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Absichtserklärung und Politisches Urteil
An ‘DIE LINKE’.
20.5.2014
Von der Schwierigkeit einer dringenden Unterscheidung zwischen dem (oft sogar grammatisch korrekten) Satz der Rede und dem politischen Urteil.
Wenn man versucht sich eine Vorstellung davon zu machen, was eine Gruppe von Lebewesen, die am Grunde eines ausgedehnten Ozeans von erheblicher Tiefe von den auf den Grund sinkenden Überresten und Fragmenten dessen dahin vegetieren, was von der Oberfläche des Meeres oder vom Land geschwemmt zu ihnen auf den Grund sinkt, dann hat man eine Vorstellung von der Übersicht und dem politischen Urteil derer, die mit schwachen Sinnen, die angepasst sind auf das lichtlose Leben am Boden des Abgrunds der Tiefe, sich eine Ansicht von der Welt, dem Universum zu schaffen versuchen, in das sie hinein geboren wurden, indem ihnen unauslotbare, aber mechanisch erklärbare Gründe ‚das Leben schenkten’.
Leicht ergibt sich aus der schwachen Ahnung, die sich im Dunkel lichtloser Finsternis aus den abgesunkenen Fragmenten bilden, die zu den Mollusken herabsinken ein Weltbild, dessen Komposition die nächsten und unmittelbarsten Eindrücke zu einer ohne Kompass und Kartographie oder Koordinaten zusammengesetzten unscharfen ungefähren Ansicht von Allem universalisiert, in dem die nächsten Impressionen die Kriterien dafür abgeben müssen, wie die Welt im Ganzen aussieht, soweit sie durch eine Empirie gedeckt werden kann, die sich aus einem ungeschiedenen Ineinanderfliessen von Gefühl und Empfindung, Eindruck und Widerstand so ergibt, wie sich ein sinnlich z. B. auf den Tastsinn eingeschränktes Lebewesen eine Vorstellung von einem Labyrinth machen mag, aus dem es keinen Ausgang gibt.
Die unter solchen Umständen sich bildende Vorstellung mag reichen dazu, den nächsten Supermarkt zu erreichen, die alltäglichen Aufgaben zu bewältigen, und sogar dazu, den Eindruck von ‚Kommunikation’ mittels des Gebrauchs der Sprache zu erzeugen bei einer etwas unaufmerksamen oder aus teils guten Gründen genügsamen Standardanforderung an ‚Ausdruck’ und ‚Urteil’, schlicht: die Äußerung, indem sich diese Anforderung mit dem einfachsten behilft, um verwaltungstechnisch befriedigende Ergebnisse zu erzielen, wie ein Schäfer etwa sich damit begnügt, dass sein Hund versteht, was er, der Schäfer will, dass er mit den Schafen macht, indem er sie in die richtige Richtung treibt und sie auf dem Trail bleiben.
Dazu ist erfahrungsgemäß bereits mehr notwendig als die Schafe von sich aus wissen oder täten. Darin besteht die ‚Qualifikation’ des Schäfers und die seines Schäferhundes. Und in diesem Gefüge leben sie, der Schäfer, der Hirte, der vom Fleisch der Herde lebt, wie sein guter, treuer Schäferhund, und die Herde der Schafe, in einer Symbiose, die deshalb nicht als kannibalisch gilt, weil Hirte, Hund und Schaf von jeweils anderer Art sind, indem Hirte und Hund Predatoren und die Schafe ihre natürliche Beute sind, reorganisiert zu einem Betrieb, der ihrer ‚friedlichen Nutzung’ dient. Es bedarf hier also keiner politischen Reflexion und einer darauf gegründeten Urteilsbildung.
Die besteht bekanntlich darin, dass der Urteilende nicht dem Zusammenhang angehört, aus dem er jedenfalls heraustritt so weit, dass er fähig wird zum Urteil, das im blinden Gang der Dinge unmöglich ist.
Sind Predatoren und Beutetiere von derselben Art, dann ergeben sich weitere Schwierigkeiten. Denn welche ‚Sichtweise’, ‚Perspektive’ auf den Zusammenhang ist dann der, der Geltung beanspruchen kann über die bloße Faktizität einer kannibalischen Ordnung? Ist die ‚Ansicht’, Meinung des Hirten, des Schäferhundes oder der Schafe die, die universale Geltung beanspruchen kann als Grundlage des Urteils., das nicht identisch ist mit einer Befindlichkeit, oder einem Gefühl oder einer Meinung, und auch nicht mit dem, was die jeweilige Mehrheit ‚meint’, während sie im Gras nach den schmackhaftesten Halmen sucht und mit vollem Mund Laut gibt, ob sie nun befragt wird oder nicht.
Und wie ist es, wenn die Rede auf den Wolf kommt, in der so gebildeten ‚kommunikativen Gemeinschaft’ von Hirte, Hund und Schaf? Wie ‚denken’ Hirte, Hund und Schaf sich jeweils den Wolf, und wie denkt dagegen die Wölfin über den großen bösen Wolf?
Die ‚Metapher’ der Herdenhaltung nebst ihren Folgen für Lebewesen, die nicht von Natur aus Schaf, Wolf oder Herdenhalter sind, kann dazu dienen, die Schwierigkeiten zu verdeutlichen, die sich ergeben, wenn man sich dem Problem gegenüber sieht, dem sich ein mit der Fähigkeit zu sprechen ‚begabtes’ Lebewesen gegenüber sehen muss bei dem Versuch, sich von der Äußerung von lebenspraktisch als sinnvoll ersichtlichen, in ein Reiz-/Reaktions-Gefüge eingebetteten Formen des Ausdrucks (‚Gib’ mir mal den Hammer’, ‚Zahlen Sie an der Kasse’ usw.) zur Form des POLITISCHEN URTEILS zu erheben.
Die bloße Ähnlichkeit mit dem grammatisch korrekt gebildeten vollständigen Satz ist hier eher eine Irreführung. Sie ist in keiner Weise Index des politischen Urteils, sondern eine seiner primitivsten Voraussetzungen.
Aus exakt diesem Grund scheint jedes Lebewesen einer mit der Fähigkeit zu sprechen ‚begabten’ Tierart grundsätzlich fähig zu sein zum politischen Urteil, und es hat einen guten Grund, warum die Guten Hirten diese Illusion sogar aktiv stützen bei just denen, die sich damit in dem bloßen Bewusstsein bestätigt sehen, sie verfügten über eine solche Urteilsfähigkeit, während sie zugleich auf andere Weise wirksam dafür sorgen, dass dies nicht wirklich praktisch in Betracht kommt als wirksame Größe, die den Gang der Dinge bestimmt im Leben der Herde.
Denn bekanntlich kann man, wie die Schäferhunde und die Gänseliesel gelegentlich ausplaudern, mit Gänsen nicht über Weihnachten diskutieren und mit dem Lamm (und seiner Mutter [der Vater ist abwesend beim ‚Opfer’, Hammelfleisch!) nicht über Ostern. Und es liegt auf der Hand, warum das so ist, sogar und gerade für die Gänse, den Hammel und das Lamm, das sowieso noch nicht alt genug ist mitzureden, oder nicht?
Deshalb lässt man sie schnattern bis Martini, blöken bis Ostern, bis zur Einholung der Ernte. Denn das Dasein der Gänse ist für den Bauern kein Selbstzweck, so wenig wie das der Schafe für den Guten Hirten. Es ist diese ‚Großzügigkeit’ des Herdenhalters, der Umstand, dass es ihm schnuppe sein kann, was Gänse schnattern und was Schafe blöken, solange das den Betrieb nicht stört und ohne Probleme ist dies vereinbar mit den regelmäßigen Kontrollen der Befolgung der geltenden Regeln ‚artgerechter Haltung’, an denen hier und da im Interesse des reibungslosen Ablaufs und des Erfolges durchaus verbessert werden kann, so dass hier auch jeder von den Tieren selbst geäußerte Rat, ihre Beschwerden über ihr Unbehagen in der Kultur der Herdenhaltung gern entgegen genommen wird, indem zugleich wiederum bestätigt wird, dass ihre Mitwirkung effektiv und erwünscht ist aufgrund des ihnen großzügig eingeräumten Zugeständnisses, einer kostengünstigen Simulation, es sei ihr gereiftes politisches Urteil, das zu diesem betriebstechnisch durchaus wünschenswerten Einvernehmen erheblich beitrüge, solange der Hauptzweck der ganzen Unternehmung aus dem Blick bleibt und nicht thematisiert wird.
Und es ist beobachtbar, dass die Schafe und die Gänse ein intuitives Wissen davon haben, das ihnen, ohne dass es ihnen bewusst wäre, nahe legt, den ‚elektrisch geladenen Zaun’ nicht zu berühren, der das Verbotene markiert und ihnen einen Schlag versetzen müsste, der sie zurück führen würde auf die ihnen gesetzten Grenzen, die sich endlich sogar, wenn alles genügend eingeübt ist, abbauen lassen, so dass der Eindruck grenzenloser Freiheit ohne (elektrisch geladene) Zäune problemlos mit dem erwünschten Verhalten der Tiere vereinbar ist, die die Wiese auf wunderbare Weise nicht verlassen, obwohl die Qualitätskontrolle keine Begrenzungen erkennen kann, die die Bewegungsfreiheit der Herde begrenzen. Wo dennoch Grenzen unterhalten werden, gelten die dem Wolf oder dem Fuchs, also dem Feind des Lebens der Herde und – nota bene – von Hund, Gänseliesel und Hirte.
Denn die wollen allein vom Fleisch der Herde derer leben, deren ‚politisches Urteil’ (ihre ‚Meinung’, ‚Ansicht’, ihre ‚Beteiligung’) gefragt ist, wo der Betrieb unter dem Wolf leiden könnte, ein artfremdes Wesen mit sinistren Absichten, die weder dem Wohlbefinden der Gänse noch dem der Schafe dienen können.
Und am schönsten fügt sich alles, wenn in jedem Stall immer ein wunderbares, immer in Bewegung befindliches großes Weltbild an der Wand hängt, das den Gänsen und den Schafen stets genau zeigt, wo sie sich befinden und welche Ansicht von der Welt die richtige ist. Wie sollte man dagegen etwas haben können angesichts des freundlichen Angebots, die Leere, die Langeweile und die Schwäche des Geistes der Tiere der Herde und ihren Mangel an Orientierung, die des Hirten bedarf wie des treuen Hütehundes, dadurch zu kompensieren, dass es zugleich zur interaktiven Mitwirkung und Verbesserung einlädt, das man ‚kritisieren’ darf, ja, das man sogar ‚Scheiße’ finden darf, solange dafür gesorgt bleibt, dass es auch auf diese Weise das für alle verbindliche Weltbild bleibt, und der Betrieb nicht gestört wird, der derart das ganze Leben der Herde kannibalisiert, indem er sich durch ihre Sinnlichkeit hindurch reproduziert auf ihre Kosten, unter ihrer begeisterten Zustimmung, die sich besonders aktiv im Widerspruch betätigt, weil dies das schöne Gefühl vermittelt, man gehöre zu dem besseren Teil der Herde und sei eigentlich ein ‚hervorragend’ gehörnter Leithammel (=das ‚ranghöhere’ Herdentier mit den ‚härtesten Hörnern’), ein qualifizierter Hütehund von großer ‚Durchsetzungsstärke’ (=Gewalttätigkeit) oder gar ein potentieller ‚entscheidungsfreudiger’ (=bedenkenloser) Guter Hirte, gar ein viel ‚besserer’, noch entschlossenerer als der, gegen den man anblökt oder anschnattert, ohne dass diese dies alles im Geringsten rührt. Denn sie sind von einer anderen Subspecies, ohne das Bewusstsein und Ressentiment des ‚Bastards’. Vom Schlachtergesellen, den Cowboys, Farmhands und Viehtreibern zu schweigen.
Denn im Stall und auf der Weide spricht man nicht vom Schlachthof, dem Verwertungszweck der Nutztiere. Und auch im lebendigen Weltbild der Stallburschen kommt das nicht vor. Es ist ‚vorausgesetzt’ und ‚liegt zugrunde’, wie die Fundamente, auf denen alle solche Ordnung, als ‚Hochkultur’ RUHT!
Das politische Urteil ergibt sich erst auf der Grundlage des Bewusstseins des Sinns dieser Ordnung, des begrifflich angeeigneten Ganzen. Sonst bleibt der (grammatisch korrekte) Satz bloßer Ausdruck einer Impression oder Expression, Darstellung von ‚Affekten’ und ‚Bedürfnissen’ und der Kontext wird von endlichen Automaten, triebgesteuert und assoziativ generiert, aus dem reflexhaften Ineinandergreifen der Affekte, unterhalb der Schwelle, oberhalb derer von Gedanken zu sprechen wäre, deren bloßes Material das automatische Gerede ist, und vor allem und gerade das ‚engagierte’, das problemlos jede Logik überspringt und in die Lüge, die Täuschung und die Flunkerei, ins Gegenteil seiner selbst, in Hakenschlägerei, in Geplapper, die Leerformel, in die Rationalisierung, in ‚Dialektik’ nach eigenem Maß übergeht, opportunistisch und feige, und angesichts seiner Quellen in Neid und Ressentiment jeder Gemeinheit und jedes Verrats fähig, bar jeder Verlässlichkeit.
Es ist in jedem Fall korrekt, die Produkte dieser Befindlichkeiten, soweit sie bewusst sind, als gegenstandslosen Blödsinn bzw. als Ausdruck undifferenzierter Gier und Tücke einzustufen und zu behandeln, ohne Rücksicht auf die Richtung der politisch klingenden Vokabeln, mit denen sich der rein triebhafte Affekt jeweils ‚ornamentiert’ und ansonsten als pathisch und pathogen, als eine Form kommunikativer Pest.
Die ‚politische Besetzung’ dieses Zustands mit Vokabeln ist belanglos und kontingent. Der ‚Gehalt’ solchen Ausdrucks erschöpft sich in dem kompensatorischen Größenwahn, der der Jämmerlichkeit der Wirklichkeit des kreatürlichen Daseins entspricht, dem solche Kompensationen aufgenötigt sind, damit es weiter zu vegetieren vermag. Im Blitz seiner Selbsterkenntnis müsste es verkohlen. In seiner Zusammenrottung dient es den Verhältnissen, gegen die es verbal anlöckt, um ‚besser versorgt’ zu werden.
Es ist ein infantiler, regressiver Appell, und in gewisser Weise ganz richtiger Ausdruck der das Bewusstsein durchdringenden organischen Empfindung der Inakzeptabilität eines verantwortungslos ‚geschenkten’ kreatürlichen Daseins, unaufhebbar vorsprachlichen, sinnleeren Vegetierens, seiner einzigen Wahrheit. Die wirklichen Angeklagten, wären sie schuldfähig, wären die, die solch geschenktes Leben rücksichts-, plan- und bewusstlos erzwangen und zumuteten. Wer wollte sagen können, das unterschiede sich in Irgendetwas nennenswert vom Reproduktionszyklus der pazifischen Lachse?
Allerdings gibt es diesen Unterschied. Er besteht in der Unanwendbarkeit des Prinzips Verantwortung auf die pazifischen Lachse.
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