Noch ein Sommer.
Oder: Ein endloses Gedicht.
18./28. Juli 2011
Ein Sommer kommt, ein Sommer geht,
Bald sind wir wie vom Wind verweht.
Was uns geschenkt ward wird genommen,
Und kaum sind wir ins Sein gekommen,
Wird uns der Ausgang schon gewiesen.
Bald sind wir wie niemals gewesen.
Das Schicksal leistet sich den Scherz:
Es bricht uns gleichmütig das Herz,
Und immer kämpft unser Geschlecht
In einem sinnlosen Gefecht.
Selbst wenn wir siegen, immerfort,
Winkt uns am Ende nur der Tod.
Solche Belohnung winkt dem Kind,
„Wenn sie schön brav gewesen sind.“
Wir sind von Anfang an verloren.
Oh, wäre ich doch nie geboren.
Wenn je ein Schöpfer wär' gewesen,
Er hätte dies nicht zugelassen.
Was wäre das denn für ein Gott
Der uns 'todkrank' geschaffen hat?
Ein böser Neider, voll von Tücke,
Dass er auf uns hernieder blicke:
Wie wir uns mühen, krümmen, strecken
Um dann am Wegrand zu verrecken.
Und der sich köstlich amüsiert,
Wenn ein Bandit uns massakriert,
Oder die Bestie gar belohnt,
Die Menschen schindet und verhöhnt.
Und den, der an der eigenen Art
Als Nutztierhalter sich vergeht:
Ein Gott von Pfaffen, der erfunden
Zur Werbung von 'Expertenkunden'!
Und ihre postmodernen Erben.
Die fahren fleißig fort zu werben,
Wo Saul - als Paulus - klar erkennt:
„Ich werd' Versicherungsagent.“
Ich werde Doktor, Mediziner...
Als Zahnarzt werd' ich Großverdiener.
Als Psychologe werd' ich heut'
Am besten Psychotherapeut.
Und ich verkaufe auch am Ende
Den Sklaven noch die 'Riesterrente'.
Als 'Banker' aber zock' ich: Zapp!
Den Deppen ihr ‘Vermögen’ ab.
Ich weise dabei darauf hin:
'Erklärung' gibt Professor Sinn.
Der ist auf seinen Auftritt geil,
Kassiert dabei je seinen Teil.
Während Millionen stumm verrecken
Sorg' ich für meine Depositen,
Und dass die Explikationen
Nachhaltig alle Flächen decken.
Die ganze menschbewohnte Welt
Wird so rhetorisch betoniert.
Die Philosophen wie man hört,
Haben die Welt stets gern verschont,
Sie haben nicht modernisiert,
Sie haben mehr interpretiert.
'Es kommt drauf an sie zu verändern.'
Nun ja, das hören wir doch gern.“
'Revolution? Dass wir nicht lachen.
Das können wir längst besser machen.
Wir sorgen doch viel länger schon
Für permanente Revolution.
Sie ist Prinzip aller Aktionen,
Damit wir niemanden verschonen.
Ziehen wir so, mit schönen Grüßen
Den Teppich unter allen Füßen,
Und allem Urteil weg, mit List –
Während die Folge der Aktion
Von Anderen zu tragen ist –
Können wir immer sicher bleiben,
Die Nutztiere zum Schlachthof treiben,
Damit sie auf der Strecke bleiben,
Die Herde durch die Gatter treiben,
Damit wir ihre Herren bleiben,
Sie mittels 'Fortschritt' weiter treiben
Und von ihrer Arbeit leben.
In Übung dieses Immergleichen
Schreiten wir fort, hin über Leichen –
Nur dass dies, statt 'Revolution'
anders benannt ist: Innovation! –
'Konservativ' ist auf einmal
Mehr als nur erzradikal.
Das Radikalste, dass es gibt,
Ist was WIR tun und UNS beliebt. --
Was wir seit je und immer tun,
Unter dem Titel der 'Reform'. --
Vor denen Kaiser und Cäsaren
Allenfalls Kleinhandwerker waren.
Alle großen 'Weltenlenker',
Alle Propheten, alle Denker,
Sind, wenn es uns denn je betraf,
Nur Kinder auf dem Ponyhof.
Wir ihr es dreht oder auch wendet:
Durch uns begann wie alles endet.“
„Der Homo sapiens, in der Masse,
Ist nichts als eine Nutztierrasse.
Sie halten sie in vielen Ställen,
Weil sie ihr 'Fleisch' gern nutzen wollen.
Im Großen Ganzen und vor allem
Seid ihr, wenn's recht ist, Kannibalen.“
Das kannibalische Verbrechen,
Kann ungestraft begangen werden
Da ist nur Anklage, nicht Recht
Dem Ankläger geht’s immer schlecht.
Und wie er immer formuliert
Er ist vorher schon diffamiert.
Er ist 'moralisch', 'religiös',
Er ist faul, feig, beklagt sich bloß;
Man hat immer schon erkannt:
„Die Looser sind bloß larmoyant.“
Noch nie hat man eigens beachtet
Wenn Vieh blökt bloß weil man es schlachtet.
Die Hammel wollen ewig leben
Man muss ihnen mehr Arbeit geben
Denn quält man sie auch immerfort
Fürchten sie doch noch mehr den Tod
Man muss sich derart nicht genieren
Leben als Terror zu inszenieren.
Sie halten fest trotz aller Qual
Sie lieben dieses Jammertal
Den Esel, der die Lasten trägt.
Freut's, wenn man die Last erhöht.
Das beste Nutztier freilich ist
Das Tier, das ‘Homo sapiens’ heißt.
'Sozialisation' ist, was bewirkt
Dass man es derart motiviert,
Dass es selbst zusammenklaubt
Wovon es dann sein Gefängnis baut.
In dem es sich dann ohne Rest
Den 'Guten Hirten' überlässt.
Die es von da an treu begleiten,
Und ihm sein Dasein aufbereiten,
Anstelle anderer Predatoren,
Und im Gewand von 'Hochkulturen'.
Die definieren IHRE Welt:
Der Gott der Bestie ist das Geld.
Aus Wappen aller Herrscher starren
Nur Bestien, der der Beute harren,
Als Bild des Anspruchs, der die Welt
Der 'Hochkultur' zusammenhält.
Und alles steuert, alles lenkt.
Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.
Und der Pastor, gerufen eilig
Ruft nichts als: „Heilig, heilig, heilig!“
Der Wissenschaftler, sehr modern,
Verlegt sich aufs Beweisen gern.
Er bestätigt den Befund
Mit einem allervorletzten Grund.
Oder nach Wahl mit Empirie,
Mit Fakten, Daten oder Gründen,
Mit statistischen Befunden –
Milliarden Fliegen sollten irren,
Wenn sie Kothaufen umschwirren?
Das kann doch nur den Schluss zulassen:
Ihr müsst noch viel mehr Scheiße fressen! –
Im Unterschied zu Religionen
Mit Alternativillusionen...
Der Gott der Lämmer ist ein Lamm.
Das schert man über einen Kamm,
Und erklärt dem Lamm voll Hohn:
„Das ist BLOSS eine Religion!“
Es kann daher durchaus nicht geh'n
Hier Grund für ein Gesetz zu seh'n.
Das etwa sollte dies gebieten:
'Du sollst nicht (Deinesgleichen) töten.'
Und schließlich kann man noch ausweichen:
„Wir sind eben nicht Euresgleichen,
Als Leuen, Adler und und als Hirten,
Die wir als eure Herr'n gebieten.
Ihr schmückt den Tisch, wenn wir bewirten.
Als Braten ohne Kopf und Darm.
Halten wir Euch im Ofen warm.
Unser Gott ist andersartig,
Und sein Wille unerforschlich.
Er ist, dass es nur keiner wage,
Jenseits jeder Lämmerfrage,
Und unerforschlich wie er ist,
Setzt er die Zeit des Schlachtfests fest.
Sein Ratschluss ist auf jeden Fall
Immanent ganz rational.
Die Nachzucht, Pflege und Kontrolle
Erlaubt er uns in jedem Falle,
Und zwar ganz gewissenhaft
Mittels moderner Wissenschaft.