Was fällt mir zu dem Wort 'Bundespräsident' ein?
19. März 2012
Man muss nicht zu allem 'Stellung nehmen', was der Klatsch weidlich beredet, dessen Allgegenwärtigkeit sich kaum jemand entziehen kann. Also warum zur Wahl eines Bundespräsidenten etwas sagen oder schreiben? Schließlich sind schon mehrere dieser Wahlen wie eine Dünung über die Landschaft hinweggegangen ohne Spuren zu hinterlassen. Wenn ich mich darauf konzentriere, fallen mir einige der Konturen ein, die auf öffentlich unvermeidlichen Abbildungen, auch bewegten, vorbeihuschen. Ärgerlich eigentlich, dass es irgendwem, der sich damit offenbar befasst, gelungen ist, diesen Müll in meiner Erinnerung zu hinterlassen, diese Fundstücke, die wie Plastik- und Verpackungsmüll, wie die Hinterlassenschaften großer Menschenmassen auf den Wiesen des Stadtparks nach den von ihnen veranstalteten Grillfesten überall herumliegen und in die Augen springen, unerwünschte und eigentlich zu verbietende, jedenfalls genau genommen, da es sich um erzwungenes, keineswegs gewolltes und erwünschtes Hinterlassen von Ereignismüll in meinem Gedächtnis handelt, der mich gar nicht betrifft, sondern angesichts seiner Verbreitung und Allgegenwart, der Art, wie er mir gegen meinen Willen aufgedrängt wird, immer wieder, aber sie sind da, und ich bemerke das keineswegs mit Freundlichkeit, zumal Teile dieses 'content' zum unter Zwang zu 'erlernenden' Schulstoff gehörte, der unter Drohungen von Bütteln einer nicht näher – es sei denn als 'Staat' oder 'Gesellschaft' – spezifizierten organisierten Gewalt memoriert und reproduziert werden musste, einer Drohung, die die gesamte weitere Zukunft des Bedrohten umfassen konnte und umfasste. So also fallen mir Bundespräsidenten ein. Der ersten Drohung dieser Art begegnete ich noch als Schulkind. Ich war gerade erst gezwungen worden, täglich diesen Ort der versammelten Gewalt aufzusuchen, da wurde ich zusammen mit den anderen in 'meiner Klasse' – sie war mitnichten meine, und bis heute geht mich nicht an, was andere meinen, zu welcher Klasse ich mich gefälligst zu zählen habe, zu welchem zufällig zusammengewürfelten Haufen von Kreaturen gleich mir, die unter diesen Umständen einen Stall unter einem gewalttätigen Stallburschen oder einer Stallmagd 'miteinander teilen', wiederum Worte, deren keines trifft, was sich dort meinem Urteil nach abgespielt hat und weiter abspielt – an einem Straßenrand in der Nähe des Bahnhofs aufgestellt, zusammen mit den 'anderen Kindern der 'Volksschule. Genauer war es die Ludwigstraße (Ludwig nach einem anderen 'Landesvater', als dessen 'Landeskind' ich mich zu fühlen hatte, nach dem Diktat derer, die damit beauftragt waren und werden, derartige Glaubenssätze in Kinderseelen mit mehr oder weniger Gewaltsamkeit zu versenken, damit sie ein Teil ihrer 'Persönlichkeit' werden. Dazu ist noch etwas zu sagen, denn das war ein hessischer 'Landesvater'.) am Übergang zur Parkstraße. Uns wurden Fähnchen in die Hand gedrückt und dann fuhren zwei sehr alte Männer in einer offenen Kutsche unter einem grauen Himmel an uns vorbei und wir hatten mit den Fähnchen zu winken. Der eine hieß Heuss, der andere Adenauer. Sonst weiß ich eigentlich nichts wirklich Wesentliches von diesen beiden Männern, denn alles, was mit später darüber zugetragen wurde, war mehr oder weniger Klatsch und Gerücht, und was man sich so erzählt, und zudem wurde es erzählt von Leuten, die ich nie kennen gelernt habe, denen ich als Person nie begegnet bin, und deren Geschichten ich nicht beurteilen kann, aber das ist ohne Belang, denn es hat ohnehin keine Bedeutung für mich oder mein eigenes Leben. Ich glaube gar nicht wirklich an die Existenz all dieser Leute, und auch nicht daran, dass die oft wirren Geschichten, die da erzählt werden, einen wirklichen Sinn haben, oder jedenfalls einen, der nicht ohne Weiteres aus ihnen selbst hervorgeht. Ich kann das also nicht wirklich beurteilen, und es geht mich nichts an, hat keine Bedeutung für mein Dasein und gehört zu dem unablässigen Geräusch, das um mich herum ist, das zum Hintergrund des Lebens gehört wie Wind und Regen, Nebel und Schnee, Hitze und Kälte, kurz, es ist Teil der Witterung. Was den Ausdruck 'Landesvater' betrifft, so finde ich es erstaunlich, wie sehr vor allem der Journalismus besonders der regionalen 'Zeitungen', Organen der örtlichen Businessinteressen und der IHK, diese Bezeichnung schätzt und verwendet, obwohl 'wir' angeblich in einer Demokratie leben, deren Amtsträger angeblich von den Bürgern auf Zeit gewählt werden, wenn auch nur aus einer Liste, die schon feststeht und ohne dass jemand erfahren könnte, wie sie dorthin gelangt sind, obwohl darüber natürlich nach Bedarf zur Verfügung stehende Standardgeschichten erzählt werden, die indessen keine wirkliche Auskunft geben über die geheimen Vorgänge, die zu diesen Listen führen, auf denen der Bürger der Demokratie dann ein Kreuz machen kann, wenn er denn unbedingt meint, das mache einen Sinn. Mir fällt dazu nur ein, dass zur Zeit der Herrschaft der älteren 'Landesväter', die sich solche Amtsträger noch aus eigener Souveränität einstellten oder entließen, die analphabetische 'Bevölkerung' die Abtretung ihrer Rechte oder ihres Eigentums noch mit drei Kreuzen bestätigen konnte. Die Reduktion auf ein nur ein Kreuz fällt mir auf, aber ich weiß nicht ob das eine Bedeutung hat.Lassen wir also das. Zum Landesvater nur noch so viel: In Schillers 'Kabale und Liebe', das ich später, ich glaube auf dem 'Ernst Ludwig-Gymnasium' zu lesen bekam, lernte ich exemplarisch diese Art Landesvater genauer kennen, und erfuhr, dass der Vater oder Großvater dieses Landesvaters, nach dem auch die Schule, nicht nur die Straße benannt war, Landeskinder als Soldaten an die Briten verkauft hatte, damit sie gegen die Landeskinder in Amerika als Söldner vorgingen, indem sie sie erschossen, im Auftrag der Briten, damit sie sich nicht unabhängig machen könnten von ihrem Landesvater in England, ein Unternehmen, das bekanntlich misslang, vermutlich auf Kosten der Landeskinder, die der Landesvater an die Briten verkauft hatte, damit sie anderswo Menschen töten, die sich von solchen Landesvätern zu befreien suchten. Einem der Nachfolger – oder zweien – dieser Sorte Landesvater also hatten, wir, als Kinder von Kommandeuren, die uns befahlen, im Namen der neuen Demokratie, wie ich später herausfand, auf Kommando zuzuwinken, mit Fähnchen, die in verschiedenen Streifen eingefärbt waren. Ich kann mich an den dumpfen Zorn erinnern, den ich empfand und ich schwenkte das ein einem dünnen Holzstöckchen befestigte Stück buntes Papier denn auch nicht, während ich die schlaffen Gesichter und Körper im Gedächtnis behielt, von denen eines mir dem eines tückischen Fuchses aus einer Fabel zu gleichen schien, aber dann waren sie auch schon vorbei, und wir wurden wieder zurück getrieben wie eine Herde Schafe in die Schule, die den Stall bedeutete, so wie wir hergetrieben worden waren, alles offenbar im Namen der Demokratie, wie ich später herausfand. Ich sollte besser sagen, dass ich keine 'bessere' Erklärung finde für den Vorgang, bei dem ich mich mit recht deutlicher Empfindung benutzt fühlte für etwas, worüber ich nichts erfuhr,auch dann nicht, als ich herausfand, dass es im Namen der Demokratie war, während ich den Zusammenhang, in den der Vorgang damit gerückt wird, nicht zu erkennen imstande bin Denn man vergewaltigt Kinder und Ohnmächtige, über die man verfügt nicht im Namen einer Demokratie, und der Kindesmissbrauch ist damit nicht zu rechtfertigen.
Das ist die erste Begegnung mit dem Namen 'Bundespräsident', an die ich mich erinnern kann. Ich weiß mit Sicherheit, dass niemand aus meiner Familie, was immer dazu sonst zu sagen wäre, etwas dieser Art mit mir gemacht hätte, und niemand wäre auf den Gedanken gekommen, selbst zu gehen. Ich konnte auch, so weit ich mich erinnere, auch sonst niemanden dort sehen, den ich erkannte, überhaupt außer uns, den dorthin Abkommandierten und ihren Kommandeuren niemanden, auch keine anderen 'Erwachsenen', und es interessiert mich wenig, das zu erklären. Es war aber klar, dass niemand von denen, die ich kannte, aus meiner Familie oder von deren Bekannten, dort zu sehen war und das war genug. Ich selbst war also auch dort fehl am Platz, denn niemand hatte mich gefragt, ob ich dort sein wollte um was auch immer zu tun, wenn z.:B. Zwei alte Männer in einer offenen Kutsche vorbei gefahren wurden, von einem der örtlichen Bauern des Dorfes, die in ihrer 'Freizeit' Kutschen fuhren., des Dorfes, das der nunmehrigen Kleinstadt sozusagen nach rechts hin nebengelagert geblieben war, nachdem sich eines nachts die Erde aufgetan hatte, wie die Geschichte erzählte, um einer heißen Wasserfontäne den Weg an die Oberfläche im Tal am Fuße des Berges in der Nähe des kleinen Flüsschens, das durch das Tal sich schlängelte, und die nun mit stoischem Gleichmut eben auch diese Gäste beförderten, begleitet vom gleichmütigen Tripp, Trapp, Klipp, Klopp der Hufe des Pferdes, das die Kutsche zog. Diese Beobachtung lagerte das merkwürdige, abrupte Ereignis in die Normalität eines Alltags ein, die sich an dem Verhalten der Erwachsenen ablesen ließ, die man wie nebenbei immer im Augenwinkel hatte, und deren Benehmen sich als ständige Stellungnahme zu dem, was in ihrer Gegenwart um sie herum vorging, auffassen ließ. Und da niemandem etwas aufzufallen schien, war alles dies ganz normal. So müssen Kinder, ungeachtet ihres eigenen Urteils, ihrer Wahrnehmung, sich arrangieren mit dem, was mit ihnen in wessen Namen auch immer geschieht, oder besser: gemacht wird. Ich behielt das einfach im Gedächtnis, aber nicht als 'mein Erlebnis mit dem ersten Bundespräsidenten', sondern als die mit diesem Titel verbundene Vergewaltigung, von der ich später erfuhr, dass sie im Namen der Demokratie gerechtfertigt sei, ein Urteil, das ich nicht teile. Aber das wurde mir erst klar, als ich mir der Möglichkeit bewusst wurde, dass ich dieser Begründung gegenüber ein eigenes Urteil fällen konnte, das sich auf bessere Gründe berufen kann, denn im Namen der Demokratie ist dergleichen nicht zu begründen und schon gar nicht zu rechtfertigen. Das gilt um so mehr, je mehr diejenigen, die solche Rechtfertigungen dennoch für problemlos halten, sich auf die jeweilige Jugend berufen, der sie das Land übergeben wollen in einem Zustand, der es zu einem Land macht, in dem zu leben sich für sie lohnt und das sie als das ihre betrachten können, nicht, weil sie es politisch korrekt gelernt haben und sagen, sondern weil es das ihre tatsächlich ist, als Tatsache und Wirklichkeit das ihre ist. Wie aber kommt eine solche Wirklichkeit, eine solche Tatsache derart zustande, dass sie mit einer Wahrnehmung und einem Urteil koinzidiert? Ich halte das für gänzlich ungeklärt, für eine noch nie wirklich erzählte Geschichte, eine Geschichte, die die postsoziale, postsoziokulturelle, postgesellschaftliche Form des Daseins der Einsamen Masse um so mehr benötigte, als just diese Form des Daseins zu der das Verhängnis dieses verurteilt, als eines einer wuchernden, sich zunehmend aggressiver zerfleischenden Biomasse der Tierart Homo sapiens, eine solche Geschichte, die, wo nicht die Tatsache und Wirklichkeit der Möglichkeit einer nicht nur im Sinne des Überlebens der lonely crowd 'offenen', sondern einer, in denen die bloßen, gegeneinander in Stellung gebrachten Gattungsexemplare sich als Menschen zu empfinden und wahrzunehmen imstande sind, weil die Bedingungen dazu allgemeine Daseinsbedingungen sind, so allgemein, dass sie die Form des Zusammenlebens als eine Form der Vergesellschaftung erleben können, und das Land, das sie bewohnen, als ein Gebilde, das im Wortsinne nicht bloß ein Territorium ist – das gilt ja auch für einen Hühnerhof – sondern in dem soziokulturellen Sinne ein Land ist, das sich von denen, die es bewohnen als das ihre, als ihre Heimat betrachtet werden kann, weil es so ist, und nicht, weil man es im politischen Unterricht auswendig hersagen oder 'erleben' lernt, dass das die Worte sind, die man zu produzieren hat, von einer organisierten Gewalt und ihren Agenten, die den Auftrag 'wahrnehmen', gegen Bezahlung und im Auftrag einer 'politischen Bildung', die sich entsprechend dem ihr gegenüber angemeldeten Bedarf ausdenkt, wie man ein 'geordnetes Zusammenleben strukturiert', im Auftrag wechselnder Kultusminister, Bürokraten, die auch gern den Landesvater geben, wenn es sich machen lässt.
Eigenartig ist, dass die Politik offensichtlich darauf besteht, dass die Individuen – sie lässt immer, ganz falsch, sagen: 'Die Menschen' – herkommen können woher, aus welcher Weltgegend sie kommen, dass das aber gänzlich gleichgültig sein muss, wenn es darum geht, was sie als 'Gesellschaft', als kulturelles Leben, als menschenwürdiges Dasein, als Heimat, als 'sein Land' empfinden kann, im Sinne einer spontanen, im Unbewussten wurzelnden Identifikation, als eigene Heimat empfinden, und zwar gleichermaßen die Dazugekommen und die, die schon da waren, als oder bevor die anderen, woher auch immer, dazu kamen.
Die Politik der Demokratie des Landes, in dem ich mich, zu Bewusstsein erwachend eines Tages vorfand, ohne darauf vorbereitet zu sein, ohne eine Erinnerung daran, dass ich gefragt worden wäre, wo ich, und ob ich überhaupt, zumal, indem mir 'das Leben geschenkt' wurde, geboren werden wollte, und ohne dass mir die Konditionen erläutert worden wären, sozusagen die Hausordnung, der ich mich zu fügen haben würde, nach denen ich fortan mein Leben unter der Begleitung speziell dieser Erwachsenen, unter denen ich mich vorfand und die ohne mich zu fragen darauf bestanden nach ihrem mir undurchschaubaren Belieben zu verfahren und, was die Sache zu einem echten Problem werden ließ, wie sich zeigen sollte, zu einem Problem, das sich in der Folge durch alles Weitere hindurch zog und sich nicht klären ließ, und sich, wie inzwischen feststeht, inzwischen kaum mehr einvernehmlich wird klären lassen. Denn es geht nur um eine Summe, für die die, die sich da als Verantwortliche gerade im Augenblick meinen brüsten zu sollen, um darüber gar einiges obendrein zu lehren, indem sie – wie gewohnt – als Erwachsene oder Supererwachsene, denn sie recken sich einfach immer höher, um immer weiter alles überragen zu können, während sie sich immer deutlicher dabei zu einer Art Spagetti überdehnen – wie der fiktive Astronaut am Ereignishorizont des Schwarzen Lochs, in dem er alsbald verschwinden wird – gar nicht mehr aufzukommen imstande sein dürften, selbst wenn sie ihre Schulden bezahlen wollten.
Nun ist es, wie immer man das dann zu beurteilen hat, in jedem Fall unvermeidlich, dass man in dieser oder jener Form Lehrer hat. Es ist aber vielleicht nützlich einmal darauf hinzuweisen, dass unter 'Lehrer' keineswegs automatisch verstanden werden muss, was man mit der Position eines militärischen Vorgesetzten oder eines Berufsbeamten einer organisierten Gewalt verbindet, der Anweisungen, Befehle, Anordnungen geben kann in einem mehr oder weniger militarisierten Kommandobetrieb. Das kann genügen für das Folgende. Eine darüber hinaus gehende Überlegung zur Geschichte des 'Lehrerberufs' kann darüber hinaus ungemein informativ sein, in der Weise, dass dabei deutlich werden kann, dass das je Vorfindliche oder Vorgefundene keineswegs das Unvermeidliche und Alternativenlose Immerseiende ist. Und das Verhältnis von Lehrer und Familie ist dabei ein besonders interessantes Problem. Jedenfalls ist der Lehrer und das Verhältnis zu diesem klassisch ein begrenztes und vorübergehendes. Es hat einen Anfang, betrifft die eher früheren Lebensjahre und hat vor allem ein Ende, das mit dem des Erwachsenenstatus zusammenfällt, der das Lehrverhältnis ablöst. Nun leben wir angeblich in einer Wissensgesellschaft. Deren Definition führt sogleich weiter zur Gesellschaft des lebenslangen Lernens und diese Erweiterung erscheint zunächst ebenso stringent wie unvermeidlich und unproblematisch. Bei näherem Hinsehen ist das aber höchst unselbstverständlich, wenn man sich konkreter betrachtet worauf das in den meisten Fällen hinaus zu laufen scheint, nämlich dann, wenn man damit auch das Schüler/Lehrer-Verhältnis sozusagen zu einem 'lebenslänglich' oder gar 'lebenslang' erweitert versteht, im Sinne der forensischen Bedeutung der Begriffe also so, dass nicht nur das Verhältnis als solches sozusagen ohne einen definierten Ausgang ist, der Struktur des Lebens und seiner ungeprüft als solchen unterstellten 'Anforderungen' nach, sondern auch die strukturelle 'Einbindung' – eine Art Euphemismus für eine Fesselung – in ihrer Form, in der ein weitgehend in der Form der Großorganisation sich organisierender Lehrbetrieb der lebenslangen Betreuung von lebenslangen Klienten ihrer 'Angebote' der Masse der als Klienten vereinzelten, aber en masse als Klienten dieses Betriebes genutzten gegenübersteht, um zunächst und vor allem die Struktur des Unter/Überordnungsverhältnisses zwischen dem als Personal der Großorganisation fungierenden Lehrer und dem als ewiger Lernender schematisierten Klienten gewissermaßen zum Allgemeinen zu machen, zu einer nicht nur allgemeinen, gewissermaßen 'natürlichen' Form der 'Kommunikation', sondern zu einem letztlich beherrschenden Typus der 'sozialen' Struktur als Ganzer, die derart durch diesen Typus der 'Beziehung' mehr und mehr strukturiert wird.
Der potentiellen Ausgangslosigkeit solcher schleichenden, den organisierten Machtstrukturen und deren Interessen dienenden kommunikativen Verhältnisse, denen das Wesensmerkmal einer demokratischen Form und sogar der Kommunikation als solcher fehlt, überlagert mehr oder weniger die demgegenüber in ihrer Bedeutung vermutlich überschätzten 'Freiheit des Internet' usw. und organisiert die Daseinswirklichkeit nachhaltiger, wirksamer als die neben dem alles übergreifenden Businessinteresse, die auch im Internet in der Tat vorherrscht, in sofern man darin ein Organ von Wirtschaftsinteressen und Machtstrukturen erkennen kann, die von der Büromaschinenindustrie, die dies alles in der Tat ist, stützt und konfiguriert, mit dem erfreulichen Nebeneffekt, dass das auch die Freizeit einer zunehmend als unbezahlte und freie Mitarbeiter sich bereitwillig zur Verfügung stellende Massen von Individuen sich in diese Kalküle einbeziehen lässt.
Dass man den Lehrer nicht mehr recht soll loswerden können, ist, wenn man es genau betrachtet, unter Einbeziehung der wesentlichen Aussagen der Lern- und Verhaltenstheorie, die sich einschlägig dazu äußern, mit dem Anspruch, dass man das lernt, was sie sagen. Man kann aber auch anderes, aber unter Umständen nur, wenn man nicht lernt. Zudem kann man nur lernen, was irgendwer schon weiß und, wenn es nach dem Einfluss der Lehrer als Personalgruppe geht, möglichst nur von einem Lehrer. Das war einmal ganz anders. Da erwarb man, indem man zugleich nicht notwendig ausgelernt zu haben brauchte, die 'wissenschaftliche Befähigung'. Diese besagte und besagt nach wie vor, dass man nunmehr gelernt hatte zu lernen, und zwar in eigener Regie und Verantwortung, und dass man, anders gesagt, keinen Lehrer mehr benötigte, weil man gewissermaßen sein eigener Lehrer geworden war, also ein eigenes Urteil hat, weil man eine Urteilskraft hatte, die arbeitsfähig geworden war über je anderem Material. Und tatsächlich ist dies nach wie vor der Gang der Erweiterung der soziokulturellen Möglichkeiten der Gattung Mensch. Nicht das, was man bloß von anderen lernen kann, hat diese Erweiterung bewirkt, sondern die freie Erfindungsgabe von Individuen, die etwas gelernt haben mussten, dass es ihnen ermöglichte, über den je gegebenen Horizont hinaus zu gehen durch den Gebrauch ihres Verstandes, wie Kant das ausdrückte, durch den Gebrauch des Urteilsvermögens und der Forschung, der Untersuchung des Gegebenen, eine Art der Betrachtung, die aus den vorhandenen Möglichkeiten, der vorhandenen Wirklichkeit, neue Möglichkeiten ableitet, die eine neue Wirklichkeit konstituieren oder auf sie führen. Zugleich muss man darauf hinweisen, dass der Begriff des Erwachsenen, den man auf diesem Hintergrund als Typus mehr oder weniger mit prägt, die tatsächliche Grundlage des politischen Bürgers konstituiert. Das ist ebenso an der Griechischen Polis beobachtbar, auch wenn man von deren Inbegriff abstreichen muss, dass man es da mit einer Demokratie zu tun hatte, indem die politische Bürgerschaft aus der Gruppe der männlichen Haushaltsvorstände einer über Sklaven, Kinder und Frauen verfügenden Schwer- und Leichtbewaffneten (Hopliten und Peltasten) sich zusammen setzte, die, indem sie das Gemeinwesen militärisch verteidigten zugleich je ihr Eigentum, ihren Oikos verteidigten, dem sie vorstanden. Aber es liegt auch dem seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts nicht nur in Deutschland sich entwickelnden Verständnis des Bürgers eines demokratischen Gemeinwesens zugrunde, deren Definitionen von dem des sich verbreitenden Wissens, dann der ausdrücklich als Bildung mit dem Begriff der Wissenschaft (etwa bei Kant und ff bis in die Gegenwartsreflexion hinein, etwa bei Rawls oder Jürgen Habermas, dem inzwischen Deppen meinen bescheinigen zu dürfen, dass er inzwischen etwas dazu gelernt haben könnte – während sie ihrerseits meinen, ihren Größenwahn agieren zu dürfen, als Medienfritzen.-- was sie nie gelernt haben.) sich verbindenden Verständnis von Freiheit und Verantwortung eins wurden, zunächst wenigstens, insofern die Grundlagen der Demokratie als Herrschaftsform einer sich als Bürgerschaft selbst ihre gesetzlichen Handlungsrahmen setzenden Verfasstheit unlösbar konstitutiv mit denen von Wissen, Wissenschaft und Bildung verbunden sind, insofern Demokratie nur sein kann, als Realität, indem zugleich die Individuierung des Einzelnen zum Bürger weiter getrieben wird bis zu einer Form der systematischen Einführung in die soziokulturellen Gegebenheiten durch die verantwortlichen Erwachsenen, die den derart eingeführten Einzelnen als mit einem arbeitsfähigen Urteilsvermögen, mit Urteilskraft ausgestatteten Gebildeten notwendig vorstellte, als das Besondere, das dem Allgemeinen unabdingbar korrelativ gegenüberstand, so wie zwei Pole eines einzigen, in seinem Selbstverhältnis sich selbst organisierenden Selbst, das derart zugleich seine Welt in einer symbolischen Form sich gegenüber auszulegen und zu konturieren, zu gestalten imstande war, in einem der Gesamtheit der so konstitutierten Einzelnen entsprechenden soziokulturellen Gefüge, in dem sich Dasein gegenüber der Notwendigkeit so frei es denkbar ist selbst organisierte und erhielt oder entfaltete.
Wenn man dieser Beschreibung ein wenig nachlauscht, dann wird man sofort erkennen müssen, dass damit ganz anderes beschrieben ist als eine 'Gesellschaft, die aus einer offenen zu einer auch menschenwürdigen gemacht werden soll durch einen als Bundespräsidenten gewählten Demokratielehrer, der Verantwortung lehren will, und dass wir erst wieder zu lernen hätten, dass wir in einem guten Land leben, und lernen müssen zu lieben und uns in diesem Land zuhause zu fühlen. Man muss und darf hier ad personam argumentieren, ganz gleich wie das Verhältnis von Amt und Person von anderen Präsidenten aufgefasst werden, weil es die Person ist, die sich hier als solche, ihre Meinungen und Ansichten äußert, und darauf besteht, dass sie dies ohnehin schon getan hat bevor sie das Amt besetzte und dies nun nur im Amt tut. Der Unterschied spielt daher durchaus eine Rolle und das wird noch zu bereden sein. Zunächst ist aber erheblich, dass da eine Person aus dem Bereich der inzwischen nicht mehr existierenden DDR auftritt, dessen Vater durch dieses Regime diskriminiert wurde, der sich diesem Regime aus verständlichen, aber auch vielleicht eher zufälligen Gründen verweigert hat und protestantischer Pastor wurde unter diesem Regime bis zu dessen Selbst-Auflösung. Er hat keine Lebenserfahrung mit dem postnazistischen Westdeutschland, dem anderen Regime unter der Aufsicht der militärischen Sieger des vorangegangenen Krieges. Er hat keine Erfahrung mit dem Verhältnis des eventuellen Anspruches von sich als Bürger verstehenden Menschen aus dem soziokulturellen Gefüge der demokratisch-bürgerlichen Tradition des Landes, wie sie seit der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland, in deutscher, aber auch in Frankreich und Britannien in den entsprechenden sprachlichen Formen formuliert und zwischen den Gebildeten, die in diesen Sprachen eine soziokulturelle Tradition teilten indem sie sie untereinander kommunizierten, ausgetauscht wurde, und den sich oberhalb dieser Tradition sich entfaltenden Verhältnissen, in denen sich organisierte Gewalt diesem Bürgertum entgegensetzte unter Einschluss der sich postnazistisch sich entwickelnden bzw. fortschreibenden Verhältnisse in der nunmehrigen BRD. Darüber weiß der Präsident nichts. Das ist ersichtlich nicht nur aus einer Biographie, die der entsprechenden konkreten Erfahrungsgrundlagen des Lebens entbehrt, sondern auch aus dem, was er sagt, indem darin nicht erkennbar ist, welche Bedeutung von 'Freiheit' und 'Verantwortung', wenn es sich denn um grundlegende Begriffe handelt, die für die Diagnose über die hierzulande etablierte Herrschaftsform unabhängig von dem möglicherweise eher vorsorglich usurpierten Namen maßgeblich sein sollen.
Nun ist es eine Sache, wie man in diesem Land zu einem politischen Amt kommt, eine Sache, die ihre eigene Metaphysik hat, der man nachgehen kann. Und deren Regeln gelten auch für den neuen Inhaber des Amts des Bundespräsidenten. Es ist aber eine andere Sache, wenn dieser, ersichtlich ohne die konkrete Lebenserfahrung des im postnazistischen Westdeutschland, der BRD als Bürger mit dessen gebildetem Selbstbewusstsein angesichts der ihm verfügbaren soziokulturellen und in der eigenen Familientradition und deren Berufen wurzelnden Bildung nun ganz und gar unvermittelt als Demokratie-Lehrer auftritt diesen gegenüber, indem er zugleich meint, nun maßgebliches zu lehren zu haben, zumal als Pastor, der dafür nicht eigentlich zuständig ist, wenn man sich etwa auf Kants 'Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft' besinnt, und das Schicksal Fichte's einmal beiseite lässt, ohne Schelling oder Hölderlin aus dem Auge zu verlieren, und den Stand der keineswegs in der Form politischer Amtsträger oder des Berufsbeamten institutionalisierten Stand des privaten Lehrerstands, die sich richtig als Teil des Bürgertums verstanden, dessen Nachkommen sie unterrichteten, ohne sich als ihre und deren militärische Vorgesetzte zu fühlen oder zu gerieren.
Zunächst muss man unterstellen, dass der Amtsträger zu der Ansicht gekommen sein muss, es bedürfe die Bevölkerung eines Lehrers, und darüber hinaus eines in Demokratie, und darüber hinaus im Amt des Bundespräsidenten. Das ist immerhin erstaunlich. Und lieben müssen wir lernen? Aha, wir haben das also nicht gelernt oder verlernt. Worauf aber wäre das, wenn es richtig ist zurückzuführen? Und könnte da nicht etwas falsch gesehen werden, so dass vielmehr etwas gelernt wurde, und zugleich so, dass das, was der neue Lehrer 'lieben' nennt, dabei als irrelevant oder sogar riskant einfach entfiel indem anderes an seine Stelle trat? Und ist es nicht möglich, dass der Präsident und Lehrer einfach die Verhältnisse und Umstände nicht kennt, die etwa Walt Riesman und Daniel Bell und schon vor Jahrzehnten beschrieben haben ohne dass es jemanden gäbe, der ihnen widersprechen könnte ohne seinen Verstand zur Disposition zu stellen, nur dass der von seiner eigenen Enttäuschung, meinetwegen einem Trauma und einer entschlossenen Mutter derart beeindruckt ist, dass er meint, nun sein Verständnis als Pastor (Gehet hin und lehret alle Welt) in eine Art von Pfingsterlebnis übersetzen zu sollen um dann Leuten ein Evangelium zu bringen, die in Sachen Demokratie über besseres schon verfügen als ein Evangelium, indem ihnen nach wie vor einleuchtet, dass die Bildung, die an dessen Stelle trat seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, (um das noch einmal, als Hinweis für den Amtsträger zu wiederholen) und die sich Familientraditionen geschaffen hat, in der sie sich auch ganz ohne Rücksicht auf das Institutionenschicksal der 'Schule' im Wechsel der Herrschaftsformen der organisierten Gewalt, der Reiche und ihrer bereitwilligen Dienerschaften hat erhalten können, zu ihrem Glück und zum Unglück der Organisationen, die im Licht dieser unbeschädigten Urteilsvermögen sichtbar werden als das was sie sind, so wie der systematisch von den wechselnden Gewaltverhältnissen und ihrer Unberechenbarkeit systematisch, wenn auch vielleicht ohne Absicht und Plan gezüchteten Opportunisten, die ihnen jeweils bedingungslos als die von ihnen jeweils gewünschten und willkommen geheißenen Karrieristen zur Verfügung stehen, unverändert nicht nur, sondern auf eine im achtzehnten Jahrhundert als Zukunft Europas offenbar mit Vernunft ganz und gar unausdenkbar und unvorstellbar erscheinende Weise ausgebreitet und schamlos und öffentlich zur Verfügung stehen und stets und unverändert die wenn nicht allein, so mindestens meist Begünstigten sind, so als habe dieser Typus des politischen Opportunisten geradezu einen Staatsvertrag mit Meistbegünstigungsklausel in der Tasche. Wie auch immer das ist, es ist alles so, als sei das so.
Was allen diesen Leuten gemeinsam ist, parteiübergreifend ist eine Sprache, die aus dem 'Olymp' der Formation der organisierten Gewalt eine Sprache sprechen, die tingiert ist von den eingeübten Rücksichten auf die sublimen Netze, für deren Spannung und Entspannung diese Seiltänzer der Machtapparate ein eigenes Sensorium entwickelt haben, das der eigentliche Generator ihres Sprachverhaltens ist. Dieses Sprechverhalten ist damit das eigentliche Symptom, das diesen Typus als solchen identifiziert. Und er beherrscht als Typus die Apparate, die die Bilder abstrahlen, auf denen sie als Abziehbilder zu sehen sind.
Bleibt vorerst noch, die Frage zu stellen, was es eigentlich heißen soll, eine Wahl zu versäumen oder nicht zu versäumen?
Zunächst konkreter: Soll das heißen, zu vergessen, dass sie angeordnet wurde? Oder soll es heißen, dass man 'nicht wählen gegangen ist'? Oder dass man vergessen hätte, hinzugehen? Muss man zu einer Wahl 'gegangen' sein, um an ihr teilgenommen zu haben. Heißt es 'nicht-wählen', wenn man darauf verzichtet einer der zur Wahl stehenden Parteien oder Personen seine 'Stimme' nicht geben will und daher auch nicht gibt? Heißt 'an einer Wahl teilgenommen zu haben', ein Wahllokal aufgesucht zu haben, eine 'Wahlbenachrichtigung' abgegeben zu haben, identifiziert worden zu sein, in eine Wahlkabine gegangen...usw., oder ein Briefwahlkouvert abgesandt zu haben? Wie ist es mit der Epoché, der Urteilsenthaltung, eine seit der Stoa bekannte Form der Wahl? Wer versäumt unter welchen Umständen eine Wahl? Ist das eine Handlung oder bloß ein Verhalten? Muss man da etwas lernen, und wenn, was könnte das sein?
Wie auch immer das beantwortet werden kann. Es ist etwas ganz anderes, Lehrer zu sein und Demokrat zu sein, vom Amt des Präsidenten muss man da gar nicht reden. Das ist ein Beruf, der gewöhnlich unterhalb der Ebene angesetzt wird, die man anzusetzen hat etwa für die Ebene, von der aus etwa Immanuel Kant Welt und Gesellschaft und Mensch denkt, entsprechend den Fragen seiner Kritiken: Was kann ich wissen, was darf ich hoffen, was soll ich tun, was ist der Mensch? Es ist ein Beruf, der im intergenerationellen Verhältnis eine organisierende Funktion hat, die keineswegs disponibel ist für die Bedarfsanmeldungen der organisierten Gewalten, die sich oft genug gegen die Beherrschten verbünden zu Zwecken, die das intergenerationelle Verhältnis destruktiv belasten, und man kann geradezu fragen, ob nicht, je postmoderner die organisierten Gewalten die Herrschaft übernehmen, diese Mitbestimmung über die Organisierung des intergenerationellen Verhältnisses, das die soziokulturellen fundieren, desto destruktiver, zumal im Namen von Wissenschaft und Fortschritt in sie eingreift, gegen ihren anthropologischen und soziokulturellen Sinn. Kein Demokrat kann sich, qua Demokrat als Lehrer verstehen. Demokrat sein ist kein Beruf, keine Kompetenz und kein Amt, begründet keine Überlegenheit über Andere, sondern hat ein Fundament in einer Fähigkeit, der zum Urteil über die Form der Herrschaft, und ist als solche die sei es auch kontrafaktische Grundlage der Wirklichkeit einer Demokratie, als Grundausstattung der Bürger. Wo das durch 'politische Bildung' und 'Lernziele' ersetzt wird, ist es um die Demokratie schon geschehen. Demokrat sein ist eine Lebenspraxis und einzig dies ist es, was sie zu etwas macht, das kommunikativ Bedeutung hat. Die Verewigung der Umerziehungsmaßnahme, die die Generation der Zeit nach dem Untergang des Dritten Reiches, indem sie sie der Uniformen der Reichswehr entkleidete und ihnen in Umerziehungslagern und deren Nachfolgeprogrammen Demokratie beibog, hat nichts mit dem zu tun, was autochthon aus den vorhandenen soziokulturellen Beständen zur Verfügung stand und von den Gewalten, die sich gegen diese organisierten und reorganisierten, beiseite geschoben worden war, weil es nicht bewaffnet genug, nicht gewalttätig genug gewesen war, indem es nur das Wort, nur die Vernunft zu seiner 'Verfügung' hatte. Dem gegenüber nun wieder als Demokratielehrer aufzutreten wäre nur eine erneute Anmaßung. Kommunikation ist im Kontext von Demokratie überhaupt keine Belehrung, sondern gelebte Praxis des Gebrauchs des Urteilsvermögens im intergenerationellen Verhältnis, in dem der, der davon Gebrauch macht, zugleich zeigt, dass ihm nicht selbst die Verhältnisse als solche erscheinen, die sein eigenes Lebens lebenswert machen, als seine Welt. Das vorgeschobene angebliche Interesse an der Jugend, die noch von jeder Politik immer auf dieselbe verlogene Weise in Anspruch genommen wird für undurchsichtige Machenschaften organisierter Banden, ist aufgeblasener Blödsinn. Die Welt, in der zu leben sich lohnt, ist für alle Zeitgenossen dieselbe eine.Jeder, der anderes behauptet ist schon ein Lügner und Scharlatan, ein billiger Jakob.
Gauck will die 'offene Gesellschaft zu einer menschenwürdigen machen'. Das ist eine unauffällige, aber höchst brisante Bemerkung, denn sie impliziert, dass die Gesellschaft zwar eine offene, aber deshalb noch keine menschenwürdige ist, aber eine werden soll und kann. Freilich setzt es voraus, dass 'die Gesellschaft' schon eine sei. Und auch dies muss man soziologisch bezweifeln. Ein politischer Zwangszusammenhang, auch wenn er gut organisiert ist und funktioniert, muss nicht mehr sein als ein Großbetrieb, ein Herrengut, ein von den Feudalherren der Großorganisationen beherrschtes großes Lager, auch wenn es als eines von Pfadfindern mit lustigen Freizeitveranstaltungen zeitlich strukturiert wird. Eine 'Gesellschaft', dann aber eine als Demokratie, in der die Bürgerschaft sich die Gesetze selbst gibt, nach denen sie sich regieren wollen, ist noch etwas anderes, und eine sogar als soziokulturelles Gefüge sich organisierende, demokratische Gesellschaft, die das für die soziokulturellen Verhältnisse essentielle intergenerationelle Verhältnis angemessen im Blick hat und versteht, ist wiederum etwas anderes, vor allem aber dann, wenn die Politik, die vollmundig verkündet, dass sie nunmehr das Problem des von ihr verantwortungslos parteiübergreifend zum Zweck der Beschleunigung des Kapitalumschlags und der Kontrolle der Inlandseinkommen aus 'abhängiger Beschäftigung' betriebenen Bevölkerungsimports, in der Form der 'Integration' mindestens sieht, sich selbst und ihr Sprechverhalten ernst zu nehmen beabsichtigt. Denn das erklärt sie sich ja selbst.Demokraten brauchen diese Erklärung nicht, vor allem, wenn sie die Grundlagen des Daseins ohnehin verstehen, das heißt aber: Nicht nach wie vor Nachkriegspolitiker sind, in der postnazistischen Tradition der BRD.
„In diesem Land ist ein Angehöriger des ländlichen Prekariats Bundeskanzler geworden.“ (Hä?) Also einen Bundeskanzler aus dem ländlichen Prekariats hatten wir, aber das war auch danach. Hoffentlich passiert uns das nicht nochmal, jedenfalls nicht so bald. Aber auch hier hat der neue Präsident ja eine verständliche Andeutung gemacht. Es war ein Prolet ohne Verstand und Verantwortung und er hat ziemlich Übles angerichtet. Und das musste endlich mal gesagt werden: Es ist eben doch nicht alles so, dass man zwei Jungen, die beide ohne Vater aufwachsen mussten, schon deshalb als gleichermaßen vaterlose Gesellen qualifiziert. Der eine isses eben, verwahrlost mit Recht und als dessen Anwalt, der andere gerade deshalb vielleicht nicht.
Mag sein, dass es ein Problem ist, wenn man in gewisser Weise ein Produkt auch der Verhältnisse in der Post-Nazi-BRD ist, in der dann eben das ländliche Prekariat siegreich ist, nach dem ‘Anstreicher aus Braunau’. Aber es kann auch ein Problem sein, wenn man ein Produkt der Post-Nazi-DDR ist. Es kann blind machen für die Konstellationen, die gesehen werden können darin, dass, ‘das System funktioniert’. Das tat das der DDR auch, und es ist eben kein Kriterium dafür, dass es eine demokratische Form ist. Als die Nahostdiktaturen und der ‘Ostblock’ schlechter zu funktionieren begannen, war das der Beginn ihres Endes. Das ist ein Beleg dafür, dass schlechteres Funktionieren ein Hoffnungszeichen sein kann, darauf, dass es besser wird. Die BRD hat bisher vielleicht deshalb zu gut funktioniert, weil die Vorgängerformen der organisierten Gewalt derart brachial gegen die Population vorgegangen sind, das diese derart traumatisiert war, dass alles, was ihr geboten wurde, als das schon wesentlich Bessere empfunden wurde und daher so akzeptiert wurde wie der Schmerz, den man empfindet unmittelbar nachdem man sich mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen hat, als wesentlich besser, u. U. geradezu lustvoll empfunden wird, wenn er langsam nachlässt.
Der Präsident macht den Eindruck, dass die Befreiung von einem ihn lebensgeschichtlich drückenden Schmerz ihn in gewisser Weise derart dadurch betäubt, dass er ihm plötzlich genommen wurde, dass er den Schmerz, den andere angesichts der Umstände empfinden, die ihm als die um so vieles besseren erscheinen, weil er meint, dass er ihnen verdankt, dass ihm sein Schmerz genommen wurde, während sie die, die unter ihnen zu vegetieren gezwungen waren in derselben oder in ähnlicher Weise traumatisierten wie er unter denen litt, unter denen er zu vegetieren hatte, nicht annähernd auch nur als Möglichkeit in Betracht zieht, geschweige denn empfinden oder auch nur verstehen könnte. Das ist etwas ganz anderes als das ‘freimütige Bekenntnis’, dass er es sicher nicht allen recht machen können wird. Es wäre ein echter Mangel, eine Unfähigkeit, die einem Träger eines solchen Amtes nicht zu verzeíhen wäre.
Der neue Präsident aber hält es dafür aufgrund dieses Kriteriums, das doch seinen Vorgänger in dasselbe Amt brachte. Dabei ist der noch die harmloseste der Bestien, die in Post-Naziland reüssiert haben, unter dem Mann mit der Fuchsmaske und unter seinen Nachfolgern. Der Präsident leidet hier möglicher Weise an einem Skotom.
Das wird man sehen. Fragt sich nur, ob es auch bemerkt wird.
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