Rechtsprechung als blinde Selbstbe(s)tätigung der Politik
Noch eine Variation der Beiträge zum Zorn des Amokläufers
(mit der mich zu beschäftigen mich ebenso reizt wie mir problematisch erscheint angesichts der Zumutung, darin ein Wesen meinesgleichen zu erkennen zu müssen, das mir nicht völlig äußerlich ist.)
21. Juni 2012
Die ‚narzisstische Persönlichkeitsstörung’ des ‚Dissidenten’ Breivik in Norwegen ist nicht zu bezweifeln. Sie ist Voraussetzung, condicio sine qua non seiner Handlungen. Ebenso wenig der Verstoß gegen das geltende Recht. Dazu die zunächst unbegreiflichen Voraussetzungen seiner Handlungen. Diese sind indessen nichts desto weniger Handlungen, und nicht das Verhalten eines Irren. Das lässt sich dann verstehen, wenn man die ‚Störung’ als Ergebnis, Resultat eines Prozesses betrachten kann, den die inneren politischen Verhältnisse in der ‚Gesellschaft’ Norwegens bewirkt haben, indem die Politik der politischen Mehrheit aus diesen oder jenen Gründen – sie mögen so ehrenhaft sein wie sie von sich selbst meinen und verbreiten – das ist schon Teil des gemeinten Prozesses – tradierte Vorstellungen davon, was eine Bevölkerung und ein durch eine Form der organisierten Gewalt zusammengehaltene Population erst zu einer auf einem Grundkonsens beruhenden Gesellschaft zu einem Gebilde macht, der als ‚Kultur’ verstanden werden kann, insofern sie wenigstens auf den so genannten ‚shared meanings’ beruht, von denen die um die Dimension des ‚Menschen’ als einer soziokulturellen Idee coupierte Verhaltenstheorie spricht, die den Homo sapiens als Nutztier betrachtet, das von globalen Großorganisationen unter dem Damoklesschwert der nuklearen Bewaffnung der internationalen Finanzmärkte terrorisiert und verwertet werden können soll – eine Absicht, der jedes soziokulturelle Konzept ein unerträgliches Hindernis ist, das unbedingt mit den Mitteln der ‚Wissenschaft’, einer Form des intellektuellen Privateigentums der organisierten Gewalt, beseitigt werden muss, weil es dem unbedingten und keinen Widerstand duldenden absoluten Kontroll- und Verfügungswillen der organisierten Gewalt im Wege ist, ihrem Prinzip.
Der intellektuelle, sowohl vorwissenschaftliche (mittels der Rhetorik des Rechtssystems) und ‚wissenschaftliche’ Aufwand (mittels Psychologie und Psychiatrie) Aufwand, der getrieben wird, um die Geisteskrankheit des Terroristen ‚nachzuweisen’, ist grotesk und weckt Zweifel an der ‚sanity’ der Experten, die sich da so aufführen, indem sie bekunden, dass sie ‚den Grund nicht sehen’, den der eigenen Existenz als Gattungsexemplare des Homo sapiens nicht, und nicht die Eigenart der gemeinsamen Verstrickung des Terroristen, in dem sie sich selbst nicht erkennen wollen, und ihre eigene in die ihnen gemeinsame Form, in der sich das Dasein unvermeidlich abspielt, ihres und das ihres Gegners.
Die Schlussphase des Prozesses zeigt ein Schmierentheater der Experten, wenn sie sich unterstehen, ihm die Schuldfähigkeit und die Zurechnungsfähigkeit abzusprechen, was eine ungemein feige Flucht vor der Einsicht wäre in die eigene Rolle in dem System, in dem sich die ‚Persönlichkeit’ des Terroristen ausformte, unter dem Eindruck ihrer Diktate, die natürlich alle zum Besten der ‚Menschheit’ sind und sich so meinen wissen zu dürfen, immer unter Ausblendung der Folgen, die ihr eigener rücksichtloser und in der Tat absolutistischer politischer Wille und seine Umsetzung bewirkt, u. a. in der Formung der ‚Persönlichkeit’ des ‚Täters’ in einem den Beteiligten gemeinsamen symbolischen Feld von Bedeutungen, an denen die Politik ohne Rücksicht und unter fahrlässiger Zerstörung der mit ihnen verbundenen, die Persönlichkeit, nämlich so gut ihrer wie der des Täters begründenden, ihr transzendentalen symbolischen Form und ihrer latenten Funktionen dilettantisch herumbastelt, einfach nach Maß ihrer politischen Opportunitäten, ohne dann begreifen zu können, daß in der Gestalt der Persönlichkeit des Täters und seiner Handlungen (nicht. Seines Verhaltens) ihr entgegen tretenden Folgen die ihres eigenen Tuns sind.
Das ist die Lüge in diesem elenden und feigen Spiel, das sich entlang eines primitiven Schemas jeweils derart orientiert, daß der anordnende Machtapparat nicht nur Legitimität und Legalität auf seiner Seite hat, sondern auch alle höhere, die alles abschließende Erklärungskompetenz für alles einschließlich ihrer eigenen Entscheidungen, zu denen auch die Erklärungen gehören, aufgrund des Umstands, daß sie Produkte dieser Selbstrechtfertigungsbestrebung sind, die unter allen Umständen als Moment dessen worüber geurteilt wird meint nicht in Frage zu kommen, und damit auch nicht als Grund des Urteilsvermögens selbst, als einem durch sein Material determinierten Form der Verstrickung, die somit nicht ist, als was die davon ausgehende Eigenpropaganda sie meint darstellen zu können, indem sie sich darauf verläßt, eine Mehrheit der von ihr schon determinierten ‚Meinungen’ auf ihre Seite bringen zu können, dabei indessen dem Problem zu entgehen, das bekanntlich in der Unterscheidung eines Konsensus von einem Urteil, als Differenz zwischen volonte de tous und volonte general, hier verstanden als ein Urteil im Bewußtsein dessen, was in der Unterscheidung zwischen der Reflexion auf den soziokulturellen Zusammenhang und der Entfaltung der Überlegung von diesem Vorverständnis her einerseits, und dem wie immer kaschierten bloßen politischen Willen deutlich werden müßte, der vor allem darauf ausgeht, das von der Politik und ihrer Eigenpropaganda erzeugte gesellschaftliche Unbewußte aufrecht zu erhalten und zu bestätigen und damit zu verstärken, indem jeder Zweifel an dem von der Politik verordneten impliziten Realitätsbegriff ausgeschlossen werden soll, und mehr noch, sogar das Vorhandensein eines die individuellen Auffassungen nicht nur, sondern die unbewußten Grundlagen der individuellen Bewußtseinsverfassungen als Ganzes, also auch die so genannte Meinungsbildung steuernden kategorialen Rahmen und Grundlagen unbewußt bleiben.
Sonst müßte klar werden können, daß der ungeheuerliche Ausbruch des Terroristen auf die Gewaltsamkeiten zurückgeht, die von dieser Ausübung der Anordnungen der organisierten Gewalt eines über die Politik vermittelten Absolutismus selbst ausgehen und Reaktionen darauf weniger sind, als vermittelte Nebenfolgen, ohne Rücksicht darauf, daß sie präventiv unterdrückt werden sollen dadurch, daß man sie mit Sanktionen bedroht, wo sie in Handlungen übergehen, jenseits der Belanglosigkeit politisch ignorierbarer Meinungen.
Ironisch daran ist, daß die Persönlichkeit des Täters auf die von der derzeitigen Politik negierten früheren Formen ihrer selbst zurückgeht, die bzw. deren Folgen die augenblickliche negiert. Hier wird also eine von den Anordnungen von ‚gestern’ derselben Politik geformte ‚Persönlichkeit’ von der Politik verurteilt, deren augenblicklichen Anordnungen gegenüber sie ihr Recht geltend zu machen zu behaupten sucht, mit exakt der Gewalt, die die Politik von gestern so gut wie die von heute unterschiedslos und ohne Rücksicht auf die Form, in der das jeweils durchgesetzt wird, immer gegenüber dem Individuum geltend macht, als organisierte Gewalt, die stets ihr absolutes Vorrecht durchsetzt gegenüber dem Individuum und seinem im Falle der Abweichung als bloßes Dafürhalten denunzierten ‚Willen’, wenn und wo sich diese Abweichung, indem sie sich zur Geltung zu bringen versucht, in Handlung umsetzt gegen die ihr entgegentretende Sanktionsdrohung mit dem Recht, der Justiz, der Psychologie und dem Irrenarzt.
Nirgendwo ist zu erkennen, daß die Untersuchungen Foucaults auch nur in Spuren auch nur bekannt sind oder eine Erinnerung, eine Vorsicht hinterlassen hätten gegenüber dem wie selbstverständlich im Namen eines Ganzen, das nirgendwo existiert, einen sei es auch nur noch so schwachen methodischen Zweifel hinterlassen hätte, der eine Reflexion anzuleiten vermöchte, die einen schwachen Schimmer von Licht auf diese idiotischen Selbstgewißheiten werfen könnte.
Die Devise dieses Prozesses lautet dumm und plump: Alle Schotten dicht. So meint man dann auftauchen zu können um endlich aufzuatmen und nach Hause zu fahren, in den Hafen einlaufen zu können mit klingendem Spiel der überlegenen Vernunft, zurück von der erfolgreichen Feindfahrt gegen den erfolgreich in der Psychiatrie versenkten Gegner. Allerdings beruht all dieser Selbstbetrug auch auf der durchaus richtigen Einsicht, daß Selbstreflexion sich als Handlungshemmung auswirken kann. Man entscheidet dann nicht mehr so ‚freudig’, und die Durchsetzung ist dann u. U. nicht mehr so ‚stark’.
Na dann, Waidmannsheil. Denn was bestätigt sich darin als die Bestie Homo sapiens, als weinerliche Mehrheit der zu Unrecht Angegriffenen, die sich ‚in Liebe’ vereinen gegen das Böse, das ihrer kannibalische Politik entgegensetzt, ohne zu begreifen, daß es nur die eingetrichterte Form der Bestialität des kannibalischen Systems der organisierten Gewalt ist, das sich darin äußert um als persönliche Schuld oder als Geisteskrankheit der davon geformten Person nach Bedarf verrechnet zu werden, also in jedem Fall als persönlich, individuell zu verrechnender ‚Sachverhalt’. So kann man sich betrügen: Indem man rücksichtslos das Minimum einer menschlich zu nennenden Vernunft verfehlt und unterbietet, einer Vernunft, die darin bestünde, daß sie sich selbst als solche weiß, weil sie sich zu bestimmen ímstande war, bevor sie in Aktion tritt.
Jämmerlich ist ein Rechtssystem, zumal eines, das sich das Recht nimmt, die Psychiatrie als Magd in Dienst zu nehmen – was immer das für die Psychologie und die Psychiater bedeuten mag, die sich als Hampelmänner und –frauen vorgeführt sehen dürfen, ohne sich durch eine Diagnose gegenüber ihren Herren revanchieren zu dürfen – um die von ihm selbst und der Politik, dem es dient, erzeugten und durchgesetzten unbewußten Grundlagen der Bewußtseinsverfasung aller einschließlich der Personalgruppen, die es mit den notwendigen Inkarnationen erfüllen, aufrecht zu erhalten, gegen Reflexion zu immunisieren um ihre Legitimität zu beweisen und darin zugleich zu bestätigen als den Inbegriff der aufrechtzuerhaltenden Ordnung des Gutmenschen, der sich von der Bestialität des Bösen gänzlich frei wissen darf, das er an der mörderischen Bosheit dessen wahrnimmt, der von dieser reinen Güte zum Äußersten getrieben, zugleich die Form des Gutmenschen verkörpert, den dieselbe organisierte Gewalt, zu der auch die geschichtsvergessene Verordnung des Verbots zur geschichtlichen Erinnerung gehört, die als Befehl ‚nach vorne zu schauen, dem vergewaltigten Gaul die Scheuklappen aufsetzt, die ihn dazu mit anhalten, immer fort weiter den Karren zu ziehen, wie immer der Tierschutz die Regeln der Tierhaltung im Namen der Menschlichkeit verändert, gestern als das Maß aller von ihr verordneten Dinge dem Individuum anbefohlen hat.
Natürlich ist es richtig, den Täter als eine im Prägestock der organisierten Gewalt geprägte Scheidemünze zu identifizieren, wenn die, die das tun nur zugleich begreifen könnten, daß auch sie nichts anderes sind. Allerdings würden sich in diesem Augenblick tatsächlich alle Maße ändern, um das, das die gelingende Selbstreflexion an das Phänomen herantrüge, indem sie als dieses das Ganze erkennen würde, das das System ist, in dem die Beteiligten ohne Ausnahme die Rolle von Kleingeld spielen, das im System als Kommunikationsmittel fungiert.
Der sich hier äußernde Konflikt der Formen und Formierungen ist ein rein innerpolitischer, er ist immanenter Konflikt der von der organisierten Gewalt verordneten und verinnerlichten Formen, wie er unter dem Gesichtspunkt der sich absolut setzenden, sich gegen die eigene Zeitlichkeit immunisierenden organisierten Gewalt erscheint, nämlich als Konflikt, wie er im Schema erscheinen muß, das die organisierte Gewalt gegen sich selbst setzt, indem sie das nunmehr absolut Gesetzte gegen das von ihr gestern gewaltsam Verordnete in Anschlag bring, indem sie das Eine, ihre eigene augenblickliche Form, gegen ihre gestrige ausspielt indem die die eine als institutionalisierte Form, die andere als individuelle deklariert, die eigene gestrige also privatisiert und damit entwertet, so daß ihre Geltendmachung zugleich als Objekt ihres Urteils erscheint, das entweder auf zu bestrafende Schuld oder auf Geisteskrankheit erscheint, so als konfligierten hier nicht einfach ihre gestrige und ihre heutige Verordnung gegenüber dem Individuum, die so oder so Formen der gegen es vorgetragenen formierenden Gewalt sind, ohne Ausnahme, und zwar gerade deswegen, weil die organisierte Gewalt so wenig wie die entwertete Form ihrer gestrigen Institutionalisierung, die nunmehr privatisierte Ohnmacht zu sein hat, ohne Handlungspotenz, oder kriminell ist oder Irrsinn, sich als Formen der Selbstentgegensetzung der organisierten Gewalt gegen sich selbst im Zustand ihrer eigenen Erinnerungslosigkeit nicht nur ist, sondern auch im Zustand ihrer unbewußten Verfassung in Bezug auf sich selbst, insofern sie sich im Modus einer Selbstreflexion im Modus der Zeit nicht zu begreifen vermögen, die eine so gut wie die andere Form, in der sie sich nun im Gerichtssaal gegenüber stehen.
Das ironische oder zynische Lächeln im Antlitz des von ihrer rechtschaffenen Gestalt abzuurteilenden kriminellen Täters oder Irren zeugt von einer ihm tatsächlich zugänglichen Überlegenheit an Bewußtheit gegenüber dem in seiner Blindheit sich selbstgerecht aufblasenden Gegner, sofern dessen Personifizierungen gemeint sind. Die Rechtschaffenheit dieser ist ihm als andressiert bewußt. Das macht den Außenseiter in soweit überleben, als er den Balken im Auge seiner Kontrahenten bemerkt, klärt ihn damit indessen nicht über seine eigene Verfassung auf, seine Konditionierung und deren Quellen.
Angesichts dieses Schmierentheaters der Marionetten der Geschichte der organisierten Gewalt ist den Theorien unbedingt zuzustimmen, die sich mit der Abschaffung des Menschen nicht nur arrangiert haben, sondern sich bemühen, zu ihrem eigenen vermeintlichen Vorteil – als Berufgruppenmonopole – die Folgen dieser Abschaffung nicht nur zu propagieren, sondern vor allem auch ‚theoretisch’ und ‚wissenschaftlich’ so gut wie in ihrer praktischen Beratungstätigkeit zu propagieren und zu verwirklichen, denn ‚man muß doch auch einmal loslassen können’, gell, und was ist da besser geeignet als das soziokulturelle Konzept des Menschen’, wenn es der verordneten Selbstverwertung auf dem Arbeitsmarkt so im Wege steht, daß es der forcierten Prostitution des Arbeitstiers Homo an wen auch immer eine Grenze setzt, die in die Definition der bisher gegenstands- und inhaltslosen ‚Menschenrechte’ eingehen könnte derart, daß sie diese über das bloße Abschußverbot hinaus gelangen lassen könnte, das auch niemand ernst nimmt, wenn es nur ohne Gebrauch von Schußwaffen exekutiert wird oder ohne Zeugen, was dasselbe ist.
Tatsächlich ergibt sich bei genauer Betrachtung also, und das ist in der Tat überraschend und erstaunlich, daß der zu Recht Angeklagte, weil er gegen das geltende Recht verstoßen hat, dennoch einerseits nicht schuldfähig, andererseits aber auch nicht verurteilbar ist, denn er ist weder geisteskrank noch schuldig oder schuldfähig.
Das hätte ich mir selbst nicht träumen lassen als ich diese Überlegung begann, denn das soziokulturelle Schema, innerhalb dessen dies so sein könnte, war mir gar nicht bekannt. Zugänglich ist mir bisher nur das, in dem eine Schuld festgestellt werden kann, oder eines, in dem ein tragischer Zusammenstoß gleicher Ansprüche stattfinden kann.
Hier liegt im Ganzen eine Farce der mit sich selbst konfrontierten organisierten Gewalt vor, die zugleich die ist, die Kleist im Zerbrochenen Krug illustriert hat, indem er einen Nachklang der tragischen Verwicklung auf dem Niveau eines gerissenen Dorfadvokaten abbildet, also den König Ödipus auf das Niveau eines Winkeladvokaten bringt.
Dem gegenüber ist das, was sich hier abspielt wiederum anders zu verstehen, indem die organisierte Gewalt mit Folgen ihrer eigenen Machenschaften konfrontert ist und sich auf eine Gemeinde larmoyanter Parteigänger und Betroffener zurückzieht, indem sie deren Trauer und Schrecken, subjektives und ebenso verständliches wie angemessenes Erleben, unterhalb der Ebene des Urteils festhält und für die Zwecke der Aufrechterhaltung ihrer Absichten in Anspruch nimmt, als Antriebsmittel einer am laufenden zu haltenden Maschine, die dieses Erleben nutzt um ihre Zwecksetzungen aufrecht erhalten zu können, und der Reflexion zu entziehen, ebenso wie ihre eigene Funktion und Geschichte und deren Folgen für die, die ihr jeweils, heute wie morgen und gestern, unterworfen sind und dies bleiben sollen.
Breivik ist nicht Antigone, aber das, was ihm gegenüber steht, ist vom Format des Gegners der Antigone. Das ist der Punkt. Breivik ist also Antigone ohne ihren Rückhalt im Überkommenen, einer nicht in Zweifel zu ziehenden menschlichen Verpflichtung, die der organisierten Gewalt überlegen ist und bleibt. Breivik ist die organisierte Gewalt von gestern, sein Gegner in Gestalt seiner Form von gestern, die in die Person eingewandert, ennerviert, internalisiert ist, und sich als Person, als Personifikation, als Persönlichkeit geriert. In deren ‚Störung’ manifestiert sich nichts als der Reflex der Politik, die über das Dasein des Individuums nach Belieben verfügt, indem sie setzt, was sie sich als Zweck vorgibt, jenseits aller humanen Rücksicht, die der Maschine ‚Politik’, als der jeweiligen Form der organisierten Gewalt, gänzlich wesensfremd ist.
Er ist sein eigener Feind durch die in ihn eingewanderte Gewalt, und zugleich der der Gewalt, die ihm in der gegenwärtigen Form als das gegenüber steht, was ihn weniger verformt hat als geformt, und ihn enteignet hat bevor er hätte zu sich kommen oder sich ‚besitzen’ können, zumal in der Form, die die organisierte Gewalt, zur Politik konkretisiert, nun erneut in seiner Person und Persönlichkeit negiert, kriminalisiert und psychiatrisiert, also wiederum, sekundär enteignet, zugleich aber an der Person rächt, worin sie sich rächt zugleich und in Wahrheit als an ihrer eigenen Form, Insistenz und Gewaltsamkeit von gestern, als sie sich noch als allgemeine ‚soziokulturelle Form’ kaschiert hatte.
Das ist das Ungeheuerliche an dieser Perfidie, in der die organisierte Gewalt sich eigentlich nur unter dem Vorwand ihrer Entzweiung selbst gegenübertritt um sich selbst zu richten, so oder so. Das ist dann auch wiederum atemberaubend, ginge es nicht auf Kosten so vieler Individuen, um den Preis des Verschwindens ihrer möglichen Menschwerdung in dem Affentheater einer Rechtsprechung, deren wirkliches Objekt ihre eigene Form als zeitliche Ordnung der organisierten Gewalt ist, als ‚Politik’, ohne daß sich die Beteiligten das einzugestehen imstande wären, weil es ihnen nicht bewußt zu werden vermag, denn sie haben die Menschwerdung verfehlt, indem das, dem sie als Individuen unterworfen sind, ihnen im Namen eines ihnen suggerierten Fortschritts, der nur technische Diversifikationen betrifft und Verwertungsinteressen, deren einziges Objekt sie selbst sind, ihnen diese Möglichkeit nimmt indem sie sie aus ihrem Bewußtsein und dem des von ihr zerstörten soziokulturellen Zusammenhangs eliminiert.
So treten sich Formen des von der organisierten Gewalt enteigneten und angeeigneten oder ausgegrenztes Selbstbewußtseins ohne Selbst, in die sie sich konkretisiert, indem sie sich als Prägestock des Individuums aufdrängt von Oben, auf einem Schauplatz gegenüber, auf dem die Vergangenheit der organisierten Gewalt mit ihrer Gegenwart kommuniziert um sich zu rechtfertigen als gegenwärtige, indem sie ihre – personifizierte sowie ‘privatisierte’ – Vergangenheit als Form verurteilt bzw. psychiatrisiert. Sie beurteil sich selbst, im Modus ihrer zeitlich vorgängigen, ihr unkenntlich gewordenen, in ihren Folgen vergegenständlichten Gestalt.
Das ist demnach nicht einmal mehr eine Face oder ein Witz, sondern dessen degenerierte letzte Zerfallsform, der Kalauer, den man nicht zur Kenntnis nehmen müßte. Wäre es nicht zugleich eine allgemeine Form der Innenpolitik, mittels derer die organisierte Verwertung der Biomasse des Homo sapiens sich formiert hat, in globalem Ausmaß.
Man kann Kalauer auch bedienen. Ist der Name des Objekts dieser Politik nicht Breivik, und ist das nicht auch ein Hinweis auf die Natur der Machenschaft, als organisierter Brei-Fick? Es ist aber das, was die organisierte Gewalt mit dem Namensträger treibt, dessen Nachnamen ich hier nach Art des Lumpenproletariats mißbrauche, von dessen Allgegenwart man das lernen kann, und das sich gefeiert sieht, wenn die, die seine Dummheit mißbrauchen, ihm entgegenbrüllen lassen von einem Erscheinungsbild, in dem es sich selbst erkennen zu dürfen meint: „Ich bin doch nicht blöd!“
Indem man ihn psychiatrisiert, bestraft man den Abweichler mit dem Mittel der Rache, das seine Psychiatrisierung ist. Das wiederum belegt die Richtigkeit der Vorurteile der Verurteilten allgemein gegenüber der Willfährigkeit und dem Einsatz der Psychiatrie für die Bedürfnisse der Rechtsprechung.
Wer das für geschmacklos hält trifft den Kalauer, den ich meine. Man muß nur bedenken, daß das aufhört mehr als ein Gegenstand eines negativen Geschmacksurteils zu sein, wenn es sich um einen Modus der globalen Innenpolitik handelt, also um die fortgeschrittenste Form des Standes einer Politik der Massentierhaltung, die nichts ist als die Exekution der Imperative einer Ökonomie, deren einziges Verwertungsobjekt die Biomasse der Nutztierart Homo ist, die sich selbst – durch ihre zuständigen ‚Wissenschaftler’ oder ‚Forscher’ den Zusatztitel ‚sapiens’ hat anmaßen lassen, um sich von der damit verbundenen Verpflichtung ein für allemal zu dispensieren.
Denn wer wollte geltend machen, daß diese Anmaßung nirgendwo eingelöst wird, wenn man sie als selbstreflexive Selbstverpflichtung begreifen will, die erst konstituiert, was als das beansprucht wird, wenn man ihrem immanenten -. also von Außen nicht einsehbaren Maß wirklich genügt und gewachsen ist , und nicht nach dem üblichen Muster aller bildungsfernen ‚sozialen Unterschichten’, die sich darunter, dem Maß zu genügen, das die Bildung in der ‚Sache’, die sie selbst wäre, wäre sie eine Sache, nur vorzustellen vermögen, was sich aus der Froschperspektive als die mit ihr verbundenen unverdienten Privilegien ausnehmen muß, solange es die sind, die andere ‚haben’, und sich entsprechend mit dem Anblick der Privilegien begnügen die sie als das Objekt ihrer Sehnsucht nach Bildung nur so weit zu identifizieren vermögen, als ihnen eine keineswegs die Bildung substituierende Gier diese als hinreichendes Merkmal für den Erfolg suggeriert, der endlich die Bildung und ihr Maß vollkommen ersetzen zu können scheint, wie auch deren Wirklichkeit vollständig substituiert zu werden vermag in dieser Perspektive, durch die an ihre Stelle tretenden Schauspieler in Politik, Film und Fernsehen, die ‚celebrities’, an denen endlich nur noch ihre dem Trieb der Tierart Homo imponierenden Eigenschaften imponieren, womit das Niveau des Selbstbekenntnisses zur bloßen Tierart endlich erreicht ist, einer Tierart, die sich ihrer eigenen Möglichkeiten mittels des Vermögens beraubt, das sie über diese erheben hätte können.
Schließen wir das mit einem Gedicht von Christian Morgenstern:
Die Nähe ging verträumt umher:
Sie kam nie zu den Dingen selber;
Und wurde gelb und wurde gelber;
Und ihren Leib ergriff die Zehr.
Doch, eines Nachts, derweil sie schlief
Da trat wer an ihr Bette hin
Und sprach zu ihr: „Ich bin
Der kategorische Komparativ.
Ich steigere Dich hiermit zum ‚näher’
Ja, wenn Du willst, zur Näherin.“ –
Die Nähe, ohne sich zu weigern
Sie nahm auch dies als Schicksal hin. -
Als Näherin jedoch vergaß
Sie leider völlig, was sie wollte,
Und nähte Putz und hieß Frau Nolte,
Und hielt all Obiges für Spaß.
Und jetzt fehlt nur noch der Kommentar: „Und was hat das mit alledem zu tun?“
Eben! Das war es, was ich meinte.
(Allgemein mag es eine gewisse Ähnlichkeit geben mit dem Problem, dem sich Robert Musil gegenüber sah in Gestalt des ‚Moosbrugger’ in seinem Roman: ‚Der Mann ohne Eigenschaften’; und ich könnte immerhin etwas von der Lektüre dieses Buchs entnommen haben, das sich hier auswirkt, ohne daß ich diesen Autor in Anspruch nehmen will für das, was ich hier sage und schreibe. Es ist eine sich aus dem Problem des ‚Verstehens’ der Äußerungen und Handlungen von ‚Artgenossen’, um das es hier grundsätzlich geht, und das mit den Verfahren und Antworten der Psychiatrie und ihrer methodischen und ‚wissenschaftlichen’ Verwandtschaft nicht erledigt ist, wo wenig wie mit der juristischen Kasuistik, insofern sie die mögliche Selbstimplikation in das Objekt des Urteils nicht zufriedenstellend lösen, obwohl sie es auf eine bestimmte Weise lösen, die aber eben nicht zufriedenstellend ist in einer anderen Hinsicht, daß es sich um Artgenossen handelt, also prinzipiell um ein ‚alter ego’, das das eigene Selbst enthält und etwas von ihm spiegelt, wo es nicht um sozusagen maschinelle Defekte geht, die das ‚Verstehen’ überschreiten bzw. überfordern und das Umschalten auf ‚instrumentelle Betrachtung’ verlangen. Man kann auch das in eine Frageform bringen: Warum kennt eigentlich niemand den Psychoanalytiker, den verhaltenstheoretisch oder lerntheoretisch ‚orientierten’ Therapeuten oder den ‚Sozialarbeiter mit Zusatzausbildung für Suchtkranke’ von Sigmund Freud? [Und was soll jetzt wieder diese Frage?] usw.)
:-)
22. Juni 2012
Der Fairness halber ist hinzuzufügen, dass der ‘Verzicht’ auf eine ‘Bestrafung’ mittels Psychiatrisierung, eine unter Delinquenten gefürchtete Methode der Bestrafung, die als die schlimmere empfunden wird gegenüber dem Gefängnis oder Zuchthaus, auf der vagen Ahnung beruht, dass der Staat, der in Europa bekanntlich auf der in ungeheuerlicher Weise destruktiven Pseudoreligion des ‘Nationalismus’, einem Weltverlustsurrogat beruhte, indem man die Religionskriege beendete um die auf dem Nationalismus aufsetzenden führen zu können, bis man sich im Zuge des industriellen Fortschritts eines anderen besann, das deshalb nicht auch das Bessere ist, sondern die Fortsetzung der Zerstörung der soziokulturellen Strukturen und ihrer latenten Funktionen mit neuen, anderen Mitteln (alles unter dem Namen des Fortschritts, gern auch ‘der Sturm schöpferischer Zerstörung’ genannt) – dass dieser Staat, die Ausgeburt all dieser letztlich Vorgänge einem sich fortzeugenden Verhängnis verdankenden, subjektlosen Vorgänge, die sich der Biomasse der Tierart Homo sapiens bedient für unbekannte Zwecke, die vermutlich den Kriterien der ‘Kritik der Urteilskraft’ genügen, indem sie so aussehen und erlebt werden als seien sie solche, ohne dass das eine Begründung in der Sache fände, letztlich sich selbst bestrafen würde anhand seiner Produkte, deren Zustand auf einem Umweg, der durch die Straßensperren der darüber verhängten Denkverbote verstellt ist, auf den seinen verweist, und auf das, was er den von ihm als Massenware hergestellten Produkten – alias: Die Person, die Persönlichkeit – antut.
Denn die Mengenverhältnisse tun hier nichts zur Sache, ebenso wenig wie die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Dass die jeweilige Aufstellung neuer Wegweiser für die Richtung, in die die Herde getrieben wird, erwarten lässt, dass bis auf wenige oder einige die Masse der Herde auch wirklich sich in die angegebene Richtung treiben lässt, ist keine Garantie dafür, dass nicht ein paar ‘nicht lernen’ wollen. Die sind dann nicht lernunfähig, sondern wählen zwischen lernen und nicht-lernen das nicht-lernen, indem sie daran festhalten, die Richtung nicht zu wechseln. Dass sie dabei nichts Persönliches tun, sondern nur wählen zwischen der Dressur von gestern und der gerade angesagten, ist kein Index für richtig oder falsch an sich. Denn dies ist nur relativ auf das gerade Gesetze, und das merken diese Tiere. Dass es eigentlich egal ist, wofür sie sich entscheiden, weil es gleichermaßen Gesetzes ist, dem sie so oder so gehorchen, ist ihr Unglück und beweist ihren Status als Nutztiere. Was sie sich einbilden, etwa über ihre ‘Persönlichkeit’, ihre ‘Identität’ oder ihre ‘Heimat’, Nation, Kultur usw. ist Schall und Rauch, eine von dem Verhängnis, das über ihnen waltet, selbst mit erzeugte Illusion. Diese stellt sich ein nach dem Motto der Aufforderung der Aufklärung nach Kant, die als Propagandaplatitüde weiter ausposaunt wird: “Habe Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.” Das ruft man den mal in diese, mal in jene Richtung getriebenen Nutztieren zu am Ausgang des Gatters, in dessen Grenzen sie abgerichtet wurden. So neigen sie dazu, sich der Folgen dieser Abrichtung zu bedienen, indem sie das, was sie an sich vorfinden, als den gemeinten Verstand erleben und gebrauchen, gewöhnlich in dem Sinne, dass er sich an den aufgestellten Wegweisern ausrichtet und mit deren Aufschrift synchronisiert. Dann tritt jene prästabilierte Harmonie ein, die die fensterlosen Monaden steuert, denn es bedarf der ‘Kommunikation’ nicht weiter, da die Wegweiser in den Monaden selbst aufgestellt sind und nur mit dem Lesekopf interagieren, indem sie dessen Werte an einen Schalter weitergeben, der entsprechend dem abgelesenen Wert eingestellt wird. Das vollzieht sich als ‘Lernen’ und resultiert in ‘Verhalten’.
Der Fall, der nicht eintreten soll, beruht nicht auf einer Fehlschaltung, sondern auf einem noch nicht genügend bewältigten, aber inzwischen gesehenen und in Arbeit befindlichen Problem, das man als Fehlprogrammierung auffassen kann, indem Lernen sich an Werten ausrichtet, die als nicht mehr ‘zeitgemäß’ erkannt sind, insofern sie in Einstellungen resultieren, die Verhalten in einem Sinne leiten, der zu den dann auftretenden Fehlsteuerungen im Selbststeuerungsmechanismus der Monade führen, und entsprechend den neu ausgegebenen Werten, an diesen gemessen, als Symptom erscheint. Die entschlossene Vollverstaatlichung der so genannten ‘Sozialisation’ ist das inzwischen als solches erkannte Remedium dagegen, und schlägt sich derzeit nieder in der Diskussion um das ‘Betreuungsgeld’, deren Kern das Problem der ‘richtigen Bezugsperson’ – früher: Eltern, ein Anachronismus, der durch Professionalisierung von der biologischen Basis abgelöst werden muss, denn die Individuen, die einen Nachkommen zeugen, sind ansonsten anderweitig zur Verwertung zur Verfügung zu halten, wie das in der Schweine- und Rinderzucht, überhaupt bei den als Nahrung verwerteten Lebensformen, sowie bei den in Zoos gehaltenen Lebensformen auch geregelt ist. Die Zeugung ist dort eine ihrerseits bereits vorbildlich durch Steuerung und Supervision sowie den gezielten Eingriff entlang den Zwecksetzungen der Zucht professionalisierte eigene Handlungskette, in deren Zusammenhang die Zurverfügungstellung der Ressourcen durch die Lebensformen selbst nur noch einen Ausgangspunkt und Bezugspunkt des Handelns der Organisationen der Massentierhaltung ist, die die Steuerung der Reproduktion als ihren Ausgangspunkt nimmt, um darauf den gesamten Verwertungszyklus der Tierpopulationen aufzusetzen, die an die wachsende Biomasse des Homo sapiens verfüttert wird, um dieses beste und profitabelste aller Nutztiere vermehren und verwerten zu können. Denn dieses Wachstum ist die tatsächliche Grundlage alles derzeitigen ‘Wirtschaftswachstums’, auch in Norwegen. – ist, also einer professionell von Großorganisationen lizensierten und an ihren Zwecksetzungen ausgerichteten Agentin, die die gerade geltenden Werte ‘durchvermittelt’ aus den Höhen der Verwertungsagenturen (‘soziale’ ‘Hierarchien’) an die Gattungsexemplare. Diese inzwischen am Übergang in die Universalisierung stehenden Praktiken sind auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt und haben sich als die beste Form der Prävention erwiesen, als Königsweg zur Herstellung und Garantie der prästabilierten Harmonie zwischen den – zumal im Rhythmus der technologischen Innovationsschübe eher beschleunigt ‘sich wandelnden’ Zwecksetzungen der Großorganisationen, die sich nicht länger darauf verlassen können, dass sich von der so genannten ‘gesellschaftlichen Basis’ her aufgrund der ‘in der Population’ ‘verbreiteten’ ‘Meinungen’ - deren freie Äußerung garantiert ist, solange das folgenlos bleibt und nicht in ‘Verhalten’ umschlägt, das sich für ‘Handeln’ halten möchte, also für bewusstes Entscheiden aufgrund von Übersicht und Urteilsvermögen, während die Fiktion einer demokratischen Ordnung darauf beruht, dass jeder Einzelne exakt dies tut: Entscheiden aufgrund von Übersicht und Urteilsvermögen, als handelt, und sich ergo nicht ‘verhält’ – automatisch jene für das reibungslose Funktionieren der Systeme, die im Kampf um die Umweltkontrolle um die Stabilisierung ihrer Grenzdefinitionen ringen, notwendige Übereinstimmung der volonté de tous mit den Zwecksetzungen des Industrie- und Verwaltungsystems, das die Populationen der Nutztiere verwertet, auch faktisch innerhalb eines praktikablen Zeitrahmens bzw. Verzuges synchronisiert ist.
So gesehen sind Taliban, Terroristen, Amokläufer, Rechtsextreme, Davidianer, Scientologen, Indianer, Palästinenser, Linksextreme, Protestierer, Wutbürger usw. genau genommen Repräsentanten anachronistischer Zweckmäßigkeitssetzungen bzw. deren Folgen, soweit sie sich in Personifikationen umgesetzt haben, deren allgemeine Hintergrundexistenzbedingungen als erledigt gelten können, während die Steuerung, die die Vermittlung von Zwecksetzungen besorgt, in Form der den biologischen Eltern, also in gewisser Weise dem Zufall überlassenen ‘Sozialisation’, nicht auf die Höhe der modernen Notwendigkeiten gehoben worden ist - ein zunächst nicht bemerktes Versäumnis der Optimierung der Synchronisation des Verhältnisses, das man einmal als das von Individuum und Gesellschaft bezeichnet hat, oder als Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft, und das, modern, spätmodern und postmodern als das von organisierter Zwecksetzung unter den Bedingungen beschleunigten Wechseln von leitenden Zweckmäßigkeiten entlang des übergeordneten Zwecks der Verwertung der Biomasse der Tierart Homo (sapiens) in Relation zur Abrichtung des Individuums (vom systemkonformen Penner bis zum Professor für nuklearen Bombenbau am LHC [Large Hadron Collider], der/die für ‘uns’ die ‘letzten Geheimnisse des Universums’ enträtselt, seit mehr als hundert Jahren übrigens, und dabei, entsprechend dem längst angestellten Experiment, immer kühnere Theorien erfindet, wie dies alles zugegangen ist, so als sei er/sie tatsächlich nicht nur bei der eigenen Geburt dabei gewesen, sondern sogar bei der ‘Geburt des Universums’. Das entsprechende psychologische Experiment ist längst in den USA durchgeführt worden: Man stellte zwei Gruppen von ‘Probanden’ Fragen, die darauf abzielten, einer Anzahl ‘grauer Muster’ Erklärungen zuzuordnen, die die Probanden zu liefern hatten. Einer Gruppe wurden dabei die Erklärungen, die sie spontan lieferten, einfach abgenommen, während der anderen hartnäckig Einwände und Vorbehalte gegen ihre Erklärungen vorgelegt wurden, mit dem Ergebnis, dass die Gruppe, der die Erklärungen nicht ohne Weiteres abgenommen wurde dazu ‘neigte’, immer komplexere und weitschweifige ‘Theorien’ vorzulegen und diese logisch und axiomatisch konsistent auszubauen. Das entspricht in allen Punkten dem Lernverhalten von Ratten und anderen Versuchstieren bis hin zum Homo sapiens, die in Labyrinthen unter Frustrationsdruck und mit der Aussicht auf Belohnung (Staatsanwalt, Richter, Psychiater, Professor für Astrophysik, kurz Vorgesetzter und privilegiert zu werden) lernen, der Kollision mit den (elektrisch aufgeladenen leitenden Seitenbegrenzungen zu entgehen, die Sackgassen zu erkennen und zu vermeiden um auf dem kürzesten Wege zur Gratifikation zu gelangen.
In diesen lange bestätigten, in jeder Hinsicht auf die Tiergattung Homo anwendbaren Befunden löst sich die ‘Persönlichkeit’ ebenso auf wie das traditionelle Verständnis des soziokulturellen Zusammenhangs, Erbes oder des ‘Menschen’ als eines soziokulturellen Konzepts. Die ‘Persönlichkeit’ wird zu einer Fiktion, an deren Stelle das Produkt eines Vorgangs tritt, der als ‘Sozialisationsprozess’ einerseits richtig bezeichnet ist, insofern es der gewöhnliche Prozess ist, der dem Gattungsexemplar gemacht wird, ohne expliziten Schuldvorwurf und förmliche Anklage, ohne Verteidigung und Beweiserhebung – es sei denn im Sinne von ‘Eignung’ und ‘Qualifikation’ relativ zum ‘Bedarf’ der Rekrutierungs- und Verwertungszwecke – und mit dem Urteil ‘lebenslänglich’ bzw. der Verurteilung zu ‘lebenslangem Lernen’, anders gesagt, dem sofortigen Übergang in den lebenslangen Vollzug, zu dem dieser Prozess wird, der dem Individuum vom Beginn seines Daseins an gemacht wird, wenn ihm mittels eines ‘Knopfs im Ohr’ ein Datensatz zugewiesen wird, der seine ‘Identifizierung’ ermöglicht, die die ‘Identität’ vollständig substituiert, insofern sich diese auf die an das Gattungsexemplar von heteronomen Zwecksetzungen heran getragene Maß seiner Verwertbarkeit bzw. Eignung reduziert, darüber hinaus aber die forensische Fiktion einer ‘verantwortlichen Person’ ermöglicht, mittels deren in der Praxis über die Selbststeuerung des dressierten Gattungsexemplars entschieden wird, die ihrerseits an den Zwecksetzungen der Formen der Massentierhaltung ihren Maßstab finden, die als Politik imponieren und die Kriterien dafür liefern, nach welchen dieser Kriterien das identifizierte Individuum entlang einer Bewertung seines Verhaltens im Labyrinth des ihm verordneten Daseins eingeordnet und traktiert zu werden hat, damit die Ordnung aufrecht erhalten werden kann.
Die Kriterien des persönlichen Verschuldens, der Entgleisung, der Abweichung von den ‘Leitgesichtspunkten’ einer unter den jeweils gegebenen Bedingungen einzuhaltenden Lebensführung werden ohne Rücksicht auf ‘Bewusstsein’ untersucht und zugeordnet als zu verantwortendes Verhalten oder als nicht zu verantwortendes Verhalten und entsprechend den Sparten ‘Schuld’ und Strafe oder Schuldunfähigkeit und Behandlung zugewiesen, auf der Grundlage der für forensische Zwecke, die erst die Bestrafbarkeit oder andere Einschränkungen der fallierten Selbststeuerung ermöglichen, die sich ansonsten als die kostengünstigste Lösung für die Probleme der Massentierhaltung einer Politik erwiesen hat (Sklavenbefreiung, Befreiung von Leibeigenschaft usw.), die sich als Agentur der systematischsten und am weitgehendsten rationalisierten Verwertung des Nutztiers Homo sapiens auf der Grundlage dieser prädominanten Zwecksetzung etabliert hat, um sie organisatorisch abzusichern, mittels des bekannten ‘Gewaltmonopols’, eine Bezeichnung, die man ernst nehmen sollte als Systemselbstauskunft, was klar werden kann, wenn man sie etwa mit der auch möglichen Auffassung vergleicht, die einer demokratischen Wirklichkeit wesentlich angemessener wäre, indem man vielmehr festlegen würde, dass ‘der Staat’ das Monopol der Anwendung von Gewalt hat um die Gewaltanwendung unter den Bürgern selbst zu verhindern.
Im Übrigen wäre in diesem Zusammenhang das Problem der Freiheit (über die Freiheit der Dressierten sich auf einem ‘freien Arbeitsmarkt’ zu Markte zu tragen, unter Bedingungen der freien Wahl für die Nutzer dieser Freiheit) genauer zu betrachten, indem man die bemerkenswerte These in Betracht zieht, nach der die Bereitschaft des ‘Staates’ sich mit ‘seinen’ Bürgern auf bestimmte Spielräume ihrer Freiheit auf seine Kosten, auf Kosten seines im Prinzip absoluten Verfügungsinteresses zu einigen einfach auf dem Verhältnis beruht, in dem diese sich gegen ihn und dieser sich gegen sie zu bewaffnen vermag, ein Verhältnis, das im neunzehnten Jahrhundert und vor allem in der Phase der Konsolidierung der Staatsgründung der USA der persönlichen Freiheit der Person am günstigsten gewesen ist und seither einer Praxis Platz gemacht hat, mittels der derselbe säkulare, von jeder Rücksicht nach Innen und Außen befreite Staat die ‘Verleihung des Bürgerrechts’ mit der allgemeinen Wehrpflicht derart verbunden hat, dass er sich imstande sah, seine immer aberwitziger werdende Bewaffnung – denn jeder ‘Fortschritt’ in dieser Richtung geht immer ausschließlicher in Richtung der Hochrüstung des ‘Staates’ gegen die Bürger, die sich an allen Fronten der imperialistischen Expansion des Monsters als sein Kanonenfutter wieder finden ganz ohne Rücksicht auf die nur der Verblendung durch die Pseudoreligion des Nationalismus glaubwürdig zu machenden Unterscheidung der Guten von den Bösen anhand der pragmatischen oder pragmatistischen Erfolgskriterien von Sieg oder Niederlage, deren wahre Bedeutung sich nur anhand von Tod oder Überleben ergeben, ohne einen darüber im Ernst hinaus reichenden Sinn erhalten zu können, es sei denn auf dem Wege einer Rabulistik, die sich die Nachkommen und vermeintlichen Erben der Kulturwissenschaften zur eigenen Sache gemacht haben, deren Zustandsbilder sich als Professoren für ‘Ökonomie’ oder ‘Politikwissenschaften’, Soziologie oder Psychologie usw. in den öffentlichen Auftritten bewundern lassen, an denen am meisten imponiert und verwundert, dass niemand diesen Typen anhand ihrer ‘Phantasien ohne Gegenstand’ eine Bescheinigung ihrer professionalisierten Psychosen ausstellt und sie in die Sicherungsverwahrung schickt, auch wenn uns Professor Sinn (!) die Welt vor der Krise wie in der Krise und nach der Krise ‘erklärt’, zu deren Zustand er wie seine Kollegen, ganze ‘Wissenschaftsformationen’, neben den Irren im globalen Finanzbusiness und den auf Präsidentenpositionen zwischen USA, Asien und Afrika mehr beigetragen hat als Anders Breivik, dieses arme Schwein. Sein ‘Irrsinn’ besteht einfach darin, dass er an dem festhielt, was die Heteronomie von heute gestern über die von ihr für ihre Zwecke zurecht gestellten Gattungsexemplare verhängt hat, und was ihn so entschieden determiniert hat, dass er der Verordnung nicht zu folgen vermochte, die ihn anzuweisen versuchte, sich entsprechend zu ‘reorientieren’ ohne dies als Widerspruch oder Zumutung zu ‘empfinden’ oder zu ‘erleben’.
Die ihm bereitwillig attestierte Störung’ ist nichts als das Ergebnis dieses ‘kognitiven Dilemmas’, das zwei einander widersprechende, in der Interaktion nicht auflösbare sets von Anweisungen der heteronomen Gewalt in seinem nervösen System verursacht haben. Das trifft auch für die an ihm bemerkte ‘emotionale Kälte’ zu, die nur der Reflex ist der anonymen Unbeteiligtheit der organisierten Maschine, die anordnet, wie seine ‘Person’ oder Persönlichkeit auszusehen hat, einmal so und ein andermal so, aber ohne Rücksicht auf die Bereitschaft oder die Grenzen des anthropologischen Substrats, auf das die Maschine einwirkt, von Achilles über Ajax bis zum nach Milliarden zählenden anonymen Stalltier der modernen Nutztierverwertung der Biomasse des Homo sapiens, die jeder ‘Einfühlung’ gegenüber dem Gattungsexemplar entbehrt, da sie gar keine Sinne hat, die Derartiges ‘erlauben’, einmal abgesehen davon, dass solche Rezeptionsorgane im Widerspruch stünden zur Zwecksetzung, die sich in der Maschine der organisierten Gewalt unter dem traditionellen Namen der ‘Hochkultur’ gegen den Menschen formiert hat um sich zu der höchsten Form des kannibalischen Selbstverhältnisses zu entfalten, die in der Form des säkularen Staates alle Rücksicht abschüttelt und sich sogar von dem Schein einer Verantwortung für das Leiden der verwerteten Nutztiere ausdrücklich befreit, um ‘die Hände frei zu haben’ für die Erfüllung ihrer ausschließlichen Zwecksetzung als Funktion der Ökonomie der Verwertung des Nutztiers Homo sapiens.
Wiederum ergibt sich das eigentlich unerwartete Ergebnis, dass der Angeklagte weder verantwortlich ist und eigentlich nur unter Aufrechterhaltung einer bei genauer Betrachtung unhaltbaren forensischen Fiktion einer zurechenbaren Person oder Persönlichkeit – das, was so ‘identifiziert’ wird, ist ein Produkt der organisierten Gewaltverhältnisse und ihrer Folgen – als schuldig oder verantwortlich zu betrachten ist, also schuldunfähig ist mit Bezug auf die Beweggründe für seine Handlungen einerseits, andererseits aber auch nicht geisteskrank oder mit einer ‘mental disorder’ einfach entmündigt werden kann, so dass auch auf diesem Wege die Dissimulierung des Zusammenhangs in dem er gerade auch steht, insofern er vor Gericht steht, um sich gegenüber dem Staat zu rechtfertigen, der ihn anklagt ohne sich als organisierte Gewalt in ihm als seinem Produkt, einem seiner Produkte erkennen zu wollen, einfach weil es ihm so weit gelungen ist, die große Masse der Herde in der von ihm nunmehr vorgezeichneten Richtung weiterzutreiben und die idiosynkratische Reaktion eines Individuums, das an den Ergebnissen der Dressur durch den Machtapparat in seiner Ausprägung von gestern festhält indem es die neuen Anordnungen nicht akzeptiert dann als ‘Psychose’ abgetan und damit aus der Welt, aus seiner Welt geschafft werden soll. Die Psychiatrie und Psychologie, die dazu Hilfestellung leistet, diskreditiert sich selbst als Wissenschaft nicht nur, sondern bereits als Wissensform. Man kann die Beflissenen nur vor sich selbst und ihren Bereitschaften warnen, einmal abgesehen davon, dass ja in der Tat die wirklich sadistische Bestrafung, zu der das Rechtssystem ja nicht ermächtigt ist, gerade in dieser Aberkennung einer in der Form der Person anzuerkennenden Handlungsgrundlage des Tuns des Angeklagten bestünde, damit aber das Rechtssystem selbst unter Beihilfe der wissenschaftlichen Assistenz der Psychiatrie eine nicht zulässige Handlung beginge, mithin auch die Psychiatrie.
Daran aber kann man beide dann durchaus erkennen: Das ist ihre Wirklichkeit, und sie haben sich dieses Urteil selbst ausgestellt, indem sie ein politisches Gerichtsurteil fällen um die politische Dimension des Konflikts zu dissimulieren, und die politischen Beweggründe nicht nur, des Angeklagten, sondern auch, dass er, mit den andressierten Einstellungen von gestern, die von derselben organisierten Gewalt ausgingen, der er widerstreitet, gegen die rebelliert, die sie nunmehr angeordnet hat, als zu tragende Überzeugungsuniform der politischen Person des als Untertan der organisierten Gewalt erkennbaren ‘Staatsbürgers’, der einfach nur als das jeweils so oder so neu konfigurierte Massenprodukt der jeweils für die Zwecke der möglichst kostengünstigen Verwertung der Verfügungsmasse der jeweils unter seine Diktate fallenden Untermenge der Gattungsexemplare der Tierart Homo ist und zu parieren hat, damit ihm ein Verstand bescheinigt wird, dem keine psychiatrische Behandlung droht.
Was zu zeigen war.
Nichts, was das von der ‘Ich-Psychologie’ konzipierte, erfundene ‘Ich’ in sich vorfindet an Inhalten ist sein Eigentum oder stammt genuin aus eigenen Beständen. Das Ich in einem formalen Sinne ist vollkommen leer, reine Funktion. Alles, was darüber hinaus jemals gesagt worden ist, kann man getrost in die Tonne klopfen. Es ist Erfindung von Intelligenzen zweiter Klasse, die zu einer hinreichend abstrakten Reflexion nicht imstande sind und fixiert sind auf eine falsche Vorstellung vom ‘Ding’ und von ‘Eigentum’ oder ‘Vermögen’. Erst diese Vorurteile, überführt in die Form der Wissenschaft, können überhaupt solche Irrtümer erzeugen und verfestigen, denen der Angeklagte selbst aufgesessen ist, indem er, was heteronome Kräfte und Gewalten in ihn auf dem Wege des Sozialisationsprozesses, den sie ihm lange schon gemacht hatten, bevor er jemals einem Richter oder Gutachter gegenüberstand, eingefüllt haben, um es als sein ‘Ich’, ‘Selbst’ reflexiv aufzufassen und zu fixieren, als ‘sein Ich’, ‘sein Selbst’ an sich selbst meinte identifizieren zu müssen, indem er die Identifizierung, die ihm schon widerfahren war an sich selbst wiederholte statt sich auf eine Identität zu besinnen, die sich erst jenseits dieser Bestände, einer Masse von ‘Kulturschrott’ hätte finden lassen, indem er sich des Vermögens versichert hätte, das ihn alle Bestände als bloßen Müll, als kontingentes Material ohne Identitätsrelevanz hätte entsorgen lassen können, weil das Ich eben die Funktion der Reflexion auf alle Bestände ist, die das Ich, als Objekt betrachtet ‘enthalten’ mag, sofern es, aufgrund seiner begleitenden Funktionen, des Gedächtnisses, der Rekognition etc. etwas ‘in sich’ vorzufinden meint.
Das variiert nur die Einsicht Kants, die Fichte wiederum herausarbeitete: Dass eine rationale Psychologie unmöglich ist, sofern das Ich als Funktion Subjekt ist. Die auf die Traktierung des Nutztiers, des unterworfenen Tiers absehende ‘Psychologie’, als institutionalisierte Gestalt und Variation der organisierten Gewalt, der sie dient und der sie funktional assistiert, dient dagegen einer ‘materialen’ Identifizierung der Individuen unter dem Gesichtspunkt ihrer Verwertbarkeit und misst daher ‘Intelligenz’, Abweichung, ‘mental disorders’ usw., anders gesagt, sie betrachtet das Ich unter dem Gesichtspunkt der heteronomen Verfügungsabsicht als Objekt, als einen gefüllten Behälter, als funktionales Gefüge, als strukturelles Gebilde usw.
Wenn der Pragmatismus und der Pragmatizismus hinter die Abstraktionsfähigkeit zurückfällt dann aus pragmatischen Gründen. Das Interesse an der Möglichkeit Bewertung des Standes der Dressur, der Verwertbarkeit und an der Möglichkeit, dem Individuum etwas vorzuwerfen, gerade auch im forensischen Sinne, überwiegt, aber auch die Möglichkeit, an der Qualität der Arbeitskraft, des Verwertbaren etwas zu bemängeln, wie beim Gebrauchtwagenhandel. Außerdem verändert die Durchsetzung einer ‘weniger hoch gespannten’ Bestimmung des Ich als Subjekt die Selbstidentifikation des Ich durch den gesunden Menschenverstand zu dem es zugleich verkommt und sich verallgemeinert und verabsolutiert, mittels des Ressentiments gegen die Abweichung von ihm, die der Neid wachsam wahrnimmt und sogleich vollautomatisch sanktioniert, und sei es nur in Form der Ignoranz. Aber sich dazu zu äußern und das gar genauer zu betrachten ist in degenerierenden Demokratien verpönt, durch denselben gesunden Verstand, der befürchten muss, sich seinen tatsächlichen Status als ‘Ausredensubkultur’ bis hinauf in akademische Höhen und wissenschaftliche Kompetenzen deutlicher konturiert vorhalten lassen zu müssen ohne dagegen eine passende und glaubwürdige oder wenigstens der Lüge nicht sogleich überführbare Ausrede zu finden.
Wer das übernimmt und zum Schema der Selbstidentifikation macht, stößt immer nur auf Identifiziertes, aber nicht notwendig auf eine Identität, am wenigsten auf seine. Sich so zu verhalten gehört zur Freiheit eine eigene Meinung zu haben und auch sie zu äußern mit dem ganzen Rest dessen, der daran hängt und den mancher schätzen mag. Das ist dann ein Geschmacksurteil. Anders gesagt: Das darf nicht in Handlung umschlagen wollen. Anders Breivik ist der verzweifelte Versuch eines auf einer falschen Selbstidentifikation beruhendes Ich, das sich mit den heterogenen Inhalten identifiziert hat, weil ihm das von den Metainformationen nahe gelegt wird, die über es verfügen im Namen heteronomer Interessen, die das erzwingen, indem sie sich als Kategorien im Selbst einnisten bzw. mittels akademisch gesteuerter Sozialisationsprozesse implementiert werden in der über das Erleben gesteuerten Regulierung des ‘Selbstwertgefühls’, das wiederum zur Fremdsteuerung der Außengelenkten genutzt wird. In diesem Aberwitz versuchte dieses Individuum etwas zu retten, das es für sein Selbst halten musste, gegen die Anordnungen derselben Heteronomie, die ihm in Gestalt nur anderer, fortschrittlicherer Anordnungen gegenübertrat.
Er konnte unter diesen Umständen nicht erkennen, dass ihm die Heteronomie von Innen, aus dem ‘Inhalt’ seines Selbst als einem Objekt ebenso gegenübertrat wie in Gestalt dessen, dem dieser Inhalt dieses Objektselbst widerstreitet. So wurde er zu einem zumal von dem soziokulturellen Kollektiv, dem er formal zugehört nicht mehr erkennbaren unverständlichen, weil unangepassten Außenseiter, der sich wie ein Block im Strom an scheinbar objektiven Koordinaten festklammerte, während das Kollektiv stromabwärts treibt und seinen Standort ausmacht, indem es, wie die Bürger von Schilda, mit gesundem Menschenverstand eine Kerbe am Bord des Bootes macht, um die Stelle wiederzufinden an der es die Glocke im See versenkt hat, um sie vor dem anrückenden Feind zu retten, anders gesagt, indem sie auf allgemeine Anordnung und mit dem nutzbaren ‘human touch’ der Orientierung im sozialen Nahraum, der bekanntlich die Politik nicht trägt, unter Verzicht auf ein stabiles Koordinatensystem auf ein relatives umsteigt, das sich einfach an dem sozialen Netz der im Strom mitschwimmenden Glieder der Mehrheit der Gemeinschaft ausrichtet und deshalb relativ auf die politischen Mehrheiten immer stabil wirkt und objektiv zugleich, ohne Rücksicht auf die objektiven Koordinaten relativ zum Strom und seinem Grund und Ufer. Dass die sich so auftuende Differenz sich als individuelle Abweichung darstellt ist angesichts des Koordinatensystems völlig verständlich.
Es deshalb als psychotisch zu qualifizieren ist indessen ein perspektivischer Irrtum, der das Unerwünschte und durch eine bedachte Sozialpädagogik unwahrscheinlich Gemachte aus der Welt dieses Konsensus zu schaffen versucht, indem er sich mittels einer nachträglich an dem ‘Phänomen’ angebrachten Index iteriert, das Phänomen ins Irre ausweist, wenn es sich schon nicht aus dem Lande schaffen lässt, auch weil es der politischen Praxis widerspricht, die Abweichung auszuweisen. So rächt sich die unterhalb der Schwelle der Reflexion gehaltene Wahl eines kategorialen Bezugssystems, das sich auf einen politischen Konsensus einer durch Mehrheiten legitimierten Praxis stützt, die keine soziokulturelle Grundlage mit derselben Sicherheit in Anspruch zu nehmen imstande ist mit der sie sich politisch legitimiert meint um sich sogleich mit dem Anspruch auszuweiten, sie sei die soziokulturelle Grundlage selbst, auf die sich die Politik stützen möchte, indem sie sich der Garantie dieser Grundlage meint versichern zu können, weil sie sie anordnet und mittels verordneter Sozialisation verallgemeinert, ohne zu sehen, dass sie mit den erfolgreich durchgesetzten Folgen ihrer Anordnungen von gestern und ihren Person und Persönlichkeit gewordenen Erfolgen in einen Konflikt geraten kann, die sie dann mittels Rechtsprechung meint lösen zu können im Sinne der ‘Palmströmlogik’ Christian Morgensterns, indem ‘nicht sein kann, was nicht sein darf’, weil das nunmehr so angeordnet, weil es Politik ist, und diese meint, mit der Androhung von Sanktionen gegen Leib oder Leben oder die Sozialbiographie ließe sich der eventuelle blowback schon kontrollieren.
Die Rechnung ging nicht auf, und tut dies auch in anderen Fällen nicht, und zwar stets dort, wo sich soziokulturelle Identitäten, wie immer entstanden, mit Inhalten derart amalgamieren oder legieren, dass sie nicht trennbar sind von bestimmten Beständen und ihren latenten Funktionen, nicht zuletzt gerade solche, an denen Identität sich festmacht, als Koordinaten, die die Orientierung in der soziokulturellen Lebenswelt steuern, und als Kategorien, die Selbst- und Fremdidentifikation, also die Kommunikation steuern, die den sozialen Zusammenhang erst stiften und aufrechterhalten, stabilisieren und reproduzieren.
Es sind aber diese Funktionen, denen der immer dreister zugreifende absolute Verfügungswille der Politik über die als Individuen und als Verfügungsmasse schematisierten Gattungsexemplare der Tierart Homo in beschleunigt schrumpfenden Zeitabständen buchstäblich zu Leibe rückt mit dem Anspruch sich ihnen gefälligst unterzuordnen, und zwar ohne Rücksicht auf die anthropologischen Kosten, die das hat, indem sich die Daseinsform Homo nicht zufällig mit eigens geschaffenen soziokulturellen Umgebungen und symbolischen Formen umgeben hat um ihrer Selbsterhaltung willen, die determiniert ist von den Grenzen der zumutbaren Flexibilität des Individuums einerseits und der Stabilität des intergenerationellen Verhältnisses andererseits, in der alles Lernen und alle Kontinuität zugleich wurzeln, auf die die menschliche Existenz, soll sie überhaupt eine sein oder bleiben können, angewiesen ist und bleibt. Wer das alles immer bedenkenloser und immer gedankenloser antastet im Interesse seines Dafürhaltens vom Maß von Legislaturperioden ist kriminell und irre.
Damit hätten wir dann identifiziert wo das pathogene Potential und seine Transmissionsmechanismen zu finden sind und welche Bedeutung und welchen erwartbaren Ort der Symptomträger hat, auf den wir immer deutlicher immer weniger lang warten müssen, wie sich aus der inzwischen vorliegenden Bilanz der Selbstmordattentäter und der Amokläufer ablesen lässt. Sie sind Symptome der Überlastung der anthropologischen Grundlagen des Lebens, wie immer man sie mittels Drohnenkriegführung, Guantanamos, Psychiatrien oder Rechtsprechung und anderen Maßnahmen marginalisiert.
Ihr Gegner ist neben all diesen Machenschaften zu ihrer Bewältigung die Prävention mittels Propaganda und Sozialisation, zwei Formen, die in der allgemeinen verstaatlichten Erziehung und Bildung sowie im Dauerfeuer der Mediendarstellung der Lebenswirklichkeit sowie im verordneten Zwang zum ‘lebenslangen Lernen’ präsent sind, die dafür sorgt, dass unter dem Vorwand einer Wohltat zum Besten aller und des Einzelnen niemand mehr aus der Schule kommt – was die Befehlshaber selbstverständlich ausnimmt, ungeachtet ihrer folkloristischen Anbiederungen, die die Intelligenz von jedem beleidigen, der eine hat - und dass keiner mehr erwachsen wird, und alle das für normal halten, weil die meisten, dabei unter sich bleibend, sich damit abfinden und ihre Umgebung überwachen, damit auch keiner davon ausgeneommen bleibt, der sich in derselben Lage befindet, wobei man von der Eifersucht der Experten absehen kann, die darauf achten, dass ihnen die Klientel erhalten bleibt, unter dem sanften Zwang ihrer Empfehlungen, die darauf hinaus laufen, dass die Kontrolle und Supervision in jedem Fall dafür sorgt, dass die Grundlagen ihrer Selbsterhaltungsstrategien bei der Stange bleiben.
Wie viel, welches Maß von Illusion in dieses Geflecht einer symbolisch und durch ‘Kommunikation’ in ununterscheidbarer Legierung mit der kommunikativ vermittelten Gewalt auf Kosten der Wahrheit dessen, was sich da wirklich abspielt, strukturierten ‘Realität’ eingehen ist damit kaum in die Form der Ahnung eines Widerscheins des Schattens des Umrisses eines Begriffs von Wirklichkeit gebracht.
Die wirkliche Methode und Art, wie man die Gattungsexemplare auf dem Pfad hält ist also etwas subtiler als selbst die Psychiatrie und die Therapeuten derzeit meinen, nicht obwohl sie, sondern weil sie brav gelernt haben sich therapeutisch zu verhalten. Das ist ihre professionelle Identität, eine Frage der unauffällig als professionell durchgehenden Rollendarstellung. Das erstreckt sich auch auf die erzeugte Literatur. Von der Sozialpädagogik ist nicht zu reden. Sie liegt auf dem Niveau des Personals der Ordnungsämter. Die wissenschaftliche Grundlage ist an die Klientel angepasst und entspricht deren durchschnittlichen Un(Bildungsgrad), und einer Bereitschaft, alles bis an die Grenze der Verwahrlosung unter dem Druck des Verhängnisses der allgemein diktierten soziokulturellen Zerstörung der institutionellen Konditionen des Daseins im anthropologischen Sinne als irgendwie auch eine Kultur zu nobilitieren, mittels einer definitorischen Großzügigkeit, in die kriminelle Organisationen, die Mafia und die Prostitution und die Pornographieindustrie problemlos hineinpassen, da man sich sonst dazu entschließen müsste, zu erkennen, was der tatsächliche Zustand und dessen Fortschrittsrichtung ist.
Stattdessen passt man lieber den kategorialen Rahmen an, und wird dabei immer bescheidener, bis zum Verlust aller Kriterien, indem man nur noch Zielgruppenstatistik treibt, die auf jede Kategorie verzichten kann außer denen, die die Auftraggeber in Politik und Wirtschaft gerade setzen. Darüber lässt sich dann stundenlang mit einer netten Moderatorin schnattern, die erkennbar ganz ohne einen Neokortex auskommt, indem die ihre formale Sprechfähigkeit einfach an ihre Triebe abgibt, die das dann schon machen, rein vegetativ, mittels einer quasi heliotropischen Orientierung an dem Erfolgskriterium des persönlichen Fortkommens, der Karriere im Betrieb.
Wohl bekomms!