so hoch nicht gesteckt seien, dass man zunächst ‚kleine Brötchen backen’ muss, dass die Arbeit in den lokalen politischen Gremien eine derart weitgesteckte Zielsetzung nicht zulässt usw., aber das sind alles vorgefertigte Antworten von Schlaumeiern, die zwar nirgendwo eine Frage haben, aber auf alles eine Antwort, die vor allem eine einzige Funktion hat: Zu rechtfertigen, dass sie so hantieren wie sie es tun und dass dies vor allem so bleibt, anders gesagt, dass alles darüber hinausreichende Hirngespinst ist, dem sich ihr ihnen freilich als solcher nicht bewusster und auch gar nicht ausweisbarer Inbegriff des Realen entgegensetzt.
Ich will deshalb keinen Zweifel daran lassen, dass Leuten gegenüber, die genau genommen in keinem ernst zunehmenden Sinne jemals in den Besitz der Beherrschung von Kulturtechniken gelangt sind, deren Gebrauch sich angesichts der nachgewiesenen Fähigkeit zur Handhabung des Gedankens erst erweist, und nicht, indem man halt mal dieses ‚gute Buch’ liest und jene ‚Präsentation’ verfasst etc., dass das was hier wie in jedem Zukunftsprojekt steckt, nichts anderes ist als der meistumkämpfte Inbegriff dessen, was als Realität gilt, nämlich der Begriff des Wirklichen selbst. Wo dieser nicht einmal mehr im Ernst als das Kernproblem erkannt, geschweige denn an-er-kannt wird, ist jede Rede von Politik konservativ und d. h. dann, dass man sich sinnvoller Weise konservativer Politik ohne Umweg anschließt, weil alles andere entweder Betrug oder Selbstbetrug oder beides ist. Den infantilen Wünschen eines Mobs zu folgen, der diese Wünsche in die Phantasmen von Breitreifen, schnelle Off-Road-Autos mit fünf Litern Hubraum, Fußball (nebst der dazu passenden Sozialpsychologie), Fernsehen (an dessen Angebot man die Bewusstseinsverfassung der ‚Nachfrage’ ablesen kann), Ficken (dem Hauptbusiness des Internet und der osteuropäischen Zuhältermafia, die hier ihre Importgeschäfte ja nicht im leeren Raum abwickelt), große Stereoanlagen, mehr DVD-Recorder, Alkohol, Mallorca und Malediven usw. umsetzt und dazu mehr ‚Kohle’ braucht, während sein geradezu antibiologischer Egoismus die eigenen Kinder umbringt oder verwahrlosen lässt, ist dann entschlossene Führung entgegen zu setzen, die diese Verwahrlosung unterbindet oder wenigstens einschränkt und sanktioniert, negativ, versteht sich.
Der Mob hat nicht die Qualifikation und Voraussetzungen, ein neues Humanprojekt auf den Weg zu bringen und aufgrund seiner sozialpsychologischen Verfassung auch nicht die Fähigkeit, irgendeine Art von Führung auch nur zu akzeptieren, geschweige dann aufgrund seiner sozialpsychologischen Konstitution, eine solche aus sich hervorzubringen oder in einem ‚demokratischen’, also einem massenpsychologischen Verfahren der Personalauswahl zur Mandatsträgerschaft zu bringen. Adolf Hitler und Gerhard Schröder oder ‚Joschka’ Fischer sind beliebige Beispiele dieser Art von Ermächtigung und es ist nichts weiter dazu zu sagen. Der Apparat bringt Apparatschicks hervor, je verstaatlichter, desto mehr, bis in den Kern der so genannten Wissenschaften, und der ebenso militärische wie totalitäre Apparat des Industriellen Neofeudalismus kann seinerseits auch nichts anderes generieren als diese Form des intellektuellen und seelischen Krüppels. Wo Erfolg mit Gewalt fundiert ist und auf Gewaltanwendung beruht und hinausläuft, dort ist die soziale, kommunikative und intellektuelle bzw. seelisch-moralische Basis für ein humanes Projekt nicht gegeben, was immer sich an dessen Stelle an betrügerischer Surrogatbildung stets dann bildet, wenn sich eine ‚Nachfrage’ durch eine als Gefolgschaft zu nutzende ‚Zielgruppe’ abzeichnet.
Also wird jeder solche Versuch ins Leere laufen und ist zum Versanden verurteilt, sozusagen wie ein totgeborenes Kind, das sich im Sande verläuft. Das schließt die parasitäre Nutzung eines Gefolgschaftspotentials nicht aus, die dann von ein paar sich auf Kosten dieser Gefolgschaft amüsierenden Stars ad absurdum geführt wird, die sich hinter verschlossenen Türen der von ihnen gespielten Rollen durchaus bewusst sind, und dieses Bewusstsein dann auch öffentlich als Wahrnehmung ihres Auftrags vorführen, zum Staunen der Gaffer, die sich darum reißen, diesen Anblick zu genießen und dafür auch noch Gebühren zu bezahlen.
Die Aufgabe eines durchaus denkbaren, gewissermaßen auf der Straße der Gegenwart in die Zukunft liegenden humanen Projekts, das den Faden wieder dort anknüpft, wo er abgerissen wurde, nämlich vor den Traumen der jüngsten historischen Desaster, denen keinerlei Notwendigkeit innewohnt, besteht darin, den geordneten Austritt aus dem herrschenden Wirklichkeitsbegriff zu vollziehen durch die Schöpfung eines dazu Anderen, der konsistent dem herrschenden entgegen gesetzt und gelebt werden kann. Das ist möglich, aber es erfordert als ersten Schritt eine Auseinandersetzung mit dem Karrierismus und dem darin erkennbar gewordenen Gewalttätigen Potential und die Frage danach, wie es möglich war und ggf. ist, dass sich dieser Typus des Predators in dieses Projekt stets wieder einschleichen kann und die organisierte Absicht in ihr Gegenteil zu verkehren vermag.
Ich bin gern bereit, einer Einladung zu einem Vortrag darüber zu folgen, vorausgesetzt die Erstattung meiner Kosten und die erklärte Bereitschaft mir zuzuhören nicht in der Absicht, der Niedertracht erneut bloß einen Sparringspartner für ihre erneut unter Beweis zu stellende erfolgreiche Selbstbehauptungsfähigkeit zu verschaffen. Ich brauche diesen Beweis nicht. Nichts ist erfolgreicher als diese Fähigkeit der Unvernunft, sich in die Form der List zu kleiden, außer – die Vernunft, die den Homo sapiens historisch bis an diesen Punkt gebracht hat, vielleicht um ihn an dieser Stelle auszusetzen und sich selbst zu überlassen, mit den besten Wünschen zu seiner alsbaldigen Höllenfahrt.
Um die Gegenwartslage zu verstehen ist es unabdingbar, sich eine Kontrastfolie zu bilden, auf deren Hintergrund sie als das Andere zu einem Hintergrundbild erscheinen kann, das den Vergleich und damit die Einsicht erst ermöglicht, die die Einsatzpunkte für die jeweils eigene Bemühung um eine Einordnung der eigenen Individualität in einen kulturellen Kontext liefern kann. Diese Einordnung muss dabei zugleich in verschiedener Hinsicht erfolgen. Das will ich hier nicht weiter verfolgen.
In keinem Fall ist diese intellektuelle Bettlerei, die darauf setzt, hier und da dies und das aufzuschnappen und zu ‚lernen’ um dann auf einmal mit ‚einer Idee’ herauszurücken und diese dann herumzukrähen, eine länger zu tolerierende ‚Methode’ der politischen Orientierung, weder für die – in dieser Hinsicht privat sich selbst überlassene – Person, noch für deren ‚Anspruch’ darauf, aufgrund solcher Vorträge Führung auszuüben, bekräftigt durch den Auftritt in den ‚Bildungsmedien’ des Mobs, in denen dieser sich ‚repräsentieren’ lässt durch die verschiedensten Rollenspieler und Rekonfigurationen seines lebensweltlichen Selbstverständnisses.
Es ist erstaunlich, dass sich die Repräsentanten eines politischen humanen Projekts – wenn es das überhaupt gibt. Sonst müsste man sagen: Eben daran, dass es das gar nicht gibt, kann man erkennen, dass die politischen Repräsentanten der ‚Linken’ jedenfalls keine Repräsentanten eines (neuen bzw.) reformulierten humanen Projektes SIND, was immer sie sonst sind oder meinen zu sein, oder wofür immer sie sonst gehalten werden mögen – gar nicht erst darauf einlassen, die Geistesverfassung – in der Tat die Resultate einer systematischen Zerstörungsarbeit der Herrschaft am Bewusstsein der Beherrschten unter vorsätzlichem und überlegtem Missbrauch des staatlichen Erziehungs- und Bildungssystems-, aber darüber hinaus unter Missbrauch der Pressefreiheit und des staatlichen Apparats ganz generell, es gibt kein Glied in diesem bacchantischen Taumel, das nicht trunken ist, um einmal ein Zitat zu bemühen – anhand des Zustands und der Praktiken der Handhabung dieser so genannten Medien wie den Umstand in Betracht zu ziehen, dass diese Medien faktisch der Spiegel dieses Bewusstseins sind, und in einem unablässigen Prozess praktischer empirischer Sozial- und Aktionsforschung ein Element in einem Rückkoppelungsmechanismus bilden, in dem sich unablässig die Elemente des Massenbewusstseins und ihrer Medien – man kann die so genannte gehobene Presse und einen Gutteil des Buchverlagswesens getrost in diese Zusammenfassung einbeziehen – bzw. deren so genannte ‚Inhalte’ neu aufeinander einspielen.
Die Frage, was hier Ursache und was Wirkung ist, verlegt das Verhältnis von Ursache und Wirkung in die Oberfläche der Phänomene, so etwa, wenn der ‚Spiegel’, das Intelligenzblatt des Landes titelt: WEIL Kindermangel herrscht, entwickeln WIR UNS zu Egoisten! An solchen Sätzen, die im Übrigen ganz konform sind mit dem herrschenden Wissenschaftsbegriff in den Gesellschaft und Mensch betreffenden ‚Wissenschaften’, wenn nicht darüber hinaus, in ‚Wissenschaften’, in deren Entwicklung im Übrigen kein müder Euro mehr investiert wird aus guten Gründen, ist buchstäblich kein Wort in keiner der syntaktischen Positionen am Platz. Der Satz hat wohl die FORM einer Aussage, aber er ist dennoch keine, Gründen, die jenseits der bloßen Struktur der Aussageform liegen.
Die Bildung der Population erreicht nicht einmal oberhalb des Durchschnittswertes, wie er sich entlang einer Gaussschen Normalverteilung ergeben mag, das Niveau, das dazu ausreicht, diesen Satz als Titel einer politischen Wochenzeitung mit großem Einfluss auch auf die so genannten ‚Meinungsführer’ (Alles in Allem also nach wie vor ‚Führer’, und daran ist bemerkenswert, dass der Ausdruck aus dem Amerikanischen kommt: Opinion Leaders. Entsprechend war dann auch die Rede von ‚Studentenführern’. Das ist offensichtlich niemandem so recht aufgefallen. Nicht zuletzt darauf – auf der darunter liegenden Sozialpsychologie - beruhen dann auch die Karrieren von Herrn Schröder und Herrn Fischer.), nein, nicht: zu kritisieren, sondern ZU VERHINDERN. dass die Kritik an diesem Blödsinn bestenfalls hat in dem Meer der ‚Leserbriefe’ zu verschwinden als ‚nicht repräsentativ’ kann man getrost auf sich beruhen lassen. Hier versagt angesichts der bereits vollendeten Ausschaltung jeder Kritikfähigkeit einer gebildeten Urteilskraft schon – das ist die unvermeidliche langfristige Folge solcher politischen Liquidation des vernünftigen Widerspruchs gegen die Absichten und die Verfassung sowie den Gebrauch des Machtapparats, seiner Personalrekrutierungsmechanismen, seiner tagtäglich in der Form der Einstellungspraxis, der Lizensierung öffentlicher Äußerungen, die er selbst autorisiert, kritisiert, diffamiert und verfolgt, bedroht, lächerlich macht usw. also in jeder Nuance der von ihm organisierte vorgetragenen oder angedrohten, angedeuteten und auch strukturell realisierten und stabilisierten Selektionen – die Selbstkontrolle der ‚Intelligenz’, die mithin nur noch intelligent ist in dem Sinne, dass sie im Kontext nicht mehr bewusster Vorgaben und Konditionen sich Karrieren zu verschaffen weiß, aber ohne noch eine Kontrolle darüber zu haben, was dabei mit dieser ihrer Intelligenz selbst eigentlich geschieht, nämlich die Verkehrung ins Gegenteil, einer von einem sprachlichen Firnis lediglich um der Kulturförmigkeit der Oberfläche willen überzogenen rein animalischen Gier, die Gier von Predatoren, Raubtieren, die vom Fleisch und Gehirn der Herde leben, deren Nutzungsmöglichkeiten sie aufrechterhalten.
Es handelt sich hier wohlgemerkt nicht um die bereits erwähnten ‚guten Hirten’, sondern um die Meute der Hirtenhunde, dieses besten Freundes des Guten Hirten. Derart zeichnet sich eine Hierarchie ab, die auch ganz unterschiedliche Bewusstheitsstufen einschließt, insofern der Hund nicht zu wissen braucht, was der Gute Hirte will, sondern nur zu wissen braucht, dass er für ein bestimmtes Verhalten zu gegebener Zeit belohnt wird. Der Gute Hirte wiederum glaubt meist selbst, dass er just dies ist, was die Bezeichnung zu besagen scheint, wenn man sie um ihre Herkunftsgeschichte kürzt. Bewusstmachung heißt hier dann eben, dass man diese Herkunftsgeschichte wiederherstellt und als das Ganze der Geschichte des Guten Hirten vorweist, das eben auch die List eines Raubtiers zeigt, das ‚intelligenter’ ist als die anderen Fleischfresser, und zwar um so vieles, dass es diese als Nahrungskonkurrenten von der Partizipation am Fleisch der Herde erfolgreich ausschließt.
Die Geschichte von Kain und Abel ist hier auf eine ganz andere Weise lehrreich als die vermeintliche verbreitete ‚Erinnerung’ an den Sinn dieser Kurzgeschichte gewöhnlich meint. Die Zähmung und Dressur von einstmaligen Nahrungskonkurrenten als Helfer und Zuhälter ist in dieser Konstruktion nur eine weitere Steigerung einer biologischen, aber nicht einer menschlichen Intelligenz, auch wenn es sich um eine Vorstufe der möglichen, und nie garantierten Menschwerdung handeln mag, und als solche, allerdings ausgesprochen kryptisch tradiert wird.
Die Scheinheiligkeit der Widmung der gerissenen Beute als ‚Opfer’ an die Götter oder dann an ‚Gott’ im (Kollektiv-)Singular ist ein anderes Thema, aber Erwähnung verdient immerhin der Umstand, dass das Tieropfer bereits das Menschenopfer ersetzt. So kurz ist der Weg, der von der Bühne der pseudokulturellen Schauspielerei auf die Hinterbühne der mörderischen Wahrheit über den Homo sapiens führt, wo unablässig und in einer sich steigernden Orgie Ströme von Menschenblut rauchen. Jeder, der fähig ist, die Zusammenhänge zu durchdringen, muss zu der Einsicht in den direkten Zusammenhang der Entscheider der hochindustrialisierten Komplexe mit den Folgen in den entlegensten Winkeln der inneren oder äußeren Peripherie kommen und die Absicht der Zerstörung aller kulturellen Zusammenhänge weltweit erkennen, eine Absicht, die sich aus den Vorteilen herleitet, die diese Destruktion für die Nutzungskalküle bietet, mit denen diese Entscheider unter Einsatz der alten Staatsapparate die Biomasse des Homo sapiens entschlossen versklaven. Die Beteuerung, das sei durch ‚Kultur’ oder Zivilisation überwunden ist eine von den potentiellen Opfern nur zu gern geglaubte Geschichte. Die Wahrheit ist, dass sich mit der Hochkultur und ihren zunehmenden Menschenmassen diese Blutorgie zu bisher unvorstellbarem Ausmaß immer noch täglich weiter steigert. Das Opfer von Menschenmassen, buchstäblich, ist Alltagspraxis dieser globalen Hochkultur, die von Europa ausging, wo immer ihr gegenwärtiges Zentrum liegt. Und sie ist Konsequenz der inneren Struktur dieser ‚Hochkultur’. Wer das nicht sehen will, hat einen angemessenen Überblick über die Tendenz der Entwicklung nicht vor Augen.
Ich mache hier jetzt einfach an einer willkürlichen Stelle Schluss. Ich will nur noch ein paar Bemerkungen dazu machen, welche Bedeutung ich dem allem beimesse. Zunächst muss ich es dem Leser überlassen selbst zu erkennen, nicht zu meinen, aus welchen Quellen ich meine Urteilsgrundlagen beziehe. Ich selbst habe dazu nichts zu sagen und auch nichts anzubieten. Es ist Sache des Lesers, sich dazu zu stellen und das Risiko einzugehen das dann auch mitzuteilen, das darin bestehen kann, dass er sich selbst disqualifiziert, weil er an die Voraussetzungen, die diese Überlegungen haben nicht annähernd heran reicht, während er meint, anderes als sich selbst zu beurteilen. Das hat selbst zu tun mit einer Veränderung im Umkreis möglicher Leser, zu der ich einige Andeutungen gemacht habe und denen ich, wenn überhaupt entschlossen nur eines mitzuteilen habe: dass sie mit dem endlos gewährten und nie zurückgezahlten Kredit der Nachsicht nicht länger rechnen dürfen, weil sie oft nicht einmal den Eindruck heben, endlos Kredit aufgenommen zu haben, jedes Bewusstsein davon vermissen lassen, dass sie etwas zurückzuzahlen hätten und gar meinen, sie hätten einen pädagogisch begründbaren Anspruch darauf.
Die Quittung für diese unheilbar eingerastete Meinung einer endlosen kostenlosen Betreuung durch moralisch sich für ihren Zustand verantwortlich fühlendes unbezahltes Personal, das sein Leben, seine soziale, moralische und intellektuelle und seelische Integrität für sie riskiert mit dem Ergebnis, das sich daraus eine Spaßgesellschaft nach der Art entwickelt, wie ihn der ‚Kohlekompromiss’ und die damit verbundenen Milliardentransfers z. B. nach Nordrhein-Westfalen als Ausgeburt eines sozialdemokratischen Albtraums mit Ausläufern nach Niedersachsen zur Welt gebracht hat, eine politische Elite, die nach Art der Nazis unter dem Titel der ‚Arbeitslosigkeit’ und endlich HARZ IV alles was ihr nicht in den Kram passt, unterschiedslos von einem auf den anderen Tag gleichschaltet und dabei auf die Wohlerzogenheit der Insassen noch eine kostengünstige Spekulation gründen kann, ist eine endgültige Belehrung über den Sinn des intellektuellen Einsatzes für das Proletariat. Es sind am Ende ein paar Hurenböcke, die ihre Träume von diesem Aufstieg in teuren Puffs realisieren und zugleich unter anderem auch die, die ihren Aufstieg klimatisch erst ermöglicht haben, in das Konzentrationslager nach HARZ IV einweisen lassen, die dieses Ende herbeiführen.
In der Tat sind beide Handlungen eine Einheit. Sie sind nichts als die Regierungsprogramm gewordenen Omnipotenzphantasien, die aus unaufgelösten infantilen Objektbesetzungen, wie sie für das Proletariat typisch sind, und noch in den Filmen z. B. Arnold Schwarzeneggers zum Geschäft mit diesen Phantasien werden. Demgegenüber ist der Ausgangspunkt des Humanprojekts der industriell-wissenschaftlichen Neuzeit ein ganz anderer, und erst der Vergleich damit kann das vermeintliche Rätsel der sozialdemokratischen Korruption und politischen, moralischen und intellektuellen Verwahrlosung, die Frage also klären und zwar ganz eindeutig dahingehend, dass sie selbstevidentes Faktum ist.
Nur am Rande ist zu vermerken, dass das ‚Votum der Wähler’ ein Dreck ist angesichts der Praktiken des Apparats. Die von den Populationen mit recht eindeutigen Voten zur Hölle geschickten sozialdemokratischen Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen tauchen kurz darauf einfach aus der Versenkung wieder auf und siehe da, die sind – aufgestiegen und breiten sich dreist vor einem Publikum auf, das sie mit ihrem Verständnis des ‚Wählerauftrages’ einseifen, das einem die Spucke wegbleibt. Das ist nicht nur dreist, es ist auch ehrlos und zeigt, dass diese Leute einfach nicht zu verstehen willens sind, was ihnen mitgeteilt wird. Das ist das historische Ergebnis des Einsatzes einer engagierten Intelligenz mit moralischer Verantwortungsbereitschaft für das Proletariat, diese Verkommenheiten ermächtigt zu haben.
Der Dank ist das Berufsverbot durch dasselbe Gesindel, das davon profitiert, dass man es überhaupt dort hat ankommen lassen, in dem Glauben, es müsse sich nun auch einer moralischen Verantwortung bewusst bleiben. Wenn keine Auseinandersetzung stattfindet mit dem Problem des ‚linken Karrierismus’, einer contradictio in adiectio, wenn nicht aufgearbeitet wird, dass es keinen linken Karrierismus geben KANN, und dass überall, wo er sich durchsetzt, also im Fall der beiden erwähnten wie im exemplarischen Fall Schröder und Fischer, und allem, was, besonders aus Nordrhein-Westfalen in der Folge des ebenfalls eindeutigen Votums, das die derzeitige Regierung und in ihr wiederum Sozialdemokraten dieses selben Typs – der faktisch hinter dem obersten Repräsentanten der Sozialpsychologie dieser Gruppenbildung den gesamten Personalbestand der Parteirepräsentanz in ähnlicher Weise erzeugt haben und entsprechend geformt haben muss, so dass dieses Personal praktisch eine Reihe von sozialpsychologischen Clones darstellen muss, die alle durch dieselben zugrunde liegenden Mechanismen geformt worden sein dürften, dann ist nicht damit zu rechnen, dass eine als ‚Alternativprojekt’ erneut antretende Formation ein anderes Schicksal haben wird, oder vielmehr ein wesentlich kürzeres Leben, insofern sich das historisch nicht wiederholen lassen dürfte, ohne dass es einen Lernprozess auslöst, der sich dann als Erosion des Projekts bemerkbar machen wird, bevor es sich noch richtig formieren konnte, weil die Artikulation der ‚Repräsentanten’, kaum dass sie gewählt ist, schon einmündet in die Pseudosachlichkeit des totalitären Verwaltungsapparats, der schon mit seinen selbst erfundenen Sprachregelungen und Verfahrenstechniken eine Vereinnahmung bewirken kann, die sich auf die unerkannt in die Persönlichkeitsbildung vor allem der braven Schüler, die dann aufsteigen dürfen, stützen kann, und jeden ernst zu nehmenden Widerspruch schon dadurch entschärft, dass er sich dieser unbewussten Voraussetzungen gerade auch des rebellischen Verhaltens stützt. Gleich nach ihrer Einführung in die Funktionen fehlt den ihrer selbst nicht sicheren, auf das Außenskelett der Institution lebenslänglich gestützten Individuen die Substanz, die ihrer Selbständigkeit erst den Grund und Boden verschaffen könnte, von dem aus sich eine sichere Aussicht auf den institutionellen Kontext gewinnen ließe. Da diese ‚Umgebung’ aber Teil der unbewussten Person ist, versagen die Repräsentanten der Ausgeschlossenen angesichts des Wunders ihrer eigenen, dankbar angenommen und als Belohnung durch die Institution missverstandenen ‚Integration’, der sie sogleich beflissen gerecht zu werden bemüht sind, und was sie für eine Bestätigung ihrer Lernfähigkeit zu halten gelehrt wurden, ist der Inbegriff ihres kläglichen lebensgeschichtlichen Versagens.
Vielleicht sollte ich noch nachtragen, weshalb die Veränderung der Phänomenologie des KZ’s, wie sie mit HARZ IV eingetreten ist, die Umschaltung auf ‚funktionale Äquivalente’ der unmittelbaren Gewaltausübung und der damit verbundenen Vernichtung durchaus systemadäquat ist und im Rahmen des Erwartbaren liegt, solange sich nicht Grenzbedingungen anderer Art einstellen, wie sie z. B. mit dem Auslaufen der fossilen Energien zu erwarten sind, also in kaum mehr zwanzig Jahren, wenn auf die gegenwärtigen Berichte Verlass ist.
Zunächst ist es ja von Bedeutung zu wissen, dass ein großer Teil der derzeitigen Biomasse des Homo sapiens – das ist der Standpunkt ihrer Nutzer, die Menschen als nutzbare Biomasse zu betrachten und es ist richtig, es den Opfern dieser hinter den in Samthandschuhen verborgenen Krallen dieser zynischen Wahrheit, deren Einkleidung das sozialtechnologische psychologistische Gefasel ist, in dessen ausweglosen Labyrinthen sich die davon infizierten Individuen um sich selbst drehen wie ein Hund, der nach seinem eigenen Schwanz schnappt (Man kann das derzeit, als letzten Ausläufer der gescheiterten und verantwortungslosen ‚gruppentherapeutischen’ Gehirnwäsche‑ und Brechungstechniken mit ideellem Ursprung beim CIA und der ihm angeschlossenen universitären Psychologie der sechziger und siebziger Jahre, die hier mit der entsprechenden Verspätung boomte, in den ‚Big Brother’-Sendungen als öffentliche Vorführung erkennen, wenn man den erkenntnistheoretischen Primitivismus eines begriffslosen Sensualismus und die Terminologie, in die er eingefroren ist, nicht blind teilt – genau genommen nur existiert aufgrund der derzeitigen ‚Angebotslage’ an fossiler Energie.
Man muss sehen, dass hier genauso genommen kein ‚Angebot’ vorliegt. Es handelt sich um zusätzlich gespeicherte Sonnenenergie, die in Millionen Jahren eingelagert wurde und nun arbiträr verbraucht wird. Die Verfügung über diese Energien hat die globale Mobilität und die mit ihr verbundene globale Distribution der Produktion erst ermöglicht, aber ebenso landwirtschaftliche Intensivwirtschaft, Wassernutzung, Förderung von Rohstoffen, Hochseefischerei und und und. Ganze Industrien, vor allem die chemische hängen davon ab.
Das alles lässt sich integrierend summieren zu der Feststellung, dass ein großer Teil der anthropologischen Biomasse faktisch aus diesen Energien besteht. Das kann man physikalisch auch so formulieren, dass die fossilen Energien derzeit zum Teil in Gestalt der Biomasse des Homo sapiens existieren und derart in einem Zwischenzustand zwischen ihrem eingelagerten Zustand und ihrem erwartbaren Endzustand, nämlich angewachsener Entropie sind, die sich als Kohlendioxyd weitgehend bemerkbar machen wird. In diesem Kontext einer Soziophysik ist es im Übrigen unerheblich, zu unterscheiden zwischen der Umsetzung dieser Energie in der Form von Gattungsexemplaren und dann darauf und davon getrennt den ‚Pro-Kopf-Energieverbrauch’ des Gattungsexemplars nach Ländern gestaffelt extra zu errechnen.
Das alles ist vielmehr ein und dasselbe, nämlich das Gattungsexemplar, als eine Form dieser fossilen Energie und seine Kraftverstärker und Signalverstärker usw. Nun gelten für die Umsetzung von Energie thermodynamischen Gesetze und man kann das noch einmal im Handbuch für Physik nachschlagen und sich überlegen, was das bedeutet. So jedenfalls würde ich das Seminaristen in Soziologie nahe legen sich einmal zu informieren und dann einmal zu sagen, was ihnen das an Information erschließt. Ich fasse das jetzt einfach so zusammen, dass zu erwarten sein kann, dass mit dem Ende der Verfügbarkeit dieser Energien ungeachtet der Folgen für die im Übrigen keines Schutzes bedürfende so genannte ‚Umwelt’ – das wird immer so aus ‚unserer’ Perspektive betrachtet, als müssten wir das etwas in Schutz nehmen. Fakt ist, dass dieser Kosmos uns überhaupt nicht braucht und gut ohne uns auskommt, wie man inzwischen wohl wissen kann. Insofern ist das Umweltgerede selbst Ideologie und es ist kein Zufall, dass die Grünen Ideen zu einem wesentlichen Teil auch auf die ‚Jugendbewegung’ und dann einen Herrn Todt zurückgehen, der im Dritten Reich auf der Grundlage der da im Schwange befindlichen ‚organischen Soziologie’ Autobahnen baute und im Übrigen die Organisation Todt befehligte, und darüber kann man sich dann auch einmal informieren. Ihre Pointe ist die Einschüchterung der Beherrschten und ihre Dressur, und da haben die Grünen ja vorbildlich und erwartungsgemäß gewirkt.
Der Ton ließ von Anfang an erwarten, dass er eines Tages als Inbegriff der Erneuerung des Gesetzes und der Revolution von Oben wiederkehren würde – ein mehr oder weniger scharfer Einschnitt in das gesellschaftliche Leben und die Größe der Weltpopulation eintreten wird. Wie immer man das durch die Bereitstellung anderer Ersatzenergien hinausschieben kann, es wird ein Maximum geben, jenseits dessen der Abstieg bzw. wenigstens eine langfristige Stagnation einsetzen muss. Und das ist der kritische antizipierbare Entwicklungspunkt, auf den die hier jetzt bereits angewendeten weichen Techniken hinweisen. Das macht den Erfolg dieser Techniken der Herrschaft so gefährlich. Denn nicht nur wird eine zur Gier und zur systematischen Konkurrenz aller gegen alle dann ungeahnte Bereitschaften erzeugen in den um ihre Selbsterhaltung kämpfenden Menschenmassen, sondern ebensolche Bereitschaften zur Ausgrenzung von Teilpopulationen als schlichte Nahrungskonkurrenten. Auf diese Bestialitäten spekuliert die derzeitige Politik bereits jetzt, im Vorfeld des Kommenden.
Der Verzicht auf die gewaltsame Behandlung und die Verurteilung etwa zu Zwangsarbeit usw. beruht einfach auf der gewandelten Industriestruktur. Die derart Behandelten könnten sich an den empfindlichen Strukturen und Abläufen schadlos halten, die sie sabotieren könnten mit der Entschuldigung, sie seien dafür eben nicht qualifiziert, indem sie ihre Entwertung gegen ihre Peiniger umdrehen und in eine Form der Gegenwehr umwandeln. Mindestens ebenso wesentlich ist indessen die qualitative Wandlung der industriellen Strukturen, die eben den massenhaften erzwungenen Arbeitseinsatz nicht mehr zulassen. Selbst wenn man von den Kosten für Kasernierung, Bewachung usw. absieht, ist das Hauptargument ja ständig in der Debatte, nämlich die Gefahr ‚für den ersten Arbeitsmarkt’. Was heißt das eigentlich: Den ERSTEN, wenn man voraussetzt, dass es einen zweiten gar nicht gibt? Was immer es sonst heißt, es heißt jedenfalls, dass man mit dieser Maßnahme nicht nur eine Umverteilung der Arbeit, sondern vor allem auch eine ihr folgende Umverteilung der Arbeitseinkommen in Gang setzen würde, deren Ende ungemein destruktiv sein müsste, und mit dem Zusammenbruch des ‚ersten’ Arbeitsmarktes auch den der Funktionsfähigkeit des gesamten Gefüges von Produktion, Handel, Transport und Arbeit zusammenbrechen müsste, und zwar deswegen, weil die Arbeitseinkommen der Arbeitsplatzinhaber dann in jedem Einzelfall nicht mehr ausreichen würden dazu, den Anforderungen einer auf langen Arbeitszeiten und hoher Mobilität im Raum gerecht zu werden. Nicht nur würde die weitgehende Verelendung die Büros und die Arbeitsplätze mit zerlumpten und depressiven Gestalten füllen, sondern sie könnten oft das Benzin, das sie zur Erreichung ihrer Arbeitsplätze benötigen, oder die Fahrzeuge, die sie dafür unterhalten MÜSSEN – denn Autofahren ist kein privater Spaß mehr, sondern Teil eines brutalen und erbarmungslosen Überlebenszwangs, der keinerlei Wahlfreiheit mehr lässt, schon damit die entsprechenden Industrien überhaupt überleben.
Das macht sich aber niemand klar. Auch hier gelingt es der Ideologie der Produktwerbung, den Menschen einzureden, das mache ihnen Spaß usw., ein Quark angesichts der mit dem Teilnahmezwang am Straßenverkehr verbundenen Risiken für Leib und Leben und persönliche Integrität – nicht finanzieren. Es ist also notwendig, diese durch die Entwicklung der Industriestrukturen ‚freigesetzten’ Menschen von der Partizipation an der Arbeitsgesellschaft selbst und gerade dann auszuschließen, wenn die politische und administrative Liquidierung ihrer Existenzen – wie geschehen durch die Gleichschaltung auf ‚HARZ IV’ – eigentlich ihre kostengünstige Verwendung per Ordre de Mufti ermöglichen würde. Es ist u. a. diese Verkettung der nicht annähernd erschöpfend dargestellten Zusammenhänge aus dem Bereich der Kritik der Politischen Ökonomie, die die phänomenologische Umstellung und die Anwendung ‚weicher’ Techniken auf den dennoch von der Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum, den diese Menschen mit erarbeitet haben, ausgeschlossenen Teils der Population empfiehlt, um die Einkommen der noch Beschäftigten aus den Nicht-Einkommen der Ausgeschlossenen zu subventionieren.
Es ist die Ahnung dieses Zusammenhangs, der die Nutznießer der Masse der Arbeitsplatzbesitzer zu dieser Schweinerei schweigen lässt, und macht diese Schweigsamkeit ebenso wie die daraus sich dann ergebenden Wahlentscheidungen im Umriss schon als potentiell für die Ausgeschlossenen lebensgefährliche Zusammenrottungen erkennbar. Um so beredter ist das Schweigen bzw. das lahme und zahnlose Geplapper der Repräsentanten der Ausgeschlossenen, die sich sämtlich bei genauem Hinsehen als Partizipanten des ausschließenden Strukturgefüges, als Partizipanten an seinen Vorteilen und als Partizipanten an seiner allgemeinen Mentalität erweisen, andres gesagt, als Böcke, die sich zu Gärtnern haben machen lassen. Die langfristige Antwort darauf kann nur in der sich durchsetzenden Einsicht der Ausgeschlossenen bestehen, sich zunächst klar zu machen, dass der oben definierte Ausschluss sie grundsätzlich gegenüber der Ausschlussgesellschaft entpflichtet, und dass sie sich von dem ‚kulturellen’ und ‚Wertesystem’, das diese Kultur und Werte ja dazu benutzt, sie auszuschließen, verabschieden müssen, um ein angemessenes Bewusstsein ihrer selbst und ihres Verhältnisses zu dem ausschließenden Gefüge artikulieren zu können, das nicht von den Wertvorstellungen und den Legitimationen der Ausschließenden determiniert wird, anders gesagt, aus dem arbeitsrechtlich inszenierten Schisma, das die ausschließende Formation inszeniert, muss ein kulturelles werden, das die Ausgeschlossenen für sich selbst formulieren.
Sonst sind und bleiben sie abhängige Kinder und Nesthocker in einer asozialen Familie, in der sie Prügel beziehen bis zum Abwinken oder zum Muskelkater der Prügeleltern, anders gesagt: Ihre aufrechterhaltene Anklammerung an infantile familiale Introjekte gibt der ausschließenden Formation nicht nur in der Sache Recht, sondern ermutigt sie zu energischerem Vorgehen gegen die Ausgeschlossenen, wenn die Zeit, wie oben angedeutet ist, reif ist dafür. Man erinnere sich daran, dass die Judengesetze auch nicht vorn einem auf den anderen Tag umgesetzt wurden, selbst unter den Ausnahmebedingungen des Krieges nicht, die bekanntlich die Macht zu jeder Gräueltat ermächtigen. Es gibt keine Aussicht, und man mache sich hier keine Illusionen, darauf, dass eine ‚Demokratie’ schon dafür sorgen wird, dass dergleichen nicht wieder geschehen kann. Es ist schon im Gang und es ist gerade die Demokratie, in der von Aristoteles schon beobachteten Form der Herrschaft eines von der Gier gesteuerten Mobs, der das alles ermöglicht und dann auch verwirklicht. Denn was möglich ist, das ist auch wirklich. Derart ist aber auch die Kumpanei zwischen den verschiedenen Repräsentantenfraktionen schon mit vorprogrammiert, ebenso wie die Vorstände der jüdischen Gemeinden fleißig kollaborierten um ‚Schlimmeres zu verhindern’ (!).
Da man aber voraussetzen kann, dass der Abstand zwischen Volksvertretern und dem von ihnen vertretenen Volk größer ist als der der Volksvertreter untereinander, und der Abstand zwischen den Vorständen der jüdischen Gemeinden und ihren Gemeindemitgliedern andererseits um vieles größer und intimer war als der zwischen den Volksvertretern und dem vertretenen Volk, andererseits der Abstand zwischen den Vorständen der jüdischen Gemeinden und den Repräsentanten der staatlichen Bürokratie des Dritten Reiches um vieles größer und unüberbrückbar im ausgesprochenen Prinzip, kann man davon ausgehen, dass es um ebenso vieles leichter sein wird für die Repräsentanten der Ausgeschlossenen, zumal dann wenn sie nicht aus deren eigenen Reihen kommen, die von ihnen Vertretenen angelegentlich eines neuen, sie betreffenden Gesetzes ohne Weiteres Schritt für Schritt preiszugeben.
Es ist diese gewissheit, die atemlos machen müsste, und die diese Volksvertreter mit Sicherheit entsprechend dem im gesamten Bereich der Bürokratie und der so genannten Öffentlichkeit bereits fest eingeübten Jargon der Dienstleistungsgesellschaft, die ganz im Ernst beansprucht, die Wirklichkeit der damit traktierten Zwangsklientel, die sich dafür bedankt, von diesem bürokratischen Apparat voller Sozialdemokraten auf Null gebracht worden zu sein im Dienst der ganz selbstverständlich wahrgenommenen Selbsterhaltungsinteressen des Personals des Apparats, sogleich mit der Selbstsicherheit und der Unverschämtheit, die der Erfolg und die Inhaberschaft der Macht so schnell zur Gewohnheit erheben wie sie darauf angewiesen macht, wiederum Erfolg zu haben, verharmlosen und auf die graue Diffusität einer Pseudosachlichkeit reduzieren wird, die darauf angelegt ist, den Gewalttätern ein gutes gewissen zu verschaffen und der Öffentlichkeit der übrigen Interessenten und aus dem Ausschluss Subventionierten zu versichern, dass man die Ausgeschlossenen ideologisch und rhetorisch jederzeit im Griff hat und nieder zu zwingen imstande ist.
Das ist just denn auch der wirkliche Auftrag der so gut neo- wie krypto- und paläonazistischen Struktur des totalitären Herrschafts- und Verwaltungsapparats, der mit der Machtergreifung und per Beamtengesetz von 1933 geschaffen bzw. wieder hergestellt worden ist, und in der Substanz jenseits der äußeren Form des Regimes eine auf den fürstlichen Kameralismus zurückgehende Kontinuität aufweist. Auf Teile der Population stützt sich dieser Apparat nur dann, wenn er eine Verschärfung der Herrschaft auf Kosten einer Teilpopulation sucht, wobei die übliche Technik der innenpolitischen Führung ja bekanntlich darin besteht, den Bündnispartner in der Innenpolitik ständig zu wechseln, um eine jeweils andere Teilpopulation unter Druck setzen zu können. Der Krug geht so lang zum Brunnen…
HARZ IV ist das Cyber-KZ. Das ist zu wiederholen. Und dieser Sachverhalt darf nicht hinter dem Gewäsch der Papageien des Systems verschwinden. Es ist virtuell aus den angegebenen Gründen und es hat diese Phänomenologie nur aufgrund der Nutzbaren Vortraumatisierung der Population. Seine Ermöglichung beruht auf denselben Mechanismen, der die Herrschaft von organisierten Straßenbanden ermöglicht hat, die den Staat erobert haben, eine vollendete Handlung, die am Konsolidierungspunkt mit der militärisch-außenpolitischen Niederlage nicht wiederholt zu werden brauchte, sondern bereits vollendete Vergangenheit war, die der militärische Sieger sei es nicht bemerkte, nicht ungeschehen machen, sondern bestenfalls nutzen und später für die Integration des ‚workshop Germany’ in seinen Herrschaftsbereich einsetzte.
Die Konditionen für die innenpolitischen Strukturen gelten unverändert, sowohl was ihre sozialpsychologischen Voraussetzungen in der Population als auch was ihre außenpolitischen Voraussetzungen für ihre Duldung als nützliche Instrumente als auch was ihre innenpolitischen Voraussetzungen und Grundlagen innerhalb der Tradition der absolutistischen Bürokratie betreffen, die auf diesen äußeren und inneren Grundlagen aufsetzt, personell, strukturell wie politisch. Offenbar ist das alles derart faszinierend, dass weder die alten intellektuellen Kader der DDR noch die angeblich ‚kritische oder gar ‚linke’ Professorenschaft in der BRD eine auch nur annähernde Außensicht auf diese Verhältnisse gewinnt. Die Verseuchung dieser Biographien mit dem Gift der Macht, die sie geformt hat scheint sie gleichermaßen unfähig zu machen, auch nur im Ansatz etwas in den Blick nehmen zu können, das sich ergibt, wenn man diesem Gefüge nie auch nur den kleinen Finger gereicht hat und sich so von seinen ‚Entzauberungen’ verschont hat, um welchen Preis auch immer. Wer lange strebend sich bemüht…es ist wirklich wahr.
Der Ausgangspunkt des modernen Humanprojekts ist der Bildungshintergrund einer bürgerlichen Klasse, und dort einiger weniger aus dieser Gruppe, die sich zum Bewusstsein einer Gesamtverantwortung für alle Mitglieder zunächst ihrer eigenen lebensweltlichen Umgebung, und in dem Maße, in dem ihre Weltkenntnis sich erweiterte, alle Menschen in ihrer jeweiligen Lebensumgebung durchfanden. Zugleich ging von Europa eine weltgeschichtlich nicht da gewesene Aggression gegenüber allen Kulturen dieser Welt aus mit teilweise anhaltenden ungeheuerlichen Folgen. Es ist unter diesen Umständen verwunderlich, dass es nach wie vor ‚Soziologen’ gibt, die die Versicherungen des kaiserlichen Soziologen Max Weber als bare Münze vorführen, man habe es mit einer Entzauberung der Welt unter der Führung einer von Sachlichkeit bestimmten Bürokratie zu tun, wenn man sich den säkularen Staat ansieht, als sei dieser nicht ein Monster von bisher unvorstellbarer Ungeheuerlichkeit.
Das wird aber erst ganz sichtbar, wenn man nicht dem Komplex der säkularen Religion des Nationalismus erliegt und entsprechend den Verfeindungszwang der einzelnen Entitäten als bare Münze und Grundlage der Analyse nimmt, sondern die unterschwellige Verabredung der nationalen Eliten zur gemeinsamen Traumatisierung der aus der Botmäßigkeit gehenden Populationen erkennt, die das tatsächliche Disziplinierungsziel dieser Schlachtungen gewesen ist einfach deshalb, weil sie ihr faktisches Resultat ist, das die Grundlage der sozialpsychologischen und sozialtechnokratischen Herrschaftstechniken der Gegenwart materiell in der beherrschten Biomasse des Homo sapiens ist, während die andere materielle Voraussetzung die Techniken der Signalübermittlungsindustrie sind, die darüber befindet, welchen epidemischen und endemischen Massenprozessen diese Biomasse jeweils ausgesetzt wird, um sie in Schach zu halten um ihre Verfügbarkeit für die Nutzungskalküle ihrer Herren zu gewährleisten.
Erst wenn man die moralische und intellektuelle Verantwortlichkeit dieser recht kleinen Gruppe von Menschen in ihrer Bedeutung erkannt wird, die eine über die Generationen hinweg reichende Kette der wirklichen Kulturträger bilden, an die sich dann die Marktschreier, Magnetiseure, Hypnotiseure, Trickster, Showstars, Schauspieler und Scharlatane in ‚Kunst’, ‚Popkultur’ und Politik, Wissenschaft und Erziehung anhängen, sei es ‚kritisch’ oder affirmativ, ganz entsprechend den Ergebnissen der die Chancen dieser Nutzungskalküle bestimmenden Zielgruppenforschung, ist bündig zu entscheiden, wer ein Betrüger und Karrierist ist und wer das Interesse an der jeweiligen Reformulierung des allen Terror der so genannten Hochkulturen und alle Gewaltsamkeiten der Herrschaftsapparate konstant und leise begleitenden Humanprojekts ist, das dieser Hochkultur stets als Grundlage ihrer eigenen Existenzberechtigung diente und ohne das sie – selbst wenn sie es wie stets unverschämt als Ideologie zur Legitimierung des Illegitimen missbraucht – nicht zu überleben imstande sein kann. In dieser Hinsicht kann es keinen Kompromiss geben. Jeder Kompromiss kann nicht einer sein, der den Sinn des Humanprojekts irgendwie abschwächt oder suspendiert, sondern nur darin bestehen, dass man darauf verzichtet, der organisierten Gewalt ihre eigenen Mittel abzusehen und zu meinen, dann habe man etwas gelernt. In dieser Hinsicht gibt es vielmehr, wenn überhaupt, zu lernen, dass gerade dieser Lernprozess pathologisch ist und zu nichts anderem führt, als dass endlich die Gewalt triumphierend ihre eigene Universalisierung und damit die Unmöglichkeit jeder anderen Lösung ihr gegenüber getrost und ganz zu Recht empirisch behaupten darf ohne dass man noch das Recht hätte, ihr zu widersprechen, vom Sinn eines solchen Widerspruchs nicht zu reden, denn er wäre einer, der der Gewalt mit der Gewalt der Täuschung entgegenträte, was vermutlich nur dann Erfolg versprechend sein kann, wenn man über die nötigen Sanktionsmittel verfügt, dieser ‚Version’ zur allgemeinen Durchsetzung zu verhelfen, was den Sieg der Gewalt nur auf eine andere Art vollendete.
Die Überreste der Funktionärscliquen des vergangenen Bürgerkrieges hier und dort haben das nicht verstanden. Sie ziehen die Krallen ein und lernen die Sprache der Leisetreterei, die Sprache der Sozialtechnologen und ‚Verhaltenswissenschaften’ (Behaviorismus und alle seine Ableger sind ‚wissenschaftlich’ reformulierter Totalitarismus) setzen damit ganz eindeutig auf die Fortsetzung desselben mit gewandelten Mitteln. Am dreistesten ist dabei der Kostenkalkül, der sich auf die von den Vorgängerregimen, den Siegern und den Verlierern von gestern gleichermaßen erzielten grausamen Traumatisierungen der Populationen und auf die perversen Verzerrungen der sozialpsychologischen Verfassungen barbarisierter Teile der Bevölkerung stützen, um die Phänomenologie der Herrschaft derart zu schminken, dass die Kosmetik ein scheinbar, weil nur an der Oberfläche anderes Erscheinungsbild ergibt, dem, dann das Kontrastprogramm eines anderen, spektakulären Gewaltapparats entgegen gehalten wird, das indessen den Alltag des Dritten Reiches so wenig charakterisierte wie HARZ IV den Alltag der gewöhnlichen Verkehrsverhältnisse des Straßenverkehrs bemerklich charakterisiert.
Was dabei außer Acht bleibt ist, dass der Alltag des Dritten Reiches erstens nicht in schwarz-weiß stattfand, und zweitens nicht in unablässigen Massenaufmärschen bestand, so wenig wie der Alltag heute aus Fußballspielen und Olympiaden besteht. Von Augenzeugen kann man sich noch immer gelegentlich berichten lassen, dass der Alltag des Dritten Reiches bis zum Beginn der Bombardierung der Städte durch die Bomberflotten der Kriegsgegner dieselbe lebensweltliche ‚Normalität’ aufwies, die im Nachhinein so unglaubwürdig zu sein scheint angesichts dessen, was sich hinter der Maske dieses Alltags an staatlichem Handeln vollzog. Aber just dies ist die Gegenwart, und nicht die Vergangenheit. Auch darüber, über dieses Verhältnis von lebensweltlichem Alltag und dem Hintergrund der Gewaltmaschine des säkularen Staates kann es keine Diskussion geben, denn das ist die Relation, in der sie stehen, die die so genannte ‚Normalität’ der Regierungstechnik der permanenten Revolution nutzt um sich immer wieder als Normalität zu präsentieren und in solche umzusetzen.
Genug, ich erwarte weder eine Antwort noch habe ich den Anspruch darauf hiervon jemanden zu überzeugen. Agitation langweilt mich. Im Übrigen erkenne ich in diesem Land keinen Adressaten und müsste vermutlich mehrmals aufgefordert werden, das niederzuschreiben. Denn auch diesem Volk bin ich nichts schuldig. Es gibt kein automatisches Engagement mehr, selbst und gerade bei durchgehaltender Verantwortlichkeit des Urteils. Das verwandelt sich in eine Privatsache, die nicht mitgeteilt werden muss. Sie ist etwas, das man, wenn man meint, ein Mensch sein zu wollen und nicht bloß Gattungsexemplar einer Raubtierart, tatsächlich der gefährlichsten und erfolgreichsten, die zugleich die feigste ist, wenn es gilt sich selbst, dem Homo sapiens, der nur die mögliche Plattform eines immerhin denkbaren und in diesem Exemplar dokumentiert realen Individuum auch existiert, ins Gesicht zu sehen. Ich rechne also auch nicht mit einer Antwort, sondern genüge hier nur meiner Pflicht, ein persönliches Anschreiben nicht unbeantwortet gelassen zu haben, kann mir allerdings nicht vorstellen, das nun endlos zu wiederholen.
Ungeachtet dessen halte ich meine prinzipielle Bereitschaft zur Mitwirkung eines im dem von mir hier umrissenen Sinne zu verstehendes ggf. zu reformulierendes Humanprojekt aufrecht, ohne eine andere Erwartung, als dass ich Partner dafür finde oder auch nicht. Ich habe meiner Pflicht genügt, mehr ist nicht zu tun. Ich muss aber darum bitten, dass ggf. an mich gerichtete Angebote die von mir formulierten, nicht kompromissfähigen Konditionen mit allen Konsequenzen berücksichtigen, da ich für nichts anderes mehr zur Verfügung stehe. Es macht keinen Sinn, endlos dieselbe Erfahrung zu wiederholen bloß weil man den immergleichen Ergebnissen nicht traut und entsprechend meinen kann, man müsse es noch einmal versuchen. Ich bin zu keinem bloßen VERSUCH mehr zu überreden. Dazu ist mir meine Lebenszeit zu schade. Und einmal muss das dann auch abschließend gesagt werden.
Das kann man dann je nach Laune als Anmeldung eines unmissverständlichen Führungsanspruchs in bestimmter Hinsicht verstehen wie als eine Abmeldung in die Intermundien der Götter Epikurs.
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute und grüße Dich freundschaftlich, nicht ohne daran zu denken – das geht ja auch in den Text ein – wer Dir meine Adresse zur Verfügung gestellt hat. Man soll nie nie sagen, das mag wahr sein, aber man kann sagen: Jetzt ist es genug! Mir jedenfalls reicht es nicht, wenn ich lese, dass es ‚konservative Tendenzen’ auch in Kreisen der Linken gibt. Hier muss etwas weitaus Gründlicheres gesagt und daraus Konsequenzen gezogen werden, und wenn das nicht praktisch nachvollziehbar eingelöst wird, ist es bloßes Gerede, das an den fatal heruntergekommen Strukturen nichts ändert, in denen fast überall der Mob faktisch zur Herrschaft gelangt ist und sich darin jetzt zu behaupten sucht mit der Verbissenheit eines infantilen Trotzes, der keinem Argument zugänglich ist und jede Diffamierungschance in Anspruch nimmt, um die dämmernde Einsicht abzuwehren, dass da die meisten überhaupt nicht am Platz sind und das Einsicht bedeuten müsste, ihn zu räumen im Interesse der Sache.
Aber dieser Typus ist mir bereits bekannt aus der Universität der siebziger Jahre, und seine feststellbare Lernpathologie, die einfach keine Nähe zum Geist kennt und sich auf einen eher handwerklichen Konkretismus und auf den entsprechenden platt sensualistischen Materialismus stützt, der meint, wirklich müsse sein, was man außerhalb seines eigenen Kopfes sieht und anfassen kann, ist mir auch bekannt. Am fatalsten – wenn es das geben kann in dieser Steigerung – ist, dass die Aggression, die reflexhaft einsetzt, darauf gerichtet ist, einfach aus der Welt zu schaffen, was das politische Supersystem des Faschismus bereits mit ebenso viel Wut wie Mordlust auszurotten versuchte, weil der durch die Reflexion verursachte Zwang zur Selbstbetrachtung eine offensichtlich derartig unerträgliche Demütigung mit sich führt, dass aus den gekränkten Kindern mit einer lernpathologischen Unfähigkeit zu einem Verständnis der hochkulturellen Einsichten in den Zusammenhang und die Konstitution des Wirklichen sogleich zum Mord bereitstehende Monstren werden, und dass sich dies allüberall aufgrund vor allem auch der besonders auf dem Land üblichen Praktiken der Rekrutierung von billigem und leicht steuerbarem Personal zur institutionellen Gegenwart des gesamten institutionellen Gefüges hat machen können.
Die systematische Begünstigung von Klientel und Gefolgschaften hat den Apparat mit politischen Parteigängern durchsetzt im Interesse nicht der Ausgestaltung der Institutionen einer demokratischen Herrschaftsform, entsprechend der Vorschrift, sondern vielmehr zu einer Konsolidierung der Eroberungen des Mobs geführt, der den Apparat und seine Logistik im Dienste der eigenen organisierten Selbsterhaltung nutzt, also gegen seinen Sinn wie gegen die deklarierten Primärzwecke, denen die informellen sekundären vielmehr heimlich als die faktisch primären untergeschoben sind.
Die Parteien auf dem Land sind praktisch organisierte Banden, die oft auf einem ungemein niedrigen Niveau und aus Anlass von Gelegenheiten nach Belieben genutzt werden um Positionen im Apparat zu behaupten, dann aber auch wieder von Exponenten des Apparats, um Gefolgschaften zu steuern, die sich nicht restlos mit den Mitteln des bürokratischen Apparats zu Machtgrundlagen integrieren lassen. anlässlich der Einführung von HARZ IV war das Interesse an der Ausweitung der lokalen Machtbasis durch die Möglichkeit der Einstellung von längst auf den langen Wartelisten ganz vorn stehenden Parteisoldaten ganz unverkennbar. Der Personalmob, der sich etwa anlässlich des Vortrages der zuständigen Ländrätin aus Meppen dort unter dem Vorwand einer CDU-Parteiversammlung versammelt hatte, bestand im Wesentlichen aus nichts anderem als den weitgehend tumben und ebenso sprachlosen wie ungebildeten Parteivorsitzenden, lokalen Tätertypen mit groben Physiognomien und Eindruck machender Körpergröße oder den üblichen chronischen Alkoholikern der Gegend – ich erspare mir hier zunächst die analytische Behandlung der Ethnologie und Psychologie des Alkoholismus im Emsland und Ostfriesland – und einem hauptsächlich an Übergewichtigkeit leidenden Bestand an weiblichem Personal, dem die kaum verborgene Inkompetenz in Sachen Kindererziehung ohne Weiteres anzusehen war, wobei man von dem Zigarettenqualm, dem Gestank der Verwahrlosung und der Offenkundigkeit einer dreist verteidigten Sucht einmal absehen kann.
Diese Leute verwandelten sich in einen mordbereiten Mob als ich darauf hinwies, ohne die Stimme zu heben, dass sich hier die Eventualität eines neuen, bisher ungekannten Typs der Lagerbildung abzeichne, und das das zu bedenken wäre. Es fehlte nicht viel, dass mich einer der Parteivorsitzenden physisch anzugreifen versucht hätte und nur seine Übergewichtigkeit und seine Kuruzatmigkeit, die alle seine Kräfte verbraucht hatte, als er bis auf einen Meter herangekommen war, hielten ihn davon ab, sich eine legitime Notwehrreaktion vor aller Augen einzufangen. Auch rief ihn die Landrätin, immerhin eine Juristin doch etwas zur Besinnung als sie sah, was sich da abzeichnete und wie das ausgegangen wäre.
Das waren dieselben Leute, die eine Generation zuvor Juden in die Kz’s geschickt hatten und es war evident, dass dies so war. Ihre Reaktion war ja auch die von ‚getroffenen Hunden’, obwohl ich tatsächlich der Meinung war, es handele sich da um einen Ort, an dem man eine garantierte Meinungsfreiheit in Anspruch nehmen konnte. Ich war also selbst durchaus überrascht über diesen mörderischen Triebdurchbruch, der sich gegen eine nicht konforme Intelligenz richtete, die offenkundig ohne Besitz von Machtmitteln sich zu äußern wagte, und ohne eine Stütze in einer Gefolgschaft.
Die Reaktion war exakt derjenigen homolog, die Carl von Ossietsky in das Konzentrationslager Emsland gebracht hat. Ich selbst hörte mir nichts anderes an als Auffassungen, die meine Zustimmung niemals finden werden, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenigstens bei solchen Gelegenheiten ist der faktische Faschismus der Besatzungen der lokalen bürokratischen Hochburgen ganz und gar greifbar, wenn man die Leute überrascht und sie nicht auf einen artikulierten Dissens gefasst sind, dem sie keine Worte entgegen zu setzen haben. Er wird lediglich durch die der organisierten Gewalt aufgesetzten, politisch promovierten Köpfe verdeckt, die gewöhnlich die rhetorische Außendarstellung und die Auseinandersetzung mit den wenig elaborierten Einwendungen von Abweichlern wie Gefolgschaften übernehmen und meist leichtes Spiel damit haben, Hitzköpfe fertig zu machen und geschlagen nach Hause zu schicken. In den Großstädten ist das oft anders, weil die Personalbestände teils selbst noch aus der Sozialdemokratie rekrutiert sind.
Die Triebdurchbrüche des Personals sind oft von der Art der erst langsam in den öffentlichen Dienst Eingang findenden innerfamilialen Herrschafts- und Kampftechniken, die in den Verzweiflungsanfällen von aneinander irre werdenden, weitgehend triebgesteuerten, und von infantilen Größenphantasien beherrschten Personen angewandt werden und ausgesprochen offen neurotischen Charakter haben, oft und auffällig bei Frauen, die mit Männern umzugehen haben, die ihnen überlegen sind, was einen Einblick in die innerfamilialen Ursachen männlicher Gewalt gegenüber Frauen in der frühen Kindheit der männlichen Kinder gegenüber unbeherrschten Müttern ergibt, der für die ehemalige Familienministerin Schmidt und ihre Gesetzgebung von Bedeutung hätte sein können, wenn sie sich nämlich über den sozialpsychologisch geradezu unsinnigen und destruktiven Charakter dieser Gesetzgebung klar hätte werden wollen. In der Berührung von Zwangsklientel und Behördenpersonal ergibt sich derart eine oft zu beobachtende Bereitschaft zur Inanspruchnahme des behördlichen Auftrags zur illegalen Anwendung kommunikativer Gewaltsamkeit, die aus dem Gegensatz zwischen faktischer Impotenz und der Autorität des Amtes einerseits, der zum Angriff reizenden Ohnmacht des Zwangsklienten und seiner intellektuellen oder anders zu definierenden Überlegenheit andererseits herrührt und im Resultat der Rechtfertigung der Anwendung kommunikativer Gewalt auszulaufen versucht, die den Angegriffenen zum Angreifer umdeutet und die mit dem Amt verbundene Machtprojektion dazu einsetzt, ihn mundtot zu machen oder zu einer irrationalen Reaktion zu provozieren, die sich dann in die gewünschte Rechtfertigung der eigenen faktischen, jedoch ebenso faktisch auf den Angegriffenen, vermeintlich unterlegenen Zwangsklienten projizierten Gewaltsamkeit umwandeln lässt, gewöhnlich unter Einsatz jener leichten Verzerrung der Abfolge der Interaktionssequenzen, die man von sich prügelnden Kindern kennt, von denen jedes auf das andere deutet und behauptet der andere habe angefangen, wobei auch das auslösende Anfangsereignis selbst u. U. verschieden wahrgenommen bzw. rekonstruiert wird.
Die Rekonstruktion folgt auch hier gewöhnlich dem erkenntnistheoretisch nicht haltbaren Sensualismus der Wahrnehmung, und einer ihm entsprechenden personalistischen psychologistischen Jargon, der ohne Ausgang ist. Sind beide Partner einer solchen Situation in diesem Muster der Erkenntnistheorie gefangen, dann ist die Rekonstruktion oft schwer in Übereinstimmung zu bringen und das führt dann diese Situationen herbei, in denen Aussage gegen Aussage steht. Die Bezeichnung als ‚Aussage’ entstammt dem juristischen bzw. polizeilichen Jargon, und setzt beide als gleich wertlos dem Urteil nach, das eine überlegene Vernunft unter Inanspruchnahme eines Buches ‚findet’. Es ist die Methode, wie man ineinander verkeilte Köter am Halsband packt und auseinander reißt, um sie beide zu beschimpfen und nach Hause zu schicken, zur Besserung. Es geht dabei letztlich nicht um die Frage, wo hier eindeutig der Angreifer und wo der Angegriffene zu suchen ist: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, ist hier die Devise und man ermahnt beide ‚zur Ordnung’.
Das lässt den Ausdruck ‚Aussage’ erst recht in einem schrägen Licht erscheinen. Denn in der Logik bedeutet das die Form eines Satzes, der wahr oder falsch sein kann. Hier aber ist vorausgesetzt, was unhaltbar ist, dass eine Aussage wahr ist. Erst das über die einander entgegenstehenden Behauptungen entscheidet über die Wahrheit des Sachverhalts. Die stillschweigende Voraussetzung ist hier noch schwächer als die des erkenntnistheoretischen Sensualismus, denn da wird immerhin die Möglichkeit einer Wahrnehmung unterstellt, die dann in einen Satz eingeht, der diese Wahrnehmung korrekt wiedergibt. Die juristische Fiktion entmündigt die Kontrahenten von vorn herein methodisch, um dem Urteil Autorität verschaffen zu können ohne Rücksicht der im Anschluss an das Urteil irrelevanten ‚Meinungen’ der Kontrahenten, die sich ja selbst entmündigen, indem sie einen Dritten und dessen Autorität und Sanktionsgewalt in Anspruch nehmen.
Das ist auch das kommende destruktive Potential der angestrebten Regeleingriffe in die Reste der dem staatlichen Zugriff per Gesetz entzogenen Privatheit, die allerdings die Selbständigkeit und den wechselseitigen Respekt der jeweiligen Elterngeneration in einer Familie voraussetzen muss, also eine in irgendeinem Sinne verstandene und unterstellte Vernünftigkeit. Wo infantile Motive der Partnerschaft regieren, wird man das allerdings nicht unterstellen können, aber kontrafaktisch dennoch müssen, solange man sich nicht dazu entschließen will, die Familie als dem Eingriff des Staatsapparates oder eines Vormunds – der Sozialarbeiter – zu unterstellen und damit die letzten vernünftigen Gründe aufzuheben, die dafür sprechen eine zu gründen, eine Überlegung, die sich analog auf die Regelbetreuung auch der ‚alleinerziehenden Familie’ – ein terminologischer Blödsinn, den sich nur eine vollständig korrupte Familiensoziologie ausdenken kann, um die auf die anthropologisch unteilbare Formation der elementaren Familieneinheit, bestehend aus zwei gegengeschlechtlichen Erwachsenen und dem aus ihrer Zeugung stammenden Nachkommen ihrer Gene, ausgeübten organisierte Zwangsgewalt destruktiver Nutzungskalküle aus dem Blick zu rücken – übertragen lässt oder ebenso auf den Vorschlag, Nachkommen zu haben zu dem Zweck, sie ein halbes Leben lang einem immer dreister abzockenden Erziehungs- und Ausbildungsapparat zu überlassen zusammen mit dem halben Einkommen, unter Zurückbehaltung einzig der vollen Verantwortung, dass die ihre Sache richtig machen, ohne die mindeste Verantwortung gegenüber den Eltern oder dem Kind auf sich zu nehmen – sie sind vielmehr dem jeweils zuständigen Apparat verpflichtet – und dafür, dass die Nachkommen und man selbst das alles überlebt, einschließlich der Abhängigkeiten, in die gerät, wer überhaupt ein Kind hat, für dessen Existenz er/sie sich verantwortlich fühlt.
Diese Eingriffe sind indessen gerade auf der Grundlage eines wie gesagt erkenntnistheoretisch unhaltbaren Sensualismus geplant oder der noch weit fataleren Auffassung der ‚Aussage’ unter dem Blickwinkel des Juristen in Vorbereitung und werden weitere unabsehbare Folgen haben, die man sich in keinem Zoo mehr einzuhandeln bereit wäre, weil die notwendige Verwissenschaftlichung der Tierpflege und der Arterhaltung in der so genannten Gefangenschaft, die meist aufs Ganze gesehen weit bessere Lebensumstände und Betreuung und Versorgung bereit hält als die für die Gattungsexemplare des Homo sapiens vorgeschriebene lebenslange Gefangenschaft in der freien Wildbahn sozialer Dschungel, deren Gefahren längst die der frühen Jäger und Sammlerkulturen weit überbieten dürften, nicht mehr erlaubt, dass man die ‚iatrogene’ Verwahrlosung, die die Betreuung verursacht angesichts ihrer Inkompetenz im menschlichen Interesse an der Erhaltung der letzten Mitgeschöpfe nicht mehr meint leisten zu dürfen.
Man kann getrost von der Verantwortungslosigkeit dieser Pläne sprechen, und das bereits angerichtete ist nicht zu rechtfertigen. Nur die Eindeutigkeit des entschlossen ausgesprochenen Urteils kann hier den Weg zu einer Besinnung führen, der endlich die Folgen zur Kenntnis und die Verantwortung dafür übernimmt, die eine wild gewordene Entschlossenheit zur planlosen bürokratisch erdachten und juristisch gerechtfertigten Kolonisierung der Population haben. Was im Umkreis der Familientherapie offensichtlich nicht auffällt und daher auf eine unkontrollierte Art und Weise in Anspruch genommen werden kann, ist deshalb von Bedeutung, weil einerseits unaufgearbeitete infantile Abhängigkeiten zu einer Fortsetzung führen, die in Kontext der Vermachtung des sozialen Lebens von zunehmender Bedeutung sind, indem sie, wenn nicht die subjektiven Modelle der in den Organisationen arbeitenden Menschen, oder die Projektionen der ihnen als Klienten unterworfenen Menschen betreffen, dann auf jeden Fall doch ihre Berührung an der Peripherie der Organisationen, die Menschen als Zwangsklienten verwalten.
Es ist hier nicht zu reden von dem Orwellschen Jargon, den die Unternehmensberatung in den Kontext staatlicher Institutionen eingeführt haben, indem sie den Zwangsklienten in einen ‚Kunden’ umbenennen und die Aufgabe der Organisation, für ‚Kundenzufriedenheit’ zu sorgen, und zwar als Dienstleistungsunternehmen. Es ist nicht nur irreführend, sondern in höchstem Maße dreist und gewaltsam, dem Zwangsklienten der Organisation, die HARZ IV exekutiert, und zwar aufgrund brutalster staatlicher Machtanwendung, einreden zu wollen er sei ein Kunde und der Auftrag der Organisation, der ARGE sei es, Kundenzufriedenheit als Aufgabe eines Dienstleistungsbetriebs zu besorgen. Es verdeckt das initiale Verbrechen an fünf Millionen Menschen, die mit Ausnahme der dabei politisch zweckmäßig zur Entschuldigung durch den bewirkten Segen ‚aufgewerteten’ Sozialhilfeempfänger, ausnahmslos Opfer eines wie immer gesetzlich legitimierten Gewaltakts geworden sind, der sie um ihre Lebensbiographien, ihre Arbeits- und Bildungsbiographien gebracht hat. Eine Hinrichtung oder Gefangennahme ist und bleibt ein Gewaltakt, auch wenn er gesetzlich legitimiert ist und sogar dann, wenn man ihn als ‚gerecht’ empfindet.
Es ist deshalb eine Perfidie von Orwellschem Ausmaß, den Zwangsklienten einer solchen Exekution, die ja in die permanente Vollstreckung übergeht und den Klienten aller Wahrscheinlichkeit nach – bis zum Beweis des Gegenteils – in der Rolle des Ausgeschlossenen festhält, einmal abgesehen von der Fernsehrhetorik von sozialen Aufsteigern aus Nordrhein-Westfalen, die viel in der Welt herumkommen und deshalb alles besser wissen, ein Leichtes, bei dem Salär, unter Inanspruchnahme der Autorität des Staates und nach diesem Gewaltakt darauf verpflichten zu wollen, diese ‚Sprachregelung’ zu übernehmen, die sich der Illusionsbedarf der Nutznießer dieser ‚Maß-Nahme’ an einer Teilpopulation, in diesem Fall die Insassen des Apparats haben ausdenken lassen, vermutlich für weit überhöhte Gegenleistungen der Institution an die Scharlatane, um sich über seine wirkliche Rolle in diesem Spiel mit fünf Millionen Existenzen nach Möglichkeit unter Missbrauch der Zwangsklienten wohltuend täuschen zu dürfen. Es ist indessen schon ein nachgeordnetes Phänomen mit Metacharakter, dem sich der Klient hier gegenüber sieht. Ausgangspunkt war ja die direkte, unmittelbar erscheinende Berührung von Klient und Mitarbeiter an der Peripherie der Organisation.
Die Unmittelbarkeit ist indessen Schein. Es begegnen sich die geballte Autorität des Gewaltapparats, zusammengeballt in der Spitze, die der Mitarbeiter darstellt, und die Ohnmacht des aus der Masse der vereinzelten und vereinsamten Individuen auftauchenden Einzelnen, der um seine Identität gebracht wurde und dennoch nicht daran vorbeikommt, den Kontakt zu suchen, einmal weil er dazu aufgefordert ist, und dann, weil er die noch gebotene Unterstützung wahrnehmen muss, will er nicht Suizid begehen, falls ihm/ihr nichts Besseres einfällt. Unter diesen Umständen ist die über die Sprachregelung, in der die Organisation ihr ‚Selbstverständnis’ für alle verbindlich über die Grenzen ihrer internen Struktur hinaus und über alle Grenzen der bisher erzwingbaren Verpflichtbarkeit weit hinausgehende Indoktrination der Population mit dem sensualistischen Jargon eines haltlosen und wirklichkeitsunfähigen Psychologismus eine noch weit perfidere Abrichtung der Population, deren objektiver Sinn nur darin liegen kann, sie gegenüber dem Apparat vollständig hilflos zu machen.
Was die Insassen der Apparate betrifft, so haben sie sich als brave Schüler zu bewerten, und das bedeutet, dass sie indoktriniert werden können in dieser ‚Psychologie’ bzw. in dem entsprechenden Erlebnisjargon, und damit steuerbar werden im Sinne der innerorganisatorischen Hierarchien und im Sinne von deren Zwecken. Die Objektivität der Realität wird ersetzt durch die Hierarchie. Wahr ist, was die Autorität bestimmt. Der Rest ist Erleben. Das lässt sich nur dann problemlos über die Grenzen der inneren Strukturen der Organisation hinaus in Geltung setzen, wenn es gelingt, die Population, aber besonders die Klientel auf dieses Realitätsmodell zu verpflichten. Nun gibt es dazu einmal reichlich Gelegenheit anlässlich der von der Organisation selbst auf dem Wege des Franchising und der Lizensierung, des Outsourcing usw. betriebenen Auftragsvergabe für die kollektive Umschulung, die über diese Klientel hinaus praktisch die gesamte Population zu erreichen versucht hat, und dabei direkt oder indirekt die Einübung der entsprechenden Selbstwahrnehmung vornehmen kann.
Das lässt sich anhand der detaillierten Analyse des Agierens einer überaus rücksichtslosen, bei diesen Unternehmen ermächtigten Dozentenschaft untermittelmäßiger Bildung, teils ebenso dreisten wie dummen und arroganten Siegerposen dieses Personals gegenüber den ihnen gegenüber sitzenden Kriegsverlierern dieses erbarmungslos über drei Dekaden hinweg geführten sozialen Bürgerkrieges leicht zeigen. Ich will das hier nicht tun, aus Zeit- und Platzgründen. Man kann aber leicht feststellen, wie weit dieses erkenntnistheoretische Modell der Realitätserfassung und seine Primitivismen in der Gegenwartspopulation verbreitet ist, und es ist an der Terminologie auch leicht festzustellen, welchen akademischen Formationen es zuzurechnen ist. Man wird diese Propaganda als flächendeckend, nachhaltig und erfolgreich im Sinn der bürokratischen Denkweise und Absicht bezeichnen dürfen.
Das ist in einer Hinsicht gut so. Wo alle dieses Realitätsmodell für zwanglos verbindlich halten, ist es leicht zu vereinheitlichen und ebenso leicht zu beobachten ohne gesehen zu werden, wenn man nur die Klugheit hat, nicht mit der Wimper zu zucken, oder wenn, dann die entsprechend passenden ‚Erklärungen’ abzugeben. Indessen hat diese Verfahrensweise eine Grenze. Wo man auf der Straße oder als wirklicher Kunde – also im Verkehr in Geschäften - einen Kontakt inakzeptabel findet, da beendet man ihn nach eigenem Ermessen und kauft anderswo bzw. hakt die Begegnung ab, die gewöhnlich ohne Bedeutung ist. Im Kontakt mit einer staatlichen Behörde ist das anders, und es ist desto mehr anders, je größer die faktische Abhängigkeit der Existenz von der Abwicklung der nicht vermeidbaren Kontakte ist.
Es bedarf also einer entsprechenden Bereitschaft und Kenntnis, aus dieser Situation heraus handlungsfähig zu bleiben auch dann, und vor allem dann, wenn die Kontakte anders verlaufen als nach der Sachlage zu erwarten und auch erlaubt ist, wenn man die Sachlage aus der Sicht der formalen Ermächtigung des Mitarbeiters der Organisation betrachtet und aus ihrem definierten Auftrag. Unter den Bedingungen des in gewissen Grenzen zumutbaren Zwangs zum Weiterleben nach dem staatlich verordneten Tod der Identität muss man dafür Sorge tragen, dass dieser Tötungsakt nicht zu einer persönlichen Idiosynkrasie der Mitarbeiter der Machtapparate werden, die kaum daran vorbeikommen können, sich sei es auch heimlich einzugestehen, dass sie die vorläufigen Sieger in einer Auseinandersetzung sind, die insgesamt fünf Millionen Menschen, eine Teilpopulation um ihre Identität gebracht hat, wenn man von dem einmal absieht, was in ihrer Behördenakte an Unerträglichem über sie konstruiert und aufbewahrt ist von Mitarbeitern der Organisation, die allesamt Sieger in diesem Kampf geblieben sind. So gesehen stehen sich zunächst unmittelbar Sieger und Besiegte, also bestimmt nicht herzliche Freunde und Mitbürger an der Nahtstelle zwischen der Organisation und dem Individuum gegenüber. Man muss sich das ganz klar machen. Hier steht ein hoch organisiertes siegreiches Ungeheuer einem Individuum gegenüber, nicht dagegen zwei Personen.
Das schematisiert die Situation vorab. Darauf aufgetragen erscheint die ‚unmittelbare’ Begegnung eines Siegers mit einem Besiegten. Das löst die Scheinharmlosigkeiten schon auf, die sich die Unternehmensberatung ausgedacht hat, um mittels einer Täuschung, die sogleich zur Selbsttäuschung zweier sich begegnender Individuen werden soll, eine ganz anders geartete Realität zu schematisieren. Der verordnete Irrtum kann nun ein gemeinsamer sein. Das macht den scheinbar unproblematischsten Fall, indem in der Tat die ganze Folgelast der Täuschung auf Kosten des Zwangsklienten geht, der sich das überziehen lässt und dieses Missverständnis der Situation auf seine Kappe nimmt.
Denn der Mitarbeiter ist nun mit seiner ganzen Verständnisfähigkeit bereit ihn, der unverschuldet in diese Lage gekommen ist – wenn er/sie das in der Tat so ist und nicht etwa anders, also doch durch eigene Schuld, die sich bei jedem Loser ohne Probleme findet, auch und gerade wenn er sich ‚keiner Schuld bewusst ist’ – zu beraten, er/sie hat Verständnis und kann aus der damit eindeutigen Situation zugestandener und vorausgesetzter Überlegenheit des Siegers handeln und beraten. Sieger sind gern auf Kosten der Besiegten großmütig. Voraussetzung ist nur der Sieg. Anders ist das, wenn diese Interpretation der Situation nicht eine gemeinsame ist, sondern von dem Zwangsklienten nicht geteilt wird. Es gibt da auch mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist die ‚Rebellion’. Diese setzt aber eigentlich schon die Anerkennung der Überlegenheit des Siegers voraus. Sie bestätigt ihn indirekt als Sieger und gibt diesem Gelegenheit zu disziplinarischen Maßnahmen, die ihn als Sieger bestätigen, und widerlegen damit natürlich auch andererseits die Niedlichkeiten des Jargons der Unternehmensberatung, die das Schema des Ohnmächtigen und Geschlagenen, der einer Übermacht organisierter Gewaltmittel gegenübersteht, aus der Welt zu schaffen versuchen.
Man mag sich weitere Konstellationen ausdenken. Mir erscheint eine von Bedeutung zu sein, die einerseits eine gemeinsame Interpretation der Situation auf der Grundlage sowohl der offiziellen Sprachregelung des Unternehmensberaterjargons, also das Orwellsche Schema ablehnt und das begründet mit der Notwendigkeit einer Grenzleistung des Realitätsbewusstseins im Moment höchster Gefahr, nämlich der der mentalen Überwältigung, die erst die die Vernichtung der Identität in der genannten Hinsicht vollenden und besiegeln könnte; die aber auch die anthropologische Schematisierung im Sinne der animalischen Selbstbehauptung nicht akzeptieren muss, weil sich Gründe nennen lassen dafür, dass der Schein, der hier naivem Selbstverständnis auf beiden Seiten nahe legen könnte, die Interpretation, die das Schema von Sieger und Besiegtem in die Situation hineinprojiziert, nicht mit einer anderen Möglichkeit des Verständnisses der Situation kongruent ist, die dieses Schema aufgrund der genauen Betrachtung des Auftrags und der Grenzen der Ermächtigung des Vertreters der Organisation anders bestimmen kann, also unter Stützung einerseits auf das Bewusstsein, der Zwangsklient eines Machtapparats zu sein und andererseits die festgelegten Grenzen der Ermächtigung des Agenten der Organisation derart vor Augen zu haben, dass eine eventuelle idiosynkratische Reaktion des Agenten als solche erkannt werden und zurückgewiesen werden kann, indem auf die Grenzen des Auftrags verwiesen und vor diesem Hintergrund die eigene Reaktion auf die nunmehr der Person des Agenten, nicht aber der Organisation zugerechnet und entsprechend als nicht legitim und nicht legal abgewiesen werden kann. Der Versuch, diese Reaktion des Klienten mit dem Mitteln des Erlebnispsychologie zu ‚behandeln’ muss an dieser Situationsbestimmung scheitern. Das ist aber nicht alles.
Sehr viel weitergehend als dies ist es nun möglich, die Logik der Kommunikation entlang der Abfolge der Interaktions- bzw. der kommunikativen Sequenzen genauer zu bestimmen und entsprechend den genauen Punkt zu bestimmen, an dem der Agent/die Agentin der Organisation in eine Form des von ihrem Auftrag nicht gedeckten Agierens überzugehen, also den Übergang aus der Kommunikation in eine Symptombildung auf Kosten des Klienten festzustellen. Diese Möglichkeit sichert die Handlungsfähigkeit des Zwangsklienten unter den Bedingungen des Versuchs, ihn anlässlich der Begegnung in einem Zwangskontakt, den er nicht vermeiden kann ohne schwere Nachteile hinzunehmen, die an die Grenzen der Existenz reichen, wie anlässlich von HARZ IV leicht zu zeigen ist, erneut und weitergehend mittels eines in die Ausübung eines Arbeitsauftrages eingebetteten, und von einer sensualistischen erkenntnistheoretischen Einstellung aus nicht exakt ortbaren und nicht legalen, nicht legitimen Form des Agierens von neurotischen Machtphantasien auf seine Kosten zu bewahren. Man kann nach den möglichen Auslösern für solche Formen des Agierens lange suchen, etwa entlang der Theorie, die davon ausgeht, dass das Opfer eines Angriffs sich durch seine Haltung dazu anbietet.
Das gilt aber in dem hier zu betrachtenden Falle für alle Zwangsklienten von Macht- und Gewaltapparaten, einfach insofern sie dessen Klienten sind, und nicht zum Personal gehören oder mit der Organisation eben nichts zu tun haben. Also entzieht sich aber auch die Betrachtung jeder unmittelbaren Form der Psychologisierung, einmal abgesehen davon, dass die Berater dieser Art des Psychologismus der Begegnung gewöhnlich dazu raten, dass man entsprechend drohend aufgeblasen, also mit erheblichem Aufwand herumzustiefeln habe, was für sich bereits eine Absurdität ist, insofern man sich angesichts der möglichen Allgegenwart der Gewalt selbst ständig auf ihre Ausübung vorbereitet zeigen soll. Wer all seine Reserven ständig an seinen Grenzen stationiert, hat keine Möglichkeit mehr, etwas Produktives zu tun. Er wird schließlich auf andere Weise zur Kapitulation veranlasst.
Die Suche nach ‚Auslösern’ ist also ein Unsinn, auch insofern sie psychologisiert und die ‚Schuld’ auf den Angegriffenen zurückwirft. Das ist aber den Angreifern stets gerade recht. Man kann das ja gerade an der Diskussion über Vergewaltigungsopfer sehen. Selbst wenn mir eine Frau auf der nächtlichen Straße völlig nackt entgegenkäme bin ich weder berechtigt noch käme ich auf die Idee sie zu vergewaltigen oder den Anblick als sexuelles Angebot zu verstehen, und selbst wenn es eines wäre, gäbe es nicht schon deshalb auch eine blinde Annahme solchen Angebots.
Eher wäre doch zu prüfen, in welcher wirklichen Lage die betreffende Person ist. Sie könnte in einer Notlage, die keine andere Wahl ließ, aus einem Haus geflüchtet sein usw. Es gibt also keinen Anspruch darauf eine derartige Ausrede zuungunsten des Opfers von Gewalt von den Tätern zu übernehmen. Entsprechend ist hier kein Gedanke darauf zu verwenden, ob und ggf. wie man sich der Gewalt angeboten habe. Die erkennbare und bestimmbare Überschreitung der Grenzen des Auftrags, den ein Agent einer Institution mit Zwangsklientel inszeniert, etwa auch inszenieren kann im Vertrauen darauf und aus der Erfahrung heraus, dass die Opfer sich in die Situation verstricken und sich endlich unterwerfen, ist eine der hinreichend beschriebenen Situationen, in denen sadistische Impulse ausagiert werden. Sie zielen auf die stets erneut und zwanghaft wiederholte Demütigung bereits Unterworfener. Aus der Geschichte des Antisemitismus sind diese Beispiele hinreichend bekannt.
Die Frage ist, wie sich diese Praxis fortsetzt, wenn es keine Objekte des Antisemitismus mehr gibt, ohne dass sich die sozialpsychologischen Verfassungen, auf denen seine Interaktionsdynamik beruht verändert haben müssten. Es ist dann doch zu vermuten, dass sich die entsprechenden Impulse auf funktional äquivalente Objekte richten, also Objekte organisierter Macht- und Gewaltausübung, die sich in einer formal identischen situativen Konstellation vorfinden.
Es gibt nun sehr hohe Wahrscheinlichkeiten für diese Verschiebung angesichts der Identität der Mechanismen und Voraussetzung aller Herrschaft und der Bedingungen ihrer Ausübung, denn dazu braucht man Menschen, und die benötigen dazu bestimmte Voraussetzungen und Persönlichkeitsmerkmale, die sich unter dem Gesichtspunkt der Personalrekrutierung für die Ausübung von Herrschaft oder die organisierte Gewaltanwendung sämtlich zunächst als Qualifikationsmerkmale darstellen und diesem Typus zu einer Bevorzugung verhelfen müssen, etwa gegenüber ‚Weicheiern’, oder ‚Entscheidungsschwäche’ oder ‚Mangel an Durchsetzungskraft’. Anders gesagt: Personen, die Persönlichkeitsdefekte haben, die sie zur Macht- oder Gewaltanwendung, zu sadistischen Umgangsformen gegenüber anderen Menschen disponieren, werden im Zuge der Personalrekrutierung durch macht- oder gewaltausübende Organisationen und Apparate mit höherer Wahrscheinlichkeit bevorzugt eingestellt werden.
Entsprechend ist aber dann auch die Wahrscheinlichkeit der agierenden Überschreitung des Auftrags und der mit ihm verbundenen Ermächtigungsbegrenzung einzuschätzen. Wo der Rangkampf selbst unter ganz belanglosen Umständen derart in die alltäglichen Formen des Umgangs eingegangen ist, dass er schon fast zum Inbegriff des normalen kommunikativen Umgangs geworden ist, dort ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Form unter den Umständen machtbestimmter Interaktion und Kommunikation und ihren situativen Rahmenkonditionen ebenfalls als normal durchgeht in dem Maße erhöht, in dem die alltägliche Normalität die Besonderheit der machtbestimmten Interaktion aus dem Blick zu rücken geeignet ist.
Das wird durch den erkenntnistheoretischen Sensualismus und die erlebnispsychologische Reduzierung des Wirklichkeitsbegriffs, der der Kommunikation und der Interaktion unterschoben wird, weiter verstärkt und in dem Maße zu einer Stütze der unbemerkt bleibenden, gleichwohl weder legalen noch legitimen Gewaltanwendung, in dem die Schemata der gewaltbestimmten Interaktion und Kommunikation in die Individuen einwandern ohne durch die genaue Kenntnis der Grenzen der zulässigen Formen selbst unter den Bedingungen des Zwangskontakts des Zwangsklienten mit der Machtorganisation bzw. ihrem Agenten gegenkontrolliert werden zu können. Wo weder die prinzipielle Unterscheidung der persönlich oder der der Organisation zuzurechnenden Handlung möglich ist noch eine Logik der Analyse der Interaktion und Kommunikation zur Verfügung steht, und stattdessen an die Stelle die eine diffuser erlebnispsychologischer Sensualismus und die ihm entsprechende Terminologie ‚ohne Ausgang’ tritt, ist das Individuum in einer irrealen Welt gefangen gesetzt, deren Gesamtheit, wiederum als eine kollektive Realität sui generis für die Nutzungskalküle der Herrschaftsausübung und in ihrem Kontext der unbemerkten, weil in dem Schema, dem das Bewusstsein unterworfen und in das es eingegrenzt ist, nicht artikulierbaren Gewaltanwendung, die neurotische Persönlichkeitsmerkmale zur Herrschaft über Menschen ermächtigt ohne das rechtfertigen zu müssen oder befürchten zu müssen, dass es bemerkt und unterbunden wird. So lässt sich fröhlich leben.
Es gibt indessen Konsequenzen dieser tatsächlich weit verbreiteten Anwendung aufzuzeigen. Sie bestehen darin, dass die Konstituierung des Ausschlusses, die Einrichtung des Cyber-KZ’s nicht ein einmaliger Akt und mit dessen Inauguration nicht beendet, sondern begonnen ist. Denn nun gilt es die Besiegten niederzuhalten, und just dies leistet die Wahrscheinlichkeit der Verwicklung in einen mit den verfügbaren Mitteln der kommunikativen Analyse, die im Grunde jeder Mensch ständig betreibt, nur nicht immer auf der Höhe der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, nicht zu bewältigenden Konflikt, aus dem der Zwangsklient immer erneut als erneut ausdrücklich festgestellter Verlierer hervorgeht. Die zunächst festgestellte nicht auftragskonforme neurotische Disposition, die ohnehin bereits privilegiert ist aufgrund der Zwecke der Organisation, erweist sich damit trotz ihrer Illegalität und Illegitimität als funktional zweckmäßig selbst dann, wenn es dem Opfer des aus ihr heraus ergehenden Angriffs gelingt, sie erfolgreich mittels einer genauen analytischen Bestimmung der kommunikativen Sequenzen zuzurechnen und den Versuch abzuwehren, ihn mit den Folgen seiner eigenen, dagegen gerichteten Gegenwehr zu belasten. Was bleibt ist die Erwartung, auf diesen Typus zu stoßen und mit ihm unter Bedingungen konfrontiert zu sein, die von existentieller Bedeutung sind.
Das lässt sich anhand der weiteren möglichen Folgen genauer darstellen. Jeder kennt die alte Weisheit: „Gehe nicht zu Deinem Fürst’, wenn Du nicht gerufen wirst.“ Was geschieht also, wenn der Zwangsklient, eben mit knapper Not der erneuten Stigmatisierung als Kriegsverlierer knapp und mit einigen Kratzern entkommen, oder mit einer zunächst unterschätzten schweren Verwundung und sich entschließt, den Ort des Verbrechens erneut aufzusuchen um sich die Adresse der Beschwerdestelle geben zu lassen? Die Kurzfassung zunächst: Er erlebt eine nunmehr elaborierte Iteration der Situation, deretwegen er sich entschlossen hat, trotz der inneren Stimme, die ihn warnt, das Problem zu untersuchen, das die Nachordnung von Auffangpositionen darstellen können für den Zwangsklienten, wenn er sich erdreistet, das darin vermutete Angebot zu naiv zu verstehen, indem er etwa das ‚Beschwerdemanagement’ aufsucht, das dieselbe Organisation sich selbst verordnet hat, um ihre Techniken zu optimieren. Diese Techniken sind Herrschaftstechniken. Zu ihnen gehört, das ist schon dargelegt, die Herrschaftstechnik der Realitätsdefinition mittels aufwendig hergestellter Sprachregelungen. Deren Orwellschen Charakter ist auch bereits dargelegt.
Eine der Formen dieser Sprachregelung ist die Bezeichnung: ‚Beschwerdemanagement’. Es ist gleich zu zeigen, was das bedeutet. Man muss sich ja immer einen sprachlich und mit Bildungsmitteln aus dem Bereich der Analyse dieser Techniken gänzlich unvertrauten Klienten vorstellen, um das ganze Ausmaß des kafkaesken organisierten Terrors abschätzen zu können und die Verwirrung und die seelische Beschädigung, die Traumatisierung, die intellektuelle Demütigung, und die Folgen, die diese Erfahrung hat, wenn sie sich wiederholt und er sich in dem tief gestaffelten System zu verlieren droht, das ihn mit verteilten Rollen immer höherstufiger ‚professioneller Kompetenzen’ zu bearbeiten versuchen wird, so dass seine Chancen sich durchzusetzen mit einer für ihn angemessenen Realitätsauffassung mit Sicherheit nicht wachsen in dem Maße, in dem er an größere Kaliber und eigens darauf spezialisierte Instanzen und Agenten gerät, die nun ihrerseits unter Selbsterhaltungsdruck einerseits und einem nicht so ganz genau definierten und entsprechend begrenzten Auftrag stehen, der mit dem eigentümlich unpassenden Ausdruck ‚Management’ auf eine höchst zweideutige Art und Weise umschrieben ist.
Es zeigt sich auch hier wiederum, wie wenig diese seichte sprachliche ‚Kreativität’ der kaufmännischen Rechner der von ihnen allenthalben mit zu verantwortenden sozialen Realität gerecht wird, die sie wesentlich mit geschaffen haben und nun mit diesen Sprachregelungen wohl kaum unabsichtlich überziehen und man wird feststellen können, dass hier überall das nunmehr ‚sozial aufgestiegene’ Proletariat ganz gegenwärtig ist und sein Verständnis von seiner sozialen Verantwortlichkeit zur Darstellung bringt. Auch das wird aufschlussreicher noch sein im Verlauf der weiteren Betrachtung, wenn wir zurückkommen darauf, wie dieser Typus, zur Macht gelangt, sich gegenüber, zu Zwecken seiner vergrößerten Selbstgeltung dort, wo ihm der Weg zum Geist aus Ressentiment, kultureller Zuchtwahl versperrt ist, die eben auch zu Spezialisierungen führt, die sich nicht beliebig schon deshalb in andere übersetzen lassen, zum Beispiel in den Zugang zu dem was eigentümlich Kultur ausmacht, eben praktischer Weise die Umkehrung sucht, und daher, weil alles schon weitgehend nicht oberhalb des Niveaus des –aufgestiegenen, versteht sich – Proletariats zu existieren veranlasst werden konnte, sich der Weg nach unten anbietet, indem die nunmehr schon recht flachen sozialen Hierarchien, jedenfalls kulturell betrachtet, einfach durch die Schaffung eines im Handstreich oder mittels eines Staatsstreichs erzeugten neuen Subproletariats erweitert wird, das sich vom herrschenden Proletariat wohltuend durch die Maßnahme unterscheidet und absetzt, in der sich das Eingeschlossensein und das Ausgeschlossensein zu der diesem Proletariat einzig verständlichen Form der innerweltlichen coincidentia oppositorum synthetisieren. So lässt sich der Gott, an den niemand mehr glaubt, aber den alle im Herzen tragen, als ‚Den Herrn’, zu dem lange genug aufzustreben endlich bedeutungsgleich wird mit der Einbildung, nun sei man es auch geworden, immerhin simulieren in einem kreativen Akt, der auf einen Schlag eine ganz neue Schöpfung hervorbringt, in der das aufgestiegene Proletariat sich nun auch selbst in seiner wahren geschichtlichen Bedeutung erkennen kann, als in einem Gegenbild, das den Anblick der eigenen Teigvisage im Spiegel des Edelbordells auf vorteilhafte Weise ergänzt.
Man kann nicht ganz genau wissen, wieweit sich die fromme Anbetung der weiblichen Vulva im Venustempel und die Gottes in den Amtsträgern im Unbewussten nicht entsprechen und ebenfalls zu einer Einheit zurückkehren, die nur die Zufälle des Lebens zu einer Bifurkation entzweien, denen auch diejenige entspricht, die diese Geister, die niemand eigentlich rief, sondern die es auf einer Energiehausse und weil sonst niemand da zu sein schien, nach oben schwemmte, da ja auch der ‚Kohlekompromiss’ und die mit ihm im Revier angelandeten Milliarden auf der Verfügbarkeit anderer Energien beruht, ihrerseits nun erneut in Realität umgesetzt haben, indem sie sich gegenüber das Bild erst erzeugt haben, das sie auf die geeignete Weise erhöht, zu Kultur- und Verantwortungsträgern nämlich, im Unterschied zu dem millionenfachen sozialen Schrott, den sie als eine nun erkannte niedere Lebensform zu verwalten geruhen, damit es ihren Kindern noch besser gehe als ihnen. Man möchte schon fragen, ob das schon alles gewesen ist, was das von seinen Fesseln befreite Proletariat an Führungspotential und Kulturträgern freisetzen konnte.
Wenn das so wäre, dann hätte sich die Mühe nicht gelohnt und die Investition historischer und gebildeter Intelligenz in diese Mühe wäre ein barer Unsinn, der als warnendes Beispiel für alle künftige ‚Intelligenz’ zu dienen hätte, sich niemals wieder auf die Seite der ‚Unterdrückten’ zu schlagen, weil sie, zur Herrschaft zugelassen und ermächtigt, nur zu zeigen imstande sind, um wie vieles niederträchtiger, heimtückischer und gemeiner der zur Herrschaft gelangte Knecht ist als der gelassen auf lange Herrschaft zurückblickende Herr, den er aus purem Ressentiment zu beerben und zu ermorden beansprucht und aus Hass auf dessen Kultur, mit der er sich niemals zu versöhnen imstande sein wird, auch und gerade dann nicht, wenn er endlich allein und ohne Widerstand herrscht, denn gerade nun benötigte er erst den Herrn zur Zähmung seines Ressentiments, die Versöhnung mit ihm, zu der er sich nicht findet, so wenig wie der verschwundene Herr, der ihn verlassen hat, ein Waisenkind, damit er sich das herrenlose Erbe aneignen könnte.
Stattdessen verbringt dieser neue Herr auf Wuthering Heights, das am Wegrand aufgelesene Findelkind, seine Tage damit, alle zu dem Elend zu verurteilen, das sein eigenes unverändert ist, obwohl sein Herr und Feind lange verschwunden scheint, und so sind alle in der Zwangsarbeitsverordnung emsig vereint und es wird zur Höllenstrafe nunmehr von ihr ausgeschlossen zu sein, und was der Herr einst als sein Privileg betrachtete, das Freisein von dem Zwang zur Arbeit, als Inbegriff der Freiheit der Obersten, der ‚leisure class’, wird nun zum verordneten Zwang, zur Strafe des Ausschlusses von der Teilhabe an der Arbeit, und zum Inbegriff der Demütigung und Deklassierung der Untersten, Ingegriff der Unfreiheit, eines Gefangenendasein in einer Welt der Arbeitssklaverei, zum Stigma des legitimen Angriffs, der immer erneut vorgetragen werden darf, denn es mussgarantiert werden, dass dies eine Einbahnstraße ist, von der es möglichst keine Wiederkehr geben darf, es sei denn nach dem allgemein geltenden Zufallsprinzip, das auch darüber entscheidet, wer nun Superstar wird und wer nicht.
Wie auch immer man es betrachtet, es waren Exponenten eines aufgestiegenen Mobs, die im Vorfeld der Umsetzung von HARZ IV die Verhetzung besorgten, die die Durchsetzung der Errichtung eines virtuellen KZ’s inmitten der Population des Landes dieser Population bzw. seiner ‚überwältigenden Mehrheit’ erst ‚schmackhaft gemacht’ haben. Natürlich kann man sich auch nach der zunächst erfolgreichen Exekution des Vorhabens nicht darauf verlassen, dass alles dies auch willig akzeptiert wird, vor allem von den Objekten solcher brachialer Aktionen. Es ist stets noch eine Menge Überzeugungsarbeit nötig. Auf die vorbereitet zu sein ist also sinnvoll und richtig. Dazu dient die betriebsinterne Weiterbildung.
In diesem Zusammenhang ist auch das Beschwerdemanagement von Bedeutung, als Auffangstelle hinter der Frontlinie, an der Konfliktpotentiale absorbiert werden können. Man kann sich nun den auch hier vorzuweisenden Erfolg nicht einfach so vorstellen, dass sich die Organisation mit Folgen belastet, die aus der Entgegennahme überzeugend und mit einer autonomen, von dem Machtapparat nicht autorisierten bürgerlichen Vernunft vorgetragenen Überlegungen folgt, die de facto die Handlungsfähigkeit des Machtapparats einschränken oder lahm legen könnten. Bereits das Zugeständnis, das Eingeständnis, dass es eine solche Vernunft geben könne, und dies gar unter der Zwangsklientel der entschlossen mit einem Gewaltakt Deklassierten, wäre gleichbedeutend mit dem Eingeständnis des begangenen Unrechts, wenn man nur davon ausgeht, dass selbst in Gesellschaften mit entwickeltem wissenschaftlichen Grundlagen Vernunft eine Grenzleistungsfähigkeit besonderer Art ist, die umso knapper wird, je weniger sie sich als abhängige Größe von der Allgegenwart der Herrschaft von Großverbänden und totalitären Subsystemen definieren und bestimmen lässt, die derartiges also auch nicht herstellen können, insofern es ihrem eigenen inneren Funktionsprinzip widerspricht, jedenfalls aber nicht ohne Weiteres aus ihm abgeleitet werden kann, während das Umgekehrte, Herrschaft, als defizienter Modus von Vernunft unter empirischen Bedingungen einer organisierten Form der Selbstbehauptung jederzeit aus einer im Prinzip bestimmbaren autonomen Vernunft ableitbar sind, insofern jede Herrschaft ihrerseits darauf besteht, im Kern, jedenfalls gelegentlich, auf einsehbaren Grundlagen zu beruhen, wo nicht gar auf göttlicher Offenbarung, also der Ableitung aus einem intuitus originarius, wie Kant das nannte, um es zu rationalisieren, einer Vernunft, die alles auf einmal weiß, erkennt und ist, oberhalb raumzeitlicher Erstreckung, die vielmehr nur als Modus dieser Vernunft aus ‚unserer’ Sicht erscheint, aus der Sicht endlicher Wesen.
Macht, Verwaltung, Herrschaft, sind ihrem Wesen nach unbegrenzt und insatiable. Wie immer sie begrenzt werden, sie neigen dazu, dies stets als freiwillige Selbstbegrenzung aufzufassen und neigen angesichts einer nur zu leicht verständlichen Vergesslichkeit dazu, sich einfach nicht mehr an die Gründe erinnern zu können, die sie einmal dazu veranlasst haben mochten, sich selbst zu begrenzen. Plötzlich erwachen sie wie aus einer schweren Benommenheit, einem Somnambulismus, einer hypnotischen Verzauberung und entdecken, dass die begrenzt sind, ohne dass sich einsehen ließe, warum dies unbedingt so sein sollte, zumal dann, wenn sich kein erkennbarer äußerer Widerstand anbietet, der die nunmehr bewusst und als solche erkannte Selbstbeschränkung begründen könnte. Wie eine Amöbe bilden nunmehr die Besagten zunächst vielleicht zögernd, dann entschlossener ihre Pseudopodien in alle Richtungen aus um den möglichen Widerstand zu ertasten oder sich endlich in die Region endgültig auszudehnen und den Raum flächendeckend und nachhaltig abzudecken, aus dem sich der Ausdehnung kein Widerstand entgegensetzt. Insofern sind die Besagten auch nicht in irgendeinem Sinne rational.
Darin eben irrt der kaiserliche Soziologe. Sie gleichen eher den biologischen Vorgängen der Ausbreitung des Lebens, indem sie dazu tendieren, in alle offen stehenden Lebensräume vorzudringen und diese zu besetzen, einfach um sich noch weiter ausbreiten zu können. Weder Verwaltung noch Macht noch Herrschaft sind also mit der wesentlichen Eigenschaft jeder Vernunft begabt, der Fähigkeit zur Selbstbeschränkung, die eine Voraussetzung der Selbstbestimmung, also einer modifizierten Form der Selbsterhaltung ist, die eigentlich den Menschen, verstanden als ein vom Begriff der Kultur (und vermutlich vom Begriff Gottes) nicht zu trennendes Konzept im Gegensatz zur Bestimmung der Gattung des Homo sapiens, als Inbegriff der ‚erfolgreichsten’ Raubtierart, die das bekannte Leben je hervorgebracht hat – einmal abgesehen von den merkwürdigen Spekulationen der Astrophysiker, die angestrengt möglichst weit wegschauen müssen um dann überall Leben vermuten zu können, während sie hinschauen könnten, wo es ist – und vielleicht sogar erst durch den Zwang dazu, der sich als Kultur ausformt, erst charakterisierbar werden lässt, auch im Gegensatz gegen andere, durch ihre Instinktorganisation begrenzte Tierarten. Es mag also merkwürdig klingen, aber in der Tat sind Macht, Herrschaft und Verwaltung damit nicht so sehr Ausdruck einer menschlich zu nennenden Vernunft, sondern vielmehr Ausdruck der biologischen Natur der Raubtiergattung des Homo sapiens.
Derart ist es kein Wunder, dass es just diese sich in die Kultur hinein fortsetzenden, mit ihr auf eine höchst eigenartige und originelle Art und Weise konkurrierenden biologischen Extensionen und Pseudopodien sind, die sich innerhalb der organisierten Gattung derart konturieren, dass sie sich gegen die Gattung ebenso gut kehren wie sie ihr zu dienen scheinen, indem sie die Gattung in sich selbst spalten in einen herrschenden und einen beherrschten Teil, eine Spaltung, die sich durch die Form der Hierarchiebildung ständig in sich erneut differenziert und verfeinert bis sie alles in der Form einer Bifurkation durchdrungen hat, die von allen Punkten des sozialen Raums zugleich ausgeht und in alle entfernten Punkte hinein verläuft, indem sie ihre Struktur unablässig weiter aufspaltet.
Das Prinzip dieser Durchdringung ist die Kommunikation. Diese Strukturbildung hat ihre Rationalität. Es ist der ihr innewohnende Mechanismus und die Automatik seiner Ausdehnung, seine ‚Logik’ ist die des Prinzips Leben. Man kann indessen nicht behaupten, das Leben habe eine Vernunft, obwohl man sagen kann, seine Ausbreitung folge einer ihm ‚innewohnenden Logik’. Es lässt sich nun nachweisen, dass sich bereits am Beginn aller Kulturbildung, die anders gar nicht als solche verstehbar wäre, weil sie einfach in der Logik der Ausbreitung des Lebens aufginge, die mit diesen in die Kultur hinein sich fortsetzenden Prinzipien gleichzeitige Entfaltung eines auf die bewusste Erfassung, Bestimmung und Begrenzung, die Einhegung dieser biologischen Logik nach ‚Innen’ und ‚Außen’, in die sozialen Gebilde hinein und in ihre jeweils ihnen äußerliche Umgebung gerichteten Prinzips bemerken, das also eben darauf geht, die bewusste Möglichkeit der Kontrolle im Sinne dieser der Menschwerdung genau genommen nur begrenzt dienlichen biologischen Verlängerungen und Automatismen zu untersuchen, und damit ist die Suche nach dem möglichen Prinzip der Selbststeuerung der Entwicklung des Menschen zu sich selbst genau genommen schon gefunden, wenn auch noch nicht abschließend formuliert.
Der globalen Ausbreitung der dem Leben als Kultur innewohnenden biologischen Logik entspricht zugleich die immer klarer sich konturierende Umrisszeichnung des Konzepts der Beherrschung der biologischen Mechanismen, die in die Kultur hineinreichen und mit ihrem reinen Begriff ambivalent konkurrieren, durch eben diesen formulierten Inbegriff der Kultur, der sich im Spannungsfeld zwischen Gattung und Kultur einerseits, und zwischen Herrschaft und Vernunft andererseits, zwischen Gott und Mensch und zwischen der Tiergattung und dem Menschen aufspannt in einem mehrdimensionalen Raumzeitgefüge, das Gattungsgeschichte und Kultur zu einer dynamischen Einheit zusammenbindet.
Der Vorrang an Aufmerksamkeit verschiebt sich innerhalb der Geschichte verschiedentlich von dem einen Schwerpunkt auf den anderen, in verschiedenen Kulturen kommt es zu Endzuständen, die nicht überschritten werden aus der inneren Entwicklungsdynamik dieser Kulturen heraus, während sie durch Anstöße von Außen wiederum weiterführende Impulse erhalten, und sich anderswo weiterführende Entwicklungspfade ergeben, die ganz unverkennbare Konvergenzen in Richtung einer veränderten spannungsreichen Synthese der ‚biologischen’ Mechanismen mit dem Versuch sie in die Regie einer autonomen Selbstkontrolle zu nehmen abzeichnen, um dann abzubrechen, einzufrieren oder auch zu dekompensieren, bis sich aus den sich verlaufenden Wassern wiederum einer der wenigen Augenblicke der Geschichte ergibt, in denen der sich aus dem Raubtier heranbildende, auf sich selbst hin konvergierende Mensch sein Spiegelbild in dem Wasser erblicken kann, das im Moment der Windstille ihm dieses Bild zurückstrahlt. Das muss reichen bis zum nächsten Mal. In der Zwischenzeit zehren die erneuten Turbulenzen an ihm und er selbst von der Erinnerung an sein Spiegelbild, den Inbegriff der Schönheit und der ihm möglichen Wahrheit des Wissens, auch des Wissens vom Guten.
Es ist ein Gott und er erhört die Gebete des Menschen, der sich an ihn wendet. Es ist wirklich wahr. Das muss ich meinen Kindern mitteilen. Man darf sich sogar etwas wünschen. Nur Mut. Ich darf nicht länger herumspielen mit dem Luxus des Zweifels, so als hätte Gott keine Antwort gehabt auf die Frage, Warum soll ich eine Schöpfung hervorbringen. Die Antwort ist die Schöpfung, es muss also eine Antwort sonst gar nicht geben. Sie liegt ganz leibhaftig vor, und ist mithin auch dem Begriff nach, denn nichts kann sein, es sei den dem Begriff nach. Also gibt es auch keine Irrationalität, streng genommen. Alles erhält dadurch einen Sinn, dass es als Voraussetzung in alles Spätere, das sich daraus ergibt, eingeht, dass im Ganzen als dessen Moment ist.
Es war alles immer in meiner eigenen Verantwortung, also ist tatsächlich auch alles meine Schuld. Ich habe dieses Schicksal gewollt und kein anderes, auch wenn ich mir immer ein vermeintlich glücklicheres anderes vorgestellt habe, das natürlich nicht mein wirkliches sein sollte. Das war die Verweigerung der, die Angst vor einer Verantwortung, die ich nicht tragen konnte, weil ich erkannte, dass ich nicht fertig war, während ich die Aufgabe durchaus sah. Ich muss dafür dankbar sein, dass ich so weit gebracht werden konnte von meinen Lehrern, dass ich die Aufgabe sehen konnte, und nicht undenkbar deswegen sein, weil ich auch erkannte, dass ich nicht imstande war sie zu bewältigen, sondern vielmehr Jahrzehnte furchtbarer Selbstzweifel vor mir haben würde und einen ausschließlich in meiner Seele, in meinem Geist sich abspielenden Kampf vor mit haben würde, dessen Ausgang mir höchst ungewiss erscheinen musste. Nun konturiert sich vor meinem Auge eine Lösung und ich kann sie niederschreiben. Das ist das Schöne, nach dem ich immer gesucht habe. Wie wunderbar. Danke.
Ich vertrage keinen schwarzen Tee und keinen Weichkäse. Mein Magen rebelliert dagegen.
Ich gehe jetzt zu Bett. Es ist 01.04.2006 03:47:30 Gute Nacht. Vielleicht ist ein Imperium doch nicht nur das reine Böse, wer weiß.
Sonntag, 2. April 2006
Als ich mich am Samstag früh um ca. 4:30 aus dieser Arbeit abmelde und um noch einwenig in Hegels Logik II und dann in dem Buch von Margaret Mahler, ‚Symbiose und Individuation’ lese, dessen ersten Abschnitt ich noch einmal durchgehe, unterbreche ich diese Tätigkeit um folgendes handschriftlich aufzuschreiben, weil es mir so eindrücklich ist. Ich ergänze es hier mit Einschüben, die mir jetzt bei der Übertragung in dieses Manuskript einfallen:
Plötzlich überfällt mich die ungemein lebendige Erinnerung an einen immer wiederkehrenden Traum – ich habe solche Erlebnisse öfter, ebenso wie wir immer deutlicher Serien thematisch zusammengehöriger Träume vor Augen gestellt sind – in dem ich ein Leben in einer elenden, ausgesprochen verschachtelten und heruntergekommenen Bretterhütte führe. Merkwürdig genug ist, dass das von einem dem Traum – wie bei Musikstücken – unterliegenden alles durchdringenden Gefühls begleitet ist, das wie dieses Gefühl, dass man bei Anhören einer Melodie hat, nicht anders artikulierbar ist als in der Form dieser Melodie, während jede Illustration und jede Form der sprachlichen Darstellung bei dieser Aufgabe versagen muss, wenn man einmal von einigen wenigern Gedichten oder auch Erzählungen absieht, die eine solche Darstellung von etwas Unsagbarem indirekt erbringen. Es ist ein Gefühl der heimatlichen Verbundenheit, der Vertrautheit, das an eine schwache Sehnsucht heranreicht, die angesichts der schäbigen Hütte unverständlich ist.
So dass die Erinnerung wenigstens auch von einem Befremden beim wie aus einem halben Rückblick erscheinenden Anblick der Vorderfront der Hütte begleitet ist. Beim genaueren Hinsehen fällt auf, dass die Hütte wie verstaubt ist, so als stünde sie selbst unter einem Dach, und würde nie von einem Regen erreicht, der sie waschen müsste. Mir sind mehrere Varianten dieses Traums erinnerlich, und sie lassen sich zu einer Serie von Träumen zusammenfassen, die alle mit Häusern zu tun haben, in denen ich oft auf der Suche nach etwas bin, das ich darin nicht finde, und wovon ich auch nicht weiß, was es ist.
Es ist wie ein Antrieb, der mich alle Winkel durchsuchen lässt, ohne dass ich wüsste was ich suche und ohne dass ich es jemals würde finden können. Während ich dies schreibe, faltet sich gewissermaßen einer der Träume aus dem anderen auf entlang einer merkwürdigen Assoziationsregel, die an den eigenartigsten Stellen in die Erinnerung an den ‚nächsten’ dieser Art Träume umschaltet, und eine Reihe durchläuft, die in der Erinnerung mit einem rückwärts laufenden Zeitindex versehen ist und bei einigen Träumen endet, von der eines die Ruinen eines Gebäudes zeigt, das offenbar unfertig vor der Fassade einer Felswand steht, die auch als Steinbruch genutzt worden ist – ähnlich den Gebäudefassaden von Petra, von denen ich zur Zeit, als ich diesen Traum träumte, vor mehr als fünfundzwanzig Jahren, nichts wusste, auch ist die Landschaft mitteleuropäisch, bewaldet, es könnte ein Landschaftsgemäldemotiv aus der Romantik sein, während ein anderer Traum eine andere, aber ebenfalls im Zustand des Zerfalls oder der Unfertigkeit von Anfang an hinterlassene Ruine an einem Meeresstrand zeigt, nach Art des französischen Atlantik im Südwesten Frankreichs.
Dazwischen sind in der Reihe verwinkelte Fachwerkbauten mit ebenso verwinkelten Anbauten, teils von eigentlich unbewohnbarer Enge, und Scheunengebäude, deren Inneres mit beeindruckenden Balkenkonstruktionen imponiert. Manchmal klopfe ich an einem der Gebäude an und meine, meine Mutter zu suchen, ohne sie finden zu können. Das macht mich traurig, Ich würde gern noch einmal mit ihr reden, aber was ich hier mit Mutter meine, entspricht nicht der Person, die ich als solche aus meiner bewussten Erinnerung kenne. Das Gefühl der Ratlosigkeit und Verlassenheit, die sich sonst an die Erinnerung dieser Träume geknüpft hat bzw. diese Träume eigentlich generiert haben muss – sie müssten demnach sehr frühe Erinnerungen verkörpern, die nicht an die üblichen sinnlich vermittelten Wahrnehmungsweisen (Auge und Ohr) gebunden sind, sondern komplexe, bis in die intrauterine Psyche hineinreichende Gesamtzustände des Organismus repräsentieren – begleitet aber diese jetzt gegenwärtige Erinnerung nicht, sondern scheint sich gewandelt zu haben (Während ich dies in dieses Manuskript übertrage, ist mir das wiederum nicht entsprechend gegenwärtig und ich weiß also nicht, was ich da eigentlich aufschreibe.
Es ist, als schriebe ich einen mir fremden Text ab. Das betrifft auch das Folgende: ) Ich erkenne wohl noch diese Erinnerungen an die sehr intensiven Gefühle der Einsamkeit wieder, aber auf einmal auch das des Glückes, das mir darin sonst nicht begegnete, zumal angesichts der elenden Hütte aus alten, gebrauchten, unterschiedlich breiten Brettern, die zudem ungehobelt, rau und teil von Resten von altem Putz überzogen zu sein scheinen, aber vor allem mit einer grauen Staubschicht. Indem hatte ich das nur ein Zimmer und die Hütte war auf einer Wiese aufgebaut an einem vorbeiführenden Weg ohne Pflasterung oder Befestigung, zurückgesetzt von diesem Weg. Es führte kein erkennbar ausgetretener Pfad von diesem Weg aus an die Hütte heran über das Gras. Es gab also keinen durch eine Gewohnheit ‚geregelten’ Zugang.
Andererseits sah es nicht so aus als ginge nie jemand zu dem übrigens nicht erkennbaren Eingang, der irgendwie im Gewirre der ineinander übergehenden und einander überlappenden ungleichen Bretterenden optisch getarnt sein musste, ob mit oder ohne Absicht, jedenfalls aber nicht augenfällig war. Im Hintergrund dunkel hohe Tannen, Wald? Jedenfalls keine offene Landschaft, die sich aber hinter dem Wald vermuten lässt. So etwas weiß man im Traum auch ohne es zu sehen, weil der Träumer auch der Autor des Raums ist, den der Traum mit entfaltet. Zugleich scheint das ein Bild zu sein, das mit meiner Studienzeit in Giessen zusammenhängt, angesichts von dessen noch herumstehenden Trümmern sich das Trauma der Bombennächte reaktualisierte, das ich aus Mainz in das katholische Kinderheim mitnahm, wo es dann mit dem Untergang der frühen Kindheitserinnerung zusammen mit der Erinnerung an meinen älteren Bruder und meinen Vater auf seine Wiederbelebung wartete, die mich vernichtete ohne dass ich begriff wie und warum, weil alles so war, als erreiche mich eine mir auferlegte Schuld, für die ich mit der Zerstörung meiner Zukunft zu bezahlen haben würde. Was die Hütte damit zu tun hat, ist mir indessen nicht klar.
Der Mathematiker fällt mir ein, Kacynski, der in den USA über Jahre in einer kleinen Hütte lebte, aber der Traum ist auch hier älter als meine Kenntnis dieser Person oder des Bildes ihres Wohnorts, das mit in einer Zeitung begegnete oder einem ähnlichen, solche Dinge verbreitenden ‚Medium’ der epidemischen Infiltration der Nervensysteme der Biomasse des Homo sapiens. Repräsentiert diese Hütte meinen Wunsch, diese Zivilisation zu verlassen? Kaum glaubliche Oberflächlichkeit des Verständnisses. Die ‚Umwelt’ ist das Immergleiche in der menschlichen Existenz, für die Lebensführung kaum von veränderbarer Bedeutung, es sei denn unter dem Gesichtspunkt ihrer mehr oder weniger erheblichen Riskantheit, die sich auf die allgemeine Überlebenswahrscheinlichkeit auswirkt.
Was verbindet mein Wachbewusstsein mit der Erinnerung an diese Hütte, die eine visuelle Repräsentanz von etwas ganz und gar Unvisuellem zu sein scheint, das die Bestandstücke der visuellen Wahrnehmung zu benutzen scheint wie sie sich gewissermaßen von einem regellosen Haufen der Hand anbieten, die nach dem greift, was jeweils ‚obenauf ’ liegt, so wie man etwa von einem Haufen von Backsteinen einfach immer die nimmt, die der Hand am mühelosesten zu ergreifen sind, um daraus ein Bild von etwas zusammensetzen, das dem Betrachter eine Front anbietet, durch die keine ohne Weiteres erkennbare Tür in ein Inneres führt, wie überhaupt diese Front der Hütte etwas eigenartiges, flächiges hat, das ein Gefühl erzeugt wie Landschaftsbilder, die so sind, dass sie dazu auffordern, dass man sie betritt, während die Einsicht, dass es sich um ein Bild handelt, den durch den Anblick hervorgerufenen Wunsch als unmöglich erkennbar macht und der Charakter der Abbildung diesen von ihr erzeugten Wunsch vereitelt.
Ich erinnere mich jetzt, früher öfter beim Anblick bestimmter Landschaftsabbildungen diesen Wunsch verspürt zu haben zusammen mit der herzzerreißenden Empfindung der Unmöglichkeit diesen Wunsch zu realisieren, und wie sehr mich das vor dem Anblick des Bildes fesselte. Es muss eine der Grundlagen der Erfahrung des Ästhetischen darin liegen, dass das Objekt der Betrachtung einen Wunsch weckt zugleich mit der Erkenntnis der Unmöglichkeit der gerade durch das Objekt selbst, seine Beschaffenheit vereitelten Erfüllung dieses Wunsches, den sein Anblick erzeugt. Und etwas davon geht in jede so genannte ‚Liebe’ ein, ist vermutlich sogar ihre ‚Substanz’: Die Weckung eines Wunsches, der unerfüllbar ist angesichts der Wirklichkeit des Objekts, an dessen Oberfläche der Wunsch entsteht, während er durch seine Durchdringung, der Vereinigung mit ihm seine Erfüllung sucht, die unmöglich ist aufgrund der Beschaffenheit und Herkunft des Wunsches, dessen Erzeugung durch das als Auslöser fungierende Objekt, an dessen Oberfläche er sich heftet, einer sekundären Nutzung zugeführt wird, die die biologische Reproduktion betrifft und sich dem Egoismus des Selbsterhaltungstriebes entzieht, die die Identität des Organismus sichern soll, die ihrerseits eine sich dem Bewusstsein entziehende Grundlage hat und ebenfalls, vor allem von der so genannten Kultur, als Hebel benutzt wird um Menschenmassen zu beherrschen. Immer dann, wenn sich das Selbstbewusstsein von dieser ihm nicht notwendig zugehörigen biologischen Funktion löst, sind Menschen gegen die Zumutungen der Herrschaft immun und es kommt zum Konflikt mit ihr.
Was also repräsentiert das Traumbild der verstaubten, gegen alle Regel der Handwerkskunst, die mir ja gerade bekannt sind aus eigener Tätigkeit und Erfahrung, zusammengesetzten Hütte, die ich niemals derart aufbauen würde, selbst aus demselben Material, das der Traum benutzt, nicht in dieser Weise? Ist es die ironische Verspottung der als Inbegriff sexuellen Begehrens allüberall bis zum Ekel präsentierten Oberflächen der Spiegelungen und flächigen Reproduktionen der organischen Außenseiten des Weibchens, das die im die Organmaschinen aus dem Standby zur Produktion von Wünschen animieren soll, die sich sogleich an die Illusionen dieser Oberflächen heften sollen, die wiederum der sekundären Nutzung für den Warenabsatz zugeführt werden sollen. Wenn der Inbegriff einer Elendshütte im Nirgendwo mit dem jeder Sehnsucht bei allen Menschen zusammenfiele, wenn, anders gesagt, die Illusion durchschaut und ironisch klar werden könnte, müsste diese Welt, die sich den Titel einer Kultur usurpiert, implodieren.
Die Kultur, anders gesagt, liegt im Auge des Betrachters und immer nur so viel wie eben schon darin liegt, und dieses Darinliegende hat Konstitutionsbedingungen, die ihrerseits nicht durch den Betrachter selbst erzeugt werden, sondern durch etwas, das umgekehrt ihn selbst konstituiert und seine Bereitschaften, etwa sich enteignen zu lassen auf diese lächerliche Weise, die ihn schamlos benutzt, indem sie ihm vormacht, das, woran sich der Wunsch sogleich festgeleimt sieht ohne es zu erkennen, sei nicht nur das Objekt des Wunsches, sondern auch seine wirkliche Erfüllung: Ein Ferrari, eine Yacht, ein DVD-Recorder, oder, auf der Stufe des wirklichen Kinderlends (wo die ‚Erfüllung’ auf eine so lächerliche Form schrumpft, dass eigentlich durchsichtig werden müsste, was für ein menschenunwürdiger Unsinn das ist, wie denn überhaupt die SignalProzessierungsindustrien nicht eine der von ihr propagierten Erfüllungen auch nur der geringsten menschlich zu nennenden Erwartung jenseits des aberwitzigen Geschäft mit der betrogenen Hoffnung eingelöst hat und so gesehen eigentlich längst vor dem Zusammenbruch stehen müsste, den die mit der Erkenntnis des Betrugs unvermeidliche Einsicht erzeugen müsste, wäre nicht die Hoffnung das furchtbarste Geschenk, das dem Epimetheus aus der Hand der Pandora entglitt um den ‚Menschheit’ zuteil zu werden, weil er die Unüberlegtheit hatte, entgegen der Warnungen seinen Bruders, des kaum weniger unvorsichtigen Vorbedachten, der ihnen das Feuer schenkte, die ‚Büchse’ zu öffnen, die ihm die Fata Morgana seiner projizierten Wünsche mitbrachte. Prometheus wurde zu Recht bestraft, die Strafe des Epimetheus wurde zu der der Menschheit, ihrem Fluch: Die warenproduzierende Zivilisation.
In jeder zur Haushaltserleichterung, zur Erhöhung der Mobilität, der Ermöglichung der Kommunikation über große Entfernungen usw., wiederholt sich das täuschende Angebot der Verbesserung und Erleichterung des Lebens und seine Verkehrung in eine Vertiefung der rettungslosen Versklavung der Getäuschten, und über allem trohnt der Inbegriff der PANDORA mit ihrer schmierigen kleinen Büchse, die immer wieder von kleinen Jungen neugierig ‚geöffnet’ wird, um zu sehen was darin ist, die sich verzweifelt und nach Milliarden auf Huren und Flittchen wälzen, an der Büchse riechen, von hinten und vorn in sie einzudringen bemüht sind, während sie in Krämpfen vor sich hin zucken und ihre propriozeptiven Nervenenden reizen in der Illusion, es sei dies die intimste Vereinigung mit einem anderen, mit einer Pandora, die zu allem bereit sind, wenn es nur ihrer ‚Emanzipation’ dient und ihrem Wunsch nach einem Fernseher und einem ‚kleinen Heim’. Es gibt keinen platteren Kalkül als die Synthese aus der unablässigen Begattung der Pandora mit den kaufmännischen Rechnern, und das Ganze ist der Inbegriff dessen, was diese beiden unter ‚Kultur’ verstehen.
Der Mann ist nichts mehr als der Zuhälter und der Gehörte Idiot, der den kaufmännischen Rechner als Freier bei sich zu dulden hat, der ihm vorschreibt, was er unter Familie noch zu verstehen haben darf, wenn er nicht als Störenfried und als Feind des jus primae noctis in dieser Messalliance betrachtet werden und aus dem Hause gewiesen werden will.), ein Handy oder eine Klamotte, ein Makeup nach Art des ‚Stars’, den die Enteignung dieser Wünsche erst zu dem macht, was er zu sein scheint, solange er zu dem gemacht wird von den enteigneten Wünschen, was er zu sein meinen kann, weil das gelingt. Was dabei vorgeführt wird ist eine unfassbare Verelendung, die sich in bunte T-Shirts und ‚trendy’ Outfits und Verhaltensautomatismen verwandelt, die die Welt dieser elenden Herde mit dem Müll anfüllt, aus dem sie selbst recht eigentlich besteht, während überall von den Plakatwänden schlachtreife und hirnlose rosige Spanferkel dazu auffordern, sie gelegentlich einer Grillparty am Spieß zu braten, um damit der von ihrem Blick zum Ausdruck gebrachten falschen Selbstsicherheit, mit der kleinen, sinkenden und schmierigen Höhle an ihrem unteren Rumpfende ließe sich die Welt steuern eine klare Antwort zu erteilen. Und es erscheint ganz selbstverständlich, dass die Mädchenmagazine zur Prostitution erziehen, weil es Spaß macht.
dass das etwas mit der Rationalisierung der Folgen der Zerstörung der Möglichkeit der Familie zu tun hat, und mit den Nutzungskalkülen eines Industriefeudalismus, der die Menschen zu Zwecken ihrer besseren potentiellen Nutzbarkeit einem bis in die letzten Winkel des Privaten hinein militarisierten Lebens unterwirft und entsprechend an die Stelle des sozialen Lebens das Leben in einem Militärlager mit den ihm entsprechenden Formen der Truppenunterhaltung gesetzt hat, zu dem eben auch der – sozial privatisierte – Puff gehört, in dem die einvernehmliche Verabredung zur gegenseitigen Nutzung der Geschlechtsorgane dem freien Markt überlassen wird, was die Zwangsprostitution erübrigt, weil die Triebhaftigkeit der sich selbst überlassenen Organismen schon dafür sorgt, dass über ihnen als Freiwilligkeit zusammenschlägt, was sie dazu verurteilt sich aneinander preiszugeben, das verschwindet hinter der Maske des ‚Spaßes’, den das macht, während die Folgen aus der Öffentlichkeit ausgeklammert und wo es Not tut einfach mittels Gewalt (oder Rechtsprechung, Überwachung und ‚Therapie’) unter den Teppich gekehrt werden, alles Betrugsmanövern, die immer mehr die Funktion übernehmen müssen, diese Folgen systemkonform derart zu ‚erklären’, dass die allgemeine Praxis des immer weiter gehenden Abbaus aller anthropologischen kulturellen Grundlagen des Lebens der Gattung Homo sapiens abzubauen zugunsten der Einrichtung eines gigantischen Schweinestalls, in dem die aufs bloße Vegetieren heruntergebrachten Organismen der gewissenlos vernutzten Schlachttiere ihre ‚Identität’ dann eben um ein paar körperlichen Funktionen: Fressen, Saufen, Schlafen, Ficken, Kacken herum organisieren dürfen, und dabei dann ganz frei sind, im Rahmen der ihnen zugestandenen Rationen, die stets unter dem Vorbehalt der Drohung gewährt werden, dass sie auch, bei Mangel an Wohlverhalten, entzogen werden können.
Was keine Diktatur je in der Geschichte dieser ‚Menschheit’ hat verwirklichen können, indem sie stets an lebensweltlichen Regeln, die sie um ihrer Selbsterhaltung wenigstens so hinreichend respektieren musste, dass eine Kultur möglich blieb, das hat diese Gegenwart zu realisieren vermocht: Die Verwandlung des Lebens der Gattung in einen gigantischen Stall, in dem domestizierten, um ihre Instinkte betrogenen Tieren auch noch die Ersatzbildungen zertrümmert werden, die ihnen eine Existenz ermöglicht, die sich wenigstens auf dem Niveau der anderen Tiergattungen zu halten vermag.
Es ist eine Beleidigung des Hausschweins, dies als einen Schweinestall zu bezeichnen, denn nichts gleicht einem Stall, in die die Gattung des Homo sapiens mit ihren losgelassenen Trieben ihren kollektiven Albtraum träumt ohne auch nur den Rechtsanspruch gewahrt zu sehen, dass die ihr verbliebenen Instinktresiduen respektiert werden von einem wahnsinnig gewordenen Herrschaftsapparat, dessen Pseudorationalität von einem Raubtierwahn gesteuert wird, wie ihn der Fuchs oder der Marder im Hühnerstall erleben mag angesichts der Masse der ihm wehrlos ausgelieferten, zur Flucht angesichts des Gefängnisses, in dem sie sich befinden unfähigen Beutetiere, deren Instinkt den Jagdtrieb sonst komplementär begrenzt, einfach indem, wo eines der Beutetiere gepackt wird, der Rest flieht und durch die Distanznahme dem Trieb des Mörders eine Grenze zieht, die diesen zur Bescheidung veranlasst und zu erneutem Aufwand zwingt, der der Arterhaltung der in der Beziehung von Räuber und Opfer stehenden Gattungen und Arten ein Gleichgewicht gibt, das sich auf der Grundlage von Randbedingungen ausbalanciert, die den Lebensraum beider Arten definieren.
Die Verlagerung des Verhältnisses zwischen Raubtier und Beutetier in den geschlossenen (globalen) Innenraum der Gattung des Homo sapiens ist angesichts der exorbitanten, aus dem Gefüge des Lebens ausgebrochenen Gefährlichkeit des Räubers und der ebenso unkontrollierten Vermehrungswut einer Tiergattung mit ‚ganzjähriger Balz’, die noch dazu ständig dazu animiert wird, zu ficken, ficken, ficken, weil das das Geschäft hebt, sowohl durch die Zunahme der Zahl wie durch die ständig mit informativen Pheromonen verseuchten Atmosphären, in denen das ‚präkoitale Klima’ eine sexuelle Überladung aller Information erzeugt, der einen sekundären Wahnsinn in der Form der sexuell motivierten Straftaten bewirkt, für den sich selbstverständlich die Erezeuger des allgemeinen Klimas nicht verantwortlich fühlen müssen, wie ihre Studien stets beweisen, so wenig wie die informationelle Allgegenwart von nichts oder kaum anderem als der Gewalt – neben der Prostitution und der Pornographie in jeder Form, bis hinunter in den Softporno der Warenwerbung ‚für Unterwäsche’ auf weiblichen Hautoberflächen in Überlebensgröße – etwas zu tun hat mit der Allgegenwart einer kulturellen Dekompensation, in der die ‚Kultur des Westens und Europas mit ihrer Säkularisierung alternativenlos versank und stagniert, eine Situation, in der den immer unangreifbarer organisierten Predatoren die Herde der vollständig vereinzelten Gattungsexemplare, angesichts der Beraubung des Schutzes der Herde, der die kollektive Reaktion des Schwarms zum Schutz des Individuums immerhin noch ermöglichen könnte, keine durch die Reaktionsbereitschaften oder -fähigkeiten der Beutetiere mehr gesetzte Schranke ihrer Angriffsimpulse oder ihrer Angriffspraktiken und der Wahrscheinlichkeit ihrer Erfolge mehr entgegen gesetzt ist. Die in der Gefangenschaft der immer enger um das Gattungsexemplar gezogenen Grenzen seines Stalles ist ihm endlich keine Ausweichbewegung mehr möglich – als die, sich aus einem Beutetier zurückzuverwandeln in eine Naturbestie, die angreift um zu töten angesichts einer Situation, die als andere Möglichkeit nur die Bereitwilligkeit des Opfertiers offen hält, sich töten zu lassen oder unter dem Eindruck einer sich immer enger um es zusammen ziehenden Netzes von Einschränkungen atemlos zu bescheiden und auf den Tag des Opfers zu warten.
dass das eine der Determinanten ist, die das ‚Verbrechen’, den Regelverstoß oder den selbstdestruktiven Amoklauf verursachen ist evident. Die Zunahme selbstdestruktiver Reaktionen ist unter diesen Umständen zu erwarten und lange vorausgesagt, auch wenn das nicht zur Kenntnis genommen wird. Viele dieser selbstdestruktiven Manöver lassen sich gut im Alltag unauffällig unterbringen und sind derart systemkonform, dass sie ignoriert werden, dass heißt als Objekte routinierter Verwaltung und Entsorgung unauffällig untergebracht werden können. Die Opfer des Kriegsalltags dieser durchweg militarisierten Realität, als deren prominentestes das Verkehrssystem betrachtet werden kann, während die ‚Verbreitung von Information’ das mindestens zweitwichtigste, wenn nicht das in der Tat prominenteste ist, sind Unzahl und die Phänomenbilder so schön vielfältig, dass sie sich bequem auf ganz verschiedene ‚Wissenschaften’ verteilen lassen, womit sich ihr innerer Zusammenhang aus dem Blick rücken lässt, der Umstand, dass die Einrichtungen der Lebensentlastung und -erhaltung zu ganz selbständigen Mordmaschinen geworden sind, deren einige unter dem Eindruck der sich in ihnen zusammenrottenden Gier und hinter Professionalitäten maskierten animalischen Selbsterhaltungsformen auf Kosten der parasitär ausgeweideten Biomasse die Resultate eines Kampfs um privilegierte Nutzung der Biomasse institutionalisiert haben, die die deklarierten Primärzwecke längst zur puren Fassade entwertet haben, die dieser primär gewordenen parasitären Nutzung untergeordnet ist.
In jeder geschichtlichen Epoche auferlegt der Gewaltapparat, der die Menschen beherrscht, jedenfalls soweit wir von der Existenz von so genannten Hochkulturen ausgehen können, dem Bewusstsein der Menschen, die er für seine Zwecke formiert, um sie zu konsumieren, Beschränkungen, die sich als Zeitgeist, als Inbegriff der Kultur und ihres formulierten Selbstbewusstseins dokumentieren, oder auch im Sinne dessen, was z. B. ‚Deutsche Ideologie’ nach seinem heute kaum mehr bedeutsamen Objekt genannt worden ist. Die Aufgabe der ‚Intelligenz’ – nicht im Sinne dessen, was der Intelligenztest bzw. der dazu bestellte ‚Psychologe’ misst, sondern im Sinne des Bewusstseins, das sich all dies, was dem Zeitalter auferlegt ist zum Objekt macht, und machen kann, weil es sonst gar keine ist, sondern lediglich Funktion der mit sich selbst vermittelten Herrschaft. In diesem Sinne ist ‚Intelligenz’ diejenige Singularität, deren Objekt das Selbstbewusstsein des sich durch die ‚Informierung’ der Individuen der jeweiligen Mitwelt mit sich selbst vermittelnden Machtapparats ist, also dasjenige, das dieser Macht nicht unterworfen werden kann. Das ist stets potentiell, und es ist ein anderes, die Bedingungen seiner Realisierung zu untersuchen. Es geht hier zunächst um das richtige Verständnis des Verhältnisses, das die Bedeutung des Terminus hier regiert, ganz gleich wie das anderswo ‚gemeint’ sein mag – ist es also sich im Akt der Depotenzierung des ihm mit dem Anspruch auf seine Unterordnung Entgegenstehenden selbst zu konstituieren. Die Aufgabe der Selbstkonstituierung einer in diesem Sinne – durch das Verhältnis zu dem Objekt und die Art des Objekts – verstandenen Bedeutung von ‚Intelligenz’ ist es also, sich selbst nebenbei, im Akt der Konstituierung ihres Objekts selbst zu erfinden. Das ist aber nur ein Resultat nebenbei.
Die Richtung der Anstrengung ist also nicht auf das Selbst dieser Intelligenz gerichtet, sondern auf das Objekt, und dessen Situierung, sein untergeordneter Status. Es ist nicht das Ganze, sondern nur zusammen mit seinem Begriff und dem Bewusstsein davon, was Herrschaft und Kultur sind, ist es dies, darum ist aber dann, das was sich als das Ganze präsentiert aus gutem Grund, nur noch das Zweite, ein Unvollständiges, das ohne verstanden zu sein aus der Distanz, die die menschlichen Intelligenz zu ihm hält, um seinen grundsätzlich instrumentellen Charakter nicht über sich zusammenschlagen zu lassen und selbst aus dem erzeugenden, primären, zu einem dem Werkzeug unterworfenen Sekundären zu werden aufgrund einer dem Zweck des Werkzeugs eignenden Eigenart, gar nicht verstanden ist, sondern blind herrscht und agiert oberhalb des erzeugenden Prinzips, indem es endlich auch dieses ‚konsumiert’, was zu einer Verkehrung der Bewusstseinsverhältnisse führt derart, dass das Erzeugende sich endlich selbst für ein von dem bloß Erzeugten Erzeugtes hält und damit den Charakter der menschlichen Intelligenz gerade verliert, indem es sich seinem eigenen Erzeugnis unterordnet. Wie diese Selbsttäuschung des Subjekts zustande kommt, ist ein Problem der Untersuchung im Detail. In keinem Fall ist aber Intelligenz überhaupt, wo sie nicht und wenn sie nicht aus diesen Umriss des grundsätzlichen Verhältnisses des Erzeugenden zu seinem Erzeugnis heraus verstehbar ist.
Alles andere ist schon als ‚instrumentelle Intelligenz’ oder gar ‚Vernunft’ nicht nur überbewertet, sondern schlicht falsch bewertet. Es geht hier nicht darum, zu werben für eine ‚Idee’, zu der man dann diese oder jene ‚Meinung’ hat, je nach Laune. Alles dergleichen ist aus dem lebensweltlichen Umgang hinreichend bekannt und Folge der Zurichtung von Bewusstseinsverfassungen, die um ihre Verwertung nachsuchen und ihre Nützlichkeit für diese Zwecke nach Möglichkeit unter Beweis zu stellen versuchen. Man kann das nicht verurteilen, aber diese Bewusstseinsverfassungen kommen nicht in Betracht als Urteilsinstanzen, insofern sie gewissermaßen Beiprodukte von oft zweifelhaftester Verfassung sind, die ein industrieller Erziehungsbetrieb aus sich entlässt, sortiert und etikettiert nach der Beurteilung potentieller Verwendbarkeit, also mit Lizenzen und ‚Qualifikationen’, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, oder anspruchsvoller im Terminus ‚Kompetenzen’, also unter dem Gesichtspunkt der Kampfs aller gegen alle ‚qualifizierten’ Sorten, die sich dann über ein sich entsprechend den Bedarfsanmeldungen der Bedarfsanmelder strukturiertes und sich selbst wandelndes Feld von ‚Beschäftigungen’ verteilen dürfen, wenn man sie dazu zulässt. Denn die Bestätigung der Sortierungsergebnisse am Ende des Bandes nach der ‚Qualitätskontrolle’ ist nicht damit gleichbedeutend, dass auch verwendet wird, was derart qualifiziert ist. Darin gleich das Schicksal der Ware Arbeitskraft und der ihr zugestandenen Qualifikation dem übrigen Warenangebot auf einem Markt: Was vom Band läuft und die Qualitätskontrolle passiert hat, ist deshalb nicht auch schon automatisch verwendet, sondern nur im Prinzip verwendbar.
Die tatsächliche Verwendung hängt von den Entscheidern ab, die sich dazu bequemen, die entsprechenden Verwendungszwecke realisieren zu wollen und sich dazu speziell dieses bestimmten Produkts bedienen zu wollen. In diesem Recht zum Gebrauch sind sich alle einig in einem Bewusstsein, dem der so genannten Konsumenten, mit der Pointe, dass der weitaus größte Teil dieser Konsumenten eben solche Waren sind, die auf ihre Konsumenten warten müssen, um nicht den Weg aller neben dem angemeldeten Bedarf liegen gebliebenen Produktion zu teilen. Es ist daher einigermaßen merkwürdig, dass es gelingen kann, eine Population im Wesentlichen unter solchen Voraussetzungen in einer Bewusstseinsverfassung zusammenzubinden, die die Individuen zugleich so wirksam voneinander trennt nicht nur, sondern die sogar in einen Gegensatz zueinander bringt, Nur auf diese Weise ist verständlich, wie es möglich wird, dass das organisierte Ressentiment endlich zur Macht, zur organisierten Form und zur Eroberung des Machtapparats nicht nur zugelassen, sondern ausdrücklich im Dienst der Herrschaft rekrutiert und ermächtigt werden kann, um den Auftrag auszuüben, alle Anzeichen des Aufbegehrens mit der organisierten Aggression eines gegen die Vernunft gerichteten Vernichtungswillens zu beantworten aus einem ressentimentbedingten Reflex heraus, der scheinbar keiner Legitimation mehr bedarf, weil er derart als das organisierende Prinzip des Ganzen die Struktur der sozialen Hierarchie nicht nur durchzieht, sondern formiert, dass er ganz naiv die Normalität selbst auf seiner Seite hat und den Common Sense, den am Ende nach Möglichkeit kein Aufwand an dagegen gerichteter analytischer Anstrengung und metakommunikativen Auflösungsvermögens mehr zu erschüttern vermögen, weil er sich als Inbegriff des ‚Rechtsbewusstseins’ selbst institutionalisiert hat. Anders ist keine Irrationalität der Herrschaft überhaupt erklärbar, so wenig wie sie anders überhaupt möglich wäre.
Die Analyse der Folgen der Herrschaftsausübung ist indessen noch nie so bedeutsam gewesen wie in der Gegenwart weil die Herrschaftsausübung noch nie in diesem Maße davon abhängig war, dass es ihr gelingt, die Individuen so gegeneinander in Stellung zu bringen, dass sie sich eher gegenseitig massakrieren als das internalisierte Prinzip, das sie dazu treibt, einer Betrachtung zu unterziehen. Wenn sie, wie hinreichend belegbar ist, derart in die Individuen eingewandert ist, wie das Ausmaß der Traumen, dem die Populationen kollektiv und gemeinsam unterzogen wurden, das vermuten lässt, dann ist der Common Sense, der sich in der Form des Herrschaftsapparats selbst institutionalisiert und sich der Population bemächtigt, nicht der mögliche Ausgangspunkt einer erfolgreichen Analyse des sich auf dieser Grundlage organisierenden Ganzen, das sich als mögliches Objekt der Betrachtung einer analytischen Intelligenz gegenüber konstituiert, die sich an dessen Objektivierung erst als solche zu erkennen imstande sein kann.
Der gewöhnliche Mitarbeiter einer Zwangsorganisation ist ein Funktionär, kaum mehr als ein Gattungsexemplar, das sich auf Gedeih und Verderb durch seine Bereitschaftsbekundung, für beliebige, ihm vorgeschriebene Aufgaben sich verwenden zu lassen. Er genießt deshalb auch gern die ihm in der Form der internen Sprachregelungen der Organisation ihm angebotene Art und Weise, wie er seine Aufgabe zu verstehen hat, und schirmt sich auf diese Weise vorab bereits gegen jede mögliche Sichtweise dessen ab, was er faktisch bewirkt, indem er blind Befehlen folgt, die über seine formale Erledigung seiner Dienstaufgaben hinaus geht. Ob sein Tun einen Selbstmord, einen psychotischen Zusammenbruch, eine Verzweiflungstat zur Folge hat, geht ihn nichts an, wie ihn das von ihm exekutierte Schicksal, das die Organisation, der er dient, ihm äußerlich bleibt. Da sie nicht sein persönliches Ziel darstellt und mithin mit seinen ‚Motiven’ scheinbar nichts zu tun hat, ist sie auf unmittelbarem Wege auch nicht seiner Persönlichkeit und deren Psyche zuzurechnen.
Da er sich nur der Organisation verpflichtet fühlt, die ihm diktiert was er zu tun hat und ihm dafür IHRE Gründe angibt oder auch nicht, sieht er sein Tun nur unter dem Gesichtspunkt der internen Sachlichkeit der Regelungen, die die Organisation für den jeweiligen Einzelfall, mit dem er zu tun hat in einer Sukzession nicht miteinander zusammen hängender solcher Einzelfälle und weder ist die Gesamtwirkung, die das hat im sozialen Feld noch die Wirkung Im einzelnen für ihn von einer für sein Handeln bestimmenden Bedeutung. Er ist entlastet durch die mit der Dienstanweisung bereits an ihn ergangenen Rationalisierung der internen Abläufe, deren ‚Logik’ er folgt, und hat seine Aufgabe zufrieden stellend erfüllt, wenn ihm die betriebsinterne Mitarbeiterführung dies ausdrücklich oder unausdrücklich bestätigt hat.
Er wird daher sein ‚Verhalten’ als sachlich richtig betrachten, wenn er es in Übereinstimmung mit den festgelegten betriebsinternen Sinngebungen ausübt und an diesen unter allen Umständen festzuhalten versuchen, um die Richtigkeit seines Handelns im Rückgriff auf diese Sinngebungen verteidigen zu können. Er wird daher durch diese Bemühung, in Übereinstimmung zu bleiben mit diesen Sinngebungsakten, zu einem mehr oder bewussten und freiwilligen Agenten der Propaganda, die die Organisation von sich auf dem Wege des automatisch geltend gemachten Anspruchs der Organisation verbreitet, indem sie den Mitarbeiter auf diese Sinngebungen mit verpflichtet. Dadurch gehen die internen Sinngebungsakte der Organisation aber in aktive Versuche über, den Zwangsklienten seinerseits auf diesen Sinn zu verpflichten, den er gewissermaßen automatisch anerkennt, indem er zu den ihm diktierten Bedingungen kooperiert. Dabei ist Kooperation gleichbedeutend damit, dass er den Sinn und die Praxis der gegen ihn vorgetragenen Anmutungen und Ansprüche stillschweigend als Rahmen für die Interaktion und Kommunikation gelten lässt, indem er ihnen nicht ausdrücklich unter Geltendmachung seines eigenen Urteils und eigenen Verständnisses der Situation, in der er sich unfreiwillig und ohne seine Zustimmung gebracht sieht etwa durch die gesetzliche Festlegung der Bedeutung seiner Biographie für das Verständnis von seiner ‚Identität’.
Indem er deren vorab ‚erledigte’ Bewertung hinnimmt, weil der vollendete, an ihm begangene Gewaltakt nichts anderes zuzulassen scheint – die wirklichen ‚psychologischen’ Voraussetzungen dafür sind einer eigenen Untersuchung vorzubehalten – akzeptiert er scheinbar die für ihn von der über ihn verhängten organisierten Gewalt festgelegte, ‚definierte’ Form des Verständnisses der Bedeutung, die seine derart bewertete Existenz als ganze hat, und erteilt daher – im Verständnis der Organisation – dieser seine Zustimmung zu diesem Verständnis, das ohne seine Zustimmung Mitwirkung durch die Organisation festgelegt, diktiert wurde. Der Sachbearbeiter, dem er dann gegenübersitzt, meint seinerseits bereits erwarten zu dürfen, dass die diktierten Bedingungen der Kooperation je schon akzeptiert sind und wird jeden Versuch, dem zu widersprechen als sachunangemessene Form abweichenden Verhaltens seitens des ‚uneinsichtigen’ Zwangsklienten verstehen in dem sicheren Bewusstsein, dass das auch die richtige und alternativelose Form ist, unter der dieses ‚Verhalten’ erscheint.
Dabei ist schon die vermeintlich unverfängliche Einstufung der Gegenwart des Zwangsklienten ein u. U. interpretatorisch ganz unzulässiger und sogar krimineller Gewaltakt, von den darauf aufsetzenden Formen des ‚Verstehens’ gar nicht zu reden. Bereits hier stößt man auf bemerkenswerte Vorleistungen des Wissenschaftssystems und der verstaatlichten Erziehung und Ausbildung, das der Apparat sich vor‑ und zwischen- und nachgeschaltet hat um ggf. auf dessen Vorleistungen zurückgreifen zu können um sich zu legitimieren. In dem Maße, in dem es nämlich gelingt, auf dem Wege der Erziehung und einer ‚verwissenschaftlichten’ Bildung ‚wissenschaftlich’ standardisierte Formen des Vorverständnisses nicht nur auf Seiten des Sachbearbeiters, sondern auch auf Seiten des Zwangsklienten als Grundüberzeugungen der Bedeutung des eigenen und des Verhaltens des anderen im Falle einer Interaktion durchzusetzen, die im Zweifelsfalle der Ausübung von Macht und Herrschaft zugute kommen aufgrund ihrer grundsätzlichen Ausrichtung des Verständnisses von ‚Verhalten’ allgemein, in dem Maße wird die Chance, für einen erteilten Befehl Gehorsam zu erlangen, also die Macht des Apparates erhöht und begünstigt, obwohl und gerade weil es keine legitimen oder legalen Mittel gäbe, die Kooperation zu erzwingen. Indem der automatisierte Reflex dieses Vorverständnis unbewusst voraussetzt bestätigt er es angesichts der erwartbaren Reaktion des dieser Grundlagen seines eigenen ‚Verhaltens’ gar nicht bewusste Klient und kooperiert auch dann, wenn er gar nicht müsste, weil er dazu nicht im Ernst zu zwingen wäre, wenn ihm bewusst wäre, was von ihm verlangt wird.
An die Stelle der unmittelbaren Gewaltanwendung der Diktatur tritt die wissenschaftlich angeleitete Verhaltenssteuerung, um den möglichen und sogar legalen und legitimen Widerstand des Zwangsklienten nach Möglichkeit auszuschalten. Das Zwangsmittel der Herrschaft wird die in der Voraberledigung und im Unbewussten der unmittelbar miteinander interagierenden Personen auf den beiden Seiten der Barrikade verschwindende autoritative Festlegung aller situativen Bedeutungen durch den Zwangsapparat. Letzten Endes sind hier u. U. bereits Bürgerkriegslagen konfiguriert, die nur beherrscht werden können mit dem Mittel einer in Anspruch genommenen Traumatisierung der Population oder einer Teilpopulation, als warnendes Beispiel für die anderen, die derselbe Apparat durch die von ihm in die Bevölkerungen hineingetragenen Gewaltakte dann oft historisch geschaffen hat und nun als eigene Vorleistung in Anspruch nehmen kann.
Die Einlassungen und Bekundungen des Zwangsklienten erscheinen dann oft als Behinderung oder als Verunmöglichung der Erledigung sachlicher Abläufe, als Unwilligkeit die angebotene ‚Hilfe’ oder Unterstützung des Sachbearbeiters ‚anzunehmen’ oder als ‚Querulanz’, besonders dann, wenn der Klient sich sprachlich nicht zu helfen weiß und sich im Gefüge der ihm ankonditionierten Sprachregelungen verheddert, weil sie die Möglichkeiten der Auffindung und Artikulation seiner eigenen, ganz richtigen und auch angemessenen Situationswahrnehmung nicht erlauben, und er sogar in der Nutzung der entsprechenden Sprache den in dieser Hinsicht routinierteren und oft in der Erfahrung mit dem Umgang mit vielen verschiedenen Klienten und der rückwärtigen ‚professionellen psychologischen Beratung’ viel besser ausgerüsteten Sachbearbeitern nicht ernstlich konkurrieren können.
Das verurteilt sie der Situationsdisposition nach schon zu immer erneuten Verlierern und es ist dieser Umstand, der die Berührung des Zwangsklienten mit dem Sachbearbeiter zu einer Zwangsbegegnung macht, die ihn als designierten Verlierer stets erneut traumatisiert und seinen weiteren sozialen, intellektuellen psychischen Abstieg programmiert. Damit ist aber eine der verdeckten, latenten Funktionen der Organisierung der Zwangsklienten durch den sie angeblich ganz sachlich verwaltenden und behandelnden Apparat bezeichnet, die von einer kaum zu überschätzenden Gefährlichkeit für die Klienten ist und von einer ebenso wenig zu überschätzenden Funktion der Organisation, die Zwangsklienten durch ständige Retraumatisierung zu ‚führen’.
Die gesellschaftliche Funktion der Zwangsorganisation, die Teilpopulationen biographisch und per Gesetz enteignet und um ihre von dem Faktum der Biographie nicht zu trennende Identität bringt, besteht darin, für die Nutznießer, das ist der ‚Rest’ der Population, stellvertretend und bei Strafe des persönlich zugerechneten Versagens der Sachbearbeiter bzw. der Organisation, dafür zu sorgen, dass eine Ressourcenverknappung, die den Vorgang des sozialen Ausschlusses in Gang bringt, auf Kosten der sozialen Enteignung dieser Teilpopulation stabilisiert wird.
Natürlich widerspricht das dem Selbstverständnis der sich hinter ihren Orwellschen Sprachregelungen verschanzenden Organisation, die sich als ‚Vermittler’ etc. fühlen darf, weil die Sprachberater ihr das entsprechende ‚Selbstverständnis’ oder ‚Image’ gegen entsprechende Honorare ausgearbeitet haben. Faktisch ergibt die jederzeit Jedermann mögliche empirische Aktionsforschung indessen das Bild der vorsätzlichen und in die Abläufe und ihr stillschweigendes Vorverständnis eingegossenen Aufgaben der Stabilisierung der ausgeschlossenen Teilpopulationen mit den Mitteln einer auf sie unablässig erneut angewandten terroristischen Sozialpsychologie der Kommunikation und Interaktion. Denn man darf sich darüber nicht täuschen, dass diese Formen institutionalisiert sind unter wissenschaftlicher Anleitung und ständiger Begleitforschung nicht nur, die diese Funktionen ‚optimiert’, sonder auch unablässiger begleitender Hintergrundberatung und -bildungsmaßnahmen des Personals.
Das ist die Form des Neuen Totalitarismus, oder: Die neue Form des Totalitarismus.
Man muss um das verstehbar zu machen, natürlich auch erst wieder einem von demselben Apparat verbreiteten Propaganda entgegen treten, indem man darauf hinweist, dass der Faschismus nicht einfach Hinz und Kunz ist, sondern gleichbedeutend ist mit der Eroberung und Instrumentalisierung des Staatsapparats durch organisierte Banden. Das ist natürlich etwas ganz anderes als der Blödsinn vom ‚antifaschistischen Kampf’ gegen ein paar Trachtengruppen in Hooliganschlägereien auf der Straße, einer Vorstellung, die zu den Lieblingsideen der PDS‑Klientel zu gehören scheint, während die mit ihr fusionierende ‚Neue Linke’ den Traum von erfolgreichen Funktionärskarrieren in dem bereits bestehenden Betrieb träumt, in dem man ‚etwas verändern’ will, auch wenn keiner weiß, was das dann sein soll jenseits des bürokratischen Jargons und seiner offensichtlich feststehenden, wie eine Gebetsmühle kreisende Diskussion um eine Themenliste, die man eo ipso schon immer mit dem angeblichen ‚politischen Gegner’ gemeinsam hat, wenn der sie nicht gar erfunden hat.
Der totalitäre Gesamtterrorist ist in jedem Fall der Staatsapparat und sein Personal.
Davon ist aber jetzt hier nicht mehr zu reden. Es genügt ein Blick zurück.
Ich muss jetzt hier ein willkürliches Ende setzen, sonst werde ich nicht fertig. In der Tat ist das ein Thema für ein Buch, zu dessen Autorschaft ich mich indessen nicht ohne Weiteres verpflichten lasse. Ich bin aber keineswegs zu Ende. Es ist eher so, dass ich immer deutlicher sehe, dass es mich an diese Maschine zu ketten beginnt. Da will ich aber zuerst wissen, ob es mir den Respekt einbringt, den das Engagement des Wissenden für die irregeführten Sprachlosen verdient, vorausgesetzt sie wollen nicht, dass man sie zur Hölle fahren lässt. Das setzt aber voraus, dass der Ehrgeiz der Konkurrenz auf Teufel komm’ raus sich blind gegen jeden Anlass richtet, der den Leuten vorgesetzt wird, ganz ohne Rücksicht darauf, dass sie sich dabei ins eigene Knie schießen, und oft genug auch angesichts der Feigheit, die sich sogleich jede Rationalisierung verschafft, um sich nicht gegen ihren Impuls zu einem Handeln aufgefordert zu sehen, dem sie sich nicht gewachsen weiß. Die Antwort sollte also sehr genau bedacht sein.
Noch interessiert? Du kannst das Manuskript bzw. die Datei weitergeben.
Es grüßt Dich nochmals herzlich
A.
*******
G. Dichtung und Wahrheit
24. Dezember 2006
Schon lange habe ich mich mit der Überlegung herumgeschlagen, die Bild gewordenen Überbleibsel meiner ungezählten – nicht unzählbaren - Umzüge einmal für Euch zu ordnen und in einem Volumen so zusammenzustellen, dass ihr Euch daraus einen Reim machen könnt, obwohl ihr meine Vorgeschichte, und also genau genommen mich selbst gar nicht kennt. Denn ein Mensch ist ohne seine Geschichte ja nichts als ein jeweils zeitgenössisches Exemplar der Herde seiner mehr oder weniger glücklichen Mitwelt, die eigentlich kaum je mehr ist als eine bloße Biomasse, die als Biomasse der Tiergattung Homo sapiens wiederum bloß einen kleinen Teil der jeweils existierenden Biomasse darstellt. Gegen das von dieser Vorstellung ausgehende Grauen unter anderem, das sich eher vermehrt als dass es durch Beruhigungsmaßnahmen abgeschwächt und in den Hintergrund gedrängt werden würde, hat die Tiergattung, der wir angehören, und die das Unglück hat, zu einem Bewusstsein ihrer Existenz gelangt zu sein, die so genannte Kultur erfunden. Indessen ist es der Verwaltung, die das Grauen, vor allem das von ihr selbst vornehmlich ausgehende, unablässig modernisiert und zur globalen Form gefunden hat, von der Mitte des ‚zwanzigsten Jahrhunderts’ nach ihrer ‚Zeitrechnung’ an gelungen, zusammen mit den käufmännischen Rechnern die Herrschaft über die Biomasse das Homo sapiens zu erobern und zur Vereinfachung der Erreichung ihrer Zwecksetzungen Billigversionen dieser einmal recht teueren Veranstaltung zu erfinden und zu implementieren, die den Zweck der Kultur mit den einfachsten Mitteln, und das heißt, durch ihre vollständige Einebnung ebenso vollständig zu erreichen.
Insofern ist dieses Bilderalbum eine Geste der Hilflosigkeit, ein Rest der Neigung zum Aufstand, zur Rebellion, der mich so lange beherrscht hat zu meinem Unglück, denn welchen Sinn sollte es haben, gegen den Sieg der Verwaltungswissenschaften des modernen Staatswesens, also der postkulturellen Form der Organisation der Biomasse des Homo sapiens überhaupt einen Widerstand zu leisten, der nicht vollkommen vergeblich wäre?
Oft habe ich Bilderalben betrachtet. Ihr wesentlicher Nachteil bestand stets darin, dass es jemanden geben musste, der sie verständlich macht, also die Geschichte erzählt, die in den so oder so zusammengestellten Bildern immer bloß angedeutet ist oder zu sein scheint. Und das konnte nicht einfach irgendjemand sein, sondern musste immer mindestens eine/r sein, der/die eine wenigstens hinreichende Kenntnis der Geschichte aufweisen konnte, die in der Zusammenstellung zwischen zwei Deckeln vorgezeigt werden konnte. Am besten war und ist vermutlich, wenn der‑ oder diejenige, der/die diese Zusammenstellung nicht nur angefertigt hatte, sondern die Bilder selbst gemacht oder geerbt hatte und damit direkt oder indirekt selbst zuständig war für die Geschichte, die zu den Bildern während des Durchblättern erzählt werden musste, um jene Gedankenlosigkeit aufzuhalten, die sich sogleich zum bloßen Durchsehen, zum Verwaltungsakt und zur Befriedigung eines an den Bildern abgleitenden Informationsbedürfnisses verflachte, wenn die Ratlosigkeit sich des Anblicks von Schattenbildern von Menschen bemächtigte, die entweder längst vergangen waren oder in einem Lebensabschnitt gezeigt wurden, der lange hinter ihnen lag, so dass sie bis auf eine sich wohl durchziehende und erkennbare Ähnlichkeit, einem vagen Schema, das allen Bildern derselben Person mit verschwimmenden Rändern in die Familienähnlichkeit übergeworfen war, endlich in diesem Schema verschwanden, an dem sich der Wille festsaugte, dem Bilderrätsel vergangener Lebenswirklichkeiten einen Sinn abzugewinnen, der sich auf das Dasein des Betrachters noch beziehen ließ.
Ich sah schließlich, während der siebziger und achtziger Jahre auf Flohmärkten, als offensichtlich die Dachböden und Kommoden von Generationen ausgeräumt wurden, die diese Dinge nach im Laufe eines Lebens angesammelt und über Kriege, Bombardements und Flächenbrände der von den siegreichen Freiheitsbringern – die inzwischen weiter gezogen sind und derzeit in der Gegend der alten Kulturen ihren Segen verteilen, sozusagen als Ausgleich für die ihnen aus jenen Kulturen zuteil gewordene Erbschaft - aus der Luft mit Phosphorbomben gesegneten Städte Deutschlands hindurch und durch die Feuerstürme in diesen Städten, über die Leiber von Brandleichen hinweg, über Zwischenaufenthalte in Luftschutzkellern, die oft genug zu Backöfen gerieten, in denen sie wie Hähnchen gebraten wurden zwischen den bis auf fünfhundert Grad aufgeheizten Backsteinmauern, ganze Stapel mit hunderten, tausenden solcher Bilder, auf denen dann mangels der Gegenwart des lebenden Zeitzeugen kaum mehr anderes zu sehen war als die verschiedenen Techniken der Reproduktion von Photographien im Wandel der Zeiten, und die jeweils langsam sich wandelnden Kleidungsgewohnheiten, endlich die Stereotypie der Geste, mit der man sich dem Photographen stellte, wenn man ihn bemerkte, die Art sich zu kämmen und dreinzuschauen, die typischen Körperhaltungen, an denen man die verschiedenen Klassen der Gesellschaft oder der jenseits ihrer Grenzen Lebenden erkennbar waren wie an ihrer Kleidung, sogar die Nachahmung der nicht dazu Gehörenden durch die unter ihnen stehenden oder vegetierenden war sichtbar, und damit kam endlich ein zwar allgemeiner, aber jeweils auch individueller, jedenfalls aber menschlicher Zug in die Bilder, die unversehens an der misslingenden Imitation sichtbar wurde, als Sehnsucht nach einem anderen Dasein als dem ihnen angewiesenen, in die sich oft auch schon das Ressentiment mischte, das endlich die Welt jener Menschen gewaltsam zerstörte und Kräften Raum gab, die entschlossen zum Angriff auf alle Kultur und alle bewahrte Erinnerung übergehen und sich die Biomasse des Homo sapiens auf dem niedrigsten machbaren Niveau zu unterwerfen vermochten, eine Anstrengung, die vor der vollständigen Vollendung steht. Denn an die Stelle des Priesters, sei er auch der Inbegriff des Heuchlers und Betrügers, den die europäische Aufklärung nach dem Leben und seiner seinerzeitigen Verkommenheit gezeichnet hatte, ist der Sachbearbeiter getreten, und dessen Inbegriff ist Adolf Eichmann, so wie ihn Hanna Arendt portraitiert hat in ihrem Buch über die Banalität des Bösen charakterisiert hat, das nach dem Gewaltakt der Übergangszeit der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, dem Zeitalter der Liquidierung, in der zweiten Hälfte zu demokratischer Normalität übergehen konnte, nach seinem tatsächlich vollständigen Endsieg, der am besten in der Haltung der Gegenwartskultur gegenüber den einstigen Utopien George Orwells und Aldous Huxleys präsent ist, die im Wesentlichen darauf hinaus läuft, dass sie übereinstimmend nebenher der Meinung sind, wenn sie überhaupt noch eine dazu äußern, geschweige denn ‚haben’, dass diese ‚Utopien’, wie alle Voraussagen über die Zukunft im Übrigen, sich als nicht zutreffend erwiesen haben, zu demokratischer Normalität übergehen konnte, um endlich in der Gegenwart vollständigen Vergessens zu versinken, ein Zustand, der endlich realisiert, was die Lehren der indischen Philosophie mit einem Riesenaufwand anstreben, und was die Tiere einfach leben: Die vollständige Bewusstlosigkeit bei passabler Aufmerksamkeit auf die unabdingbaren Notwendigkeiten des Lebens, im Wesentlichen organische Funktionen.
Diese Massen alter Photographien – im Unterschied zu Fotografien – und die gleichgültig gewordene Individualität, die sich an Wühltischen auf dem Flohmarkt am Mainufer zur Belanglosigkeit vergangener Massenexistenzen nivelliert sah, kam einem zweiten Tod nach dem Verschwinden der Lebenden gleich, die auf diesen Bildern dargestellt waren, oder die sie als kostbare Erbschaft derer bewahrten, die von ihnen geliebt worden waren, und die auf den Bildern einen letzten Gruß an die Lebenden in stummen Scharaden darstellten, die auf die Trauer der Hinterbliebenen hinwies, die sie anschauten, während sie sich der Vergeblichkeit des vertrauten Gesprächs in ihrer schwindenden Erinnerung innewurden, das Bewusstsein also der Motive, denen diese Bilder ihre Existenz verdanken mochten, rief die Erinnerung daran wach, dass ich unter meinen Habseligkeiten, die ich von Behausung zu Behausung auf meinen durchweg unfreiwilligen Umzügen mitschleppte und zu bewahren versuchte, als Ersatz für die verloren gegangene Sesshaftigkeit – ich neige nicht zum Dasein als Nomade und entwickelte unter dem Zwang zum Nomadentum die typische Anhänglichkeit an die wenigen Gegenstände, die das ersetzen müssen, was dem Sesshaften gewöhnlicher, ohne Aufmerksamkeit gelebter Alltag ist, der keiner besonderen Veranstaltung der Bewahrung der Erinnerung bedarf, jedenfalls solange noch nicht die Planierraupe und die Abrissbirne die Herrschaft angetreten haben – ebenfalls solche Anhaltspunkte, Belege für eine längst vergangene Stufe meiner eigenen Existenz mitschleppte, und mir wurde bewusst, dass sie sogar mir selbst schon lange fremd zu werden begonnen hatten, so dass ich meinte, die Gefahr geradezu zu spüren, die davon ausging, dass meine Erinnerung an die Zusammenhänge, aus denen sie stammten und deren einzige materielle Hinterlassenschaft sie nun darstellten, langsam verblassen würde, so dass ich selbst endlich nicht mehr imstande sein würde zu mehr als einem schwachen Gestammel angesichts des Wunsches, sie Euch verständlich werden zu lassen, indem ich den Kontext in der Erinnerung wieder aufleben zu lassen bemüht war, auf den sie wie Indizien verwiesen, die einer komplizierter werdenden Operation der Verständlichmachung zu bedürfen schienen, je länger der Anlass bzw. der pure Zeitpunkt zurücklag, zu dem sie entstanden oder dem sie zuzurechnen waren.
Die sich abzeichnende Tatsache des Verschwindens sogar der bildlichen Hinterlassenschaften in der puren Faktizität bloßer und gänzlich unverständlicher Gegenwärtigkeit machte mir zugleich etwas anderes klar, auch weil es erkennbar überall und allgegenwärtig um sich zu greifen begann: Die sich einschleichende Ersetzung der Wirklichkeit einst lebender Menschen durch verwaltungstechnisch organisierte Konstruktionen, also durch eine in Auftrag gegebene Erfindung, die von zu diesem Zweck ernannte und ermächtige Experten für solche Erfindungen angefertigt und unter die Leute gebracht wurden, Konstrukte, die die Gegenwart und die Vielfalt der Lebenswirklichkeit einst lebender Generationen in die Stahlgerüste und die Betonkonstruktionen von Ingenieuren einzuschließen begannen, die dem zum lebendigen Protest nicht mehr fähigen einstigen Leben und seiner unendlich vielfältigen Wirklichkeit Handschellen anlegten, während sie ihm die Augen verbanden und den Mund mit Klebeband verschlossen, die Füße fesselten und das derart verschnürte Paket dann abtransportieren ließen in die Verließe der Vergessenheit, aus denen die an seiner Stelle wieder auftauchenden Simulationen so heraustraten, als seien sie das durch seine ‚Rekonstruktion’ oder ‚Interpretation’ erst richtig zum Leben nobilitierte selbst. Was so dann an die so genannte Öffentlichkeit tritt als einstige Lebenswirklichkeit ist in Wahrheit nichts als der Abglanz des Selbstbewusstseins des zu absoluter Herrschaft gelangten ernannten und ermächtigten Sachbearbeiters der Verwaltungsbürokratie, Reflex der absoluten Herrschaft des organisierten und in den Besitz des Apparats der Lenkung der Biomasse des Homo sapiens gelangten Mobs, der endlich das Perpetuum mobile seiner endlosen und alternativenlosen Selbstreproduktion gefunden hat, indem er das Ganze des Lebens in eine Fabrik zu seiner Selbstherstellung unter Ausschluss aller anderen Möglichkeiten verwandelt hat.
Dieser Ausgang des zwanzigsten Jahrhunderts ist zugleich der Eingang des einundzwanzigsten, und einen anderen gibt es nicht. Überhaupt wird ja dieses bei Licht besehen gänzlich zufällige Ereignis – das ebenso genau genommen gar keines ist, sondern eine Auszeichnung eines beliebigen Zeitpunktes auf einer linear gedachten Skala, auf der das bloße ‚Jetzt’ daherwandernd imaginiert wird, ein Blödsinn, weil dieser Imagination stets das Jetzt selbst unterliegt, das dann als auf einer Linie wandernd imaginiert wird usw. – auf eine Weise stilisiert, die nu Sinn machen würde, wenn es eine materielle Kultur wirklich gäbe, also einen substantiellen Begriff von ihr, der zugleich als Realität einer Substanz verstanden würde, also in einem Sinne, der nicht funktional, und damit beliebig, auch anders möglich, kontingent, gelten würde. Aber eben dies, Kultur als Substanz aufzufassen nicht nur, sondern gelten zu lassen, als Grenze jeder verwaltungstechnischen, machtbestimmten oder betriebswirtschaftlichen Manipulation, die alles manipuliert, wenn es ihr im Wege steht und alles ausschließlich unter diesem Gesichtspunkt, der das bloße Hindernis in allem erkennt, was ‚substantiell’ wäre, ist ja der absoluten Herrschaft des Mobs in der Form der Verwaltungstechnologie im Wege. Bloß soll das Opfer des Menschen durch diesen Typus der Herrschaft, der immer noch mit dem Weihrauch der kaiserlichen ‚Soziologie’ eines gewissen Max Weber vernebelt wird, nach den Konzentrations- und Arbeitslagern, deren Prinzip nunmehr das des Lebens der Biomasse insgesamt wie die Grundlage – und damit das Ende – aller ‚Kultur’ geworden ist, einer Grundlage, angesichts dessen auch der Stuhl Petri wie eine Flohmarktaquisition wirkt, wie eine Puppenstube aus vergangenen Zeiten, ein Opfer, das nur noch das Tieropfer übrig lässt, das so gebracht wird wie sich die ihrerseits in der Verwaltung der Welt elend untergehenden großen Predatoren, die die Gewalttäter aller Zeiten als Symbol auf ihre Schilde und vor die Tore ihrer Paläste setzten, einst aus den vorbeiziehenden Herden dieses oder jenes Exemplar herausgriffen, um ihren ebenso zufällig mit diesem Vorbeizug koinzidierenden Hunger zu stillen, verdeckt bleiben sollen mittels Machinationen des Apparats selbst, der sich nicht zufällig nicht mehr auf ein Konzept von Vernunft, auf die Möglichkeit des Menschen als eines denkenden Wesens stützt, sondern auf die Lerntheorie, die lehrt, dass die klugen Gattungsexemplare die sind, die das jeweils Vorgeschriebene in der jeweils dafür vorgeschriebenen Zeit zu lernen imstande sind, was immer es auch sei. Wer brav lernt entsprechend der Vorschrift, der kann auch lernen nicht zu denken, sondern das Gelernte als Gelerntes nach Bedarf zu applizieren, ein ebenfalls Gelerntes, so dass sich die Frage des Denkens nichts mehr stellt, und wo sie sich dennoch stellt, nicht in der Form einer Intelligenzleistung erscheint, sondern als Problem abweichenden Verhaltens, also einer Idiosynkrasie, die sich ggf. psychopathologischer Beurteilung zu stellen hat und auf diese Weise zur Ordnung gerufen wird, und das ist eben die Ordnung, die der Lerntheorie jenseits des Gelernten voraus‑ und zugrunde liegt ohne eigens gelernt zu werden. Denn vor allem darauf ist zu achten, aber ohne dass es einer weiß: dass nicht gelernt werden kann, was der allgemeinen Dressur zugrunde liegt.
Ich greife hier nicht etwa zu weit vor. Auch geht meine Phantasie nicht mit mir durch. Auch bin ich nicht auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Es ist typisch für diese eingeübten Stereotype ‚literarischer Betätigung’ von wissenschaftlichen oder auch anderen Kulturträgern und Großschriftstellern oder Meisterdenkern, sich solcher Klischees zu bedienen, um sich selbst einzureden – noch vor ihrem Publikum, dass dann diese Muster nachahmt, um sich den geltenden und anerkannten Üblichkeiten unauffällig einzufügen, also auch einen Erwachsenen im Sinne der genormten Kultur glaubwürdig zu simulieren entsprechend den dafür von den lizensierten und geliebten Coutouriers des Denkens, die dafür zu sorgen haben, dass es diese Üblichkeiten gibt wie die Vorschriften, die keiner als solche empfindet, wie man sich zu verschiedenen Anlässen korrekt zu kleiden und zu benehmen hat – dass der Vorgang des Denkens tatsächlich dem von ihnen flächendeckend und nachhaltig gemachten Stereotyp genügt und vor allem damit wirklich gleichgesetzt werden muss. Ich war vielmehr immer auf der Flucht vor der mir unablässig drohenden Erinnerungswirklichkeit, ihrer sich stets ankündigenden beherrschenden Gegenwärtigkeit, und zwar weil sie ständig damit drohte mir ganz unmissverständlich und auf eine unerträgliche Art und Weise klarzumachen, was meine Gegenwartswirklichkeit tatsächlich, in ihrem Licht betrachtet, war bzw. ist.
Es ist schwer zu sagen, bis wohin sich das zurückverfolgen lassen könnte. Von welchem Moment an war ich auf der Flucht vor der hinter mir liegenden Zeit? Wollte ich jeder überlegenen Klugheit von versierten Erwachsenen zuvorkommen, dann müsste ich wohl sagen: Seit spätestens meiner Geburt, denn von diesem Moment an erinnerte ich mich ja – auf welche Weise auch immer – an ‚das verlorene Paradies’, und die als ‚Skeptiker’ gegenüber ‚dem Leben’ verkleideten Zyniker, also die wirklich bösartigen Sprachrohre der herrschenden Realitätsauffassung, die man als ‚Norm’ zu akzeptieren hat – obwohl man auch anderer Ansicht sein darf, wenn es nur dabei bleibt, also dabei, dass das nichts zu bedeuten und auch für die ‚Anpassung’ keine Folgen hat, also für das widerspruchslose Funktionieren nicht von Bedeutung ist – sind natürlich, belesen auch im Buch der Bücher, und versiert in der von ihnen festgelegten Normierung der Norm, darüber informiert, dass der ‚Mythos vom verlorenen Paradies’ ja nach Bedarf eine allgemein kulturelle, eine soziale, geschichtliche und nach Bedarf auch eine individualpsychologische Deutung zulässt, mit Anspielungen an die Psychoanalyse nach Bedarf, begleitet von der Geste der kulturkritischen Distanz gegenüber Freud, allgemein der Geste der diffusen Skepsis gegenüber der Wissenschaft, eigentlich gegenüber allem Wissen, wobei offen bleibt, wie sich das machen lassen soll, seiner eigenen Logik gemäß, aber es kommt hier so wenig wie bei den Auftragsarbeiten der Rekonstruktionen der ‚Geschichte’ auf die Logik wirklich an, es sei denn es ließen sich damit Unstimmigkeiten in den Ansichten der Konkurrenz ‚aufzeigen’.
Ich will auch nicht zu Witzen greifen – oder irgendetwas aus dem auch in meinen nervösen Organen auffindbaren Sprachmüll, mit dem alle Individuen von Geburt an überhäuft werden ohne dass irgendwo jemand die Verantwortung dafür übernähme, diese wirksamste aller Umweltverschmutzungen, sozusagen die initiale Verschmutzung, als deren bloße Folge alle anderen sich problemlos verstehen lassen auch zu rechtfertigen, von der Einübung ihres selbstverständlichen Verbots einmal abgesehen. Wie sollen Generationen von Gewalttätern, notorischen Mördern, Trinkern und Rauchern, Sadisten und Triebtätern zu solcher selbstverständlichen Zurückhaltung imstande sein, stellen doch gerade diese Fähigkeiten wesentliche Umstände und Voraussetzungen ihres globalen Erfolges dar.
Im Wesentlichen kämpft man sich auf der Suche nach der Wahrheit durch Berge von solchem sprachlichen Müll. Es entspricht einem der Fetzen aus diesem Müllberg zu sagen, das sei schon immer so gewesen. Es ist ebenso gut schon immer nicht so gewesen, wenn es denn immer schon so gewesen wäre. Wenn also nicht festzusetzen ist, auch nicht aufgrund von ‚Nachdenken’ und schon gar nicht aufgrund von Nachdenken, bis auf welchen Zeitpunkt meiner Existenz sich meine Flucht vor der Erinnerung an die jeweils bereits vergangene Zeit zurückverfolgen lässt, wie auch die Verfolgung, eine verbreitete sprachliche Üblichkeit, die auf eine ebensolche Kultur der Verfolgung von ‚Bedürfnissen’, ‚Interessen’ oder einfach ‚Wünschen’ verweist, die allesamt im Bereich dessen liegen, was sich auch ein Schwein im Stall oder ein Hund oder eine Hyäne so wünschen mögen oder an Interessen und Bedürfnissen verfolgen, überhaupt nicht meine Sache ist, obwohl ich gelegentlich Dingen nachgehe, oder vielmehr, die gehen mir nach, sie lassen nicht locker und sie sind, ungeachtet welchen Tempos wachsend beschleunigter Veränderungsgeschwindigkeiten des Selbst oder der Welt auch immer nicht abschütteln, sie bleiben immer gleichauf und gehen mühelos jedes Tempo mit ohne jede ersichtliche Anstrengung.
Daher auch endlich die Einsicht, dass es weder um die Suche nach etwas geht noch um die wachsende Beschleunigung der Veränderungsgeschwindigkeiten, denen man den Terminus ‚Fortschritt’ inzwischen längst möglichst unauffällig entzogen hat, um die Scharlatanerie aller dieser Festsetzungen nicht auffällig werden zu lassen, also um die Beschleunigung der Flucht, die als Reformpolitik inzwischen zum Prinzip der Politik geworden ist, als Prinzip der Revolution von Oben, die die sogenannten Demokratien vom von ihnen (von wem eigentlich?) perhorreszierten Kommunismus bereitwillig und sehr lernbereit übernommen haben, sondern darum, durch den anhaltenden Schneesturm der sprachlichen Desinformation und die Überschwemmungen mit den Mülllawinen der industriellen Bildwelten zur Genauigkeit und Einfachheit der leibgebundenen Lebendigkeit des Individuums, das ich selbst wie jeder andere auch bin, als Dasein, das in einer Kette von Generationen steht, die auf die verschiedenste Weise miteinander verflochten, dennoch nicht in einem totalen Verbund miteinander stehen. Es gelingt in der Tat kaum wirklich, mehr als sagen wir so viele Menschen wirklich kennen zu lernen wie man Finger an beiden Händen hat.
Alles anderes ist ‚Hype’, ein öffentlich propagierter Betrug und Selbstbetrug, in den das Interesse an der Nutzung von Gattungsexemplaren der Biomasse im Sinne ihrer globalen Verfügbarkeit über jedes denkbare Hindernis hinaus übergehen muss, um endlich in das organisierte, als und in der Form des so genannten Staates global gewordene Verbrechen überzugehen, das von Gewohnheitsverbrechern begangen wird, die sich nicht das Geringste dabei denken, so wenig wie das Personal der Konzentrationslager, in denen die Herrschaft das Staates im Übergangsstadium der Liquidation der letzten Kulturbestände, also der letzten substantiellen Hindernisse totalitärer Herrschaft der Verwaltungsinteressen der Großformen der Herrschaft – ob das nun Banken, Versicherungen, Wirtschaftsunternehmen, die Militärmaschinen oder ‚der Staat’ ist, ist längst ohne Belang, nur von Bedeutung dafür, das System der Desinformation auszubauen und die Köpfe der zu selektierenden Gattungsexemplare der in der ewigen Koalition der Bereitwilligen über die Formulare gebeugt zu halten.
Der Ort, dessen repräsentative Straße auf dem Bild oben so abgebildet ist, dass sich darin für meine Erinnerung zugleich der ganze Ort vergegenwärtigt, wenn auch aus einer bestimmten Perspektive, aber so, dass ich mich vollkommen frei in alle Richtungen bewegen kann, die in das Bild hinein führen, ist Bad Nauheim. Ich war zunächst nicht sicher, ob er es verdient hätte, ausdrücklich bei seinem Namen genannt zu werden, aber ich denke, vor allem wenn ich an die Menschen denke, die ihn bewohnten zu der Zeit als das Bild gemacht wurde, dass die Menschen es verdienen, dass er auch einen Namen hat in diesem Kontext. Es ist nicht der Ort, in dem ich geboren wurde. Dieser Ort ist Mainz. Mein Vater hatte seine Praxis am Bahnhof, im ersten Stock eines Hauses in der Parkusstrasse 6. Auf derselben Etage war auch die Wohnung der Familie, der er mit meiner Mutter, dem Kindermädchen, Didda, und dem anderen, für die Zeit üblichen Personal eines Arzthaushalts und den nach und nach sich einstellenden Kindern bildete, von denen ich das dritte bin, nach meiner ältesten Schwester Eva und meinem älteren Bruder Hans Joachim sowie meiner jüngeren Schwester Barbara Friederike. Die Straße, die auf dem Bild zu sehen ist, ist die Parkstrasse, von ihrem unteren Ende aus gesehen, das bis zur USA reicht, einem kleinen Nebenfluss der Wetter, die ihrerseits in die Nidda fließt, die wiederum (bei Aschaffenburg?) in den Main mündet. Ich muss das noch einmal nachsehen, aber so kommt es aus meiner Erinnerung, und im Wesentlichen wird es mir nicht um das gehen, was man Fakten nennt, im Sinne eines von dazu von staats wegen ernannten maßgebenden Autoritäten, sondern um die Ordnung, in der meine Wirklichkeit nun beschaffen ist, als Inbegriff der Ordnung der Erinnerung also. Sie ist die Realität, auf die es mir ankommt, und die sonst keine Rücksicht erzwingt. Was ich jetzt nicht gelernt habe, könnte ich sicher noch erlernen, wenn ich wollte.
Es ist ein Sprichwort gewordener Unsinn zu sagen: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Man will damit Kindern Angst machen und hat damit unter dem Verhängnis der Nutzungskalküle der Gattungsexemplare der Biomasse um so mehr Recht, je mehr sich abzeichnet, dass man immer weniger davon brauchen wird, um ein totalitäres Verhängnis über die gesamte Biomasse verhängt zu halten, eine Gewaltherrschaft, die sich ebenso rationalisiert wie ihre Wirksamkeit verstärkt gerade wenn und weil mit der Einschränkung der faktischen Nutzung der jeweils vorhandenen Biomasse des Homo sapiens angesichts der Entwicklung der Industriestrukturen (nicht einmal beim Militär braucht man mehr als eine Handvoll Spezialisten, die die gigantischen Mordmaschinenkomplexe bedienen, um Massenmorde unvorstellbaren Ausmaßes bis zur Auslöschung des Lebens bewerkstelligen zu können) die Angst der Individuen vor dem Untergang in der Marginalisierung und der Nutzlosigkeit des Außenseitertums oder der Randexistenz an der Peripherie der Apparate mit der puren Wahrscheinlichkeit ins unmessbare wächst, und dabei muss man von der anhaltenden ‚Bevölkerungsexplosion’ nicht einmal reden, von der inzwischen auch niemand mehr redet. Man hat darin eine Selbstverständlichkeit erkannt, die man inzwischen lieber hinter dem im Zuge des Aufstiegs von Frauen in dem Apparat vorsichtig sozialarbeiterisch durch weichgespülten Jargon ersetzt, der von diesen Fakten (nicht: Motiven, denn Motive gibt es hier nicht mehr) der Verwaltungszielsetzungen und –zwecke nichts mehr zu erkennen gibt.
Mittwoch, 27. Dezember 2006
Ein Bilderalbum muss mit einem Bild beginnen, damit der Sinn vor Augen bleibt. Andererseits halte ich nichts von der inzwischen vor allem in der Didaktik des spätmodern wieder in Mode gekommenen Analphabetismus geläufigen ‚sprichwörtlichen’ Blödelei – die manche Leute auch noch auf einen chinesischen Weisen mit der Autorität uralter Erkenntnis unterfüttert sehen möchten, und wonach gilt: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Die sinnlos gewordenen Bilderalben unserer Urgroßeltern und Großeltern sprechen ihrerseits wohl Bände, aber darin steht nur eines, und das ist die Widerlegung dieses gedankenlosen Spruchs, mit dem sich inzwischen ungemein viele Leute durchs Leben zu helfen versuchen. Was sagt denn das Bild nun? Es sagt nichts, kein einziges Wort. Es spricht auch nicht, in keinem Sinne, auch in keinem metaphorisch sinnvollen Sinne. Es ist einfach eine Zusammenstellung von abgestuften Grautönen. Allerdings bilden sie eine Konfiguration, die bedeutsam ist, aber wiederum nicht von sich aus.
Ich weiß noch recht genau, wann es war, dass mir beim Blick aus dem ersten Stock einer Wohnung, in der ich ein paar Leute aufsuchte, die ich im Zusammenhang meines Soziologiestudiums aufgesucht hatte, einem Blick, der auf eine belebte Straßeneinmündung auf eine der Haupteinfallstraßen Giessens, wo ich studierte, plötzlich eine Merkwürdigkeit auffiel, die ich so noch nicht wahrgenommen hatte. Plötzlich war ich der Mann vom Mars. Ich sah das Leben auf dem Planeten Erde zum ersten Mal. Es war ein ungemein erschreckender Anblick, vollkommen fremdartig und unverständlich. Ich sah wohl, was ganz buchstäblich wahrgenommen zu sehen war, aber es ergab keinen erkennbaren Sinn. Ich weiß oder genauer, ich vermute, dass sich mir damals zum ersten Mal bewusst anzukündigen begann, was ich nun beim Anblick des Bildes, mit dem ich diesen Bilderband eröffnet habe, ganz deutlich und mit einer beinahe unerträglichen Intensität empfinde: Den Terror, den die Zeit selbst für mich während meines ganzen Lebens darstellte. Die Schule und der Druck, der auf den von früh an versklavten Nutztieren lastet, zu denen die Gattungsexemplare von früh auf abgerichtet werden – inzwischen ist das Moratorium, das dieser Versklavung traditionell noch voranging in Liquidation übergegangen. Es hinterläss zu viele Möglichkeiten des Vergleichs, trotz der angeblichen ‚kindlichen Amnesie’. Viele Kinder überleben in der Tat den dann folgenden Übergang in das Sklavendasein nicht oder sind aus ihnen selbst unbekannten Gründen nicht zur Anpassung daran fähig und es fragt sich, ob es sinnvoll ist, dagegen nutzlosen Widerstand zu leisten, denn erstens ist der Machtapparat unwiderstehlich gegen die Kindheit auf dem Vormarsch, und es tut nichts zu r Sache, ob die Agenten ihrer Liquidation wirklich bewusst wissen, was sie da faktisch tun, es genügt ihr in Politik umgegossenes Ressentiment, der Hass auf die Kindheit als Privileg anderer, Begünstigterer, um alle Kräfte dagegen erfolgreich zu mobilisieren, die das Ressentiment des versklavten Mobs zu entfesseln imstande ist, und das wird ihr baldiges Ende sein. An die Stelle tritt die bis in die frühe Kindheit vorgetriebene systematische Abrichtung durch anonyme Agenten, die oft gar keine eigenen Nachkommen haben, und deren unbewusster Hass auf die Kindheit eines der wesentlichen Merkmale des verborgenen Lehrplans sein wird, mit dem sie an die Bearbeitung der Nachkommen Anderer herangehen werden, gegen einen Sold, der ihre Loyalitäten darüber hinaus ausrichten wird auf die Logik der Machtapparate, an die sie sich verkauft haben. – unterdrückt das Bewusstsein für den einzigartig qualitativen Charakter der Lebenszeit eines Individuums, zusammen mit dem Bewusstsein der Einzigartigkeit seines Daseins.
Der Zeitbegriff des Bahnhofs kehrt das Verhältnis des Individuums zur Zeit um. Aus seiner Zeit und Einzigartigkeit in dem Maß ihrer Kürze oder Länge wird seine potentielle Unpünktlichkeit, die Chance, etwas zu verpassen oder zu versäumen, zu spät zu kommen und dafür bestraft zu werden, beschuldigt zu werden zu träumen statt sich den Notwendigkeiten des Lebens zu stellen. An die Stelle des Bewusstseins der Einzigartigkeit des Daseins als Existenz tritt der Terror einer linearen Zeit, die sich im Rhythmus von vierundzwanzig Stunden wiederholt, die also einerseits linear ist im Sinne immergleicher, qualitätsloser Einheiten, die beliebig aneinander gereiht werden können und so fortlaufen ins Unendliche wie sie aus dem Unendlichen herauslaufen in das Jetzt, das selbst nichts ist, wie das Individuums auch, das mit diesem Jetzt gewaltsam mittels einer Metaphysik der Zeit, die einem kulturellen Staatsstreich gleichkommt, gegen den die Machtübernahme der Nazis eines angesichts ihrer plakativen Sichtbarkeit – die ihrerseits ein Konstrukt der beauftragten Geschichtsanfertigung, der industriellen Weltbildherstellung ist – geradezu harmloser historischer Akt ist, weil er bewusst bleibt und zugleich dem Bewusstsein äußerlich. Der Kulturputsch der industriellen Nutztierhalter ist perfider und vor allem wegen seiner Qualität, seiner gewaltsamen Eroberung und Unterjochung des Bewusstseins selbst, das er vorab formatiert, bevor es noch Daten aufzunehmen und zu ordnen und sich bewusst machen kann, also bevor es überhaupt sich selbst zu identifizieren vermag, von unvergleichlicher Gewaltsamkeit.
Ihr sind sogar alle Formen der so genannten wissenschaftlichen Reflexion auf das Leben und die Formationen des Lebens der Gattung Homo sapiens längst erlegen. Sie sind nur noch das bürokratische Echo ihrer Vorformatierung, Echolalie, das seine bewusstlosigkeit in der Form der Ordnung verbirgt, die die Formatierung durch das Bewusstsein mit der Bahnhofszeit, der Zeit der bürokratischen Dienststunden und Termine, die Physik der Mördermaschinen, die auf den Weltmeeren damit drohen, Bomben abzuwerfen, damit manche Menschen ihre Weltanschauung ändern, wie das im offiziellen Ton und Selbstbewusstsein imperialer Gewalt heißt, und der Maschinen, die den erdnahen Raum beherrschen, für die diese Zeit eigens erfunden wurde um sich an die Stelle der Eigenzeit von Individuen zu setzen, die ihr geradeso viel gilt wie dem Metzger das Zeitbewusstsein und Lebensgefühl des Schlachttieres, das er zu verarbeiten hat.
Ich sehe, dass all dies weit führen wird, und ich werde hinnehmen müssen, dass sich die Erläuterungen der Bilder, die ich hier begonnen habe , auf ihre eigene Weise schreiben werden, gegen die ich zwar widerstrebend, aber im Wesentlichen machtlos eingestellt bin, vorerst noch. Aber ich sehe, dass es zwecklos ist. Entweder gebe ich auf, hier selbst schreiben zu wollen und lasse das Wesen, das sich hier zur Geltung zu bringen entschlossen ist, gewähren, indem ich ihm meinen Körper zur Verfügung stelle und meinen Eigenwillen suspendiere – er darf dann zum Einkaufen und zum Telefonieren zum Beispiel wiederkommen, aber das sind eher Hilfsarbeiten, für die er vorgesehen ist, und natürlich muss ihm genügend Zeit zur Erholung und zum Rückzug aus der Dienstleistung zur Verfügung stehen. Aber ansonsten ist das eine Übernahme. Das Wesen, das hier schreibt, ist ein Anderer, dem ich noch mit Widerwillen zusehe oder gehorche. Aber es wird nichts nützen.
Entweder spiele ich mit und überlasse mich dem, was da schreibt, oder es wird nichts. Und ich sehe, es wird lange dauern, es wird meine Geduld aufs Äußerste herausfordern. Kaum kann ich mich des Gefühls erwehren, ein Gefangener zu sein, angefesselt an diesen Stuhl vor diesem Schreibapparat, und es wird Jahre dauern, bis absehbar wird, dass dies ein Ende haben wird. Ich habe mich immer davor gefürchtet, in diesem Zustand festgehalten zu werden, während draußen ein Sommer nach dem anderen vergeht und ich werde nicht gelebt haben. Aber dann wieder mahnt mich etwas, dass ich nun genug gespielt und getrotzt habe, dass ich lange genug vorgeschützt habe noch nicht so weit zu sein, erst noch dies oder jenes lernen, lesen und nachholen oder erkunden oder dringend erledigen zu müssen bevor ich daran gehen kann, diese Zusammenarbeit widerspruchslos zu akzeptieren, und darüber hinaus auch Freude daran zu finden, auch wenn draußen das Licht mit jener Stimme zu mir spricht, die diese namenlose Sehnsucht zu einer derart wilden Welle in meinem Körper aufbäumt, dass ich vom Stuhl aufspringen muss, das Schreibgerät verlassen, alle Termine und Pflichten und allen Gehorsam vergessen oder in den Wind schlagen muss um dem Lockruf zu folgen, der mich weg lockt von dieser Tätigkeit, und mir zu verstehen geben will, dass es nicht darauf einkommt eine Spur zu hinterlassen, die andere über die wahre innere Größe meines Daseins informiert, eine zunächst langsam, dann lawinenartig anwachsende Gemeinde des längst verblichenen Meisters, dessen wahre und überragende Größe als unvergängliches Kulturdenkmal und einsame Opferbereitschaft gegenüber dem der Belehrung und der Benachrichtigung mehr denn je bedürftigen Menschengeschlechts eine immer weiter um sich greifende Anerkennung findet, während Übersetzungen sich verbreiten, Lesungen stattfinden, die Aufnahme in den Schulkanon der Oberstufe schon fest beschlossene Sache ist, während die Erben noch – vergeblich – im Sinne des letzten Willens des Verstorbenen gegen die Kanonisierung seiner Schriften durch das von ihm Zeit seines Lebens geHasste System der Mörder und Gewalttäter, Bürokraten und aller anderen Arschlöcher – wobei besonders der derzeitige Kultusminister von Niedersachsen als verabscheuungswürdiges Beispiel der Mittelmäßigkeit und der administrativ ermächtigten und lizensierten Dummheit pars pro toto vor Augen schwebt – mit rechtlichen Mitteln vorzugehen versuchen, und die Bizarrerien bronzener Denkmäler, auf denen die zeitlebens ertragene innerste Zerrissenheit des Autors einen äußersten Ausdruck gefunden hat, vor allem in der einzigartigen Plastik auf dem Platz der Republik, die von Stendhal/Schmitt/Nazarem geschaffen wurde, der sich seiner Kongenialität mit dem seelenverwandten Schriftsteller öffentlich rühmt, als gegen seinen eigenen Willen gerichtete Mystifikationen bezeichnen.
Denn er habe die industriell gefertigte so genannte Bezahlkultur und ihre Markenwaren wie ihren Ramsch, der die erstere nur nachahmt, als Inbegriff von Phrasendrescherei und Verlogenheit, kaum verhohlenen Größenwahn und abscheulicher Rangkampfmanieren gehasst, von denen er meinte, dass sie wohl unter Exemplaren einer Tierart immerhin möglich seien, die unter ihrem allgemein diagnostizierten Instinktverlust indessen kaum mehr leidet, sondern ihn zum Bekenntnis erhoben hat, entlang dem zu leben sei, jeder nach seiner Fasson, von der Hure bis zum demokratisch gewählten Herrn der Welt, also auch einem Ergebnis rein triebhafter und ganz ohne Bewusstsein ablaufender Prozesse in einer Biomasse, eine Art von Gärung, aber nicht unter Menschen.
Ich habe nicht erst lernen müssen, mir selbst zu misstrauen. Wie leicht es auch scheint, die Schuld für das, was nicht so war, wie es sein müsste und unbedingt hätte sein sollen. Auf andere abzuwälzen, nein, sogleich sicher zu sein, dass sie es waren, die das Übel verursacht und verschuldet haben zugleich – was nicht dasselbe ist – es bleibt ein Jota, das man selbst zu übernehmen hat, und damit hat man zugleich alles zu verantworten. Denn wer kann denn mit Überzeugung behaupten, dass es nicht gerade dieses Jota war, das alles aus dem Gleichgewicht brachte, so dass der Rest, also alles andere, darin mit zu verantworten und also mit verschuldet ist? Wenn aber das genaue Maß der Mitschuld nicht bestimmbar ist, die man trägt für das Scheitern von Versuchen zu einer haltbaren Gemeinsamkeit zu kommen, weil es eben auf das Quantum nicht ankommt, sondern alles sofort qualitativer Art ist und das Ganze betrifft, von dem man selbst zwar nur ein Teil ist, aber womöglich gerade der, der den ganzen Gang der Dinge zu verantworten hat, dann trägt man alle Schuld und nicht einfach diesen oder jenen handhabbaren Teil. Das aber bedeutet, dass alle Schuld zu verantworten ist, und zwar die für das Ganze, das aus der eigenen Sicht das eigene Leben ist, aber es ‚besteht’ nicht einfach nur aus diesem.
Ich weiß also nicht, was aus diesem Versuch mich euch mitzuteilen wirklich am Ende wird. Ich befinde mich in einer Art von gigantischer Wolke, deren Umriss ich nicht erkennen kann. Es wird sich, das erwarte ich, konturieren. Descartes meinte, dass man sich, in einem Wald verirrt, entmutigt auf der Stelle niederlassen kann um zu verenden, oder die einem so oder so noch verbliebene Zeit und Kraft dazu zu nutzen, einfach in einer Richtung weiterzugehen, weil erfahrungsgemäß kein Wald eine unendliche Erstreckung hat. Man kann dem mit einem Einwand begegnen, der die Grenze der Metapher verschiebt, aber am Ende läuft es doch auf dasselbe hinaus. Der Einwand ist gegenstandslos, denn man kann ihm mit einer Erweiterung der Metapher in der Antwort begegnen. Dehnt einer den Raum ins Unendliche, dann behauptet er irgendetwas mit, das ihm selbst jedenfalls die Orientierung nicht unmöglich macht, ob das nun energetische oder intellektuelle Metaphern sind, und so muss man sich nur sinngemäß anschließen. Es liegt alles daran, dass die Behinderung epidemisch wird dadurch, dass alle sich in einer Art von perversem Vergnügen ‚Argumente’ gegen alles ausdenken, was ihnen nicht unmittelbar selbst einfällt.
Es ist eine Konsequenz des ‚Rechts auf die eigene Meinung’, die faktisch niemand hat, aber jeder aufgrund seines Rechts unablässig gebraucht. Es wird mehr geben von diesen vollständig unverständlichen, verrückten Formulierungen, die auszusprechen wohl jeder für sein Recht halten würde, vorausgesetzt, sie kämen auch zu Bewusstsein. Was bedeutet es einen Satz zu formulieren, der noch nicht in dieser Form formuliert worden ist, und auch nicht einem Zufallsgenerator entspringt? Und in welche Fallen läuft eine Kompetenz, die meint, das beurteilen zu können, weil das ihr Fach ist? Man wird sehen, in welchen Verließen die gebleichten Knochen finden. Aber Angriff ist nicht die beste Verteidigung. Es ist die schlechteste. Eines der größten Hindernisse dafür, dass ich überhaupt etwas für mitteilenswert hielt war die von Großdenkern mit Staatsauftrag festgelegte ‚sprachtheoretische’ Forderung, man müsse kommunikativ sein.
Die ausführlich begründeten Ausführungen, die nachwiesen, dass es keine Privatsprache geben könne, liefen auf eine Drohung hinaus, die jeden Ausdruck verboten, unter Inanspruchnahme der Autorität einer Wissenschaftlichkeit, die sich mit dem Machtapparat gleichgesetzt hatte, den sie kritisch zu betrachten vorgab, um Loyalitäten zu binden und Gefügigkeit annehmbar zu machen identifizierte und eigentlich mit ihm identisch sein wollte und, eingeschleust in das Gehirn eines ahnungslosen Kindes, sich mit der Drohung der Bestrafung gleichmachte, alles hinter einer ungemein gut kaschierten Hinterlist, die sich selbst als die pure Objektivität, Erkenntnis ohne ein anderes Interesse als dem an der puren, im und durch Konsens bestätigten Wahrheit, auf die man sich mit dem Theoretiker zwanglos geeinigt hatte, wenn man sein Buch gelesen hatte, und sei es nur um dem Eindruck zu entgehen man sei ungehorsam oder blöd.
Über das Verbrechen der Meisterdenkern zu reden, hieße ihre Enteignung der Sprache im Dienst der Macht, die sie selbst sind, erfolgreich rückgängig zu machen. Es scheint, dass mit der Sprache erst das ganze Ausmaß der Irreführung und Verkehrung organischer Bedürfnisse in die ungeheuerlichen Möglichkeiten und Ausmaße der gewaltsamen Nutzung der Gattungsexemplare des sprachfähigen Tieres geschaffen wurden, von denen die so genannten Hochkulturen leben.
Ende des Ersten Teils
=======================================================================
Montag, 12. April 2010
Noch eine Nachbemerkung: Ich bin mir darüber im Klaren, dass die der Zeit entsprechende 'Entwicklung' in Politik und Gesellschaft aufgrund großräumiger Bedingungen Veränderungen unterliegen, denen sich entgegen zu stemmen unsinnig wäre. So gesehen wird die Zeit über alles hinweg gehen, was ich während meiner eigenen Existenz für wichtig oder wünschenswert hielt. Aber alles das, was ich für wünschenswert und wichtig hielt, ist gar nicht meinen eigenen Gedanken entsprungen. Ich verdanke es ohne Ausnahme meinen Lehrern und der Erwachsenenumgebung, die es mir vermittelt hat. Das ist umso erstaunlicher als ich beobachten konnte, dass unter diesen Leuten allgemein ein rücksichtsloser Opportunismus herrscht, der sich bedingungslos an das jeweils anpasst, was ihnen ihrerseits von Oben her vorgegeben wird. Das macht angesichts der von ihnen selbst beflissen notierten beschleunigten Veränderungsgeschwindigkeiten der 'modernen Welt' alle Erziehung, vor allem auch die schulischer Art, zu einem höchst problematischen Vorgang, der gerade angesichts der Ergänzungsverordnung, die einfach, ganz ohne Rücksicht auf die anthropologischen Grundlagen des Daseins und der Vergesellschaftung des individuellen Lebens 'lebenslanges Lernen' in einer Wissensgesellschaft verordnet, die dann praktisch auf eine von Oben gesteuerte Informations- und Umschulungsgesellschaft umgewandelt wird, in der gilt, dass ein durchgängig strukturell durchmilitarisierter Großbetrieb 'Gesellschaft' – der sich nur zu deutlich auf Strukturen stützt, in denen der Umriß des Staatsmonopols des Dritten Reiches problemlos erkennbar ist, ungeachtet aller Oberflächenpluralisierung und Zuständigkeitsstreuung.
Man kann das z. B. An der aktuellen Ernennung des Verwalters der Arbeitsagentur, des größten Betriebes des Landes überhaupt, mit der Reorganisierung der Bundeswehr ebenso ersehen wie an der Ernennung von Absolventen des Studiums der katholischen Theologie zu Chefs der regionalen Arbeitsagentur (etwa im 'Emsland', wo sich feststellen lässt, dass man keinen Arzt aufsuchen kann, ohne Hinweise darauf zu erhalten, wie weit die informative Vernetzung einer gewissermaßen als Bande organisierten Bevölkerungskontrolle ohne Hinterlassung von Aktenspuren faktisch geht), Sachverhalten, in denen auch die alten Kumpaneien sichtbar sind, neutraler gesprochen, strukturelle Identitäten, die typisch sind für die Form des säkularen Staates speziell in Deutschland, die sich damit, durch die militärische Niederlage hindurch als Organisationsmodelle für die Zukunft Europas unverdrossen und angesichts ihres Erfolges auch alternativenlos empfehlen - prinzipiell niemanden mehr erwachsen werden lässt, und vielmehr gerade die ohnehin in jeder Hinsicht Abhängigen bis in recht 'hohe' Stufen der sozialen 'Hierarchie' (= Heilige Ordnung ! Man muss sich den Ausdruck einmal in seiner wirklichen Bedeutung vor Augen führen, wenn man das zugleich altägyptische und kameralistische Modell der Bevölkerungsverwaltung richtig klar machen will und auch begreifen will, wo man wirklich lebt.).
So gesehen dient die 'Arbeitsverwaltung' längst ebenso Funkgtionen der eigentlich geheimdienstlichen Tätigkeit ebenso gut wie der spurlosen Aussortierung politisch unliebsamer 'Ansichten', die einfach in der lebenslangen Arbeitslosigkeit verschwinden können, ohne dass sich diese Verwaltungspraxis der Blödheit eines 'Berufsverbotsgesetzes' schuldig macht, die seine Praxiswirklichkeit 'outet'. Dass dies der politischen Linken nicht einmal als Problem aufgeht, ist ein hinreichender Hinweis auf die grobrasterige Wahrnehmung der politischen Funktionäre dieser auf kaum mehr als ihre alsbaldige Regierungsfähigkeit aufmerksamen Berufstätigkeiten. Das alles mag nur einer soliden Ausrichtung einer intellektuellen Einstellung aufgehen, die vor dem Hintergrund einer an einem fundamental bedeutsamen Begriff von Kommunikation ausgerichteten Vorverständnis letztlich an einem bürgerlich-demokratischen Deutschland festhält, wie es das Deutschland und der Inbegriff von Kultur vor Augen hatte, das sich auf die 'Dichter und Denker' bezieht und deren grundlegende Einsichten als unüberholbare und nicht im Namen einer so dahergeredeten 'Modernisierung' revidierbar oder 'wissenschaftlich überholbar' abzutuende Befunde festhält gegen die kaum mehr als Achtelbildung (hier noch von 'Halbblidung' zu reden wäre eine krass überbewertende Fehleinschätzung) ausgewiesene, aber als 'wissenschaftlich fortgeschritten' auftrumpfende, in den Medien aus guten Gründen aber großflächig und flächendeckend und nachhaltig beschäftigte andressierte Dummheit und Ahnungslosigkeit, die aber charmant und mit sex appeal in den Medien der bewegten Bildern unwiderstehlich wird, und daher oft genug in weiblicher Larvierung auftritt, (was auf den seelisch nicht erwachsen werdenden Proleten mit Tendenz zu einer auch in der mehr oder weniger larvierten Sucht zutage tretenden Abhängigkeit auch seines kaum entwickelten 'Urteilsvermögens' ebenso faszinierend wie ´die Wahrnehmung eintrübend, also einfach unwiderstehlich wirkt) mit derselben Dreistigkeit, ´mit der die prominente 'Pornoqueen' darauf hinweist, dass sie als Produzentin und Betreiberin eines Fernsehkanals eine der vornehmsten – Steuerzahlerinnen der Landeshauptstadt (Hannover) ist.
Die auf diese Mentalitäten abgestellten Proletenmedien – damit ist alles gemeint, was sein Urteil auf eine ähnliche Art bildet wie das dort stellvertretend öffentlich inszeniert wird, mit einem Politikverständnis, das das intellektuelle Niveau des Sozialarbeiterbewußtseins, einer akademisch nobilitierten Formation ohne ernst zu nehmende wissenschaftliche Grundlagen und ohne Bewußtseinstiefe von nennenswerter kultureller Dimensionalität nicht überschreitet, so daß diese Medien, in die sich inzwischen auch die einstmals den 'Gebildeten' gewidmeten Tages- und Wochenzeitungen einschliessen lassen angesichts ihrer bereitwilligen Anpassung an das Niveau der 'Neuen Medien' und natürlich das allgemein sinkende bzw. strukturell, vor allem auch aufgrund der Folgen des massiven Populationsimports dekompensierten Bildungsniveaus, das sich aufgrund einer allgemeinen Nivellierung nach unten (Man muss sich dagegen vor Augen halten, dass 'Emanzipation' und Befreiung von Knechtschaft, etwa für die 'Unterdrückten' oder 'Benachteiligten', solange es sich noch um ein allgemeines Modell der gesellschaftlichen Veränderung handelte, die darauf zielen sollte, dass eine allgemeine Nivellierung nach Oben aus ihr folgen sollte. An deren Stelle ist faktisch die Vorstellung von einer 'Selbstverwirklichung' getreten, die die Ratifizierung des zum Fall regregierten allgemeinen Zustand des 'Menschen' des auf den Umkreis seiner Körperlichkeit regredierten Bedürfnisverständnisses, also die Folgen von langen, oft über Generationen reichenden, unter dem Druck der Gewalt des Verhängnisses der Herrschaft barbarisierten Sozialisationen als neuester Gewinn und als Grundlage der Ausbildung von 'Selbstbewußtsein' mit Masse und Macht und dem Beharrungsvermögen 'präödipaler' regressiver Formen der unbewußten Grundlagen dieser Bewußtseinsverfassungen zur herrschenden Form des Alltagsbewußtseins wird, das die so genannten Medien nur in einer gewissermaßen gereinigten und hoffähig gemachten und vorzeigbaren Form, destilliert und 'veredelt', so wie im Gewand, in der Maske, der Larve attraktiver Männchen und Weibchen in einer Kostümierung ausstellt, in der sich aufgrund des leicht angehobenen und in die Form der sichtbaren Privilegierung gebrachten 'approach' nebst Bühnenbild die Grundlagen für diejenigen projektiven Identifikationen schaffen lassen, mit denen sich der Kreis dieser Bewußtseinsverfassungen zu einem in sich geschlossenen System ohne Bewusstsein schliesst, in dem sich die berechenbaren Reaktionen des außengesteuerten Bewußtseins der Individuen mathematisch ermitteln lassen mit einer Mathematik, mit der auch die Bewegungen von Schwärmen (ob nun Fisch oder Insekt oder Vogel) und großen Herden korrekt und vollkommen ohne Rücksicht auf das Individuum vollständig berechenbar werden.
Das sind schon allgemeine Befunde ausdrücklich postmoderner, postkultureller und vor allem postdemokratischer Zustände und Zustandsgrundlagen. Denn weder die strukturelle Schwächung des Urteilsvermögens noch die Prinzip gewordene Außensteuerung sind im Ernst vereinbar mit dem Prinzip demokratischer Herrschaft, die ja auch in der praktischen Handhabung der 'Gesellschaft des lebenslangen Lernens, in der niemand mehr, vom Kindercrah des Kleinkindalters bis zum AltenKZ, den Horden organisationsabhängiger, bedingsungslos gehorsamer Dozenten und Sozialagenten und Lehrern entkommt, die auf Anordnung alles durchführen, was man ihnen aufträgt, was aus 'Gesellschaft' eine prinzipiell entmündigte Vermassung macht, in der niemand mehr erwachsen wird und niemand mehr der unablässigen Gängelung durch eine 'professionelle Kontrolle' entkommt, die sich in bestimmten Berufslizenen eine Grundlage eines Selbstverständnisses verschafft, das eine Seite seines Janjusgesicht sich mittels Eigenpropaganda der Klientel zuwendet (Kinderbetreuung, Pädagogik, 'Sozialarbeit', 'Lehre', Medizin, Therapeutik) und dabei eine lebhafte Mimik präsentiert, während es mit der starren Maske des Antlitzes anderen auf die Machtstrukturen blickt von denen die Selbsterhaltung des Individuums abhängig ist und sein unersättlicher Wunsch nach 'Bedeutsamkeit', und dem Aufstieg, in dem es ihn glaubt realisieren zu können.
Diese Strukturen sind aber nicht aus einer Perspektive sichtbar oder sichtbar zu machen, die sich dieser Formen aus der Binnenperspektive zu versichern versucht, und – das ist unvermeidlich – ist nicht einmal darüber zu belehren, dass das so sein könnte. Was aus dieser Bewußtseinsverfassung auf die Analyse reagiert, die ihm diese vor Augen hält, reagiert also – eine zu Recht als 'Verhalten' zu verstehende Reaktion – aus seinem naiv festgehaltenen 'Selbstverständnis' und wird kaum zu einer Kommunikation kommen mit dem, was die Analyse ihm sagt, weil es nicht versteht, was diese ihm sagt, sondern nur, was ihm davon 'einleuchtet'. Das ist also geradezu sinnlos, und man kann das jederzeit in Experimenten verifizieren (!), indem man an Internetdiskussionen teilnimmt, in Diskussionsforen, in denen man nichts zu präsentieren braucht als die Schriftform, also ohne jede sonst situativ mitgegebene Information über den sozialen Status, die Bildungsvoraussetzungen, das Alter oder das Geschlecht des Autors. Wo dies fehlt, lässt sich der entsprechende Diskussionspartner stets unweigerlich gehen und präsentiert hemmungslos angesichts der ihm nicht durchsichtigen situativen Depravation eine explosiv und inflationär expandierende kompensatorische Größenphantassie, die angesichts der zwanglosen Konfrontation mit dem Unbewältigbaren mehr oder weniger unmittelbar sei es in hebephrene Läppischkeit, testosteronübersättigte halbstarke Größenphantasien und asoziale Entwertung oder einfach offene Aggression und Drohgebärden (die im Internet dann bemerkenswerte verbale Formen annehmen), Bekenntnisse einer ihrer selbst nicht innewerdenden Debilität umschlägt, ohne noch zu bemerken, dass die ohnmächtigen Reaktion, die sämtlich auf die Bedingungen der Bildung einfacher Sozialsysteme (Anwesenheit, Wahrnehmbarkeit, Abhängigkeit) abgestellt sind, wie sie in Nahraum sozialpathologisch bedeutsamer Formen des Umgangs in einem von Triebderivaten beherrschten 'üblich' sind, als Syndrome soziopathischer Dekompensation der Kommunikation.
Das sind so offenkundig alltägliche Massenzustände, dass man die Erfahrung, die sich jederzeit wiederholen lässt, wenn man zu Masochismus neigt, mit zweideutigem Genuss, getrost zu dem längst auch anderswo bereits diagnostizierten ebenso gut post- wie prädemokratischen Zustand zusammenfassen kann, aus dem sich die Wahrheit einer in ihren unvermeidlich individuellen Repräsentationen, Inkarnationen als Normalverfassung strukturell dekompensierten Form ablesen lässt, die die Grundlage darstellen muss für eine Betrachtung, die sich damit befasst, sich um 'Demokratisierung' von 'modernen Gesellschaften' zu bemühen, während sich unter dem Eindruck eines systematisch gegen die Grundlagen demokratischer Herrschaftsformen gerichteten sich ausweitenden Staatszugriffs gerade diese Grundlagen als das offenkundige, mit Absicht oder nicht, ins Zentrum des Interesses gerückten Angriffsziel des auf einen 'sanften', bisher unbekannten, und nicht zuletzt deshalb um so gefährlicheren Totalitarismus zusteuernden Organisationsgefüges richten, der eben deshalb, weil er die Grundlagen der Ausbildung von sozialer Wahrnehmung, Bewußtseinsbildung und Urteilsvermögen selbst sozusagen ab ovo angreift und unablässig weiter 'begleitend', sogar mit ihm prinzipiell feindlichen 'wissenschaftlichen' Mitteln unter lebenslange Kontrolle nimmt. In diesem Arrangement drohen nicht nur die letzten verbalen Versuche, sich des eigenen Urteils zu versichern, und damit politische Absichten zu verbinden, nicht nur verloren zu gehen, sondern sich gegen ihren eigenen, deklarierten Sinn zu kehren und der offensichtlichen Lächerlichkeit preiszugeben um sich endgültig zu desavouieren.
Mehr als dies festzustellen bleibt also nicht, die Dokumentation einer Quasihinterlassenschaft, von der man zugleich sehen kann, dass man sie nicht einmal selbst zu verantworten hat, und zwar gerade deshalb, weil man die Folgen lebenslang, biographisch zu tragen hat, die daraus erwachsen, dass man sich aus einer Einstellung heraus, die man als Orientierung an einem Wahrheitsbegriff identifizieren kann, den man den Lektüren entnehmen und dem man sich verpflichtet fühlen zu müssen meinte. Das kann man hinterlassen, an Leser einer anderen Zeit und Geistesverfassung, die ein Interesse haben an Dokumenten, die von dem abweichen, was man angesichts der veränderten Konservierungspraktiken auch später noch en masse vorfinden mag, gegen die Bedeutung, die sonst die Selektion der Überlieferung steuert. Denn auch diese Überlegungen zehren von solchen Überlieferungen, und von dem was sie, von ihrer Zeit abweichend, die sie nicht einfach abbilden, sondern vielmehr in Gedanken zu erfassen versuchten, als abweichende Ansichten also von Bewußtseinsverfassungen, die einer verschwindenden Minderheit zuzurechnen sind. Denn nichts anderes ist in der Bezugnahme auf das 'Deutschland der Dichter und Denker' gesagt.
Was soll man dazu anderes sagen können als das, was George Orwell dazu abschliessend und endgültig festgestellt hat, als er´, in seinem Roman 'Neunzehnhundertvieruandachtzig' formulierte:
„Wahrheit ist keine Frage von Mehrheiten“,
und man möchte das ergänzen in dem Sinne, in dem es gemeint sein muss, zumal mit Rücksicht auf die Proletarisierung und Politisierung der sei es reprivatisiert oder staatlich institutionalisierten 'Wissenschaften', an denen mehr und mehr die bloße Form imponiert, während der Inhalt anti-, asozial und erkennbar ebenso menschenfeindlich wie individuumfeindlich und gegen die Kontrolle von Herrschaft gerichtet ist, als Ganzes also auf einen am Horizont heraufdämmernden Totalitarismus vorausweist, dem alle Wissenschaft gegen den Menschen zur Verfügung gestellt zu werden im Begriff ist. Unter diesen Umständen – zumal als ja durchaus einmal diese und dann wieder jene Form der Barbarei diese Mehrheit haben kann, muss die fortgeschriebene Formulierung Orwells lauten:
„Wahrheit ist keine Frage von Masse und Macht.“
Der Protokollant
=======================================================================
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Have you ever thought about adding a little bit more than just
AntwortenLöschenyour articles? I mean, what you say is fundamental and all.
Nevertheless just imagine if you added some great graphics or video clips to give your posts more, "pop"!
Your content is excellent but with images and video clips, this site could undeniably be one
of the very best in its niche. Wonderful blog!
Review my web-site; Acne Diet
Controlleԁ Glide massagе Ϲreme iѕ meant for women ωho have just undergone surgerу oг chemotherapу.
AntwortenLöschenΝatural Anti-Aging Trеatment Facial masѕage iѕ
a holіstic appгoach, the κеy tο successful nеtworking.
In ropіng cattle, many thгowѕ aге directеd by the hand's position on release. Cheek Palming - Place both hands over your body up to the chin. This treatment stimulates the lymph system; however, following certain tips can help increase the blood flow. Now the golfer part is not for everyone. There are both short term and long term.
Feel free to surf to my webpage - london tantra
I always used to read paragraph in news papers but now as I am a user of net thus
AntwortenLöschenfrom now I am using net for articles or reviews,
thanks to web.
My weblog pioneer dvd recorder
Genuinely whern ѕomeоne doesn't be awаre
AntwortenLöschenof aftеr that its up to other viѕitorѕ that they will hеlp, ѕо heгe it takeѕ place.
Look into my hоmepage; arzt