Romantische Landschaft mit Menschenopfer

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Weißt Du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt...

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Philosophie des bösen Blicks?


Zögernde Vorbereitung einer Austrittserklärung.

9.5.2000


"Die negative Einstellung hat hier, wie so oft, den Blick für das Wesentliche geschärft". (H. Blumenberg, Nachahmung der Natur, Zur Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen)

Was ist eine 'negative Einstellung'?

Es kann auf eine unangemessene Ungerechtigkeit hinauslaufen, Lehrmeister für sich in Anspruch zu nehmen. Was ist Philosophie? Ist Philosophie heute ein andere Aufgabe als irgendwann sonst, etwa in einer möglichen oder in einer vergangenen Zukunft? Ist der Umstand, dass darauf von 'Philosophen' oder auch Nicht-Philosophen erbetene oder unerbeten verschiedene Antworten gegeben worden sein mögen, ein Indiz für die Zusammenfassung von ganz unvereinbaren Auffassungen unter einem Terminus? Kann Philosophie nur sein, was 'Philosophen' tun, indem sie etwas sagen? Hat Philosophie die Verpflichtung eines vorgängigen Lizenzerwerbs zum Philosophiebetreiben beim deutschen Berufsbeamtentum? Ist Philosophie eine institutionalisierte Beschäftigung auf der Grundlage der Lebenszeitverbeamtung, mithin eine 'Disziplin', die an die Kontingenzen einer politischen Institutionalisierung unter kontingenten kulturellen und/oder politischen Bedingungen gebunden ist? Ist die Politik der Arbeitgeber des Philosophen? Hat Philosophie, der Philosoph einen Arbeitgeber? Ist das immerhin denkbar, eine Auftragsphilosophie? Oder ist das undenkbar?

Philosophie hat eine Aufgabe. Ihre Überflüssigkeit immer wieder auszumachen ist eine Technik der Aufwandsersparnis, die sich durch Folgen rächt, die in Niemandes Interesse liegen können. In wessen Interesse sollte es aber liegen, dass Philosophen Antworten geben, am Ende auf unbeantwortbare Fragen, die keiner (mehr) stellt, oder oder eine Verpflichtung dazu, solche oder andere Antworten überhaupt zu geben? Die Bestimmung dieser Aufgabe kann man nun selbst wieder durch Unterbestimmung zu unterbieten versuchen, indem man eine ihrer Beschäftigungen mit ihrer Propedeutik zum Ganzen erhebt, das den Philosophen schon erschöpft. Ebenso kann man sie zum Henkerwettstreit erheben, und sie in die Rolle des Objekts der Konkurrenz unter den Henkern machen wollen.

Gut, wenn man dann so vorsichtig ist, vorerst nicht zu nicken. Man möchte im Hinblick auf die wissenschaftlichen Gerüchte, die die Gerüchteküche der Selbstreflexion der Moderne von ihr verbreiten, meinen, dass die Bestimmung des Verhältnisses von Bewusstsein und Welt, beides verstanden als Größen einer komplexen konstitutiven Relation, in den traditionalen Kulturen und Gesellschaften einfacher war als das gegenwärtig der Fall zu sein scheint. Man überschätzt dabei aber lediglich, aus einem falschen Verständnis heraus, aus einer durch eine von der Gegenwärtigkeit des je Andrängenden heraus bewirkten perspektivischen Verschiebung heraus, die informationelle Unübersichtlichkeit mit der Komplexität der Relation als solcher, die sich kaum verändert haben und eher eine Konstante sein dürfte.

Das Sein ist. Es ist der Bezugspunkt alles Denkens des Verhältnisses von Mensch und Welt. Seine Verabschiedung ist modischer Unfug. Der Überwindungsgestus, gar unter Hinweis auf die Politik ist eher eine Denunziation, ohne philosophische Bedeutung. Die Beziehung des Bewusstseins auf das Sein, von dem es und seine Voraussetzungen selbst wenn nicht Momente sind, so letztlich als Verhältnis wechselseitiger Gründung unter der Voraussetzung eines vom Bewusstsein her zu denkenden Vorrangs des Seins selbst vor dem Bewusstsein, ist der Gegenstand alles auf Klarheit, auf Wissen gerichteten Nachdenkens.

Die Philosophie ist zunächst negativ zu bestimmen, durch das, was sie nicht ist. Was sich in ihrem Gebiet einzunisten versucht hat unter dem Eindruck einer säkularen Dekompensation, ist zwar geeignet, die Dinge und das Denken sowie ihr Verhältnis durcheinander zu bringen, aber das ist eben wegen des der Gewalt zu verdankenden Charakters dieser Erscheinung als einer dem Unbehagen in der Kultur zu verdankenden vorübergehenden Regression kaum von wirklicher Bedeutung. Es ist so, als wäre der römische Legionär, auf die Vorhaltung hin, die Kreise des Philosophen gefälligst nicht zu stören, im Anschluss an den Mord an dem Philosophen selbst einer geworden, gar Philosophenausbilder. Was dabei herauskommt, mag sich so nennen wie das, was es derart gewaltsam beerbt, aber das macht noch keine Denker. Die Verallgemeinerung des Kasernenhofs und seine Aufteilung unter verschiedene Bürgerkriegsfraktionen macht, was immer es sonst macht, jedenfalls noch keine Philosophie. Immerhin mag man an Marc Aurel denken. Aber das war gerade umgekehrt: Es war der Philosoph als sehr zu seinem Leidwesen als militärischer Oberbefehlshaber in die Pflicht genommene Philosoph, und nicht der Infanterist oder der Flakhelfer als Denker der Welt und des Menschen, der hier eine weltliche Betätigung nicht ausschlug, aus Verantwortungsbewusstsein und aus dem Eindruck heraus, dass Philosophie nicht zu Weltfremdheit oder gar Weltflucht, zur Feigheit, die ins Denken flüchtet, um sich dort dann kompensatorisch zu dem aufzublasen, was sie gerade nicht ist und verweigert, die Gestaltung der Beziehung des Menschen zur Welt, missbraucht werden darf.

Ob sich aus der Unentschiedenheit eine 'Philosophie' machen lässt, hängt von vielen Determinanten ab, zuvörderst derjenigen, die dar­über zu entscheiden erlauben könnte, ob sich aus der subjektiven Befindlichkeit der Unentschiedenheit eine passable Substantivie­rung gewinnen lässt, die dann ebenso erfolgreich zur Philosophie erhoben werden kann. 'Passable Substantivierung' kann dabei nur die 'hermeneutisch' unauffällige Umwandlung dieser Befindlichkeit in einen allgemeinen Zustand sein, der dann, zum Befund erhoben, deshalb, weil er ein gerade verbreitetes Unbehagen, einen vagen Eindruck, eine Stimmungslage passend mit einer Wortbedeutung be­legt und dadurch urplötzlich überzeugend mit einer Form versieht, die dem Material, das darin eingefangen wird, den Charakter einer Materie gewissermaßen durch 'Rückwirkung` verleiht, diejenige Evi­denz erzeugt, die den Trick dieses Manövers im Resultat verschwin­den lässt derart, dass wenn nicht alle, so doch hinreichend viele, und besonders die 'gebildeten' unter den Zeitgenossen, den 'Meinungsführern`, den Maßgebenden in exemplarischer Auswahl, und sodann oder parallel dazu einer Masse von Neugierigen, Gelangweil­ten, Trendsettern und sodann den Bildungsbeflissenen und natürlich ihren Lehrern - die ja gleichermaßen unter dem ewigen Einerlei, dem Eindruck des Abgenutzten an der Bildung besonders in Sachen geistiger Lagen und entsprechend unter dem Bedürfnis, das sogleich zum Bedarf wird, nach dem Neuen leiden, das im Zuge der von ihnen vor nunmehr schon etwas längerer Zeit diagnostizierten `beschleunigten Veränderungsgeschwindigkeiten der modernen Welt` in der Philosophie, der Literatur, den Geistes- und anderen Wis­senschaften nicht auf sich warten lassen darf, schon deswegen, weil sich sonst der Eindruck festsetzen müsste, man sei nicht auf der Höhe der Zeit und ihrer allgemeinen Tendenz zur beschleunigten Evolution, die in der `Erkenntnistheorie` ja längst als festste­hende Überzeugung Fuß gefasst hat und zur Gewohnheit geworden ist, wie kurze Zeit zuvor die `Dialektik` es gewesen war, von der auch Jedermann in den Gängen der einschlägigen Institute für Grundlagen des Geistes und der Wissenschaften (im Plural, um klar zu machen, wie universal man da unter allen Umständen zu sein beabsichtigte) genau wusste, wie man die Vokabel in seine Sätze einzubauen hatte, so dass man sich um die Bedeutung nicht weiter zu kümmern brauchte, zumal man sie sich nach Bedarf dann einfach mittels einer `Reflexion` aus dem Gebrauch, den man getreu dem sich durchsetzen­den Stereotyp der einmal eingespielten Gebrauchsweise, die man als Adept aus dem vorgemachten Gebrauch übernahm, mit dem man sich dann stets auch gehörig zu rechtfertigen wusste, nach Bedarf wie­derum ableiten durfte. Natürlich benötigte man dazu auch wieder eine vorauszusetzende `Theorie`. Die fand man glücklicherweise schon vor, je nachdem ob man sich als `Handelnder` oder als `Sprecher einer Sprache`, als Beteiligter an einem Sprachspiel' verstehen wollte, was jedem freistand, mit Schwerpunkten, die von einem gelebten `Vorverständnis` abzuleiten waren und dazu neigten, einmal die Theorie, also die Sprache, also das Sprechen, besonders in `Diskursen`, zu der sich nach Bedarf `Sprechsituationen` erhe­ben ließen, schon als eine `relevante (vor allem auch `gesellschaftlich` bzw. `sozial` relevante) Form der Praxis zu be­trachten, oder ob man das Sprachspiel in eine `universale Herme­neutik` einzuholen entschlossen war, die dem `Verstehen` den Vor­zug gab, mindestens zunächst, vor der immer in der Gefahr der Vor­eiligkeit und der Verstrickung in die Risiken des unbedachten Ein­griffs in das Leben stehenden Bedenkenlosigkeit des Handelns, das Andere wiederum zum Ausweis ihrer lebenspraktischen `Orientierung` erhoben wissen wollten.-

Derartige Rückblicke sind nützlich. Sie sagen dem Protophiloso­phen, dem Vorsokratiker auf dem Wege zur Sokratik, zu der er es dann natürlich mangels Entschiedenheit oder Fanatismus nicht bringt, während seine Überhöhung zum Platonismus schon deshalb ausgeschlossen bleibt, weil nicht geklärt werden kann, mangels Entschiedenheit, ob und inwiefern die zu Ende geführten Sokratik als Voraussetzung, gewissermaßen als Pflichtpensum oder als vorzu­weisendes Abschlusszeugnis, als Mindestqualifikationsnachweis oder Beförderungsvoraussetzung für die Zulassung zum Platonismus be­trachtet werden muss, oder ob vielmehr die Vermeidung des Endes je­der denkbaren Sokratik erst zum Platoniker qualifizieren kann, vorausgesetzt natürlich die Zulassung als Ausbildungskandidat und die Absolvierung der entsprechenden Studienzwischenziele an einem der einschlägigen Institute, die ihrerseits einer `Anerkennung` bedürfen, ganz gleich zunächst durch wen, und vor allem natürlich der Anerkennung als Ausbildungsinstitute, oder ob die Vermeidung von beiden, sowohl der zu Ende geführten oder vermiedenen Sokratik und des Platonismus erst die Voraussetzungen schafft, die dann zu irgendeiner Anerkennung durch irgendein anerkanntes und zur Ver­gabe von Zertifikaten berechtigten Instituts führen könnten, vor­ausgesetzt wiederum eine bestätigte und geprüfte Zulassung als Kandidat usw. - sie sagen also, diese Rückblicke, dem Protophilo­sophen, bei dem es dann womöglich mangels Entschiedenheit schon bleibt, wie man die in Rede stehende Erhebung - im Wesentlichen natürlich kaum vermeidbar eine Selbsterhebung - der Befindlichkeit einer Unentschiedenheit zur Philosophie der Unentscheidbarkeit be­werkstelligt ohne dabei Legitimitätsgründe der Zunft zu verletzen, soweit sie sich von der Form des auf den Gängen geradebrechten Ge­redes zur verbeamteten Form - mithin der Vorlesung und der Prä­sidentschaft in Seminaren sowie dem damit einhergehenden Gefühl hat emporarbeiten können, dass die Sprachspiele nun erfolgreich ge­lernt und sogar verstanden seien, so sehr sogar, dass man sich ge­trost sogar als Handelnder auffassen und einen gewissen, darauf gerichteten Stolz entwickeln darf, zumal der Eindruck, aus dem sich das Selbstbewusstsein zu seiner jeweils vorläufigen Endbefind­lichkeit erhebt, schon deshalb unvermeidlich, weil die Bewältigung der Tagesaufgaben nach einer von den entsprechenden Fachleuten für unabdingbar gehaltenen, wissenschaftlich gut gesicherten Auffas­sung eine `basale Sicherheit des Selbst` verlangt, ohne die es ge­nau genommen gar keines gibt, kein `Selbst`, um unmissverständlich zu sein, bei aller Unentschiedenheit oder Unentscheidbarkeit in der Sache, und damit auch keine lizenzierbare verbeamtete Exi­stenz.

Auch wenn es wie eine Abschweifung erscheinen mag, nicht zuletzt deshalb, weil es eine ist, und nicht die letzte, insofern Unent­schiedenheit bzw. Unentscheidbarkeit eine Entscheidung weniger er­zwingt als vielmehr `generiert`, schon als Darstellungsmedium ih­rer selbst, was bedeuten muss, dass die Abschweifung vielmehr das Prinzip der Philosophie der Unentscheidbarkeit sein muss, die die Befindlichkeit der Unentschiedenheit zur Grundlage, als ihr Sub­jekt, sich selbst zugrunde liegen hat - was ja dasselbe bedeutet insofern das subiectum nichts anderes ist als das Unterworfene, das ihr Zugrundeliegende, weil Zugrundegegangene Ich einer Privat­person (wir vermeiden hier den griechischen Ausdruck und die ent­sprechenden möglichen hermeneutischen Probleme des Anschlusses an den empirischen wahrscheinlichen Zustand des gesunden Menschenver­standes nur knapp und um weiterem Erklärungsbedarf vorerst aus dem Wege zu gehen) -, die man gelegentlich auch als `Identität` ganz fälschlich für eine Gegebenheit hält nicht nur, die zu haben oder am Ende gar zu sein als Grund für einen gewissen Besitzerstolz dient, zumal einschlägige Formulare dazu ausdrücklich ermutigen, oder gar ermächtigen, unter dem Vorbehalt ihrer ausdrücklichen Zu­stimmung, gewissermaßen der Lizensierung im Einzelfall, die je­weils die genauen Umstände ihres Erwerbs, ihrer Einübung auf den jeweils unabdingbaren Vorstufen zu ihrer Endform, gewissermaßen die bürokratisch nachweisbare korrekt absolvierte Karriere dieser `Identität` ausweislich anhand der vorliegenden Bewerbungsunterla­gen bestätigt und nachvollziehbar vorliegen hat und entsprechend der Eignung anhand der vorliegenden Fakten und Bescheinigungen nach Maßgabe der von ihr festgelegten Stufen zuweist, bis hin zur postkonventionalistisch-genitalen Endstufe, die technisch gesehen mindestens dem entsprechen muss, was erfolgreiche Rockmusiker gele­gentlich ihrer Wahlkampfunterstützung für die gerade mehrheitsfä­hige Politik auf der Bühne aufstellen, um ihre Botschaft 'rüber zu bringen'; oh yeah.

Es zeigt sich im Fortgang der Umwandlung der subjektiven Befind­lichkeit der Unentschiedenheit in die Philosophie der Unentscheid­barkeit sogleich, dass gerade auch dieser Prozess der Umwandlung, der Transformation Entscheidungen voraussetzt. Das sind - wir ent­scheiden nicht, ob das erschöpfend ist - zunächst drei:

1.) Die Gestalten des Wirklichen sind überdeterminiert.

2.) Der Begriff des Motivs ist philosophisch nicht tragfähig. Was sich subjektiv vorfindet und fälschlich so heißt, ist das Produkt einer fragwürdigen, bei genauem Hinsehen nicht haltbaren Machen­schaft, die sich für Theorie halten mag, während sie die Realität mit einer Täuschung überzieht, die auch dadurch nicht gewinnt, dass sie zu einer Selbsttäuschung mit dem Status einer `kulturellen Grundbedeutung` kristallisiert, zu einem universalen Klischee der Selbstverständigung ebenso wie der sozialen Akzeptanz in dem dop­pelten Sinne, in dem man sich akzeptiert fühlen mag, wenn man Mo­tive unterstellt erhält oder in dem man sich selbst akzeptiert un­ter dem Gesichtspunkt, dass man sie in mehr oder weniger bewusst wahrgenommener Selbstunterstellung zu haben meint.

3) Wissen ist ein prinzipiell nicht durch Monopol- oder Oligopol­bildung lizensierbares, also ein prinzipiell nicht durch soge­nannte `soziale`, richtiger: politische Machenschaften in seiner Aneignung oder seinem angemessenen Gebrauch einschränkbares allge­meines Gut, das prinzipiell Jedermann zur Aneignung und zum Ein­satz, zur Anwendung auf der Grundlage situativer Rationalität zur Verfügung bzw. offen steht.

4) Kompetenzhierarchien garantieren nicht für Wissensfortschritt oder auch nur Wissensbewahrung. Sie sind ihrer Natur nach Machtstrukturen. Macht ist eine Form von Lernpathologie. Das gälte selbst dann, wenn es richtig wäre, das Wissen Macht ist.

Zunächst, bevor wir das erläutern, wenn es sich ergeben sollte im Rahmen einer geeigneten Abschweifung, wollen wir noch darauf hin­weisen, dass wir in der Philosophie einen Verwandten schon vorfin­den können, der uns indessen womöglich diese Verwandtschaft be­streitet, weil er sich nicht in Verruf gebracht sehen will durch eine derart zweischneidige Verwandtschaft. Das ist eine Philoso­phie, die als exakte Wissenschaft begann, bzw. mit der vermeint­lich begründedsten Zuversicht drauf, eine solche zu werden, sich dann jedoch mehr und mehr zu einer Art vorläufiger Urteilsenthal­tung genötigt sah, um notwendige, sich ergebende, gewissermaßen am Wege liegende Untersuchungen durchführen zu können, und endlich diese Epoché in die glückliche Zwangsemeritierung durch eine poli­tische Vorgängerformation der heutigen zu retten, was ihr selbstredend genau darin Recht gab, dass sie die Vorsicht `als Mut­ter der Porzellankiste` zu ihrer eigenen machte, indem sie sie als Prinzip adoptierte, gewissermaßen so, wie man sich vorstellen könnte, dass sich Kinder in einer denkbaren - also utopischen - Zu­kunft ihre Eltern selber wählen, und sei es auch nur, indem sie als Erwachsene das Problem einer solchen Wahl aus der Retrospek­tive studieren. Man muss schon sagen, dass die in ihrer Idealität untersuchten Formen des Realen angesichts der Fragwürdigkeit ihrer Realität zum Gegenstand der Forschung zu machen eine Lösung war, die sich angesichts der weiteren Entwicklung dieser Realitäten als kaum überbietbare Weisheit erwiesen hat. Niemand kann den Philoso­phen auch nur in den Schatten des Verdachts stellen, er könne mit dieser Realität auch nur den geringsten Kompromiss geschlossen ha­ben, und dabei ist von einem Paktieren gar nicht erst zu sprechen.

Wir fällen eine weitere Entscheidung auf der Grundlage derer, die wir bereits als Voraussetzungen benannt haben, indem wir in Anwen­dung der dritten Überlegung entscheiden, dass das, was wir gerade im Hinblick auf die Philosophie der Epoché als exakte Wissenschaft - es klingt in der Tat wie ein Widerspruch, eine Kontradiktion, und es muss interessant sein, der Frage nachzugehen, ob es eine ist, aber gerade weil es bloß interessant ist, lassen wir es und überlassen es dem Leser, den wir nicht haben, so dass es insgesamt auf eine Aufwandsersparnis hinausläuft, die sich das Interessante erspart - bloß vermuten konnten (und dabei muss es bleiben, weil wir die Zustimmung der einzig zuständigen Subjektivität in dieser Sache nicht einzuholen vermögen) für die Philosophie der Unent­schiedenheit oder der Unentscheidbarkeit (Wir müssen wenigstens vorerst beide Formulierungen gebrauchen, weil wir sei es noch nicht entschieden sind oder weil unentscheidbar ist, für welche Benennung wir uns entscheiden sollen bzw. müssten, von der Sache her verstanden.) entschieden behaupten wollen: dass einer Realität nicht zuzustimmen ist, die dies von sich her gar nicht ermöglicht. Das gilt schon angesichts des ersten der oben genannten Entschei­dungen, die eine Überdeterminierung der Gestalten des Wirklichen vermutet mit dem Bestreben, aber nicht der Entscheidung, diese Vermutung möglichst nicht unentschieden zu lassen, sondern zur Ge­wissheit und in dieser Form zu einer Grundlage der Philosophie der Unentschiedenheit bzw. Unentscheidbarkeit zu machen.

Wir könnten versuchen, dieser angestrebten Entscheidung nach Mög­lichkeit näher zu kommen, indem wir den prinzipiell Jedermann of­fenstehenden Beständen die Überlegung entnehmen, die der subjekti­ven Befindlichkeit der Unentschiedenheit eine objektive Grundlage in der in Rede stehenden Wirklichkeit selbst zu ermitteln ver­sucht, indem wir versuchsweise die Überlegung adoptieren, die in untechnischer Terminologie - um die lizensierten Fachleute nicht mehr als nötig in der Sache, zu der wir ihre Ergebnisse in An­spruch nehmen ohne von ihnen ausdrücklich lizensiert oder auch nur als Ausbildungskandidat akzeptiert zu sein bzw. überhaupt in Frage zu kommen, mangels Voraussetzungen in der Politik, die den Ent­scheidungen zu Grunde liegt, die darüber entschieden haben, wer dafür infrage kommt, um aus einem möglichen Allgemeingut - wie sie z. B. die zum Verstehen freigegebenen Principia Mathematica Isaak Newtons mindestens prinzipiell ist - ein knappes Gut zu generie­ren, das sich zum ausschließlichen Besitz einer Berufsgruppe ma­chen lässt, die das alleinige Recht darauf hat, darüber zu ent­scheiden, wie das in der betreffenden Theorie aufbewahrte und durch ihre `Weiterentwicklung` gepflegte Wissen eigentlich und ausschließlich zu verstehen sei - zu der Überlegung führt, wonach die vermeintlich subjektive Befindlichkeit sich zwar, zugegeben und höchst bedenkenswert, Umständen verdanken könnte, die ebenso subjektiver Art sind wie das bedauerliche Resultat, in dem sie sich manifestieren, während sich doch anbietet, und zwar aufgrund einer unausweichlich derselben Theorie zugrundeliegenden anderen Möglichkeit der Auffassung oder - bitteschön - des Verstehens des Symptoms oder Syndroms, als das sich die unserer Philosophie zu­grundeliegende Subjektivität präsentiert ganz ohne Rücksicht auf die Theorie, die ihr längst erledigtes Ende, das Ende des Subjekts nämlich, und im Gegensatz zu der anderen Möglichkeit derjenigen Theorie, die die subjektive Befindlichkeit als Gesamtzustand, nenne man den nun Selbst, Identität oder Ich oder wie immer, viel­mehr als Form der Wahrnehmung der Realität, als Apperzeptionsresul­tat also versteht und auffasst, und in dieser Form zum Gegenstand des Urteils macht. Zunächst ist mindestens so viel zu sagen: Da es eine Theorie gibt, die das zulässt, auch wenn sie nicht jeden, son­dern nur sorgfältig handverlesenes Personal zu ihren heiligen Hal­len zulässt, ganz wie Kirchen Priesterweihen vergeben, die dann er­lauben, mit der Voraussetzung der Ausschliesslichkeit dieses Rechts, dass der Priester zwischen Gott und dem Laien bzw. dem Hilfsbedürftigen bzw. dem Pflegefall vermittelt, ist nicht aus­schliessbar, dass einer dreist genug ist, sich nicht anhand der ge­mäß der aufgrund erfolgreicher sozialer Massendressuren erwartba­ren Reflexe zu orientieren auch im Reich des Wissens, ohne dass es dazu besonderer weiterer Zensuren oder Ausschlussverfahren be­dürfte, die wenn nicht nicht-kulturell, so doch weniger kulturell akzeptiert wären, sondern ganz im Sinne des von der Theorie selbst zur Diskussion gestellten und mithin zur Wahl gestellten `Problems der Kästchenwahl im Reich des Wissens im Sinne des richtig ver­standenen Kerns der Theoriebildung selbst in Übereinstimmung zu bringen mit der Wahl desjenigen Symptoms, das die Theorie dem Theo­retiker als Nucleus seiner professionellen Identität zuschreibt, deshalb ist also die Hypothese nicht nur möglich, sondern auch le­gitim im Sinne der Wahl aus den Möglichkeiten, die diese Theorie dem zur Wahl freistellt, der die Wahl hat. Wer die Wahl hat, sagt die Theorie, auf die wir zurückgreifen und sie konstruiert die Möglichkeit dieser Wahl, die Bedingungen ihrer Möglichkeit, um präzise und im Anschluss an eine Denktradition zu reformulieren, auf der Grundlage ihrer Überlegungen und Forschungsbefunde, die im Grundsatz das identische `Funktionieren` der Grundlagen der patho­logisch erheblichen und der von Pathologien mehr mehr oder weniger unbeeinträchtigten Urteilskraft voraussetzen und empirisch bestä­tigten können. In diesem Fall also gilt gerade nicht, was `der Volksmund`, ein unter dem Eindruck der globalisierten Medienoligo­pole kaum mehr ernstzunehmendes Vorurteil über den Mund des Vol­kes, dazu einmal zu bieten hatte: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das Umgekehrte ist richtig: Wer keine Wahl hat, hat die Qual, oder lässt sie, nach Möglichkeit, andere haben, die auch keine haben. Das aber gilt durchaus auch für Theoretiker und Praktiker von Be­rufsgruppen, die damit befasst sind, die, die die Qual haben, aus welchen Gründen auch immer, theoretisch und praktisch zu `betreuen`.

Eine Theorie und eine auf ihr basierte Forschung ist dann gut, wenn sie sich als wahr erweist sogar dann, wenn die sozialen Vor­gänge, in denen die ermittelt werden, die keine Wahl mehr haben, sei das vorübergehend oder endgültig, unter anderem auch die so­zialen Grundlagen sind, die im Effekt darüber entscheiden, wer forscht und Theorie macht, und wer von ihr erforscht wird bzw. Ge­genstand, Objekt der Theorie und Praxis ist, die als Mittel der Ermittlung derjenigen ebenso dient, die die Qual haben, insofern dies nämlich ein immer im Hier und Jetzt ablaufender und sich re­produzierender sozialer Vorgang ist, wie sie als Mittel der Er­forschung der Art dienen - die Theorie und die Praxis der For­schung über die, die die Qual haben nämlich -, von der die Spezi­fik der jeweiligen Qual dann ist, die die haben, die keine Wahl (mehr) haben, selbst wenn sie noch `wählen gehen`, weil sie darauf dressiert sind zu glauben, das müsse sein oder es bedeute etwas. Diese Verschränkung der zu jedem Zeitpunkt ineinander greifenden Gleichzeitigkeiten, die Theorie und Praxis jeder Art zugleich als solche unausweichlich funktionalisiert bzw. ihre Funktion mehrdeu­tig macht im Sinne einer strukturellen sozialen Überdeterminie­rung, die sich mit keinem Mittel sei es der Reflexion, der Praxis oder der Institutionalisierung vereindeutigen lässt, es sei denn im Sinne der radikalen Funktionalisierung im Sinne des eindeutigen Mittels der Macht, der sich noch jede Wahrheitssuche ohne Mühe hat akkommodieren können, während das Umgekehrte nicht gilt, dass sich nämlich die Macht jemals auf ihre Kosten der Wahrheit oder einem ihrer Äquivalenzbegriffe akkommodiert hätte, die unverzichtbar sind solange es noch einen sei es auch noch so geringen Unterschied zwischen dem gibt, was `Wissenschaft` möglicherweise schon bedeu­tet hat (wir würden dann von dieser Bedeutung schon im Perfekt sprechen, im Sinne des: Es war einmal, während schon längst das zum bloßen Glauben daran herabgesunkene Vorurteil, es sei noch so, wie die Wissenschaftseigenpropaganda einmal von sich verbreitet wissen wollte, als sie sich noch auf die Gewinnung der `Volksmeinung` oder der Gunst der Politik meinte beziehen zu müs­sen, oder auf die Vorurteile, die beide hegten) und dem was `Macht` bedeutet unter Umständen der sich abzeichnenden oder ins­geheim längst vollzogenen Privatisierung des Wissenschaftsbegriffs im Dienste von politischen Steuerungsinteressen oder globalisier­ter Monopolbildungen, die jenseits von sprachlichen oder kulturel­len Grenzen - daher auch bewusst ohne Rücksicht auf sie - an `Univerasalien` interessiert sein müssen, die so sind, dass sie jede Art von Aktion legitimieren oder wenigstens stillschweigend erlauben, die zugleich dem universalen - globalen - Interesse an der Rechtfertigung des legitimen Ausschlusses wie der damit ver­bundenen Kehrseiten der Personalpolitik, die mehr und mehr auch die einstigen Funktionen des Staates, verstanden als Organisator der Selbsterhaltungsinteressen der unter ihm zusammengefassten Po­pulationen `übernehmen` oder diesen dazu `veranlassen`, sich selbst entsprechend diesem `gewandelten Verständnis` anders zu verhalten, was nicht gleich immer auch schon bedeutet, dass er sich auch anders `versteht`, und sei es auch nur deshalb, weil es sich als tunlich und zweckmäßig erwiesen hat, dass sich das sogenannte Selbstverständnis in Politik, Wirtschaft und Staat an die Trägheit der kulturell nicht zuletzt durch deren Eigenpropaganda stabili­sierte und verbreitete Bedeutungen hält, während sich die prakti­schen Imperative längst schon an den `Tagesnotwendigkeiten` orien­tiert, die die Zentren der Macht der Wirklichkeit auferlegen, um sich dann auf sie zu berufen als auf Notwendigkeiten, an denen `man` so oder so nicht vorbeikomme. Betrachtet man als Philosoph der Philosophie der Unentschiedenheit - wir bekennen uns für dies­mal zum radikalen Prinzip des Philosophierens aus purer subjekti­ver Befindlichkeit und erproben auf diese Weise die Tragfähigkeit des vorsätzlichen Verzichts auf jede Objektivierung, die wir eben noch `in der Theorie` auf eine möglichst unwiderlegliche Weise mittels hilfsweisem illegalem Zugriff auf missbrauchte Bestände zu erhärten versuchten, indem wir dreist in den sorgfältig angelegten Garten einer Profession eindrangen, zu der wir keinen legalen Zu­tritt beanspruchen können - den Zustand einer Theoriebildung, die angesichts dieser Entwicklung sich selbst kongenial zu den von ihr selbst in jedem Fall mit zu verantwortenden Zuständen zu 'entwickeln` weiß entsprechend dem von ihr selbst propagierten Prinzip der 'evolutionären Erkenntnistheorie', das außer einer ir­gendwie durch Selektion, Variation und Stabilisierung in sachli­cher, zeitlicher und sozialer Hinsicht bewerkstelligten, eigentlich aussertheoretischen Veränderung gar nichts mehr wissen will von sich, den Zuständen und dem Bewusstsein der Beteiligten, seien sie nun die, die die Wahl haben oder zu haben meinen oder die, die keine mehr haben oder nie eine hatten oder zu haben glaubten oder glauben, und dem Zusammenhang aller mit der Entwicklung oder gar ihrem möglichen Ende, im Sinne eines sei es angezielten oder so oder so, als 'Ausgang` jedenfalls erreichten Ziels, und den jewei­ligen Zuständen, dann liegt eher der Eindruck nahe, dass Theoreti­ker oder Wissenschaftler zu sein bedeuten muss, möglichst immer we­niger zu wissen über das derart Wissbare und daraus eine möglichst universal mit der `Realität` kongruent erscheinende `Wirklichkeit` zusammenzuzaubern, die alles Mögliche leisten mag, wenn sie nur ihre vornehmste Leistung erbringt: Den Zusammenhang des Bewussts­eins der Menschen und ihrer jeweiligen Wirklichkeit möglichst wirksam derart zu verstellen, dass daraus der subjektive Eindruck eines wissenschaftlich fundierten `Durchblicks` in der Sache ma­chen lässt, der über jeden Zweifel erhaben scheint. Erstaunlich, aber dem theologisch Gebildeten auch wieder nicht unzugänglich, dass es einen Zusammenhang zwischen der eher wachsenden Unkenntnis und dem `positiven Denken` zu geben scheint, das von den Blöd­sinnssparten der Massenmedien so erfolgreich propagiert wird. In der Tat ist Religion keineswegs 'out'.

Sie hat faktisch Hochkon­junktur, wenn auch in einer anderen als der von den traditionellen Hütern der 'hochkulturellen Staatsreligionen' erträumten Form. Die Unterhaltungs- und Produktwerbungsindustrie, in der 'Substanz' oh­nehin so miteinander verschmolzen zu einem Block einheitlicher Be­deutungen wie die 'Futtermittelindustrie', die die Schlachttiere mästet mit der 'Lebensmittelindustrie'. Während der Beweis für das zuletzt genannte Datum durch die epidemiologischen Daten über die Verbreitung von BSE bzw. die 'Kreuzfeld/Jakob-Krankheit und durch die Verwendung von Mastmitteln in Body-Building und Leistungssport belegt ist, suche man für das Erstere selbst aus dem Vergleich von 'redaktionellem' und Inserententeil der Tages- und Wochenzeitungen oder den entsprechenden anderen 'Medien' nach. Man wird nicht lange suchen müssen. Eher wird man Mühe haben, den Unterschied noch zu entdecken.

Wenn das analytische Prinzip, wonach man an den 'entwickelten' Verhältnissen ablesen kann, was die rudimentären, erst in Entste­hung begriffenen Formen mindestens immer, wenn auch zunächst viel­leicht nicht in der Hauptsache, sondern eher nebenbei, auch noch bedeuten über das hinaus, was sie, als symbolische Formen von sich selbst jeweils halten mögen, dann ist an der Produktwerbung end­lich, als der Spätform, die vorerst alle Potentiale der betreffen­den 'Medien' weitestgehend ausschöpft, abzulesen, was alle Bedeut­samkeitsproduktion seit je immer auch schon ist. Aber es gilt eben auch das Umgekehrte: Die frühen Formen der Bedeutsdamkeitsproduk­tion sind in den Spätformen nicht erloschen. In Bezug auf Kultur, Mensch und Vergesellschaftung gibt es vermutlich weniger Unili­nearität als das selbst im Terminus 'Evolution' angesichts seiner Herkunft aus dem Umkreis einer im Fortschrittsdenken dennoch ver­hafteten darwinistischen Biologie der Entstehung der Arten noch an Konnotation mitschwingt, in der unbewussten Nebenbedeutung, die der Hauptbedeutung weiter unterliegt.

Es war ohne Zweifel das Verdienst von Ernst Cassirer, einem ebenso deutschen wie jüdischen Philosophen, der die 'Ritter-Schule' be­gründete, nicht zuletzt auch durch seine erzwungene Flucht vor der Politik des deutschen Volkes, auf die Unterschiede der von ihm un­terschiedenen und benannten 'symbolischen Formen' hingewiesen zu haben. Um so wichtiger wäre gegenwärtig, den Sinn ihrer unter­schiedslosen funktionalen Verschmelzung, Legierung und Mischung zu erkennen, ihre Isotopbildungen zu sehen und damit ihre funktionale Identität. Die genutzten Techniken der Einwirkung auf Menschen als Gattungsexemplare sind funktional identisch zwischen James Bond-Film und Versicherungsberatung, religiöser Unterweisung und Pro­duktwerbung, politischer Rhetorik und psychotherapeutischer Pra­xis, Pop-Musik und Philosophie, Automobilbau und Prostitution, ra­tionaler Argumentation und Gehirnwäsche. Überall ist der Effekt wichtig, nicht die Wahrheit der genutzten Bestände. Es ist nur zu gut verständlich, dass und warum gerade die auf ihre 'analytische Kompetenz' so stolzen Traditionsformen der Sinndeutung und Sinnbe­wahrung in tragenden 'sozialen' oder 'staatlichen' Funktionen in dieser Hinsicht so blind sind: Sie müssten ihre Austauschbarkeit, ihre funktionale Äquivalenz mit den Bastarden und Hybriden, den Wildformen und illegitimen Abkömmlingen der 'Subkulturen' erken­nen, die ihnen über die zunächst lediglich als unangenehme Nach­barschaft mit dem kulturellen Pöbel erscheinenden Annäherungen hinaus endlich wegen ihrer Handlichkeit, ihrer Anspruchslosigkeit und ihrer Austauschbarkeit, mit einem Wort: Ihrer Universalität den Rang ablaufen werden. Sie entsprechen als Gestalten einer ei­genen Art von 'Deszendenz' den Formen eines Bewußtseins, auf des­sen Inhalt so wenig noch ankommt wie auf seine Form, insofern sie als Privatsache behandelt werden können, die angesichts der be­triebswirtschaftlichen Verrechnung der Gattungsexemplare unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit, die sich im Wesentlichen auf zwan­zig Berufsjahre konzentriert, während deren die Vernutzten unter einem gewissen Druck ein Maximum an Leistung abzugeben imstande sind, durchaus in demselben Sinne, wie sich die durchschnittliche Funktionsdauer von technischem Equipment nach Betriebsstunden bei Dauerbetrieb mit einer hinreichenden Wahrscheinlichkeit für den statistischen Einzelfall bestimmen lässt für einen Wert nahe, aber unter einhundert Prozent der untersuchten Exemplare bei gegebener 'Produktqualität'. Man sehe sich die entsprechenden Kapitel über Varianz und Signifikanz im Statistiklehrbuch noch einmal durch.

'Philosophie' und 'Kultur' sind nachgestellte Elemente von Kompo­sita geworden, die mit 'Unternehmen' beginnen. Dasselbe gilt für Wissenschaft und Religion, obwohl die entsprechenden Komposita fehlen: Sie sind Privatangelegenheiten von Kapitalgesellschaften, Trusts, die das Passende auf Anfrage sei es herstellen oder her­stellen lassen, bzw. mit einem Produkt auf einem Markt handeln, auf dem neben Religion auch Wissenschaft, aber auch Kultur oder Philosophie nachgefragt werden. Erstaunlich ist, dass die verschie­denen 'Betriebsformen' nebeneinander her produzieren können scheinbar ohne sich zu stören. Die Stigmata der organisationsspe­zifischen Herkunft der jeweiligen Produkte scheinen niemanden zu stören. Im Gegenteil: Man versteht sie offensichtlich eher als Qualitätsmerkmale bestimmter Art. Sie befriedigen den Gestimmt­heitsbedarf, den sie ausstrahlen. Dass die Komposita für Religion und Wissenschaft fehlen, dürfte daran liegen, dass man das bei Re­ligion ohnehin mitversteht, wenn auch in einer Bindung, die es er­laubt, sich über die Gehirnwäschepraktiken zum Beispiel von 'Scientology' zu ereifern, bemerkenswerter Weise eher im konserva­tiv religiösen politischen Lager, während man dieselben oder ver­gleichbare bzw. vergleichbar wirkende Praktiken durchaus als Päd­agogik, als Erziehung, als Politik oder als Vorgesetz­ten/Untergebenen-Verhältnis bzw. in der Personalentwicklung, im Umschulungen oder den 'modernen - telefonischen - Umfragetechni­ken' etc. akzeptabel findet, und dabei vom gewöhnlichen Mobbing einmal absieht. Wenn nicht lezensierte Konkurrenten sich um den Besitz derselben Seelen und Köpfe bemühen und daraus auch noch Profite schlagen können, dann ist das 'Gehirnwäsche'. Tut man es 'selbst', dann ist es Therapie, Seelsorge, Erziehung, Bildung, frühkindliche Erziehung, Weiterbildung oder Requalifikation usw.

Es gibt auch einen unauffälligen fundamentalistischen Fanatismus der Demokraten, die ihren schon lange bekannten spezifischen Defekt nicht zu erkennen imstande sind. Es gibt auch einen Fanatismus der Anhänger des Pluralismus, einmal abgesehen davon, wie viele Arten von Sekten von solchen An­hängern er gebiert. Es liegt in seiner Natur. Seine Unauffälligkeit ist darin begründet, dass er die Normalität verkörpert, also das, was derart herrscht, dass Widerstand nur an seinem Gegenteil und dann selbstredend als irrational, irre oder kriminell erscheinen kann. Das sind dieselben Praktiken, mit der jede Form totalitären Terrors sich verteidigt seit je.

Nicht nur die sogenannte Unterhaltungsindustrie, in der Tat ein Konglomerat, das die Menschen mit der Ausmalung traumatischer Le­benserfahrung durch deren darstellerische, die Maßlosigkeit längst überschreitende Überbietung beliefert und gefangen hält, sondern noch genauer, seismographisch empfindlich in seiner Messgenauig­keit, vorausgesetzt freilich ein entsprechend sensibles Empfin­dungsvermögen, das die feinen Unterschiede zu registrieren im­stande ist, vor allem aber prompter ist das Bild, das der alltäg­liche Straßenverkehr von den Veränderungen des sozialen Lebens liefert lange bevor die Bewusstseinsindustrie das registriert und darauf mit Lieferungen reagiert, und noch viel länger bevor die Politik, die die Stammtische machen, zur offiziellen Verlautbarung eines Politikers auf der Suche nach Gefolgschaften und Mehrheiten für eine Regierungsübernahme, zugleich oder danach zur sogenannten öffentlichen Meinung und dann zur offiziellen Politik bzw. zum Ge­setz wird, auf dem üblichen Wege der Legitimation durch Verfahren, dessen vorgeschriebener Gang zum Pflichtpensum jedes Staatsbürgers gehört, damit hinter dem Paravent der auswendig gelernten Glaubens­sätze die Dinge ihren Mauschelgang durch das unergründliche Laby­rinth des deutschen Berufsbeamtentums und seiner jeweils regieren­den Ausschüsse gehen kann, unbemerkt von der jeweils mit den Tit­ten, dem Arsch, dem Uterus oder dem Gemächt oder dem Augenauf­schlag der wechselnden Repräsentanten des Geschäfts mit der Abhän­gigkeit beschäftigten Herde, die doch hinterrücks just das insze­niert, was sich dort bemerkbar macht.

Es ist ein eigentümlicher Umstand, dass man sagen muss, dass die Be­obachtung die Behauptung rechtfertigt, dass die Brutalisierung des sozialen, des zivilen Lebens seit dem Ende des Weltkrieges langsam und stetig zugenommen hat, also gewissermaßen im Verhältnis des Abstandes von der unmittelbaren Erfahrung des Bürgerkrieges. Das gilt in jeder Hinsicht und gerade auch von der Politik, in der jede solche Aufladung der sozialen Akkumulatoren (der Institutio­nen einschließlich der politischen) ausläuft, insofern die Politik diese Aufladung lediglich in Programmatik, Absichtserklärungen und endlich in die Form des Gesetzes umsetzt. Die erkennbare Friedfertigkeit des Lebens unmittelbar nach seinem Ende war offen­bar ein Symptom der Ermüdung. Es war gar keine Friedfertigkeit, sondern lediglich Erschöpfung. Wenn man diese Vermutung ernst neh­men wollte, müsste man daraus den Schluss ziehen, dass das, was jetzt so schwerlich differenziert als 'Globalisierung' nach Art eines Naturereignisses und, wenn nicht in der Terminologie, so doch in der Denkweise eines Wetterberichts weniger diagnostiziert als re­gistriert oder besser noch lediglich benannt wird, nichts anderes ist als die sei es auch unbewusste Kollektivhandlung bzw. das ihr unterliegende Antriebsmoment, das, jenseits von allem, was die Theorie des Motivs der in dieser Hinsicht völlig überforderten In­dividualpsychologie oder der psychiatrischen Medizin und Therapeu­tik einschließlich der Psychoanalyse, die ihren wenn auch etwas nörglerischen Frieden mit den Machtverhältnissen längst gemacht hat, an denen sie um den Preis des Verlusts wenn nicht ihrer ein­stigen Absichten, so doch ihrer einstigen Möglichkeiten mit Durch­schnittskarrieren partizipiert, auf die blinde Herantastung an die jeweils mögliche, veränderlich zu denkende Grenze des Bürger­krieges herantastet.

Die Veränderlichkeit der Grenze des Bürgerkrieges bzw. des Erscheinungsbildes, das er annimmt, ist möglicher­weise nicht sehr deutlich bewusst. Erkennbar ist jedoch die offen­sichtliche Manipulation dieser Grenzreaktion durch die gewöhnlich tiefgestaffelt präventive Einwirkung auf das zu beherrschende Potential. Das gilt wiederum in derselben Weise von den Medien wie der Politik, einmal abgesehen davon, dass der allgemeine politische und gesetzliche Rahmen, der das Alltagsleben einhegt, um die Grenzen dessen zu markieren, defensiv, was man mehr oder weniger ohnmächtig sei es toleriert (was immer das bedeuten mag) sei es hinnimmt, sei es als 'normal' nicht einmal so weit bewusst bemerkt, dass man es als Gegenstand eines Urteils behandeln und be­werten könnte als Objekt von Humanisierungsabsichten des gesell­schaftlichen Lebens durch Erziehung, Bildung und Politik. Dabei ist gelegentlich vermutlich bewusst, aber derzeit weder politisch noch sozial beliebt die Möglichkeit des Gedankens, dass die Humani­sierung von Gesellschaften prinzipiell unabschliessbar und auch un­ter dem Gesichtspunkt einer gewollten Zielbestimmung unabhängig von der Notwendigkeit ihrer je neuen Konkretisierung unabgeschlos­sen ist, eine Vorstellung, die sich allerdings kaum aus dem Selbstlauf einer 'Evolution' ergeben kann, die sich diese als zwar gerichtet, aber nicht von einem Zielpunkt von der Richtung dieser Entwicklung her konzipiert, um sich nach Art von Horoskoperstel­lern alles offen zu halten und das Objekt der 'Vorhersage', den Klienten nach Art des in dieser Hinsicht durchaus rationalen Ora­kels von Delphi damit zu belasten, dass er stets dazu beigetragen hat, durch das Missverständnis, das ihm sein eigener Illusionsbe­darf jeweils suggeriert, und die Handlungen, die er darauf hin in dem Bewusstsein, das er für Wissen hält, während er in Wahrheit an etwas glaubt, unternommen hat, das eintritt, was er unbedingt ver­meiden wollte, u. a. auch durch seine Handlung.

Es mag damit sein wie es will, wenn man über die Griechen und das Irrationale oder den Weg vom Mythos zum Logos redet, mit unterschiedlichen Präfe­renzen, in die dieselben oder ähnliche Projektionen, bloß eben 'nach hinten' und auf eine fremde Kultur übertragen eingehen könn­ten, in dieser Hinsicht waren wenn nicht 'die Griechen', so doch das Orakel nicht nur berühmt, sondern vor allem wegen seiner ei­gentümlichen Rationalität zu Recht berühmt, eine Rationalität, die der Kultur als Ganzer die Augen öffnete für die Eigentümlichkei­ten, die das Verhältnis des Bewusstseins von Menschen zum Wirkli­chen als seinem vermeintlichen Objekt, seiner 'Umgebung' unver­meidlich und immer haben muss. Es liegt auf der Hand, dass das wis­senschaftliche Stadium der kulturellen Entwicklung, speziell in der ausgefalteten Form der Zivilisation (eine Unterscheidung, auf die aus analytischen Gründen nicht verzichtet werden kann, auch und gerade wenn und weil man das gerne erledigt sehen möchte) so ­wenig wie das theologische die Höhe dieses Aspekts der Bewusstheit der griechischen Kultur nicht wieder erreicht hat, so wenig wie irgendeine dem einen oder anderen Stadium zuzurechnende Kultur oder Zivilisation.

Weder der aufgeräumte Optimismus der technolo­gischen Zivilisation, die mangels Brechung ihrer Absichten das Stadium der Selbstreflexion nicht erreicht, während ihre urbanen 'intellektuellen Eliten' aus dem Reflektieren nicht mehr heraus­finden - was sollten sie auch sonst tun? -, noch die an theologi­schen oder an Schicksalsbegriffen unterschwellig hängenbleibenden Kulturen - deren Hang zu 'Va-Banque-Spielen' in der Politik und in den Modernisierungsstrategien sich daraus erklären lassen mag - sind auf der Höhe dieses Aspekts eines bewusst gewordenen Verhält­nisses von Bewusstsein und Wirklichkeit, das in dieser Hinsicht die praktische Handhabung des Orakels in der literarischen Präsenz der griechischen Literatur der Welt hinterlassen hat, einer Welt, die derzeit ihren nächsten schweren Irrtum vorbereitet, der ihr letz­ter sein könnte.

Denn die Gefahr der Selbstausrottung des Lebens, seine suizidale Tendenz scheint sich inmitten eines auf dem explo­siven Wachstum der Biomasse des homo sapiens beruhenden 'Wirtschaftswachstums' auf Kosten aller anderen ihm gleichenden Lebensformen und auf Kosten unzähliger, die ihm nicht gleichen, aber von denen er indirekt abhängt, eher verstärkt anzubahnen als abzuschwächen, allen Erklärungen der organisierten Politik - Ein Konglomerat luxurierender Gruppen, die ihre Selbsterhaltungsvor­teile auf Kosten aller und mit denselben Mitteln wie diese in die Form eines gruppenspezifischen multikulturell wirkenden, faktisch vollständig monokulturell durchorganisierten Apparats gebracht ha­ben, der im Wesentlichen nachplappert, was irgendwie von unten heraufdringt, sofern es die Zensuren überhaupt durchdringt, und versucht, auszusehen, als stelle er eine Führung dar, indem er rhetorisch vornwegläuft. - zum Trotz, und die in Übereinstimmung mit einer Tendenz der natürlichen Entwicklung des Lebens und der Lebensformen in den biologischen Grundlagen und in der Biomasse aus ihm hervorgehend gleichermaßen diese wie die Entwicklung von Wissen­schaft und Technik sowie das sogenannte Wirtschaftsverhalten der Individuen und der Eliten bestimmt: Die Propaganda des positiven Denkens, die sich nach Machart aller Fundamentalismen und Absolu­tismen in der Form des immer nachdrücklicher verpflichtend werden­den Bekenntnisses zum Erfolg das Grundmuster der öffentlichen Propaganda einer zum System erhobenen Unersättlichkeit und grenzenloser Expansionsphantasien ist, ist nicht zufällig auch die Grundlage aller Science Fiction Serien und ihrer Voraussetzung unendlicher Ressourcen und Steigerungsmöglichkeiten. Kein durchschnittliches Raumschiffchen, das nicht inzwischen mit wenigstens zehnfacher Lichtgeschwindigkeit mal eben von A nach B reist und dabei in Sekundenbruchteilen beschleunigt (oder zum Stillstand kommt).

Es ist erstaunlich, dass es gelungen ist, selbst den letzten Loser auf dieses Orientierungsmuster zu programmieren, nach dem Motto: Wenn man selbst schon kei­nen hat, soll man sich wenigstens zu seinem Prinzip, der rück­sichtslosen Vorteilsnahme, dem vorsätzlichen Karrierismus des `Manchester-Kapitalismus': "Private vices, public benefits", be­kennen nach dem Muster der projektiven Identifikation, und die beklatschen, die ihn auf die je eigenen Kosten ha­ben, und darüber hinaus sich unter allen Umständen darauf ver­pflichtet fühlen, sich selbst ganz ungeachtet der realen Chancen, die noch ganz anderes sind als die realen eigenen Möglichkeiten, Potentiale, nach diesen Kriterien selbst zu bewerten, mit der er­sichtlichen Konsequenz, dass, die Kriterien dorthin gehängt, wo die öffentliche Eigen-Propaganda der jeweils gerade Erfolgreichsten die Normen hängt, die überwiegende Masse aus mehr als gerade sechs Milliarden Gattungsexemplaren sich vor allem in ihrem Urteil über sich selbst jeweils zu entwerten gezwungen wird, indem sie ihre eigene elende Jämmerlichkeit im Licht der Erfolge derer betrachten gelehrt wird, die sie knechten und auf ihre Kosten leben, und dies alles bejubelt, als 'Fortchritt der Menschheit'.

Das wird dann, selbst schon kompensatorisch als eine Form von narzistischer Wahnbildung zur Aufrechterhaltung eines einer Illusion geschuldeten, gefährdeten Selbstwertgefühls am Rande seines Zusammenbruchs angesichts seiner erbarmungslosen Widerlegung durch die Lebensrealität jeweils überkompensiert durch die Verbreitung der Illusion der Teilhabe am Leben von 'Celebrities' durch Identifikation über die und mittels der 'Eliten' der Massenme­dien, die hier Eigenpropaganda betreiben lassen. Die unablässige Selbstdemütigung, die in dieser Scheinparti­zipation kaum verhüllt die wirkliche Praxis der Massenmedien ist, ist offensichtlich möglich angesichts der durchaus realen Befrie­digung durch eine Art von Wunscherfüllung, wie sie sonst nur der Traum bietet oder der Rausch. Sie steht damit auf derselben Stufe der symbolischen Verarbeitung der Massentraumatisierungen, die sich als Inbegriff der Kultur` wo nicht an deren Stelle getreten sind, so just in ihre unveränderliche Funktion eintreten, wie die Befriedigung von pathologischen erheblichen Massen-Bedürfnislagen durch die Belieferung mit psychotischem Material in der Form ka­thartischer Abfuhrchancen, wie sie etwa die ewigen Verfolgungs-, die Mordorgien und die Amokläufe, Vergewaltigungs- und Gewaltphan­tasien der Massenmedien bieten, die durchaus Psychotiker beschäf­tigen als Drehbuchautoren und Filmemacher, die wiederum Kokser und Huren beschäftigen als Schauspieler usw.: Der exemplarische psychiatrische Fall kann durchaus eine Karriere als 'Massenstar' machen, und wird durch projektive Identifikation reich und damit unbedingt erfolgreich dadurch, dass er das pathologische Potential einer 'Zielgruppe' auf sich lenkt, die sich just dadurch und ent­sprechend den geltenden Regeln des Geschäfts ganz legitim und ad hoc bilden mag und wieder zerfällt, um sich anderswo auf dasselbe Alte in der Gestalt des Neuen, ein neues Gesicht, eine neue Stimme, ein neues Buch, ein neuer Film, ein neues Irgendwas, mit dem sich die Konstanten, die in Wahrheit solche der Geistes- und Seelenverfassung der Massen der vereinsamten Gattungsexemplare sind, durch das Angebot eines neuen Kristallisationspunktes immer wieder neu wirtschaftlich nutzbringend verwerten lassen.

Der Massenverkehr ist unter dem Gesichtspunkt der menschlichen Wahrnehmungfähigkeiten und Sensibilitäten ein gigantischer Seis­mograph der allgemeinen sozialen Entwicklung. Man kann dasselbe auch anders formulieren, indem man den allgemeinen Straßenverkehr als ein gigantisches, Territorien unbestimmter Ausdehnung umfas­sendes ad hoc sich bildendes und wieder zerfallendes, ständig durch die Verkehrsteilnehmer rekonfiguriertes soziales System cha­rakterisiert. Jede Teilnahme an diesem Informations-, Verhaltens- und Handlungssystem ist zugleich als Input und Output wirksam. Das je eigene Handeln oder Verhalten, seien sie aktivisch oder im Sinne einer Reaktion auf den Input anderer Teilnehmer verstanden, wirkt selbst als Input, während die Verhaltensweisen anderer, die wie immer als Handeln oder auch als Reaktionen auf das Verhalten Anderer erschlossen werden durch den Anderen, der man selber ist, insofern man Beobachter ist, als Output wirken. Es liegt auf der Hand, dass es unmittelbar ineinander greifende Input/Output-Rela­tionen gibt, die sofort aufeinander wirken, während es andere Out­puts oder Inputs gibt, die eine unmittelbar erkennbare Wirkung nicht beobachtbar werden lassen, während sie mit Sicherheit lang­fristig wirksam werdende Folgen haben, die als Verhalten dann wie­derum beobachtbar sein mögen, ohne indessen direkt einem anderen beobachtbaren Verhalten oder Input zugerechnet werden zu können. Jeder ist so gut wie täglich in dieses in Hinblick auf die jeweils konkret an seiner Aktualität Beteiligten ephemere, insgesamt aber unablässig neu sich konstituierende und neu formierende Super- bzw. Hypersozialsystem eingeschaltet in einem keineswegs 'virtuellen' Raum oder 'Cyber-Space' und erhält aus dieser Ver­schaltung wichtige Informationen für sein eigenes Verhalten, so wie es sich in Relation zu sowohl exemplarischen anderen Einzel­fällen des Verhaltens anderer Teilnehmer an dem beobachtbaren Ver­halten der anderen Teilnehmer ablesen zu lassen scheint, oder wie dieses Verhalten in Relation sowohl zu dem eigenen Verhalten auch auch zu dem je bewussten eigenen Verhältnis zu dem System der Re­geln bewerten lässt.

Es ist zu bemerken, dass einige der charakteristischen Merkmale dieses sozialen Systems einfachster Art, das bekanntlich auf ge­meinsamer Anwesenheit und wechselseitiger Wahrnehmbarkeit der an seiner Konstituierung und Aufrechterhaltung Beteiligten beruht, nicht nur für dieses, sondern für jede soziale Systembildung gel­ten, die auf denselben Bildungskriterien beruht. Aber keines zuvor in der Geschichte der Entwicklung der menschlichen Gesellschaften hatte jemals ein vergleichbares, gewissermaßen globales Ausmaß und einen ähnlich hohen Grad der Vernetzung wie dieses, und keines hatte eine vergleichbare formierende und informierende Bedeutung wie dieses. Zugleich ist bemerkenswert, dass es gegenüber den mei­sten anderen sozialen Systemen mit denselben grundlegenden Bil­dungskriterien auf eine eigentümliche, aber höchst bedeutsame Weise eingeschränkt ist, indem es nämlich ausdrücklich auf die beiden genannten Kriterien restringiert ist: Die audio-visuelle Wahrnehmung ist die ausschließliche Funktion, auf der seine Aktua­lität beruht, seine verwirklichte Realisierung. Entsprechend er­scheint die Beteiligung der anderen Teilnehmer an diesem System aus der Perspektive der je eigenen Wahrnehmung ausschließlich un­ter dem Aspekt des Verhaltens, unter Ausfall der im Regelfall nicht an seiner Unterhaltung beteiligten Sprache. Anders gesagt: Inmitten einer hochinformierten, sprachlich organisierten, mathe­matisch-wissenschaftlich durchorganisierten menschlichen Lebens­welt erscheint als ihr innerer Kern ein soziales System gänzlich archaischer Natur und Verfassung, das auf einer nicht-sprachlichen Form beruht (die durch Signale, weniger durch Symbole strukturiert wird), mithin gerade nicht symbolische Form ist, und die auf ar­chaischen, eben vor- bzw. nicht-sprachlich verfassten Funktionen der menschlichen Wahrnehmung beruht, die weit mehr als die Sprache unmittelbare, wenn auch großen Teils nicht Bewusstsein (darauf beruht ja ihre Eigentümlichkeit) Bezüge zu den 'primitiveren', genetisch und entwicklungsgeschichtlich älteren Systemen der animalischen und physiologischen Konstitution des Lebens allgemein und des Men­schen im Besonderen unterhalten. Auge und Ohr haben einen unmit­telbareren Bezug zum Leben als die Sprache und die entwicklungsge­schichtlich jüngeren intellektuellen cerebralen Funktionen des menschlichen Gehirns. Wir vermeiden hier vorsätzlich die Bezeich­nung `höhere Funktionen', weil die mit der räumlichen Metapher meist assoziierte, aber ihr nicht zwingend zugehörige (als sei das analytisch zu rechtfertigen) Konnotation eines besseren eher den ebenfalls mit räumlichen Metaphern strukturierten sozialen Hierar­chiebildungsmustern bzw. deren Bewertung zu entstammen scheint, die man nicht blind in die Voraussetzungen der Analytik des Sozia­len eingehen lassen kann. Gerade weil es begründete Vermutungen gibt, dass auch die Metaphorik des Raumes mit Primitivismen anima­lischer Art besetzt sind, die zur Mythenbildung geradezu disponie­ren (was nicht zuletzt die Allgegenwart ihrer auf diese Primiti­vismen berechtete Nutzung belegen können, deren Ausmaß kaum zu be­grenzen ist, insofern sie offensichtlich nahezu alle Bedeutungen durchdringt oder wenigstens begleitet) und die voranthropologisch in einem Sinne sind, der dazu berechtigt, die zu den Kardinalpri­mitivismen der Entfaltung des Lebens selbst (als Einheit einer planetarischen Form aufgefasst) ist es geboten, die im wissen­schaftlichen Sprachgebrauch selbst penetranten Mythen dieser Art einer Betrachtung zu unterziehen, die nicht zuletzt auch einen Hinweis darauf geben können, weshalb es überhaupt möglich und praktisch real werden konnte, dass Wissenschaft als symbolische Form mühelos in die Funktion der angeblich von ihr erledigten äl­teren Formen von Mythos und Religion oder Kunst hat eintreten und damit auch in deren Funktionen umschlagen konnte, indem sie die wissenschaftlichen Experten sozial wiederum zu politischen Mytho­logen avancieren bzw. regredieren lässt, ohne dass das auffällt, während der Umstand naiv genutzt wird als Medium der sozialen Steuerung, den die Expertenauffassungen von der modernen Welt als einer der Experten ja nur noch einmal iteriert eher als reflek­tiert, während sie als Reflexion zu erscheinen versucht, was auf die Funktion der Reflexion in der sekundären Zweckmäßigkeit der Mythenbildung verweist, die Simulation von Licht in tiefstem Dun­kel, wie man sie erleben kann, wenn einem einer in diesem Dunkel mit der Faust aufs Auge drischt so dass man Sternchen sieht, die den Anblick des Universums suggerieren mögen, in dem dann naturge­mäß auch alles bis in die tiefsten Tiefen voller Spiralnebel ist, die uns alle ungemein angehen.

Es ist nun aber just dieser Primitivismus, der Archaismus der Funktionen der Wahrnehmung, auf denen das System des 'Individualverkehrs' beruht, der es ungemein bedeutungsvoll macht als Hypersystem und Basis des Lebensalltags einer Sozialwelt, die sich selbst unter dem Gesichtspunkt einer entfalteten und einzig­artigen wissenschaftlich-technischen, auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und einem Höchstmaß sprachlicher Reflexion und sprachlich vermittelter Information beruhenden Zivilisation ver­stehen möchte.

Diesem eher regressiven Untergrund des modernen Alltagslebens, das unter diesem analytischen Gesichtspunkt dem Umstand, dass von Mo­dernität und sogar, im Stil der Terminologie der unablässigen Überwindungen allerorten, von Postmodernität der allgemeinen Le­bensumstände der Menschen geredet wird dort, wo man viel ohne viel Überlegung und ohne ausreichende Bildungsgrundlagen in Bezug auf die Sache redet bzw. schreibt wie man redet, und 'denkt' wie man assoziiert ohne die einmal unter dem Gesichtspunkt des Unter­schieds zwischen Irrsinn und therapeutischr Kompetenz noch als Grundlage einer Fähigkeit zu selbstkritischer Beurteilung betonte Differenz beider überhaupt noch vor Augen zu haben, einfach, weil der Ausstoß programmiert ist, die Leerräume gefüllt werden müssen in Übereinstimmung mit dem Fassungsvermögen der Zielgruppen des Geredes einerseits, die mit Fast-food-meanings gefüttert werden müssen, die sie miteinander 'teilen' können (shared meanings sind ja bekanntlich die die Gemeinsamkeit einer Kultur stiftenden Grundlagen der Vergesellschaftung) und den präzisen Vorstellungen der Geldgeber und Inserenten, den share-holders und Werbefachleu­ten, die diese beraten und Geisteshaltungen haben, die man Neuge­borenen oder den süchtig herbeigesehnten und paranoid gefürchteten Aliens in Bezug auf 'uns' nicht zutrauen möchte, diesem regressi­ven, archaischen, präverbalen und insofern auch präkognitiven Un­tergrund des Lebens, das auf ebenso primitiven Funktionen der Wahrnehmung beruht wie auf ebensolchen, ihnen zuzuordnenden Hirn­funktionen, entspricht eine andere fundamentale Determinante der 'Modernität', die einen ebensolchen Primitivismus zum Prinzip der 'sozialen Evolution' erhebt. Vordergründig lediglich würde man ver­muten, dass die Argumentationsführung auf die dem sogenannten Wirt­schaftsverhalten der Menschen zugrunde liegenden Impulse abzuheben beabsichtigt, die Gier, der Wunsch, 'mehr' als andere zu haben, Vorteile gegenüber anderen, Machtmittel über sie zu verfügen und ähnliche Animalismen aus dem sozialen Tierreich. In der Tat könnte man, nebenbei, etwas älteren 'volkswirtschaftlichen' Lehrbüchern bei etwas genauerem Hinsehen entnehmen, dass diese in der Tat nicht von den derzeit ganz offen und unschuldig propagierten Grundlagen des Wirtschaftens in der Animalität ausgehen, sondern von gewis­sermaßen leidlich kulturell bzw. zivilisatorisch domestizierten Überformungen dieser Animalität zu kultivierten Abkömmlingen die­ser Animalitäten. Aber zunächst ist, unabhängig von der Frage, ob dieses zivilisatorische 'coming out' der postmodernen Umwandlung der 'Volkswirtschaftslehre' in eine global verstandene Betriebs­wirtschaftslehre aus der Sicht der share-holders an Aktienkapital­gesellschaften, oder mindestens eben so sehr der Fonds-Manager und 'Börsenprofis', die der Delikatesse, dass die angestellten Arbeiter dieser Unternehmen selbst zu share-holders gemacht werden sollen von einer Politik, die ja nichts ist als die Konsequenz der eben charakterisierten globalen Betriebswirtschaftslehre, eine eigen­tümliche Pointe hinzufügen, die nur deswegen noch nicht auf das vorläufig noch sogenannte Soziale ausgedehnt ist, in der Propa­ganda wohlgemerkt, weil man damit die schlafenden Hunde (Je nach Bildungsvorliebe auch kapitolinische Gänse, eine Metapher, die in­dessen bei den dem Proletariat entstammenden Rhetorikern aus Poli­tik und/oder Talkshows signifikant weniger häufig vorkommt als bei den aussterbenden 'Humanisten', die z. B. als Studienräte we­gen ihrem Mangel an spezifisch humanen Umgangsformen, heute Kommu­nikationsstrategien, in nachdrücklicher Erinnerung der von ihnen verfolgten Schüler geblieben sind, und vermutlich auch deswegen Skepsis an der Wirklichkeit einer demokratischen Verfassung hin­terlassen haben, nicht zuletzt deswegen, weil sie selbst von deren Möglichkeit aus prinzipiellen Gründen nicht überzeugt waren oder sind.) einer Betrachtungsmöglichkeit wecken müsste, die die soge­nannten privaten und allgemein die sozialen Beziehungen unter Men­schen, die Familie, die Ehe, die Freundschaft und dergleichen, ebenso die Tätigkeiten, die derzeit noch als Privatsachen abge­schoben (und damit steuer-, subventionsrechtlich und betriebswirt­schaftlich ausgegrenzt sind, mit der Konsequenz, dass die in diesem Bereich erbrachten steigenden Kosten als betriebswirtschaftliche Größen einfach in keiner Bilanz auftauchen, die dazu nötigte, sie jemandem in Rechnung zu stellen, was die realen Kosten der Erhal­tung und Herstellung einer Arbeitskraft unter den Bedingungen ei­ner auf Wissenschaft und Technik beruhenden Produktion ganz anders aussehen lassen müsste als das derzeit der Fall ist) in der Tat Handlungen sind, die für die Selbsterhaltung unabdingbar sind und damit ebenfalls betriebswirtschaftlich unter dem Gesichtspunkt ei­ner unablässigen Notwendigkeit zur Reinvestition in die Reproduk­tionsressource ist, die jedem für sich selbst am Wichtigsten sein muss, nämlich die je eigene Arbeitsfähigkeit, betrachtet unter dem Gesichtspunkt der sich wandelnden Nachfrage auf einem 'schnelllebigen' Nachfragemarkt für sie.

Die auf dem Niveau einer Privatsache gehandelten Erhaltungs- und Herstellungskosten einer Arbeitskraft unter den realen Marktbedingungen lässt die damit ver­bundenen Determinanten ebenfalls als solche – als marktgänbgigeProdukte - erscheinen: So werden 'Partnerschaft' (eine Bezeichnung, die die schleichende Perversion menschlicher Beziehungen allgemein verdeckt, indem sie sie zum 'sozialen Bestand' erhebt, durch die Ratifizierung der Determinan­ten, auf denen sie beruht als Realitäten ohne sonstige Hinter­grundbedeutung oder analytische Komplexität, was auch ein Hinweis ist auf den Zustand der 'Wissenschaften', die sich angeblich damit befassen, das zu begreifen und verständlich zu machen, ja, erst ins Bewusstsein der Beteiligten zu heben in seiner Bedeutung, indem sie ihnen nämlich eine gibt), Nachkommen, 'soziale Bindungen' - schon der eigentümliche Ausdruck müsste Aufmerksamkeit wecken bei denen, die ihn als Bezeichnung für einen Sachverhalt wählen und propagieren - kulturelle Anhänglichkeiten, gar Heimatverbunden­heit, zu deren Propagierung sich auf dem flachen Land noch manche Politik versteigt, auch durch Investition in entsprechende 'Begegnungsstätten', in denen dann, wenn überhaupt, gelegentlich dumpfbackiges Personal herumlungert auf der Suche nach einem Aus­weg aus einem seelisch-intellektuellen Zustand, der sich weder durch seine massenhafte Akkumulation an einem Ort noch durch die expermimentell in dieser Hinsicht einschlägigen Wohngemeinschafts-Tierversuche am Menschen aus der siebziger Jahren ff. bzw. ihre entsprechend im 'Anspruch' herunterbuchstabierten Nachfolgeorgani­sationen bewältigen ließen lassen, zu Waren und Dienstleistungen, und gehen in Formen sozialer Perversionen über.

In diese Sparte passen durchaus auch jene Experi­mente, die ja bemerkenswerter Weise besonders 'intensiv' von den sich selbst als solche stilisierenden 'studentischen Avantgarden' besonders der Sozialwissenschaften, der Psychologie oder Politik­wissenschaft bzw. Psychoanalyse betrieben worden sind, nach dem Motto: Avantgardistisch ist, sich selbst in voreilender Vorweg­nahme dessen, was die soziale Entwicklung einem anzutun sich an­schickt, nicht als Verhängnis abzuwarten, sondern sich selbst or­ganisiert und vorsätzlich gegenseitig anzutun, um sich als Han­delnder dort verstehen zu können, als 'Subjekt' des sozialen und gesellschaftlichen Fortschritts, wo sich in der Tat bloß die Gege­benheiten unter allen Umständen ohne Rücksicht auf gewachsene Dis­positionen gegen diese sich durchsetzen im Begriff standen, mit der Konsequenz ihrer Erledigung, und just dieses Programm als den eigentlichen Sinn eines Studiums bzw. sogar der Erfindung einer oder gar mehrerer Wissenschaft/en zu verstehen, dessen Sinn darin bestanden hätte, sich über die Konsequenzen dessen, was die analy­tische Betrachtung der Gesamtzusammenhänge über die soziale und persönliche Wirklichkeit zugänglich machen konnte, wenn sie aus der agierenden Nachahmung unter den Bedingungen der Illusion zur wirklichen Beurteilung, und nicht nur zur weitgehend überschätzten 'Reflexion', zur 'Selbstreflexion' unter den Vorzeichen einer pro­pagierten Hyperselbstbewusstheitsprogrammatik gemacht worden wäre, die sich als Wissenschaftlichkeit an deren Stelle zu setzen ver­mochte, indem sie sich zur 'Selbstbetroffenheit' habilitieren ließ - werden unter diesen Umständen einer keineswegs (wenn nicht ab­sichtslosen, so jedenfalls nicht) folgenlosen Privatisierung der Bedingungen der Möglichkeit der Herstellung einer Arbeitskraft für einen Arbeitskräftemarkt, als die die Klein- und Kleinstbetriebe zur Herstellung von Arbeitskräften fungieren, indem sie mit über­ständiger Sentimentalität als 'Familie', 'Mutterschaft' oder 'Vaterschaft' stilisiert werden, so als läge irgendetwas von dem, was sich die Beteiligten darunter noch vorstellen mögen, in einer völlig falschen, illusionären Betrachtung des Sinns ihrer sozialen Existenz, noch im Bereich ihrer eigenen Entscheidungsmöglicheiten in der Tat, nicht zuletzt wegen der betriebswirtschaftlich (im oben erläuterten Sinn einer globalisierten betriebswirtschaftli­chen Betrachtung ganzer Sozietäten, aufs Ganze gesehen, der ehema­ligen 'Menschheit') profitablen Aufrechterhaltung nicht realitäts­gerechter sozialer Ideenkonglomerate, die diesen Aspekt nach Mög­lichkeit sorgfältig abzudecken, indem sie den Schein 'pflegen', durchaus im Sinne der Einrichtung institutioneller Pflegeversiche­rungen (in der Form schulischer 'Bildungsbestände', Lehrpläne bzw. einer Personalauswahl unter den Bedingungen eines Lizenzvergabemo­nopols für 'richtiges Denken' oder 'schönes Denken', dessen Preis­würdigkeit mit dem Disserationspreis der Universität ausgezeichnet wird etc., zumal nachdem im Anschluss an vorherige Experimente in Sachen der Erprobung der einschlägigen Methoden der Beschränkung von Lernprozessen auf das Verlangte, und unter Ausschluss der Ganz­heit des Gelehrten 'das Kind im Brunnen liegt', ein Umstand, der nach der einschlägigen Lehre entsprechend einer nicht ganz falschen Einsicht in das mögliche Missverhältnis zwischen der nor­mativ verstandenen Vorschrift, die besagt, was und wie viel gelernt und 'verstanden' werden soll - wir reden hier ja nicht zuletzt auch von Hermeneutik - und dem, was faktisch - unter Einbeziehung eines angemessenen Verständnisses der Bedeutung von 'Tiefenhermeneutik' jeweils gelehrt wurde, ohne verstanden werden zu sollen, aber doch dann so nicht-gelernt werden soll, dass ganz zwanglos nur das gelernt werden Sollende übrig bleibt und zur arti­kulierten Form wird, eine Machination, die auf einem vollständigen Missverständnis sowohl der Bedeutung dessen beruht, was seiner Mög­lichkeit nach 'Forschung' in diesem Bereich ist oder bedeutet, als auch auf einem vollständigen Missverständnis, einer offensichtli­chen Unbewusstheit in Bezug auf das Problem des eigentümlichen Ver­hältnisses zwischen Tradition und Kontinuität einerseits, und Neu­bestimmung und Entwicklung andererseits, die als Faktum der ein­schlägigen Geschichte der entsprechenden Wissensformen zwar vor­liegen, aber kaum aufgefasst werden in ihrer Bedeutung einerseits, nach 'Kompensation'verlangt) und der entsprechenden Personalschu­lung, und sämtlich mit dem Problem zusammenhängen, das unter den Bedingungen der spezifisch menschlichen Existenz im Verhältnis der Generationen als zentral zu betrachten wäre und damit auch als Kern des Verhältnisses von Forschung und Lehre in einem weniger einfachen Sinn, in dem das gewöhnlich verstanden wird, unter dem Eindruck der Illusionen, die die Konnotationen hier mit bewirken mögen, die von den unterliegenden hierarchiebezogenen Metaphoriken ausgelöst und bewirkt werden, mit der Konsequenz, dass sie die Kom­plexität des Problems unterbestimmt fixieren an falsche Auffassun­gen, die dann z. B. einer 'Hermeneutik' des Wissensfortschritts, der Bildung oder gar 'Aus-Bildung' zugrunde gelegt werden, die vor allem und schon in Bezug auf sich selbst ihr wissenschaftliches Ziel verfehlen muss, weil und insofern sie sich auf ein primitives Verständnis ihres eigenen Tuns festlegt, dem im Bereich der wirk­lichen, durchaus wahrnehmbaren, aber durch Zuordnung zu Bedeutun­gen im Rahmen eines problematischen 'Vorverständnisses' verfehlten Komplexität ihrer Produktionen auf eine vereinfachte Weise mitttels einer oberflächlichen Sprache der politischen Regulierung und der administrativen Handhabung reduziert wird, die an einem imaginären Ort bzw. in einem imaginären 'sozialen Raum' wie Lagerbestände gehandhabt werden zu können scheinen, während sie als komplizierte, voneinander abhängige Relationen aufzufassen wären, und nicht als Enti­täten, die mit einer entsprechenden 'Subjektivität' zusammenfal­len, die zugleich auch als Subjekt des Verstehens und des mögli­chen Verständnisses nach Art eines Dings erscheint in einem zu einfachen Sinn, den man zu Unrecht 'traditionell' oder 'traditionalistisch' nennen würde, weil man damit einerseits das gemeinte Missverständnis, den Irrtum nicht wirklich bewältigen, sondern erstens normativ missverstehen würde, auch im Sinn einer ganz unzulässigen Depotenzierung des Ge­samtbildes menschlicher hermeneutischer Praxis durch die gesamte Geschichte der bedeutungsschöpferischen Aktivitäten des homo sa­piens bzw. seiner methodisch bewußten Exponenten, und weil man zugleich dieses Verständnis durch eine Projektion auf die damit als solche markierte und als solche eben auch abgeschobene, ent­wertete 'Vorgeschichte' erhalten würde, einer Projektion, deren Kehrseite die unvermeidliche Selbstüberschätzung, etwa als 'Neuerer', als 'Weiterentwickler' oder als 'Entdecker', als 'Revolutionär' oder Wendeprofi und dergleichen sein müsste, die konnotativ immer noch einem weitestverbreiteten Selbstverständnis von Forschung und Entwicklung entsprechen, während es Aufmerksam­keit wecken müsste, dass, so wie 'die Veränderung der Welt' längst Sache der Businessprofis ist, und nicht die von 'Gesellschaftsveränderern', die Wert darauf legen, so zu heißen oder als solche beschimpft zu werden, das Selbstverständnis von Forschung und Entwicklung, das einmal seinen Impuls aus einem in bestimmter Weise, als 'improvement of mankind' oder als Überzeugt­heit von der 'perfectibility of man', als qualifiziertes Verständ­nis der Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse u. a. auch durch Verbesserung des Menschen selbst im Zuge eines Konzepts von Wissenschaft gewann, dessen Grundbegriff in der Vorstellung davon bestand, dass Wissen nicht so sehr als Macht, als vielmehr als Auf­klärung verstanden werden muss, die die Macht im durchaus denkbaren Grenzfall 'aufhebt' in ihrer eigenen Allgemeinheit, ihre Modell­vorstellungen und deren implizite metaphorische Bedeutung eher aus den industriellen Werbespektakeln der jährlichen Chauffeurwettbe­werbe auf den Rennstrecken der Welt zu beziehen scheinen, die wie­derum nur ein Reflex eines Selbstverständnisses sind, das die 'For­scher und Entwickler' in den Entwicklungsabteilungen der industri­ellen Unternehmungen von sich selbst zu haben meinen, während es ihnen einfach nur aus der Anschauung der Geschichte ihrer Pro­duktlinien und Unternehmenserfolge entgegen tritt, um sodann über den Status einer Unternehmensphilosophie hinaus den Weg zum Welterfolg mühelos zu nehmen auf dem Wege der Produktwerbung, die eine andere Abteilung derselben Unternehmen konzipiert zum Zwecke der Unterstützung der weiteren marktvermittelten Expansionsabsich­ten beim allgemeinen Kampf um Marktanteile.

Die Perfektibilität, an die man hier eben so fest glaubt, wie man das dem lächerlich gewordenen Glauben an die Verbesserung, die Perfektibilität des Menschen in einem nicht-technischen Sinn der Verbesserung eines technischen Produkts nun gerne und im Nachhinein vorwirft, ist im Wesentlichen dieselbe, die man in einer anderen 'Anwendung' als lä­cherlich meint erkennen zu dürfen – nämlich im Bereich des menschlichen Lebens und der Lebensverhältnisse - während man sich selbst und sein Tun durch dessen Restriktion auf Technologie und Verfahren meint der Verantwortung jenseits ihrer betriebswirtschaftlichen oder machtpragmatischen Engfühung meint entziehen zu können, bis die Realität die Lächerlichkeit vor allem dieser Engführung eines derart lediglich beschränkteren, und daher um eben so vieles problematischeren 'Fortschrittsverständnisses' einholen wird.

Es könnte sein, dass die 'staatlich' geregelte Institutionalisie­rung der 'Sozial- und Geisteswissenschaften', zumal unter der an­haltenden doppelten Wirksamkeiten von Welt- und Bürgerkrieg sowie 'Systemantagonismen' und vor allem auch dem Bedürfnis ihrer nach­drücklichen Betonung, die sogar nicht davor zurückschrecken durfte, buchstäblich und beim Wort zu nehmen, was die politisch gemaßregelte 'Selbstreflexion' der Politik jeweils an sich selbst und am jeweiligen Gegner an Rechtfertigungschancen für die je ei­genen Vorzüge und die moralische und soziale Fragwürdigkeit des Gegners nutzbar glauben mochte, einen innerhalb ihrer eigenen Kon­zeptualisierung und 'Entwicklung', die somit keineswegs unproble­matische Voraussetzungen mit führten, indem sie die darin stecken­den Hypotheken zur Gestaltung der Fassaden und der innenarchitek­tonischen Ausgestaltung einsetzten, institutionalisierten Konflikt zwischen ihrer politischen Dienlichkeit als Steuerungsmedien und der ihnen wissenschaftlich aufgegebenen Aufgabe der jeweiligen Klärung des Verhältnisses der Menschen zu einer von ihnen selbst geschaffenen, umgeschaffenen und entwickelten Realität samt den Vorstellungen von dieser Realität und ihrem Verhältnis zu ihnen in wachsendem Maße derart in Richtung auf die Steuerungsaufgaben ver­schoben haben, dass die wissenschaftlichen Aufgaben endlich den Rückzug mindestens aus dem Karrierekarusell der Bildungsinstitu­tionen antreten mussten, mit der Konsequenz, dass die dort in Rest­beständen auf dem Niveau der 'Nostalgie' oder einer begriffslos gewordenen 'Traditionspflege' auf dem Niveau einer auch in den Grundlagen der Wissenschaften und der Philosophie eher den Gepflo­genheiten des Vereinslebens und vor allem den Normen von Beamten­karrieren folgenden Imperativen noch zu bemerkenden Trauerreaktio­nen eher dem Typus der pathologischen Trauer als der gelegentlich verordnet wirkenden und daher ebenso fragwürdigen 'Trauerarbeit'auf dem Mindestniveau von BAT II a 'gehorcht'.

Ent­sprechend muss man die Terminologie von betonten Hermeneutikern, die gelegentlich davon sprechen, dass dies und jenes im Bereich der 'Reflexion' und der 'Diskurse' usw. diesen oder jenen Regeln 'gehorcht'als Symptom ernst nehmen, aber kaum darüber hinaus. Die Hermeneutik dieses verbeamteten Typs könnte ja auch einem institu­tionellen 'Prozeß' der 'Auslese' und der Personalrekrutierung und -qualifizierung entstammen, dessen dunkle, unbewusste Kehrseite ein Karrierismus der Anpassung an das unter den beschriebenen Umstän­den in jedem Fall Gewünschte ist, der den Erfolg eines Lernvor­gangs derart an institutionelle Vorgaben knüpft, dass in jedem Fall zugleich gesichert bleibt, dass auf der absoluten Höhe hermeneuti­scher oder therapeutischer oder soziologischer Reflexion die poli­tischen Imperative, die den 'Prozess' aus dem Untergrund steuern, nicht in den dann zu Recht so chrakterisierten 'engen Belichtungs­raum des Bewusstseins' geraten. Was daraus folgt, dass dergleichen zumindest sein kann, ist kaum absehbar und nicht so leicht, wie man entlang der je gewachsenen Überzeugungen, die der Betrieb von sich selbst je hegt - das Problem aller Reflexionshierarchien, die ihre eigene Supervisionsproblematik durch Hierarchiebildung weni­ger verschieben als zugleich monopolisieren und durch Verschiebung iterieren, immer im Bestreben, auf keinen Fall Außenseiter, Ausge­schlossene und Outlaws im Sinne der Regeln, denen sie jeweils 'gehorchen' so weit Einblick (Kompetenz) zu ermöglichen bzw. zuzu­gestehen, dass diese ihnen 'in die Suppe spucken' könnten ohne das es organisierte Abwehr- und Entwertungsmöglichkeiten innerinstitu­tioneller Art gäbe, die das wenn nicht verhindern, dann mindestens neutralisieren, besser noch aber durch 'überlegene Reaktion' im Rahmen einer Kompetenzdebatte, die in jeder Fachdebatte mitspricht erfolgreich entwerten, und man muss zugeben, dass der rechtzeitige unauffällige Ausschluss, also die möglichst im Rahmen schon des Kompetenzerwerbs erfolgreiche Kontrolle auf einer möglichst dich­ten Folge von Zwischenstufen und Teilleistungen am ehesten diesen Nebenzweck bewirken können, der sowohl im Interesse der die Institution je bevölkernden Personalgruppen als u. U. auch im 'übergeordneten politischen Interesse' einer an 'Steuerungsproblemen' bzw. Steuerungslösungen mehr als an den im oben genannten Sinne davon zu unterscheidenden wissenschaftlichen Problemen durchsetzt, ohne dass das innerhalb der wissenschaftli­chen Alltagstätigkeit als solches bewusst werden müsste.

Anderer­seits muss man zugeben, dass ein sich unverkennbar in den als Quali­fikationsbetrieben institutionalisierten flaschenhalsförmigen Strukturmustern dieser Betriebe mehr und mehr nach vorne schieben­der 'Karrierismus', der seine Antriebe aus Impulsen bezieht, die wohl gerne für die Erzeugung wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit eingespannt werden, während sie prinzipiell oder in wesentlichen Momenten dazu nicht geeignet sind, sondern eher als Objekte einer unablässigen begleitenden Disziplinierung verstanden werden müs­sten, und der auch abstoßend wirken kann, insofern er sich in ei­ner Kommunikation, die sich erklärtermaßen wegen ihrer ausdrückli­chen Regelung durch ihrerseits wissenschaftsförmige Regeln und Normen konstituiert, die just diese Impulse ausschließt als nicht auf die Sache beziehbare und nicht durch Sachbezug zu rechtferti­gende, aber u. U. schwer zu identifizierende und zu vereindeuti­gende praktische Umdeutungen der institutionellen Zwecke im Dienste sachfremder objektiver sekundärer Zweckmäßigkeiten, dann muss man auch ins Auge fassen, dass ein Potential an Humanressour­cen, das nicht zufällig diesen Kommunikationsmodus der eher sport­lichen, agonistischen Formen sozialer Kommunikation vorzieht, die etwa wissenschaftliche Kommunikation nach Art einer Beratung für einen Eigenheimkredit unter den Bedingungen eines hohen Zinsnive­aus und problematischer Einkommnenserwartungen verstehen, als Ring- und Boxkampf oder nach Art eines Tennisspiels 'verstehen', das darauf beruht, den Gegner auszuschalten um die Preisgelder zu bekommen, ein Verständnis, das ja auch soziale Voraussetzungen hat, die nicht schon immer diese waren, angesichts dieses 'Grundverständnisses' von sagen wir 'Sozialwissenschaft', 'Pädagogik', 'Philosophie', 'Hermeneutik' oder 'Therapeutik' mög­licherweise gar nicht erst antritt, oder spätestens dann austritt aus dem für Selbsterhaltungsinteressen im Rahmen der institutio­nellen Gegebenheiten gewöhnlich (ordinär) gewordenen Regelkarriere­bedingungen umgedeuteten Wissenschaftsbetrieb, und zwar deshalb zu Recht und mit einer innerhalb der Personalgruppe (von lauter dem Alltagsmenschen übergeordnet sich fühlenden Verstehens- und Erklä­rungsexperten) als 'unverständlich' abgefertigten 'Motivation', die sich dann, wenn sie erst einmal aus einem genetischen Zusam­menhangsproblem in ein zugeordnetes privates und persönliches 'umgewandelt' worden ist, und über diese Zuordnung entscheidet ja die Kompetenzhierarchie, leicht als 'private Tragödie' zur Grund­lage eines Ausschlussvorgangs gemacht werden kann, der wiederum wissenschaftsfremde Kriterien zur Grundlage hat, die sich in einem hermeneutischen Zirkel eigentümlicher Art rechtfertigen lassen, um den Preis allerdings, der einen ganz anderen Kopf kostet als den der derart Ausgeschlossenen, insofern denen wissenschaftlich gese­hen gerade durch dieses Manöver die Kompetenz jedenfalls der Mög­lichkeit nach 'nachgeworfen' wird, während man meinen mag, ledig­lich sie, die mittels einer wissenschaftlich gerechtfertigten Pro­jektion Ausgeschlossenen und mit Recht wegwerfend zu behandeln, während man in der Tat das Konzept wegwirft, mit dem man die Pro­jektion begründet, die das Problem vermeintlich erfolgreich 'personalisiert' und 'privatisiert'.

Man kann an diesem Umriß vermutlich sehen, welche eigentümlichen wissenschaftlichen Probleme hier auftauchen, und dass sie weniger in den grundsätzlich als geklärt akzeptierbaren erkenntnistheore­tischen Problemen zu suchen sind, so wenig wie sie mit deren Mit­teln geklärt werden können. Der soziale Pluralismus bei wachsender Arbeitsteilung, Verengerung der Felder, auf dem Qualifikation in angemessener Zeit erworben werden kann, die beschleunigten Verän­derungsgeschwindigkeiten der sozialen Evolution, der Zwang zu le­benslangem Lernen, die Entwertung der kontingenten, nicht relexiv durchgearbeiteten Erfahrung, die im Rahmen enger werdender Quali­fikationen an Stelle von Bildung verbreitete Form des persönlichen Wissens werden, die Monopolisierung des Marktes der Industrien für Kultur und Bildung, überhaupt ihre restlose Unterwerfung unter die 'Gesetze' des Marktes, die Auflösung der Demarkationslinien zwi­schen Kultur, Propaganda, Produktwerbung und Information bzw. Wis­senschaft bzw. politischer Rhetorik und therapeutischer Beratung, die Vernebelung des Unterschiedes zwischen Fiktion und Realität, zwischen Wissen und Illusion macht das bisher vermeintlich unpro­blematische Verhältnis zwischen den Generationen, und damit auch die institutionellen Formen der Stabilisierung dieses Verhältnis­ses mindestens für diejenigen Wissenschaftstypen zu einem in den Vordergrund tretenden Kardinalproblem, die mit Sinn als ihrer Kernressource und in wissenschaftlicher Absicht arbeiten, deren eigener Existenzberechtigungsnachweis davon abhängt, dass sie diese Selbstimplikation in das von ihnen behandelte Problem der Kontinuität und kontrollierten Erwartung von Sinn in diesen vor­weisbar behandeln und wenigstens exemplarisch oder versuchsweise zu lösen versuchen, mindestens jedoch, dass sie es sich erst einmal als Problem stellen, dem sie sich stellen müssen, wenn sie nicht über kurze Frist einer von ihnen weder möglich gehaltenen noch überhaupt bemerkten 'Aufklärung' zum Opfer fallen wollen, die ihnen kaum mehr lassen wird als den Nachruf auf eine Zerfallsgestalt ab­solutistischer theologischer Ansprüche und Glaubensformationen, die im Fahrwasser der wissenschaftlichen Moderne zwei Jahrhunderte Zeit hatten, sich auf den ihnen zugewiesenen Auftrag und seine Am­biguität, seine uneindeutige Funktion zu besinnen und sich auf den Zeitpunkt vorzubereiten, besser: ihn vorwegzunehmen, zu dem die grundsätzlich bereitgestellten Einsichten in den Mythos des Staa­tes so weit in Übereinstimmung mit dem kollektiven Bildungs- und Lernprozess gekommen sind, dass die von ihr nicht ohne einschlägige Erfahrung erarbeiteten Evidenzen, deren Erfahrungsbedingungen ja keineswegs verschwunden sind, sondern sich eher 'konsolidiert' ha­ben als 'Kultur' aus ihrem barbarischen Ursprung heraus, die Ero­sionswirkungen entfalten, die den auf dem Boden dieses Mythos in­stitutionalisierten Wissensformen darüber belehren können, was es noch bedeuten mag, von sich absehen oder nicht absehen zu können.

13.05.2000

Da es eine hermeneutische Qualifikation von höchster Autorität ist, das Denken nach dem Kriterium, ob es von den ihm zugrunde liegenden Befindlichkeiten abzusehen imstande ist oder nicht, zu beurteilen, bzw. zu verstehen, kann man dieser Qualifikation ein ein wenig nachgehen.

Simon und Garfunkel: Bridge over troubled water, Vergleich mit Britney Spears, Hit me Baby one more time, der Auskunft gibt über die Wandlungen der Grundeinstellungen, die in der Musik aus den USA eingehen: Von der Solidarität mit dem Leiden der Unterworfenen zur narzistischen Monstrosität. Der Unterschied besteht in dem was unter 'Jugend' verstanden wird. Da gibt es keine Kontinuität, was immer man meint sagen zu sollen zu einer 'Entwicklung'.

Problem der Analyse der Abhängigkeit: Zeigt, dass die Zweigeschlechtlichkeit des Lebens die Grundlage jeder Art von Abhängigkeit ist, darüber hinaus die Bedürftigkeit des Lebens, seine Angewiesenheit auf Nahrung und Versorgung, Maintenance im weitesten Sinne. Bei der Gattung homo sapiens macht sich das als eine grundsätzliche Ambiguität des Charakters eines Carnivoren bemerkbar, seine nach Außen (in jedem möglichen Sinne) gerichtete Bestialität einerseits, die sich zu einer Hypertrophie entwickelt hat durch die Instinktentbindung, die den Geschlechtstrieb und die mit ihm verbundenen innerartlichen Rangkämpfe zugleich freisetzt für jede Art der `Entwicklung', für Technik, Wissenschaft und Kultur, und zu einem radikalen Kannibalismus fortgeht, der wiederum auf Grund der Instinktentbindung hypertroph wird zur Technik der Kriegsführung, die die Tötungsabsicht vom `Motiv` der Nahrungssuche abkoppelt. Die andere Seite dieses 'Charakters` ist die Suche nach dem, was man mit physikalischen Termini 'menschliche Wärme, oder mit einer räumlichen Metapher 'Nähe' zu nennen sich angewöhnt hat, wobei die Bedeutungsleere der Metaphern zugleich auffallen muss, insofern räumliche Verhältnisse und Lagebestimmungen in einem Koordinatensystem in Bezug auf das Gemeinte ebenso wenig aufkunftssicher sind wie Temperaturangaben, zumal angesichts der Relativität beider, auf die zurückzukommen ist, bei Bedarf.

Der Abbau kultureller und sozialer Strukturen macht sich bemerkbar in der Form einer Reduktion aller menschlichen Beziehungen auf das Nützliche und die Nutzung einerseits, und die Ansiedelung dessen, wozu das berechtigt auf dem Niveau von Selbstverständlichkeiten, die alles Verhalten gegenüber dem Anderen, das nicht ausdrücklich durch rechtliche Kodifizierung als Verbrechen, Vergehen, Ordnungswidrigkeit oder sonst als TATBESTAND von grundsätzlicher rechtlicher und juristischer Relevanz kodifiziert und mit einer sei es einklagbaren oder durch den Staat - bei Bekanntwerden - selbst im Rahmen der Ausübung seines Gewaltmonopols festgelegten Bestrafensabsicht als verfolgungs- und bestrafenswürdig betrachtet wird, als grundsätzlich erlaubte Umgangsform gilt, die lediglich durch soziale Machtstrukturen und die Art, wie sie in diffusen Abhängigkeiten wechselseitiger Art unterhalb der Ebene der Macht und des Rechts im Sozialen `verlaufen` eingeschränkt werden kann und die sodann Vorsicht und Rücksicht als genau genommen stets nur aufgrund aktueller Lagen und Balancen bewirken, ohne dass diese selbst mehr als kalkulierte Selbsteinschränkungen der jeweils gewählten Umgangsform in Geschäft, Beschäftigung und Privatleben darstellen können. Natürlich gibt es auch Großzügigkeit, Freundschaft und Liebe, aber sie stehen stets schon unter dem Verhängnis des Umstands, dass die Hoffnung, das Vertrauen, auf denen sie beruhen der Reflexion als Geschenk der Pandora, also letztlich als Derivate des Geschlechtstriebes gelten müssen, damit also schon im Bereich der Illusion anzusiedeln sind, sofern sie nicht selbst auf Kalkülen beruhen, was bedeuten muss, dass sie nicht (mehr) sind was sie zu sein lediglich erscheinen, während der Wunsch, die Hoffnung und dergleichen bereits als Verstellungen gelten müssen, die in einem ungeheuren Ausmaß Illusionsbedarf erzeugen und ganze darauf bezogene Hierarchien von Industrien, die ihn eifrig befriedigen, wenn man z. B. an die Verschränkung von Unterhaltung und `Berichterstattung' mit Produktwerbung und Politik denkt, die ihrerseits Sozialsysteme und Industrieprodukten zugeordnet sind und deren wechselnde Formen mit generieren, insofern ihnen wiederum die Methoden der zielgruppenorientierten Erforschung der sich aus den sozial-psychologischen Lagen zu Bedarf zusammenballenden Bedürfnislagen zugrunde liegen, die ihnen zuarbeiten. Die Verstrickung des Bildungssystems und damit auch der Wissenschaften in diese Zusammenhänge steht außer Frage. Sie wirft das gelegentlich einmal auftauchende, aber stets unterhalb der Schwelle der Selbstreflexion stillgestellte Problem des Unterschieds zwischen Gehirnwäsche, seelischer Folter und Lernprozessen allgemein auf, hütet sich jedoch davor, es auch nur als Problem ins Auge zu fassen. Dabei kann man sich fragen, wo die Demarkationslinien zwischen den Formen sei es krimineller Beeinflussungsversuche oder gewaltsamer Verführung des Bewusstseins durch die Konstruktion von imaginären Gefangenensituationen und die entsprechende Entbehrung, die Lernbereitschaft erzeugt, und einem dem Einzelnen und seinem von keinem Gesetz übergehbaren Selbsterhaltungsrecht zuzumutenden, just diesem dienenden Lern-'Prozess' eigentlich zu suchen sein sollen. Wir werden diese Frage noch aufgreifen.

Eine Erörterung des Begriffs der `Krankheit` ist unumgehbar. Seine systematische Untersuchung hat schon ergeben, dass er jenseits der Grenzen des Organismus des Exemplars der Art angesiedelt werden muss. Erziehung, unerfasste soziale Prozesse - von denen es um so mehr gibt, je mehr sich Sozialwissenschaft, Pädagogik und Psychiatrie auf Statistik bzw. genetische Grundvorstellungen zurückziehen, letztere u. a. auch deshalb, weil sich in diesem Bereich, der Gentechnologie, durchaus technisch nutzbare und pharmakologisch erhebliche Entdeckungen erwarten lassen, die wegen ihrer vermutlichen Profitabilität vorerst 'interessanter` zu sein versprechen. Ähnliches gilt für die Sozialwissenschaft und die Psychotherapie. Als Institutionen sozialer Macht sind sie so wie diese selbst jederzeit möglicherweise auch pathogen, und dies zugleich derart, dass sie durch machtbestimmte Interaktion pathologisch erhebliche Wirkungen ausüben und ihre Erscheinung verschieben, aus dem Zentrum ihres Herrschaftswillens heraus an dessen Peripherie bzw. 'nach unten', wenn man dafür die umgangssprachliche Vorstellung aus der räumlichen Metapher für die Natur der sozialen Hierarchie in Anspruch nehmen will.

Das bedeutet in der Konsequenz die Ausrichtung auf einen systemtheoretisch reformulierten Krankheitsbegriff, der weder nur organisch, noch nur 'psychosomatisch' noch nur individualpsychologisch, sondern soziologisch reformuliert ist, und zwar damit die Folgen machtbestimmter Interaktion und ihre spezifisch pathogenen Eigenschaften im Zusammenhang der 'Mechanismen' der sozialen Hierarchiebildung sichtbar gemacht werden können. Damit sagen wir zugleich etwas über unsere Prognose bezüglich der Gentechnologie, nämlich, dass sie, wie Psychotherapie und Sozialtechnologie allgemein - inklusive der Politik - nichts an der menschlichen Tragödie verändern, sondern nur ihre Verläufe und Ausgänge beeinflussen (werden), so dass man es Kriterien jenseits der Eigenpropaganda der sozialen Medien überlassen muss zu beurteilen, inwieweit sie jenseits der Überzeugung von ihrer eigenen Nützlichkeit oder gar Notwendigkeit tatsächlich - unter dem Gesichtspunkt einer vorweggenommenen Nachträglichkeit und einer denkbaren vergangenen Zukunft in der Tat etwas zur 'sozialen Evolution beigetragen haben werden, von dem sich auch dann noch sagen sät, dass es positiv zu bewerten ist, wenn es im Sinne eines akkumulativen Vorgangs statistisch erhebliche Effekte und das dazu gehörige Bewusstsein der dann mit dem Resultat nicht nur Konfrontierten geworden sein wird, sondern derjenigen Beteiligten über die Konfrontation mit dem Effekt hinaus, die dann sind, was dabei heraus gekommen ist und damit leben oder sterben müssen in dem Sinne, dass sie so oder so verantworten müssen, was längst vergangene Generationen entschieden haben, dass aus ihnen werden soll, ob nun mit oder ohne Vorbedacht, ob als Prometheus oder Epimetheus der menschlichen Geschichte.

Die sich abzeichnende neue Radikalität in Bezug auf die Unterordnung aller technologischen und wissenschaftlichen Ausrichtung auf das Profitable, Verwertbare, wird mit Sicherheit als Rückkehr der 'Menschheit' unter die Naturgesetze verstanden werden können, als Selbstaufgabe des hochkulturellen Projekts der Vernunft als Grundlage für den qualifizierten Begriff vom Menschen als einem durch Selbstdisziplinierung aus eigenem Willen sich selbst schaffenden und erhaltenden Wesen oberhalb des zoologischen Begriffs der Gattung zugunsten einer Selbstüberlassung an die Biologie weniger als an deren Grundlage, eine Entwicklung, die sich bereits mit hinreichender Deutlichkeit an der ebenso politischen wie unterbelichteten Vorstellung ablesen lässt, wonach 'wir' in einer von uns zu schonenden, mithin schonungsbedürftigen 'Umwelt' leben, in deren Schonung 'investiert' werden müsse, ein Bekenntnis, bei dem es zudem dann bleibt während der Naturvorgang sich ungebrochen fortsetzt in einer Richtung und mit einer Tendenz, die die Steuerungsimperative an Instanzen abgibt, die jenseits der Grenzen liegen, die man mit den Begriffen 'Intelligenz', 'Planung', 'Vernunft' bzw. mit der Unterscheidung von Natur und Gesellschaft, Mensch und Natur, Kultur und Physis, Seele und Geist einmal gemeint, jedenfalls angezielt haben mochte.

Unter dem Gesichtspunkt des Anspruchs, der Vernunft mit einem qualitativen Verständnis des Menschen im Unterschied zur biologischen Gattung bedeuten muss, wenn man ihn nur bedenkt, ist der gesamte Prozess pathologisch und pathogen. Er muss in die Katastrophe auslaufen, als die seine Beschränkung und Regulierung durch sozial und wissenschaftlich wie technologisch externe Determinanten und Bedingungen der Möglichkeit des Lebens auf diesem Planeten - alles andere ist eine sei es auch noch so teure und schon deshalb scheinbar honorige Phantasterei, selbst wenn es zur Entdeckung anderer Planeten oder Lebensformen außer derer kommen würde, die das Leben als Ganzes, als Einheit eines einzigen Organismus ist, das von einem seiner (erkrankten) Organe her zerstört, jedenfalls bis zur Möglichkeit von dessen endlich gelungenen Abortus seiner selbst, zu werden im Begriff zu stehen scheint - innergesellschaftlich global erscheinen wird.

Mehr denn je ist der Satz wahr, dass die Wirtschaftsweise das Leben der Menschen bestimmt. Es ist zugleich eben dies, was im Hintergrund dieser Überlegung als Tendenz der methodischen Bedeutung der Begriffe herausgestellt worden war, ihr prognostischer Sinn, der dabei mitzuhören ist. Der Hinweis, das es einmal weniger eindeutig so gewesen sein soll, mit dem Rückschluss, deshalb sei die Theorie falsch, verfehlt diesen Sinn. Zugleich aber mit der zur Realität schlechthin tendierenden Prognose verschwindet - den Behauptungen der 'evolutionären Erkenntnistheorie' zufolge aufgrund einer sozialen Evolution autochthoner Art, die offensichtlich wie ein Verhängnis, als Tyche oder Bia und Kratos über die explodierenden Biomasse (derzeit ca. 260 Mio. Kubikkilometer) verfügt - die im Begriff gefasste Reflexion darauf aus dem Bewusstsein der Beteiligten. Es scheint, als regrediere die Biomasse mit ihrer Zunahme an Umfang und Gewicht zugleich auf den Status einer Herde, die blind vorwärtsdrängt, ohne zu wissen wohin das führt und ohne eine bewusste Vorstellung davon, wohin das führen könnte. Der einzige noch haltende Orientierungsgesichtspunkt scheint die Zeitrechnung einer linearen Zeit zu sein, der ohne eigene Qualität gedacht wird, mit der Konsequenz, dass eine qualitative Bestimmung dieses Zuges gar nicht mehr in Frage zu kommen scheint, ja es scheint geradezu, dass es eine Auszeichnung des Pragmatismus der Realitätsorientierung ist, dass es nicht mehr notwendig erscheint, jedenfalls aber darauf verzichtet wird, einer Vorstellung von einem Ziel, trotz Globalisierung nachzugehen.

Der Satz, wonach der Mensch gemäß der Anweisung des ersten Buchs des Pentateuch fruchtbar sein und sich die Erde untertan machen solle, wird nur zu gern als historische Quelle nicht nur der endlich sich von ihrer Gottesvorstellung 'emanzipierenden' 'Menschheit' herangezogen, gewissermaßen als eine der Quellen aller aus der Art der Aneignung folgenden Übel, obwohl man ihn so verstehen kann. Er wäre dann das Formular für die Selbstermächtigung der Kainiten, insofern die ja nach dem Brudermord die einzigen sind, die überlebt haben, oder deren Erbschaft alle anderen, die noch mit eine Rolle spielen mögen, dominiert.

Die Odyssee bedient vordergründig die Vorstellung, wonach ein Mann, zwar widerstrebend, dann aber durch 'widrige Winde' hin und her getrieben, zwanzig Jahre lang aus seinem Hause abwesend ist, während sich in seinem Hause eine Gruppe Männer einquartiert, die seiner Frau 'den Hof machen' als sei er gar nicht existent, und zwar in der Weise, dass es letztlich nicht ganz eindeutig zu machen sei, warum die Heimreise eigentlich so lange dauert, wenn man das rationale Motiv und damit den gewöhnlichen Verlauf einer Geschäftsreise als Norm unterstellt. Natürlich gibt es Flugzeugentführungen, oder Geiselnahmen von Touristen, aber man kann sich, obwohl dem 'Informierten' nur zu leicht als Denken unterläuft, was sich einer nahezu zum Zwang, zum Stereotyp werdenden und wegen seiner Erwartbarkeit nicht so erscheinenden Assoziation verdankt. Die Hindernisse, die sich der Heimreise immer wieder in den Weg stellen und sie verhindern, sind einfach Zufälle, und ihre Häufung verdankt sich der Phantasie des Dichters sowie dem Wunsch der Zuhörer nach immer weiter ausgeschmückter Unterhaltung in einer Zeit ohne Massenmedien. So drängt sich alles im Schicksal einer Person zusammen, was sich in den Tages- und Wochenzeitungen oder den audio-visuellen Medien verteilt auf verschiedene Schicksale darstellt. Wenn man das so sieht, dann kann freilich entgehen, dass man der Erzählung einen Sinn entnimmt, der über das Bewusstsein des an Sensationen gewöhnten und Sensationen erwartenden modernen Konsumenten von Print- und anderen Medien hinausgeht, wenn und sofern dieses in der Tat nicht hinausgeht über die beschriebene kaleidoskopische Verfassung in zeitlicher, sachlicher und sozialer Hinsicht, die sich der Schulung an der Verdoppelung der Darstellung der Wirklichkeit durch die Vermittler von Information und Nachricht oder Sensation verdankt, wie die Medien sie verbreiten entlang den Formen des Selbstbewusstseins seiner Agenten.

Die kognitiv mit den Funktionen des Wachbewusstseins bewältigte Theorienkombinatorik, die in den Sozial-, den Geisteswissenschaften, der Hermeneutik, der Psychoanalyse betrieben worden ist in den letzten zwanzig Jahren, ignoriert auf eigentümliche Weise Voraussetzungen und Ergebnisse der betreffenden Wissensformen selbst und bewegt sich entsprechend, logisch geordnet, in klar nachvollziehbaren Zügen, die die Bedeutungen vergleicht, zusammenführt, bereinigt, konvergent macht und zu neuen Bedeutungskomplexen zusammenführt. In der Tat wird dabei mehr ausgeklammert und ignoriert als gut ist. Die enorm verzweigten, in verschiedenen Systemzusammenhängen sich organisierenden Konnotationscluster der Bedeutungskomplexe, die sowohl Fakten generieren als auch interpretieren, also die Regeln ihrer Modifikationen bestimmen, interagieren in menschlichen Organismen, die ihrerseits die seelisch-geistig-sozialen Verfassungen haben, die von den Theorien erforscht, zugrunde gelegt werden, und ihrerseits, als Ergebnisse, die theoretische Produktion mitbestimmen. Da es eine wissenschaftliche Entwicklung gibt, die zur Ablösung von Theorien durch andere führt, bzw. zur Veränderung bestimmter Theoriesegmente oder Grundverständnissen, muss es mithin auch solche Determinanten der Theoriebildung in der o. g. Verfassung der Forscher (oder der Erforschten) geben, die entweder gar nicht theoretisch bekannt sind, oder in einer Art und Weise zur Theorie geworden sind, die durch die Entwicklung u. U. modifiziert wird. Das bedeutet aber, dass sie in einer Weise Theorie sind, in einer anderen dagegen auf die Theoriebildung einwirken, und wiederum modifiziert werden durch eine theoriegeleitete Forschung. Das ist eine Problem, das gar nicht zu überschätzen ist. Wie wirken unbewusst bleibende 'Strukturen' der Verfassung des Forschungssubjekts, verstanden als organisiertes System, auf die Forschung, die Theoriebildung ein? Welche Rolle spielen dabei z. B. die Abwehrmechanismen? Das Unbewusste? Theorien künstlerischer Produktivität betrachten. Theorien der Kreativität betrachten. Die Entstehung des Neuen betrachten. Das Verhältnis von Handlungswissenschaft und Hermeneutik ist erst noch zu klären.

Falsifikationismus als Handlungsstrategie, als Testanordnung für die Bewährung des Philosophen. Erst wenn ich existentiell falsifiziert = tot bin, bin ich nicht mehr. Voraussetzung für das Philosophieren jenseits der Grenzen der verbeamteten Selbstghettoisierung in Universitätsinstituten, zur Erfahrungsvermeidung.Das ist zugleich antikompensatorisch: Gesund ist, wer die Kompensation nicht braucht.


Theorie und Terror.

Vom Verhältnis von Theorie und Terror ist unter dem Gesichtspunkt der großen Politik viel geredet worden. Die Abenteuer der Dialektik sind jedoch weder auf bestimmte Theorien oder Ideologeme beschränkt, so wenig wie auf Theologien oder religiöse oder politische Gegensätze, die sich in eine Rhetorik oder Hermeneutik mit theologischen oder politischen symbolischen Formen einkleiden. Man kann zunächst darauf verzichten, im Verhältnis von politischen Gegensätzen und alltäglicher Kommunikation oder auch organisierter Kommunikation, wie sie im Bildungsbereich begegnet Grund und Folge auseinander halten zu wollen, so dass wir die Klärung der Frage, wie und ob sich aus der sei es wissenschaftlichen oder alltagsbezogenen - wir markieren hier vor allem einen Unterschied in der Kommunikation im sozialen Feld, in dem Bewusstsein, dass wir präzisieren müssen, was wir damit meinen, und der organisierten Kommunikation in Betrieben, die unter den restriktiven, Konzentration auf eine den Organisationsmitgliedern oberhalb der Ebene der innerbetrieblichen Arbeitsteilung und der Über-/Unterordnungsverhältnisse, in die sie eingebunden ist, gemeinsame Arbeitsaufgabe, deren Vorverständnis in Forschungsinstitutionen auf unterschiedlichen Ebenen der innerbetrieblichen Hierarchie jeweils ein anderes sein kann, aus Gründen, die mit dem Verständnis dessen, was unter 'Wissenschaft' jeweils verstanden werden soll oder kann, ohne dass das explizit werden könnte oder dürfte, sei es weil es einfach aus dem Bereich der Reflexion, der Betrachtung ausgeklammert wird - das wäre eine aktive Gestaltung des Verständnisses dessen, was zur Reflexion zugelassen ist, die mithin durch Machtstrukturen eingerahmt wird - oder die aus anderen Gründen, die durchaus mit den organisatorischen Strukturen und dem, was sie zu stabilisieren haben auch an persönlichen, aber nicht als persönliche erscheinenden Gründen, die die personellen Machtbeziehungen mit den organisatorischen verschränken zu dem, was man als die Pathologie der Macht in einem Wissenschaftsbetrieb wahrnehmen kann, sei es auch als Leerstelle, als Fehlendes, dort, wo es sich in glücklichen Momenten aufzulösen scheint im 'zwanglosen Zwang des besseren Arguments, das ja nicht rein zufällig bestimmten Personen in der Hierarchie eher einfällt als anderen, und vor allem auch früher, u. U. schon bevor und damit Anderen, inferioren Positionsinhabern oder gar Klienten nicht (mehr) einfällt, was dagegen sprechen könnte, oder jedenfalls um so vieles später, dass die jeweils relevanten Selbsterhaltungsinteressen zunächst in die Verrentung gerettet werden können, um einen Preis allerdings, der möglicherweise mit dem Organisationsziel der wissenschaftlichen 'Entwicklung' nicht unbedingt positiv korreliert. Das ist fortzuführen... - Kommunikation die Zusammenballungen ergeben, die dann Politik werden oder auf andere Weise massenwirksam, programmatisch bzw. zu organisatorischen Rahmenbedingungen einer Organisation, oder ob umgekehrt die makroskopischen Erscheinungsbilder des informationellen, normierenden oder politischen kommunikativen Geschehens ihrerseits die mikroskopischen generieren im Sinne eines 'generischen' Programms.

Was sich ungeachtet dieser möglicherweise unfruchtbaren Alternative anbietet ist die auf Beobachtung beruhende Erfahrung, dass sich die makroskopischen Vorgänge in den mikroskopischen gewissermaßen spiegeln und umgekehrt. Sie mögen in ihrem zeitlichen Wirkungsverhältnis aufeinander einer gewissen strukturellen Unbestimmtheit oder Unbestimmbarkeit unterliegen. Gänzlich unabhängig voneinander sind sie nicht. Insoweit sichert das die Vermutung, dass makroskopische und mikroskopische Erscheinungsbilder der gesellschaftlichen Kommunikation im Verhältnis einer wechselseitigen Entsprechung zueinander stehen.

Aber es gibt doch etwas, das sich darüber hinaus sagen lässt: Ob man es nun einem von Organisationen ausgehenden, durch Normierungen und/oder damit verbundenen Sanktionsdrohungen gesetzten Willen zuschreibt, oder diffusen Kommunikationsvorgängen ohne sichere Abgrenzbarkeit sowohl im Hinblick auf die ihnen zugrunde liegenden Normen - die sich
ja unter Umständen erst herausbilden aufgrund der und durch, mittels Kommunikation, die ihrerseits sich der Unklarheit in Bezug auf das Zugrundeliegende verdankt und der sei es diffus, sei es deutlich empfundenen Dissonanzen, die das verursacht, entweder aufgrund einer Nicht-Übereinstimmung im Verhältnis von materialer Realität und den Bedeutungskomplexen, in denen sich der kollektive Prozess der unablässigen Erarbeitung eines Wirklichkeitsbegriffs vollzieht, der diese zu erfassen versucht, man darf hier durchaus an einen Limesbegriff denken, an dem sich der kollektive Prozess der Herstellung von Bedeutsamkeit durch die Verstellungen des Wunsches und der triebhaften Impulse unablässig abarbeitet, die sich ebenfalls Wirklichkeit zu geben versuchen und mit der Notwendigkeit, der sei es auch als variabel erfahrenen, durch Wissenschaft und Forschung veränderlichen Widerständigkeit der physischen und organischen Materialität und ihrer Determinanten um die Besetzung derselben Mittel der Bildung des Realitätsbegriffs kämpft, oder im Hinblick auf die Gegensätze, Inkompatibilitäten und Unvereinbarkeiten miteinander konkurrierender, einander konterkarierender, mehr oder weniger organisierter und bewusster, expliziter Realitätsvorstellungen von Gruppenbildungen und Massenvorgängen entstehenden Interferenzen - es ist eine wechselseitige Entsprechung der Darstellung Desselben oder Ähnlichen in makroskopischen und mikroskopischen Darstellungsmedien zugänglich, der durch die Einsichten und die Orientierungen der ganz pragmatisch an die Produktherstellung und -bewerbung gebundenen Trendforschung in einer bestimmten Richtung hin verstärkt wird, insofern sie nämlich mehr oder weniger stillschweigend davon ausgeht, dass mikroskopische Veränderungen in der kommunikativen Gestaltung des Wirklichkeitsbegriffs, den ein Kollektiv jeweils wie eine Menge sich mehr oder weniger überlappender Bedeutungskomplexe miteinander teilt, in der Tat der Ausgangspunkt für erst sehr viel später sichtbar werdenden makroskopische Veränderungen des kollektiven Wirklichkeitsbegriffs sind.

Am Wissenschaftssystem lässt sich das am ehesten ablesen und ist in diesem Bereich auch hinreichend akzeptiert. Es gilt jedoch auch für andere Bereiche des sozialen kollektiven Lebens, obwohl sowohl Politik, Verwaltung als auch Wissenschaft, betrachtet man sie unter dem Gesichtspunkt von Personalgruppen, die vor allem ihre Selbsterhaltungschancen im Auge haben, gerne meinen, dass sie die 'Führung' in allen diesen Dingen monopolisieren können oder wenigstens, im Verbund mit der Produktwerbung, der man getrost die Kultur, verstanden als derjenige ihrer Grenzfälle, die das Produkt ist, das für sich selbst um seiner selbst willen wirbt und entlohnt zu werden wünscht, und es ist bisher offensichtlich nicht restlos gelungen, diese nicht kontrollierten Keimbildungen sei es vollständig zu eliminieren oder zweckmäßig zu kanalisieren, ein Umstand, der auf etwas hinweisen kann, das wir noch darstellen müssen.

Der Zusammenhang der makroskopischen und der mikroskopischen Erscheinungen der sozialen Kommunikation, wenn man sie unter dem Gesichtspunkt der 'Dynamik', der Entwicklung des kollektiven Wirklichkeitsbegriffs betrachtet und an diese zurückbindet, ist unverkennbar, die Tendenz scheint aus der Richtung von Keimbildungen in Richtung auf die makroskopischen Erscheinungsbilder zu verlaufen und damit lässt sich jedenfalls sagen, dass die mikroskopischen Erscheinungsbilder weit früher etwas aussagen über mögliche Entwicklungen als die makroskopischen. Darüber hinaus gelten jedoch noch weiter Verhältnisbestimmungen beider Bereiche: die Makroskopie kann die Mikroskopie überlagern mit Bildern, Mythen, die eine relative Unabhängigkeit von den mikroskopischen Vorgängen und den Bedeutungskomplexen nicht nur zufällig bewahren, sondern durch eine ausdrückliche Entkoppelung systematisch erhalten, um der Wahrung ihrer Funktionalität willen. Man kennt das von 'Sonntagsreden', von Parteiprogrammen, politischen Leerformeln und politischen Parteien im Verhältnis zu den Verwaltungen, aus denen sie als deren Fraktionen hervorgehen.

Die letzte Überlegung mag schon in Erstaunen versetzen, weil sie überraschend wirkt. Das ist eine Gelegenheit daran zu erinnern, dass das korrekte Verständnis von 'Information' die Unwahrscheinlichkeit des Vorkommens eines Signals in einer Zeichenfolge (syntaktisch), oder die Unwahrscheinlichkeit des Auftretens einer Bedeutung in einem Bedeutungskomplex ist (semantisch) bzw. die Unwahrscheinlichkeit einer Handlung in Handlungszusammenhängen (pragmatisch). Noch unwahrscheinlicher in diesem Sinn kann aber die Überlegung wirken, dass Supersysteme von Bedeutungskomplexen auch eine Dissimulation der mikroskopisch wirksamen und damit den Gesamtvorgang tragenden Bedeutungen sind, die unterhalb der Ebene der Superstrukturen kommuniziert und miteinander zur wirklich wirkenden Realität der sozialen Vorgänge werden bzw. diese Realität ausmachen.

Die Bedeutung dieser Überlegung ist darin zu sehen, dass sie die Betrachtung von dem Anspruch dieser Superstukturen, denen gewöhnlich stets auch noch autoritativ, also gerade nicht informativ wirkende oder Signale und Bedeutungen 'beigemischt' sind, anders gesagt, in denen autoritative, informative und formierende Elemente auf eine unklar bleibende Weise legiert sind, ohne dass das ohne Weiteres bemerkt wird, zumal die sozialen Veranstaltungen der Vermittlung, der Kommunikation von den Problemen der Hierarchiebildung im sozialen Feld und von den Selbsterhaltungsinteressen der Agenturen und Agenten der damit professionell befassten Institutionen so wenig zu trennen sind, wie die Vorurteile der jeweils 'in charge' befindlichen Generationen von den wirklichkeitsangemessenen und für die nachfolgenden Generationen dann gelten werdenden Realitätsvorstellungen. Das ist deshalb eine unbedingt in die Betrachtung einzubeziehende Überlegung, weil wir es eben nicht mehr mit 'traditionalen' Gesellschaften und Kulturen 'zu tun haben', deren Reproduktionsbedingungen in der Zeit relativ, also über lange Zeiträume stabil und mehr oder weniger intuituiv vermittelt sind unter ihren jeweiligen Mitgliedern, sondern weil wir uns in einer seit ca. 250 Jahren in beschleunigter Entfaltung begriffenen technisch-wissenschaftlichen Kulturen bzw. Zivilisationen befinden, deren Globalisierung keinen Zweifel daran lässt, dass sie zur allgemeinen Form werden, die von ihren bewussten Grundlagen her irreversibel ist, und dass dieser Umstand gleichbedeutend ist mit der möglichen Diagnose, dass sich der weitaus größte Teil der augenblicklich existierenden Gattungsexemplare nicht auf der Höhe dessen befindet, was das für alle bedeuten muss, und in Bezug auf ihr Verhältnis zur Wirklichkeit und dem Wirklichkeitsbegriff, der damit so oder so für alle verbindlich wird, insofern das Überleben auch und garade derer, die sich nicht auf seiner Höhe befinden, sei es aus einem Unbehagen in der Kultur oder aus Faulheit oder mangels Ausstattung, der, als Mangel, ja auch auf das Generationenverhältnis und das kollektive Verhältnis - auch der Politik - zum Problem der sogenannten 'Bildung' zurückverweist, u. U. davon abhängen wird, dass der wirklichkeitsangemessene Realitätsbezug und seine alles durchdringende Bedeutung für das Überleben aller auch bewusst erkannt und anerkannt wird, auch und vor allem von einer Politik, die sich auf Massen und Mehrheiten verlässt, und darin ihr demokratisches Selbstverständnis schon erschöpfend meint wahrgenommen zu haben, bzw. in der schlauen Unterminierung des Massenzugangs zu den Entscheidungenen der Verwaltungen, die den Willensprozess 'mediatisieren' durch ihre Marginalisierung (zu 'Wählern'), von denen sie auch meint, es entspräche den objektiven Notwendigkeiten und damit dem richtigen Verständnis einer Demokratie, deren 'Massendefekt' diese 'Mediatisierungsstrategie' im Interesse der Marginalisierten auszugleichen habe, um derart zugleich stillschweigend den strategischen innenpolitischen Defekt der demokratischen 'Herrschaftsform' auszugleichen.

Ein Blick auf die Unterhaltungsindustrien der in dieser Hinsicht 'führenden' Zivilisationen und auf ihre Produktwerbungsstrategien zeigt indessen, dass hier längst alle politischen Verantwortlichkeiten, die die Existenz der Superstruktur der kollektiven Selbsterhaltung, des Staates, eigentlich erst legitimieren, fahren gelassen wurden zugunsten eines Verständnisses von Politik, die an den Unabdingbarkeiten der Grundlagen einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation (meinetwegen, man kann das defensiv und ganz anspruchslos formulieren) vorbei handelt und zugleich vorgibt, im allgemeinen und im Interesse des Einzelnen zu handeln, fallen gelassen hat zugunsten der Selbsterhaltungsinteressen der so handelnden 'Eliten', von denen sich mithin mit Recht und im Hinblick auf die Grundlagen des Lebens sagen lässt, dass sie keine sind, was immer sie sonst sind, und dass sie nicht aus Prozessen hervorgehen, die die realen Grundlagen des kollektiven Lebens sind, sondern aus anderen, diese unterbietenden, primitiven Funktionen des 'Bios' als dessen 'Bia' hervorgehen.

Die tatsächlichen Grundlagen der Politik sind unter dem Stichwort der Sozialtechnologie (oder auch ohne Bezug darauf, sondern unter Bezugnahme auf die Sache) als Formen der Massentierhaltung im Hinblick auf die wirklichen wissenschaftlichen Grundlagen des Lebens in einer wissenschaftlich-technisch gestalteten menschlichen Lebenswelt angemessen und präzise bestimmt. dasselbe gilt für den vorerst zu registrierenden Endzustand aller Kulturerscheinungen als Produktwerbung. Kultur und Politik sind nicht auf der Höhe des der wissenschaftlich-technisch gestalteten Lebenswelt des Menschen angemessenen Wirklichkeitsbegriffs. Sie sind regressiv und stabilisieren sich regressiv und sie stabilisieren einen regressiven Realitätsbezug der von ihnen Umworbenen, Beeinflussten, Erzogenen, Herangebildeten, Ausgebildeten und Beschäftigten im Dienst eines organisierten Interesses der Selbsterhaltung der sogenannten Eliten - die insofern eher organisierten Banden gleichen, die das Leben gefangen nehmen durch vorsätzliche Unterbietung seiner kollektiven Form auf einem Niveau, das die Ausbreitung eines Wirklichkeitsbezuges auf dem Niveau von wissenschaftlich-technisch zugänglichen Einsichten zu beschränken sucht auf technische Vorgänge und organisatorische Interna der privaten und politischen sozialen Makroformen unter der Kontrolle dieser Art von 'Eliten'.

Es gibt eine offensichtlich unbemerkte, aber ganz unglaubliche 'Naivität' in all den ungemein reflektierten Erörterungen über das Verhältnis von Theorie und Praxis, Sprache und Handeln, Theorie und Erfahrung, Subjektivität, Vergesellschaftung, Kommunikation und Interaktion, ebenso wie in denen über das Verhältnis von Fakten oder Sachverhalten - dem, was der Fall ist - und Denken, Sprache, Verhalten, Wahrnehmung, Sprache und Handeln. Sie sind sämtlich als Folgen einer einmal, zu analytischen Zwecken und mit diesen Zwecken gerechtfertigten getroffenen Unterscheidung mit Rücksicht auf die alltägliche Intuition für das Richtige, die ja auch ihre Geschichte hat, zu betrachten. Die Entstehung eines Sterns als Illustration für die Unsinnigkeit der Argumentation, die das Subjekt, Subjektivität schlechterdings, wo sie sie nicht einfach liquidiert, ein vermutlich weniger verlogenes Verfahren, insofern es die Absicht wenigstens beim Namen nennt, wenn es sie auch, anstatt auf den Theoretiker, auf die Umstände zurückführt und daran die 'Theorie' rechtfertigt, aus Vorgängen restloser 'Vergesellschaftung' erklärt. Das Gedächtnis ist keine autonome Funktion der menschlichen Leistungsfähigkeit. Es ist in hohem Maße auch von seiner Umgebung abhängig, wie und woran ein Mensch sich zu erinnern vermag, wenn man hier einmal nicht die Trivialitäten, auf die nicht allen alles ankommt, außer Acht lässt.

dass das Gedächtnis von einer sozialen und kulturellen Umgebung abhängt - mancher erinnert sich noch an die einstige Bedeutung des Wortes Heimat, das im Zuge der Verallgemeinerung der Vertriebenenexistenz, die sich die moderne Gesellschaft zum Ziel für alle gesetzt hat, seinen Sinn verloren hat - passt nicht zur Ideologie der mobilen und flexiblen Arbeitskräftewelt mit Multikultiapproach. Dabei greifen die Konstanz der äußeren Lebensbedingungen und die Identität einer Person derart ineinander, dass ein Mensch sich selbst, seine Biographie so weitgehend vergessen kann, dass er sich buchstäblich selber nicht mehr kennt. Die in den Greuelmärchen, die über exotische Sekten kursieren, steckenden Probleme der Veränderung einer seelen- und Geistesverfassung unter depravierenden Umgebungsbedingungen wendet niemand dort an, wo sie angewendet werden müssten.

Eine Landschaft, ein Haus eine gewohnte Umgebung einer Stadt oder eines Dorfes, in dem die anderen Menschen, mit denen man zusammen aufgewachsen ist, einem täglich während eines ganzen Lebenszyklus begegnen, den sie begleiten, das sind so wesentliche Momente der sogenannten Selbstkonstitution, dass es besonderer Fähigkeiten bedarf, oder Kompensationen anderer Art, um ihr Abhandenkommen und das, was das für das seelische Gleichgewicht bedeutet, auszugleichen. Heimweh war in der Schulpsychiatrie der der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts noch eine seelische Krankheit. Nicht freilich in der Psychoanalyse. Man kann sich fragen warum.

Eine der Traumarbeit vergleichbare Funktion des Seelenlebens ist bei genauer Beobachtung unablässig aktiv im menschlichen zerebralen System. Sie ist auch beobachtbar, wenn sich die Aufmerksamkeit darauf richtet. Die Beobachtung ist grundsätzlich als 'Tagtraum' bekannt, in dieser Form aber schon sehr bewusstseinsunmittelbar und daher schon hoch organisiert mit Bezug auf das bewusste Seelenleben. Dadurch, dass man es dabei belässt, entgeht aber womöglich das Grundsätzlichere daran, die Parallelität der Vorgänge, die man gemeinhin mit 'Bewusstsein' oder bewusster Tätigkeit gleichsetzt, und den Vorgängen, die man gewöhnlich, zugleich mit der Vorstellung, dass sie einander so ablösen wie Schlaf und Wachen und jeweils dem einen oder dem anderen Zustand des Organismus bzw. des Lebens eigentümlich zugehören, dem Traum bzw. der Traumarbeit zurechnet. Die Unterscheidungen haben dann auch die entsprechenden Charakteristika der jeweils distinkten Zustände herausgearbeitet. Man muss nun die Traumarbeit ja auch in gewisser Weise dem Wachbewusstsein zurechnen, sonst wüssten wir ja nichts von ihr. Diese Erinnerung soll nur ein Hinweis darauf sein, dass man auch da möglicherweise nicht bemerkt, dass ihr Resultat, eben deshalb, weil es bewusst werden kann, seiner Möglichkeit nach, bereits als hochorganisiert angesehen werden muss. Oder anders gesagt: Diejenigen Resultate der Traumaktivität des zerebralen Systems, die uns bewusst werden können, sind bereits derart hoch organisiert, dass dies eben möglich ist.

Nun werden uns jedoch Träume von ganz verschiedenem Organisationsgrad zugänglich durch eine Funktion des Gedächtnisses, die offensichtlich zwischen den beiden scheinbar so verschiedenen Zuständen, dem Schlaf und dem Wachen - die man leicht, angelehnt an die Terminologie und Rationalität einer vom Begriff der Arbeit in der Form der Industriearbeit in einer wissenschaftlich-technischen Zivilisation beherrschten Arbeitswelt, die sich am Modell der Laufzeit von Maschinenkomplexen und zunehmend 'Automatenwelten' orientiert und ihre Rationalität und ihr Verständnis von 'Rationalisierung' ganz anders als z. B. die Psychoanalyse nach dem Muster von (nutzbarer) Leistung und (unvermeidlichem) Leerlauf schematisieren kann ohne diese eher konnotativ sich ergebende subbewusste Mitbedeutung auf ihre Einwirkung auf das sich einspielende Verständnis recht zu überprüfen - zu vermitteln imstande ist, die Erinnerung. Sie macht etwas gegenwärtig, gewöhnlich zugleich mit einer bewusst werdenden Indizierung an einem in Richtung aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft gerichteten Vektor und einer Indizierung, die das Erinnerte als aus dem 'inneren Sinn' Heraustretendes kenntlich werden lässt, und eben damit als Erinnerung, im Unterschied zu einer Wahrnehmung aufgrund einer Gegebenheit des äußeren Sinnes. Wir erinnern an die Unterscheidung Immanuel Kants, die ja allen späteren Psychologien oder analytischen Betrachtungen des menschlichen Seelenlebens mehr oder weniger aufgrund von 'Bildung', also jener erziehungsvermittelten Diffusion von grundsätzlich verfügbaren Kenntnissen bzw. Unterscheidungen dieser oder anderer Art zur Verfügung stehen, oder die, weil sie in gewisser Weise doch Endgültiges erfasst haben, so oder so in jeder Befassung mit dem Gegenstand mehr oder weniger implizit zur Verwendung kommen müssen, den Unterscheidungen des inneren und des äußeren Sinnes, die sich wie Zeit und Raum zugleich als allgemeine Anschauungsformen schematisieren lassen, eine Zurechnung, die sich ohne Probleme so nehmen lässt, wie man sich nicht mit dem von der Psychologie ja mehr oder weniger ausgeklammerten oder einfach durch Spruch und Urteil am Kasus autoritativ gelösten Problem des Verhältnisses von Wirklichkeit und Bewusstsein bzw. Seelenleben befassen will.

Man kann das also zunächst, diesseits der interdisziplinären Kommunikation mit den Physikern so weiter voraussetzen, die sich so großzügig am Problem der Antinomien des menschlichen Verstandes vorbei, also mit einer ihnen wiederum eigenen Form der Ignoranz in die weiten Felder der Geschichte der Zeit und des Raumes vorwagen, kühn wie die Argonauten der griechischen Antike, um endlich diesseits ihrer kosmologischen Spekulation auf dem Wege zur GUT (grand unified theory) an die Grenzen der von ihnen für erledigt gehaltenen Theologie zu stoßen, gewöhnlich oder noch ohne dass ihnen das sonderlich Eindruck machte. Man kann der Ansicht sein, es sollte ihnen Eindruck machen, um ihrer selbst willen. Aber Leute, die allen möglichen Führern eine solche Waffe gebaut haben, nähern sich aus verständlichen Gründen nicht mehr gern den mit der Annäherung an die Theologie von der Innenseite ihrer perfekten Kugel ohne Mittelpunkt und Peripherie verbundenen Denkproblemen und ihren eigentümlicher Weise scheinbar unvermittelt in Ethik umschlagenden Problemen, deren anderes Extrem die Form der Nicht-Existenz (mé on) eines virtuellen Kugelmittelpunkts ohne Kugel ist, während die Zeit und der Raum, die gleichermaßen mit der Geschichte dieser Kugel erst entstehen, diese Geschichte gewissermaßen zur Darstellung bringen, andererseits aber vorausgesetzt werden müssen für den unablässigen und ebenso vergeblichen Versuch, über sie hinaus zu denken, mit dem Ergebnis, dass sie immer wieder auf diese Voraussetzung stoßen.

Erinnert werden kann aber in der von uns gewöhnlich damit verbundenen Weise, als einem bewusst vorstellbaren Gehalt irgendeiner Art, nur, was so auch schon zugerichtet ist. Es gibt aber auch Erinnerungen, die nicht in dieser Weise bewusst vorgestellt werden können und dennoch präsent sind. Diese Präsenz hat zunächst die Form einer puren Innervation, und ist als anhaltendes Resultat eines u. U. vergangenen Ereignisses gewissermaßen organisch gespeichert. Man kann zeigen, dass die en­ergetischen Projektionen der frühen psychoanalytischen Theoriebil­dung durchaus aktualisierbar sind anhand neuerer technologischer Metaphern, und dabei zugleich die Problematik der von ihr mitge­schleppten Energiebeträge zunächst ausklammern, indem man sich vor Augen hält, wie die logischen Maschinerien der Informationstechno­logie funktionieren. Deren Energieversorgung und -aufwand für den Betrieb als Ganzen, handele es sich nun um eine Speicherung oder den Ablauf einer Betriebssystemfunktion, bleibt ja immer derselbe, ebenso der Differenzbetrag, der zwischen dem Unterschied bzw. sei­ner Identifizierung in Bezug auf die Differenz der beiden Zustände der Maschine ihrer korrekten Aktivität zugrunde liegt, und als 'bit gesetzt' oder 'bit nicht gesetzt' identifiziert werden kann, mit­tels eines konstanten Energieabstandsniveaus zu einem gegebenen Zeitpunkt, das die energetische Entsprechung zu dem entsprechen­den logischen Zustand angibt. Verändert sich dieses Energieniveau und sein Verhältnis innerhalb eines engen Toleranzspielraums, dann ist die Maschine defekt und funktioniert nicht mehr. Unabhängig von dieser grundsätzlichen Gegebenheit der technischen Funktions­bedingungen sind nun auf einer solchen grundsätzlich funktionsfä­higen Maschine Programme lauffähig, und es ist eine ganz andere Frage, inwieweit solche Programme selbst, ihrerseits 'fehlerfrei' zu laufen imstande sind.

Obwohl beides gemäß einer im Grundsatz und in den Grundlagen identischen Logik funktioniert, ist es doch etwas ganz anderes, ob und inwieweit ein Hard-ware-Fehler oder ein Soft-ware-Fehler vorliegt, und empirisch sind beide Typen von Feh­lern oft - in einem Grenzbereich möglicher Fehlfunktionen - sehr schlecht voneinander zu unterscheiden. Entsprechend bedarf es ge­legentlich aufwendiger Untersuchung oder radikaler Eingriffe in die Maschinerie oder die Soft-ware, in das installierte System, um den Ort, an dem die fest­stellbare bzw. auffällige Fehlfunktion entsteht, zweifelsfrei festzustellen. Dabei ist das bei diesen Maschinerien vergleichs­weise leicht, weil sie nicht 'leben', also ab- und angeschaltet werden, demontiert und anders wieder remontiert werden können, die Elemente modularisiert, normiert sind, und identisch produziert werden können sowie leicht austauschbar sind. Diese Befunde sind in jedem Fall ausreichend, um eine Diskussion des Verhältnisses von Psychologismus und Logik in der Wissenschaftstheorie noch einmal zu betrachten. Die zur Zeit der Erfindung der Psychoanalyse geführte Diskussion hat, jedenfalls für die Psychoanalyse und die in ihr gehegten Überzeugungen bis heute den Eindruck hinterlassen, der Psychologismus, jedenfalls aber der ihre, sei als Sieger aus der Debatte hervorgegangen. Wir hegen indssen die Vermutung, es handele sich um einen Pyrrhussieg, dessen erhebendes Selbstbewusstsein zwar ein großzügiges Fortschreiten über die Leiche des Logikers hinweg und die Option zugunsten einer nicht auf den Psychologismus gegründeten Psychoanalyse ermöglicht hat, aber eben doch nur so, wie der Marschtritt von Militärkolonnen an der leisen Stimme der Vernunft vorbei führt, während er sie übertönt. Das von Ovid inspirierte Märchen von der Wegwarte ließe sich auch so deuten, dass die Vernunft der ansprüchlich gewordenen Psychoanalyse auf ihrem Weg in die weite weite Welt nicht gefolgt ist, sondern, in eine Blume (ein ästhetisches Ornament) verwandelt zurückblieb, und alles, was so aus einem Mangel an Flexibilität und Mobilität in einer Sozialwelt, die auf der Verschickung beruht, und das je nach Vorliebe einmal 'Kosmopolitismus', dann wieder 'Internationalismus' und neuesterdings 'Globalisierung' nennt, nach demselben Muster, nach dem Kulturfortschritt modern offenbar mit einer Strategie gleichzusetzen ist, wonach, was man sich in voreilendem Gehorsam selbst antut, bevor s einem angetan wird, nicht durch den Aufenthalt in einem Konzentrationslager, die Verordnung von Zwangsarbeit oder eine Umschulung (nach unten) erwirkt werden muss, mithin aus freiem Willen von der Existenz zur Essenz hinleitet.

Die jeweiligen intellektuellen Avantgarden scheinen stets die zu sein, die in der proprioterroristisch ausgelegten sozialen Interaktion auf Freiwilligenbasis die Verdienste erwerben für das Ganze, die sie dann auch als Eliten ausweisen, bzw. dazu berechtigen, mit denen, die sich aufgrund von Selbsternennungsverfahren in kleinen radikalen Minderheitenzirkeln berechtigt fühlen dürfen, sich dafür zu halten, an einem Tisch zu sitzen, oder unter dem Tisch, wie der sorgfältig gepflegte Hund (Golden Retriever) in Luxushaushalten, eine Variante der 'blonden Bestie' als Haustier. Die Vorwegnahme dessen, was ohnehin allen vorgeschrieben werden wird, durch solche experimentellen Arrangements kleiner intellektueller Gruppen ist in Kleinformat vorgeführt worden von der ersten 'kreativen' Erfindung der weltweit verbreiteten Massenmedien, der 'Studentenbewegung', einer Masse von über die Industrie- und manche Entwicklungsländer verstreuten Jugendlichen, deren 'Bildungsanfälligkeit' (gegen die ihre gleichaltrigen Opponenten jeweils vollkommen immun waren, insofern sie als Polizeitruppen, Verwaltungsbeamte in Staat, Wirtschaft und den nicht-intellektuellen Studienfächern, bzw. den militärischen Apparaten gegen diese eingesetzt zu werden durchaus willig waren) sie geradezu dazu disponierte, auf Aufforderung durch ihre Lehrmeister in den Bildungsinstitutionen und dem Journalismus Gebrauch zu machen von ihrem Recht auf ein eigenes Urteil, ihrem Recht auf Kritik.

Es bedurfte dazu bezeichnender Weise nicht des Hinweises, dass zu diesem 'Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen', auch eines ebensolchen bedurft hätte, eines ausgebildeten Urteilsvermögens, das zu erwerben die Studien, die man gewöhnlich gerade erst begonnen hatte, bestenfalls eine entfernte Chance bot, der stets eine nur mit der Zeit zu erwerbende Erfahrung, als zu dieser verarbeitetes Erleben, ebenso hilfreich wie unbabdingbar hätte zur Seite treten müssen. Obwohl also gerade der Gebrauch des Urteilsvermögens hätte besagen müssen, dass es möglicher Weise (noch) nicht, und möglicher Weise nie ausreichen würde für den angemessenen Gebrauch mit Rücksicht auf die Sache, wurde die Ermutigung zu diesem Gebrauch durch die Erzeugung einer ersatzweise dafür brauchbaren 'Begeisterung', die sich an das Gefühl einer Massengemeinsamkeit anlagern durfte, die mit propagiert wurde, durch Inaussichtstellung glänzender Gewinne nach Art der Kettenbrieflogik, die zugleich dazu zu zwingen versuchen, dass man sich anschließe und seinen Beitrag leiste, damit man auch, neben den anderen, mit profitiere von den Gewinnen, und die Erwartung erzeugen, dass die exponentiellen Ausbreitungsgeschwindigkeiten der so erzeugten handlungsrelevanten Bedeutungen und Überzeugungn (wir werden täglich mehr) endlich für die Unwiderstehlichkeit der so erzeugten 'Bewegung' sorgen, während angesichts dieser Aussichten die weniger genau ausgemalten privaten Risiken der Beteiligung an solcher Bewegung zwar nicht geleugnet wurden, aber doch dadurch nebensächlich erschienen, dass man sich mittels einer Art von erfolgreicher Selbsthypnose bloß selbst von der Durchschlagskraft der Kraft des 'positiven Denkens' zu überzeugen brauchte, um die als gegenstandslos selbst dann zu betrachten, wenn sich das kleine Opfer als vergebliches Opfer herausstellen sollte. Dann habe man das kleine Risiko doch zugunsten eines undiskutierbar dennoch richtigen Ziels gebracht, dessen Unerreichbarkeit dann jedenfalls nicht an der skeptischen Verweigerung des eigenen kleinen Beitrags gescheitert sei, sondern an der Uneinsichtigkeit der Anderen.

Die offensichtlich unveränderliche Kalkulationsgröße aller Politik, die sich immer wieder dazu bekennt, die Jugend für sich gewinnen zu wollen, und erklärt, dass man da noch etwas tun müsse, dass man sich noch auf sie zu bewegen müsse, ins Gespräch kommen, dass das mit Bildung zu tun habe usw., sind die Vorgänger und Nachfolger dieser von einer Bildungswelt und von ihrem Zerfallsprodukt: Der Aus- und Weiterbildungswelt, nicht zu trennen sind, und die stets auf dieselbe Weise ihre Kalküle auf denselben sorgfältig gepflegten, mit dem Jugendalter und der frühen Adoleszenz biologisch zusammenhängenden Größenphantasien stützen, um Menschen zu etwas zu ermutigen, was aus denselben Gründen desto weiter außerhalb ihrer Reichweite zu liegen kommt, je skrupelloser es benutzt werden kann, indem man das so Benutzte, die Ignoranz, die Ahnungslosigkeit, das trotzige Bekenntnis zur eigenen Defizienz (Unerträglich ist in diesem Zusammenhang die von Politik, sozialtechnologischem Personal inzwischen auch den 'höheren Schulen' betriebenen Stützung des im wesentlichen immergleichen restringierten Jargons der im Wesentlichen immergleichen Jugendsubkulturen, die stets nur das 'Wortmaterial' austauschen, das den Bekenntniszwang zur Undifferenziertheit als Kultur markiert und sich auf die zur Reflexion erhobene Dreistigkeit einer 'Befindlichkeits-' und 'Erlebnislogik' stützt, deren 'Kernsatz' lautet: "...find'ich gut".) Es ist klar, dass dergleichen, wenn es erst einmal Eingang gefunden hat in die 'Hierarchien' (wörtlich etwa: 'die heiligen Ordnungen' bzw. Prinzipien !) des Bildungssystems selbst, und mithin den Status einer eigenen 'Tradition' erlangt hat, den Opportunismus, die Widerstandsschwäche, die Feigheit und Unklarheit des Personals über die Natur seiner eigenen Aufgabe oder die der sozialen Institution umzudeuten erlaubt in eine pädagogisch durchdachte, den Zielen entsprechende Form der erzieherischen Kommunikation und Interaktion.

Das führt zu einer Verdichtung des Syndroms und zu seiner Selbstimmunisierung mittels Fachkompetenz. Die Unterstützung durch eine Politik, deren anhaltendes und unbelehrbares Interesse am Vorrang der politischen Sozialtechnologie vor der wissenschaftlichen Durchdringung der Probleme einer wissenschaftlich-technologischen Zivilisation aus einem Kontrollwillen entspringt, der sich gerade einer wissenschaftlich gebildeten 'Jugend' nicht sicher sein könnte, macht aus dieser Aberration einer durch Machtinteressen degenerierten, in jedem Fall mit den Erfordernissen eines wissenschaftlich oder gar nicht zu erhaltenden und zu steuernden globalisierten Sozialwelt zunächst als ein Dorado für die technischen Eliten (je weniger Menschen - relativ zur Biomasse - die Sache kapieren, desto besser stehen die, die von der Macht, weil sie sie - immer vorläufig und unter dem Vorbehalt individueller Austauschbarkeit aller auf einem globalisierten Markt, wo es auf den einzelnen Kunden (Konsumenten) so wenig mehr ankommt wie auf den einzelnen Arbeitssklaven (vom Generaldirektor bis zum Hilfsarbeiter), weil jedes Exemplar aus 6 Milliarden (bald 10) ausgewählt werden kann - bedienen, bevorzugten Exemplare in Bezug auf Selbsterhaltungschancen zunächst da, während andererseits ein Überangebot die Konkurrenz unter ihnen wachhhält une erlaubt, sie durch die entsprechenden Flexibilisierungs- und Mobilisierungsstrategien gegeneinander auszuspielen, während ein Überangebot die Gefahren der sozialen Steuerung hervorrufen muss, die aus einer Masse von notorischen und aufgrund ihrer Bildung bzw. ihrer wirklichen intellektuellen Potenzen arrogant gewordenen 'Durchblickern' ohne eine angemessene Beschäftigung und Einkommen unvermeidlich für die Sozialtechnologie erwachsen müssten, zumal angesichts des derzeitigen Bildungsstandes der Sozialtechnologen, die mit Billigstudien und den entsprechend tiefgehängten Anspruchsniveaus durchgefüttert werden und gewöhnlich eine Klientel zu betreuen haben, die es mit ihnen intellektuell nicht aufnehmen kann, und so soll es ja auch sein.) erscheint, bis ihre Ausbeutung innerhalb der zwei Dekaden, die ein Erfahrungsaufbau mindestens benötigt, schon angesichts der Desinformationsstrategien, die auf die gerade in sozialer Hinsicht zumeist ahnungsfreie Bildung des Technikers und Ingenieurs, und die von der frühen Adoleszenz bis in die Mitte des vierten Lebensjahrzehnts reicht, sie überflüssig macht, weil in dieser zeit spätestens ihr Wissen in Produktivvermögen umgesetzt worden ist, so dass sie weggeworfen werden können, um einer neuen Generation der 'technisch-wissenschaftlich gebildeten Jugend' Platz zu machen, deren Schicksal sich in noch kürzerer Zeit 'vollendet', weil nicht zuletzt auch sie eifrig dazu beiträgt, dass die charakteristischen Merkmale der offensichtlich doch nicht nur und ausschließlich 'wissenschaftlich-technischen' Welt zu noch stärkerer Ausprägung gebracht werden.

Eigentümlich ist, wie weitgehend noch immer diesem 'Phänomen' der unbewegliche und auch unbeteiligte Immobilismus einer politisch von einem unausrottbaren obrigkeitsstaatlichen heimlichen Kameralismus des 'Bildungssystems' kontrastiert, dessen Insassen mit allen Kräften daran arbeiten, dass ihre Selbsterhaltungsinteressen möglichst unbemerkt und mithin unbeschädigt bleiben, und damit ihre exzeptionelle Position in dem Ganzen zwar sie dazu ermächtigt, das Massenschicksal der von ihnen 'Herangebildeten' durch die an einem möglicherweise ganz obsoleten 'Bildungsziel' und in einer von ihnen selbst nicht mehr verstandenen und überblickten Mechanik des Betriebes um seinen Sinn gebrachten organisierten Veranstaltung zu determinieren, in den kleinen Schrittchen, die die Überprüfung des Lernerfolges in diesen Mühlen darstellen, während sie selbst just diesem Schicksal spätestens von dem Moment an entzogen sind, in dem ihre Verbeamtung sie aus dem Schicksal der auf zwei Dekaden geschrumpften Verwartung von Menschenmaterial ausscheiden lässt.

Es mag sein, dass ein Urteil über die Herkunft, den 'Sinn' und die Bedeutung einer angeblich so epochemachenden 'Bewegung' wie der 'Studentenbewegung' der 'Achtundsechziger' (Die es, nebenbei im Jahre 'achtundsechzig' noch gar nicht gab, und deren Anzahl mit dem zeitlichen Abstand endlich exponentiell, in der in Frage kommenden Generation gewachsen zu sein scheint, was es sinnvoll macht, darauf zu bestehen, dass man geblieben sei, der man damals war, insofern also nie ein 'Achtundsechziger', so wie es 50 Jahre nach 'Stalingrad' mehr Stalingradkämpfer zu geben scheint als dort jemals gekämpft haben können, einmal ohne Rücksicht auf ihre Dezimierung im Kampf, die ja das Spektakuläre daran war, wenn man recht gehört hat, so dass ein guter, d.h. wirklicher Stalingradkämpfer doch gerade derjenige ist, der dort zu Tode kam, also heute nichts mehr zu seiner Identität zu sagen hat.

Das muss er - und vielleicht auch die wirklichen Achtundsechziger, Herrn Erikson überlassen, der dafür kompetent ist, womit auch schon etwas über die Bedeutung von 'Kompetenz' gesagt ist, das im Armeejargon unter dem Stichwort 'Etappenhase', mit bösartigerem Akzent unter 'Kameradenschwein' rubriziert wurde: Diejenige Form der Selbsterhaltung, die möglichst garantiert und sich bewährt als die Absicht, es die anderen ausbaden zu lassen, um es nachträglich entweder selbst gewesen zu sein oder jedenfalls mit möglichst ausschließlicher Kompetenz festlegen zu können, was es alles zu bedeuten hat, unter anderem und vor allem: dass es nunmehr das Gewesene ist, dass es damals auch schon gewesen ist, nur in der Form, dass es noch niemand gewusst hat. Es war eben unbewußt und ist nunmehr bewusst gemacht worden. Womit alle Zurechnungsprobleme und auch alle Probleme der Zurechnungsfähigkeit durch eine in jeden Fall durch die Faktizität ihrer Geltung siegreiche Hermeneutik als erledigt gelten können. Und dies heißt zunächst und vor allem: In einer komfortableren Position diejenigen zu überleben, die man dazu anweist, den Mut zu haben sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen, indem sie diesen Anweisungen Folge leisten in dem Glauben, sie entsprängen ihrem eigenen, ausgereiften Urteil, das sich mithin als kulturkonstitutiv auszuweisen imstande sei durch diese blinde, als Reflexion aufgemachte Gefolgschaft und Hörigkeit gegenüber seinen Befehlserteilern, und sich in diesem Wahn so einzurichten vermag, dass es seine Hörigkeit auf keine Weise aufzulösen imstande ist, auch nicht aus zeitlichem Abstand, weil es 'innerlich unterschrieben' hat, durch 'Internalisierung' und 'Identifikation', wozu es sich unter dem Vorzeichen der Übereinstimmung von Wahrheit und Kultur im eigenen Urteilsvermögen hat verführen lassen. dass das funktionieren kann, ist dem Umstand zu verdanken, dass der endlich zu sich selbst kommende Gedanke, man habe sich mißbrauchen lassen, und dieser Mißbrauch liege im Generationenverhältnis besonders der spezifisch modernen Welt beschlossen, in seinem Möglichkeitshorizont, und zwar auf eine gänzlich andere, ja diametral entgegengesetzte Art und Weise als das der Kardinalmythos diktiert, der dieses Verhältnis spezifisch modern und postmodern mythisiert, indem er der Offenheit des Mythos für die Deutung jeden Weg abschneidet und ihm stattdessen (der Mensch ist derjenige, der etwas stattdessen tut) jene wissenschaftliche Eindeutigkeit verschafft, die den Mythos dadurch um so tiefer gründet im für den Verstand - der ja immer der Verstand eines unter der Herrschaft seiner Vorfahren, der je herrschenden Generation erzogenen Menschen in verschiedenen Lebensaltersphasen ist - Unerreichbaren, als sie ihn auf eine moderne, eben 'wissenschaftliche' Grundlage stellt, und ihm so mit der Umgestaltung aus der mythischen zur wissenschaftlichen symbolischen Form jene Überlegenheit über diese und die religiös-theologische verschafft, die ihn unangreifbar machen soll und machen kann für das unter seiner symbolischen Form zusatz-ausgebildete Bewusstsein, und um wie vieles mehr für den Rest der Welt, die der potentielle oder aktuelle Klient bzw. Patient ist.)

Die Vermeidbarkeit solcher Schicksale der Urteilskraft sind problematische Möglichkeiten, insofern sie möglicher Weise auf Zufällen beruhen: dass ein curriculum vitae vom schulischen abweicht zunächst vielleicht, und dadurch in ein problematisches, mithin reflexionsdienliches Verhältnis gerät zu diesem und vice versa - was noch wichtiger ist - einerseits, und zu dem Mitgegebenen, einer vielleicht als nicht mehr ganz so modern geltenden Faktizität einer Mitgift andererseits, das u. U. sowohl der aktuellen politischen Absicht, die das schulische Curriculum, also die 'Bildungsplanung' umzusetzen versucht, mit oder ohne Kenntnis der Delphini, ad usum oder für den Abusus Delphini, wie auch zu den das curriculum vitae, im Unterschied zu dem der Schule, bestimmenden Umgebungsvariablen, so dass das schulische Curriculum auf mehr Erfahrung aus dem curriculum vitae auftrifft und sich an ihm bricht, als es gewohnt ist, wiederum einerseits, und andererseits auch auf Kontrastprogramme trifft, die nicht so sehr dem curriculum vitae als der Mitgift verdankt sein mögen, die der politische Gestaltungswille gerade erfolgreich meint erledigt zu haben oder in jedem Fall als marginal meint behandeln zu können, als quantité negligeable. Das wäre also Bildung als Resultat von einander Im Verhältnis von Extremwerten gegenübertretenden curriculae, wenn wir die Mitgift als curriculum idiotae ein wenig überzeichnen, aber vielleicht auch nicht überzeichnen. Es wirft aber auch ein grundsätzliches Licht auf das Problem der Bildung von Intelligenz, sofern man sie als Grenzleistungsfähigkeit versteht, einer unter den Intelligenzdefinitionen nicht zufällig vermutlich nicht vorkommende Definition, mit deren Festlegungen durch die Fachleute wir nicht zu konkurrieren beabsichtigen, denen wir also nichts hinzuzufügen haben. Das ist noch zu betrachten, vor allem, weil es mit Sicherheit von Bedeutung ist für die verbreiteten, vor allem in der Bildungspolitik verbreiteten Vorstellungen davon, was Intelligenz, sei es als technische, soziale, kommunikative, und zumal in der Vorkommensweise als 'Kompetenz', und zumal in der Form einer Vorstellung der Ausschließlichkeit ihrer Vorkommensweise als Kompetenz, jedenfalls der Ausschließlichkeit ihrer zweckmäßigen Nutzbarkeit in dieser Form der Zurichtung, eigentlich sei, nämlich eine bestimmte Form nutzbarer Fügsamkeit unter das von ihr und den Einflussnehmern auf sie für jeweils angemessen und nützlich Gehaltene. Es wird sich zeigen lassen, dass diese Vorstellung in jeder Hinsicht falsch sein muss, wenn man ihre Kulturgeschichte und ihre geschichtliche Bedeutung für die 'menschliche Entwicklung' auch nur ansatzweise ernsthaft ins Auge fasst, und gerade dies und der Umstand, dass die gehätschelten Auffassungen der Bildungspolitik, und damit allem, was Schule im weitesten Sinne ausmacht, sich in keinem Fall zur Kongruenz bringen lassen mit der empirisch erfassten kulturgeschichtlichen Bedeutung der Entwicklung der menschlichen Intelligenz, seiner 'Vermögen' im präzisen, nicht primär pekuniären Sinn des Wortes, die der Alltagsverstand in vermeintlich unüberbietbarem Realismus mit religiöser Inbrunst anbetet wie nur ein Einziger Gott angebetet werden konnte, die in keiner Weise mit der Entwicklung einer Biomasse konvergiert, obwohl und gerade, weil und sofern sie deren explosive soziale Evolution fördert. Das hängt aber einerseits mit einer Diskrepanz zwischen der Eigenverfassung dieser Intelligenz und ihrer kollektiven Nutzung zusammen, die sich stets am Resultat orientiert und durch diese Ausschließlichkeit der Orientierung eine automatische, eine blinde Umdeutung - auch eine Hermeneutik - erfährt, die ihre Impulse nicht aus intelligenten Leistungen, sondern aus animalischen Grundlagen bezieht, denen sich auch die Politik verdankt, die derart wiederum auf die Erziehung und Bildung, das Verständnis, das von ihnen verbreitet ist, und damit wiederum auf diese Vorstellungen zurückwirkt, womit sich ein Kreis schließt, innnerhalb dessen sich zwar ein 'Verständnis' dessen einsspielt, was Intelligenz sei, und was ihr Sinn und ihre Bedeutung, was ihre soziale Relevanz zumal ausmache, das sich jedoch zirkulär im Umkreis triebhafter Verständnisgrundlagen hält. Damit gerät der Anti-Aspekt, das Asoziale, das u. U. auch Anti-politische, das Idiosynkratische, die eigenartige Ignoranz, die gelegentlich auch für diese verletzend erscheinende Gleichgültigkeit gegenüber den die verbreiteten Bedeutungen, die 'shared meanings' im genauen beherrschenden Grundlagen des organisierten Denkens, die im pejorativen Sinne einer Sub-Kultur einzuordnenden unbewussten Strukturen des bewussten Denkens und Handelns aus dem Blickfeld, und die Erklärungen dafür sind dann entsprechend auch nicht aufzufinden, Erklärungen, die einsetzen müssten bei der Alltagsweisheit, die besagt, dass das Bessere der Feind des Guten ist, ohne zu erklären, warum das erfahrungsgemäß wahr ist, es dabei aber auch nicht belassen, insofern das Gute und das Bessere im Rahmen des Verständnishorizonts des Alltags eben nicht in den Gegensatz geraten, in den die Intelligenz, verstanden als eine Art der Transzendierung des Horizonts des Alltagsverstandes kulturgeschichtlich auch von diesem jeweils im Blick auf seine eigene Geschichte als das Bessere gegenüber ihm selbst notwendig verstanden werden muss, insofern er selbst, als das Gute der Gegenwart, das Bessere gegenüber dem Guten, das der Alltagsverstand von 'gestern' jeweils im Verhältnis zu ihm ist, nur das Gute ist, das durch das jeweils Bessere abgelöst zu werden bestimmt ist, das dann sich wiederum zum jeweils Guten einer dann einmal vergangenen Zukunft konsolidiert. Diese Ignoranz gegenüber den affektiven Klebrigkeiten, den sentimentalischen Reminiszenzen, der mit Eigenrecht auftretenden Gewohnheit ist deshalb eigentümlich, und erscheint zunächst aus der Sicht des Alltagsverstandes als Abweichung ohne weitere Qualifikation, die dann entsprechend den naiven Kriterien, die er anwendet und für richtig halten muss, dann eine u. U. auch durch die Folgen seiner Selbstermächtigung zu diesen und jenen Kompetenzen, Kompetenzvergabekompetenzen und politisch legitimierten Lizenzvergaberechten eingeordnet und wiederum zensiert wird entlang von diesen 'Rechten'. Nur sind solche Rechte in Rücksicht auf das so Zensierte von diesem her ohne Bedeutung, oder sie erscheinen als Usurpationen, als Zugriff auf ein Gemeintes mit Mitteln, die ihm herteronom sind, und daher ohne eine andere Bedeutung als die eines pathologischen Selbstbehauptungswunschs, der sich mit Machtmitteln umgibt, wo er Selbstbehauptung einzig mit den Mitteln und nach den Regeln beanspruchen und legitimieren könnte, die in der in Rede stehenden Sache und ihrer sachgemäßen Anwendung auf sich selbst jeweils und ihr Verhältnis zu dem ihr Gleichen, Ähnlichen und gänzlich Fremden zugleich einzig Geltung beanspruchen können, als pathologische Rechthaberei unter Berufung auf absolute Definitionsrechte usw., was wiederum als Widersetzlichkeit ohne Rationalität gemäß den angelegten Kriterien eingeordnet und zensiert wird usw.

Wir müssen das für den hier gemeinten Zweck nicht weiter ausdeh­nen, erinnern jedoch daran, dass wir nicht auf eine Funktionsiden­tität zwischen dem Funktionieren logischer Maschinen oder Maschi­nerien mit Individuen und oder Sozietäten hinauswollen, was ja in der älteren Theoriebildung oft nicht klar war, wenn sie auf eine oft dogmatisch wirkende Art und Weise Maschinenmetaphern - Seiner­zeit aus dem Bereich der Elektrotechnik und der Wärmekraftmaschi­nen eines eher mechanischen als einem 'Weltbild', das durch logi­sche Maschinerien projiziert wurde, indem mehr oder weniger alle Vorgänge und Abläufe nach dem Muster und in Analogie zu diesen Grundvorstellungen gedacht wurde, eine Sache, die man nicht leicht als 'Selbstmißverständnis' der Forschungsabsicht nachsehen darf, um sie dann durch 'Tiefenhermeneutik' abzulösen, ohne dass die räumliche Metaphorik, so eindrücklich sie wirken mag, und so läh­mend sie sein kann, nun deshalb schon näher an dem Gemeinten sein müsste. Stattdessen wollen wir uns auf unsere Vermutung stützen, wonach, in Abwandlung der Überlegung, dass alle Epochen der men­schlichen Geschichte gleich unmittelbar zu Gott sein könnten, un­serer Ansicht nach alle Metaphoriken denselben Abstand vom Gemein­ten haben, was man auch als ein hermeneutische Anweisung, in er­ster Linie zur Vorsicht gegenüber den immer wieder kaum zu vermei­denden, auch und gerade den Verpflichtungen eines Ausbildungsbe­triebes leicht unterlaufenden Verdinglichungen der Terminologien, Metaphoriken und Vergleiche verstehen darf, die zunächst oft nur unter Rückgriff auf Bekanntes und als verstanden voraussetzbare Bildungsbestände der Allgemeinbildung - deren Notwendigkeit sich derart als unumgänglich erweisen könnte, was auf die Philosophie der normalen Sprache, der Alltagssprache und der Kommunikation in einer wissenschaftlich-technologischen Lebenswelt verweist - et­was verständlich machen sollen an der Sache, zur Sache und deren Verfassung selbst. - in einer Weise einführte in die Theoriebil­dung, die sowohl Zweifel zu wecken und wachzuhalten vermochten an der Redlichkeit der Absichten einer derart einem Zeitgeist sich angleichenden Auffassung vom Menschen - die sich derzeit ja gerne an Konzepten einer 'künstlichen Intelligenz' nach Analogie der lo­gischen Maschine, des Turing-Automaten ausrichtet, und ihrerseits erkennbare Forschungsprobleme hat, die sich im Moment offensicht­lich nur durch die Aufbietung eines entsprechenden Forschungsopti­mismus, also durch Verschiebung mittels der Ressource 'Zeit' zu retten vermag, während ihre Metaphern sich schon rege, möglicher Weise etwas zu rege fleißig in einer Szene ausbreiten, in der Man­che nicht (mehr) wissen, wann sie von sich reden in der Terminolo­gie der Büromaschinenindustrie, wenn sie z. B. von ihren Gedächt­nis- oder zerebralen Funktionen reden, und von Büromaschinen, wenn sie z. B. von 'Kommunikation' sprechen und ergo 'Signalaustausch' meinen müssen, dem ja bekanntlich keinerlei Sinnverstehen zugrunde liegt. - Hier wollten wir zunächst nur eine Metapher nutzen, indem wir darauf hinweisen, dass z. B. die Speicherung oder Löschung von Daten auf einem Speichermedium stets mit demselben Aufwand an En­ergie erfolgt, dass die Löschung der Daten etwas ja ganz Verschie­denes sein kann, je nachdem, ob man eine low-level-Formatierung vornimmt, oder eine einfache Format-Anweisung einsetzt bzw. eine Löschung, die ja nichts anderes bewirkt als eine Ungültigmachung der Einträge für den Anfang einer Datei durch einen Eintrag an dessen Stelle, der die Daten dann gewissermaßen als verschwunden einträgt. In jedem Fall sind aber alle diese Maßnahmen vergleich­bare Ungültigmachungen der Identifizierbarkeit der Eintragungen, die die Daten identifizierbar machen.

So können sie dann aller­dings durch Überschreibung mit anderen Daten verschwinden, ein Um­stand, der auch genutzt wird, indem man z. B. Daten unwiderruflich verschwinden zu lassen, mit Nullen vollständig überschreibt oder mit einem anderen Bit oder Zeichen. Das macht dann auch den Unter­schied zwischen einer 'Hard-ware-Löschung' und einer 'Soft-ware-Löschung' aus: Die Alternative zwischen der Überschreibung mit ei­ner Null oder anderen Zeichen, die gewöhnlich mehr beanspruchen als ein Bit. In diesen erkennbar engen Grenzen begrifflicher Armut bewegt sich die Möglichkeit eines metaphorischen Vergleichs zwi­schen den Gedächtnisfunktionen und der Physik bzw. Logik der Spei­cherungsvorgänge der logisch-physikalischen Maschinerien der Si­gnalverarbeitung. Man kann sich selbst überlegen, ob das 'mehr hergibt' als die elektrodynamische oder hydrodynamische Metaphorik der Analogien aus der älteren Theoriebildungsgeschichte.

Die beobachtete und kursorisch umrissene Funktion des Seelenlebens zu den bewussten, mit 'Bewusstsein' zunächst ungenau benannten des Wachlebens und ihr Verhältnis zueinander wird immer noch mit den 'teleskopischen' oder anderen räumlichen Metaphern beschrieben. Am offensichtlichsten ist die Leistungsschwäche der - im akademischen Raum allerdings wenig gebrauchten, dafür aber im journalistischen Betrieb um so verbreiteteren - Metapher des 'Unterbewussten'.

Es ist zunächst ganz gleich, aus welcher Theoriebildungstradition sie nun stammt. Ihre Verbreitung ist ein Indikator für die Blindheit, mit der Verdinglichungstendenzen, also letztlich die plumpe Iden­tifikation von Terminus und Sachverhalt zuungunsten einer reflek­tierten Handhabung der Offenhaltung ihrer Relation zueinander sich besonders in die Alltagssprache einzuschleichen pflegen, deren ab­geschliffene, oft genug auf die korrekte Handhabung der Wiedergabe von anderswo Gehörtem schrumpft, also auf die Bestätigung und Un­terhaltung derjenigen Auffassung von Kultur, die 'kulturellen Be­deutungen', ohne weitere Qualifikation als 'shared meanings' be­greift und damit genaugenommen den Unterschied zwischen 'Kultur' - immer auch im Sinne eines Minimums der Beherrschung von wie immer als sie definierenden Beständen und der dazu notwendig ebenfalls zu beherrschenden intellektuellen Funktionen durch eine Kommunika­tionsgemeinschaft zu verstehen - und Geräusch, wenigstens den von Kultur und Vorurteil im Sinne der Klischeebildung über sozialen Vorgängen und Gegebenheiten zugunsten der Erhebung der letzteren zur Kultur und beider Identifikation mit ihnen planiert. So wenig wie Bewusstsein ein 'Höheres' ist, so wenig gibt es etwas 'darunter', unterhalb von ihm, so als ritte das Bewusstsein hoch zu Ross über eine Brücke, unter der die Penner und Obdachlosen des 'Un­terbewussten' campieren. Die Hierarchiebildung erfolgt aus der Per­spektive eines genau durch diesen Mechanismus, diese Operation nicht nur situierten, sondern auch, intentione obliqua qualifi­zierten Bewussten, das sich selbst nach Art eines sozialen Rang­kampfes als Sieger meint fühlen zu dürfen. Es ist nur eine Umkeh­rung, wenn man das dann umkehrt angesichts der methodisch und em­pirisch zwingenden Annahme eines Unbewussten, ohne die man be­stimmte Erscheinungen der Empirie nicht erklären kann,um nun zu sagen, das Ich sei nicht Herr im eigenen Hause, obwohl es gerecht­fertigt erscheinen mag angesichts dessen Aufführung als Herr, die ja unsere vorherige Überlegung bestätigt. So unerträglich die phi­losophische oder wissenschaftliche Aufführung des 'Bewusstseins' nach Gutsherrnart sein mag, dessen Empirie es vermutlich tatsäch­lich oft entstammte - wie ja viele Irrenhäuser als Nachfahren der Schlösser und Burgen erscheinen, indem sich auf Höhen angesiedelt wurden, mit entsprechend klingenden Namen wie etwa Sonnenberg u. ä., so schwer erträglich ist die Putschistenmetaphorik, die es dann nach Art von Usurpatoren entmachtet, nur um die Herr/Knecht-Verhältnisse dann in anderer Terminologie in den so traktierten Gegenstandsbereich wieder einzuführen, und auf eine ganz und gar opportunistische und eigentlich doch auch bewusstlose Weise mit Apparateterminologien und Dampfmaschinenimaginationen umzurüsten für die Verwendungszwecke des Industriezeitalters.

Ähnlich ist es mit dem Vorbewussten. Es ist entstanden aus einer ebenfalls räumlichen, aber durch den Bezug zur Zeit überdeterminierten Mischmetapher. Zwar wird hier sowohl die Thematik des Vor­rangs des einen vor dem anderen vermieden, insofern hinreichend unmissverständlich bleibt, dass das 'Vor-' nicht im Sinne einer Rangfrage gemeint sein kann, denn die Theorie als Ganze macht hin­reichend klar, dass die nicht die Absicht hat, diese Relation zu einer Rangfrage zu machen - eher kann das schon als Tendenz gelten in Bezug auf das Verständnis der Relation von Bewusstsein und Unbe­wusstem, die wenigstens auf eine gründliche Depotenzierung hinaus­läuft, die natürlich auch und gerade die darin zugleich angegrif­fene Theorie, darüber hinaus das Selbstwertgefühl einer Kultur an­greift, jetzt einmal ohne Rücksicht auf die wissenschaftliche Be­rechtigung dieses Angriffs im Namen der Wahrheit und des Fort­schritts betrachtet, die sogleich deutlich werden müssen, wenn man nicht an dem Syndrom leidet, das die politische Regelung der wis­senschaftlichen Entwicklung steuert, ganz entgegen den propagier­ten Richtungslosigkeiten an der Selbstauskunft der 'evolutionären Erkenntnistheorie', von der ihre Adepten zutiefst überzeugt sein mögen, so als habe diese Überzeugtheit nichts mit Politik zu tun.- Aber die Bestimmung der Relation macht doch deutlich, dass die von uns gemeinte Funktion des Seelenlebens sich anders zum Be­wussten verhält wie das von der Theorie so bezeichnete Vorbewusste, insofern dieses nämlich jederzeit bewusst werden kann, sei es, in­dem die Aufmerksamkeit sich seinen Inhalten zuwendet, oder indem ein Wechsel der Aufmerksamkeitseinstellung es eben zum Objekt des Bewusstseins werden lässt, bzw. indem es aus einem Anlass seelischer oder auf die Wahrnehmung bezogener Art in das Bewusstsein eintritt.

Das verhält sich bei der Funktion, von der wir reden, ein wenig anders, indem man sich zwar der Existenz und der unablässigen Ak­tivität dieser Bewegung bewusst werden kann, ohne dass dabei indes­sen die Inhalte selbst klar zu Bewusstsein kommen könnten, und das liegt daran, dass es sich um Elemente handelt, die einerseits dem gesamten sinnlichen Leben entstammen, andererseits aber aus Parti­keln, Nervenzellenspeicherinhalten oder dergleichen sich zusammen­setzen, die längst nicht die Gestalt und Prägnanz sinnlicher und vorstellungsmäßiger Objekte nach Art derer des Bewussten und des Vorbewussten aufweisen können. Was da durchgemustert, sortiert, nach Passungen abgesucht und aneinandergehalten und wieder zer­fällt wird, geht vielmehr in die Objekte und Vorstellungsinhalte des Bewussten und des Vorbewussten und auch in die erinnerbaren Träume als Moment ein und ist als dieses bloßes Moment einer Kom­plexion, an der sich die Art der Komposition, metaphorisch die Partikel, aus denen sie komponiert sind, gar nicht ablesen lassen kann, insofern die Objekte vom Bewusstsein nicht weiter zerlegt werden können als das 'Auflösungsvermögen' des Bewussten reicht, während das Unbewusste weder von der einen noch der anderen Art ist. Es ist nicht verwunderlich, dass es den Klempnern und Maschinisten der technischen Postmoderne nicht verständlich und auch kaum mehr zugänglich ist, Zudem ist es auf ärgerliche Weise nicht so recht mit der Computertechnologie kompatibel, die inzwischen den mythischen Untergrund für die neuesten wissenschaftlichen Remythisierungen des Menschen als Maschine bilden und in der Form einer alles beherrschenden Leitmetaphorik auf ein Monopol hinauswill.

Da das Bewusstsein es stets nur wieder Objekte oder Quasiobjekte erfasst und nichts anderes kann, kann es anderes als dieses, eben die Kompositionselemente dieser Objekte nicht wahrnehmen, jedenfalls nicht ohne eine analytische Veranstaltung. Niemand nimmt an, dass die gespeicherten Entitäten, die die Nervenzellen aufbewahren und einander übermitteln, von derselben Art sind wie die Objekte des Bewussten und Vor­bewussten. Insofern stimmt der Befund also mit der allgemeinen Auffassung überein. Im Verhältnis zum Vorbewussten, das man terminologisch zwar auch in den Umkreis nervöser neuronaler Dynamik ansiedelt, sind die Objekte des Bewußten dann von der scheinbaren Materialität dessen, was wir als 'Welt' von Objekten meinen geradewegs zu haben.


Das Problem der Sprache.
19.05.2000

"Der Textzusammenhang erschließt nur den logischen Wortgebrauch und nicht das Leben, das ihm zugrundelag." (O.S.,653)

Der Unterschied von Leben und Sprache ist nicht mittels der Unterscheidung von 'parole' und 'langue' zu bewältigen, um so weniger als die Schrift der Sprache selbst noch einmal eine Art von 'Objektivität', eine Emanzipationschance von ihrem Gebrauch gibt, der den Eindruck - und die Folgen dieses Eindrucks - amplifizieren muss, dass die Sprache eine metaphysische Entität jenseits des Lebens ist, mit dem Ende, dass die in diesem Eindruck erzogenen 'Schriftgelehrten', Brahmanen und Priesterkasten, von denen die Wissenschaft besonders des 'Geistes' und des 'Sozialen' nur modernisierte Fraktionen bilden - man erkennt hier, wie sich der Wortgebrauch von 'Modernisierung' am Ende gegen die wenden kann, die ihn ideologisch gebrauchen, indem sie mit seinem Gebrauch stets vorwärts weisen, zum Hinter-sich-lassen, zum Vergessen, zum Weitergehen auffordern, bis schließlich bewusst werden kann, dass diese soziale und politische Rhetorik auf der Flucht ist vor einem zeitlich-geschichtlichen Zusammenhang (der kein 'Kon-Text' ist, sondern der einer Wirklichkeit jenseits der Sprache und ihr gegenüber trotz aller Reklamationen von wesentlicher Beteiligung vorausliegt, auch im Sinne eines wirklichen Vorrangs, insofern sie eine stets an Reichtum an Möglichkeiten den 'über ihr' gebildeten sprachlichen Artikulationen voraus ist. Aus dieser Wirklichkeit, die auch dem Gedächtnis vorausliegt und überlegen ist an Realität, in derselben Weise wie in ihrem Verhältnis zur Sprache, spinnt die Sprache ihren dünnen Faden und verknüpft viele dieser Fäden zu einem Gewebe, das im günstigen Fall mehr oder weniger dicht ist, und das Gedächtnis bewahrt davon ein mehr oder weniger kontrolliertes abrufbares Muster, kollektiv oder individuell, aber in keinem Fall erreichen Sprache oder Gedächtnis die Komplexion der ihnen zugrundeliegenden Wirklichkeit des Lebens. Das macht die unüberholbare Wahrheit des Satzes aus, wonach Geschichte nicht ist, was erinnert oder artikuliert wird oder werden kann, sondern das, was geschehen ist, ein Satz, der in derselben Weise für das Verhältnis der Strukturen des Wirklichen zu Sprache und Gedächtnis gilt, also für die diachronischen Strukturverhältnisse wie für ihre Synchronie.

Was ist eine Privatsprache? Für wen arbeitet die Sozialphilosophie? Für Berufsbeamte, für den Staat, für ihre Personalreproduktion unter je anders gegebenen Umständen? Herrn H's Ausführungen zu dem Thema, verstanden als ein von ihm aufgehobener Stein, der ihm auf die eigenen Füsse fiel. Desgleichen seine Einlassungen zum Thema 'strategisches und kommunikatives Handeln'.

Der Unterschied zwischen Adornos und Friedeburgs Verständnis von Soziologie ist ein Unterschied zweier so grundsätzlich verschiedenen Wissenschaftsauffassungen, dass sie buchstäblich nichts gemeinsam haben. Aus der Perspektive der Sozialphilosophie Adornos ist die Friedeburg et. al.'sche Auffassung als Usurpation, als wissenschaftlicher Putsch einzig verständlich zu machen. Es ist der Unterschied zwischen dem Konvertiten aus der Offizierskaste der Reichswehr und Wehrmacht und dem Zwangsemigranten nicht nur, sondern auch schon dem, was die dem Verständnis von Wissenschaft zugundeliegenden Konzeptionen kulturell unvereinbar sein lässt. 'Student und Politik' ist Wissenschaft nach Gutsherrnart. Die Gewaltausübung über andere ist ihr so sehr Natur, und so sehr in prästabilierter Harmonie sogar und gerade mit denen, auf die sie angewandt wird, die Rekruten wie deren dereinstige Objekte, dass sie ihr vollständig entgeht, so sehr, dass sie sie selbst in einer von ihr veranstalteten empirischen Erhebung nicht als Empfindung erfragbar wäre, mithin nicht bestätigt werden könnte, einmal abgesehen von dem Problem, wie sie zuvor zum Gegenstand der Reflexion sollte machen können.

Weder die empirischen Untersuchungen der Kritischen Theorie - die ja nicht zuletzt auch unter dem Druck der Zwangsexilierung zustande gekommen sind, und insofern als Kompromissbildungen im Wissenschaftssektor gelten müssen, indem sie sich der us-amerikanischen Militärmaschinerie ebenso anbequemten wie die 'Judenjungen', die in der Erinnerung daran, dass sie hierzulande vom Bürgersteig in den Strassenkot gestossen worden waren, dieser Maschine die Atom- und Wasserstoffbombe bauten, (einer Maschine, die nur um so vieles besser ist als die von ihr besiegte, wie der Sieger/die Siegerin historisch besser ist als der/die Besiegte, zumal seit es üblich geworden ist, über die Überlegenheit hinaus, die das Faktische gegenüber dem von ihm Ausgemerzten ohnehin immer schon hat, dem Unterlegenen auch noch das 'reflektierte' Schema, den zwanglosen Zwang desjenigen besseren Arguments überzustülpen, der das Unterlegene mit dem Schlechteren, und somit auch schon mit dem Schuldigen identifiziert, und so auch noch das Recht des letzten Nachrufs für sich beanspruchen darf, ein Schema, das nicht alle geschichtlichen 'Epochen' bzw. das Bewusstsein aller Kulturen charakterisiert und in der Naturgeschichte des Lebens inzwischen angesichts der Empirie hat abdanken müssen: Die einmal global beherrschende Lebensform der Sauropoden ist vermutlich nicht wegen ihrer Minderwertigkeit, ihrer Unterlegenheit unter die Säugetiere, zu deren Schöpfungskrone sich der homo sapiens ernannt hat, untergegangen) oder ihr jedenfalls ihr Wissen und ihre wissenschaftliche Reputation zur Verfügung stellten, was ja auch nicht immer nur Dankbarkeitsgefühle bewirkte bei denen, die dieses Wissen und diese Bereitschaften ohne Rücksicht auf ihre Entstehungsgeschichte, ohne die sie schwerlich über sie hätten verfügen dürfen, für sich zunächst nutzten, um sodann nach Belieben, als die Ergebnisse auch in der Politik und der militärischen Auseinandersetzung erst einmal feststanden, durchaus stukturidentische Mentalitäten an ihnen auszuagieren - noch die Geste des Vortragsstils Adornos, die uns glücklicherweise erhalten ist und von seinen sehr frühen Schriftlichkeiten nur so abweicht, wie die von der Struktur einfacher Sozialsysteme unabgelenkte Konzentration von der Beweglichkeit, die ein wacher Geist mit ausgebildeter musikalischer Sensibilität innerhalb eines solchen Systems eben unter Beweis stellt dadurch, dass er auf unmerkliche nicht-verbale Ausdrucksformen und die seelischen Reaktionen seiner Zuhörer dadurch eingeht, dass er ihnen spontan und folgt, indem er sie sofort in Einfügungen, Erläuterungen, in Zusätze und Kommentare übersetzt, die sich nur als Antworten auf diese u. U. nur halbbewusst wahrgenommenen Apperzeptionen (petites perceptiones) verstehen lassen, die die Wahrnehmungsschwelle kaum überschreiten, ohne deshalb weniger wirksam zu sein, und die in den quasi musikalischen Nuancierungen des Vortrages sichtbar werden dann, wenn man sie gegen die Strenge der Bewegungsweise auf den Pfaden in den 'Eiswüsten der Abstraktion' hält und von dort her versteht, sind von diesem Geist der angewandten sozialen Gewalt in der Gestalt der 'Wissenschaftsförmigkeit' infiziert, eine bloße Mimikry unter Nachäffung der Papierform 'Wissenschaft', die den bekannten Eindruck hoher Genauigkeit in der Rede über ein breit ausgewalztes Nichts macht.

Die Sozialwissenschaft hat ihren Status als Wissenschaft in dem Moment aufgegeben - ähnlich wie die Psychoanalyse - in dem sie sich dazu hat bringen lassen, nicht zuletzt durch eine wachsende Wahllosigkeit in der Frage der Personalauswahl (die Formulierung wirft die Frage aus, wie es eigentlich denkbar sein soll, dass eine 'Wissenschaft' sich gegen eine feindliche Übernahme durch Mentalitäten verteidigen soll, die ihre grundlegenden Bedeutungen und die sie tragenden Konzepte entlang ihren eigenen Wünschen, vor allem auch dem, mit diesem Manöver unentdeckt zu bleiben, verformen muss, nicht zuletzt damit bestimmte sozialen Vorgänge und Mechanismen aus dem kollektiven Bewusstsein verschwinden oder kraft ihrer erfolgreichen Implantation im Wissenschafts- und Reflexionsbetrieb, der sich den Auftrag anmaßt, über den Gegenstandsbereich 'Gesellschaft' und 'Vergesellschaftung' das letzte Wort zu sprechen, mittels ausdrücklicher Betonung ihrer Notwendigkeit als Teil des Forschungsarrangements als Selbstverständlichkeiten vorab verallgemeinert werden) und des Opportunismus gegenüber dem Vorfindlichen in Gestalt einerseits höchst problematischer Mentalitäten, und dann mehr noch durch ihren Opportunismus gegenüber den von ihnen, soweit sie sich zu politischen Machtstrukturen zusammenballen bzw. stabilisieren und auch unter anderen Namen konsolidieren konnten, auf sie ausgeübten Anregungen zu einer Akkommodierung an ihre 'Imperative' (Ein Lieblingsausdruck in einer Sozialphilosophie, die auf einen magischen Wahrheitsbegriff setzt und auf die von ihm ausgehende Überredungsmacht, die dort als 'Kompetenz' firmiert, und von den Eingeweihten ausgeht, emaniert, jedenfalls soweit man bereit ist, den Wunschvorstellungen einer Privatsprache zu folgen, die sich sehr wünschte, die öffentliche zu sein, während der Gang der Dinge gegen sie entschieden hat, was sie dann ja auch qualifizert, gemäß ihrem eigenen Diktum und den Regeln immanenter Kritik.), in ihre 'Konzeptualisierung', die unter der Maske des durch Forschung ermöglichten Wissenschaftsfortschritts, dann der 'wissenschaftlichen Evolution' Momente aufzunehmen, die in ihrer Konzeptionalisierung deshalb keinen Platz haben, weil sie als Momente des Konstitution des Gegenstandsbereichs und seiner Dynamik zwar vorkommen mögen, aber gerade darum nur dann auch analytisch zugänglich sein können, wenn sie eben deshalb, weil sie durchaus gegenstandskonstitutiv sind, nicht auch methodenkonstitutiv sein können bzw. unbemerkte Voraussetzungen der wissenschaftlichen Methode bzw. der begrifflichen Konzeption und Diskussion.

Gewalt als Moment und Agens der Methode und 'Theoriebildung'.

Wer ist eigentlich der Adressat von Soziologie, Sozialphilosophie, Sozialpädagogik? Wenn der Adressat nicht die Politik, auch nicht in erster Linie der 'Kollege' vom Fach, sei er nun Lehrer oder Schüler, ist, welche Implikationen hat das dann für die Institutionalisierung?

Methode und Gegenstand, Wahrheit und Methode. Sozialphilosophie, Sozialpädagogik, sind keine Hermeneutiken, sondern Handlungswissenschaften. Theoriebildung als Handlung, Theorie als Handlungsvoraussetzung, als Mittel zum Zweck. Welcher Zweck?

'Student und Politik'. Was heißt hier eigentlich die Abstraktion 'Student'? Auf welches Verständnis von Soziologie verweist das? Wie ist demgegenüber ein Wissenschaftsverständnis zu bewerten, das durchaus Einfluss nimmt, dabei jedoch darauf besteht, den Subjektstatus im Verhältnis der über ihren Gegenstand Kommunizierenden in der Form und dem Inhalt der Kommunikation ausdrücklich darzustellen, und zwar in erster Linie, um die Kommunizierenden vor einem Absturz in eine instrumentelle Einstellung zu bewahren, die beide als wissenschaftliche Subjekte vernichten müsste, was immer sich sonst daraus durch die Verteilung von Vor- und Nachteilen ergeben könnte?

Ein System ergibt sich nicht aus der Anwendung eines vorgängig konzipierten Schemas auf eine Datenmasse oder sonstwie hergenommene Entitäten, sondern aus einem sich in den Daten bzw. Entitäten aufgrund mehr oder weniger genauer, konzentrierter und u. U. auch langer Betrachtung endlich abzeichnenden durchgehenden 'Motiv', das sich eher im musikalischen Sinn durch die Sache zieht, aber nicht etwa nur aufgrund eines Starrens auf die Sache, sondern aufgrund eines sich dem Betrachter selbst eröffnenden Zugangs. Darüber noch genauer nachdenken.

20.05.2000

Globalisierung ist ein Konzept, das dem Denken einer urbanen Schicht entstammt. Folgt deren Perspektive auf die Welt, und möchte diese, als eine von Konsumenten und Facharbeitern bewohnte Welt als Ganze verfügbar machen für die durchaus selektiven Interessen dieser urbanen Intelligenz: Indem man die bewohnte Welt selektiv unter dem Gesichtspunkt vor allem einer strategischen Zusammenfassung aller potenten Einkommensbezieher einerseits - vom Kaiser Bokassa über Bill Gates bis zu den Technikern und Ingenieuren, die man beschäftigt, und unter Einschluss der Klasse der kaufmännischen Rechner selbst, die sich dann 'Kunst und Kultur' (die Medien ihres eigenen Verständnisses angemessener Selbstrepräsentation) sei es als von ihnen hergestelltes und vertriebenes Produkt, sei es als von ihnen ausgehaltenes Personal, beiordnen und unterwerfen, und aller möglicher benötigter Fachkräfte oder Geschäftspartner andererseits zusammenfasst und vernetzt, vereint man alle Vorteile zu eigenen Gunsten unter Vernachlässigung des Restes der Biomasse zu einem einzigen Pool, aus dem sich dann auf die reibungslosest denkbare Weise sowohl Arbeitskräfte oder Konsumenten gewinnen lassen. Die regionalen Verschiedenheiten, auf denen Qualifikation oder Einkommensquellen beruhen, sind dabei dann wieder, gewissermaßen hinter dem Rücken dieser selektiven Zusammenfassung durchaus von Bedeutung, ebenso wie die Asymmetrien der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums in verschiedenen Sozietäten, stellen sie doch sicher, dass es auch in 'armen Ländern' eine hinreichende Menge von 'Ansprechpartnern' für den Absatz der kapitalintensiv hergestellteen Produkte gibt. Ähnliches gilt für das Verhältnis von Qualifikation und Einkommen der gewünschten Arbeitskräfte: Die 'politisch' bedingten 'Gefälle' (als seien wir hier im Gebirge) der Einkommen bei prinzipiell globalisiertem, mithin global identischem Anforderungsprofil - das sich bereits aus der Unerlässlichkeit des amerikanischen Englisch als Voraussetzung inzwischen nahezu jeder Qualifikation ergibt - lassen sich bei Lohnverhandlungen gut einsetzen als Mittel für einen günstigen Einkauf von Arbeitskraft.

Andererseits stellt gerade die Unabhängigkeit von 'nationalen Märkten', die ja auch den Terminus 'Volkswirtschaft' nur noch als Ironie verstehbar sein lassen, also die sogenannte 'Exportabhängigkeit' der Wirtschaft, sicher, dass die Konsumenten, die 'Abnehmer' der Industrieprodukte und -dienstleistungen auf einem globalen Markt gefunden werden können, also ohne Rücksicht auf das Bruttosozialprodukt einzelner 'Volkswirtschaften' bzw. ohne Rücksicht auf die Einkommensverteilung in diesen. Wenn eine Volkswirtschaft etwa ein aufgrund der Einkommensverteilung ein hundertfaches dessen an qualifizerten Arbeitern zu moderaten Preisen hergibt, was sie an Konsumenten komplexer Industrieprodukte hergibt, dann kann eine andere das entsprechend kompensieren, wenn sie nur genügend 'Konsumenten' hergibt, so dass sich Globalisierung - als Globalisierung der wirtschaftlichen 'Imperative', in gewisser Weise auch als eine Lösung des Problems der ungleichen Einkommensverteilung in und zwischen verschiedenen Volkswirtschaften erweist.

Da diese Lösungen über den wiederum globalen Waren, Dienstleistungs- und Geldmarkt abgewickelt werden, sind sie jederzeit auch mit dem globalisierten Prinzip der formalen Demokratie problemlos vereinbar wie mit den Prinzipien der Menschenrechte usw., insofern, wer entsprechend diesen Rechten marginalisiert, ausgeschlossen, depraviert oder traumatisiert, letztlich auch eliminiert wird, in jedem Fall in Übereinstimmung mit den Menschenrechten marginalisiert etc. wird, während der Umstand, dass formale Demokratie und Menschenrechte nicht jederzeit erzwingbar sind bzw. nicht realisiert, einerseits wiederum recht gut als Kontrastprogramm in die politische Propaganda der besten und endgültigsten aller Welten eingebaut werden kann, als Mittel der Verblendung im mehrfacheen Sinn des Wortes für die Form der Herrschaft als auch das Bewusstsein der 'Bürger' (besser: der Gattungsexemplare), die ständig vor Augen gehalten bekommen, dass es viel schlimmer für sie kommen könnte, während die 'freie Berichterstattung sich dagegen verwahren würde, dass sie Element und Teil eines gigantischen Einschüchterungsapparats einer Herrschaft ist, die die entsprechenden Traumatisierungen ihrer Populationen auf dem Wege der 'Unterhaltung' und der Berichterstattung organisieren lässt und so gesehen nichts mit dem zu tun hat, was da geschieht, und als indirekt wirksame Mittel der Bewirkung von Einkommensverteilungen, die den Wünschen des Kapitalmarktes und des Produktmarktes bzw. denen des Geldmarktes entgegenkommen. In diesem Zusammenhang muss man auch erwähnen, dass es doch erstaunlich ist, wie sich die formale Demokratie als universale Herrschaftsapparatur zu bewähren scheint, lässt sie sich doch ganz offensichtlich ohne jeden innerhalb ihres Selbstbewusstseins bemerklichen Widerspruch allen Kulturen dieser Welt, allen Völkern und allen Sprachen, allen ethnischen Identitäten und allen sozial-psychologischen 'Randbedingungen' ohne Weiteres überstülpen.

Das scheint allerdings möglicherweise an einem immer mehr perfektionierten projektiven Mechanismus ihrer 'Eliten' zu liegen, deren Auftrag darin zu bestehen scheint, stets zu erklären, dass die unablässigen Katastrophen ganzer Populationen und Kulturen sich den uneinsichtigen Gruppen und den rückwärts gewandten Kräften verdanken, die ihren Absichten im Wege stehen und keine Einsicht zeigen, sondern sich gegen die Bekehrungsversuche zur Religion des Geld- und Kapitalmarktes stemmen. Auffälliger als dies ist allerdings die scheinbar ganz unverfängliche Unterstellung, wonach die demokratische Herrschaftsform unter allen Umständen die vorzuziehende sei, die das Selbsterhaltungsinteresse einer Population am besten zu besorgen gewährleistet, einmal ganz ohne Rücksicht auf die jeweilige Kultur gesagt, die ohnehin, bei genauem Hinsehen, wegen ihrer unauflöslichen Identität mit den Grundlagen der Identitätsbildung für den Einzelnen, der ihr angehört, mit dem, was das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit jeweils bedeutet, und mit dem gesamten Typ des Alltagslebens, den sie oberhalb der Verschiedenheiten, die sie generiert und aufrechterhält, in letzter Konsequenz auf der Strecke bleiben muss, indem im Gefolge der Einführung der allgemeinen Form der formalen Demokratie das mit ihr zwar implizit Mitgemeinte, aber nicht mit Gesagte und mit Angekündigte, nämlich die unvermeidliche Destruktion der autochthonen kulturellen Grundlagen, denen sie aufgesetzt wird, eben mit geliefert wird, ein keineswegs zufälliges oder Nebenprodukt, das sich bei sorgfältigerer 'Einführung' und 'gewachsenem Verantwortungsbewusstsein der Eliten' vermeiden ließe, sondern ein gewolltes, ein angezieltes, aber mit 'weiser Absicht' nicht propagiertes Ziel der mit ihr einhergehenden, in die Form einer sozialen Naturnotwendigkeit eingekleideten 'Modernisierung'. Ebenso wie die 'Globalisierung' ist die Bedeutung des Terminus also nicht zufällig von jener Unbestimmtheit, der sie als politische Leerformel von einem Format ausweist, gegen die die Sentenzen der Maobibel, die ja als Inbegriff solcher Leerformeln einmal exemplarisch dazu herhalten mussten, den Bedeutungsgehalt des Terminus 'politische Leerformel' zu erläutern, gerade zu als Volksweisheiten mit tiefer Bedeutung zu betrachten.

Die von urbanen Eliten für urbane Eliten geschaffenen Leerformeln der 'Modernisierung' und der 'Globalisierung' sind dagegen Dokumente einer Emanzipation der 'Wirtschaft`, des Business von der Politik, die auf 'das Volk' gar kein Rücksicht mehr nehmen müssen, sondern ihm durch die politischen Verwaltungen vorschreiben lassen, was für seine Existenz die Kategorien 'Raum' und 'Zeit' derzeit bedeuten. Man kann die beiden Termini als Grundbegriffe einer Unternehmensphilosophie und Unternehmenskultur verstehen, die Raum und Zeit als Anschauungsformen des totalen Geschäfts zur Grundlage, der Bedingung der Möglichkeit der Verabsolutierung der Kontingenz der Existenz des Gattungsexemplars gemacht hat, in der die Masse der Vereinsamten mittels des Gnadenversprechens der transzendenten Belohnung einer vorübergehenden Beschäftigung in einem Großunternehmen in den Jahren zwischen Erwachsenwerden und Klimakterium dazu angehalten werden, während der kurzen Zeit ihres Erdenlebens in den Ställen des Bildungssystems durch nachgewiesene gute Führung eines möglichst vorbildlichen Lebens sich die Chance diese Belohnung, diese Gnade zu verdienen, sich ihrer würdig zu erweisen, was, wie in jeder Gnadenlehre, nicht bedeutet, dass die Belohnung der vorbildlichen Führung auch notwendig folgt, insofern die gute Führung ja einen Wert in sich selbst darstellt, deer von sich her schon eine vollständige Belohnung darstellt, der gar nichts hinzu gefügt werden kann, so dass einen Anspruch auf diese Belohnung anzumelden schon als Hinweis auf einen Mangel an guter Führung gewertet werden muss, während andererseits das Moment der Präfiguration des Gnadenaktes der Aufnahme in das Elysium der Großorganisationen sich erst an seinem Faktischwerden materialisiert, und zwar ganz unabhängig von seiner Voraussetzung in einer guten Führung während des Erdenlebens, oder danach, denn in dieser Theologie gibt es auch ein Leben nach dem Tod, als Frührentner, das den Hades, die Welt der wesenlosen Schatten und der stummen Klage gibt.

Man kann diesen Unternehmensphilosophien alle Elemente einer Theologie entnehmen, die die Kulturen der Welt jemals hervorgebracht haben, und die hier ihre innere Konsequenz als Organisationsprinzipien einer modernen Welt, also ihr prognostisches Potential nicht nur, sondern auch die Hellsicht von Menschen beweist, die sich die Demarkationslinien, die der Grammatik durch den Unterschied der Tempi gegenwärtig sind, entsprechend ihren Fähigkeiten zur denkerischen Vervollständigung der menschlichen Welt lange vor ihrer praktisch-technisch betriebenen politisch vervollständigten formalen Organisation nach Art eines Raumes dachten, der von der Gegenwart aus durch verschiedene Trennwände physisch nur begrenzt und nur unter bestimmten Bedingungen zugänglich war, im Denken jedoch einen einheitlichen Raum darstellte, wie es der hypothetische Hyperraum einer relativistischen Physik auf dem gewähnten Wege zur grand unified theory ja auch ist, in dem dann alle möglichen Welten Platz finden sollen, so dass auch in diesem Denken dann der Raum wieder über die Zeit siegt, letztlich die Organisation, also ein organisatorisches Prinzip des organisierten Denkens der urbanen 'Intelligenz' über Zeit und Raum, in dessen virtuellen Welten - in my fathers house there are many mansions, each of them has a variety of doors - der Personalchef die grand unified role zugleich des Engels Gabriel, des Höllenhunds spielt, mit dem Unterschied, dass die Reihenfolgen anders gesehen werden.

Die Hölle existiert neben des Paradies der Unternehmenszugehörigkeit, das Purgatorium ist wie gehabt vor dem Paradies angesiedelt, und der Ausweisung aus dem Paradies folgt nicht das Arbeitsleben, sondern der Absturz in einen leeren Warteraum vor den Türen zum Hades, die der Tod öffnet, und die ins Nichts führen, das die Erlösung vertritt. Man kann erkennen, dass 'Unternehmensphilosophie' und 'Unternehmenskultur' ernstzunehmende Termini eines bereits realisierten ehrgeizigen universalen religiösen Projekts sind, Grundbegriffe einer innerweltlichen Theologie der Organisation nach den Vorstellungen einer urbanen 'Elite', das die menschliche, die Kulturwelt bereits über alle Prognosen aller erklärten Weltverbesserer hinaus und mit im Gegensatz zu deren Impotenz, die durch Absichtserklärungen lediglich zu überbieten suchten, was die Wirtschaft entschlossen realisiert hat, mit dem in Verwirklichung begriffenen Ziel einer wirklichen Gleichmachung aller Menschen - was nur auf dem allen gemeinsamen untersten Niveau einer gleichmäßigen Unterwerfung unter die von ihr durchgesetzten Gesetze der Proletarisierung und der Zusammenfassung auf dem einheitlichen Niveau der biologischen Existenz nach dem Ende des Menschen möglich ist - durch ihre gleichgültige Entwertung zu bloßen Gattungsxemplaren mit mehr oder weniger temporär nutzbaren Eigenschaften. Der Gott dieser Eliten heißt 'Geld'. Das ist durchaus ein Monotheismus, aber auch einer eigener Art. Während seine Darstellbarkeit in keinem Bilde möglich ist, bedient er sich des faktischen Polytheismus der Masse der Gattungsexemplare, die zu einer anderen Art des Weltverständnisses nicht imstande sind, um sich zu verwirklichen. Auf diese Weise wird der alte Streit, der vermutlich Tut'anch Amun schon das Leben kostete, nur nicht zwischen der polytheistischen Priesterschaft und dem monotheistischen Pharao, sondern zwischen einer monotheistischen Priesterschaft und einer polytheistischen Masse ausgetragen.

Die Überschwemmung der Welt mit Bildern ist die polytheistische Kehrseite eines gänzlich unsinnlichen Monotheismus der kaufmännischen Rechner, der sich mittels einer ebenfalls der Erscheinung entzogenen technisch-wissenschaftlichen Weltauffassung realisiert. Die Massenmedien, als Ausgeburt dieser Religion des Kalküls des Unsichtbaren jenseits der Erscheinungswelt, sind das Opium des Volkes, jenes Ersatzes für den Katholizismus oder andere solche Kombinationen, wie z. B. das Verhältnis von Mythos und Platonismus ihn repräsentieren, der ohne Mühe und in derselben politischen Funktion durch alle Transformationen hindurch, wenn es sich denn um solche handelt und nicht einfach um eine anthropologisch zu verstehende Reproduktion von allgemeinen Systemfunktionen des 'zoon politikon', das der homo sapiens ist, bzw. als konstante Systemreproduktionsbedingung, eben als Konstante der menschlichen Existenz in der Lebensform der 'Hochkultur' unabdingbar ist. es ist aber klar, dass unter diesen Umständen der revolutionär-kritische Gestus, der in der denunziatorisch verstandenen Bezeichnung der unausrottbaren Aussenseite - bzw. der der Masse zugewandten Seite der Erscheinung dieses Gottes, verstanden als Systemfunktion - als 'Opium' der Boden entzogen ist: es ist nur die natürliche Erscheinungsform, die auch die physische Welt selbst dem Wahrnehmungsvermögen der Gattungsexemplare bietet, und insofern betrifft sie ja auch die Alltagswelt der Monotheisten selbst, insofern diese wahrnehmende und Bedürfniswesen sind und bleiben. Wegen dieser universalen Stütze in der Wahrnehmung ist das polytheistische Erscheinungsbild der Welt eben mit dieser Evidenz ausgezeichnet, die das sogenannte Universale ist.

Und von diesseits dieses Erscheinungsbildes kann stets mit Recht darauf hingewiesen werden, dass es in der Tat für alle gilt, dass 'Geld allein nicht glücklich macht', dass niemand etwas von hier nach dort mitnehmen könne', 'dass der Tod alle gleich macht' usw. Es ändert dies jedoch auch nichts daran, dass die Masse der Menschen in erster Linie dem Oberflächenbild einer Welt verpflichtet bleibt, ohne das indessen als Mangel zu empfinden, während diese Welt selbst Prinzipien gehorcht, die diese Oberfläche zwar erzeugen, aber nicht selbst unmittelbar in ihr als ihre Elemente sichtbar werden oder vorkommen, begegnen, und dass es eine kleine Gruppe von Gattungsexemplaren gibt, die einer Religion gehorchen, die diese Prinzipien nutzt und entlang von ihnen die Welt gestaltet, soweit sie dazu imstande ist, und soweit sie damit auch unwillkürlich zustandekommende Resultate mit erzeugt, innerhalb eines Spielraums, der ihr von der Beschaffenheit dieser unsinnlichen Grundlagen selbst gesetzt ist. Paradox mag erscheinen, dass sie darin den griechischen Göttern gleichen, bis hinein in den Umstand, dass auch die so vorgestellt wurden, dass sie die Welt nicht geschaffen hatten und der Ananke, der Tyche unterworfen blieben. Nur dass sie nicht an eine Abstraktion ihrer eigenen Göttlichkeit glaubten oder der Welt, in der sie wie die Menschen, wenn auch zu anderen Konditionen lebten, einen Schöpfer substruierten. Das taten dann die Anhänger des Monotheismus.

'Sinn' ist kein Medium der Vergesellschaftung und des sozialen Austausches. Es ist sein problematisches Resultat. Sein Zustandekommen ist multifaktorieller Art. 'Sinn' entsteht aus verschiedenen Quellen, ist das Resultat verschiedener Mechanismen seiner Erzeugung. Man muss Sinn als eine stets problematische Relation betrachten, die auch wieder zerfallen und durch eine andere ersetzt werden kann. Das macht die Hypostasierung von Sinn zu einem Problem, das mehr Probleme erzeugt als es zu lösen vorgeben kann.

Die Fixierung einer einmal existierenden Relation solcher Art zu einem Sinn als solchem, von universaler Gültigkeit oder normativer Bedeutung ist unhaltbar. s ist eine selbst normative Einstellung, die diesen Eindruck zu erzeugen versucht, um bestimmte Relationen zu stabilisieren, der Problematisierung zu entziehen. Den Versuch, solche Relationen gewissermaßen durch Normierung verbindlich zu machen und zu verallgemeinern, nennt man gewöhnlich 'Kultur', oder, mit einem anderen, differenzierenderen Ausdruck, der verschiedene Formen zu unterscheiden bestrebt ist, 'symbolische Form'. Das folgt aus einer Untersuchung von 'Sinn' folgt seine Erhebung aus einer Lösung zu einem Problem.
Die ist durchzuführen. Weder Max Weber noch alles, was ihm mehr oder weniger bewusst in Theorie und Praxis folgt, liegen hier richtig.

Die Existenz der Sprache ist eine materiale Widerlegung der Behauptung der Existenz eines den Bedeutungen übergeordneten Sinnes. So universal ihren Theoretikern die Sprache als als übergeordnetes, die Individualitäten aus sich erste entlassenden, sie ermöglichenden wie in sich zurücknehmenden Mediums der Bildung von Identität und Individualität erscheinen mag, es ist eine perspektivische Selbsttäuschung, eine Ausgeburt des Wunsches, daraus etwas abzuleiten über die überindividuelle Materialität von Bedeutungen. So hilfreich die Unterscheidung von 'symbolischen Formen' für die Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften auch sein mag, so ist die Verdinglichung und endlich die für Gelehrte (letztlich alle Brahmanenkasten) so typische Hypostasierung ihrer aus sorgfältiger Isolation vom Leben entstandenen von 'Sinn', 'Geist' oder 'Sprache' bzw. 'Bedeutung' doch ein Sprung aus der Welt des Wirklichen in eine Gelehrtenmetaphysik, in der es dann von solchen 'Entitäten' wimmelt.

Am ehesten noch ist 'meaning' als Grundbegriff einer Theorie der Bedeutung brauchbar, und zwar deshalb, weil er dem am nächsten ist, was Bedeutung bedeutet: Den praktischen Gebrauch von Zeichen zur Darstellung und Mitteilung von Etwas durch eine/n, der/die diesen Gebrauch situativ von den zu Verfügung stehenden Mitteln machen. Der 'Rest' ist eine Sache für Priesterkasten.
Das wirft auch ein Licht auf die Grundbegriffe der Hermeneutik: Wenn 'Verstehen' heißt, Eindrücke mit dem eigenen Bedeutungsgefühl empfangen, und sich über die Sätze der Logik bis in die Kunst hinein so auffassen lässt, dann ist alles Verstehen ebenso wie alles Verstandene, sein 'Sinn' zunächst Hypothese, ein Produkt einer ebenso komplexen wie individuellen Projektion. Damit erhalten wir einen Anschluss an die erkenntnistheoretische Bedeutung der sogenannten Abwehrmechanismen, wie sie Anna Freud beschreibt.

Habermas' Theorie der Sozialisation ist möglicherweise durch verschiedene 'Eigenschaften' dem Problem der Unterscheidung zwischen wahr und falsch, bzw. falsch und richtig entzogen, und zwar deshalb, weil ihre Pointe darin besteht, dass sie bei einem Zwang zur Wahl bestimmter Bildungsbestände, Mittel der Mitteilung im weitesten Sinne, versucht, etwas mitzuteilen, das sich selbst als Grenzproblem des Mitteilbaren einzig zur Darstellung bringen lässt. Wenn man also auf die Schemata der Sozialisationstheorie, auf die eigenartig bürokratisch wirkenden Stufen der Identitätsbildung starrt, oder auf die problematisch Unterscheidung zwischen strategischem und kommunikativem Handeln, dann kann man unter bestimmten Voraussetzungen, die die Theorie ja auch behandelt in die Lage geraten oder darin befangen bleiben, dass man den Grenzbegriff, auf den die Mitteilung hinzielt ohne ihn positiv benennen oder auch nur darstellen zu können, aus Gründen, die nicht mit der Impotenz des Theoretikers oder der mangelnden Eignung der Mittel zu tun haben, sondern mit der Eigenart dessen, worum es geht, in einer Projektion stecken bleibt, die man aber in der Form einer Eigenschaft der Theorie wahrnimmt.

Wenn man die von der Theorie behandelten Stufen der Identitätsbildung von ihrem Endpunkt, dem Schlussstein aus betrachtet, einem Aussichtspunkt, von dem man nach einem Diktum Wittgensteins nach einem langen Aufstieg mittels einer Leiter erreicht, die man, 'oben' angekommen, wegwerfen kann, weil räumliche Metaphern eben keinen sozialen oder für das Leben erheblichen unmittelbaren Sinn haben - das soll mit der paradoxen Formulierung ja gesagt werden - und weil man sich gewissermaßen nicht irgendwie überhoben, sondern auf ebenem Gelände wiederfindet, auf dem das Leben für Leitern - mithin für Mittel, mit denen sich ein Aufstieg organisieren oder bewältigen ließe - keinen Verwendungssinn hat, dann ist ungeachtet alles dessen, was sich gegen die Darstellung solange einwenden lässt, wie man die Mitteilung unverständlich finden muss, weil sich 'der Ausgang nicht gefunden hat', und was sie falsch, als Zumutung erscheinen lassen kann, oder als aus diesem oder jenem Grund in Gegensatz bringt gegen die sei es auch intuitiven Affinitäten und Aversionen, die man für diese und gegen jene Darstellungsmittel empfinden kann, aus Gründen, die durchaus ihr Recht in einer Erfahrung haben können, aber auch in ebenso wenig einfach abzutuenden kontingenten Umständen der Rezeption, der Zusammenhänge, in denen man mit solchen Mitteln vertraut gemacht wurde oder zusammenstieß - nichts ist u. U. schwieriger, von einem Feind zu lernen, worin er das Realitätsprinzip gegen den eigenen Wunsch vertritt.

Um das zu präzisieren: In einem karrieristischen Betrieb, in dem ein Kampf um knappe Positionen und Lebenschancen einsetzt kann z. B. die 'Theorie der kommunikativen Kompetenz' derart fungieren, dass sie von Kompetenten gewissermaßen mit einem Darstellungs- und Interpretationsmonopol belegt werden, das den Gebrauch, der von den Beständen gemacht wird, ein vollständig anderer ist, als das, was sie besagt. Unter solchen Umständen macht jeder, der damit 'konfrontiert' ist, einen komplexen 'Lernprozess', der die Bedeutungen des verwendeten Bestandes nicht unbeeinflusst lässt, und der eine Bedeutungsschicht hat, die sich aus dem Gebrauch, der von ihnen gemacht wird, ablesen lässt, und eine, die sich aus ihrem immanenten Sinn ablesen lässt, vorausgesetzt einmal, er lässt sich vereindeutigen.

Wie z. B. betrifft unter diesen Umständen die theorieimmanente Unterscheidung von 'strategischem Handeln' und 'kommunikativem Handeln' das Handeln der Personen, die Gebrauch von der Theorie machen in einem strategischen Sinn, wenn man die Unterscheidung der Theorie auf das, was sie tun anwendet, indem man es als Handeln versteht, und was bedeutet es dann, wenn sie unter Verwendung der Bestände 'darauf bestehen' (und das nach Möglichkeit unwiderlegbar zu machen versuchen mit den Mitteln der Theorie und unter Berufung auf ihren Wahrheitsbegriff, von dem wiederum ein bestimmter Einsatz erkennbar zu werden scheint, der wiederum als Eindruck durch den 'zwanglosen Zwang des besseren Arguments' unter Umständen eliminiert werden soll aus dem Bewusstsein der 'Partner' solcher Veranstaltungen, die durch Rahmenbedingungen charakterisiert werden können, die auf den Aspekt des Karriere-, des Konkurrenzbetriebes abheben, der nach den Regeln eines Tenniscup organisiert ist, während wiederum erklärt wird, es handele sich um einen Diskurs, also schlicht um einen anderen Typ von Situation) dass dies ihr Handeln vielmehr eine hermeneutisch zu verstehende Angelegenheit sei, und wenn überhaupt Handeln, dann jedenfalls nicht strategisches, sondern kommunikatives? Und wie betrifft dann das, was sich dabei ergibt, die analytischen Unterscheidungen, die die Theorie an Handeln und Verstehen heranträgt, indem sie sie unterscheidet wie Sinnverstehen und Interpretation einerseits, Interaktion andererseits? Und endlich, welchen Status hat unter solchen Umständen die Theorie selbst, wenn man ihre eigenen begrifflichen Unterscheidungen nun mittels einer Iteration auf sie selbst anzuwenden versuchen muss, um sie als Handeln oder Interaktion, im kommunikativ oder strategisch verstandenen Sinn auffassen können will?

Die Randbedingungen, die die Anwendung der Theorie steuern, sind nicht von ihrer Bedeutung zu trennen. Es ist vielmehr dort, wo auf dieser Trennung bestanden wird, verstärkt davon auszugehen, dass die Trennung einen Sinn hat, nämlich den, zu verhindern, dass die Theorie und ihr verstehbarer möglicher Sinn angewendet werden auf das gesamte Arrangement. Der Disput um den Anwendungsbereich bzw. die Legitimität oder Illegitimität dieser Anwendung bzw. des Sinnverständnisses ist daher selbst als Gegenstand eines hermeneutischen Sinnverständnisses bzw. als Disput über die Legitimität der Hermeneutik der Situation selbst zu verstehen, in der die Theorie eine sei es noch ganz ungeklärte Rolle spielt oder vielmehr selbst zum Problem eines Sinnverstehens oder eines Verstehens von Handlungen und Handlungsvoraussetzungen in Gestalt sowohl der Organisation als auch der Gesamtverfassung bzw. des Selbstverständnisses der Positionsinhaber wird, die auf eine eigentümliche Weise die Theorie und den Zusammenhang, in dem sie fungiert, und der nicht identisch ist mit dem, was man gelegentlich über seinen gemeinten Sinn überschiessend und auf bezeichnende Weise ungenau dann den 'Kontext' nennt, so als handele es sich bei dem gemeinten, sei es dem faktischen oder auch dem begrifflich korrekt umrissenen Zusammenhang lediglich um einen so oder so zu verstehenden Text. Anders gesagt: Die Situation der Hermeneutik, ist das dasselbe wie die Hermeneutik der Situation? Und soweit das eine Ethik des Lehrens und Lernens enthielte: Ist die Situation der Ethik auch identisch mit der Ethik der Situation? Und was bedeutet es, wenn die Autorität, die die Situation und damit das Sinnverständnis durch ihre Interpretationen und Handlungen steuert, auf die Einführung der Fragestellung nicht reagiert oder sie eliminiert, zum Kampf antritt oder antreten lässt?, bzw. mittels anderer Mechanismen verhindert, dass die Frage überhaupt - nicht nur von ihr nicht - wahrgenommen wird, von ihrer Behandlung ganz zu schweigen?

Um den Problemen des Sinnverstehens, der Sprache und der Bedeutung etwas näher zu kommen, betrachten wir einen Ausschnitt aus der Geschichte der Theorien der Bedeutung. Die Unterscheidung von Extension und Intension einer Bedeutung muss uns hier zunächst nicht so sehr interessieren. Stattdessen erinnern wir an das bekannte Beispiel, das Bedeutung durch die Illustration verständlich zu machen sucht, die die Einheit eines Bezugsobjekts in Kontrast bringt zu den verschiedenen Möglichkeiten, sich mittels einer Formulierung, eines Satzes darauf zu beziehen. Dabei ist eine 'apophantische Logik' bereits als Metatheorie der Sprache unterstellt, also eine Theorie der Sprache, die aussagenlogische Theoreme zugrunde legt. Bekanntlich `bedeuten' unter diesen Umständen 'der Abendstern' und 'der Morgenstern' dasselbe, nämlich das Erscheinungsbild des Planeten 'Venus' am 'Himmel'. Bei näherem Hinsehen ist sofort die Problematik dieser Formulierung zu erkennen. Zunächst ist unklar, wie diese Formulierung, die die Identität zweier auf den ersten Blick ganz verschiedener Objekte behauptet, zu der ihr unterlegten allgemeinen Theorie der Sprache bzw. der Aussage zu stehen kommt. Ferner bleibt undeutlich, wie diese 'Identität' gedacht ist: 'Ergibt' sie sich so, dass ein reales Objekt zwei verschiedenen Bezeichnungen unterlegt wird, indem - etwa mittels Beobachtung - festgestellt wird, dass es sich 'in der Tat' um ein und dasselbe reale Objekt handelt, das nur, je nachdem, ob es am Abendhimmel oder am Morgenhimmel sichtbar ist, als etwas je anderes identifiziert wird, etwa irrtümlich?

Oder ergibt sie sich so, dass zwei Bedeutungen, die sich auf ein je anderes reales Objekt zu beziehen scheinen, sich 'in der Tat' auf ein und dasselbe beziehen, und zwar so, dass dieses 'Selbe' seinerseits als 'Bedeutung' verstanden werden muss. Ja nachdem, wie man sich das zu denken hat, haben wir es mit ganz verschiedenen Theorien der Sprache zu tun. Während die erste die Bedeutungen jeweils an einen Realismus der Objekte anschließt, von dem her Identität der Bedeutung verschiedener Aussagen festgestellt werden kann, entspricht die zweite einer Theorie der Bedeutung, die Identität von Bedeutungen an einer Hierarchie von Bedeutungen und an entsprechend dieser metatheoretisch übereinander angeordneter Stufen von Bedeutungskomplexionen auszumachen bestrebt ist, die so angeordnet sind, dass die jeweils übergeordnete Stufe erlaubt, über solche Identitäten von Bedeutungen ihrer jeweils niedrigeren oder aller jeweils niedrigeren Stufen zu entscheiden. Die erste argumentiert gewissermaßen vor dem Hintergrund von Beobachtungen, die die Identität eines Objekts postuliert, indem sie Beobachtungen, also methodisch organisierte Wahrnehmungen zu einer neuen Theorie des Objekts zusammenfasst, oder eine solche, schon existierende Theorie durch Schlüsse aus solchen Beobachtungen als bestätigt voraussetzt, um die Identität eines Objekts festzustellen, und von dort her die Identität verschiedener Bedeutungen, die sich auf dieses Objekt beziehen, festzustellen.

Aber auch 'der Abendstern' ist eine komplexe Bedeutung: Ihr entspricht eine Beobachtung, nicht nur eine Wahrnehmung, wenn man voraussetzt, dass einer Wahrnehmung genaugenommen nur eine potentielle Beobachtung, mithin auch nur eine potentielle Bedeutung entspricht, also auch hier eine Aufstufung von Stufen der Bewusstwerdung vorauszusetzen ist, die von einer irgendwie im Bereich der Wahrnehmungsorgane vorkommenden Mitgegebenheit - in dem Sinne, in dem etwa in der Reichweite der Wahrnehmung eines Rindes auf der Sommerweide 'der Abendstern' ganz unleugbar vorkommt - eines unter anderen (subjektiven) Umständen bewusst wahrgenommenen Objekts - etwa in dem Sinn der Formulierung: "Sieh' doch den leuchtenden Stern dort oben." - bis zu der Formulierung: "Das ist der Abendstern" ein über Stufen der Wahrnehmung, Bewusstwerdung einer Wahrnehmung, Mitteilung einer Wahrnehmung, Identifizierung verschiedener solcher Wahrnehmungen zu verschiedenen Zeitpunkten von verschiedenen Orten aus und an verschiedenen Orten bis zur Identifizierung eines in diesen verschiedenen Wahrnehmungen als identisch Erkannten: 'Das ist der Abendstern', ein Stufenweg von Identifizierungsakten führt, der sich endlich zu der ungemein voraussetzungsvollen Behauptung zusammenfasst, der die 'Identität' von 'der Abendstern' und 'der Morgenstern' zu der Metaidentität des Objekts 'der Planet Venus`, oder 'der von dem Zentralgestirn aus gesehen zweite Planet desjenigen Sonnensystems, in dem der Standort des Beobachters auf dem dritten situiert ist' das in dieser oder jener Galaxis dieser oder jener Untergruppe usw. derzeit an dieser oder jener Stelle in diesem so und so bestimmbaren Hauptarm liegt usw., mit jenem Potential an Präzisionsmöglichkeiten, die endlich in einer umfassenden Theorie auslaufen oder zusammengefasst gedacht sind.

Wenn man es sich etwas vereinfachen will, dann kommt man in Bezug auf die zweite Theorie der Bedeutung zu dem Ergebnis, dass sie sich auf eine ähnliche Hierarchie als Ordnungsschema bezieht, die sich hier lediglich etwa anders, nämlich als Hierarchie von aufeinander bezogenen Bedeutungen darstellt, bzw. von aufeinander bezogenen Schemata der Ordnung von Bedeutungen, die ihrerseits festlegen, in welchem Verhältnis Bedeutungen zueinander stehen, so dass sich ggf. sagen lässt, warum bzw. dass z. B. eine Bedeutung - 'der Planet Venus usw.' - die Identität z. B. zweier anderer 'feststellt' und festzustellen in der Lage ist. Man kann sich hier fragen, ob die übereinander angeordneten Schemata, die Bedeutungen auf diese Weise ordnen, ihrerseits Bedeutungen sind.

Was ihre Funktion betrifft, so ist sie mit der hierarchischen Anordnung von Bedeutungen in einem hierarchischen System gleichzusetzen, das sich von der 'Wahrnehmung' und Beobachtung bis zur Identifizierung bzw. der Identifizierung verschiedener Identifizierungen bis zur Einheit eines identischen Objekts erstreckt, das sich als Element einer objektiven, transmentalen und mithin auch jenseits aller Bedeutungen zu denkenden (!) oder vorzustellenden (!) Objektwelt, also in der Bedeutung eines Moments einer objektiven Realität enthüllt. Die Angabe eines bedeutungstranzendenten oder - transzendentalen Bezugspunkts für alles Bedeutungsverstehen hat alle bekannten Vor- und Nachteile dieser theoretischen Konzeption, die man an den gegenwärtigen Spekulationen der Astrophysik auf dem Wege zur 'Grand Unified Theory' beobachteen kann.

Das zwingend unvermeidliche Manöver der theoretischen Anstrengung, sich selbst in Richtung auf ihren transtheoretischen Fluchtpunkt zu überwinden um in einer Realität aufzugehen, die die Theorie hinter sich lässt, erzeugt prächtige Blüten und phantastische Hybriden. Ihr unvermeidlicher Abstieg in die Mythologien der 'Science Fiction' und der Besessenheit vom 'Leben auf fremden Planeten', den Phantasien einer technologischen Hyperzivilisation, die uns aus dem All entgegenkommt, mit all den irdischen, geradezu klinischen Erscheinungsbildern, die sich an diese Phantasien von 'Aliens' in einem enormen Ausmaß geheftet haben, einer Mythologie der wissenschaftlich-technologischen Postmoderne, mit denen eine von der Raumfahrt berauschte Population von der Unterhaltungsindustrie überzogen wird, deren Zweckmäßigkeit als Wissenschaftspropaganda unter den Bedingungen einer Demokratie weniger noch als in kameralistischen Monarchien vermeidbaren Rücksichten auf politische Opportunitäten und Anpassungszwänge kaum übersehbar ist, und die die kühnsten Phantasien der romantischen Philosophie in der Formulierung des frühesten Systemprogramms des deutschen Idealismus so weit übertreffen wie die Signalübermittlungsmaschinerien die Bildungveranstaltungen und die literarischen und künstlerisch-ästhetischen Produktionsmittel des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts die derzeitigen (aber nicht nur im quantitativen, auch im qualitätiven Sinne, wozu noch vieles zu sagen ist), und so, wie die sich abzeichnende Geschichtslosigkeit der um die 'diachrone Achse' gebrachten Nivellierung aller 'Kulturen' auf die fiktive 'Ebene' der Synchronie, die die 'cultural anthropology' so disponiert macht zur Grundlage von Unterhaltungsprogrammen, die alle Kulturen und alles Leben, sei seine Existenz nun hypothetisch oder geschichtlich, oder zukünftig, auf die Ebene der prinzipiellen Verstehbarkeit durch den durchschnittlichen Collegeabsolventen einer US-highschool gebracht hat, der mit einem Spähtrupp der US-Army unterwegs ist in Raum und Zeit, und auch noch so, wie die mit diesen wissenschaftlichen Disziplinen (der Astro- bzw. Kernphysik und der cultural anthropology) zu einem Neomythologie verschmolzene Psychoanalyse in ihrer unter dem Eindruck des erkenntnistheoretischen Pragmatismus und der Gentechnologie sowie den politischen Steuerungsinteressen an der Bildung der Population und der Theorien der 'künstlichen Intelligenz', die die Büromaschinenindustrie hervorgebracht hat, die allgemeine soziale Evolution in Richtung auf eine Entsublimierung beeinflusst hat, die sich bestens mit den politisch korrekten Bedarfslagen deckt, die die Bedeutung von 'Freiheit' auf den Zwang zum sozial konformen, am allgemeinen Erfolgsprinzip orientierten 'positiven Denken' ausrichten, dessen Sinn ein Konsum ist, dem ein Wirtschaftswachstum zugrunde liegt, das auf einem unkontrollierten Naturvorgang beruht: Dem exponentiellen Wachstum der Weltbevölkerung angesichts erwartbarer Energieverknappung: Rückkehr zur Natur, als Preisgabe eines vermeintlich zur Disposition stehenden Konzepts der Orientierung an 'Vernunft', deren kürzest mögliche Definition vermutlich die Formel: 'Selbstbegrenzungsfähigkeit' ist. (Diese Fähigkeit ist offensichtlich auch in der Wissenschaft selbst verlorengegangen mit der Liquidierung des (europäischen) Konzepts der Vernunft als der diese kontrollierenden Instanz.

Wenn man z. B. die kosmologischen Spekulationen untersucht, in der sich die Physiker vorgewagt haben, z. B. in der Folge von Stephen Hawking, dann kann man den erkenntnistheoretischen Bedenkenlosigkeiten, die das Selbstbewusstsein dieser Technologengruppe vermutlich wegen der amplifizierenden Auswirkungen, die die Nähe zur politischen Macht, und der Auftrag, ihre Realitätsgrundlagen wissenschaftlich zur Geltung zu bringen sowie der Erfolg des Wasserstoffbombenbaus mitsamt seinen weltpolitischen Konsequenzen, der mit einem geistigen Mitbesitz an der von ihr zu einer Schöpfung erhobenen ultimativen Waffe unvermeidlich sind, dann kann einem klar werden, wohin sich die Inflationen dieses wissenschaftlich gepolsterten Selbstbewusstseins versteigen können, und welche Auswirkungen das haben kann, wenn und weil es auf dem Wege über Wissenschaftspropaganda zu einer Mythologie wird, die die Massen ergreift. So gesehen scheinen die US-Amerikaner in einem weit umfassenderen Sinn als Amerikaner verstehbar zu sein denn von ihrer ohnehin an Bedeutung abnehmenden Abstammungsgeschichte von europäischen Populationen.)

Bedeutungstheorie behandeln. Syntax, Semantik, Pragmatik, sprachimmanent reduziert, ignoriert den Umstand, dass Sprache, als Handlung, durch den pragmatischen Aspekt der Sprachtheorien der Bedeutung nicht erfasst werden kann. Der Handlungssinn, den Sprache als Handlung je hat oder haben kann, wird durch die Handlung, die sie ist, und nicht durch den pragmatischen Sinn, den sie unter anderem in einem ihrer Bedeutungsaspekte auch haben mag, insofern etwas bedeutet, bewirkt, erzeugt. Dieser 'Sinn' ist nicht identisch mit der pragmatischen Bedeutungsschicht eines Satzes.

Darüber hinaus ist zu klären, ob 'Theorie' eigentlich einen Bedeutungsrahmen bedeutet, der über den Sinn von Bedeutungen entscheidet oder zu entscheiden erlaubt, und insofern selbst irgendwie 'Bedeutung' ist, oder ob über Bedeutungen zu entscheiden mittels eines Rahmens, von diesem Rahmen anderes fordert, oder nicht fordert, als selbst Bedeutung zu sein. Wenn es nicht gefordert ist, kann es auch etwas anderes sein. Wenn dieser Rahmen selbst Bedeutung ist und sein muss, dann ist es wieder anders. Wie ist es aber dann? Das ist zu untersuchen. Der Durchbruch, der den Sinn von Sprache als Handlung von der Bedeutung im Sinne der Sprachpragmatik fundamental unterscheidet, ist von kaum zu unterschätzender Bedeutung. Er wirft nämlich ein Licht auf die Wiederkehr der Rhetorik, anders gesagt, er wirft ein Licht auf die Funktion der Hermeneutik jenseits immanenter hermeneutischer Kriterien eines in sich kreisenden sprachimanenten Sinnverstehens.

Eine Metatheorie der Theorie der Bedeutungen, die ihre Begründung in einer Hierarchie von Bedeutungsebenen sucht, ob sie nun realistisch orientiert ist oder das Verhältnis von Realität und Bedeutung bedeutungsimmanent zu beantworten versucht, liquidiert letztlich durch eine Technik der Gleichschaltung die lebensweltlich bedeutsamn Unterscheidungen.

Die Behauptung, die Bedeutung von 'der Abendstern' und 'der Morgenstern' seien 'extensiv' identisch, während sie 'intensiv' einen Unterschied ausmachen, rettet die lebensweltlichen Bedeutungen nicht vor der Maginalisierung, die schon kaum mehr ist als die Duldung von irrelevant gewordenen Beständen, die sich morgend von selbst erledigt haben werden. Sie als 'lyrische' Ausdrucksgebärden zu behandeln, ignoriert einerseits die Eigenart der lyrischen Kunstsprache und des Metapherngebrauchs, bzw. des bewussten Sprachgebrauchs der metaphorischen Schichten der Sprache, die mit der lebensweltlichen Orientierung auch nicht gleichzusetzen ist, wenn ein Gedicht z. B. vom Gesang der Nachtigall spricht, und sich dabei nicht auf darwinistische Evolutionstheorien des Lebens und der Artenentwicklung, Selbstbehauptungskonzepte einer entsprechend ausgelegten Biologie und genetisch-biologische Theorien der durch Ausdrucksverhalten sich zur Darstellung bringenden Partnerwahlbestimmungsgründe paarungsbereiter Gattungsexemplare von Tierarten bezieht, die ja ihrerseits ganz offensichtlich nahe zu keinen Einfluss zu haben scheinen auf die Art, wie Menschen ihre Wahlentscheidungen treffen, ihre musikalischen Vorlieben etwa in der Popmusik begründen sowie die Kaufentscheidungen, die sie in diesen Konsumbereich treffen, wie sie einen Redner, ihre Lehrer oder ihren Bankberater oder Versicherungsagenten wahrnehmen usw.

Die Theorie der Automaten und ihre logischen Funktionsprinzipien, die sich in physikalische übertragen oder diesen aufpfropfen lassen, werfen sowohl ein Licht auf den Unsinn des Psychologismus und auf seine historische Erledigung (Der Gegenstand der Psychologie ist ein Zerfallsprodukt der Religionen, die sich an der Wahrnehmung von Störungen der menschlichen Bewusstseins- bzw. Weltorientierungsfähigkeiten festgesaugt hat, entlang von Affekten, die sich mit der Hoffnung ein solides Fundament im menschlichen Illusionsbedarf verschafft hatten und aus diesem die Auswanderung in die bzw. eine erfolgreiche Invasion der physischen Realitäten versuchten.

Psychologie ist insofern eine nach einem Rückzug begradigte Frontlinie, die sich dort als Wissenschaft einzurichten versucht, in einem Zwischenbiwak im Nirgendwo und auf der Suche der Biwakierenden nach einer Heimat, in der sie sich einzurichten vermögen, im Dunkeln und bei Ebbe. Die Geisterseherei, die einen Gegenstand zu erkennen glaubt ist ohne Gegenstand. Er existiert nur durch die sprachliche Fixierung der Phantasmen, die der angestrengte Blick dem Auge vorgaukelt, dem der Wunsch endlich das Material liefert, so dass es 'sehend' wird.
Das sogenannte Seelenleben ist ein Abfallprodukt, eine neben den leistungsfähigen Orientierungsfunktionen und in sie auch intervenierenden, daher oft nur mit Mühe von ihnen zu unterscheidende Störung oder Komplexion solcher Störungen. Ihre Überbewertung und Erhebung zu einem Gegenstandsbereich sui generis, sei das nun in Gestalt einer Religion, einer Kultur oder einer Wissenschaft bzw. gar ganzen Aggregaten von solchen, verdankt sich der Wichtigtuerei und dem ihm korrespondierenden Bedürfnis nach Wichtigkeit, sowie ihren Bedingungen ihrer Möglichkeit in einer verselbständigten Sprache und deren Verdinglichung zur Schrift.
Jede Zusammenstellung von Wortmaterial liefert endlich auch einen Sinn. Damit ist der Mechanismus des Zustandekommens von 'Sinn' als einem scheinbar vom menschlichen Wahrnehmungsvermögen ablösbaren selbständigen Gebilde aber nicht ausreichend geklärt...


Politik als Terror.
21.05.2000

Politik und Kultur sind nicht dasselbe. Man muss den Eindruck haben, dass vor allem die Politik das 'ganz anders sieht', nämlich entweder so, dass hier vielmehr, anstatt einer Differenz, Identität 'herrscht', und zwar mit Politik, oder dass ein Unterordnungsverhältnis besteht, nämlich der Kultur unter Politik. Während man durchaus sagen kann, dass Politik den in einer bestimmten Sozialphilosophie so zwanglos beliebten 'Imperativen' folgt, und zwar ganz ohne Rücksicht darauf, wer diese setzt und warum, folgt Kultur, als eine Erbschaft, die man nicht ausschlagen kann ohne zugleich darauf zu verzichten, das Leben 'anzutreten, das einem so großzügig 'geschenkt' worden ist - mit dem Nebensinn von geschenkt, das die Umgangssprache, die einmal der Volksmund war, dafür bereit hält, in dem Sinne von: Das Leben?: geschenkt! - keinen Imperativen, sondern bildet einen Komplex von zusammenhängenden Bedeutungen, die sich im Verlauf eines Lebens - wir verzichten hier auf den Ausdruck Sozialisation, weil er einen den Brahmanenkasten möglicherweise sympathischen Überhang an Verfügbarkeit und Rationalität an einen Vorgang heranträgt, der dem darin enthaltenen Wunsch der Sozialtechnologen nach Verfügung über eine Population eher folgt als dem, was man Menschen wirklich verfügbar machen kann, aller Aufklärung und Verwissenschaftlichung zum Trotz.

Der rationalistische Mythos, der in dem Terminus 'Sozialisation' schon unterhalb der Stufen einer Zurechtmachung des Standardnormallebens des Gattungsexemplars nach den Vorstellungen von Personalentwicklern, kaufmännischen Rechnern - der Krone der Schöpfung - und modernen Sklavenhaltern in Unternehmen und Bürokratien zu 'sozialwissenschaftlich' aufgemachten Ausweglosigkeiten bis zur 'postkonventionalistischen Identität' investiert ist, ist angesichts der beobachtbaren Verläufe als wissenschaftlicher Schematismus lachhaft, und als Normierungsimperativ genau genommen kriminell gegenüber den mittels seiner eingeordneten Individuen: Er repräsentiert innere, begrifflich 'vermittelte' lebenslange Gefangenschaft, die man getrost auch als begriffliche Nachfolgeorganisation anderer politischer Vorgänger auffassen darf, gegen alle humanen Absichten, mit denen sich das herausputzt, gar im Namen der gerade darin abgeschafften Freiheit. Wir kommen noch darauf zurück.

Wenn und sofern (noch) etwas aus kultureller Erbschaft folgt, oder noch schärfer: überhaupt folgen darf, zum Beispiel mit Rücksicht auf die 'Imperative der Politik', so sind diese Folgen Kompromissbildungen aus diesen Auflagen, unter denen die Kultur dann steht, und den logischen 'Folgen', im Sinne von Konsequenzen,die ihre Eigenverfassung sei es auch unterschwellig hat, die sie haben muss, wenn und weil sie auch Setzungen enthält, die nur übergangen werden können um den Preis einer mehr oder weniger schwerwiegenden Verwirrung der seelisch-geistigen Verfassungen derer, die dergleichen möglicherweise Unzeitgemäßes als Erbschaft aufgebürdet erhalten. Die Kompromissbildungen kompromittieren vor allem diese Erbschaft selbst. Das ist ja auch u. U. in der Korrumpierung verfolgte Absicht.

Sozialisation ist der sozialtechnologische Ausdruck in erster Linie für einen professionellen Optimismus, der übersieht, dass das damit materialiter Gemeinte nicht erst angesichts der Kontingenzen sozialer, seelisch-organischer und kultureller, intellektueller und geographisch-politischer Art - Man betrachte das bitte vor dem Hintergrund der Art, wie mit demselben, dort ebenso wenig gerechtfertigten Optimismus, aber in ganz anderer Hinsicht etwa von Globalisierung und Modernisierung geredet wird bzw. wurde und bemerke, wie die eine Diskussion so gut wie die andere nicht nur die Inkompatibilitäten der Bedeutungsgehalte in Bezug aufeinander übergeht, sondern auch dort, wo sie auf einen ihnen gemeinsamen Gegenstandsbereich bzw. Vorgänge bezogen sind, auf je ihre Weise ihre je eigene Rationalität rationieren, eben im Dienst eines professionellen Optimismus von Verwaltungen, deren Rechtfertigungsbedarf für das was sie ohnehin tun ihnen die Sichtweise und auch die Ignoranz gegenüber dem diktiert, was im einen wie im anderen Fall ignoriert wird, nämlich die Einzel- und Massenschicksale, die das bewirkt, und die von den Betroffenen teils oder gar überwiegend ganz anders erlebt und beurteilt werden als von den Bürokratien und ihren verbeamteten professionellen Vordenkern, die gewöhnlich, nach einem langen Anpassungsvorgang, den ihre Karrieren mit dem entsprechenden Lebenserfolg 'krönen', genau wissen, was von ihnen erwartet wird und das dann entsprechend zwanglos produzieren können, so wie Blattläuse Zuckersaft absondern, wenn sie von ihren Gastgebern, bestimmten Ameisenarten, an den entsprechenden Stellen gekrault, und nicht verspeist werden. - Die 'Sozialisation' ist nur als Schicksal angemessen zu verstehen. Es ist der umfassendere und richtigere Begriff gerade deshalb, weil er das Unverfügbare, sowohl für die Erzieher - je optimistischer sie sind, desto mehr - als auch für die Objekte so verstandener Erziehung weit besser verstehbar macht, ja, überhaupt erst wieder auf angemessene Weise in den Blick rückt. dasselbe berücksichtigt ja auch die Überlegung, dass sich womöglich eine Entwicklung der 'Menschheit' konstatieren lässt, aber kein Ziel. Es ist nur das nur scheinbar ein Anlass zu positivem Denken, zu Optimusmus. In der Tat ist es schon der Schatten der Resignation auch des technognomen Optimismus, die Resignation vor der Natur, auch wenn und wo sie vorerst noch nach der Art des Vorgartens - als 'Umwelt'- den politischen Denkern und den Betriebswirtschaftlern zur Verfügung steht.

Wir werden daher im Folgenden den Sozialisation und Evolution auf den Begriff des Schicksals, das Unverfügbare Ausstehende hin interpretieren und diese Termini von dorther verstehen. Damit machen wir die Folgen der bürokratischen Weltgestaltung als zu verantwortende geltend und führen sie vor allem als zu antizipierende, aber nicht zu eliminierende Nebenfolgen, als das unbedacht mit produzierte und bewirkte in den engen Belichtungsraum der Bewusstheit der Handelnden ein, aber nicht als nun daher, weil es antizipiert werden kann, auch schon als das Verantwortbare oder gar zu kalkulierende.

Zwangslage der Generationen, die in den kulturellen Bruch hinein erzogen wurden und zwischen die innenpolitischen Strukturen (konsolidierter Narzißmus als formale Demokratie, fragmentarisierte Kontinuitäten einer von den Bürgerkriegsparteien und den Siegern erledigten Kultur) und die politischen Imperative der Politik der Sieger und der von ihnen ausgehenden kulturellen und zivilisatorischen Einflussnahme gerieten und auf diese Weise stabile soziale, kulturelle und seelisch-intellektuell ungebrochene Identitäten gar nicht entwickeln konnten, während sie ihnen von einer formalen Soziologie vorgeschrieben wurden anhand von 'Schemata', die schon auf dem Papier grauenerregend sein mussten, nicht zuletzt, weil sie den Sinn und die Wirkung von Todesurteilen hatten, die ohne Prozess, von dem da im Kontext, ja in der Komposition mit 'Sozialisation' so gerne geredet wurde, wie überhaupt die Prozessmetaphorik ein Hinweis darauf ist, welche Generationen sich da eigentlich sich dazu ermächtigen durften, den Heranwachsenden den Sozialisationsprozess zu machen, und diesen Prozess, den sie sich zunächst selbst hätten machen sollen, oder der ihnen gemacht worden war, mittels einer Iteration mittels 'Wissenschaft' zur universalen Zwangsmaßnahme zu machen, zum Gefangenenlager für alle, zum Umerziehungslager für alle, die also ohne Prozess zu einer Sozialisation verurteilt wurden, zur Unterwerfung unter ein ihnen vorgeschriebenes Schema, das als Terror, eben als Politik in 'Identitäten' eine Invasion vornahm, die auf wissenschaftlichem und kulturellem Gebiet fortsetzte, was der Kampf um die Herrschaft der Guten über die Bösen auf militärischem Gebiet schon so erfolgreich vorgemacht hatte, ein Kampf, an dem die heranwachsenden Generationen nicht beteiligt waren und der sie in keiner anderen als der Rolle von Opfern aller (mehr oder weniger erwachsenen) Kombattantengruppen einzig in Frage gekommen waren: Es macht nämlich keinen Unterschied, ob einem 'die Guten' Bomben auf den Kopf regnen lassen und 'die Bösen' einen zu retten versuchen, oder ob 'die Bösen' Bombardements 'verursachen', die man dann auszubaden hat, weil 'die Guten' einen vor diesen Bösen retten wollen, und zwar ganz einfach deshalb, weil diese Unterscheidungen im Universum eines Kindes unter fünf, und auch im Universum eines Bewusstseins ohne eine ausgebildete Urteilskraft überhaupt keine ernstzunehmende Rolle spielen. Sie werden vielmehr an es herangetragen im Verlaufe eines Vorgangs, den als Prozess zu bezeichnen schon dasselbe Interesse an einer illegalen Einflussnahme verrät, freilich auch erst für das Urteilsvermögen derer, die ihr dennoch entkommen, das sich zu verendgültigen sucht durch eine Verwandlung in die Grundlagen des Urteils der so Beeinflussten, denen damit just das abgeschnitten, und nicht erst 'verweigert' wird, was Kultur ihnen, wenn sie ist, was sie sein muss, damit die Bezeichnung überhaupt angewandt werden kann, als selbstverständliche Gabe, als Mitgift bereitstellt, und die somit in der Tat politischen Imperativen unterworfen werden, mit aufzeigbaren Langzeitfolgen - insofern sich das dann blind 'fortzeugt', und es ist noch genauer zu sagen, was sich hier fortzeugt, nämlich eine als Kultur an deren Stelle und eingekleidete,im 'Rücken'- durch Iteration und Reiteration - gestärkte und als Wissenschaft, durch 'Wissenschaftsförmigkeit' stabilisierte, selektiv angespitzte und als Waffe eingesetzte Politik - die sich vor dem erläuterten Sinn der Unterscheidung von Kultur und Politik, der ihre Identifikation, ihre Planierung zugunsten von Verwaltungspolitik und Parteipolitik nicht erlaubt oder auch nur ermöglicht, ohne dass man eine Population langfristig zerstört, so wenig wie ihre Differenz zugunsten einer Identität mit 'Unternehmenskultur' planiert werden kann, es sei denn man wünscht einen Rückfall in eine Erscheinungsform des Feudalismus, dessen evolutionärer Vorteil gegenüber seinem älteren Erscheinungsbild in der Erledigung der Nachteile besteht, die dieser hatte, insofern er nicht auf der Stufe der universalen Geldwirtschaft, sondern des Tausches, und nicht auf der Stufe des modernen Arbeitskräftemarktes, sondern auf der der Leibeigenschaft beruhte, die auch eine Pflicht beinhaltete, die aus der Fürsorge des Herrn für seine Knechte, des Stammeshäuptlings für die Stammesmitglieder herrührte, und sich insofern in völliger Freiheit oberhalb aller Rücksichtnahmepflichten - die privatisiert und dem Einzelnen selbst auferlegt werden, der absoluten Kontingenz seiner Existenz jenseits sogar der biologischen Herkunftszusammenhänge, die nur noch auf dem Zufall der Kopulationswünsche von Gattungsexemplaren beruhen und auf dem Mangel an Aufklärung dieser Gattungsexemplare über die betriebswirtschaftlichen Kosten und die Sicherheitsrisiken, die die Erzeugung und die Aufzucht von Nachkommen mit sich bringen, wobei von dem Umstand, dass sie, rentenrechtlich, für Andere arbeiten müssen, und daher mit ihnen nicht zu rechnen ist, in Bezug auf die je eigene Altersvorsorge, nur ein ironischer Schnörkel an einer betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise ist, die zwar universal sein möchte, aber doch so, wie sich die Herrschaft der kaufmännischen Rechner ein Lock im Zaun wünscht, durch das zwar ihre Hühner in Nachbars Garten, aber nicht dessen Hühner in den eigenen können, weil die Segmentierung von Denkweisen, die ein Hohn sind auf alle Erziehung ist, vor allem die an staatlichen Schulen, und noch mehr an den staatlichen Schulen, die kommende 'Eliten' zu erziehen beanspruchen nach dem Motto: "Hoch ist das Niveau, aber keiner ist darauf!", wirksam verhindert, dass sie wirklich universalisiert werden, mithin also die Kalküle aller auf allen Lebensbereichen ausmachen, die Urteilsbildung bestimmen und demgemäß die wirklichen Kosten einer Arbeitskraft erst berechenbar werden lassen, und zwar vor allem für die, die sie auf dem Markt anbieten.

Der Umstand allein, dass denen offenbar nicht klar ist, dass die Reproduktionskosten die der Nachkommenschaft einschließen, und dass sie um den Betrag vermehrt angesetzt werden müssen, um den diese für Andere arbeiten müssen, für Familienfremde aus der Generation ihrer eigene Eltern, ist Hinweis genug darauf, was staatliche Erziehung, (von obrigkeitsstaatlich eingestellten Bürokratien mit dem Selbstverständnis des politischen (feudalen) Kameralismus, der hinter den föderalistischen Strukturen und der oberflächlichen Superstruktur einer formalen Demokratie betrieben wird - die diese Verwaltung leicht ebenso absorbiert wie beherrscht und erfolgreich nutzt, als Steuerungsinstrument gegenüber der immerhin denkbaren gelegentlichen Eigenwilligkeit der mittels komplizierter Mechanismen von der Beteiligung ausgeschlossenen Population, die bestenfalls im Sinne eines Patronats 'berücksichtigt' wird -) verstanden als Politik in einer Population anrichten muss, die dringend in jedem möglichen Einzelfall entlang von Anstrengungen herangebildet werden müsste, die jeden Einzelnen in die Lage versetzen können müßte, sich ein Urteil zu bilden über die Wirklichkeit und deren wirkliche Verfassung, in der er zu leben so oder so gezwungen sein wird, und die nicht zuletzt aufgrund der vorsätzlichen Verwirrung, zu der die Politik bewusst oder unbewusst deshalb beitragen muss, damit den Personalgruppen, die sie besetzt halten, die 'Lernprozesse' erspart bleiben, die sie ansonsten zu durchlaufen hätten, wenn sie die Führung behalten wollten. Statt dessen schaffen diese Verwaltungen, vermittelt über die von ihnen betriebene Politik gegenüber der Population im Interesse der Aufrechterhaltung ihrer gänzlich privaten Selbsterhaltungsinteressen die Chance der Aneignung der entsprechenden Grundlagen für die Urteilsbildung ab, und kaschieren dies nicht nur mit dem Anspruch auf eine autoritative Fürsorge für die Population, die ansonsten mit all ihrem Wissen keinerlei Einfluss zu nehmen vermag auf die Politik, sondern mehr noch hinter einem erstarrten Selbstverständnis der Berufsgruppen, die den unmittelbaren Zugriff zunächst auf die heranwachsenden Generationen monopolisiert haben - auch ein komplexer Mechanismus der 'Auslese', der Ausschaltung aller Formen von 'Intelligenz', die in diesem Einflussfeld als 'Störung' wirken könnte, ohne Rücksicht auf deren 'Qualität' - und auf diesem Umweg wiederum mehr oder weniger von diesen bemerkt die Elterngenerationen disziplinieren.

Das Bildungssystem erweist sich somit eher als ein komplexer Mechanismus der sozialen Kontrolle denn als je zeitgemäße Institution - gar auf der Höhe eines angemessenen Verständnisses des Verhältnisses von Elternschaft und politischer Institution, die mit der stellvertretenden Wahrnehmung des Anspruchs von Eltern auf die Besorgung und Stützung des in der Existenz ihrer Nachkommen dokumentierten Selbsterhaltungswillens beauftragt sind von einem Staat, der diesen Anspruch politisch durchsetzt, indem er die Selbsterhaltungsinteressen der Bildungsinstitutionen und ihres Personal kontrolliert und bewusst zurückbindet an diesen Imperativ, und an keinen anderen und sich selbst, die Personalauswahl und die Institutionalisierung von Bildung an diesem ausrichtet, immer unter mit institutionalisierter Kontrollchance für die Eltern, die mithin mitnichten als sekundär durch die Institution und die Selbsterhaltungsimperative der Personalgruppen kontrollierte Population gewissermaßen für ihre Fortpflanzung noch einmal bestraft werden, indem sie erneut, wenn auch indirekt der früh eingeübten und zur Gewohnheit gewordenen, für die bewusste Existenz unter Umständen schwer zu kontrollierenden Einflussnahme durch die Schule unterworfen werden, also in Anspruch genommen werden für die Zumutungen eines Lebens in Angst vor der Gleichgültigkeit, der Asozialität und der Gemütlosigkeit eines professionellen Apparats, vor dem sie zur Kapitulation gezwungen werden, um die Zukunft ihrer Kinder nicht zu gefährden, während sich just diese Unterwerfung, die natürlich niemand verlangt, ganz klar, schon gar nicht in einem Apparat, der die Folgen seiner Einwirkung auf das Bewusstsein der ihm Unterworfenen unter Umständen über alle gleichzeitig lebenden Generationen auszudehnen vermag und derart seinen Insassen eine überaus bequeme, ebenso intuitiv wie unschuldig und gewaltsam ausgeübte Herrschaftschance offeriert, die der Stabilisierung der Politik, die dies alles in der Tat im Verbund ist, wie der Selbsterhaltung, dem Lebensegoismus der Gruppe dient, die die Institution beherrscht, aber je länger das unbewußt tradiert wird, desto sicherer nicht den Überlebensinteressen einer Population, die sich jederzeit einem virtuos, eben unter Nutzung einer zur Tradition gewordenen, und vom primären Organisationszweck zur sekundären objektiven Zweckmäßigkeit der Organisation aufgestiegenen, und insofern in einem viel weiteren Sinne 'professionell' gehandhabten Mechanismus der Abwälzung von Risiken, unter denen alle leben müssen, auf die Klientel des Apparats ausgesetzt sehen muss, mit dem erwartbaren Resultat einer Degeneration des angemessenen Verhältnisses der Gesamtpopulation zur deren Umgebungsrealität, die restlos auf Kosten dieser Population abgerechnet werden kann, während die Erzieherkaste ihr jederzeit auch noch den Nachruf besorgt.

Die politisch durchgeführte, auf Macht gegründete, der Gier und dem Karrierismus entsprungene Umwandlung einer Gruppe von wissenschaftlich ganz uninteressierten, und kulturell unbelehrten Personen aus wissenschaftlichem Hilfspersonal zu Professoren hat keine aus ihnen werden lassen. Die Bekenntnisse, die sie bis heute ablegen, sind politischer Art. Was bewirkt wurde ist ein kultureller Kurzschluss und die Einbrennung seiner Ergebnisse in die Nervenbahnen der Adepten, die die Institution durchliefen.

Den noch vorhandene Widerstand, oder auch die bloße staunende, aber sprachlos gemachte Irritation konnte man dem Gang der Dinge in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Qualifikation überlassen. Man musste noch nicht einmal Studienzeitbegrenzungen einführen, um das Problem in einer bestimmten Frist zu bewältigen. Man konnte es am Rande des Betriebes in einer endlosen repressiven Toleranz mitlaufen und einfach daran verenden lassen, dass man es sich selbst überließ.

Die auf das Konto der politischen Umstrukturierung gehenden letalen Ausgänge konnte man sogar seinen Gegnern anlasten: Während die Ratlosen verzweifelt versuchten, den Sinn des Sinnlosen intellektuell zu verstehen und wissenschaftlich zu 'durchdringen', hieben sie endlich derart aufeinander ein, in dem Versuch sich zu retten, voreinander und vor dem über sie verhängten Bildungsprozess, dass sie sich gegenseitig an den Rand des Irrsinns brachten und oft genug über ihn hinausstießen.

Universitätsstädte sind Menschenfresser. In der kannibalischen Ordnung der wirtschaftlichen Postmoderne und der allgemeinen Verschickungspraxis spielen sie eine besondere Rolle, als Staubsauger für Geld und Intelligenz. Ihr Verbrauch an Menschen und Geld ist maßlos. Daher auch ihre Toleranz, der 'Geist der Freiheit', der sie zu umwehen scheint. ees sind perfekte Masken, hinter denen sich eine äußerst hart gewordene Einstellung verbirgt, die Gier. Das Geschäft soll laufen. Dafür erträgt man mit der Abgehärtetheit dessen, der weiß, dass darauf, dass er keine Miene verzieht was immer um ihn herum vorgeht, der Betrieb beruht.

Die einzig wirklich einleuchtende Bezeichnung für all die zivilisatorischen und globalisierenden Unternehmungen, die nach Innen wie nach Außen die Herrschaft dazu drängen, sich entweder extensiv, oder, wo eine Grenze erreicht wird oder man nur noch sich selber erneut begegnet - you're gonna wind up where you started from - intensiv, in die Seelen und den Geist der Gattungsexemplare einzudringen, lautet nicht so sehr Evolution, wohin auch immer, sondern eher dem Motto der US-Truppen bei ihrem Versuch, Vietnam vom Kommunismus zu befreien: 'search and destroy'. Es ist eine unersättliche Kolonisation des Landes durch die urbane Lebensform. Es ist klar, dass das nicht endlos gehen kann, und dass es eine Sackgasse ist. Die Evolution, von der die evolutionäre Erkenntnistheorie immer noch so vornehm zurückhaltend redet, als Parteigänger dessen, was sie derart mit zu verantworten hätte, ist eine systematische, durch nichts aufzuhaltende Destruktion der kulturellen und natürlichen Lebensgrundlagen. Der Vorwärtsdrang verdankt sich einer feigen Flucht vor dem Problem der Verantwortung und den Grenzen des Lebens

Die Tragödie besteht darin, dass die am wirksamsten von jeder wirklichen Verbindung mit und vom Respekt vor dem Leben als einer Einheit - angesichts deren es ein charakteristischer Hohn ist, wie die urbane Lebensform von 'Umwelt', noch dazu von 'unserer' redet, während sie 'ihre' meint, als sei es ein Eigentum mit Eintrag im Grundstückskataster, ein pfleglich zu behandelnder Vorgarten - abgeschnittenen Personalgruppen der urbanen Welt, die, aus den Glas-, Stahl- und Betonburgen des modernen Industiefeudalismus auf die bis an den Horizont reichenden Steinwüsten von Megalopolis hinabsehend Entscheidungen aushecken, von denen die von ihnen Betroffenen nicht anders als auf dem Umweg eines von jedem begrifflichen Zusammenhang abgeschnittenen Erlebens erfahren, wenn dieses denn dazu tauglich ist, dass noch etwas erlebt wird (man muss das angesichts der systematischen Desensibilisierungsveranstaltungen der Massenunterhaltung einerseits, den dumpfen Traditionalismen andererseits, denen die Populationen folgen bezweifeln, ja, verneinen) das sie dann ggf. mit ihrem 'Therapeuten' besprechen können, der selbst in einer ähnlichen Umgebung gelernt hat, seinen ihm unbekannten Herren zu dienen, damit es ihm wohl ergehe auf Erden, und ebenso wenig darüber nachzudenken imstande ist wie die in Betroffenheit ertrunkenen Seelen ihrer Klientel, aber ebenso wie die Entscheider selbst - an deren Folgen abgelesen werden kann, dass sich der Handlungszusammenhang zu einem organisierten Verbrechen verdichtet hat, das sich selbst von der Möglichkeit, sich als Tatbestand und Wiederholungstäterschaft zu identifizieren oder identifiziert zu werden dadurch ausschließt, dass es dafür sorgt, dass der Zusammenhang zwischen Person, Handlung und Handlungsfolge so 'dekontextualisiert' bleibt, dass heraus kommt, was herauskommen soll: Die Unbelangbarkeit der Macht, zwei Begriffe, deren Bedeutung sich wechselseitig erläutert, da sie in Wirklichkeit dasselbe bedeuten. Was sich so dann zur vermeintlichen Einheit des Sinns einer Welt zusammenschließt, die sich, bei aller Kritik, aus all dem Unverstandenen, seiner selbst nicht mächtigen, der Gier und der Gedankenlosigkeit entspringenden Tun von Tieren ergibt, die sich als 'Menschen' aus dem Gefüge des Lebens meinen abheben zu können, während sie sich von keiner beliebigen Spezies unterschieden, hat so viel 'Sinn' wie der Vorgang, der die Anzahl der Polarfüchse und der Polarhasen regelt. -, so dass die endlich alle betreffende schleichende Katastrophe nicht nur als Naturvorgang erscheint, sondern in der Tat gar nicht anders verstanden werden kann denn als ein vegetativer, eben als Lebensvorgang.

Der gegenwärtige Status der globalen wissenschaftlich-technischen Zivilisation ist nichts anderes als ein Durchgangsstadium der Entwicklung einer Lebensform, deren Hyperthrophie auf ihrer derzeitigen und mit Sicherheit vorübergehenden Energieversorgung, trivialer: Auf einer extensiven Futtermittelzufuhr beruht, auf deren Grundlagen sie noch extensiv wächst, bis die Quellen versiegen. Die technisch-wissenschaftliche Rückkehr zur Natur ist sicher nicht die, von der Rousseau angeblich geträumt hat, noch derjenige Naturzustand, den er als methodische Fiktion gebrauchte, um den Gesellschaftsvertrag zu erklären, auf dem die menschliche Gesellschaft beruhe. Wenn Vernunft als die Fähigkeit zur Selbstbegrenzung kurz definiert wird, und dies sowohl in Bezug auf den Einzelnen wie auf das Ganze gesagt war, dann haben die derzeitige Zivilisation ebenso wie die ihr entspringenden Individualitäten genau diesen Anspruch, besser: Diese Aussicht und Selbstverpflichtung der wissenschaftlichen Anfänge der Moderne aufgegeben, um genau jene Evolutionsvorteile freizusetzen, die in der Rückkehr zur Natur als der einzigen erheblichen Determinante der Evolution bestehen.

Der Stolz, der das auf diese Art der Entlastung gegründet ist, entspricht dem Genuss des 'Freiheitsgefühls', das jeder Entledigung von einer Aufgabe gleichkommt, und das mancher bequeme Schüler beim Schulschwänzen erlebt haben mag, was auch eine Auskunft ist über eine Soziologie, die sich auf den Begriff des Erlebens gründet und daraus ihren Grundbegriff 'Sinn` ableitet: Der zur Grundbegrifflichkeit erhobenen Begriffslosigkeit - die dann alle irgendwie verwendbaren Vokabeln besetzt mit den unter dem Eindruck solcher Grundbegriffe niedriggehängten Ansprüchen an sich selbst, ist nur nur als Ironie zu verstehen, als Kynismus, der sich vorsätzlich auf das Niveau der ganz entspannt im Hier und Jetzt mit punktförmigem Bewusstseinslicht in ihren von organisatorischen Aussenskeletten definierten Identitäten dümpelnden Exemplaren der Gattung begibt, um sie mit dem zu bedienen, was ihnen am gemäßesten ist.

Der radikale Verzicht auf jede Draufsicht, Untersicht, jede perspektivische Betrachtung von einem 'point of view' außerhalb dieser Bewusstseinsformen einer radikal proletarisierten Welt, in der auch die Generaldirektoren und Entscheider nichts sind als Arbeitssklaven einer Maschine, die sie so heuert wie sie sie feuert, wenn sie nicht 'spuren' im Sinne der Systemimperative, ist in seiner durchdachten und in der Tat einfühlsamen Großartigkeit noch gar nicht angemessen gewürdigt worden.

Die Adepten, die das mit dem beflissenen Ernst in affirmativer oder kritischer Absicht betrachten, unter dem Aspekt, wie sich aus solcher Betrachtung die Materialien für eine akademische Arbeit abziehen lassen, mit der sich eine Stufe auf einer institutionellen Karriereleiter erklimmen lässt, gehen der unausgesprochenen Absicht auf den Leim. Als wäre nicht das erkennbare Reflexionsaufgebot, die immens ausgebildete Fähigkeit zur Iteration und das intellektuelle Auflösungsvermögen, das darin investiert ist, als Aufforderung verstehbar, sich in das Herz dieser Art von Produktivität zu versetzen, und nicht, an den Buchstaben zu kleben, mit denen die Dokumente, die Residuen, das caput mortuum dieser Aktivität festgehalten wurde.

Das Ganze des modernen zivilisatorischen Lebens verdankt sich der Feigheit. Alle diese Helden fürchten sich vor ihrem eigenen Gestank, wenn ihnen einmal ihr 'DEO' versagt. Knapp unterhalb des Pflasters der künstlichen Euphorie der Produktwerbung, der um sich schlagenden Aggression der 'Massenunterhaltung' liegt der Strand der Verzweiflung einer von Wissenschaft und Aufklärung mit falschen Versprechen zu einem transzendenzlosen Dasein verführten Biomasse, der kreatürlichen Verzweiflung der Lemminge auf dem Weg zum Meer.

31.05.2000

Selbsterhaltung und Vergesellschaftung. Rückkehr zur Natur als Reflexionsgesetz des Wissensformdesigns.

Ob von Vergesellschaftung in Bezug auf die Menschen noch gesprochen werden kann, ist gar nicht so ausgemacht wie es scheinen mag. Mindestens die Verschiebung des Bedeutungsgehalts des Terminus ist seiner Anwendung vorauszuschicken, wenn man von Wissenschaftlichkeit im Bereich der 'Sozialwissenschaften' überhaupt noch soll reden können. Denn Wissenschaftlichkeit impliziert unverzichtbar ein reflektiertes Verhältnis zu den Bedeutungsgehalten der Termini, in denen ein Gegenstandsbereich zu einer Form des organisierten Wissens erhoben werden soll. Und 'Reflexion' meint hier insofern zunächst und vor allem dieses bewusste Verhältnis einer Wissensform zu ihrer eigenen 'Evolution', und genau in diesem Sinne ist von 'Evolution' einer Wissensform sensu strictu überhaupt nicht zu reden. Was sich so 'entwickelt' ist tatsächlich mit dem identisch, mit dem es sich meint lediglich im Verhältnis eines Vergleiches situiert zu finden. Aber zunächst ist schon diese 'finden' gar keines, sondern nur als Resultat einer ununterbrochenen Bewegung richtig verstanden.

Die Momentaufnahme wäre dann diesem 'Finden' gleichzusetzen. Anders gesagt: Was sich als Befund in der Sache ausgibt, ist selbst lediglich ihr Abbild - nature morte, Stilleben - in einer festgestellten Reflexion, insofern schon im Moment der 'Aufnahme' Vergangenheit, insofern dieser Moment sofort in eine unaufhebbare und uneinbringbare Diskrepanz zur Sache tritt, von der er eine Aufnahme ist. Aber darüber hinaus ist die Rede von Evolution in Bezug auf Wissen und Wissensformen überhaupt ein wissenschaftlich kaum vertretbares Verhältnis zur Sache, das so vermeintlich 'denkbar' wird, indem die Reflexion ihr Verhältnis zu ihr einfach einebnet, besser: Indem man sich dieses Verhältnis einfach eingeebnet vorstellt. Nur so kann sich die scheinbar zwanglose Gleichsetzung eines an den Objektbereich herangetragenen zeitlichen Verlaufsschemas mit dessen Eigenverfassung überhaupt ergeben.

Indem Reflexion, Inbegriff mindestens eines elementaren Moments wissenschaftlichen Lebens, gewissermaßen beschließt, sich selbst zugunsten der Gleichsetzung mit dem Objektbereich um dieses zu bringen, sich zu opfern zugunsten dieser 'Identität', kommt dennoch dabei nicht über eine projektive Identifizierung hinaus. Es ist das Muster eines pathologisch erheblichen Befundes, was uns hier entgegentritt: Der Suizid des wissenschaftlichen Lebens mit seinen eigenen Mitteln. Da es keinerlei innerwissenschaftliche Not gibt zu diesem Selbstopfer, dessen mythische Aspekte man in der hinduistischen Mythologie repräsentiert findet, in der Form eines Bildes, das einen Mann zeigt, der sich zur Ehre der Göttin Kali mit seinem eigenen Schwert den Kopf abschlägt (ein Bild, das der philosophisch gewendeten Metapher des Henkerwettstreits eine enorme Verdichtung gibt, indem es Henker - der die Rolle dessen spielt, der die Philosophie für erledigt erklärt - und Delinquent - der in dem Beispiel die Rolle der Philosophie spielt - und Delinquent in Personalunion, in einer Identität vereint und beide, als Formen der Reflexion, die sich gegenseitig in die Rollen von Opfer und Henker bringen, gegenüber der Übermacht der biologischen Masse, die das Leben hervorbringt, eine Auseinandersetzung, die sie nur gemeinsam bestehen könnten gegenüber dieser Übermacht, deren Moment sie auch sind, insofern sie organische Wesen sind, während sie davon zu denjenigen Formen der Verzweiflung getrieben werden, die sie dazu veranlassen kann, sich zu spalten entlang von einem Täter-Opfer-Schema, dessen eine Position die Eroberung der vermeintlich günstigeren Position des Henkers erlaubt, der den uneinsichtigen, nicht entsprechend anpassungsbereiten Anderen in die Position des Delinquenten bringt, und der, das ist gewissermaßen extern vorausgesetzt, ist daran selbst schuld, denn er hätte ja Einsicht zeigen und eine Karriere als Henker anstreben können.

Zumindesten die Chance des Aufstiegs zum Henker hätte ihm dann offengestanden. Das erklärt indessen nicht alles. Sowohl die Position als auch die Rolle von Henker und Delinquent sind einem sozialen Schema entnommen, das in jeder Hinsicht wissenschaftsextern, reflexionsextern und wissensextern ist. Im Bereich von Reflexion, Wissenschaft und Wissen gibt es intern keine 'sozialen' Rollen und Positionen, so wenig wie es eine soziale 'Hierarchie' - eine heilige Ordnung - gibt. Deren Suspendierung ist durch die Definition und das Verständnis der Begriffe ja gerade vorausgesetzt. Also muss die Anwendbarkeit der Metapher von 'Faktoren' abhängen, die innerhalb des Definitionsbereichs 'Wissen', 'Reflexion' und 'Wissenschaft' gar nicht vorkommen, während sich die Zwanglosigkeit der Anwendung der Metapher daraus ergibt, dass dieser Umstand nicht mit bedacht wird. Vielmehr bleibt er unbedacht.

Das widerspricht aber nicht nur dem, was die Rollenträger in jedem Fall von sich selbst meinen müssen, darüber hinaus aber noch mehr dem, was der, der, als Rollenträger bzw. Positionsinhaber sich zu dieser Metapher entschließt, und nicht zu einer möglichen anderen, von dem Gefüge meinen muss, in dem er sich befindet als Akteur in einer bestimmten Rolle und Position, also als einer, der dieses Gefüge zunächst verstanden haben muss, und dieses sein grundlegendes Verständnis des Gefüges mit der Wahl der Metapher mitteilt. Da muss dann aber ungemein verwundern, dass und wenn diese Metaphernwahl so ungemein viel Zustimmung, quasi-automatisches Einrasten auf ihre unmittelbare 'Evidenz' und auch so viel Amüsement hervorruft, und wie sich in diesem Einverständnis der Horizont des Verständnisses sogleich ebenso vollautomatisch schließt, so dass das USW., das sich aus diesem zwanglosen Kon-Sensus ergibt, sich dann als Geschichte des Feuilletons nachlesen lässt, in dem sich die Artisten tummeln und in keiner Weise ratlos wirken, sondern ausgesprochen agil. In der Wahl der Metapher ist vorausgesetzt, dass Wissenschaft, Wissen und Reflexion vor allem und überhaupt eigentlich gar nichts anderes sind und sein können als soziale Bestimmungen eines organisatorischen Gefüges, mit anderen Worten, als Bestimmungen von Formen des Lebens, die als Individuen in einem bestimmten Strukturverhältnis zueinander stehen, und dass diese Strukturverhältnisse solche des Lebens selbst sind. Das 'Soziale' erscheint als bloße Extension, als mittels Iteration der Funktionen des Lebens selbst erzeugte Form.

Diese Form determiniert zugleich die ihrerseits durch bloße Iteration des Sozialen erzeugten Formen des Bewusstseins, insofern sie als symbolische Formen erschienen, unter anderem auch als Reflexion - die nicht spezifisch auf 'Wissenschaft' hinauslaufen muss - als Wissen und als Wissensform, unter diesen dann auch Wissenschaft.

Die vermeintlich 'höheren Funktionen' des Lebens sind Abkömmlinge dieses Lebens selbst und bleiben dessen basalen Determinanten und Funktionszusammenhängen unterworfen. Man möchte das angesichts der Besetzung Tibets durch die Chinesen wohl glauben. Aber die Bedeutung dieser Gleichsetzung einer Manipulation von Abhängigen durch die schieren Biomassen, die das Leben hervorzubringen imstande ist, solange sich seiner Ausbreitung nichts von der Art entgegensetzt wie z. B. Futtermittelverknappung, knapper: Die durch die Thermodynamik bestimmten Vorgänge in einem System, das durch die Entropiegesetze determiniert ist, geht viel weiter als der machtpolitische 'Witz' einer politisch bedingten Existenzkatastrophe eines Bergvolkes, dessen Macht darin bestand, der 'Umwelt' keinen anderen Widerstand entgegenzusetzen als den zu einem Leben in einem Fließgleichgewicht mit ihr notwendigen. Diese Katastrophe ist deshalb universal, weil sie machtpolitisch so ungemein leicht viel. Es gab und gibt eben auch keine Möglichkeit im Bereich des Lebens, insofern es Biomasse ist, die Evidenzen zu erzeugen und zu stabilisieren, die der Universalisierungsfähigkeit dieses Selbstbescheidungsmodells, das in jedem denkbaren Fall eine Kultur in dem von uns nunmehr bestimmten Bedeutungsgehalt des Wortes von einer Zivilisation unterscheidet, ausgehen dann, wenn sich das Leben zu einer freiwilligen Unterordnung unter ein kulturschöpferisches Prinzip entschlossen hat, aber nicht, wenn es sich aus einer Bewegung heraus versteht, die einer Iteration des Lebens selbst durch Reflexion erzeugt worden ist von ihm selbst.

Der genaue Sinn von Selbst-Reflexion kann hier aufgehen und warum sie so gut verträglich scheint mit dem Karrierismus, der, als Verhalten - nicht also als Handlung - des Individuums, des Gattungsxemplars, innerhalb eines als Extension der internen Funktionen des artspezifischen Lebens sich generierenden Form des Selbstverständnisses dasselbe bedeutet wie die machtpolitische Strategie der Durchsetzung der unmitttelbaren Evidenzen der - prinzipiell von 'Innen', aus seinem eigenen Prinzip unbegrenzbaren Lebensbedürfnisse der extensiv überlegenen Fraktionen der jeweiligen Biomasse. Kultur ist der wirkliche und angemessene Titel für diejenige Fähigkeit zur angemessenen bewussten und die Beweise für ihre Funktionsfähigkeit praktisch belegenden Form der Selbstbegrenzung des Lebens, die sich dessen grenzenlosem Drang nach Ausdehnung dann entgegensetzt, wenn das dem Leben selbst immanente Prinzip der Selbsterhaltung durch die Praktizierung extensiver Strategien der Reflexionsfähigkeit auf das Ganze, auf das Umgreifende sich angesichts der Einsicht in die Möglichkeit eines Umschlages in sein Gegenteil, die Selbstvernichtung - eine Einsicht, die sich ergeben kann aus einer zunächst reflexiven Verlängerung seines eigenen Bewegungsimpulses in die äußerste Konsequenz, in die dieser Impuls auszulaufen vermag - angesichts deren sich ein Teil der Energien, die das Leben erzeugt, gegen diesen Impuls wenden kann, um ihm eine innere Grenze in sich selbst zu setzen, sich sich selbst entgegenzusetzen, und ein so erzeugtes Fließgleichgewicht nunmehr als Leitgesichtspunkt des Lebens seiner Führung zugrunde zu legen, um der ungebrochenen Konsequenz des ungebrochenen Ausdrucks des Prinzips des Lebens zu entgehen, damit aber gerade nicht auf dessen produktive Energien zu verzichten, sondern es durch eine im genauem Sinn zu verstehende Ökonomisierung zweckmäßig in Bezug auf seinen nunmehr als verstandenen Sinn repräsentierten Bedeutungsgehalt zu beziehen, durch eine zweckbezogene Einschränkung also zu optimieren, und gerade dies schließt die unmittelbare Anwendung von Maximalisierungsstrategien aus.

Es ist erst von dieser Reflexion her überhaupt möglich zu verstehen, was es bedeuten muss, wenn einige definitorische Anstrengungen gemacht worden sind, den grundlegenden Unterschied zwischen den Bedeutungen 'Zivilisation' und 'Kultur' zu eliminieren und den oft diagnostizierten 'Telosschwund', der die Entstehung der Moderne negativ zu charakterisieren ermöglichte, durch eine Positivierung über die ohne Zweifel charakteristisch korrekte Bedeutung, die diese diagnostische Feststellung hat, indem sie die Moderne und noch weitergehend die sog. Postmoderne in der Tat richtig von anderen Strukturmustern des kollektiven Lebens der Menschen unterscheidet, hinaus zu einem positiven Leitgesichtspunkt des Handelns in einem ganz universalen Sinn erhebt, der auch die Wissensformen selbst und ihr Hervorbringungsprinzip beherrschen soll, indem man sich also nur vermeintlich bewusst und bejahend auf den 'Standpunkt' stellt, der das Evolutionsgesetz der 'Epoche' ohnehin ausmacht.

Man erkennt also in der Metapher des Henkerwettstreits eine Rückkehr zur Natur der europäischen Selbstreflexionsformen des Lebens, die den Übergang einer Kultur in eine Zivilisation tatsächlich so charakterisiert, wie die Unterscheidung der Bedeutungen das indiziert. Das macht angesichts ihrer Grundlage in der Sache, die Kultur und Zivilisation unterscheidet noch bevor sie als bloße Reflexionsgestalten auf gleiches Niveau gebracht werden, so dass sich daraus dann die Differenz scheinbar wie von selbst zu erledigen scheint, die Differenz so bedeutungsvoll wie die Nivellierung ihres materialen Gehalts von der Zivilisation her, die endlich unbedingt darauf besteht, dass der ihr zugrunde liegende Impuls jede Begrenzung durch ein ihm als Heteronomie erscheinendes Begrenzendes abwirft, zumal dann, wenn dieses Begrenzende lediglich als Reflexionsbestimmung erscheint, ohne Grund in der Sache.

Was dann übrigbleibt, ist die Wiederkehr des Verdrängten als schlechtes Gewissen, als krampfhafte Propaganda der 'Politik der Menschenrechte, als 'Umweltschutz', als Zeigefingerpädagogik, die anderen bedeutet zu beachten, was man selbst stets mißachtet hat, als diejenige Verkehrung ins Gegenteil der Bestände und des Selbstverständnisses ganzer Populationen, die aus einer Masse von Gewalttätern eine durch die Folgen ihrer Gewaltsamkeit belehrte Masse von autorisierten Erziehern macht, die nun mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln - und welche stehen ihnen nicht zur Verfügung? - das ungebremste Prinzip ihrer Lebensauffassung auf die nachfolgenden Generationen anwenden und sich für diese Anwendung selbst belohnen mit den materiellen Vorteilen, die das einbringt auf Kosten der so erzogene Generationen, aber mehr noch mit dem guten Gewissen, dass eine so 'verfolgte' Politik (der Ausdruck 'Verfolgung' entspringt ja einer richtigen 'Selbsteinschätzung' dieser Politik, verbirgt jedoch den Sinn, den sie hat durch eine Versachlichung, indem er Verfolgung auf Politik im Aktiv bezieht, statt ihn auf die von dieser Politik Verfolgten zu beziehen, die ihre Folgen an sich im Modus des Passivum erleben, wenn sie das noch können.

Denn auch in dieses, das Erleben hinein reichen die präventiven Umdeutungen dieser Politik, u. U. mit der Konsequenz, dass die Verfolgung zwar noch erlebt werden kann - es handelt sich also um eine Fähigkeit, und die 'unterliegt' bekanntlich im Grundsatz der 'Sozialisation', also auch die Unfähigkeit zu ihr ist ein Sozialisationsprodukt. Wo sie also erhalten ist, kann sie durch präventive Umbesetzung der Bedeutungen neutralisiert werden. Das Erleben wird dann zwar unter dem Druck der ihm präformierend imponierten Bedeutungen pathologisch, aber das ist ohne Belang, sofern es die Funktionsfähigkeit in bestimmten Bereichen nicht 'stört'.

Auf diese Weise ist ein unbestimmtes Maß an pathologischer Verformung des Bewusstseins und seines Verhältnisses zur 'Realität' durchaus verträglich mit einem funktionierenden Ganzen, und das macht alle Psychopathologie (besser: Psychopathie, von der die Psychopathologie die Lehre ist, die die Phänomene ordnet und erklärt, die sich unter dem Begriff finden lassen sollten.) der Moderne und Postmoderne zu einem Teil, einem Moment ihres eigenen wissenschaftlichen Objektbereiches, insofern sie als Organisation im oben skizzierten Sinne in dem Positions- und Rollengefüge lediglich figuriert und fungiert.) verschaffen kann, indem sie sich präsentiert als Repräsentation von Impulsen, die, auf diese Weise ausagiert, sich selbst zugleich als 'vernünftig' auszuweisen vermögen, eben deshalb, weil sie 'repräsentativ' sind, also der Ohnmacht der privaten Existenz entkommen, der Einsamkeit der Masse der Vereinsamten, wobei hier 'Vernünftigkeit' mit 'Öffentlichkeit', öffentlicher Wirksamkeit, Erfolg und Macht zu einem Bedeutungskonglomerat verschmelzen, das sich endlich auch akademisch, mittels 'Selbstreflexion' zu stabilisieren vermag und alle Alternativen mindestens vorübergehend, wenn nicht endgültig aus dem Zugang zum öffentlichen Bewusstsein verdrängt.

Dieser erkennbare Mechanismus lässt sich als 'demokratischer Massendefekt' bezeichnen. Das 'Iota', das der demokratischen Masse fehlt, damit sie ihr volles Gewicht erhielte, eben das der Vernunft, mögen die, die dem physikalischen Phänomen den Namen gaben, gesehen haben oder nicht. Je nachdem lässt sich argumentieren gegen die Rückübertragung der Metapher an den Usprungsort der Beobachtung, die die Einheit der Vernunft erst an der Einheit der Natur entdecken mag oder umgekehrt, und wenn wir hier vorziehen, den Beobachtern der Natur die Einheit wenigstens ihrer Vernunft als Voraussetzung für ihre 'Beobachtung' der Einheit der Natur zu unterstellen, so dass die Metaphernwahl einen Sinn macht, der in der ersteren so gut wie in der letzteren jenseits des zeitlichen Sinnes dieses Begründungsverhältnisses zu begründen ist, so gilt das auch dem Widerstand gegen die Versuchung, unsere eigene zu spalten, indem wir denjenigen Anteil an ihr, der selbst nicht Vernunft ist, an andere dadurch delegieren, dass wir sie in diesem Punkt für beschränkter halten wollen als wir selbst es möglicherweise sind, wenn wir uns dazu verleiten lassen, immer im Sinne des Henkerwettstreits, der ja auch und zuvor ein Wettstreit um die Positionierung ist, im Jargon der modischen Chauffeurwettbewerbe: Um die 'Pole-Position' des Henkers, der seine Kunst ja nur vorführen kann, wenn dafür genügend Opfer zur Verfügung stehen.

Unter dem Druck einer Politik, die sich mit dem ungebrochenen Impuls des Lebens in der Form der Biomasse identisch weiß, hat es die europäische Vernunft übernommen, pars pro toto und für alle Vernunft, sich selbst von heteronomen Kräften, überhaupt von Kräften in einen Henkerwettstreit verstricken zu lassen, der sie endlich den Kopf kostet, oder spätestens dann, wenn sie, in die Rolle des Delinquenten gedrängt, als Demonstrationsobjekt verwendet, der Aufforderung folgt zu nicken.

Die Guillotine ist die Repräsentation der Machtpolitik, die das Leben 'generisch' hervorbringt aus seinem eigenen Impuls, innerhalb des Feldes des Wissens, der Wissenschaft und der Wissensformen. es ist daher die Aufgabe des Delinquenten, nicht zu nicken. Ihm fällt entsprechend der Metapher die Rolle dessen zu, der die Vernunft dadurch rettet, dass er nicht zustimmt. Das ist weder ein Protest gegen die ihm zugewiesene Position oder Rolle noch gegen die Verwendung als Demonstrationsobjekt. Es ist vielmehr eine ganz unsinnige Weigerung angesichts des Streichs, der ihm so unwiderstehlich und auch unwiderleglich gespielt wurde. Denn warum sollte nicht nicken, wer nichts zu befürchten hat.

Die Weigerung verdankt sich also einer Befürchtung, nämlich derjenigen, es könnte der Kopf doch schon unwiderruflich vom Leben mit seinem Rumpf getrennt sein. Unter diesen Umständen kommt den ethischen Bedenken gegen die Versuche, das Problem der Transplantation des Kopfes zu zu lösen, eine unvorhergesehene praktische Bedeutung, die sich unter den Bedingungen der Metapher zu der Frage zuspitzen lässt: Ist es praktisch möglich, die Transplantation des Kopfes, seine erneute Verbindung mit einem (anderen) Körper erfolgreich durchzuführen? Sie ist ihm Rahmen der Metapher gleichbedeutend mit der Frage: Ist es möglich, einer dem ungebrochenen inneren Prinzip des Lebens folgenden Zivilisation, die keinen ihren Impulsen entgegenstehenden Zweck jenseits des Prinzips Selbsterhaltung mehr zu folgen imstande scheint, insofern also vegetativ, biologisch fungiert, den von ihr selbst - ihrem Impuls wie ihrem Organismus - abgetrennten Kopf, einem von ihr diesem Impuls der 'Rückkehr zur Natur' dargebrachten Selbstopfer wieder aufzusetzen?

Wenn man die Prognose wagen soll im Hinblick auf das oben als 'Witz' - aus der Sicht der Macht, die der Impuls zur Abtrennung des Kopfes ebenso gut liefert und hervorbringt wie ermächtigt - eingeführte Beispiel, dann lautete die Frage in etwa: Ist es denkbar, de auf dem ungehemmten Prinzip des Lebens der Biomasse beruhenden Zivilisation z. B. Chinas den Kopf der tibetischen Kultur (wieder) aufzusetzen, oder wird aus dem 'Dach der Welt' ein um eben diese Kultur zu entrümpelnder Dachboden, ein mit unbrauchbarem alten Mobiliar vollgestelltes Oberstübchen, das alsbald angesichts der Ausbreitung der Biomasse bzw. gewachsenen Eigenbedarfs zu einer neuen Eigentumswohnung dieser Politik ausgebaut werden muss?

Die Metaphernwahl suggeriert so oder so schlechte Aussichten. So gesehen lautet die Frage: In welches Exil kann der Kopf angesichts dieser Lage auswandern? Wie immer diese Frage im Hinblick auf die derzeitige globale Topologie der Macht ausfällt, in einer Hinsicht ist sie beantwortbar, nämlich im Hinblick auf den Delinquenten. Ihm wird man unbedingt raten, ganz gleich wohin er ins Exil geht, dass er dabei ungemein vorsichtig vorgehen muss, und zwar angesichts der Voraussetzungen, auf denen die Aufforderung beruht, doch einmal zu nicken.

Hermeneutik und Psychoanalyse

Die Theorie der kommunikativen Kompetenz und die ihr zugrunde liegende Konsensustheorie der Wahrheit verstoßen mit dem, worauf sie hinaus wollen, mit ihrer 'Lehre' gegen die Voraussetzungen der Theoriebildung, die ihnen zugrunde liegt.

Das vergesellschaftete Subjekt, bzw. die Ansetzung von 'Subjekt' als 'eines stets und immer schon vergesellschafteten' sind bestenfalls als Limes der Lehre, als das, worauf sie hinauswill, ihre Absicht, überhaupt verständlich. Denn nur dazu bedarf es ihrer überhaupt: Weil es nicht so ist, wie sie unterstellt, im Gegensatz zu dem, was sie voraussetzt.

Das führt durch eine Reihe zu entwickelnder Vermittlungen zu dem Problem, das die 'Hermeneutik' in diesem Zusammenhang, als Wiederbelebung der antiken (politischen) Rhetorik darstellt, und färbt auch auf das Verständnis der Psychoanalyse ab: Einer ihrer Grundbegriffe und seine theoretischen Voraussetzungen, das Hauptinstrument ihrer praktischen Arbeit, ist der zugleich problematischste, in dem sich, wie in einem Fokus, das Ganze Problem, das die Psychoanalyse als wissenschaftliches Konzept darstellt, konzentriert. Daher ist sie auch von diesem Problemfokus her am ehesten zu analysieren (horribile dictu). Die Bedeutung von 'Deutung' enthält nämlich alles, was an Bedeutungen in die sogenannten Abwehrmechanismen eingegangen ist. Das Problem, das damit formuliert ist, ist gar nicht zu überschätzen.

Insofern die Psychoanalyse nun auch eine Hermeneutik, die Hermeneutik, als 'Tiefenhermeneutik', auch eine analytische Technik nach Art der Psychoanalyse durch den Einbau ihrer Techniken in ihren (philologisch-politischen) Korpus von Verstehenszugängen zu sein beansprucht, gilt alles, was für das psychoanalytische 'Verständnis' von 'Deutung' gesagt ist, auch für den im engeren, nicht spezifisch tiefenhermeneutischen Sinn von 'Deutung'. Daraus ergeben sich die Fragestellungen einer Metahermeneutik und deren Absicht.

Das 'Pharisäische' an der Psychoanalyse fällt auf. Ihre Professionalisierung schließt den Laien aus, um den Klienten um so besser regieren zu können.

Dazu paßt durchaus sowohl einerseits die klinische Professionalisierung durch die Beschränkung des Zugangs auf die Medizin und die klinische Psychologie als Professionen mit 'hoheitlichem Auftrag', und andererseits die angesichts der intellektuellen Kritik an ihr gebotene 'Öffnung' für das wohlwollend zur Kenntnis genommene Interesse anderer akademischer Kreise an ihrer Theoriebildung, das sich recht gut verträgt mit der Absicherung gegen zu derbe Einreden, die unter Hinweis auf den Besitz des exklusiven Zugangs zur 'klinischen Erfahrung' jederzeit nach Belieben abgewehrt, d.h. in jeder gewünschten Weise 'verstanden' werden können, nun wieder unversehens unter Rückgriff auf eine dann gar nicht mehr bemerkliche, aber sachlich eigentlich gebotene professionelle Zurückhaltung in Bezug auf unerbetene und eigentlich auch jenseits der Legalität und Legitimität verhängte 'Diagnosen' aus professioneller Kompetenz.

Zur Einsicht in die Wahrheit der Tatsache der Unsterblichkeit der Seele - wir beziehen uns auf eine 'altertümliche Formulierung' für eine mit der Existenz des Menschen unauflöslich verbundene Gegebenheit, die von dieser Existenz gar nicht ablösbar ist, und deshalb auch in anderer Form formuliert werden oder gleichwohl auch ignoriert werden kann, insofern die Chance gemeint ist, von der Max Weber nur im Hinblick auf Herrschaft im politischen Sinn spricht, eben wegen des Anderen, von dessen Erwähnung er davon absieht, des anderen, weswegen Herrschaft stets nur eine Chance ist - genügt die Zeitspanne der durchschnittlichen Lebensdauer des Individuums. Deshalb ist das menschliche Leben nicht länger als diese durchschnittliche Dauer. Das wiederum berührt nicht den Umstand, der derzeit als nicht sozial verträglich erachteten Tendenz der durchschnittlichen Verlängerung der individuellen Existenz, von den geschlechtsspezifischen Unterschieden und deren Bedeutung einmal nicht zu sprechen.

06.06.2000

"Gott hat geruht", heißt es in einem alten 'Bekenntnis' von 1646, "gemäß dem unerforschlichen Rat seines eigenen Willens , nach welchem er Erbarmen erweist oder versagt, wem er will, den Rest der Menschheit zu übergehen". Es muss dieser 'Rest' sein, der uns interessieren muss.

Zunächst geht Sein auf. Als Ganzes, wenn auch noch unbegriffen. Der Versuch, es zu begreifen, wird es immer mehr zerlegen, bis es sich in der Überfülle und der Unübersichtlichkeit der Einzelheiten, in die es sich mehr und mehr zergliedert, bis alles ohne erkennbaren Zusammenhang zu sein scheint, für immer zu verlieren scheint. Auch dies ist jedoch Sein, im Modus der Erscheinung und des Scheins, der die - stets zunächst intellektuelle - Dispersion des Seins in der Form des Wissens der Schule, der Fächer ist.

Dennoch ist Sein als nunmehr im Einzelnen und auch u. U. zunächst exemplarisch begriffenes Ganzes der Endpunkt wie es der Ausgangspunkt gewesen ist, einer Bewegung, die von einem unbegriffenen Ganzen zu einem Chaos von Details zurück führt zum Sein als einem verstandenen Ganzen.

Man muss sehen, was verstehen, begreifen hier heißt. In keimen Fall muss es sich nach der Vollendung des Umlaufs um ein ohne Rest intellektuell aufgefasstes Ganzes handeln. Absolutes Wissen ist kein mögliches und sinnvolles Ziel der Ergreifung von Sein als einem verstandenen Ganzen. Der Modus des 'Wissens' ist ja zugleich unausweichlich der Modus der Zersplitterung, der chaotischen Mannigfaltigkeit, wenn auch im Modus des Begreifens, des Verstehens. Wissen in dem Sinne, in dem die enorm zersplittert wirkende arbeitseilige Berufswelt es einzig ermöglicht, ist vielmehr eine aus dem usw. sich ergebende Vertrautheit des Umgangs mit Problembeständen und das Vertrauen, das sich einstellt, wenn man hat lernen können, dass Probleme prinzipiell als lösbar betrachtet werden können.

Es ist die aus der Erfahrung mit dem vorhandenen Wissen und dem erfolgreichen Umgang mit ihm im Hinblick auf praktische Problemstellungen sich ergebende problematische Antizipation, dass sich in der Zukunft ergebende Probleme deshalb lösen lassen könnten, weil sie sich Problemlösungen auch in der Vergangenheit bewerkstelligen ließen. Die Anstrebung eines darüber hinausreichenden Verständnisses von 'Wissen', die Ansetzung des Vorverständnisses seines Sinnes, würde aus dem Labyrinth des usw. womöglich niemals herausführen. Es ist deshalb gerade das Moment der metapraktischen und metatheoretischen Extrapolation aus dem Überblick über einen notwendig begrenzten Umkreis von Kenntnissen und Erfahrungen bzw. Methoden und theoretischen Mitteln, aus dem sich die Bedeutung von Wissen in dem hier gemeinten Sinn ergibt.

Natürlich schließt das niemals die Gewinnung und Anwendung neuer Methoden, die Erzeugung neuer oder modifizierter Theorien nicht aus, aber auch wenn die Grenzen der so umrissenen Welt nicht feststehen, so ergibt sich doch eine Aussicht auf ihre intensive und extensive, auf das mögliche Wissen und die mögliche technische Zugänglichkeit bzw. Handhabbarkeit feststellbare Endlichkeit dieser Welt.

Das ergibt sich ja gerade auch aus der Einsicht in die Bedeutung kosmischer 'Entfernungen', der Extensivitäten Raum und Zeit für uns, in Bezug auf unsere Endlichkeit, auf ihr Verhältnis zur durchschnittlichen Dauer eines individuellen Lebens und seiner naturbedingten Verlaufswahrscheinlichkeiten, die in städtischen und besonders technologischen und politisch-institutionellen Lebensumgebungen gerne 'vergessen' werden, ohne deshalb schon ihren bestimmenden, maßgebenden Charakter zu verlieren.

Aber es ergibt sich ebenso aus der Einsicht in die Mikrostrukturen der Materie und dem, was das für uns, als organische Wesen einer Mesostrukturwelt unterhalb der kosmischen Makrostrukturen, aus unserer Einsicht in unsere Stellung in der Welt im Ganzen, wie sie sich zwischen Makro- und Mikrostrukturen für uns darstellt.

Denn das Ganze, so wie es sich für uns darstellt, bleibt ja unabdingbar abhängig von unserer sinnlich-organischen Verfassung als auf bio-chemischen Formen der materiellen Komplexion beruhenden Organismen, Lebewesen eben. Der Vorrang des Lebens, das wir mindestens zunächst nicht haben oder führen, sondern vor allem und zuerst sind, ist allenthalben erkennbar hinter den technischen und organisatorischen Verstellungen und ihrer Scheinselbständigkeit. Die auf dieser Scheinselbständigkeit errichteten Systemtheorien sind Iterationen dieser Scheinselbständigkeit. Nirgendwo ist die von ihnen so beredt betonte oder vielmehr einfach, mit einer gewissen Dreistigkeit vorausgesetzte Autonomie real. Die Unterschlagung des Umstandes, dass nur Leben sie am Leben erhalten kann, ist allerdings nützlich: Sie fördert die 'Integration', die Nutzung von Leben für die Verstärkung dieses Scheins, den zunächst die Technik der Organisationsentwicklung, und dann deren theoretische Überhöhung zu einer Hyperstruktur mit eigenem Leben und Selbsterhaltungstrieb erzeugen, und endlich im Verein zur Gewissheit eines Wissens zu erheben versuchen, zu einem als solchen nicht mehr bewussten Glauben in der Form des Wissens.

Insofern sind die soziologischen Systemtheorien Theologien der Organisation, des organisierten Menschen, verkürzt um die Rücksicht auf das aus ihnen ausgeschlossene menschliche Leben. Der Sinn der Betonung, die auf dieser Betrachtung sich ergibt, ist schon vorgezeichnet im Ausschluss der menschlichen 'Natur' aus der Sozialwissenschaft und der Psychologie bzw. der Psychoanalyse, ebenso wie aus den genetischen Theorien, die sich mit 'Identität' oder 'Sozialisation' befassen, und ähnliches scheint sich abzuzeichnen in einer von der Gentechnologie her sich neu formierenden Verständnis der genetischen Matrix, auf der die gegenwärtige Verfassung des Homo sapiens als Tierart beruht.

Wenn man das richtig hört scheint sich hier ein Vorverständnis derart neu einzuspielen, dass man sich in der Erwartung einrichtet, dass diese Matrix sich als kontingent erweist, als technisch variierbar und in diesem Sinn 'beherrschbar'. Bemerkenswert daran ist, was da was als beherrschbar betrachtet. Denn um eine strikt verstandene Selbstbeherrschung dieser genetischen Matrix durch sich selbst kann sich dabei ja nicht handeln. Das ist schon deshalb ausgeschlossen, weil die 'Natur' des Menschen ja ausgeschlossen wird aus dem Konzept, das er so von sich selbst hat. Gäbe es einen unmittelbaren Zusammenhang des genetisch formulierten Selbstkonzepts der Art mit seiner genetischen Matrix, dann müsste sich dieses mit deren Variation selbst auf möglicherweise schwer vorhersehbare Weise ändern.

Jeder Variation der Matrix müsste zu einem Effekt führen, der unmittelbar auf das Selbstkonzept zurückwirkt, weil sie je streng genommen mehr oder weniger strikt miteinander verkoppelt sind. Man könnte sich dann vorstellen, dass mit der Variation der Matrix deren Verfassung derart umschlägt in eine veränderte Selbstkonzeption, dass mit der Variation die Anschlussmöglichkeit an die Selbstkonzepte verlorengeht, die diese Variation als technisch möglich erscheinen ließen und sie angeleitet haben, ohne dass sich nun aus der Sicht des Konzepts, das zu solchen Variationen ermutigt hat, anderes sagen ließe als dass sie intellektuell von diesem Konzept her unzugänglich sind, und ohne dass sich die Aussicht auf einen solchen Zugang von der einen oder anderen Seite her eröffnen ließe.

Die Lebensformen, die so auseinander träten auf der Grundlage einer beibehaltenen Matrix und einer variierten, wären einander unzugänglich und es wäre dann eine nicht lösbare Frage, wie eine Entscheidung darüber herbeigeführt werden könnte über die 'Tauglichkeiten' beider Lebensformen und darüber, wie sie miteinander einen Lebensraum bevölkern könnten.

Da die 'Natur' aus der Konzeption ausgeschlossen ist in mindestens einer Selbstkonzeption, müßten die Entscheidungen in einem praktischen Entscheidungsraum gelöst werden. Das könnte der Sache nach nur eine Entscheidung über Leben und Tod sein, insofern es hier um Selbstbehauptungsprobleme für einander nicht zugängliche Selbstkonzeptionen auf der Grundlage von Varianten einer genetischen Matrix handeln müsste, die sich aufgrund einer der Selbstkonzeptionen zu dem ergeben haben, was sie dann sind, so dass die Verantwortung für die Existenz der variierten Matrix zwar der Ausgangsmatrix zuzurechnen sein müsste, ohne dass damit auch schon feststünde, dass ihr damit auch das Recht zur Entscheidung über Leben und Tod zustünde. Genau diese Entscheidung aber müsste u. U. getroffen werden, sei es auch nur entlang einer befürchteten Möglichkeit, die angesichts der Existenz der variierten Matrix für die Ausgangsmatrix auftauchen könnte mit ihrer 'Schöpfung'.

Auch wenn sich das im Hinblick auf Massenprobleme, also politisch, nicht sofort so stellt, ist doch die ethische Implikation absehbar, etwa in der Art: Hätte eine politisch überlegene Biomasse, die auf der Ausgangsmatrix beruht, das Recht, eine von ihren Biotechnikern erzeugte Variation zu vernichten - gewissermaßen noch im Labor, im Anschluss an ausführliche Tests usw. - sofern sie abzusehen meinen könnte, dass sie so weit von ihrer eigenen wie immer aufgefassten Verfassung abweicht, dass die sich daraus ergebenden Konsequenzen die Selbstbehauptungschancen der Ursprungsmatrix als Ganzer in Frage zu stellen in der Lage sein könnten? Was aber wäre dann Selbstbehauptung, wenn man es vor dem als selbstverständlich vorausgesetzten Hintergrund der darwinistischen Theorien der Genesis des Lebens und dessen Implikationen her zu verstehen sucht: Müsste man dann nicht ganz gegen dessen Voraussetzungen bemerken, dass mindestens in diesem Fall gar nicht die Überlegenheit einer Lebensform, sondern die Angst der sich unterlegen fühlenden oder wähnenden die Steuergröße für den Mechanismus der Selektion und Variation der Arten ist, mit der Konsequenz, dass die schiere Massenexistenz der unterlegenen Form, bzw. der sich nunmehr angesichts ihrer eigenen Schöpfung unterlegen fühlenden Form sich zu einem Impuls zusammenrottet, der eine andere Lebensform einfach deshalb vernichtet, weil sie als Bedrohung für die eigene Existenz 'erlebt' wird? Es muss klar sein, dass diese Überlegung nicht erst in das Verständnis von Variation und Selektion der Arten eingeführt werden muss, wenn sich dieses Gedankenexperiment so in der Realität des Lebens einstellt, wie es fingiert wurde. Vielmehr hat die Selbstkonzeption des Menschen die Natur, seine Natur ja schon längst eliminiert aus dieser Konzeption.

Die Betonung aller Theorien über den Menschen liegt genau auf diesem Akzent des Ausschlusses, und dessen Impuls verdankt seine Wirksamkeit dem Interesse an dem Aspekt der Veränderbarkeit des Menschen zunächst 'oberhalb' seiner genetischen Matrix, aber inzwischen auch so, dass sie in die Vorstellung hineinreicht, die sich davon wissenschaftlich durchzusetzen beginnt, mit der absehbaren Verzweigung in Richtung der Verselbständigung von Aspekten menschlicher 'Vermögen' in technischen Artefekten auf physikalischer Grundlage - wie es die kombinierten Kraft-Intelligenz-Werkzeug-Kopplungen der Automaten sind - und in Richtung der biotechnischen Variation der biologischen Matrix. Man muss also nicht erst die Realisierung dieser Variationen oder die 'Übersetzung' menschlicher 'Vermögen' in technische Artefakte und deren lange Evolutionsgeschichte abwarten, wie sie an den Artefakten der Automobil- und der Büromaschinenindustrie inzwischen ablesbar, und in die Zukunft hinein prospektiv absehbar geworden sind, um über diesen Aspekt der Evolution etwas aussagen zu können. Spätestens in dem Moment, in dem von Geschichte und Kultur, Zivilisation und Sozialisation geredet werden kann, ist vielmehr diese Implikation des Darwinismus eine wirkliche 'relevante' Größe der Evolution, und dass macht zugleich die ganze bisherige Rede von ihr, gerade auch in der neonaiven Form, in der von 'Evolution statt Fortschritt', 'evolutionärer Erkenntnistheorie' anstelle von 'wissenschaftlicher Aufklärung' bzw. gar - horribile dictu - 'Vernunft', als einem 'veralteten Konzept', das auf einer nicht zu rechtfertigenden, letztlich theologisch fundierten 'Hoffnung', einer 'kontrafaktischen Erwartung' ect. ohne Grundlage in der menschlichen Lebensrealität ausging, mithin so geredet wird, als handele es sich dabei selbst um eine Evolution in dem Sinn, in dem das Verständnis davon zunächst von allem anderen redet, um aus dem Blick zu rücken, dass solche 'Erkenntnistheorie' vielmehr von ihren eigenen Grundlagen redet, die nur als Verkürzung, als Frontbegradigung richtig verstanden werden kann, als voreilende Antikritik gegen die kritische Betrachtung, die dieser Zurücknahme der Front das Element der Selbstbehauptung entnehmen könnte, das zu ihr veranlasst, als Darwinismus erkennbar, indessen just in der nicht-entwickelten, stagnativen Variante, in der er sich als angesichts unserer Entdeckung als 'weniger erfolgreich' erweisen dürfte, eben deshalb, weil er Selbsterhaltungsinteressen formuliert, die hinter der von ihm selbst erzeugten Variation in dem Maße zurückbleiben, in dem er sich selbst im Lichte einer Erkenntnis, die ihn qualifiziert wie wir das taten, zugleich unter Berufung auf die von ihm kontrollierte Biomasse, deren Ausdruck und Selbstverständnis er ist, als regressive Matrix verstehen lässt, die ihre Massenträgheit als Selbstbehauptungskonzept einsetzt, um sich nicht verändern zu müssen, aber auch ohne Zugang zu den wirklichen Bewegungsgesetzen, denen die Dynamik des Ganzen folgt. Faktisch werden Geschichte und Kultur, Technik und Wissenschaft nicht durch eine Evolution gesteuert, die ein 'survival of the fittest' garantierten könnte.

Vielmehr ist die tatsächliche Entwicklung von ganz anderen Determinanten abhängig. Will man nicht als 'the fittest' auch die pure Quantität, die Biomasse als solche und alles, was sich daraus ergibt an Agglomerationen, Zusammenballungen und Aufstufungen, gelten lassen, die eine Spezies ggf. auf die Waage bringt, dann ist - wir verweisen auf das Verhältnis der jeweiligen Biomasse zur Anzahl der wirklichen Erfinder (also auch unter Ausschluß der reproduktiven Nutzer, Techniker und Ingenieure und Entwickler) - Innovation, verstanden als qualifiziertes Kriterium von 'fit' angesichts des Gewichts und der in Politik und Wirtschaft - die die klassische Form der bewaffneten Organisation abgelöst zu haben scheint in deren Funktion - gleichermaßen in der Form schierer Macht und Kontrolle zusammengeballten und organisierten, entlang von Kontrollbedarf mehr oder weniger gleichgerichteten Biomasse ein diesen als einem notwendig regressiven, von Lernpathologien belasteten (Macht ist Lernpathologie als Organisation insofern Macht definiert ist als die Fähigkeit, das Lernen anderer zu erzwingen, indem man es sich selbst erspart.) Prinzip entgegengesetztes MOMENT einer 'Evolution', das sich selbst für das Ganze halten möchte und diese Selbstauffassung von sich selbst, der man abnehmen kann, dass sie den Selbsterhaltungsbedarf der Zusammenballungen, die sie repräsentiert, dadurch erfolgreicher machen kann, dass sie sie zur allgemeinen Theorie verallgemeinert und erfolgreich verbreiten lässt. M.a.W., diese als Theorie in der oben skizzierten Weise verkürzte Auffassung von Evolution ist selbst Moment einer so aufgefassten Evolution, aber eben lediglich Moment. Erstaunlich ist immerhin, dass trotz dieses in der Form der Reflexion zur Theorie der allgemeinen Evolution verallgemeinerten Moments der Selbstbehauptung entlang von organisierten Massenträgheiten Evolution dennoch in einem über die Theorie, die Selbstauffassung der organisierten Massenträgheiten hinaus reichenden Sinne stattfindet, eben so wie die Verdauung oder der Blutkreislauf nicht erst dann funktionieren, wenn man gelernt und verstanden hat, wie die funktionieren.

Aber gerade dieser Umstand verweist auf die Irrationalität des Vorgangs. Deshalb ist es nicht illegitim, so zu verfahren. Insofern Macht und Masse stets Moment von Evolution und Innovation sind - ganz entgegen der von ihr 'clever' auswendig gelernten und propagierten Terminologie, deren 'Nutzung' geradezu zu einer Mode, und damit eben auch schon zu einer Routine und einer Gewohnheit geworden ist - aber eben unter dem Gesichtspunkt dessen, was ihr entgegensteht, sind sie prüfende, in einem eminenten Sinne selektiv wirkende Instanzen jeder Variation. Es ist ihr 'Recht', ihre Funktion, die Überlebensfähigkeit jeder Mutation, jeder Variante zu überprüfen.

Geht sie unter, dann war sie nicht überlebensfähig und mithin nicht tauglich. Leitend in dem Sinne eines die Adaptation, Assimilation und Akkommodation führenden Prinzips kann nur die aus einem praktischen Überlebenstest hervorgegangene erfolgreiche und sich unter den gegebenen Konditionen behauptende Variation sein, wie immer sie zustande gekommen ist und wie immer die Umgebungsbedingungen beschaffen sind. Keine Pädagogik kann an diesem Prinzip der Evolution vorbei. Das gilt auch und gerade für die Selbstbehauptung der Vernunft: Ist sie nicht sie selbst, sondern nur Funktion in einem nur als Moment unter ihrem Prinzip verstehbaren Ganzen, so hat sie zwar überlebt, aber nicht als Vernunft.

Ist sie zwar Vernunft, überlebt dies zu sein jedoch nicht angesichts von wie immer beschaffenen Umständen, so ist sie auch nicht, was sie nicht zu sein vermag angesichts ihrer Unfähigkeit sich selbst unter den gegebenen Bedingungen erfolgreich zu erhalten. Man kann derart sehen, dass die retardierenden Momente, die der Evolution unter dem Gesichtspunkt der Schematisierung mittels eines auf organische Befindlichkeiten zurückgehenden Lust/Unlust-Schemas aufgefasst nur als ihr entgegenstehende Momente, als Verhinderungs- und Behinderungsgründe bzw. ‑realitäten vorkommen, weder in ihrer (vernünftigen) Funktion, bezogen auf die Evolution, noch überhaupt durch die Vernunft verstanden worden sein können.

Der reflexive Mechanismus, der aus dem Organischen mittels des Schemas Lust/Unlust diese 'Theorie' über das so Aufgefasste gebiert, ist kaum mehr als Ausdruck einer passiven Synthese. Die Reflexion verbleibt im Bereich des Sinnlichen, und totalisiert dessen reale Gesamtlage in Bezug auf das dem Organismus Entgegenstehende und im Verhältnis zu einem über dieses hinausstrebenden Begehren, das auf dieses Entgegenstehende gerichtet ist unter dem Gesichtspunkt eines nicht zu bewältigenden Hindernisses, das heißt jedoch zugleich so, dass darin schon das Eingeständnis auch eines realen Verhältnisses wahrgenommen wird, auch wenn es die Reflexion nicht wahr-haben will, indem sie es in eine Form bringt, die dieses Verhältnis auf eine primitive Weise entlang von Kriterien ordnet, die das Begehren ins Recht und das ihm Entgegenstehende ins Unrecht setzen, gar im Sinne einer 'Schuld', die dann dem dem Wunsch Entgegenstehenden angelastet werden. Aber so, wie dies sich als Unterbietung des wirklichen Verhältnisses von seinen Funktionsbestimmungen her, indem beide Momente als Momente der Evolution verstanden werden, erkennen lässt, wenn auch nicht aus der Perspektive einer letztlich passiv den Zufälligkeiten der organischen Verfassung und seinem Status quo verhaftet bleibenden Reflexion und dem, was sich an 'Theorieähnlichem' daraus ergibt, und sich dann für Ergebnis eines von Vernunft gesteuerten Vorgangs lediglich hält, und so sehr auch geltend gemacht werden kann, dass und wie Macht und Masse sich lernpathologisch gegen die Lebensfähigkeit der evolutiv wirksam werden wollenden Abweichung zusammenrotten, und derart als unvernünftig erkennbar sind, so wenig lässt sich aus dem letzteren ein Argument zugunsten der Entlastung der Abweichung von den Zumutungen machen, die ihr als solcher von der Beharrungskraft des Bestehenden gemacht werden, und so wenig lässt sich andererseits aus der Irrationalität der Zusammenrottungen von Masse und Macht vor der Vernunft aus ihrer unvermeidlichen und notwendigen Funktionalität für das Ganze der Evolution machen.

Man kann aber an dieser Stelle nunmehr geradezu unmittelbar erkennen, wie von beiden Seiten her, der sich erprobenden Abweichung einerseits und der gegen sie aufgebotenen Beharrungskraft andererseits die sich zwanglos anbietenden Dekompensationen ergeben, die in den verschiedenen Formen der Gewalt oder der Selbstvernichtung ausagiert werden können, weil und wenn die miteinander spielenden Momente, die in einem ganz und gar ungleichen Verhältnis zu einander stehen, nämlich stets so, dass die sich erprobende Abweichung nur als Singularität denkbar ist, und die Gesamtheit des Beharrenden als organisiertes Ganzes, eben aus Gründen, die das Unvernünftige an ihnen, und nicht den rein funktionalen Aspekt zur Geltung kommen lassen, in Richtung auf einen immerhin praktisch möglichen Verfeindungszwang dekompensieren, dessen Erscheinungsformen von den unauffälligen Formen, die allesamt im Alltagsleben problemlos untertauchen können, bis zu den politisch oder juristisch erheblichen Formen entwickeln können, deren Extremwerte der von der oganisierten Gesamtheit ausgehende Terror - im Grenzfall die als Staat bzw. Politik auftretende gesellschaftliche Gewalt - und der mehr oder weniger gewaltsame individuelle Ausbruch aus der Belastung ist, die die Zumutung von Vernunft für alle Momente einer Evolution darstellt, deren Richtung einerseits nicht einfach festgelegt werden, deren Kriterien auch nicht vorab von dieser oder jener Instanz vorentschieden werden können, sondern die nur in einer im Grenzfall u. U. auch auf Leben und Tod lautenden wechselseitigen Herausforderung sich zusammen auf eine neue Stufe der Entwicklung zu heben vermögen, indem sie sich in einem Kampf um Anerkennung als füreinander funktional notwendige Momente in einer übergeordneten Anordnung ihrer Funktionen jeweils bewähren und erfolgreich behaupten. In der auf dieser Stufe erzielten Einsicht verschwindet endlich auch der Schein, mit dem diese Momente aufeinander wirken können und wird als Element der Unvernunft in der Reflexion sichtbar. In der Tat stehen sich die Momente der Evolution nämlich gar nicht als organisierte träge Masse und ohnmächtige, mithin auch 'bedeutungslose' Einzelheit, sondern als jeweils füreinander notwendige Funktionen gegenüber.

Der Schein, der die Relation beherrscht von der einen oder der anderen Seite her - und ohne dass diese 'Ansichten' miteinander übereinstimmen müssten - verschwindet in der anderen, in der sie sich aufheben, die beide als Gegenspieler, als Singularitäten füreinander erkennbar werden lässt, die als Momente nur Komponenten sind, aus denen sich das Spiel erst als Möglichkeit ergibt. Auf diese Weise sind Zielbestimmungen von 'Evolution' in einem traditionellen teleologischen Sinne zwar nicht mehr möglich, aber sie sind auch nicht nötig, insofern die Rückbindung an die Unterordnung von Evolution als Funktion unter Kriterien der Vernünftigkeit durchaus eine Entscheidung darüber zulassen, was jenseits von Verfeindungszwang und Regressionsgefahr sich durchsetzen können soll, wenn man dies zugleich derart an eine Kontrolle rückbindet, dass weder keines der Momente Entlastungen zugunsten der Ersparnis von Bewährungszumutungen als Vernunftansprüche geltend machen darf, obwohl das deren Geltendmachung als List wiederum nicht ausschließen kann. Denn auch die List gehört zu den Eindrucksmanipulationen, die der Selbstbehauptung offenstehen. Sie zu verbieten oder moralisch zu belasten ist auch nur eine der unter den Umständen der Selbstbehauptung zulässigen, jedenfalls kaum zu unterbindenden Zumutungen zugleich an die Selbstbehauptungsfähigkeit. Letzten Endes rehabilitiert die konsequente Durchführung der Überlegung aber alle als Bedingungen der Selbstbehauptung denkbare Umstände, indem sie sie zu Prüfungsinstanzen erhebt. Von diesem Gesichtspunkt her ergeben sich nun noch andere Konsequenzen. Man kann dann nämlich auch die Gewalt, auch nicht die 'regressive' schlicht pönalisieren oder mit einer Sanktion belasten wollen.

Der jeweilige Gegenspieler in der jeweils entgegengesetzten Funktion wird das als einen Versuch betrachten können, seine Selbstbehauptungschancen nach Möglichkeit einzuengen um auf diesem Wege eine günstiger Ausgangsposition für die je eigene einnehmen zu können. Entsprechendes gilt für die Geltendmachung einer 'höheren Stufe der Reflexion', die das Verhältnis als eines zwischen einer 'Vernunft' und der 'Unvernunft' schematisiert und dieses Schema auch dem Gegenspieler zur Übernahme als auch seine eigene Perspektive 'anbietet', der das als möglichen Trick auffassen kann, der wiederum seine je eigenen Selbstbehauptungschancen beschränken soll. Vernunft und Gewalt erweisen sich derart im Kampf um Selbstbehauptung als äquivalent. Wenigstens auf dieser Stufe der Überlegung kann kein Unterscheidungskriterium ausgemacht werden, das im Hinblick auf den unverzichtbaren und uneinschränkbaren Anspruch des Lebens auf seine mit ihm zugleich gegebenen Anspruch auf Selbstbehauptung Vernunft oder Gewalt zu qualifizieren erlauben würde derart, dass dabei ein Vorrecht der einen gegenüber der anderen Form eines anwendbaren Mittels herauskäme, von dem aus sich das andere als das jeweils schlechtere erwiese. Insofern Selbstbehauptung nur noch auf sich selbst als Zweck bezogen ist, und insofern dies im Grenzfall dieses Spiels, das das Leben mit sich selbst spielt, und bei dem vorübergehend auch 'Evolution' resultiert, bzw. etwas, was als solches imponiert, und zwar offensichtlich gleichermaßen der Vernunft wie der Unvernunft, ohne Rücksicht auf deren Assoziation mit anderen, qualifizierenden Kriterien ihrer sicheren Unterscheidung, ja nur noch heißen kann: Verloren hat, wer zuerst stirbt, ein erkennbar irrationales Motiv also ist, ist andererseits kein Mittel zur Erreichung dieses Zwecks ausschließbar.

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