Romantische Landschaft mit Menschenopfer

Romantische Landschaft mit Menschenopfer
Weißt Du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt...

Sonntag, 13. Dezember 2009

Der Funktionalismus der absoluten Verfügung über das Individuum

Der kosmologisch inzwischen verbürgten, sozial verstärkten und anthropologisch vertieften faktischen Nichtigkeit des Lebens als Ganzem, der Gattung Homo sapiens sapiens bzw. ihres jeweiligen Vertreters, dem Individuum als Gattungsexemplar, das schon ‚von Natur’ her kaum auf die Liebe und Zuneigung von ‚Mutter Natur’ rechnen bzw. gar Anspruch erheben kann, steht der noch immer in derselben und zugleich der Gegenrichtung zu diesem Befund anschwellende theoretische und praktische Aufwand an Beschäftigung mit den vorerst noch weiter akkumulierenden Folgen dieser Nichtigkeit und ‚Nichtung’ der Bedeutung des Lebens und der Existenz des Gattungsexemplars bzw. der Arten insgesamt gegenüber, die wiederum in einem iterativen Sinne als Exemplare erscheinen, auf dies es nicht ankommt. Dem wiederum entsprechen die sich zwischen Wissenschaftlichkeit und Science Fiction auftuenden kompensatorischen Phantasien über die Bevölkerung des Universums, die dem Faktum der Bevölkerungsentwicklung auf der Erde getreulich folgen, denen wiederum dieser Phantasie zum Trotz die faktische Singularität des Lebens und die jedes Individuums auf eine ebenso verblüffende wie schwer verständliche Weise gegenüber. Und diese Gegensätze zwischen Gleichgültigkeit von Massenerscheinungen und Sigularität des nur unter anderem auch ‚Wissenschaft’ herstellenden Bewusstseins von Gattung und Individuum entsprechen wiederum die Phantasien der Astrophysiker über die Beschaffenheit des Universums. Dabei erscheinen die gegensätzlichen Besetzungen teils an einem und demselben Objekt: Die ‚Schwarzen Löcher’ sind zugleich Vergegenständlichungen einer alles negierenden Singularität, die der kosmologischen Projektion eines alles auf sich selbst umleitenden Form eines absoluten Narzissmus eines Bewusstseins entspricht, das sich selbst die Zwecke setzt gegen die allgemeine Richtung der gesamten Evolution.

Es ist von Bedeutung, sich dies bewusst zu machen auch auf das Risiko hin, dass man sich der Frage stellen muss, was denn diese ‚philosophischen Reflexionen’ beitragen könnten zu einem besseren Verständnis des Phänomens der Sucht, wie sie dem Praktiker als alltägliches Massenphänomen im Rahmen seiner beruflichen Betätigung oder dem Zeitungsleser auf der Bewusstseinsschicht des gesunden Menschenverstandes begegnen mag, wenn beiden, dem professionellen Praktiker oder Lehrer im weitesten Sinne die persönliche Weise Konfrontation etwa in der durchaus möglichen Form schon erspart bleibt, die darin besteht, dass man die Leiche eines an den Folgen der Sucht Gestorbenen morgens in seinem Garten oder Hausflur vorfindet.



Die Ausbreitung von Wissenschaftstypen, die etwa für die sogenannten ‚primitiven Gesellschaften’ vollkommen unvorstellbar wären, von der Form her wie von ihrer Diversifikation und quantitativen Bedeutung her, also etwa von Soziologie, Psychologie und Sozialpädagogik, sowie die wenigstens ihrem Sinne nach von ihnen gesteuerten und gestützten, angeleiteten Institutionen und deren praktischer Bedeutung, sind aus der Perspektive dieser ‚primitiven Kulturen’, die den primitiven Gesellschaften entsprechen, als hochkulturelle Unternehmen also, zugleich als Erscheinungsformen einer ebenso viele Formen einer um sich greifenden Besessenheit mit dem Grenzwert der wahnhaften Überwertigkeit annehmenden Beschäftigung mit den Folgen des Wachstums und der Ausbreitung der Hochkulturen, die zugleich an diesen Folgen zu verzweifeln drohen, bzw. ihrerseits selbst schon die Verzweiflung an der ganz offensichtlich im Rahmen der kollektiven Strategien der Daseinsbewältigung immer deutlicher auflaufenden Folgen dieser Daseinsbewältigungsstrategien aufgefasst werden können, als Reaktionen auf die kaum mehr abzuweisende Einsicht in die Grenzen des Machbaren, an denen sie unter anderem operieren müssen.

Während diese Folgen global auflaufen zu einer kaum mehr zu übersehenden schleichenden Katastrophe, jedenfalls als Indikatoren kommenden Unheils betrachtet werden können, betreffen sie doch niemanden so wie den Menschen selbst, als Lebensform und innerhalb dieser die Grundlagen seiner in einer Hinsicht, die gerne nach vorne gerückt wird, vorweisbaren Erfolge, was seine Strategien der Daseinsvorsorge betrifft. Denn angesichts der sich ausbreitenden unerwünschten Folgen dieser Erfolge stehen langfristig eben die Grundlagen der Erfolge selbst insofern in Frage, als sie fragwürdig werden.

Dabei ist die ‚Sucht’ bzw. der Komplex ihrer spezifisch modernen Folgeerscheinungen nur einer der Motoren einer kontraproduktiven Entwicklung von sozialen Subsystemen innerhalb der modernen Gesellschaften, die mehr und mehr Ressourcen verschlingen, ohne dabei die Erfolge vorzeigen zu können, die ihren Zweckdefinitionen zugrunde liegen und ihre Institutionalisierung legitimieren. Denn weder ist die von ihnen angebotene ‚Hilfe’ von einem befriedigenden Effektivitätsgrad, wie man sich ihn in Industriegesellschaften im Blick auf das Beispiel der avancierten industriellen Produktionsanlagen wünscht, was das Verhältnis von Mitteleinsatz und Effektivität betrifft, noch sind die allgemeinen ordnungspolitischen Leistungen in Bezug auf das Erscheinungsbild einer hygienisch einwandfreien Selbstpräsentation des gesellschaftlichen Lebens entlang der Kriterien einer ‚Ästhetik’ der staatlichen Verwaltungen, des Erziehungswesens und der industriellen Produktivität, von deren Erscheinungsbild das Lebensgefühl in hohem Masse abhängt, das sich an die allgemeine Vorstellung von ‚Erfolg’ knüpft, von der Art, die man als Leistung bei dem gegebenen Mitteleinsatz für optimal halten möchte. Zudem sind die beiden Zwecksetzungen, der Hilfe und des Ordnungschaffens bzw. Ordnunghaltens, die jeweils dem Individuum bzw. dem Staat bzw. den die Mittel verwaltenden und zuteilenden Institutionen zugewandten Gesichter der mit der Suchthilfe befassten Institution und der in ihnen aktiven Professionen, nicht ohne Weiteres miteinander kompatibel. Entsprechend liegen sie in der alltäglichen Routine wie in der über ihr gebildeten und sie begründenden Theorie auf dieselbe Weise miteinander in Konflikt, wie sie das in ihr Gefüge geratende Individuum am eigenen Leibe erfährt.

Die Resignation des professionellen Personals kaschiert sich mit dem innerinstitutionellen Regelaufstieg, der sich zugleich als Ausstieg aus der ‚Frontarbeit’ entpuppt, der von dem stillschweigend akzeptierten innerinstitutionellen begleitet ist, dass die Arbeit an der Front über die Dauer von drei bis fünf Jahren hinaus dem je eigenen seelischen Gleichgewicht nicht zuträglich ist, ein Argument, das wiederum für das zu ‚lebenslänglich’ verurteilten Pflegepersonal nicht gilt, insofern ihm der Fluchtweg des institutionellen Aufstiegs bzw. Ausstiegs zum Funktionär oder ‚Ausbilder’ verwehrt ist, der gewöhnlich nur dem akademisch ausgebildeten Personal offen steht.

Man muss diese aversiven Reaktionen auf das im Alltag behandelte Problem einer Klientel verstehen, um die Entwicklung der Theorie, der wissenschaftlichen Beschäftigung damit als eine der weniger malignen Erscheinungsformen immerhin möglicher maligner Reaktionen darauf zu erkennen. Zwar vermeidet die Flucht in die Theoriebildung offenen Zynismus, oder die bekannte Gleichgültigkeit gegenüber der Person und der Individualität der ‚Betroffenen’, die erkennbar werden lassen kann, wie den Praktiker die tägliche Konfrontation mit dem Unbewältigbaren angesichts der klaren und bestimmten Einsicht in die jeweils bereit stehenden anderen Möglichkeiten (oder Unmöglichkeiten) in Wirklichkeit betrifft, so nämlich, dass er zum Schutz seiner selbst oder zur Abwehr einer Selbstbeschädigung zu der jeweils nächst liegenden bzw. mit der persönlichen Disposition und dem Lebensalltag der Institution und der je eignen Funktionsanforderung, die sie an den Betreffenden als Person stellt, am unauffälligsten vereinbar ist und der je eigenen seelischen Ökonomie am besten zu dienen verspricht, ohne in einen zu offenkundigen und unerträglichen bzw. nicht tolerierbaren Gegensatz mit den Zwecksetzungen der Institution zu geraten.



Außerdem kann man der Theoriebildung neben dem legitimierenden Zweck, den sie neben dem der sachangemessenen Erkenntnis in jedem Fall mit bedient, positive und nutzbringende Seiten abgewinnen, die über die oft in Unkenntnis der multiplen Zwecksetzungen, die die Theorie befriedigen muss, in praxi jedenfalls, nach vorne geschobenen unmittelbaren Aspekte der Beteuerung ihres Nutzens für die Individuen, denen der Praktiker ‚Hilfe’ bringt, hinaus gehen. Wenn und wo auf diesem Aspekt dennoch als im Vordergrund stehendem bestanden wird, ist mindestens zu ergänzen, dass sie nicht nur der Klientel, sondern auch der Institution und dem Praktiker des Alltags eine Hilfe anbieten sollte und kann, die verhindert, dass der institutionelle Alltag in eine der professionalisierten Aberrationen abgleitet, der endlich den Sinn des ganzen Unternehmens in Frage stellen kann, wenn er nicht durch den erfolgreichen Rückzug auf den an die politische Macht angelehnten ordnungspolitischen Zweck allein ausreichend gesichert werden kann, also durch das ‚Gewaltmonopol’ der staatlichen Ordnung, als deren nackte Wahrheit endlich ‚entlarvt’ werden könnte, was sich zu einseitig auf den in den Vordergrund gestellten Zweck des individuellen Hilfsangebots stützt und dann anhand seiner öffentlichen Selbstdarstellung und aufgrund des zu einseitig missverstandenen Sinns der Beschäftigung mit dem Sinn der Existenz der mit dem Massenphänomen Sucht befassten Institutionen der Unwahrheit sich überführt sehen könnte. Dabei ist diesem selbst hergestellten Missverständnis schon damit ausreichend begegnet, dass man von vornherein den Focus nicht derart konzentriert, dass man dabei den vielfältigen Sinn der theoriegeleiteten Betrachtung schon im Vorfeld aus dem Auge verliert, um den Preis, dass man sich schließlich aus der institutionellen Praxis selbst mit dem Vorwurf der Unbrauchbarkeit, der Irrelevanz konfrontiert sieht und keine angemessene Reaktion mehr produzieren kann auf die erkennbar um sich greifende pragmatisch zupackenden Rationalisierungsmassnahmen, die endlich mittels ihres eigenen Verständnisses des richtigen Verhältnisses von Nutzen und Kosten durch Qualitätskontrolle in der Institution aufräumen von einem Verständnis aus, in dem sich der Typus des betriebswirtschaftlich orientierten Managers mit dem der Verwaltung verschmelzen zu einer Pragmatik, die mit aller ‚Betroffenheit’ aufräumt vor dem Hintergrund einer anhand der Praxis zwar erschließbaren, aber nicht als solcher bewussten und entsprechend anscheinend auch nicht mehr diskussionsbedürftigen Theorie, die dieses Handeln leitet, das sich an innerorganisatorischen Nutzen/Kosten-Gesichtspunkten orientiert und dabei ohne Bewusstsein über die langfristig zu erwartenden unbedachten Nebenfolgen handelt wie ohne ein Bewusstsein davon, was mit diesem undeklarierten Paradigmenwechsel eigentlich geschieht.

Es ist ja nicht so, dass diese Wendung eine von der (nutzlosen) Theorie zur pragmatischen Praxis wäre, die ohne eine solche auskommt. Es ist zunächst der Wechsel von einer als solche deklarierten zu einer nicht als solche deklarierten praxisleitenden Theorie, darüber hinaus aber bei näherem Hinsehen eine Wendung auch innerhalb des Typus der Theoriebildung, der Reaktionen auf das alltägliche Erleben an der Front und im Generalstab in sich aufnimmt, die ihrerseits dringend der Reflexion bedürften, und sich just dieser dadurch zu entziehen bestrebt sind, dass sie aus der Theorie in die Pragmatik fliehen, die sich unter unmittelbarer Berufung auf die angebliche Alltagserfahrung, die ja begrifflich als angemessen verarbeitetes Alltagserleben verstanden werden müsste, als die bessere Theorie (im Sinne der Handlungsanleitung) anzubieten scheint und dadurch konkurrenzlos zu werden versucht, dass sie zugleich des Status als Theorie einfach verleugnet.

Man muss sich vor Augen halten, dass die Vermutung, wonach die zur reinen Pragmatik des institutionellen Handelns sich formierende, ihren Status verleugnende Theorie des institutionellen Handelns an die Stelle einer bewusst als solche formulierten tritt, sie auf das Niveau eines Hilfsmittels der Legitimation durch Verfahren regrediert, mit der Folge, dass sie als rhetorische Hilfsfunktion einer Praxis zugleich in verschiedene, nur noch mehr oder weniger locker miteinander zusammenhängende Schichten entlang der verschiedenen, in einer Hierarchie von Funktionen und Professionen zusammenarbeitenden Personalgruppen zerlegt wird, die dadurch entstehen und entwickelt werden, dass mehr oder weniger zufällig verfügbare und mehr oder weniger zufällig vorhandene Bildungsbestände und terminologische Kenntnisse, die aus dem institutionellen Gebrauch irgendwie praktisch und anhand ihres beispielhaften Einsatzes erlernt werden (können), je nach den Voraussetzungen, die die verschiedenen Personalgruppen mit bringen und je nach dem Zugang, den sie durch Ausbildung legitimiert zu ihrem Einsatz haben, mit dem Alltag entnommenen Bedeutungen aufgeladen werden, ohne dass der institutionelle Lernprozeß, der solche wilde Theoriebildung im Rahmen des Lebens der Institution einer seinerseits reflektierten bzw. rationalen Kontrolle unterliegt, so dass sich einem Interessierten endlich der merkwürdige Sachverhalt ergibt, dass sich einerseits in Fachzeitschriften ein u. U. recht hoher Standard der Theoriebildung bietet, die von wissenschaftspolitisch ausgesuchten Exponenten mit Theoriebildungsexpertise und besonderer Qualifikation in diesem Bereich ‚vorangetrieben’ wird, ohne dass man so recht wüsste, wohin eigentlich, wenn man dem ‚Voran’ eine Richtung zuordnen wollte, während andererseits der tatsächliche Stand der Kenntnisse und der Fähigkeiten – unter diesen auch die einer Einsicht in den Sinn von Theoriebildung – und ihre Verteilung auf die verschiedenen Personalgruppen, sowie die faktische, wirkliche Verwendung dieser Kenntnisse und ihr aus dieser erschließbare Zweck auf einen im Effekt auch ganz anderen Sinn von Theorie verweisen als der ist, den man der Theoriebildung entnehmen zu können meint, wenn man auf die avanciertesten Experten in Sachen Theoriebildung allein blickt.

Man muss nicht sofort ins Einzelne gehen. Es ist sogar zu empfehlen, dies nicht zu tun. Naheliegend wären verschiedene, in dasselbe Dilemma führende Reaktionen auf einen solchen Befund, einmal vorausgesetzt, er fände den Beifall in den Anschauungen auch anderer Gesprächspartner, die darin eine sei es auch unartikulierte eigene Irritation oder Erfahrung erblicken können. Eine dieser Reaktionen ist die, der ‚reinen Theoriediskussion’, nach Art der universitären Ausbildung, als einem Abhub vom Alltagsleben des Praktikers und dessen Problemen abgelösten Randphänomen, die Zuständigkeit mehr oder weniger stillschweigend abzusprechen angesichts einer von ihr erkennbar unter dem Zwang des alltäglichen Orientierungsbedarfs abweichenden Zurichtung zur eigentlichen Praxistauglichkeit, dem dann auch der inzwischen allerdings auch in der Theoriebildung angelangte oder von ihr durch Beispiel empfohlene methodische und theoretische Eklektizismus zuzurechnen wäre, der das vorhandene Arsenal einfach als eine Art Werkzeugkasten handhabt, eine Praxis, die auch in der Theorie schon ‚reflektiert’ ist, insofern sie sich zwanglos die dieser praktischen Handhabung entsprechende metatheoretische Theorie der ‚Ansätze’ und der ‚Multifaktorialität’ vorgeschaltet hat um damit die Weite ihres Überblicks und die undogmatische Vorurteilsfreiheit gegenüber jeder Theorieerfindung zu dokumentieren, um den Preis allerdings des vorab, unter denselben Titeln bereits vorausgesetzten Verzichts auf jeden Versuch, über das lediglich praktische Dilemma der Rezeption verschiedener ‚Zugangsversuche’ noch hinaus zu gelangen.

Die eigenartige Phänomen, dass auch diesem Problem eine Tradition entstanden ist, die schließlich das Studiendesign und die Methode des akademischen Studiums aufzehrt und ersetzt durch eine Hinnahme eines ausgebreiteten Phänomens als wissenschaftlich nicht mehr aufarbeitbares Faktum, das einer Bearbeitung gar nicht mehr zu bedürfen scheint, entspricht einer Form der ‚Normalisierung’, die aus einer herausfordernden Problemlage den Stolz einer endlich gewonnenen Übersicht macht und dadurch das Problem verschwinden lässt, zumal aus dem Problembewußtsein von Studiengenerationen, die von vornherein daran gewöhnt werden, über multiple Ansätze nach Belieben und entsprechend dem Vorbild der ihnen vorgeschriebenen Fachliteraturen zu referieren, unter Einschluss des mitgeschleppten Klischees der angefügten ‚Kritik der Ansätze’, die da ihrerseits entsprechend der sei es auch universitätsüblich eingefahrenen Referatsklischees zur Darstellung kommen, in immer dünner werdenden ‚Zusammenfassungen’.

Es ist kaum verwunderlich, wenn und dass die Folgen dieser Formen von ‚Bildung’ und ‚Ausbildung’ sich schließlich praktisch nur noch als Eingangsvoraussetzungen von Besoldungsgruppenzuordnungen in den vorhandenen Institutionen zu eignen scheinen, die endlich ebenso konsequent aufgrund der nicht falschen Einschätzung ihrer praktischen Leistungsfähigkeit mit einer unter dem Stichwort der ‚Qualitätskontrolle’ sich durchsetzenden Reaktion beantwortet werden, die diesen Zusammenhang unterläuft durch eine Strategie der systematischen Absenkung der Eingangsvoraussetzungen, um dem Vorrang der Verkoppelung bestimmter Studiengangslizenzen mit bestimmten Besoldungsgruppen zu brechen zugunsten kostengünstigerer Lösungen, wiederum unter Hinweis auf die praktische Rechtfertigung, die das alltägliche Erleben des Umgangs mit der Klientel und die tatsächliche Effektivität der täglichen Arbeit faktisch unter je gegebenen Umständen haben.

Der dem entgegen gesetzten Reaktion entspräche die Erhebung des praktischen Umgangs mit den Beständen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Gegenstand, den sie mit der Praxis zu teilen meint, zu einem unerträglichen Skandalon mit Rücksicht auf den tatsächlichen Stand der wissenschaftlichen Theoriebildung bzw. das dem Interessierten anhand der Bestände im Prinzip zugänglichen Problembewusstseinsniveau. Es führt zu der bekannten reaktiven Entwertung der Theoriebildung durch die, denen dieses Niveau als unerreichbar erscheinen muss, nicht zuletzt aufgrund der Spaltung zwischen den Spezialisierungen innerhalb der Professionen, die sich mit ihr beschäftigen (müssen), weil das zu ihrer Qualifikation gehört, ein Umstand, der der Theorie und ihrem jeweiligen ‚Niveau’ nicht nur Freunde macht, auch nicht innerhalb der Profession, die von ihr Gebrauch macht wie betroffen ist, als unablässig drohender unfreiwilliger Inkompetenznachweis, wenn man sich bloß öffentlich zu äußern wagt, wobei hier noch nicht einmal an den Fachkongress oder die freiwillige Weiterbildungsgruppe gedacht werden muss, sondern schon die alltäglichen Arbeitskreise und ehrenamtlichen Gruppen die bekannten Hierarchisierungsmechanismen entlang der ‚sprachlichen, kommunikativen, performativen und Interaktions‑Kompetenz zeigen, die für den größten Teil ihrer Teilnehmer eine geheime Leidensgeschichte ihrer beruflichen Existenz vom Ausmaß eines enorm verlängerten Passionsweges darstellen, dessen Folgen, die aggressive Aufladung, kaum zu überschätzen sind, ebenso wenig wie ihr charakterformendes Potential, insofern der durch die normativen Implikationen objektiv, anonym entstehende Zwang sich an ihnen zu bewähren einen langfristigen Anpassungsdruck erzeugen, der den mehr oder weniger ausgesprochenen, reflektierten Hintergrund für die beruflichen Konkurrenzlagen bilden, die nicht zuletzt auf die allgemeinen Bedingungen der individuellen Selbstbehauptung zurück verweisen, die oft genug nur zu gut vor Augen liegen in Gestalt der Klientel, die sich diesen Bedingungen offenbar nicht gewachsen gezeigt hat, ohne dass die verfügbare Theorie eine eindeutige Auskunft erteilte darüber, wieso gerade dieses jeweils an ihnen gescheiterte Individuum an ihnen gescheitert ist, also auch die Unterscheidungen aufzuweichen drohen, damit aber auch wiederum die allgemeine und unbestimmte Drohung des Scheiterns auf eine nun ihrerseits ganz unzweideutige Weise vor Augen führen. Das wird nicht gemildert dadurch, dass diese ‚Chancen’, die das Unabsehbare verbirgt ebenso wie androht, gewöhnlich auch den davon nicht zu trennenden Regel‑ und Bewährungsaufstieg betreffen, also durchaus unmittelbar materielle und soziale Folgen für den Einzelnen haben, der den mit seiner je eigenen Berufsausübung verbundenen Normen oft eher ausgesetzt ist als dass er sie begrüßt, und dem sie oft genügend als fragwürdige Wiederholungen von sozialen Mechanismen erscheinen müssen, die er selbst für die von ihm alltäglich praktisch zu behandelnden Phänomene und Folgen des Lebensschicksals anderer ursächlich verantwortlich zu machen geneigt sein darf, die nicht so viel Glück hatten wie er/sie selbst, sie zu mehr oder weniger souverän zu meistern oder wenigstens nicht an ihnen zugrunde zu gehen. Und es ist nicht zuletzt, wenn nicht ein aus dem Bereich vortheoretischer Gewissheiten, die die Berufswahl geleitet haben mögen, dann aus dem Bereich des während der Ausbildung Gelernten stammendes, sei es also intuitives, durch die Ausbildung jedenfalls nicht widerlegtes, oder durch sie sogar erst erworbenes oder vertieftes Wissen, das ihm/ihr dieses Verständnis nicht nur der Schicksale und der Lage der jeweiligen Klientel zugänglich und verständlich werden lässt.

Auch hier kann man indessen, wie im Reich der akademischen Theoriebildung wenigstens einen Gegentypus unterscheiden, der von anderen Berufswahlmotiven geleitet einen entsprechend anderen Gebrauch macht von der Theorie bzw. der mittels ihrer konsolidierten professionellen Praxis. Diesem Typus entspricht ein Theorieverständnis, das zur Befestigung und Verselbstverständlichung eines bereits diesem Gebrauch vorauszusetzenden, mittels der Theoriebildung nur bestätigten, ausgebauten und befestigten Vorurteils dient, die den Erfolgstypus, dem der ‚Theorieuser’ sich selbst zurechnet, strikt von dem auf den sie angewandt wird, unterscheidet und den Theoriegebrauch bzw. die Theoriebildung dazu einsetzt, diese Unterscheidung praktisch oder theoretisch auszubauen und zugleich zu beweisen, das die gemachte Voraussetzung richtig ist. Dieser Typus leugnet strikt die prinzipielle Gemeinsamkeit der humanen Grundausstattung und ist bestrebt, die Hypothese, die dieser Einstellung zugrunde liegt, möglichst zu beweisen oder die ihr entgegengesetzte zu widerlegen. Derart ergibt sich ohnehin schon von den Grundeinstellungen her ein Gegensatz zwischen wenigstens zwei unterschiedlichen ‚Tendenzen’ der Anwendung von Theorie bzw. der Theoriebildung selbst, und man kann an dem Ausmaß, in dem die Politik die jeweils eine oder andere bevorzugt etwas ausmachen über die gerade vorherrschende soziale Struktur, ganz unabhängig von der gerade vorherrschenden Art des Umgangs mit den sozialen Verlierern, die indessen ihrerseits ein sensibler sozialer Indikator für die dem Bauer bekannte Beobachtung und ihrer Anwendbarkeit auf das soziale Leben insgesamt ist, die in der Bauernweisheit steckt, wonach die kranke Kuh besonders oft getreten wird. Je nachdem ob man darin einen heilsamen Mechanismus der biologischen und arterhaltenden Selektion in der Evolution der Arten erblickt oder eine unerträgliche Inhumanität, der den bevorstehenden Rückfall in die Barbarei ankündigt, jenseits des Horizonts des Absehbaren jenen Kenterpunkt, der im Bürgerkrieg die Begleiterscheinung der Mitteilung sieht: ‚Ab heute wird zurückgetreten’, also auch den Wechsel des Kampffeldes von dem Austragungsmodus über die Theoriebildung (bzw. die Rhetorik) auf das Feld des mit den Mitteln der Gewalt ausgetragenen Konflikts, der die Vorteile seiner Vermeidung durch das Einverständnis seiner Begrenzung auf die Mittel der sprachlichen Kompetenz und der beruflichen Qualifikation sowie die gesetzten und nach Bedarf geänderten Regeln der Personalrekrutierung für knappe Positionen, wird man zu verschiedenen Bewertungen der verschiedenen Grundhaltungen (etwa in Wertediskussionen) gelangen, wobei wiederum Konstanten vorausgesetzt werden, die genau genommen nicht selbstverständlich als solche betrachtet werden können.

Wenn man zum Beispiel die Erfolge einer systematisch mit den Mitteln der modernen Verwaltungstechnik in das soziale Gefüge – um den Preis seiner Destruktion – hineingetriebene vollständige Vereinzelung der Individuen – vorerst noch ein Grenzwert, der seinem öffentlich begrüßten Ideal angesichts der täglich triumphierend verkündeten Rückgänge der Mitgliederzahlen der Gewerkschaften entgegenstrebt – weitgehend verwirklicht hat, und damit zugleich die Ohnmachts‑ und Nichtigkeitsgefühle der sich diffus bedroht fühlenden oder der faktisch feststehenden sozialen Verlierer zu nutzen weiß, um ihren Konformismus zu erzwingen, nicht zuletzt mit den Mitteln einer unablässig verschärften Androhung von Sanktionen, dann macht man einerseits deutliche und unübersehbare Hinweise darauf, dass und wie die Politik das soziale Gefüge zerstört, aber ebenso auch Hinweise darauf, dass man zunehmend Probleme befürchtet damit, dass die Angebote zu einer konformen Lösung auch hinreichend angenommen werden. Wirft man dann einen Blick auf die Zahlen an Drogentoten, und Insassen von mehr oder weniger geschlossenen und Rehabilitationszentren, Drehtürinstitutionen und ihre Besetzung mit Klientel usw., sowie auf die Selbstmordraten, dann kann man zugleich auf die Erfolge einer Politik verweisen, die strikte verwaltungstechnische Vereinzelung stützen lässt durch eine ihren Bedürfnissen entsprechende Psychologie- oft auch als Sozialpsychologie oder Sozialkpädagogik – und die von ihnen ausgearbeiteten Maßnahmekataloge, von denen man schon lange nicht mehr sagen kann, wie weit sie berufspolitische Strategien, politischen Vorgaben, verwaltungstechnischen Bedarfsdefinitionen oder individuell angemessenen Hilfsangeboten entsprechen, bzw. allgemeinen Drohungen gegenüber einer stets weitergehender Kontrolle und Überwachung, intellektueller und seelischer Enteignung bedürfenden Bevölkerung, von der sich die politischen und die Verwaltungstechniker in wachsendem Masse, in dem Maß, in dem sie um Zustimmung einer schrumpfenden ‚Mehrheit’ – in jedem Fall einer wie immer in ihrer Zusammensetzung wechselnden Minderheit der Population – für ihre ‚Angebote’ zur regulierenden Kontrolle der ihnen offenbar stets bedrohlicher erscheinenden Population werben in einer Sprache, die den Sinn dieses ‚Angebots’ vorsätzlich möglichst unscharf formuliert, aber deutlich genug, dass eine ausreichend umfangreiche Anzahl von Individuen darin sich selbst als möglicher Nutznießer zu erkennen vermag und diese Technik der Ausbietung öffentlicher Vorschläge zur Knebelung der Populationsmehrheit akzeptiert in der möglicher Weise alsbald enttäuschten Erwartung, sich als Nutznießer dieser Blanko‑Zustimmung, einer politischen Spekulation nach Art eines Systemlottos erkennen zu dürfen.

Die Voraussetzungen solcher Spekulationen werden erst dann sichtbar, wenn der Lernprozess der einmal von dieser, dann von jener Seite in die Zange genommene Fallout dieser Systemprozesse nicht mehr im stillschweigend als Erfolgsgrundlage vorausgesetzten Sinne reagiert, also im Fall der Suchtklientel mit einer sozial mehr oder weniger konformen Selbstzerstörungsreaktion auf die Perfektionierung der politischen und verwaltungstechnischen Mittel der Beherrschung möglicher Reaktionen einer benachteiligten Bevölkerungsgruppe, deren avanciertestes in den modernen, ‚postfaschistischen’ Sozietäten die Technik der absolut gewordenen Vereinzelung der Individuen ist, die an die Stelle eines politischen Totalitarismus tritt, der sich als umgekehrter Totalitarismus der absoluten Vereinzelung dem von ihm abgelösten Totalitarismus absoluter Gleichschaltung und Überwachung entgegensetzt. Das ist eine zunächst ungemein erfolgreiche Methode der Modernisierung, die den derzeitigen Boom der Vokabel der Globalisierung ausgelöst hat. In der Tat hat sich an der Globalisierung nichts geändert, wenn man die unaufhaltsame Anwendung immer wieder neuer Konzeptionen der Kontrolle der Populationen der Industriegesellschaften entlang von veränderlichen Bedarfslagen für die Spezifik der jeweiligen Kontrolle betrachtet, in dem auch der temporäre globale Erfolg des europäischen Exportprodukts, das unter dem Namen ‚Kommunismus’ teilglobalisiert werden konnte, bis sich die dem kollektiven Kontrollverfahren entgegengesetzte Methode der globalen Totalisierung der verwaltungstechnischen Vereinzelung, die gelegentlich ganz falsch als Konsequenz des ‚westlichen Individualismus’ gar kritisch gegen die von ihr betroffenen Individuen gewandt wird (und dazu deren ‚Selbstbewußtsein’ heranziehen möchte, ohne zu sehen, wie dieses selbst ein Produkt dessen ist, was ihnen ohnehin geschieht, als unausweichliches Schicksal von einer Politik verordnet ist, deren Protagonisten an der Verblendung teilhaben, die sie in Verwechslung dessen, was sie durch die Akzeptierung der ihnen vorgesetzten Karrierebedingungen mit einer persönlichen Chance gleichsetzen müssen, sich über das Massenschicksal zu erheben, mit einem eigenen Urteil und Willen, wie eine Epidemie ausbreiten halfen, indem sie sich bereit finden, dieses Schicksal, gestützt auf das ihnen zugespielte ‚Gewaltmonopol’ – das Monopol zur Gewaltanwendung gegenüber der Population mit Hilfe einer Legitimation, die sich auf eine jeweilige Minderheit stützt, und auf den systematischen Ausschluss der Population vom Zugang zu den von ihnen monopolisierten Positionen - ) als das derzeit neueste und erfolgreichste Mittel der absolut gesetzten Kontrolle der Population mit Hilfe des Konzepts des lebenslangen Lernens, der von der Soziologie der siebziger Jahre propagierten Leerformeln der ‚Mobilität’ und der ‚Flexibilität’ komplettieren ließ. Während die Modernisierungsfolgen privatisiert wurden, wurden auch ihre Gewinne privatisiert, so dass die Politik nach beiden Seiten hin aktiv über die Verrechnung der von ihr in das soziale System eingeführten Entscheidungsprämissen entschieden hat, unter Voraussetzung der vorangegangenen Politikerfolge, die die ‚Modernisierungen’ der europäischen Kulturgeschichte der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts als Hintergrundimagines ihrer Konsolidierung mit abgewandelten Sozialtechniken der Vereinzelung nutzen konnte, indem sie die durch den Bürgerkrieg erzielten Internalisierungs‑ und Disziplinierungsgewinne nutzte zur Einführung neuer, modernerer, dem veränderten Bedarf angeglichener Konzepte, die als Sozialtechnologien bekannt sind, und in diesem Sinne sowohl vortheoretische Gewissheiten der Population benutzen und auf ihnen aufsetzen, wie sie als vortheoretische Gewissheiten den Verwaltungstechniken unterliegen und ebenso dem gesamten Bestand der sozialwissenschaftlichen und psychologischen und sozialpsychologischen Theoriebildung, die sich nur auf der Grundlage der auf den vorausgehenden Internalisierungsveranstaltungen überhaupt verstehen lassen, als Entwicklungen, möglich wurden, und zugleich ihre praktische Anwendbarkeit, bzw. dass sie überhaupt etwas Wirkliches beschreiben, auf diese vorauszusetzenden Konsolidierungen praktischer Art, als übergreifende staatliche Veranstaltungen, gründen.

Das alles wird in dem Moment sichtbar, wo sich diese scheinbar selbstverständlichen ‚modernen Einrichtungen demokratischer Gesellschaften’, die ja mitnichten mittels der Benennung auch schon bezeichnet oder bestimmt wären, sich an den sozialen Strukturen und denen der ‚Persönlichkeit’ von Kulturen brechen, die diese ‚Maßnahmenkataloge’ nicht über sich ergehen lassen durften, und entsprechend die impliziten Voraussetzungen dieser scheinbar ganz unschuldigen fortschrittlichen Technik der demokratischen Modernisierung ‚nicht angemessen erfüllen’.

So wie die römisch-griechische Antike als Modernisierungsprogramm in einem in jeder Hinsicht vergleichbaren Sinne ‚hochkultureller Entwicklung’ sich an dem Widerstandspotential der orientalischen Kulturen brach und daran zugrunde ging, als kulturelles Konzept, und sich im Gegenzug die Grundlagen für seinen Untergang als solches aus dem Orient importiert hatte, damit die Voraussetzungen des Christentums, also des Sieges des Orients geschaffen hat, so zeichnen sich zumindesten die derzeitigen Grenzen des derzeitigen globalen Modernisierungskonzepts an dem Widerstandspotential der noch ungebrochenen islamischen Kultur ab.

Das lässt sich nutzen für eine weitergehende Selbstaufklärung über die Massenphänomene der Dekompensation, die das derzeitige offizielle sozialtechnologische Verwaltungskonzept so gut erzeugt wie erfolgreich zu verwalten beansprucht, und zwar insofern als die darin vorausgesetzte konformistische Lösung der erkennbaren privatisierten und forensisch wie sozialpsychologisch bzw. sozialpädagogisch kontrollierten Konflikte in der gewünschten Weise durch Selbstzerstörung der Betroffenen gelöst wird. In dem Moment, in dem die immerhin mögliche Einsicht in den sozialen und politischen Zusammenhang den Verlierern zu dämmern beginnt, mit der üblichen Verspätung, die die wie stets die zuvorige Einfahrung immenser Gewinne ermöglicht, sei sie wie immer auch vage, sprachlich unbeholfen und leicht abfertigbar, mit der rhetorischen Überlegenheit der psychiatrischen, juristischen und psychologischen oder mikrosoziologischen Wissenschaftssprache in jedem Falle sozial neutralisierbar, ist doch schon eine Veränderung eingetreten, die den möglichen Wiedereintritt der Ausgeschlossenen und Verlierer der als gesellschaftliches Leben fortgesetzten Form des Krieges mit anderen Mitteln als politisches Subjekt ankündigen kann, wenn dem nicht eine dieser Wiederkehr des Verdrängten zuvorkommende erfolgreiche Iteration des Mittel der sozialtechnologischen Kontrolle rechtzeitig entgegentritt, wo nicht der durchgehaltene Wille der Politik zum Erfolg in den offenen Mord übergeht, der die Wiederkehr des Verdrängten – sei es nach Art der Folgen des Kindermords zur Bethlehem oder der der Christenverfolgungen – erfolgreich verhindert.

Es kann dann als Symptom der Wiederkehr des Verdrängten betrachtet werden, wenn die Selbstzerstörung sich unvermittelt und anscheinend unvorhersehbar – was sie definitiv nur ist aus der Sicht des angewandten Erfolgskonzepts, das sich so weit von den von ihm in ‚Therapien’ unablässig belauschten und sprachlich mit Deutungen traktierten Opfern seiner Praxis entfernt hat, durch die Verblendung, die der scheinbar uneingeschränkte Erfolg ist, besonders in der Form der Autohypnose durch die Selbstbestätigungen, die als Theorie auftreten, und Verbreitung ohne Widerspruch finden – sich entsprechend einer doch offensichtlich gewandelten Selbstwahrnehmung wie der des Zusammenhangs, als dessen Produkt sich der Verlierer nun aufzufassen vermag, die als erzwungen sich erkennende Selbstzerstörungstendenz sich mit der politischen Rhetorik eines überlegenen Systems der Selbstrechtfertigungen derart auseinander setzt, dass dabei zwar die Selbstzerstörung nicht vermeidbar, aber mit einer Widerlegung des Erfolgskonzepts verbunden wird, die dessen Sinn zugleich mit der ihm überbauten oder zugrunde gelegten unwiderlegbaren Rhetorik derart praktisch widerlegt, dass es existentiell unüberholbar widerlegt wird, als Erfolgsmodell wie als rhetorische Form.

Der offensichtliche Umstand, dass vormoderne intakte Kulturverbände, (ehemals Russland, China, dann Vietnam und nun die islamische Welt) das kulturelle und das Persönlichkeitspotential besitzen, das sich negativ an seinem Widerstand gegen die von den Industriestaaten gegen ihre Populationen eingesetzten – auf dem Disziplinierungspotential der Verinnerlichung der Gewalt, die die europäischen Staaten respektive die US-Amerikaner, ein Ableger der europäischen Kultur, und mit Abstand ihre aggressivste Ausgeburt, gegen ihre Populationen eingesetzt haben während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts – Sozialtechnologien bemerkbar macht, die hinter der Maske des ‚Individualismus’ die Durchsetzung einer vollständigen und in jeder Hinsicht menschenunwürdigen – weil keinem möglichen Begriff des Menschen mehr genügenden – Verfügbarkeit durch Dressur auf die Erfordernisse der Außenlenkung, die einer Liquidierung sowohl jeder denkbaren Definition von Individualität oder einer durch eine ausgebildete Urteilskraft ausgewiesenen Person oder Persönlichkeitsbildung bzw. einer sogar sozialpsychologisch noch ernst zu nehmenden Bestimmung der Begriffe ‚Selbst’, ‚Ich’, ‚Identität’ gleich kommt, also in eine Form der Massentierhaltung als Politik übergeht, die man den Tieren in einem Schweinestall nicht zuzumuten bereit wäre, oder seinem Haushund, wenn man sich nicht selbst erniedrigen will, ist ein Indikator dafür, was der in die Kolonisierung der Eigenpopulationen der Industriegesellschaften umgeschlagene Erfolgskurs des industriell rekonfigurierten Feudalismus an entschlossener Versklavung seiner Populationen zuwege gebracht hat und inzwischen derart selbstverständlich voraussetzen zu können meint, dass weder das eklatante Scheitern des US-amerikanischen cultural anthropology, die überall nur Indianer sieht, überhaupt bemerkt wird, noch den Professoren, die auf diesen Voraussetzungen blind ihre Theorien des sozialen Lebens, der ‚Persönlichkeit’ usw. aufsetzen, noch aufgeht, was es bedeutet, wenn solche Widerstände auftreten, solange sich das in der in der Fußnote fest gehaltenen Konstatierung der Selbstmordraten unter bestimmten ‚Zielgruppen’ hält, und zwar als mögliches Symptom einer Katastrophe dessen, was sie für ihre Reflektiertheit und also für ihr Bewusstsein zu halten sie sich angewöhnt haben, weil es so widerstandslos erfolgreich war.

Der Konformismus der Theorien des sozialen Wandels und die Folgen ihrer blinden Rezeption sind gerade unter den Wissenschaftlern besonders grell bemerkbar, die ihre eigenen Herkunftsgesellschaften und –kulturen mit den Mitteln dieser wissenschaftlichen Paradigmen ‚analysiert’ haben und nicht die mindeste Vorstellung davon haben, wie diese Fakten sich entwickeln konnten, die sie im Rahmen ihrer Gastprofessuren in den USA und Europa hätten prognostizieren können müssen, als Kenner ihrer eigenen Kultur und im Besitz der ‚modernsten’ Interpretamente für ‚das Phänomen des sozialen Wandels’. Stattdessen haben sie persönliche Bequemlichkeiten zur Grundlage eines Selbstverständnisses erhoben, das auf der Selbstpreisgabe beruhte, die man ihnen wiederum hierzulande nur zu gerne als verallgemeinerbares Muster der gelegentlichen Anbequemung ihrer Kulturen als Ganzer an die Gastkultur abnahm, nicht bedenkend, dass die ausgezeichnete Privilegierung von kulturellen Emigranten hierzulande oder in den USA kein verallgemeinerbares Unterwerfungsmodell für ganze Kulturen unter die Terms of Trade der Industrieländer abgibt, so wenig wie die Modelle, die die Innenpolitik der Kolonialisierung der Eigenpopulationen schon ein hinreichend bewährtes Modell für die Unterwerfung andere Kulturen abgibt, deren Pendant die kriminalistische Behandlung des auftretenden Widerstandes mit der auf Kriminelle angewandten Terminologie einer Rechtsprechung ist, die sich im Besitz des globalen Gewaltmonopols wähnen muss, um überhaupt anwendbar sein zu können, in dem Sinne, dass sie das wie immer erklärte und zur Geltung gebrachte Nichteinverständnis schon zu einem Straftatbestand macht, und damit die eigene Bevölkerung bearbeitet. Denn das ist der Hauptzweck der Propaganda.

Deren Nutzen ist damit nicht bestritten, dass man ihn zugleich wissenschaftlich abweist, um sich einen Zugang zu dem Problem zu verschaffen, das eine in die Grundbegriffe der Wissenschaft selbst und in die Grundlagen des wissenschaftlichen Denkens längst eingewanderte politische Zensur für das sozialwissenschaftliche Denken darstellt, zumal angesichts einer ungemein problematischen Selbstdarstellung, die endlich jede neue Schrift, versehen mit einer neuen Jahreszahl, die noch nicht da war, mit einem ebensolchen Schritt der wissenschaftlichen Entwicklung gleich setzt, und diesen mit einer Entwicklung, stillschweigend im Sinne eines ‚Fort‑Schritts’ zu einer ‚Weiter‑Entwicklung’.

Es ist einer der Indikatoren für einen Mangel an Reichweite der Theorie, wenn sie nur mit Daten eines bestimmten Typs verträglich ist, ohne mit allen Daten verträglich zu sein, die zu ihrem Einzugsgebiet gehören. Und es ist ein Indikator der politischen Indienstnahme der Theorie, wenn sie nur mit innenpolitischen Daten oder mit Voraussetzungen verträglich ist, die mehr oder weniger politischer Art sind, und auf den Wünschen der Politik beruhen, den Daten einen bestimmten Sinn zu geben bzw. ihnen einen anderen möglichen systematisch vorzuenthalten.

19.03.2003

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